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Vollständige Version anzeigen : Große Reden



Aufklärer
17.10.2003, 21:07
Hier können oder sollen Große Reden von großen Staatsmännern aus ALLEN Epochen und allen politischen Richtungen reingestellt werden.

Ich mache den Anfang mit Joachim v. Ribbentrop

Reichsminister des Auswärtigen

Der Freiheitskampf

Europas

Rede vom 26. November 1941 in Berlin




Eure Exzellenzen!
Meine Herren!
Meine Parteigenossen!
Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen zu dieser heutigen Veranstaltung, die dazu bestimmt ist, den in Berlin anwesenden Mitgliedern der Reichsregierung, den Angehörigen von Staat, Partei und Wehrmacht, den Vertretern von Kunst und Wissenschaft, der Industrie, und Männern aus allen Bereichen des deutschen Lebens Gelegenheit zu geben, mit unseren sehr willkommenen Gästen aus dem Ausland bekannt zu werden.

Ich begrüße in unserem Kreise insbesondere auch die Vertreter der in- und ausländischen Presse und des Rundfunks.

Meine Herren! Wir haben die Ehre, die Außenminister der Mehrzahl der europäischen Staaten sowie die Vertreter der uns befreundeten Staaten des Fernen Ostens, und zwar die Repräsentanten von Italien, Japan, Ungarn Mandschukno, Spanien, Rumänien, Bulgarien, der Slowakei, Kroatien, Finnland und Dänemark in diesen Tagen in unserer Reichshauptstadt zu sehen. Mit den Repräsentanten dieser die Ordnung liebenden Staaten, zu denen auch noch China getreten ist, haben wir gestern einen heiligen Pakt gegen die Komintern bestätigt, der den Willen ihrer Völker zum Ausdruck bringt, bis zur endgültigen Errettung unserer Länder vom Kommunismus zusammenzuarbeiten und dabei nicht eher zu ruhen, bis auch der letzte Rest dieser furchtbarsten geistigen Krankheit der Menschheit beseitigt ist.

Die besondere Freude und Genugtuung der Reichsregierung zu diesem bedeutsamen Ereignis, daß ein Markstein auf dem Wege des Zusammenschlusses und der Gestaltung des neuen Europa und der Herbeiführung einer gerechteren Ordnung auch in der übrigen Welt ist, sei hier nochmals zum Ausdruck gebracht.

Meine Herren! Ich möchte nun die heutige Gelegenheit wahrnehmen, um Ihnen einen kurzen Überblick über die Entstehung und den bisherigen Verlauf des Krieges sowie über die Auffassung der Reichsregierung zur gegenwärtigen außenpolitischen Lage zu geben.

Durch das Heldentum der deutschen Wehrmacht und der verbündeten Truppen Italiens, Rumäniens Ungarns und der Slowakei. des tapferen Volkes im Norden und der freiwilligen Kontingente aus Spanien, Frankreich, Kroatien, Dänemark, Norwegen. Holland und Belgien ist die staatliche Macht des Kommunismus und Bolschewismus gebrochen sind wird sich -- nach einem Wort des Führers --niemals mehr erheben.

Zwei große Männer, der Führer Deutschlands und der Duce Italiens, waren es, die als erste vor über 20 Jahren diese Gefahr erkannten und die den Kampf gegen diese letzte Verfallserscheinung der Anschauungen und Sitten eines vergehenden Zeitalters aufnahmen und ihre gesunden Völker von dem sich auftuenden Abgrund zurückrissen. Diese Tat gehört heute schon der Geschichte an! Nachdem jedoch die beiden Führer durch ihr Beispiel und durch ihre Lehre des Nationalsozialismus und Faschismus die innere Voraussetzung für die Existenz ihrer Völker überhaupt geschaffen hatten, begegneten sie bei dem zweiten Schritt. nämlich der Sicherstellung der Zukunft ihrer Völker nach außen, einer fast unüberwindlich scheinenden Feindschaft in der Außenwelt. die Demokratien des Westens, geführt von einer verhältnismäßig kleinen Schicht von Ausbeutern ihrer eigenen Völker, erstarrt in der egoistischen Denkungsweise der Besitzenden, und gewöhnt an die Ausbeutungsparagraphen des Vertrages von Versailles, eines Aktes des Wahnsinns, wollten von Revisionen, auch den dringendsten, nichts wissen. Sie stemmten sich von Anfang an gegen jeden vernünftigen Versuch des Führers und des Duce, dem deutschen und italienischen Volk, die beide in der Vergangenheit bei der Verteilung der Güter dieser Erde zu kurz gekommen waren, auch nur das Fundament des Lebens, nämlich das tägliche Brot zu sichern.

Meine Herren! Es ist heute fast unvorstellbar, daß England diesen Krieg gegen Deutschland vom Zaune gebrochen hat weil Deutschland im Zuge einer freiwilligen Abstimmung die deutsche Stadt Danzig in den Reichsverband zurück haben und eine Autobahn durch den Danziger Korridor bauen wollte. Freilich war dies nur der augenscheinlich äußere Anlaß für Englands Kriegserklärung an Deutschland vom 3. September 1939. In Wahrheit gönnten die Machthaber des damals noch die Welt beherrschenden England, die sich in der Rolle einer europäischen Gouvernante besonders gefielen, Deutschland nicht den Platz, der einem großen Volke in Europa zukam, oder der ihm etwa gar ein sorgenfreies Leben gewährleistet hätte. Man fragt sich, warum? Die Antwort kann nur lauten: Aus reiner Machtanmaßung Britanniens, das mit 45 Millionen Engländern selbst ein Drittel der Erde beherrscht, dagegen dem deutschen Volke von mehr als 80 Millionen nicht den ihm benötigten, selbst bescheidensten Lebensraum gönnte und aus Sorge seiner Regierenden vor deutscher Tüchtigkeit und vor dem sozialen Beispiel eines wiedererstarkten Deutschland. Anstatt die deutsche Gleichberechtigung wieder herzustellen und auf dieser Basis der Parität zwischen den beiden Völkern einen Ausgleich ihrer gegenseitigen Belange zu suchen, und darüber hinaus eine nützliche Interessengemeinschaft der übrigen Welt gegenüber zu begründen, glaubten die damals Regierenden nur durch eine nochmalige Unterdrückung Deutschlands ihren eigenen unberechtigten Herrschaftsanspruch sicherstellen zu können.

Demgegenüber hat der Führer mit England eine Politik der Großzügigkeit und Langmut betrieben, die im Vergleich zu dem deutschen Volk in der Vergangenheit von England angetanen schwersten Unrecht wohl als beispiellos bezeichnet werden kann, und die dadurch zu verstehen war, daß der Führer in konsequenter Verfolgung seines damals gefällten Entschlusses alles tun wollte, um eine Einigung mit England zum Nutzen und Vorteil der beiden Länder zu versuchen. Wenn man sich die Vorteile dieser Politik des Führers für England vergegenwärtigt.. die nicht nur in einer territorialen und maritimen völligen Sicherstellung des englischen Inselreiches, sondern darüber hinaus in der Bereitwilligkeit zum Einsatz deutscher Machtmittel für die Erhaltung des britischen Imperiums bestanden, so wird sich heute jeder vernünftige Mensch an den Kopf fassen, mit welcher Blindheit die britischen Staatsmänner geschlagen waren. Freilich schon damals während dieser Verhandlungen wurde uns klar, daß entscheidende, vor allem jüdische Kräfte in England die Auffassung vertraten: entweder findet sich Deutschland mit der ihm von England zugedachten politischen Rolle in Europa, das heißt der Rolle einer inferioren Nation ab und akzeptiert das von England für das deutsche Volk als angemessen befundene Lebensniveau ganz gleich, ob dieses Niveau erträglich ist oder nicht oder es gibt Krieg!

Bei allen Verhandlungen der damaligen Zeit war diese versteckt oder offen ausgesprochene Kriegsdrohung immer die letzte Weisheit der britischen Staatsmänner. Ich kann hierfür getrost als Kronzeuge auftreten, da ich in den Jahren seit der Machtergreifung immer wieder die Angebote des Führers nach England überbrachte und jedesmal zurückkommen und dem Führer melden mußte, daß die Engländer in ihrer Verbohrtheit abgelehnt hätten, und daß England wohl bei der ersten ihm günstig erscheinenden Gelegenheit uns den Krieg erklären würde. Diese Verbohrtheit war fast unverständlich: sie bestärkte uns aber in dem Urteil über die wahren Gefühle der englischen Regierenden Deutschland gegenüber. Wer solche einmalig günstigen Angebote ablehnt, der ist zum Kriege entschlossen! Das war unsere Überzeugung. Ob die neunmalklugen englischen Propagandisten danach recht haben, wenn sie sagen, ich hätte dem Führer in Unkenntnis des englischen Wesens und in Verkennung des englischen Charakters berichtet, England werde niemals kämpfen, will ich gern dem Urteil der Zukunft überlassen. Aber die Zukunft wird auch noch über etwas anderes sehr viel Wichtigeres entscheiden, nämlich darüber, ob die englischen Staatsmänner damals eine weise Politik getrieben haben oder nicht. Ich für mein Teil glaube. sie hat darüber schon entschieden. Denn der Unterschied zwischen damals und heute dürfte wohl selbst dem beschränktesten Engländer einleuchten. Damals: das deutsche Bündnisangebot der Sicherung Englands und seines Imperiums gegen Anerkennung der bekannten deutschen Revisionen von Versailles und Rückgabe der deutschen Kolonien; und heute: England in aussichtslosem Kampf gegen die stärkste Mächtekoalition der Welt.

Mit der Eröffnung der Feindseligkeiten hatte der Engländer sein altes, ihm in Fleisch und Blut übergegangenes Spiel wieder aufgenommen, andere Staaten, das heißt ein Land nach dem anderen in Europa für sich kämpfen zu lassen. Zunächst Polen. Hätte England Polen nicht garantiert, so wäre es ohne Zweifel zu einer friedlichen Einigung mit Deutschland gekommen. Aber England oder vielmehr Herr Churchill, der, wie wir kürzlich erfuhren, schon damals hinter dem Rücken seines eigenen Premierministers Chamberlain mit Herrn Roosevelt konspirierte und zum Konflikt trieb, stachelte Polen zum Widerstand auf, um so den Anlaß zum Kriege gegen Deutschland zu haben. Zu gleicher Zeit mußte Frankreich, mit dem Deutschland ebenfalls den Weg der gütlichen Einigung beschritten hatte, auf Geheiß Englands losschlagen. Von England abhängige Dummköpfe oder Verbrecher haben dieses Land dazu gebracht. Dann kam Norwegen an die Reihe, dann Holland und Belgien. Jedoch in wenigen Monaten gelang es der deutschen Wehrmacht, diese Länder niederzuwerfen und zu besetzen, und England bekam sein glorreiches Dünkirchen! Italien aber trat in diesem Kampf der Besitzenden gegen die Habenichtse an die Seite des Reiches.

Aber noch hatte England nicht genug. Von der Idee besessen, sich doch noch in Europa festsetzen zu können, wandte es sich dem Balkan zu. Die Achse machte in dieser Zeit jede nur erdenkliche diplomatische Anstrengung um dem Balkan den Frieden zu erhalten. Vergebens! England - anstatt die Lehre von Dünkirchen zu beherzigen - versuchte, Griechenland und Jugoslawien in den Dienst seiner Interessen einzuspannen. In der richtigen Erkenntnis dieser Lage und der von diesen Staaten bereits seit langem angestifteten Intrigen, unneutralen Handlungen und sogar militärischen Unterstützungen gegen Italien bei seiner Kriegführung im Mittelmeer hat der Duce den auch hier von England provozierten Kampf zunächst gegen Griechenland aufgenommen und die militärischen Operationen eröffnet. Als Dann auch Jugoslawien endgültig auf die Seite Englands trat und England nunmehr seine Hilfsvölker aus Australien und Neuseeland offen einsetzte, hat die Achse nach Eintreten der besseren Jahreszeit auch diesen Teil Europas in wenigen Wochen von den Briten reingefegt. So wurden Serbien, Griechenland und Kreta das Opfer dieser staunenswerten britischen Strategie. Daß der Präsident der Vereinigten Staaten bei diesem neuen englischen Abenteuer wiederum eifrig Mithilfe geleistet hat, sei nur nebenbei erwähnt.

Aber auch darüber hinaus gibt es kaum ein Land in Europa, das England nicht versucht hätte, für sich zu gewinnen oder für sich kämpfen zu lassen. Jedoch die Einsicht und reale Beurteilung der Lage hat die verantwortlichen Staatsmänner dort veranlaßt, den richtigen Weg zu wählen und sich solchen englischen Garantieangeboten und sonstigen Einflüsterungen zu verschließen.

Doch auch die entscheidende militärische Abfuhr, die England sich im Norden, Westen, Süden und Südosten Europas geholt hatte, ließ es nicht ruhen. Die ganze Hoffnung des Herrn Churchill und seiner deutschfeindlichen Helfershelfer aus den Vereinigten Staaten mit Herrn Roosevelt an der Spitze galt nunmehr dem 0sten. Ich komme damit, meine Herren, zu der Phase des gemeinsamen Freiheitskampfes, die, des bin ich sicher, eines Tages als die entscheidende sowohl für den Ausgang dieses Krieges als auch für das Schicksal Europas und damit für die Zukunft der gesamten Kulturwelt überhaupt bezeichnet werden wird: der Feldzug gegen Sowjetrußland!

Ich darf hier zunächst daran erinnern, daß Deutschland im Jahre 1939 in der Hoffnung, zwischen dem deutschen und russischen Volk doch noch einen Ausgleich zu finden einen Vertrag mit Moskau abgeschlossen hatte, und zwar auf der Basis des gegenseitigen Nichtangriffs und der Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären. Wegen der sich diametral entgegenstehenden Weltauffassungen des Nationalsozialismus und des Bolschewismus ist dieser Schritt damals dem Führer nicht leicht geworden.

Bestimmend waren für ihn hierbei folgende Erwägungen: Im Rahmen der im Gange befindlichen Einkreisungspolitik hatte England den verschiedensten Ländern in Europa Garantieangebote gemacht, mit der Motivierung, daß diese Länder von deutschen Expansionswünschen bedroht seien. Ferner bemühten sich England und Frankreich zu dieser Zeit, durch Angebote eines Beistandspaktes die Sowjetunion als Schlußstein in ihre Einkreisungspolitik gegen Deutschland einzufügen. In der Erkenntnis, daß das Gelingen eines solchen Planes, das heißt die Herbeiführung einer Mächtekoalition England, Frankreich. Sowjetrußland eine ungeheure Gefahr für Deutschland und für ganz Europa und damit auch vor allem für die kleineren Nachbarstaaten im Süden und im Norden bedeuten würde, hat der Führer die Haltlosigkeit der Deutschland zugeschriebenen Expansionswünsche Moskau mitgeteilt. Als die deutsche Delegation nach Moskau kam, waren die Verhandlungen zwischen der sowjet-russischen Regierung und den englisch - französischen Militärkommissionen auf dein Höhepunkt. Indem es nun der deutschen Delegation gelang, ihrerseits eine Entspannung mit Rußland herbeizuführen. hat Deutschland zumindest das sofortige Eindringen des Bolschewismus in Europa verhindert. Zugleich hatte der Führer dabei die Hoffnung, die infolge gewisser Erscheinungen in Rußland und bestimmter Nachrichten von dort berechtigt schien, daß in der weiteren Auswirkung dieser Verständigung die Sowjetunion ihre Idee der Weltrevolution aufgeben und auch sonst allmählich zu einem friedlichen Nachbarn für Deutschland und die anderen an Rußland angrenzenden Länder Europas werden könnte. Deutschland hat dann auch in loyaler Durchführung seiner Erklärungen seit dem Sommer 1939 eine völlige Umstellung seiner Politik gegenüber Rußland vorgenommen. Es hat sich stets auf seine rein deutschen Interessensphären beschränkt, und es hat mit viel Geduld in allen auftauchenden Streitfragen eine gütliche Verständigung mit den Sowjets herbeizuführen versucht. In seinem Wunsche nach Ausräumung aller Konfliktmöglichkeiten und um jeglicher Verdächtigung von vornherein vorzubeugen, ist es sogar so weit gegangen, die gesamten Volksdeutschen aus den Grenzländern nach Deutschland umzusiedeln.

Wenn die Reichsregierung nun glaubte, dadurch eine entsprechende Haltung der Sowjetregierung auch gegenüber dem Deutschen Reiche selbst oder gar der Umwelt herbeiführen zu können, so wurde sie bekanntlich schwer enttäuscht. In der Note, die der Sowjetregierung vom Auswärtigen Amt am 22. Juni 1941 übermittelt wurde, hat die Reichsregierung der Weltöffentlichkeit bekanntgegeben, in welch schmählicher Weise sie von der Sowjetregierung hintergangen worden ist, und daß die Sowjets die Abmachungen des Jahres 1939 nur als taktische Schachzüge betrachtet hatten. Stalin sah voraus, daß England zum Kriege gegen Deutschland entschlossen war. Er hoffte auf einen langen Ermattungskrieg zwischen Deutschland und den westlichen Demokratien, der es ihm ohne besonderen Kraftaufwand ermöglichen würde, den Bolschewismus nach Europa vorzutreiben. In dieser Hoffnung sah er sich durch unseren schnellen Sieg über Frankreich und die Vertreibung der Engländer aus Europa getäuscht. Nunmehr änderte er seine Taktik spann sofort wieder seine Fäden mit England und Amerika und beschleunigte den militärischen Aufmarsch gegen Deutschland. - Das Auswärtige Amt hat damals im einzelnen dargelegt, wie trotz des deutsch - russischen Paktes kommunistische Agenten auch weiterhin Zersetzung, Spionage und Sabotage gegen Deutschland betrieben und wie die Komintern in den Ländern auf dem Balkan und im gesamten übrigen Europa ihre Propagandatätigkeit fortsetzten. Es hat ferner darauf hingewiesen, wie die Sowjetmacht, entgegen allen Abmachungen, die Gebiete Osteuropas weiter bolschewisierte, wie die Sowjets im Norden die Preisgabe Finnlands und im Südosten die Preisgabe Bulgariens und die deutsche Zustimmung zur Einrichtung militärischer Stützpunkte an den Meerengen von Deutschland verlangten, und wie der Führer diese Ansinnen ablehnte, wie die Sowjets die Rote Armee vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer immer weiter nach Westen verschoben, bis zuletzt an unseren, den finnischen und rumänischen Grenzen die ganze russische Streitmacht gegen Europa aufmarschiert war, und wie die Sowjets schließlich begannen, Zug um Zug mit ihrem militärischen Aufmarsch immer offener auch diplomatisch gegen Deutschland Stellung zu nehmen. Die sowjetischen Umtriebe in Bulgarien, Ungarn, Rumänien und in Finnland bis zum Abkommen mit Serbien seien hier nochmals erwähnt. Insbesondere aber hat die Note des Auswärtigen Amtes damals schön darauf hingewiesen, daß nach den der Reichsregierung vorliegenden Unterlagen bereits während des ganzen Jahres 1940 der englische Botschafter Cripps in Moskau die Sowjets für die englischen Ziele doch noch zu gewinnen suchte, und wie erfolgreich diese Versuche waren. Inzwischen hatte nun die Reichsregierung präzise Unterlagen über die geheimen Sitzungen des englischen Unterhaus während des Jahres 1940 erhalten. Aus diesen Unterlagen geht völlig einwandfrei hervor, daß das Unterhaus nach dem Zusammenbruch Frankreichs über den Fortgang und die Chancen des Krieges begreiflicherweise außerordentlich besorgt war. Herr Churchill hat nach den uns vorliegenden Unterlagen dann versucht, die Unruhe des Unterhauses zu besänftigen und das englische Volk erneut für seine Kriegspolitik zu gewinnen, indem er vor dem Unterhaus folgendes erklärte:

1. er habe auf Grund der von Botschafter Cripps in Moskau geführten Verhandlungen nunmehr die präzise Zusage erhalten, daß Sowjetrußland in den Krieg auf englischer Seite eintreten würde, und

2. habe er die uneingeschränkte Zusage des Präsidenten Roosevelt zur Unterstützung der englischen Kriegführung.

Nach den uns zugänglich gemachten Berichten über diese Geheimsitzungen ist es Herrn Churchill schließlich nur durch diese Erklärungen gelungen, die bedenkliche Stimmung bei vielen Abgeordneten zu beseitigen und sie bei der Stange zu halten.

Englische und russische Agenten arbeiteten 1940 auf dem Balkan bereits gemeinsam gegen die deutschen und italienischen Interessen. Anfang des Jahres 1941 verdichtete sich diese schon erwähnte englisch-sowjetische Zusammenarbeit immer mehr, bis sie mit Ausbruch der Balkankrise Anfang April dieses Jahres vor aller Welt offenbar wurde. Unwiderlegbar hat die Note des Auswärtigen Amtes ebenfalls festgestellt, daß der nach Beitritt des damaligen Jugoslawien zum Dreierpakt in Belgrad angestiftete Putsch von England im Einvernehmen mit Sowjetrußland inszeniert wurde. Das Ziel dieses englischrussischen Planes war, die auf dem Balkan befindlichen deutschen Truppen nach Möglichkeit von drei Seiten anzugreifen, ein Plan, der bekanntlich dank der Haltung unserer Balkanfreunde und der türkischen Regierung durch die schnellen und entscheidenden Siege der Achse vereitelt wurde.

Der kurz vor Ausbruch des deutsch - russischen Krieges bekannt gewordene Aufruf von Lord Beaverbrook zur Unterstützung Rußlands mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und seine Aufforderung an die Vereinigten Staaten von Amerika, ein Gleiches zu tun, beleuchtete zum ersten Male vor aller Öffentlichkeit den wahren Stand der englisch - russischen Beziehungen, so daß die kurz nach Ausbruch der deutsch-russischen Feindseligkeiten zwischen London und Moskau veröffentlichte Bündnisabmachung nur die offizielle Bestätigung eines Zustandes war, der in Wirklichkeit bereits im geheimen seit langem bestanden hatte. Tatsächlich liegt heute vor aller Welt klar, daß der Vabanquespieler Churchill, indem er Sowjetrußland zum Bruch mit Deutschland trieb, wobei sich seine Wünsche mit denen Roosevelts und Stalins trafen, seine letzte Karte in Europa gegen Deutschland ausspiele und sich von dieser alles erhoffte. Mit Churchill ließ nun auch die ganze jüdisch-angelsächsische Welt, getragen von der Hoffnung, daß Rußland doch noch imstande sein könnte, eine Wandlung in der für England so fatalen militärischen Lage in Europa herbeizuführen. jede Maske fallen. In selten unwürdiger Weise wurde von den westlichen Demokratien über Nacht das aggressive Bündnis mit dem Bolschewismus verherrlicht. Englische Konservative und amerikanische Milliardäre, die bis dahin jeden Kontakt mit Bolschewisten wie mit Aussätzigen abgelehnt hatten, erklärten der Welt, Rußland sei ein Land der Freude, des Lachens und des Wohlbehagen Bürgertums. Englische und amerikanische Gewerkschaftler und Landwirtschaftler bewiesen haargenau ihren erstaunten Zuhörern, daß die Sowjets ein wahres Paradies satter und zufriedener Arbeiter geschaffen hätten, und daß die Kolchose das Fundament für die Erhaltung eines wohlhabenden und auf fetten Höfen lebenden Bauernstandes sei. Jüdische und britische Gelehrte und Mitglieder kultureller Vereinigungen erklärten in ihren Klubsesseln in London und New York, die Sowjetunion sei von jeher die Hochburg wissenschaftlichen und kulturellen Schaffens gewesen. Erzbischöfe, Bischöfe und Kardinäle, die noch bis vor kurzem Rußland als die Wiege des Atheismus in heiligem Eifer bekämpft hatten, verkündeten plötzlich, die Sowjetunion sei immer die Wiege des Christentums gewesen und heute ihr Beschützer, und der Erzbischof von Canterbury betete im offiziellen Gottesdienst für die Rote Armee und seinen Freund Stalin. Churchill und Roosevelt erklärten ihren Völkern, daß keine Regierungsform den von ihnen proklamierten heiligen Grundsätzen der Demokratie näher käme, als das bolschewistische System. Alles überschlug sich in den westlichen Demokratien an erbärmlichen Liebes- und Sympathiebezeugungen für den jüdisch-bolschewistischen Verbrecherstaat, während die von Stalin ersehnte materielle Hilfe allerdings ausblieb. Wesentlich realistischer klang es ja dann auch, wenn Churchill und Stalin sich vor kurzem gegenseitig als "old war horses" bezeichneten. Dies scheint mir ihrer gegenseitigen wahren Einstellung wohl erheblich näher zu kommen.

In fünf Monaten ist nun auch diese letzte militärische Hoffnung der Angelsachsen in Europa zunichte geworden. Meine Herren! Ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn ich behaupte, daß diese fünf Monate des Feldzuges im Osten als die bisher größte militärische Tat der Weltgeschichte bezeichnet werden wird. In diesen fünf Monaten ist es gelungen, im Kampf gegen einen zäh und verbissen und aus Angst vor dem Genickschuß seiner Kommissare meist bis zum Todesmut kämpfenden Gegner, gegen unabsehbares Kriegsmaterial, Artillerie, Tanks modernster Art usw., gegen die operative Schwierigkeit des ungeheuren russischen Raumes, gegen ungünstiges Wetter, Schlamm, Regen, Schnee, Kälte und auf den in unbeschreiblichem Zustand befindlichen Wegen dieses Landes die gut ausgerüstete und zahlenmäßig größte Armee der Welt vollkommen zusammenzuschlagen. Es ist dies eine Ruhmestat unserer Soldaten und der verbündeten Truppen, die jedem, der die einzelnen Phasen dieses gigantischen Kampfes auch nur aus der Ferne miterlebt hat, mit fassungsloser Bewunderung erfüllt, und auf die die Heimat nur mit Ehrfurcht blicken kann. Jedoch ich glaube, alle Heldentaten unserer wunderbaren Truppen wären trotz allem vergebens gewesen. wenn nicht ein allumfassendes, einmaliges Feldherrngenie diese Schlachten gelenkt hätte.

Das Geheimnis, mit dem der russische Koloß sich bewußt umgab und das ihm in den letzten beiden Jahrzehnten fast völlig von der Außenwelt abschließen ließ, wurde erst im Verlaufe dieses Feldzuges in seinem vollen Umfange enthüllt. Getrieben von ungezügeltem Machtdrang hat hier ein dem Weltjudentum verschriebener Tyrann die ganze Kraft seiner Völker von zusammen 190 Millionen auf ein Ziel gerichtet: Die Eroberung der Welt durch das bolschewistische Moskowitertum. In der Erkenntnis, daß Propaganda allein zur Erreichung dieses Zieles kein ausreichendes Mittel sei, hat Stalin mit eiserner Konsequenz und Rücksichtslosigkeit Sowjetrußland für die Lösung dieser Aufgabe mit Gewalt vorbereitet. Menschen und Material wurden mit dem gleichen Fanatismus für dieses Ziel eingesetzt. Der kulturelle und materielle Lebensstandard der Russen entspricht dem Niveau von Sklaven. Hausend zumeist in armseligen Höhlen und halb verhungert hat der heutige Russe alles verloren was das Leben für uns lebenswert macht. Leistung, Schönheit, Familie, Gott sind für ihn keine Begriffe mehr. Stumpf, hart, grausam, ohne Lebensfreude und Ideale ist der Russe auf eine Stufe gesunken, von der man sich kaum eine Vorstellung machen kann Es liegt eine tiefe Tragik in der Tatsache und in der Erkenntnis daß ein von Menschen selbst erfundenes System in knapp einer Generation es fertigbringt, Menschen fast zu Tieren zu machen. In einer Zuchthausatmosphäre wurden Bauern und Arbeiter zum Kriegshandwerk gepreßt und der letzte Rubel ausgegeben für die Rote Armee des Weltjudentums, für Rüstung und nochmals Rüstung. So entstanden dort, wo sich noch vor wenigen Jahren Dörfer und kleine Städte befanden, ungeheure Rüstungs- und kriegswirtschaftliche Betriebe, dort, wo friedliche Äcker gelegen hatten, entstand ein großes Netz strategischer Eisenbahnen und Flugplätze, besonders entlang den Westgrenzen dieses riesigen Reiches. Vor allem aber entstand die zahlenmäßig stärkste Armee mit dem größten Material an Tanks, Artillerie, Flugzeugen usw., die je auf der Welt existiert hat.

Sobald die politische und militärische Lage in Europa ihr günstig erschien, sollte die jüdisch -bolschewistische Stahlwalze Europa zermalmen. Als die deutsche Armee noch in letzter Minute am 22. Juni dieses Jahres zustieß, war der große offensive Aufmarsch der Roten Armee gegen Europa gerade vollendet.

Meine Herren! Alle Berechnungen und Voraussagen über die Machtentfaltung dieses russischen Kolosses und über die Intentionen seines Diktators Stalin Europa gegenüber wurden durch die Wirklichkeit noch weit übertroffen: Daß es dem Führer mit den deutschen und verbündeten Truppen gelang, in den gewaltigen Vernichtungsschlachten im Jahre 1941 diesen Koloß zu zertrümmern und Europa vor der Vernichtung und der ewigen Versklavung durch den jüdischen Bolschewismus zu retten, hierfür wird die Nachwelt ihm ewig Dank wissen. Der ruhmreiche Anteil der finnischen Helden im Norden! an diesem gemeinsamen Freiheitskampf sichert ihnen für immer einen Platz im Herzen des deutschen Volkes.

Die Folgen dieser sowjetrussischen Niederlage und der Besetzung des weitaus größten Teiles des europäischen Rußland im Jahre 1941 möchte ich wie folgt zusammenfassen:

1. Militärisch hat damit der letzte Bundesgenosse Englands auf dem Kontinent aufgehört. ein Faktor von Bedeutung zu sein. Deutschland und Italien mit ihren Bundesgenossen sind damit in Europa unangreifbar geworden! Gewaltige Kräfte aber werden frei!

2. Wirtschaftlich ist nunmehr die Achse mit ihren Freunden und damit ganz Europa unabhängig von Übersee. Europa ist ein für allemal blockadefest geworden. Das Getreide und die Rohstoffe des europäischen Rußland können die Bedürfnisse Europas voll befriedigen. Seine Kriegsindustrie wird der Kriegswirtschaft Deutschlands und seiner Verbündeten dienstbar gemacht, wodurch das Kriegspotential Europas noch weiter gewaltig gesteigert wird. Die Organisierung dieses riesigen Raumes ist bereits in vollem Gange.Damit sind die beiden letzten und entscheidenden Voraussetzungen für den Endsieg der Achse und ihrer Verbündeten gegen England geschaffen.

Mit Ablauf des Kriegsjahres 1941 haben Deutschland und seine Verbündeten sowohl den bevölkerungsreichsten Teil Rußlands als auch den größten Teil des russischen Gebietes besetzt, der in bezug auf Rohstoffe und Getreide von Bedeutung ist. Auch befindet sich in diesem Gebiet der weitaus überwiegende Teil der sowjetrussischen Industrie. Angesichts der den Russen noch verbleibenden Möglichkeiten auf militärischem und wirtschaftlichem Gebiete ist es nicht allzu schwer, die Prognose für den weiteren Ablauf der Dinge im Osten zu stellen. Der Mangel an ausgebildeten Soldaten und Material setzt die Sowjets außerstande, für die Zukunft militärische Kraftanstrengungen zu entfalten, die im Rahmen der Gesamtlage von kriegswendender Bedeutung sein könnten.

Unter dem Gesichtspunkte der Gesamtkriegsführung befinden sich damit die Achse und ihre Bundesgenossen heute gegenüber England und seinen Helfern in einer strategisch absolut beherrschenden Lage. Die Feldzüge im Norden, Westen, Osten und Südosten Europas sind für die Achse gewonnen, und, was die Phantasie englischer Strategen auch noch im Schilde führen mag, an den in Europa geschaffenen harten Tatsachen wird sie niemals mehr etwas ändern können. Wie in Europa so hat sich auch in Afrika England schon einmal davon überzeugen können, was kühner Angriffsgeist und die Schlagfertigkeit unserer Truppen auch in diesen Gebieten zu leisten vermögen. Zurzeit ist der Kampf dort erneut entbrannt. Im übrigen liegen diese Gebiete auf lange Sicht betrachtet für die Achse geographisch günstiger als für die Angelsachsen deren Weg über weite Ozeane dorthin führt.

In der weiteren Kriegführung stehen sich nunmehr gegenüber: die englischen Inseln mit ihren nordamerikanischen Mithelfern über dem Ozean auf der einen Seite und der gewaltige europäische Block auf der anderen Seite. Deutschland und Italien sind in der Lage die entscheidende Kraft ihrer Armeen, Flotten und Luftwaffen auf die Niederringung des britischen Hauptgegners zu konzentrieren. Bei diesem Kampfe liegen sowohl im Hinblick auf die strategische Lage als auch auf dem Gebiete des Einsatzes von Menschen und Material alle Chancen auf seiten der europäischen Koalition.

Meine Herren! Aber auch für die politische Gesamtlage in der Welt ist die Niederlage des Bolschewismus von entscheidender Bedeutung. Das Übergewicht der im Dreimächtepakt verbündeten Großmächte Deutschland, Italien und Japan und der ihnen angeschlossenen Staaten ist durch den Ausfall Rußlands als Großmacht so stark geworden, daß ich keine andere Mächtekombination sehe, die auf die Dauer dagegen aufkommen könnte. Im großen gesehen erstreckt sich die Machtsphäre dieser Gruppe und ihrer Freunde auf den gesamten europäischen Raum vom Nordkap bis in den Mittelmeerraum, von der atlantischen Küste bis tief ins Innere Rußlands. Auch der nordafrikanische Raum und der Vordere Orient werden sich, soweit der Feind hier noch Positionen hat auf die Dauer der Auswirkung dieser politischen und militärischen Machtentfaltung nicht entziehen können. In Ostasien aber steht die Großmacht Japan. die dort Herr der weiteren Entwicklung ist und der auf die Dauer keine Macht der Welt die ihr zukommende beherrschende Stellung streitig machen kann.

Diesen Mächten gegenüber steht heute England und an seiner Spitze Herr Churchill. Niemand kann diesem Mann, der in England zweifellos als der Hauptschuldige für die Kriegserklärung Englands an Deutschland anzusehen ist, ins Herz sehen. Aber es wäre erstaunlich, wenn Herr Churchill nicht bereits heute in seinem Innersten begriffen hätte, daß er diesen Krieg nicht mehr gewinnen kann, sondern, daß schon heute England die Partie verloren hat. Vor seinem eigenen Volke freilich kann er dies nicht zugeben, und so klammern sich seine Hoffnungen auf die Hilfe des letzten noch möglichen Bundesgenossen: die Vereinigten Staaten von Amerika.

Euere Exzellenzen! Meine Herren! Seit Jahren droht Präsident Roosevelt Deutschland und allen möglichen anderen Staaten mit Krieg. Deutschland hat hierzu zunächst geschwiegen. Nach der Tonart aber, die die USA.-Kriegshetzer in letzter Zeit in immer gesteigertem Maße gegenüber Deutschland anzuschlagen belieben, liegt auch für uns kein Grund mehr vor, nicht ganz offen zu diesem Thema Stellung zu nehmen.

Das deutsche Volk hat in seiner ganzen Geschichte nie Groll oder gar Haß gegen das amerikanische Volk empfunden. Sicher auch das amerikanische Volk nicht gegen das deutsche. Trotzdem sucht Herr Roosevelt mit allen Künsten der Intrige der Verdrehung, der Verleumdung sein Land und Volk im den Krieg mit Deutschland zu bringen. Deutschland hat diese Entwicklung nicht gewollt. Aber nachdem feststand, daß hier nicht das amerikanische Volk sprach oder sprechen konnte, sondern daß diese Politik von dem in den Vereinigten Staaten zusammengeströmten gesamten internationalen Weltjudentum und seinem Exponenten, Herrn Roosevelt, allein gemacht wurde, hat der Führer diesen Gang der Dinge berücksichtigt und die Reichsregierung hat demnach von Anbeginn mit der Feindschaft Roosevelts gerechnet. Angesichts dieser Haltung des Präsidenten Roosevelt möchte ich nun gleich folgendes feststellen: Ob und in welchem Umfang die Vereinigten Staaten Kriegsmaterial an unsere Feinde liefern, ob die Vereinigten Staaten darüber hinaus in den Krieg gegen uns eintreten oder nicht - an dem Ausgang dieses Krieges, d.h. an dem Sieg der Achse und ihrer Verbündeten, wird auch dies nichts mehr ändern.

Allerdings muß man sich fragen, warum Völker, zwischen deren Länder die Vorsehung einen Ozean von vielen Tausenden von Kilometern gelegt hat, sich ausgerechnet bekriegen müssen. Es ist daher die heutige Situation auch nur zu verstehen, wenn man bedenkt daß hier nicht die wahren Interessen des deutschen, des italienischen und des amerikanischen Volkes einander gegenüberstehen, sondern daß sich gegenüberstehen: die Interessen der jungen, um ihre nationale Existenz, eine neue soziale Ordnung und um eine gerechtere Verteilung der Güter ringenden Völker auf der einen Seite und die Interessen einer internationalen jüdisch - plutokratischen Welt der Ausbeuter der Völker auf der anderen Seite mit Herrn Roosevelt an der Spitze.

Mit dem ihm und seinen jüdischen Gesinnungsgenossen zur Verfügung stehenden gesamten Regierungs- und Propagandaapparat hat Herr Roosevelt denn auch den Haß gegen das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien gezüchtet. Vor keinem Mittel ist man dabei zurückgeschreckt. Man beschimpft abwechslungsweise bald Deutschland, bald wieder Italien oder Japan bei Tag und bei Nacht! Man sagt Deutschland will die Religionen der ganzen Welt unterdrücken! oder: Hitler will Südamerika erobern! oder: Er will die Vereinigten Staaten unterjochen!, und dann wieder: Hitler will die Welt aufteilen! All das redet man dem amerikanischen Volk ein. Natürlich weiß man ganz genau, daß das alles wahrhaft idiotischer Unsinn ist. Man weiß, daß Deutschland, dessen Leben auf Generationen hin sich nach Osten entwickeln wird, erstens nicht den geringsten Grund hat und daher auch nicht die Absicht haben kann, gegen Amerika vorzugehen und zweitens, daß die Idee eines Angriffs Deutschlands gegen Amerika militärisch überhaupt ein einfach phantastischer Wahnsinn ist. Obwohl auch die amerikanischen Militärs dies genau wissen, reden die USA.-Kriegshetzer dauernd über die Möglichkeit eines deutschen Angriffs, denn man braucht diese Parolen zur Tarnung der eigenen Absichten. Nach der Methode "Haltet den Dieb" erfindet man Welteroberungspläne Adolf Hitlers, um unter diesem Geschrei die jüdisch-plutokratische Herrschaft auf dem Wege über Amerika auch in allen anderen Ländern, die sie abgeschüttelt haben, wieder aufrichten zu können. Ausschließlich aus diesem Grunde hetzt man zum Kriege gegen das neue Deutschland, gegen Italien oder Japan. Karten, Dokumente werden gefälscht. Man erklärt die Neutralität der USA., um am laufenden Band Neutralitätsbrüche zu begehen. Man liefert Kriegsmaterial und erfindet die "cash - und - carry" Klausel, um erst das "cash" und dann das "carry" wieder aufzuheben. Man erklärt die Todfeindschaft dem Bolschewismus, um sich wenige Wochen später mit ihm zu verbünden. Schließlich gibt man den Schießbefehl und schießt auf deutsche Schiffe und heuchelt Empörung, wenn sich deutsche Schiffe dann wehren. Man muß tatsächlich fragen, wie lange der gesunde Sinn des amerikanischen Volkes eine solche Katastrophenpolitik seiner Regierung hinnehmen wird. Tatsächlich hat es ja dann auch verschiedentlich den Anschein gehabt, als ob verständige Amerikaner gegen dieses Treiben protestierten. Nach den letzten Abstimmungen hat die heutige amerikanische Regierung nur einen kleinen Bruchteil des amerikanischen Volkes für ihre Kriegspolitik hinter sich. Denn wenn eine fremde Regierung in ihrer bösen Absicht, in ihrem Übermut und ihrem Haß wider alle Naturgesetze und wider die weise Einsicht eines Präsidenten Monroe sich über zwei große Ozeane hinweg in die Angelegenheiten aller anderen Erdteile einmischt, und diese geistig und materiell terrorisieren will, so kann dies auch nicht der wahre Ausdruck des Lebenswillens des amerikanischen Volkes sein. Denn erstens hat dieses Volk alle materiellen Güter in seinem Lande selbst, und zweitens empfindet es ganz genau, daß es niemals bedroht werden, aber diese anderen Völker auch niemals geistig führen, geschweige denn beherrschen kann. Amerika den Amerikanern, Europa den Europäern, dies ist eine weise Formel, über die sich auf die Dauer niemand ohne Anzettelung schwerster Weltkatastrophen hinwegsetzen kann. Wenn das amerikanische Volk sich nun bei der Verfolgung solch unnatürlicher Ziele seines Präsidenten Roosevelt immer mehr isoliert und dafür in einen Krieg gegen die halbe Welt hineinzerren lassen sollte, so können wir dies nur bedauern. Nur eins möchte ich hier feststellen: Wenn die Dinge diesen Lauf nehmen sollten und es zu einem Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika einerseits und Europa und Ostasien andererseits käme, so steht heute schon vor der Geschichte fest, daß die Verantwortung für diesen Krieg und alle seine Folgen ausschließlich auf den Präsidenten Roosevelt fällt.

Man muß sich nun fragen,- welche Motive eigentlich Roosevelt zu einer Politik bewogen haben, die sein Volk gegen dessen Willen immer näher an den Krieg herangebracht hat. Frühere polnische Botschafter, teils in Washington, teils in Paris, haben seinerzeit in den Berichten an ihre Regierung aktenmäßig mitgeteilt, daß das Hauptmotiv bei allen Handlungen des Präsidenten Roosevelt in einem krankhaften Schuldbewußtsein zu suchen sei. Roosevelt habe zur Ablenkung von seinen innenpolitischen Mißerfolgen auf sozialem und wirtschaftlichem Gebiet bereits lange vor Ausbruch dieses Krieges bewußt das amerikanische Volk auf das außenpolitische Gebiet abzulenken versucht. Er habe daher die Feindschaft gegen den auf diesen beiden Gebieten so erfolgreichen Nationalsozialismus und Faschismus gepredigt und den Haß gegen deren Gründer Adolf Hitler und Mussolini. Als dann die Position Deutschlands und Italiens und ihrer Führer in Europa immer stärker wurde, habe er bewußt eine allgemeine Kriegspsychose erzeugt und sei offen für eine aggressive Politik gegen die Achse eingetreten. Er sei darin so weit gegangen daß er bereits im Jahre 1938 nach München zum Kriege hetzte und sich sogar bis zur Drohung gegen die englische Regierung Chamberlain steigerte. er werde ihr die Daumenschrauben ansetzen, wenn sie die Absicht haben sollte, sich mit dem Führer über die polnische Frage gütlich einigen zu wollen.

Aus diesen Berichten sowie aus zahllosen weiteren authentischen Nachrichten, die über die Haltung des amerikanischen Präsidenten in den letzten Jahren bekannt geworden sind, ergibt sich denn auch die erschreckende Tatsache, daß Präsident Roosevelt als der letzte Urheber und damit als der Hauptschuldige an diesem Kriege bezeichnet werden muß.

Dem amerikanischen Volk selbst wird diese Politik seines Präsidenten ideell und materiell einst teuer zu stehen kommen. Denn:

1. Es ist klar, daß der amerikanische Steuerzahler mit die Hauptlast dieses englischen Krieges gegen Deutschland zu tragen haben wird. Bekanntlich schulden England und andere Staaten heute aus dem Weltkrieg den Vereinigten Staaten immer noch etwa 15 Milliarden Dollar, für die diese Länder zu Friedenszeiten noch nicht einmal Zinsen, geschweige denn eine Amortisation aufzubringen vermochten. Wenn aber dies für die alten Schulden nicht möglich war, so ist es einleuchtend. daß neue Schulden überhaupt niemals bezahlt werden können. Jedes Gewehr. jede Kanone und jedes Flugzeug, das daher heute Amerika an irgendein Land liefert, geht ausschließlich zu Lasten des amerikanischen Steuerzahlers. Durch die dauernd aus Amerika ohne Gegenleistung herausgehenden Werte muß dieses Land aber in verhältnismäßig kurzer Zeit in die größte Wirtschaftskrise kommen, die ein Land jemals erlebt hat. Ich glaube, die amerikanische Katastrophe von 1929 wird ein Kinderspiel gegen das sein, was am Ende dieser Rooseveltschen Kriegs- und Wirtschaftspolitik stehen wird. Schon heute zeigt sich das erste Anzeichen dieser späteren Katastrophe: die beginnende Inflation als Vorläufer einer sozialen Revolution.

2. Roosevelt behauptet, für die Erhaltung der Demokratie zu kämpfen. Wenn er dies wirklich wollte, würde er nicht den Krieg suchen und sich mit dem bolschewistischen Rußland verbinden. Da er dies aber tut, verrät er im Gegenteil seine Absicht, in Amerika seine und seines jüdischen Gehirn-Trusts absolute Herrschaft zu etablieren. Dafür ist Herr Roosevelt bereit. auch das Blut der amerikanischen Söhne zu opfern.

3. Roosevelt hat sich mit dem größten Feind der Menschheit, dem Bolschewismus, verbündet. Auch dies wird - wie früher in anderen Ländern - genau so in Amerika automatisch zu einer starken Verschärfung der sozialen Gegensätze führen. Tatsächlich hat Präsident Roosevelt mit diesem Bündnis mit Sowjetrußland nach unserer Überzeugung den Keim für eine der verheerendsten sozialen Katastrophen gelegt, die dereinst das amerikanische Volk erschüttern und auf Jahrzehnte zurückwerfen wird.

4. Das Bündnis Roosevelts mit dem atheistischen Bolschewismus muß ernste Folgen für das wahrheitsliebende, religiöse Empfinden des amerikanischen Volkes haben. Gerade dies wünschen offenbar aber seine jüdischen Ratgeber, die mit der Unterstützung des Kampfes für die bolschewistische Gottlosigkeit ihre eigenen materialistischen Ziele zu fördern hoffen.

Ich glaube, daß der Tag kommen wird, an dem das amerikanische Volk erwachen und von seinem Präsidenten und seinen jüdischen Ratgebern für eine Politik, die für diesen Krieg verantwortlich ist, die eine Nation nach der anderen in diesen Krieg gehetzt hat und die nun gegen den Willen Amerikas auch das eigene Volk mit allen Mitteln in einen Krieg hineinzuführen versucht, den Amerika niemals gewinnen und der von ihm nur furchtbare Opfer fordern würde, Rechenschaft verlangen wird.

Herr Churchill hat diese Politik, wie weit aus eigener Initiative, wie weit unter dem Einfluß des Präsidenten Roosevelt bleibe dahingestellt, voller Überzeugung mitgemacht. Während Herr Roosevelt der Hauptschuldige ist, dürfte der Hauptleidtragende allerdings England sein. Denn die Aussichten für England sind mehr als düster. Ich möchte die Lage Englands und seine Aussichten auf allen Gebieten in diesem Krieg wie folgt zusammenfassen:

1. Zu Lande und zur See kann es selbst mit jeder amerikanischen Hilfe gegen die Mächte des Dreierpaktes und ihre Verbündeten den Krieg nicht gewinnen. Von einem gewissen Moment an müssen seine Hilfsmittel zwangsläufig abnehmen. während unsere Möglichkeiten wachsen werden.

2. In dem von Churchill provozierten Luftduell zwischen den englischen Inseln und Europa stehen die Chancen klar gegen England. Die geographische Lage der britischen Inseln und ihrer Wirtschaft ist für konzentrische Luftangriffe gegen den Kontinent unendlich viel ungünstiger als umgekehrt.

3. Das der Achse, selbst ohne Japan, nach der Niederlage Rußlands zur Verfügung stehende Wirtschafts-und Rüstungspotential ist unendlich viel größer als das englisch-amerikanische zusammengenommen.

4. England wird bei Weiterführung des Krieges Position nach Position verlieren und sein Weltreich wird zwangsläufig in immer stärkere fremde Abhängigkeit geraten.

5. Durch den konzentrischen Einsatz der Hauptmachtmittel Deutschlands und seiner Verbündeten gegen die britische Insel zur See, Luft und zu Lande wird die englische Insel verwüstet und früher oder später auf alle Fälle unterliegen.

Die Machthaber in London haben durch ihre Kriegspolitik gegen Deutschland das britische Imperium in diese heutige Lage gebracht. In dieser ernsten Lage greift Herr Churchill immer wieder zu seinen bekannten Methoden des Bluffs und nochmals Bluffs, an deren Wirkung er allerdings wohl selbst nicht glaubt. Er möchte wohl auch in erster Linie sein eigenes Volk damit bei der Stange halten. Denn daß er glaubt, durch sein vieles Reden auf die deutsche Führung Eindruck zu machen, so gering möchte ich die Urteilsfähigkeit des Herrn Churchill auch heute nicht einschätzen. Erwähnt sei jedoch in diesem Zusammenhang die immer wiederkehrende englische Behauptung von angeblichen deutschen Friedensfühlern. Hierzu möchte ich feststellen, daß seit den unverschämten Ablehnungen der zahlreichen Friedensangebote des Führers vor dem Reichstag und besonders nach dem Zusammenbruch Frankreichs niemals mehr ein deutscher Friedensfühler ausgestreckt worden ist, noch je die Absicht bestanden hat, einen solchen auszustrecken, noch heute oder in Zukunft eine Absicht besteht dies zutun. Wenn nun trotzdem immer wieder von England Nachrichten über deutsche Friedensfühler kommen, so bleibt nur die Erklärung, daß in Wirklichkeit eine solche Friedenssehnsucht -und zwar vielleicht größer als Herrn Churchill lieb ist - beim englischen Volke besteht. Durch die Erfindung deutscher Friedensangebote möchte die englische Regierung offenbar ihrem eigenen Volke eine angebliche deutsche Schwäche vortäuschen, um dann ihrerseits durch heroische Ablehnung solcher selbst erfundener deutscher Friedensangebote dem englischen Volk eine ebenfalls nicht vorhandene Stärke der englischen Position glaubhaft zu machen. Allerdings sind dies Mätzchen, die kurze Beine haben. Sachlich ebenso abwegig, aber um so aufschlußreicher für die angelsächsische Mentalität, weil man wirklich daran zu glauben scheint, ist die englische Propaganda für die Revolution in Europa, und zwar in den durch deutsche Truppen besetzten Gebieten und - in Deutschland selber! Außer der Hilfe Amerikas, über deren Ausmaß sich ja Churchill wohl kaum täuschen dürfte, ist dies anscheinend die letzte Hoffnung der jetzigen englischen Regierung.

Um gleich den einen Punkt vorwegzunehmen: Revolution in Groß-Deutschland!

Herr Churchill war, ist und bleibt ein schlechter Psychologe. Man sagt von ihm, er sei der englische Politiker, der die meisten Fehlurteile abgegeben und die größten Fehlschläge in seiner Laufbahn erlitten und es doch bis zum Premierminister gebracht habe.

In gewissen Demokratien scheint dies ja allerdings immer besonders empfehlend zu sein. Aber daß ein Staatsmann das Schicksal seines ganzen Landes auf solche blöden Hoffnungen aufbaut, ist trotzdem eine schon seltene Albernheit. Ein Volk, das die größten Feldzüge seiner Geschichte gewonnen hat, das mit seinen Bundesgenossen und Freunden Europa beherrscht, das endlich seinen Lebensraum gesichert und damit wirtschaftlich unabhängig von der Außenwelt geworden ist, das nach Jahrhunderten der Kämpfe die Schaffung Groß-Deutschlands erlebt, das soll ausgerechnet jetzt Revolution machen?. Und das gleiche gilt für Italien, das gerade der säkularen Erscheinung des Duce und seiner faschistischen Bewegung alles verdankt!

Aber selbst wenn das alles nicht wäre und Deutschland statt Sieg auf Sieg zu erringen, Niederlage auf Niederlage erlitten hätte, so stünde doch eins fest: niemals würde das nationalsozialistische Deutschland kapitulieren. Herr Churchill hat in der Oberflächlichkeit, die ihn bekanntlich zeitlebens gekennzeichnet hat keine blasse Ahnung von dem heutigen Deutschland. Ein Engländer schrieb neulich frohlockend, ein russischer Kommissar sei aus hartem Holze. Wenn dies stimmt und ein russischer Kommissar aus hartem Holze ist, dann besteht der Nationalsozialismus aus Stahl! Im übrigen kann England versichert sein: ein Volk das ein Adolf Hitler führt, kennt nur einen Gedanken: Kampf bis zur sieghaften Beendigung des ihm aufgezwungenen Krieges. Der November 1918 wiederholt sich in der deutschen Geschichte kein zweites Mal.

Aber das versteht man in England nicht, weil man sich einfach die letzte Hoffnung nicht nehmen lassen will, und nur aus diesem Grunde glaubt man anscheinend auch in London noch immer, man brauche nur ein paar alte Propagandawalzen aus dem vorigen Kriege aufzuziehen, um Unruhen und Revolten in anderen Ländern Europas anzuzetteln. Abgesehen davon, daß die Annahme, man könnte uns sozusagen im deutschen Machtbereich mit solchen vorsintflutlichen Methoden der Propaganda schlagen, geradezu eine Beleidigung für unsere eigene Propaganda darstellt, ist der Gedanke als solcher kindlich. Herr Churchill, der neulich von seinen Landsleuten als der größte Rüstungsexperte Englands gefeiert wurde, sollte es eigentlich wissen, daß in unserem Zeitalter der Motore, der Panzer und der Stuka Revolten in entwaffneten Gebieten von vornherein ausschließen. Churchill ist aber auch hier schlecht beraten und informiert. Aber dies ist gar nicht das Entscheidende. Die Völker in Europa wollen gar nicht revoltieren! Natürlich ist eines klar, nämlich, daß der Neuaufbau unseres Kontinents, nachdem die englische Politik Europa in den Krieg gestürzt hat, nicht von einem Tag zum anderen vollendet sein kann. Geburtswehen können dabei nicht ausbleiben. Man muß sich an vielen Orten umstellen und an die neue Lage erst gewöhnen. Wenn daher auch noch manches zu klären oder zu besprechen und zu regeln ist, über eines sind sich die meisten Menschen Europas schon heute völlig einig: daß England auf dem Kontinent für alle Zukunft nichts mehr zu suchen hat. Zu lange hat England hier sein Unwesen getrieben. den einen gegen den anderen ausgespielt, Intrigen angezettelt, immer wieder Kriege entfacht und dann fast stets mit fremdem Blute durchführen lassen. Das weiß heute jedes Kind, Daher will Europa von dieser englischen Politik ein für allemal nichts mehr wissen. Selbst in Frankreich beginnt sich in diesem Sinne das europäische Gewissen zu regen.

Dieser letzte englische Krieg, der noch einmal Leid und Tränen über die Länder unseres Kontinents. brachte, hat den Wandel in der Denkweise seiner Bewohner schneller herbeigeführt, als viele Friedensjahre dies vermocht hätten. Wenn mancher aus egoistischen Gründen dies jetzt noch nicht sehen, vielleicht auch nur nicht offen zugeben will, so läßt sich eine Tatsache nicht bestreiten: die Völker Europas sind näher zusammengerückt. Wenn diese und jene Schichten trotzdem noch schwankten, so hat das Bündnis Englands mit dem Bolschewismus gegen Europa auch solchen Kreisen die Augen geöffnet. Jeder Europäer weiß, daß England heute nichts lieber möchte, als das alte Europa in einer bolschewistischen Katastrophe untergehen und verkommen zu lassen, in der allerdings utopischen Hoffnung, sich selber auf seiner Insel dann auf längere Zeit retten zu können, ja am Ende dann den Kontinent eines Tages wieder nach dem Osten zu hetzen. Aber Europa ist aus seiner Passivität aufgewacht und hat sich anders entschieden. Es ist zusammengerückt, und wir erleben nun das erhebende Schauspiel, daß eine europäische Nation nach der anderen, meist ehemalige Bundesgenossen Englands oder Länder, die England in den Krieg gegen Deutschland und damit ins Unglück gestürzt hat, sich von England abwenden und zu uns kommen und ihre Söhne zum Kampf gegen den gemeinsamen bolschewistischen Feind anbieten. Europa zum erstenmal in seiner Geschichte auf dem Wege der Einigung! Fürwahr, eine bedeutsame Entwicklung! Der feine Instinkt der Völker hat sie den richtigen Weg finden lassen gegen die Absichten ihrer ehemaligen Regierenden, die heute als Emigranten in London an demselben Tisch mit Churchill, dem Verbündeten Stalins, sitzen und von denen ihre enttäuschten Völker schon heute nichts mehr wissen wollen. Heute kämpfen die Söhne von fast allen europäischen Ländern im Osten für die Erhaltung des Lebens und der Kultur unseres Erdteils. Das in diesem gemeinsamen Kampfe vergossene Blut aber wird schwerer wiegen als die Überlieferungen eines vergangenen Zeitalters. Das neue Europa marschiert. Unbeirrbar – unaufhaltsam! Ob Herr Churchill und Herr Roosevelt und deren jüdische Hintermänner dies wollen oder nicht. Die Völker dieses Kontinents werden das neue Europa aufbauen und sich dabei - ob Krieg oder nicht - von niemandem stören lassen.

Militärisch unangreifbar und wirtschaftlich gesichert können wir unseren Erdteil politisch organisieren, als ob Frieden wäre. Und wenn noch eine gewisse Zeit dann und wann Bomber kommen, so werden wir dafür sorgen, daß dies zehnfach vergolten wird. Tatsächlich aber könnte Europa heute, wenn es sein müßte, einen dreißigjährigen Krieg führen, ohne daß unser Kontinent dadurch jemals in ernste Gefahr geraten würde. Mit der zunehmenden Einigkeit und Geschlossenheit der Völker wird unser Kontinent ein immer stärkerer Faktor gegen jeden, der es wagt Europa anzugreifen.

Und, meine Herren, mit der neuen europäischen Ordnung unter Führung der Achse und ihrer Freunde marschiert die Neuordnung in Ostasien unter der Führung von Japan und seinen Freunden. Niemand kann diese Entwicklung auf die Dauer aufhalten. Es mag noch so große und gewaltige Anstrengungen und Opfer kosten, ehe dies Ziel erreicht ist. Aber in dem Kampf der jungen Völker für eine neue Ordnung gegen die Sachwalter einer internationalen Clique von jüdischen Geschäftemachern und politischen Unterdrückern ihrer eigenen Völker kann der Endsieg nicht zweifelhaft sein. Deshalb hat die Vorsehung unseren Kampf bisher auch so reich gesegnet. und sie wird uns auch beistehen bis zur endgültigen Vernichtung der Angreifer gegen diese neue Ordnung einer erwachenden Welt.


Ich distanziere mich ausdrücklich von dem Inhalt dieser Rede.

Alex
17.10.2003, 21:50
Ich mal weiter mit Ernesto Che Guevara.

Kuba – ein freies Land auf dem amerikanischen Kontinent
Ansprache vor der Vollversammlung der UNO (11. Dezember 1964)

Herr Präsident,
meine Herren Delegierten,
die Vertretung Kubas in dieser Versammlung kommt gern der Pflicht nach, zuerst die Aufnahme dreier Nationen zu begrüßen, die hier nun mit den anderen Nationen wichtige Probleme der Welt diskutieren. Wir begrüßen in den Personen ihrer Präsidenten und Ministerpräsidenten die Völker Zambias, Malawis und Maltas und wünschen diesen Völkern Erfolg, die seit Gründung der Gruppe der Nichtpaktgebundenen Staaten angehören, die gegen den Imperialismus, den Kolonialismus und den Neokolonialismus kämpfen.
Wir grüßen auch den Vorsitzenden dieser Versammlung, dessen Ernennung zu diesem hohen Amt von besonderer Bedeutung ist, da sie eine Widerspiegelung dieser neuen Etappe mit großen Erfolgen für die afrikanischen Völker ist, die sich bisher unter dem Joch des Kolonialsystems des Imperialismus befanden und sich heute in überwältigender Mehrheit gemäß ihrem legitimen Recht auf Selbstbestimmung als souveräne Staaten konstituieren. Die letzte Stunde des Kolonialismus hat geschlagen, und Millionen von Einwohnern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas haben sich erhoben, um ein neues Leben zu suchen; sie haben ihr Recht auf Selbstbestimmung und auf unabhängige Entwicklung ihrer Länder durchgesetzt. Wir wünschen Ihnen, Herr Präsident, die größten Erfolge bei der Aufgabe, die Ihnen von den Mitgliedsländern anvertraut wurde.
Kuba ist gekommen, um seine Position zu den wichtigsten kontroversen Punkten darzustellen, und Kuba wird dies mit dem Verantwortungsbewußtsein tun, das diese Tribüne erheischt, aber es wird dabei auch geleitet von dem unwiderstehlichen Wunsch, mit aller Deutlichkeit und Ehrlichkeit zu sprechen.
Wir wünschen, daß diese Versammlung sich beeilen und voranschreiten möge, daß die Kommissionen mit ihrer Arbeit beginnen mögen und daß diese nicht bei der ersten Konfrontation stagnieren möge. Statt die ernsten Probleme der Welt zu lösen, will der Imperialismus diese Versammlung zu einem unnützen Redeturnier machen, und wir müssen dies verhindern. Dieser Versammlung sollte in der Zukunft nicht nur als jener mit der kennzeichnenden Nummer 24 gedacht werden. Unsere Anstrengungen sind auf dieses Ziel gerichtet.
Wir fühlen uns dazu berechtigt und verpflichtet, weil unser Land einer der ständigen Konfliktherde ist, einer der Orte, an denen die Prinzipien des Rechts auch kleiner Länder auf Souveränität Tag für Tag und Minute für Minute einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt sind, unser Land ist einer der Schützengräben für die Freiheit, nur wenige Schritte vom nordamerikanischen Imperialismus entfernt, und wir zeigen mit unserem Handeln und mit unserem täglichen Beispiel, daß sich die Völker unter den gegenwärtigen Bedingungen der Menschheit sehr wohl befreien und daß sie die Freiheit auch erhalten können. Selbstverständlich, denn es existiert ein jeden Tag stärker werdendes und mit Verteidigungswaffen besser ausgerüstetes sozialistisches Lager. Aber für unser Überleben sind bestimmte weitere Voraussetzungen notwendig: Die Einheit im Lande muß erhalten bleiben, es muß an die eigene Zukunft geglaubt werden, und es muß die unwiderrufliche Bereitschaft zur Verteidigung des Landes und der Revolution bestehen. Alle diese Bedingungen sind in Kuba erfüllt, meine Herren Delegierten.
Von allen brennenden Problemen, die hier auf der Versammlung behandelt werden müssen, ist eines für uns von besonderer Bedeutung; seine Erörterung hier muß in einer Weiße erfolgen, die für jeden von zweifelsfreier Eindeutigkeit sein muß, und dies betrifft die friedliche Koexistenz zwischen Staaten mit unterschiedlichen ökonomisch-sozialen Gesellschaftsordnungen. In diesem Bereich sind wir in der Welt ein gutes Stück vorangekommen, aber der Imperialismus – insbesondere der nordamerikanische – hat versucht, die Meinung zu verbreiten, daß die friedliche Koexistenz ausschließlich eine Frage der großen Mächte sei. Wir erklären hier das gleiche, was unser Präsident bereits in Kairo erklärt hat und was danach in die Erklärung der Zweiten Konferenz der Nichtpaktgebundenen Staaten aufgenommen wurde: Es kann keine friedliche Koexistenz geben ausschließlich zwischen den Mächtigen, wenn der Frieden auf der Welt gesichert werden soll. Die friedliche Koexistenz muß zwischen allen Staaten gelten, unabhängig von ihrer Größe, den historischen Beziehungen zwischen ihnen und den Problemen, die es zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen einigen von ihnen geben mag.
Heute wird die Art der friedlichen Koexistenz, die wir anstreben, in einer Fülle von Fällen nicht praktiziert. Das Königreich Kambodscha sah sich schlicht und einfach wegen seiner neutralen Haltung und wegen der Nichtunterwerfung unter die Machenschaften des nordamerikanischen Imperialismus allen möglichen hinterlistigen und brutalen Angriffen ausgesetzt, die von den Stützpunkten ausgingen, über die die Yankees in Südvietnam verfügen. Laos, ein geteiltes Land, war ebenfalls Ziel von imperialistischen Aggressionen aller Art; seine Bevölkerung wurde durch Luftangriffe massakriert, die in Genf unterzeichneten Vereinbarungen wurden gebrochen, und ein Teil des Territoriums ist ständig bedroht, hinterhältig von den imperialistischen Streitkräften angegriffen zu werden. Die Demokratische Republik Vietnam, die alle diese Spielarten der Aggression wie kaum ein anderes Volk der Erde kennt, sah ihre Grenzen mehr als einmal mißachtet, sah, wie feindliche Bomber und Jagdflugzeuge ihre Einrichtungen angriffen, sah ihre Hoheitsgewässer durch nordamerikanische Kriegsschiffe mißachtet, die ihre Marinestützpunkte angriffen. In diesen Tag schwebt über der Demokratischen Republik Vietnam die Drohung der angriffslüsternen nordamerikanischen Krieger, daß der seit einigen Jahren gegen das südvietnamesische Volk entfesselte Krieg auf ihr Territorium und ihr Volk ausgedehnt wird. Die Sowjetunion und die Volksrepublik China haben die Vereinigten Staaten ernsthaft davor gewarnt. Wir stehen vor einem Fall, der eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt, aber darüber hinaus sind Millionen von Menschenleben in dieser Region Asiens gefährdet; ihr Leben hängt von den Launen des nordamerikanischen Eindringlings ab.
Die friedliche Koexistenz wurde in Zypern in brutaler Weise einer Bewährungsprobe ausgesetzt durch den Druck der türkischen Regierung und der NATO, wodurch sich das Volk und die Regierung Zyperns zu einer heroischen und energischen Verteidigung gezwungen sahen.
In all diesen Gegenden versucht der Imperialismus, seine Version dessen durchzusetzen, was friedliche Koexistenz zu sein habe; es sind die unterdrückten Völker, die im Bündnis mit den sozialistischen Staaten zu zeigen haben, was friedliche Koexistenz ist, und es ist eine Verpflichtung für die Vereinten Nationen, sie dabei zu unterstützen.
Es muß auch deutlich gesagt werden, daß die Konzeption der friedlichen Koexistenz nicht nur für souveräne Staaten Gültigkeit hat. Als Marxisten vertreten wir die Meinung, daß die friedliche Koexistenz zwischen Staaten nicht die Koexistenz zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern, zwischen Unterdrückern und Unterdrückten umfaßt. Es gibt ein auch durch diese Organisation erklärtes Recht auf völlige Unabhängigkeit gegenüber allen Formen kolonialer Unterdrückung. Daher bekräftigen wir unsere Solidarität mit den heute noch kolonialisierten Völkern des portugiesisch genannten Guineas, Angolas und Mosambiks, die massakriert werden, weil sie ihre Freiheit verlangen. Wir sind bereit, sie gemäß der Kairoer Erklärung im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.
Wir erklären unsere Solidarität mit dem Volk von Puerto Rico und seiner großen führenden Persönlichkeit Pedro Albizu Campos, der in einem Akt von Heuchelei im Alter von 72 Jahren entlassen wurde, kaum noch des Redens fähig und gelähmt, nachdem er fast sein ganzes Leben im Gefängnis verbracht hat. Albizu ist ein Symbol des noch nicht befreiten, aber unbeugsamen Amerikas. Jahre und Jahre der Haft, fast unerträglicher Druck im Kerker, psychische Folter, die Einsamkeit, die totale Isolation von seinem Volk und seiner Familie, die Anmaßung des Konquistadors und seiner Lakaien in dem Land, in dem er geboren wurde – nichts konnte seinen Willen beugen. Die kubanische Delegation entbietet einem Patrioten, der Amerika zur Ehre gereicht, im Namen ihres Volkes Grüße der Bewunderung und der Dankbarkeit.
Die Nordamerikaner haben über Jahre hinaus versucht, in Puerto Rico eine bastardisierte Kultur durchzusetzen, eine spanische Sprache mit englischen Beugungen, eine spanische Sprache mit einem Scharnier in den Lenden zur Verbeugung vor dem Yankeesoldaten. Puertorikanische Soldaten wurden als Kanonenfutter in den Kriegen des Imperiums verheizt, so in Korea, und jetzt schießen sie sogar auf die eigenen Brüder, so wie vor wenigen Monaten beim Massaker der nordamerikanischen Armee gegen das unbewaffnete Volk Panamas eine der jüngsten Untaten des Yankeeimperialismus.
Trotz der enormen Vergewaltigung seines Willens und seines historischen Schicksals hat das Volk Puerto Ricos seine Kultur, seinen Latinocharakter und seine nationalen Gefühle bewahrt, und dies zeigt bereits das entschlossene Streben nach Unabhängigkeit des Volkes dieser lateinamerikanischen Insel.
Wir müssen auch darauf hinweisen, daß das Prinzip der friedlichen Koexistenz nicht das Recht auf Mißachtung des Willens der Völker mit einschließt, so wie es der Fall ist im Britisch genannten Guayana, wo die Regierung des Premierministers Cheddi Jagan Opfer aller möglichen Arten von politischem Druck und Manövern war und wo der Zeitpunkt der Unabhängigkeit immer weiter hinausgeschoben wurde, um nach Methoden zu suchen, um den Willen des Volkes zu mißachten und die Unterwürfigkeit einer Regierung zu erreichen, die nach schmutzigen Manövern eingesetzt werden sollte und die eine andere wäre als die heutige. Erst dann sollte diesem Teil des amerikanischen Bodens eine kastrierte Freiheit gewährt werden.
Welches auch die Wege sein mögen, die Guayana einzuschlagen sich gezwungen sieht, um die Unabhängigkeit zu erreichen, sein Volk hat die moralische und militante Unterstützung Kubas.
Wir müssen auch darauf hinweisen, daß die Inseln Guadalupe und Martinique seit geraumer Zeit erfolglos für ihre Unabhängigkeit kämpfen, und dieser Zustand darf nicht andauern.
Wieder einmal erheben wir unsere Stimme, um die Welt auf die Ereignisse in Südafrika aufmerksam zu machen; die brutale Politik der Apartheid wird vor den Augen der Länder der Welt praktiziert. Die Völker Afrikas sehen sich gezwungen zu ertragen, daß auf diesem Kontinent immer noch die Überlegenheit einer Rasse über eine andere offizielle Politik ist und daß im Namen der rassischen Überlegenheit ungestraft gemordet wird. Werden die Vereinten Nationen nichts unternehmen, um dies zu unterbinden?
Ich möchte ganz besonders eingehen auf die schmerzlichen Ereignisse im Kongo, einzigartig in der Geschichte der modernen Welt; sie zeigen, wie das Recht der Völker mit absoluter Straflosigkeit und mit dem unverschämtesten Zynismus mißachtet werden kann. Die unmittelbaren Motive für dieses Vorgehen sind die gewaltigen Reichtümer des Kongos, die die Imperialisten weiterhin kontrollieren wollen. Bei seiner Ansprache aus Anlaß seines ersten Besuches bei den Vereinten Nationen führte Companero Fidel Castro aus, daß das gesamte Problem der friedlichen Koexistenz zwischen den Nationen sich reduziert auf das Problem der unrechtmäßigen Aneignung fremden Reichtums, und fuhr dann fort: "Endet die Philosophie des Ausplünderns, dann endet die Philosophie des Krieges." Aber die Philosophie der Ausplünderung wurde nicht nur nicht beendet, sondern sie ist stärker denn je, und deshalb ermorden jene, die im Namen der Vereinten Nationen Lumumba getötet haben, heute im Namen der weißen Rasse Tausende von Kongolesen.
Wie ist es möglich, daß wir vergessen, in welcher Weise die Hoffnungen Patrice Lumumbas verraten wurden, die er in die Vereinten Nationen setzte? Wie ist es möglich, jene Tricks und Manöver zu vergessen, die der Besetzung dieses Landes durch UNO-Truppen vorausgingen, unter deren Augen die Mörder dieses großen afrikanischen Patrioten ungestraft wirken konnten?
Wie können wir vergessen, meine Herren Delegierten, daß derjenige, der die Autorität der Vereinten Nationen mißachtete – und dies nicht aus patriotischen Motiven, sondern wegen der Auseinandersetzungen unter den Imperialisten – , Moise Tshombe war, der die Abspaltung Katangas mit belgischer Unterstützung vollbrachte?
Und wie soll es gerechtfertigt werden, wie soll erklärt werden, daß am Ende dieser Aktion der Vereinten Nationen und nach der Entfernung Tshombes aus Katanga, dieser als Besitzer und Herr des Kongos zurückkehrte? Wer kann die traurige Rolle bestreiten, die die Vereinten Nationen unter dem Zwang der Imperialisten spielen mußten?
Zusammengefaßt: Es wurden umfangreiche Mobilisierungen durchgeführt, um die Abspaltung Katangas zu verhindern, und heute ist Tshombe' an der Macht, und die Reichtümer des Kongos befinden sich in den Händen der Imperialisten ..., und die Kosten müssen die ehrenwerten Nationen zahlen. Was für ein gutes Geschäft für die Händler in Kriegsangelegenheiten. Deshalb unterstützt die kubanische Regierung die gerechte Haltung der Sowjetunion, die sich weigert, die Kosten für das Verbrechen zu übernehmen.
Als Gipfel der Verhöhnung wurden wir nun jüngst mit den Aktionen bedacht, die Abscheu in der ganzen Welt hervorriefen.
Wer sind die Drahtzieher? Belgische Fallschirmspringer, von nordamerikanischen Flugzeugen transportiert, die auf englischen Luftstützpunkten gestartet sind. Wir erinnern uns, daß wir in der Vergangenheit ein kleines Land in Europa kannten, arbeitsam und zivilisiert, nämlich das Königreich Belgien, das von den Hitler Horden überrannt wurde, und es war schmerzlich zu wissen, daß dieses kleine Land vom deutschen Imperialismus massakriert wurde, und wir betrachteten es mit großer Zuneigung. Aber das ist die andere Seite der imperialistischen Münze, die viele von uns nicht wahrnahmen.
Möglicherweise sind Kinder der belgischen Patrioten, die im Kampf zur Verteidigung der Freiheit ihres Landes fielen diejenigen, die hinterhältig im Namen der weißen Rasse Tausende von Kongolesen ermordeten, genauso, wie sie die deutschen Stiefel erleiden mußten, weil ihr Anteil an arischem Blut nicht genügend hoch war.
Unsere freien Augen erblicken heute neue Horizonte und sind fähig zu sehen, was wir gestern in unserer Eigenschaft als koloniale Sklaven nicht sehen konnten, nämlich daß die "westliche Zivilisation" hinter ihrer ansehnlichen Fassade Hyänen und Schakale verbirgt. Denn keine andere Bezeichnung verdienen jene, die derart "humanitäre" Aufgaben im Kongo erfüllt haben. Ein reißendes Tier, das sich an wehrlosen Völkern mästet, das ist der Imperialismus, so geht er mit den Menschen um, und das zeichnet den imperialen "Weißen" aus.
Alle freien Menschen der Welt müssen dazu beitragen, das Verbrechen im Kongo zu rächen.
Vielleicht handelten viele jener Soldaten, von der imperialistischen Maschinerie zu "Untermenschen" gedemütigt, im guten Glauben, daß sie die Rechte einer überlegenen Rasse verteidigten, aber hier auf dieser Versammlung befinden sich die Völker in der Mehrheit, deren Haut von unterschiedlichen Sonnen gegerbt und unterschiedlichen Pigmenten gefärbt ist und die vollständig davon überzeugt sind, daß die Unterschiede zwischen den Menschen nicht durch die Hautfarbe bestimmt sind, sondern durch die Eigentumsformen der Produktionsmittel, durch die Produktionsverhältnisse.
Die kubanische Delegation entbietet ihren Gruß den von einer weißen Minderheit unterdrückten Völkern Südrhodesiens und Südafrikas sowie an Basutoland, Botswana und Swaziland, an Französisch-Somalia, an Aden und die Protektorate, dem arabischen Volk Palästinas und Oman und versichert sie ihrer Unterstützung. Außerdem wünschen wir viel Erfolg für eine gerechte Lösung bei dem Konflikt zwischen den Bruderrepubliken Indonesien und Malaisia.
Herr Präsident, eines der grundlegenden Themen dieser Konferenz ist die allgemeine und vollständige Abrüstung. Wir betonen unser Einverständnis mit einer allgemeinen und vollständigen Abrüstung, und darüber hinaus schlagen wir die vollständige Vernichtung aller nuklearen Waffen vor; wir unterstützen eine Konferenz aller Nationen der Welt, um diese Bestrebungen aller Völker der Welt in die Tat umzusetzen. Unser Premierminister warnte in seiner Ansprache vor dieser Versammlung davor, daß Wettrüsten stets zum Krieg geführt hat. Es gibt neue Atommächte auf der Welt; die Möglichkeit der Konfrontation nimmt zu.
Wir vertreten die Meinung, daß eine Konferenz notwendig ist mit dem Ziel der vollständigen Zerstörung aller atomaren Waffen; als erster Schritt in diese Richtung sollte das vollständige Verbot aller Kernwaffenversuche erlassen werden. Gleichzeitig muß die Verpflichtung aller Länder betont werden, die heutigen Grenzen der anderen Staaten zu respektieren, keine aggressiven Handlungen irgendeiner Art zu vollziehen, auch nicht mit konventionellen Waffen.
Wenn wir unsere Stimme zusammen mit allen Völkern der Welt erheben, um für allgemeine und vollständige Abrüstung, für die völlige Vernichtung aller Atomwaffen und für die Abschaffung aller Versuche mit Atomwaffen einzutreten, dann erachten wir es auch für notwendig, dafür einzutreten, daß auch die territoriale Integrität der Nationen respektiert werden muß, daß auch dem bewaffneten Arm des Imperialismus Einhalt geboten werden muß, der nicht minder gefährlich ist, wenn er nur konventionelle Waffen ergreift. Diejenigen, die Tausende von wehrlosen Bürgern des Kongos ermordeten, setzten keine Atomwaffen ein; es handelte sich um konventionelle vom Imperialismus geführte Waffen, die zu den vielen Toten führten.
Auch wenn die hier geforderten Maßnahmen in die Tat umgesetzt werden sollten und somit diese Erwähnung überflüssig wäre, so ist es doch sinnvoll zu betonen, daß wir keinen regionalen Abkommen über Denuklearisierung beitreten werden, solange die Vereinigten Staaten aggressive Stützpunkte unterhalten auf unserem eigenen Territorium, in Puerto Rico, in Panama und in anderen amerikanischen Staaten, wo sie sich im Recht dünken, ohne jegliche Restriktion sowohl konventionelle als auch nukleare Waffen zu lagern. Hinzu kommen die letzten Beschlüsse der Organisation Amerikanischer Staaten gegen unser Land, nach denen wir unter Berufung des Vertrages von Rio de Janeiro angegriffen werden könnten, so daß es für uns notwendig ist, über alle möglichen Verteidigungswaffen zu verfügen.
Wir sind überzeugt davon, daß, wenn die bereits erwähnte Konferenz alle Ziele erreichen würde, was leider sehr schwierig sein dürfte, sie die wichtigste Konferenz in der Geschichte der Menschheit wäre. Um dies zu erreichen, wäre die Teilnahme der Volksrepublik China notwendig, und davon ausgehend die Notwendigkeit der Durchführung einer derartigen Versammlung. Aber es wäre viel einfacher für die Völker der Welt, die unbestreitbare Tatsache der Existenz der Volksrepublik China anzuerkennen, deren Regierende die einzigen Vertreter des chinesischen Volkes sind, und ihr den zustehenden Sitz zuzuerkennen, der heute von einer Clique usurpiert wird, die mit nordamerikanischer Unterstützung über die Provinz Taiwan herrscht. Das Problem der Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen kann in keiner Weise angesehen werden als Neuaufnahme in diese Organisation, sondern nur als Wiederherstellung der legitimen Rechte der Volksrepublik China. Wir müssen energisch das Komplott "zweier Chinas" zurückweisen. Die Chiang-Kai-Shek-Clique Taiwans darf nicht in der Organisation der Vereinten Nationen verbleiben. Es geht darum, dies möchte ich wiederholen, den Usurpator zu verjagen und den rechtmäßigen Vertreter des chinesischen Volkes wieder einzusetzen.
Wir warnen darüber hinaus vor dem Bestreben der Regierung der Vereinigten Staaten, das Problem der legitimen Vertretung Chinas als "wichtige Angelegenheit" zu erklären mit dem Ziel, daß bei der Abstimmung eine Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden und abstimmenden Mitglieder notwendig wäre.
Der Eintritt der Volksrepublik China in die Versammlung der Vereinten Nationen ist tatsächlich für die gesamte Welt eine wichtige Angelegenheit, aber nicht für die Abstimmungsverfahren der Vereinten Nationen, denn hier geht es lediglich um einen normalen Vorgang. Auf diese Weise könnte Gerechtigkeit geübt werden, und darüber hinaus würde endgültig bewiesen werden, daß diese erhabene Versammlung verfügt über Augen, um zu sehen, über Ohren, um zu hören, über eine eigene Zunge, um selbst zu reden, und über richtige Kriterien, um Entscheidungen treffen zu können.
Die Verbreitung von Atomwaffen in den NATO-Ländern und insbesondere der Besitz dieser Massenvernichtungswaffen durch die Bundesrepublik Deutschland rücken die Wahrscheinlichkeit eines Abkommens über Abrüstung in weite Ferne; zu diesen Vereinbarungen müßte die friedliche Wiedervereinigung der beiden Deutschlands, der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik, hinzukommen. Das deutsche Problem kann nicht anders gelöst werden als durch die direkte und gleichberechtigte Beteiligung der Deutschen Demokratischen Republik an diesen Verhandlungen.
Wir werden nur kurz hinweisen auf die Themen der ökonomischen Entwicklung und des internationalen Handels, die in der Tagesordnung ausführlich berücksichtigt sind. In diesem Jahr 1964 wurde die Konferenz in Genf durchgeführt, wo ausführlich zahlreiche Themen dieses Aspektes der internationalen Beziehungen behandelt wurden. Die Warnungen und Prognosen unserer Delegation haben sich zum Unglück für die ökonomisch abhängigen Länder bewahrheitet.
Wir möchten lediglich darauf verweisen, daß in bezug auf Kuba die Vereinigten Staaten von Amerika nicht die expliziten Empfehlungen dieser Konferenz befolgten und daß kürzlich die nordamerikanische Regierung auch den Verkauf von Medikamenten nach Kuba verboten hat, womit sie sich endgültig der humanitären Maske entledigte, mit der sie den aggressiven Charakter der Handelsblockade gegen das kubanische Volk zu kaschieren versuchte.
Andererseits betonen wir erneut, daß die kolonialen Deformationen, die die Entwicklung der Völker hemmen, nicht nur in den politischen Beziehungen liegen. Die sogenannte Verschlechterung der Austauschverhältnisse ist nichts anderes als das Ergebnis des unterschiedlichen Austauschs zwischen den rohstoffproduzierenden Ländern und den industrialisierten Ländern, die die Märkte beherrschen und einen anscheinend wertmäßig gerechten Austausch durchsetzen.
Solange die ökonomisch abhängigen Länder sich nicht von den kapitalistischen Märkten befreien und in einem festen Bündnis mit den sozialistischen Ländern nicht andere Beziehungen zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten durchsetzen, solange wird es keine solide ökonomische Entwicklung geben; darüber hinaus wird es bei bestimmten Gelegenheiten Rückschritte geben, indem schwache Länder wieder unter die politische Herrschaft der Imperialisten und Kolonialisten fallen werden.
Zuletzt, meine Herren Delegierten, muß deutlich gesagt werden, daß in der Karibik Manöver durchgeführt und Vorbereitungen getroffen werden, um in Kuba einzufallen. Insbesondere an den Küsten Nikaraguas, aber auch in Costa Rica, in der Kanalzone Panamas, auf den Vieques-Inseln und in Florida, möglicherweise auch in anderen Gebieten der Vereinigten Staaten und vielleicht auch in Honduras werden Söldner kubanischer sowie anderer Nationalitäten zu einem Zweck ausgebildet, der nicht der friedfertigste sein dürfte.
Nach einem handfesten Skandal hat die Regierung Costa Ricas, so wird behauptet, die Schließung aller Ausbildungslager von Exilkubanern in diesem Land angeordnet. Keiner weiß, ob diese Haltung ehrlich gemeint ist oder ob es sich um ein simples Manöver handelt angesichts eines möglicherweise bevorstehenden Verbrechens der dort ausgebildeten Söldner. Wir hoffen, daß man sich der realen Existenz von Aggressionsstützpunkten bewußt wird, auf die wir seit einiger Zeit hinweisen, und daß man über die internationale Verantwortung nachdenkt, die ein Land übernimmt, das die Ausbildung von Söldnern für einen Angriff gegen Kuba rechtfertigt und unterstützt.
Es muß beachtet werden, daß die Nachrichten über die Ausbildung von Söldnern an verschiedenen Orten der Karibik sowie über die Beteiligung der nordamerikanischen Regierung an derartigen Aktivitäten in der Presse der Vereinigten Staaten ganz selbstverständlich veröffentlicht werden. Wir kennen keine lateinamerikanische Stimme, die deshalb offiziell protestiert hätte. Dies zeigt uns den Zynismus, mit dem die Vereinigten Staaten mit ihren Bauern umgehen. Die scharfsinnigen Außenminister der Organisation Amerikanischer Staaten hatten Augen, um auf den in Venezuela gezeigten Waffen kubanische Wappen und andere "unwiderlegbare" Beweise zu entdecken, aber sie sehen nicht die Vorbereitungen für eine Aggression in den Vereinigten Staaten, so wie sie auch nicht die Stimme Präsident Kennedys gehört haben, der sich explizit als Aggressor in der Schweinebucht erklärte.
In einigen Fällen wird diese Blindheit hervorgerufen durch den Haß der herrschenden Klassen der lateinamerikanischen Länder gegen unsere Revolution; in anderen noch traurigeren Fällen ist sie ein Ergebnis der Blendung durch Mammon.
Wie allgemein bekannt ist, wurden nach der Oktoberkrise genannten heftigen Auseinandersetzung von den Vereinigten Staaten mit der Sowjetunion Vereinbarungen getroffen, die in dem Rückzug von Waffen bestimmten Typs gipfelten, zu deren Stationierung wir uns nach den ständigen Aggressionen seitens jenes Landes – wie der Söldnerangriff in der Schweinebucht und die Drohungen, in unser Land einzufallen – als legitime und unveräußerliche Maßnahme unserer Verteidigung genötigt sahen. Die Nordamerikaner verlangten darüber hinaus eine Inspektion unseres Territoriums durch die Vereinten Nationen, was wir vehement zurückwiesen, da Kuba es weder den Vereinigten Staaten noch irgend jemandem in der Welt gestattet, darüber zu bestimmen, welche Waffen wir in unserem Land haben dürfen. In diesem Sinne würden wir lediglich multilaterale Abkommen akzeptieren mit gleichen Verpflichtungen für alle Beteiligten.
Wie sagte schon Fidel Castro: ,,Solange das Konzept der Souveränität als Vorrecht der unabhängigen Nationen und Völker gilt, also als ein Recht aller Völker, solange akzeptieren wir nicht, daß unser Volk eine Ausnahme sein soll. Solange die Welt diesen Prinzipien folgt, solange die Welt bestimmt wird durch diese universell akzeptierten Konzepte, denn sie sind universell von allen Völkern akzeptiert und geachtet, solange werden wir nicht akzeptieren, daß uns eines dieser Rechte genommen wird, und wir werden auf keines dieser Rechte verzichten."
Der Herr Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, verstand unseren Standpunkt. Dennoch wollten sich die Vereinigten Staaten willkürlich und ungesetzlich ein neues Vorrecht herausnehmen: den Luftraum eines kleinen Landes zu verletzen. So überflogen ungestört U-2-Flugzeuge und andere Spionageflugkörper unsere Heimat. Wir haben alle notwendigen Warnungen ausgesprochen, damit die Verletzungen unseres Luftraumes ebenso beendet werden wie die Provokationen der Yankee-Marineinfanteristen gegenüber unseren Wachtposten im Gebiet von Guantanamo, die Tiefflüge über unsere Schiffe in internationalen Gewässern ebenso wie die Piratenangriffe auf Schiffe unterschiedlicher Fahne oder die Einschleusung von Spionen, Saboteuren und Waffen auf unsere Insel.
Wir wollen den Sozialismus aufbauen; wir erklären uns zu Anhängern derjenigen, die für den Frieden kämpfen; wir sind Mitglied der Gruppe der Blockfreien Länder, auch wenn wir Marxisten-Leninisten sind, weil die Blockfreien ebenso wie wir gegen den Imperialismus kämpfen. Wir wollen Frieden, wir wollen für unser Volk ein besseres Leben erreichen, und deshalb versuchen wir bis zum äußersten, nicht auf die Provokationen der Yankees hereinzufallen, aber wir kennen die Mentalität ihrer Regierung; sie will uns einen hohen Preis zahlen lassen für diesen Frieden. Wir antworten, daß dieser Preis seine Grenze in unserer Würde findet.
Kuba bekräftigt erneut sein Recht, auf seinem Territorium die Waffen zu lagern, die es als notwendig erachtet; Kuba bekräftigt erneut seine Weigerung, irgendeinem Land der Welt, wie mächtig es auch sein mag, das Recht einzuräumen, seine Grenzen, seine Gewässer oder seinen Luftraum zu verletzen.
Falls Kuba bei einer Konferenz im Rahmen kollektiver Beschlüsse hingegen Verpflichtungen eingeht, so werden diese strikt befolgt, aber solange dies nicht der Fall ist, pocht es wie jedes andere Land der Welt auf seine Rechte.
Angesichts der Forderungen des Imperialismus stellte unser Premierminister fünf notwendige Punkte auf, um zu einem sicheren Frieden in der Karibik zu gelangen. Diese sind: "Erstens: Beendigung der Wirtschaftsblockade und aller Maßnahmen der Beschränkung des Handels und der Wirtschaft, die von den Vereinigten Staaten in der ganzen Welt gegen Kuba durchgeführt werden. Zweitens: Beendigung aller subversiven Aktivitäten, des Abwerfens und Anlandens von Waffen und Sprengstoffen auf dem Luft- oder Seeweg, der Infiltration von Spionen und Saboteuren, alles Aktionen, die vom Boden der Vereinigten Staaten oder einiger Komplizen-Länder ausgehen. Drittens: Beendigung aller Piratenangriffe, die durchgeführt werden ausgehend von Stützpunkten in den Vereinigten Staaten und in Puerto Rico. Viertens: Beendigung aller Verletzungen unseres Hoheitsgebietes, sei es nun der Luftraum oder unsere Gewässer, durch Flugzeuge und Schiffe der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Fünftens: Rückzug aus dem Flottenstützpunkt Guantanamo und Rückgabe des von den Vereinigten Staaten besetzten kubanischen Territoriums."
Keine dieser elementaren Forderungen wurde erfüllt, und vom Flottenstützpunkt Guantanamo aus werden unsere Truppen ständig belästigt. Dieser Stützpunkt ist zu einem Nest von Banditen geworden, die von dort aus in unser Territorium eingeschleust werden.
Wir würden diese Versammlung langweilen, wenn wir auch nur halbwegs ausführlich über die Unmengen von Provokationen aller Art berichten würden. Es genügt vielleicht zu sagen, daß allein von Anfang des Jahres 1964 bis zu den ersten Dezembertagen ihre Zahl 1.323 betrug. Diese Zahl umfaßt kleinere Provokationen wie die Mißachtung der Demarkationslinie, das Werfen von Objekten seitens des von den Nordamerikanern kontrollierten Gebietes, sexuellen Exhibitionismus von Nordamerikanern beiderlei Geschlechtes und Beschimpfungen; andere Provokationen sind schon ernsterer Natur, so Schüsse aus Kleinkaliberwaffen; Handhabung von Waffen, die auf unser Gebiet gerichtet sind; Mißachtung unserer Hoheitssymbole. Sehr schwerwiegende Provokationen: Überschreiten der Demarkationslinie mit Inbrandsetzung kubanischer Anlagen und Gewehrschüssen, was dieses Jahr 78mal geschah und zum schmerzlichen Tod des Soldaten Ramon Lopez Pena führte, der von zwei Schüssen getroffen wurde, die von einem nordamerikanischen Postenhäuschen abgegeben wurden, das sich 3,5 Kilometer von der Küste an der nordwestlichen Grenze befindet. Diese äußerst schwerwiegende Provokation erfolgte um 19.07 Uhr am 19. Juli 1964, und unser Premierminister erklärte daraufhin öffentlich am darauffolgenden 26. Juli, daß, wenn sich ein derartiger Vorfall wiederholen würde, unsere Truppen den Befehl erhalten würden, die Aggression zurückzuweisen. Gleichzeitig wurde der Rückzug der kubanischen Truppen von den vordersten Linien zu weiter entfernten Positionen angeordnet, und wir haben mit dem Bau von geschützten Unterständen begonnen.
1.323 Provokationen in lediglich 240 Tagen bedeuten ungefähr vier Provokationen am Tag. Nur eine Armee mit einer so guten Disziplin und mit einer so hohen Moral wie die unsere ist in der Lage, derart vielen feindseligen Aktionen zu widerstehen, ohne ihre Gelassenheit zu verlieren.
Die Versammlung von 47 Ländern anläßlich der zweiten Konferenz der Staats- und Regierungschefs der Blockfreien Staaten in Kairo hat einstimmig beschlossen: "Die Konferenz warnt besorgt, daß ausländische Militärstützpunkte in der Praxis ein Mittel zur Ausübung von Druck auf die Länder darstellen, um deren Emanzipation und Entwicklung gemäß ihren ideologischen, politischen, ökonomischen und kulturellen Konzeptionen zu behindern, und erklärt daher, daß sie ohne Vorbehalte alle Länder unterstützt, die versuchen, die auf ihrem Territorium befindlichen Stützpunkte aufzulösen, und bittet daher alle Staaten, unverzüglich alle Truppen und Stützpunkte in anderen Ländern zu evakuieren. Die Konferenz ist der Meinung, daß die Aufrechterhaltung eines Militärstützpunktes in Guantanamo (Kuba) seitens der Vereinigten Staaten gegen den Willen der Regierung und des Volkes Kubas sowie ebenfalls gegen die Bestimmungen der Erklärung der Belgrader Konferenz eine Verletzung der Souveränität und der territorialen Integrität Kubas darstellt. Berücksichtigend, daß die Regierung Kubas sich bereiterklärt hat, ihre Auseinandersetzung mit der Regierung der Vereinigten Staaten über den Stützpunkt Guatanamo auf der Grundlage der Ebenbürtigkeit zu lösen, bittet die Konferenz die Regierung der Vereinigten Staaten inständig, Verhandlungen mit der Regierung Kubas aufzunehmen mit dem Ziel, diesen Stützpunkt zu räumen."
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat diese Aufforderung der Kairoer Konferenz nicht beantwortet; sie beabsichtigt, auf unbestimmte Dauer den durch Gewalt behaupteten Stützpunkt aufrechtzuerhalten, von dem aus sie die erwähnten Aggressionen durchführt.
Die Organisation Amerikanischer Staaten, von den Völkern auch nordamerikanisches Kolonialministerium genannt, hat uns "energisch" verurteilt, wobei sie uns vorher bereits aus ihrer Mitte verbannt hatte durch Anweisung an ihrer Mitgliedsländer, die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Kuba abzubrechen. Die Organisation Amerikanischer Staaten rechtfertigte die Aggression gegen unser Land unter jedem Vorwand; sie verstieß damit gegen die elementaren internationalen Gesetze und ignorierte vollständig die Vereinten Nationen.
Jener Maßnahme widersetzten sich mit ihrer Stimme Uruguay, Bolivien, Chile und Mexiko, und nachdem der Beschluß gefaßt war, weigerten sich die Vereinigten Mexikanischen Staaten, die Sanktion durchzuführen. Seitdem haben wir keine Beziehungen zu den lateinamerikanischen Ländern, mit Ausnahme jenes Landes, womit eine Vorstufe der direkten Aggression des Imperialismus erreicht war.
Wir möchten erneut erläutern, daß unsere Besorgnis um Lateinamerika gegründet ist auf die uns vereinenden Verbindungen: die Sprache, die wir sprechen; die Kultur, die wir aufrechterhalten; der gemeinsame Herr, den wir hatten. Nichts anderes bewegt uns als die Befreiung Lateinamerikas vom Joch des nordamerikanischen Kolonialismus. Falls eines der hier anwesenden Länder sich dazu entscheiden würde, die Beziehungen zu Kuba wieder aufzunehmen, wären wir dazu bereit auf der Grundlage der Gleichheit und nicht mit der Meinung, daß die Anerkennung unseres Landes als ein freies Land der Welt ein Geschenk an unsere Regierung sei, denn diese Anerkennung erreichten wir mit unserem Blut während der Tage des Befreiungskrieges, und wir erlangten sie mit unserem Blut bei der Verteidigung unserer Strände angesichts einer Invasion der Yankees.
Auch wenn wir es zurückweisen, wenn uns Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten vorgeworfen wird, so können wir nicht unsere Sympathie für die Völker abstreiten, die für ihre Befreiung kämpfen, und wir müssen der Verpflichtung unserer Regierung und unseres Volkes nachkommen, unmißverständlich zu erklären, daß wir alle Völker, die überall auf der Welt für ihre Freiheit kämpfen, moralisch unterstützen und uns mit ihnen solidarisieren, damit Realität werde, was über die Rechte souveräner Völker in der Charta der Vereinten Nationen verkündet wird.
Die Vereinigten Staaten intervenieren sehr wohl, sie haben es im Verlauf der Geschichte in Amerika getan. Kuba kennt diese Wahrheit seit Ende des vergangenen Jahrhunderts, aber sie ist auch Kolumbien, Venezuela, Nikaragua und Mittelamerika allgemein, Mexiko, Haiti und Santo Domingo wohlbekannt.
In den letzten Jahren lernte nicht nur unser Volk die direkte Aggression kennen, sondern auch Panama, wo die "Marines" aus der Kanalzone aus dem Hinterhalt auf ein wehrloses Volk schossen; auch Santo Domingo, deren Küsten von der Yankee-Flotte mißachtet wurden, um einen Ausbruch des Volkszornes nach der Ermordung Trujillos zu verhindern; auch Kolumbien, dessen Hauptstadt im Handstreich genommen wurde nach dem Aufstand, den die Ermordung Gáitans hervorgerufen hatte.
Untergrundoperationen werden durchgeführt mittels der Militärmissionen, die an der Repression im Land beteiligt sind, indem sie die Kräfte organisieren, die zu diesem Zweck in zahlreichen Ländern aufgestellt werden. Beteiligt sind sie außerdem an allen Staatsstreichen, "Gorilazos" genannt, die sich so oft in den letzten Zeiten auf unserem Kontinent ereigneten.
Ganz konkret beteiligten sich Kräfte der Vereinigten Staaten an der Repression der Völker Venezuelas, Kolumbiens und Guatemalas, die mit Waffen für ihre Freiheit kämpfen. In dem zuerst erwähnten Land beraten sie nicht nur die Armee und die Polizei, sondern sie leiten auch den Völkermord, der von der Luft aus gegen die Bevölkerung großer aufständischer Gebiete durchgeführt wird, und die dort operierenden Yankee-Unternehmen versuchen mit allen Mitteln die Intensivierung der direkten Intervention zu erreichen.
Die Imperialisten bereiten sich darauf vor, die amerikanischen Völker zu unterdrücken; sie bereiten zudem eine Internationale des Verbrechens vor. Die Vereinigten Staaten intervenieren in Amerika im Namen der Institutionen der Freiheit. Es wird der Tag kommen, an dem diese Versammlung eine größere Reife erlangen wird und sie von der Regierung Nordamerikas Garantien für das Leben der schwarzen und lateinamerikanischen Bevölkerung verlangen wird, die in diesem Land lebt; die Mehrheit von ihnen Nordamerikaner durch Geburt oder Adoption. Wie kann sich jemand als Gendarm der Freiheit aufspielen, der seine eigenen Kinder ermordet und sie täglich wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert, der die Mörder der Schwarzen in Freiheit läßt und sie auch noch beschützt und der die schwarze Bevölkerung bestraft, weil sie ihre legitimen Rechte als freie Menschen einfordert?
Wir verstehen, daß diese Versammlung nicht in der Lage ist, Erklärungen über diese Tatsachen zu verlangen, aber es muß ganz deutlich gesagt werden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nicht der Anwalt der Freiheit, sondern der Bewahrer der Ausbeutung und der Unterdrückung der Völker der Welt und eines guten Teils der eigenen Bevölkerung ist.
Die doppeldeutige Sprache, mit der einige Delegierte den Fall Kuba und OAS beschrieben haben, beantworten wir mit schlagenden Worten und verkünden, daß die Völker Amerikas den Verrat der US-hörigen Regierungen gebührend honorieren werden.
Meine Herren Delegierten: Kuba, frei und unabhängig, ohne an jemanden mit Ketten gefesselt zu sein, ohne ausländische Investitionen auf seinem Boden, ohne Prokonsuln, die seine Politik orientieren, kann hier vor dieser Versammlung mit erhobenem Haupt sprechen und die Berechtigung der Worte demonstrieren, mit denen es bezeichnet wird: "Freies Territorium Amerikas".
Unser Beispiel wird Früchte tragen, so wie das in gewisser Weise bereits in Guatemala, Kolumbien und Venezuela der Fall ist.
Es gibt keinen kleinen Feind und keine vernachlässigbare Kraft, denn es gibt keine isolierten Völker mehr. So steht es in der Zweiten Deklaration von Havanna: "Kein Volk Amerikas ist schwach, denn es ist Teil einer Familie von zweihundert Millionen Brüdern, die das gleiche Elend zu ertragen haben und die gleichen Gefühle hegen, die denselben Feind haben und die alle von einer besseren Zukunft träumen; sie verfügen über die Solidarität aller ehrbaren Männer und Frauen der Welt. Dieses vor uns liegende Epos, das geschrieben werden wird von den hungernden Massen der Indianer, von den landlosen Bauern und den ausgebeuteten Arbeitern, von den fortschrittlichen Massen, von den ehrlichen und brillianten Intellektuellen, von denen es so viele gibt in diesen leidgeprüften Ländern unseres Lateinamerikas. Kämpfe der Massen und der Gedanken, dieses Epos, das unsere vom Imperialismus mißhandelten und verachteten Völker voranbringen wird; unsere bis heute unbekannten Völker, die zu erwachen beginnen. Sie betrachteten uns als impotente und unterwürfige Herde, und nun erschrecken sie vor dieser Herde, einer gigantischen Herde von zweihundert Millionen Lateinamerikanern, die sich bereits als Totengräber des monopolistischen Yankee-Kapitals abzeichnen. Die Stunde ihrer Forderungen, die von ihnen selbst bestimmte Stunde, wird jetzt präzise von einem Ende des Kontinents bis zum anderen angekündigt. Diese anonyme Masse, dieses farbige, stille, ruhige Amerika, die auf dem ganzen Kontinent mit der gleichen Traurigkeit und Enttäuschung singt; diese anonyme Masse beginnt definitiv ihre eigene Geschichte zu bestimmen, beginnt sie mit ihrem Blut zu schreiben, beginnt sie zu erleiden und zu sterben, weil jetzt auf den Feldern und den Bergen, in den zerklüfteten Tälern ihrer Sierras, in den weiten Ebenen und Urwäldern, zwischen der Einsamkeit oder der Geschäftigkeit der Städte, an den Küsten der großen Ozeane und Flüsse die Erde zu beben beginnt, diese Erde voller Herzen und geballter Fäuste, die darauf brennen, für das Eigene zu sterben und ihre Rechte zu erobern, die ihnen fünfhundert Jahre lang von dem einen oder dem anderen vorenthalten wurden. Jetzt muß die Geschichte die Armen Amerikas berücksichtigen, die Ausgebeuteten und Ausgeplünderten, die jetzt beschlossen haben, für alle Ewigkeit ihre Geschichte selber zu schreiben. Man sieht sie bereits den einen oder anderen Tag zu Fuß auf dem endlosen Weg über Hunderte von Kilometern, um zu dem regierenden ‚Olymp‘ zu gelangen und dort ihre Rechte einzufordern. Man sieht sie bereits, bewaffnet mit Steinen, Stöcken, Macheten, dort und dort, Ländereien besetzend, ihre Hacken auf dem ihnen gehörenden Boden einschlagend, den sie mit ihrem Leben verteidigen; man sieht sie, wie sie ihre Schilder, ihre Fahnen und ihre Losungen tragen, die im Winde flattern zwischen den Bergen oder auf den Weiten der Ebenen. Und diese Welle erschütternden Grolles und der Forderung nach Gerechtigkeit angesichts der mißachteten Rechte, diese Welle, die auf dem Boden Lateinamerikas beginnt sich zu erheben, diese Welle wird kein Ende finden. Diese Welle wird Tag für Tag wachsen. Denn diese Welle besteht aus jenen, die in jeder Hinsicht die Mehrheit bilden, die mit ihrer Arbeit den Reichtum schaffen, die Werte schaffen, die das Rad der Geschichte bewegen und die jetzt aus dem langen brutalisierenden Schlaf erwachen, zu dem sie gezwungen wurden. Denn die große Menschheit sagte ‚Genug!‘ und begann sich zu wandeln. Und ihr Weg, ein Weg der Giganten, wird nicht enden, bis er die wahre Unabhängigkeit erkämpft hat, für die bereits ohne Ergebnis oft gestorben wurde. Jetzt werden diejenigen, die sterben, mit denen aus Kuba, mit denen aus der Schweinebucht für die einzige, wahre und unveräußerliche Unabhängigkeit sterben!
Dies alles, meine Herren Delegierten, diese neue Bereitschaft eines Kontinents, diese Bereitschaft Amerikas, wird gestaltet und zusammengefaßt durch den Ruf, den unsere Massen Tag für Tag verkünden als unwiderlegbare Entschlossenheit ihres Kampfeswillens, mit dem sie die bewaffnete Hand des Eindringlings paralysieren. Sie verkünden den Ausruf, der das Verständnis und die Unterstützung aller Völker der Welt findet, insbesondere im sozialistischen Lager mit der Sowjetunion an der Spitze. Dieser Ausruf lautet: Patria o muerte! Vaterland oder Tod!

Delbrück
18.10.2003, 13:15
Kaiser Wilhelm II: "Hunnenrede"
Bremerhaven, 27. Juli 1900

"Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind, Aufgaben weit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet haben. Das Deutsche Reich hat seinem Charakter nach die Verpflichtung, seinen Bürgern, wofern diese im Ausland bedrängt werden, beizustehen. Die Aufgaben, welche das alte Römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen können, ist das neue Deutsche Reich in der Lage zu lösen. Das Mittel, das ihm dies ermöglicht, ist unser Heer.

In dreißigjähriger treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden nach den Grundsätzen Meines verewigten Großvaters. Auch ihr habt eure Ausbildung nach diesen Grundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde die Probe ablegen, ob sie sich bei euch bewährt haben. Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereits bestanden, sie haben euch gezeigt, daß die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, und Ich bin stolz auf das Lob auch aus Munde auswärtiger Führer, das eure Kameraden draußen sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun.

Eine große Aufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist das um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freundlichen Ertragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel.

Kommst ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!"

:lesma:
Sie ist die heute am häufigsten zitierte Rede Kaiser Wilhelms II. und das obwohl sie kurz nach den Ereignissen um den Krieg in China (Boxeraufstand) fast schon wieder vergessen war. Der britische "Daily Telegraph" kommentierte sie seinerzeit, dass "dies wohl die einzige Sprache sei, die die Asiaten verstünden." Im Ausland hatten diese markigen Worte zunächst keineswegs so katastrophal gewirkt, wie heute immer wieder gerne dargestellt wird. Martialische Reden war man im Zeitalter des Nationalismus und Imperialismus gewöhnt und Kaiser Wilhelm II. war da kein Einzelfall. Erst nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges entsann man sich der Kaiserrede von damals und stellte die in den Dienst der Greuelpropaganda, wonach "die Deutschen, wie einst ihre Vorfahren , die Hunnen (!), mordend vergewaltigend, brennend und sengend die Länder verheerten".

Kommentar: www.deutsche-schutzgebiete.de/hunnenrede.htm

Aufklärer
18.10.2003, 14:26
.

josef-francis
20.10.2003, 14:42
;( ;( ;( ;(

Großadmiral
20.10.2003, 22:07
ich wollt ne rede von unserm kaiser posten.! ;(dellbrück

Delbrück
21.10.2003, 18:45
Tja, war wohl nen Tick schneller! :D

Klaus E. Daniel
21.10.2003, 21:44
Ich weiß nicht. ob das eine große Rede ist - ich setze nach dem Zitat fort:

Heinrich Brüning (Zentrum)
Regierungserklärung im Reichstag, Sitzung (54)

13. Oktober 1931


(Ausschnitt)

"Allen Völkern sollte inzwischen lebendig vor Augen geführt sein, daß das Schicksal jedes Staates mehr denn je in der Vergangenheit mit dem Schicksal seiner Nachbarn verflochten ist.

(Sehr wahr!)

Kein Staat kann auf die Dauer einen wirklichen Vorteil aus der Not der anderen Länder erwarten.

(Erneute lebhafte Zustimmung)

Die verderblichen Folgen politischer Zahlungen ohne wirtschaftliche Gegenleistungen haben die gesamte Weit ohne Ausnahme in heute noch unabsehbare Bedrängnis geführt.

(Sehr wahr! -- Lachen bei den Kommunisten)

Die weitschauende Initiative des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika hat leider nur eine vorübergehende Erleichterung geschaffen, so groß auch ihre Bedeutung war und so dankbar sie vom deutschen Volke empfunden wurde.

(Bravo! im Zentrum)

Schon die Ungewißheit in den Fragen der politischen Zahlungen übt fortgesetzt eine lähmende Wirkung auf den internationalen Wirtschafts- und Finanzverkehr aus. Unmittelbare und offene Aussprache, wie sie in Checkers, Paris, London, Rom und hier in Berlin gepflogen wurden und weiterhin zu führen sind, sollen den Weg zur tatsächlichen Solidarität der Nationen ebnen. Denn es muß die Möglichkeit gefunden werden, klare und ehrliche Stimmungen zwischen den Völkern der Welt zu schaffen.

(Sehr gut! in der Mitte)

Deutschland fordert bei aller verständnisvollen Rücksichtnahme auf die Lebensnotwendigkeiten der Nachbarn die Verwirklichung des Grundsatzes der Gerechtigkeit und Gleichberechtigung unter den Völkern.

(Bravo! in der Mitte)

[...] Die Reichsregierung nimmt es für sich als einen Erfolg in Anspruch, daß sie rechtzeitig und als erste im Kreise der großen Nationen mit entscheidenden Sparmaßnahmen in den öffentlichen Ausgaben und mit möglichstes Senkung der Erzeugungskosten begonnen hat.

(Sehr gut! im Zentrum -- Zurufe von den Kommunisten)

Mit ihm gemeinsam wird in kurzer Frist ein Wirtschaftsprogramm für die nächsten Monate ausgearbeitet. Dieses Programm hat als erste Voraussetzung

(Zuruf von den Kommunisten: Hungerprogramm!)

die Aufrechterhaltung der Stabilität unserer Währung, an der unter keinen Umständen gerüttelt werden kann.

(Lebhafte Zustimmung in der Mitte und bei der Deutschen Arbeiterpartei. Zuruf: Dann werden die anderen rütteln)

Von entscheidender Wichtigkeit ist die Durchführung eines ausgearbeiteten Planes zur Tilgung der kurzfristigen Schulden und ebenso eine endgültige Klärung der Reparationsfrage. [...]

1929 haben wir noch 7,2 Millionen Tonnen agrarischer Produkte importiert, '30 5,7 und nach den Ergebnissen der letzten/der ersten Monate dieses Jahres, in diesem Jahre schätzungsweise nur noch 3,2 Milliarden [Millionen] Tonnen.

(Unruhe bei den Kommunisten)

Wir sind also unter die Hälfte des Jahres 1929 gekommen. Und daß alles nicht so falsch ist, beweist ja auch die Tatsache, daß selbst in dem Augenblick der schwersten Krise es nicht so ist, daß die Arbeitslosigkeit in den vergangenen vier Wochen in einem Umfange gestiegen ist, wie wir ihn ursprünglich nach der Lage der ganzen Weltsituation uns selbst berechnet hatten. Und deswegen, so sehr wie ich wünschte, daß hier in Deutschland eine Möglichkeit wäre, daß ich einmal nur für wenige Monate, die noch bis zu einer notwendigen internationalen Lösung, die allein die Beruhigung in der Welt und die Grundlagen für den Wiederaufstieg bringen kann, einmal die Parteien zusammenfinden möchte, so muß ich sagen, daß wenn das nicht möglich ist, diese Reichsregierung entschlossen ist, hier vor dem Reichstage ihre Politik zu verteidigen und, meine Damen und Herren, zu verteidigen, nicht mehr wie sie sie in den Wintermonaten verteidigen mußte, nicht ohne sagen zu können, daß sie bislang keine sichtbaren Erfolge in der Außenpolitik und auf manchen anderen Gebieten hatte. Sondern heute kann sie sagen, daß der Weg frei ist, und daß auch der kommende schwere Winter unter allen Umständen überstanden werden kann."

Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt am Main



Brüning war ein ehrgeiziger. zugleich ein idealistischer Mann. Aber er sah nicht die grauen Heere der Arbeitslosen vor den Arbeitsämtern sie bekamen ein wirkliches Hungergeld - er hofte nur. Das darf ein ehemaliger Offizier nicht tun, er hat nach besten Kräften für die ihm anbefohlenen Menschen zu sorgen. Die Rede kennzeichnet die Methode, nach der er vorging. Dies war
falsch. Aber die Kommunisten machten es ihm tatsächlich nicht leicht. Sie wollten wieder in die Schudenpoltik zurück, für Brüning ein Graus.

Außerdem hat es Hindenburg ihm nicht gedankt. Danach begann die Serie von Gelegenheitskanzlern, die schließlich zu Hitler führte. War es ein großer Mann? Entscheidet es selbst.

KED

Delbrück
21.10.2003, 22:34
Brünings Rolle als Überwinder der Reparationszahlungen, als letzter Demokrat im Kanzleramt wird heute wie damals viel zu wenig gewürdigt.
Sicherlich war seine rücksichtslose Deflationspolitik kurzfristig gesehen ein Fehler und er hätte besser daran getan, beispielsweise mit Hilfe kreditfinanzierter Staatsaufträge die Weltwirtschaftskrise zu überwinden - auf lange Sicht hätte Deutschland jedoch von seiner Politik profitiert, wenn sich nicht jemand anderes Brünings Erfolge zu Nutze gemacht hätte...

Klaus E. Daniel
21.10.2003, 22:45
Jaaa,

aber die Hungerden? Lesen Sie mal Wolfgang Schnurre "Als Vaters Bart noch rot war". Da haben die beiden Musseen besucht, um sich zu wärmen. Oder Remarque.

Gruß

KED

Delbrück
21.10.2003, 23:03
Mach ich bei Gelegenheit.

Die Hungernden gab es zum großen Teil schon vor Brüning und ihre steigende Zahl hängt unmittelbar mit der Weltwirtschaftskrise zusammen. Dass sein strikter Sparkurs, kurzfristig betrachtet, desaströse Folgen hatte, ist mir durchaus klar und ich habe dies in ähnlicher Form schon ausgedrückt.
Dass sich Hitler später mit der annähernden Beseitigung dieses Problems schmücken konnte, ist jedoch mit den augesetzten Reparationszahlungen verkoppelt und damit auch ein Verdienst Brünings.

Über den damaligen Handlungsspielraum Brünings gibt es Veröffentlichungen des Wirtschaftshistorikers Knut Borchardt, die ich mir bei Zeiten auch mal zu Gemüte führen werde.

Klaus E. Daniel
31.10.2003, 12:15
Friedrich Ebert (SPD)
Rede vom 26. Juni 1922 am Sarg von Walther Rathenau

In tiefer Erschütterung stehen neben den Familienangehörigen des Toten wir, die Vertreter des deutschen Volkes, an diesem Sarge, der die irdischen Überreste des Reichsministers Dr. Rathenau birgt. Mit Verwandten trauert in herbem Schmerze die deutsche Nation um diesen Mann,der im Dienste des deutschen Volkes stand, für des Reiches Wohl arbeitete und für Deutschlands Zukunft Wertvolles zu leisten berufen war wiewenig andere. Walther Rathenau war ein Mensch seltener Eigenart; ausgestattet mit großen und mannigfachen Gaben des Geistes, gerüstet mit Erfahrungen des wirtschaftlichen und geistigen Lebens unseres Landes wie des Auslandes, glänzend in Lauterkeit des Charakters und in Gütedes Herzens, ragte er weit hinaus über das Durchschnittsmaß der Menschen. Mit dieser Fülle großer Eigenschaften war er --als mein Ruf an ihn erging -- ohne Zögern, opferfreudig das ruhige Leben, seine Neigungen, seine bevorzugte Stellung im Wirtschaftsleben dahingehend, in den Dienst des Reiches und des deutschen Volkes getreten. Walther Rathenauwar dazu geschaffen, ein wirklicher Staatsmann, ein Führer der Nationaus dem Wirrnis der Zeit in eine lichtere Zukunft zu sein. Gehoben durch das Ansehen, das er als Führer deutscher Industrie nicht nur im deutschen Wirtschaftsleben, sondern in der ganzen Welt schon früher genoß,gestützt auf den Eindruck und die Macht seiner Persönlichkeit,galt sein Wort in der Welt und in den Kreisen, die sie zur Zeit beherrschen;er war es in erster Linie, dem die Aufgabe gestellt werden konnte, unser Volk wieder enger in die politischen und wirtschaftlichen Beziehungender Völker einzufügen zu unserem eigenen Heile wie zur Gesundung der Welt.

Die Kugeln feiger Mordgesellen haben ihn aus diesem Wege herausgeschleudert.Aber die verruchte Tat traf nicht den Menschen Rathenau allein, sie trifft Deutschland in seiner Gesamtheit. Gerichtet war die Bluttat gegen die Deutsche Republik und gegen den Gedanken der Demokratie, deren überzeugterVorkämpfer und Verfechter Dr. Walther Rathenau war, aber sie ist inihrem Erfolg über dieses Ziel des blutigen Parteikampfes in das Riesenmaß des Frevels gewachsen, sie ist ein Anschlag auf die Nation, der sie einender besten Patrioten, der fähigsten Köpfe und Vorkämpfer deutschen Aufbaues raubte, sie ist ein Verbrechen an unserem arbeitsamen,duldenden und hoffenden Volke, das sie in Abwehr der Frevel aufs neue inden zersetzenden Kampf der Leidenschaften zu reißen droht.

Wir haben uns hier in dieser Stunde zusammengefunden, die Leitung des Reiches wie die Vertreter der Länder, die Abgeordneten des Reichstagsund andere Männer des öffentlichen Lebens, mit einem Worte, die Vertreter des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit, um unser Entsetzenund unseren Abscheu kundzutun über diese Tat, begangen von Menschen,die außerhalb der Gemeinschaft des deutschen Volkes stehend, diesenMann gefällt und Deutschland diesen unheilvollen Schlag zugefügthaben. Gleichzeitig aber wollen wir dem Toten von ganzem Herzen dankennamens der Deutschen Republik, des deutschen Volkes, für all das,was er in aufopfernder und reiner Liebe zum Vaterland für Deutschlandgetan hat. Möge aus dem Wirken und Arbeiten Dr. Walther Rathenaus,möge aus seinem Geiste Frucht aufgehen für uns alle, fürdie Zukunft unseres Vaterlandes. Mit heißem Dank und mit der Versicherungunvergänglichen Gedenkens bringe ich dem toten Freunde und Mitarbeiterden letzten Gruß des deutschen Volkes dar.

Quelle: Friedrich Ebert, Schriften, Aufzeichnungen, Reden. Bd. 2. Dresden:Carl Reisser Verlag, 1926, S.

Delbrück
31.10.2003, 12:47
Du scheinst mir ein gewisses Faible für Walther Rathenau zu haben, KED. ;)

Hier poste ich mal eine Rede unter Auslassung der ersten beiden Absätze und ohne Angabe des Redners. Mal sehen, wer dahinter kommt.

"... Wir haben uns auf einem grossen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind hierher gekommen, um einen Teil dieses Feldes denjenigen als letzte Ruhestatt zu weihen, die an diesem Ort ihr Leben liessen, damit die Nation leben könne. Es ist nichts als recht und billig, dass wir dies tun.

In einem höheren Sinn aber können wir dieses Stück Erde weder weihen noch heiligen. Die tapferen Männer, die hier kämpften, haben es geweiht und geheiligt, und zwar weit über unsere armseligen Kräfte, zu mehren oder zu mindern, was sie getan. Die Welt wird kaum bemerken und gewiss nicht lange im Gedächtnis bewahren, was wir sagen, aber unvergesslich wird für alle Zeiten sein, was jene hier vollbrachten. Eher also sollten wir selber, die Überlebenden, hier der grossen unvollendeten Arbeit geweiht werden, welche diejenigen, welche kämpften, so edelmütig bis zu diesem Punkt vorwärts getrieben haben. Es ist also an uns, uns selber der grossen Aufgabe zu weihen, die noch vor uns liegt; von diesen in Ehren Gestorbenen die stets wachsende Kraft der Hingabe an das Ziel zu erben, dem sie in der Fülle ihrer äussersten Hingabe dienten; zu geloben, dass der Tod dieser Toten nicht vergeblich sein darf; dass diese Nation mit Gottes Hilfe von neuem die Freiheit aus sich hervorbringt, und diejenige Staatsform, in welcher das Volk allein durch das Volk zum besten des Volkes herrscht, nicht von der Erde verschwindet."

Klaus E. Daniel
31.10.2003, 13:14
Es stimmt. ich habe für diesen vielseitigen Mann etwas übrig. Und habe etwas gegen die Ultrarechten, die ihn zu Tode brachten. Ernst von Salamon hat das nach dem 2. Weltkrieg sogar in dem Buch "Der Fragebogen" sogar öffentlich bekannt.

Rathenau hat natürlich seine Ansichten (genau wie Stresemann), nach dem Krieg sehr gewechselt. Aber er war ein deutsch-jüdischer Patriot.

Mögen das gewisse Leute in diesem Forum auch lesen.

Zu anderem komme ich noch,, mein lieber Delbrück.

KED

Delbrück
31.10.2003, 13:25
Was hat Ernst von Salomon in "Der Fragebogen" bekannt, er war doch selber Mitglied der Organisation Consul? Und, dass die Mörder aus diesem Umfeld stammten, hat ja damals auch niemand bestritten - deshalb auch die Republikschutzgesetze.

Ich bin jedenfalls sehr auf ihren Tipp zum Urheber "meiner" Rede gespannt.

kettnhnd
31.10.2003, 13:30
@delbrück

hielt die rede nicht ein unions-general nach der schlacht von gettysburg ?

Delbrück
31.10.2003, 13:32
Nah dran, aber kein Unions-General!

Wohl eine der wichtigsten Reden der amerikanischen Geschichte.

Klaus E. Daniel
31.10.2003, 15:33
Original von Delbrück
Was hat Ernst von Salomon in "Der Fragebogen" bekannt, er war doch selber Mitglied der Organisation Consul? Und, dass die Mörder aus diesem Umfeld stammten, hat ja damals auch niemand bestritten - deshalb auch die Republikschutzgesetze.

Ich bin jedenfalls sehr auf ihren Tipp zum Urheber "meiner" Rede gespannt.

Delbrück,

Sie haben mich mißverstanden. Ich meinte ja gerade, daß Salomon zu den Mittätern der Ermordung gehörte. Und er hat das in dem Buch eingestanden.

Zu Ihrer weiteren Frage, General Lee?

Gruß

KED

kettnhnd
31.10.2003, 15:37
Original von Delbrück
Nah dran, aber kein Unions-General!

Wohl eine der wichtigsten Reden der amerikanischen Geschichte.

also ich muss passen, hätte auf general grant getippt. aber wenn's kein unions-general war, fällt der ja weg.

könnte natürlich im i-net danach googlen. lasse aber fairerweise anderen, die es vielleicht wissen, den vortritt.

kettnhnd
31.10.2003, 15:37
Original von Delbrück
Nah dran, aber kein Unions-General!

Wohl eine der wichtigsten Reden der amerikanischen Geschichte.

also ich muss passen, hätte auf general grant getippt. aber wenn's kein unions-general war, fällt der ja weg.

könnte natürlich im i-net danach googlen. lasse aber fairerweise anderen, die es vielleicht wissen, den vortritt.

Delbrück
31.10.2003, 18:58
Ulysess S. Grant, war zum Zeitpunkt der Schlacht von Gettysburg noch nicht Oberbefehlshaber der Unionsstreitkräfte und damit der Potomac-Armee.
Im Sommer 1863 war er im Westen, der Heimat seiner größten Erfolge (Donelson, Shiloh, Chattanooga), gerade dabei, zusammen mit Sherman die Stadt Vicksburg von Pemberton zu erobern und damit den gesamten Mississippi in Unionshand zu spielen. Damit teilte er erfolgreich die Konföderation in zwei Teile.

Sie sehen, dass der Civil War eines meiner bevorzugten Interessensgebiete ist.

Nein, bei der Rede handelt es sich um eine Übersetzung der berühmten "Gettysburg Adress" von Abraham Lincoln, eine, noch heute in den USA vielzitierte Ansprache!

Der fehlende Anfang:

Dreizehn Jahre noch und es wird ein Jahrhundert vergangen sein, seit unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation gründeten, welche der Freiheit ihr Dasein verdankt und welche auf den Grundsatz vereidigt ist, dass alle Menschen als Gleiche erschaffen werden.
Mit dem grossen Bürgerkrieg, den wir jetzt führen, machen wir die Probe darauf, ob diese Nation oder irgendeine Nation, welche so begründet und so vereidigt ist, lange leben kann ...

kettnhnd
31.10.2003, 19:28
besonders interessant fand ich die doku über den amerikanischen bürgerkrieg, die in den dritten programmen lief. hoffe die wird demnächst mal wiederholt.

Delbrück
31.10.2003, 19:33
Der epochale Film "Gettysburg" von Ronald F. Maxwell stellt die damaligen Ereignisse sehr genau und authentisch nach - wirklich zu empfehlen.

Als Lektüre empfiehlt sich neben der zahlreichen Fachliteratur der mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Roman "The Killer Angels" von Michael Shaara und "The last full measure" seines Sohnes Jeff Shaara - natürlich erst nach Erwerb einiger Grundkenntnisse des Civil War.

Klaus E. Daniel
01.11.2003, 13:23
Otto Wels (SPD)
Rede zur Begründung der Ablehnung des Ermächtigunsgesetzes

Reichstagssitzung vom 23. März 1933 in der Berliner Krolloper


"Meine Damen und Herren! Der außenpolitischen Forderung deutscher Gleichberechtigung, die der Herr Reichskanzler erhoben hat, stimmen wir Sozialdemokraten um so nachdrücklicher zu, als wir sie bereits von jeher grundsätzlich verfochten haben.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten, daß ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der Bremer Konferenz am 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges entgegengetreten bin.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Nie hat uns irgendein Grundsatz unserer Partei daran hindern können oder gehindert, die gerechten Forderungen der deutschen Nation gegenüber den anderen Völkern der Welt zu vertreten.

(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)

Der Herr Reichskanzler hat auch vorgestern in Potsdam einen Satz gesprochen, den wir unterschreiben. Er lautet: »Aus dem Aberwitz der Theorie von ewigen Siegern und Besiegten kam der Wahnwitz der Reparationen und in der Folge die Katastrophe der Weltwirtschaft.« Dieser Satz gilt für die Außenpolitik; für die Innenpolitik gilt er nicht minder.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Auch hier ist die Theorie von ewigen Siegern und Besiegten, wie der Herr Reichskanzler sagte, ein Aberwitz. Das Wort des Herrn Reichskanzlers erinnert uns aber auch an ein anderes, das am 23. Juli 1919 in der Nationalversammlung gesprochen wurde. Da wurde gesagt: »Wir sind wehrlos, wehrlos ist aber nicht ehrlos.

(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Gewiß, die Gegner wollen uns an die Ehre, daran ist kein Zweifel. Aber daß dieser Versuch der Ehrabschneidung einmal auf die Urheber selbst zurückfallen wird, da es nicht unsere Ehre ist die bei dieser Welttragödie zugrunde geht, das ist unser Glaube bis zum letzten Atemzug."

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten. - Zuruf von den Nationaldemokraten: Wer hat das gesagt?)

Das steht in einer Erklärung, die eine sozialdemokratisch geführte Regierung damals im Namen des deutschen Volkes vor der ganzen Welt abgegeben hat, vier Stunden bevor der Waffenstillstand abgelaufen war, um den Weitervormarsch der Feinde zu verhindern. - Zu dem Ausspruch des Herrn Reichskanzlers bildet jene Erklärung eine wertvolle Ergänzung.

Aus einem Gewaltfrieden kommt kein Segen;

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

im Innern erst recht nicht.

(Erneute Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Eine wirkliche Volksgemeinschaft läßt sich auf ihn nicht gründen. Ihre erste Voraussetzung ist gleiches Recht. Mag sich die Regierung gegen rohe Ausschreitungen der Polemik schützen, mag Sie Aufforderungen zu Gewalttaten und Gewalttaten selbst mit Strenge verhindern. Das mag geschehen, wenn es nach allen Seiten gleichmäßig und unparteiisch geschieht, und wenn man es unterläßt, besiegte Gegner zu behandeln, als seien sie vogelfrei.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.

(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Nach den Verfolgungen, die die Sozialdemokratische Partei in der letzten Zeit erfahren hat, wird billigerweise niemand von ihr verlangen oder erwarten können, daß sie für das hier eingebrachte Ermächtigungsgesetz stimmt. Die Wahlen vom 5. März haben den Regierungsparteien die Mehrheit gebracht und damit die Möglichkeit gegeben, streng nach Wortlaut und Sinn der Verfassung zu regieren. Wo diese Möglichkeit besteht, besteht auch die Pflicht.

(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Kritik ist heilsam und notwendig. Noch niemals, seit es einen Deutschen Reichstag gibt, ist die Kontrolle der öffentlichen Angelegenheiten durch die gewählten Vertreter des Volkes in solchem Maße ausgeschaltet worden, wie es jetzt geschieht,

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

und wie es durch das neue Ermächtigungsgesetz noch mehr geschehen soll. Eine solche Allmacht der Regierung muß sich um so schwerer auswirken, als auch die Presse jeder Bewegungsfreiheit entbehrt.

Meine Damen und Herren! Die Zustände, die heute in Deutschland herrschen, werden vielfach in krassen Farben geschildert. Wie immer in solchen Fällen fehlt es auch nicht an Übertreibungen. Was meine Partei betrifft, so erkläre ich hier: wir haben weder in Paris um Intervention gebeten, noch Millionen nach Prag verschoben, noch übertreibende Nachrichten ins Ausland gebracht.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Solchen Übertreibungen entgegenzutreten wäre leichter, wenn im Inlande eine Berichterstattung möglich wäre, die Wahres vom Falschen scheidet.

(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Noch besser wäre es, wenn wir mit gutem Gewissen bezeugen könnten, daß die volle Rechtssicherheit für alle wiederhergestellt sei.

(Erneute lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Das, meine Herren, liegt bei Ihnen.

Die Herren von der Nationalsozialistischen Partei nennen die von ihnen entfesselte Bewegung eine nationale Revolution, nicht eine nationalsozialistische. Das Verhältnis ihrer Revolution zum Sozialismus beschränkt sich bisher auf den Versuch, die sozialdemokratische Bewegung zu vernichten, die seit mehr als zwei Menschenaltern die Trägerin sozialistischen Gedankengutes gewesen ist

(Lachen bei den Nationalsozialisten.)

und auch bleiben wird. Wollten die Herren von der Nationalsozialistischen Partei sozialistische Taten verrichten, sie brauchten kein Ermächtigungsgesetz.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Eine erdrückende Mehrheit wäre Ihnen in diesem Hause gewiß. Jeder von Ihnen im Interesse der Arbeiter, der Bauern, der Angestellten, der Beamten oder des Mittelstandes gestellte Antrag könnte auf Annahme rechnen, wenn nicht einstimmig, so doch mit gewaltiger Majorität.

(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

(Lachen bei den Nationalsozialisten.)

Aber dennoch wollen Sie vorerst den Reichstag ausschalten, um Ihre Revolution fortzusetzen. Zerstörung von Bestehendem ist aber noch keine Revolution. Das Volk erwartet positive Leistungen. Es wartet auf durchgreifende Maßnahmen gegen das furchtbare Wirtschaftselend, das nicht nur in Deutschland, sondern in aller Welt herrscht.

Wir Sozialdemokraten haben in schwerster Zeit Mitverantwortung getragen und sind dafür mit Steinen beworfen worden.

(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

(Lachen bei den Nationalsozialisten.)

Unsere Leistungen für den Wiederaufbau von Staat und Wirtschaft, für die Befreiung der besetzten Gebiete werden vor der Geschichte bestehen.

(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Wir haben gleiches Recht für alle und ein soziales Arbeitsrecht geschaffen. Wir haben geholfen, Deutschland zu schaffen, in dem nicht nur Fürsten und Baronen, sondern auch Männern aus der Arbeiterklasse der Weg zur Führung des Staates offensteht.

(Erneute Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Davon können Sie nicht zurück, ohne Ihren eigenen Führer preiszugeben.

(Beifall und Händeklatschen bei den Sozialdemokraten.)

Vergeblich wird der Versuch bleiben, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Wir Sozialdemokraten wissen, daß man machtpolitische Tatsachen durch bloße Rechtsverwahrungen nicht beseitigen kann. Wir sehen die machtpolitische Tatsache Ihrer augenblicklichen Herrschaft. Aber auch das Rechtsbewußtsein des Volkes ist eine politische Macht, und wir werden nicht aufhören, an dieses Rechtsbewußtsein zu appellieren.

Die Verfassung von Weimar ist keine sozialistische Verfassung. Aber wir stehen zu den Grundsätzen des Rechtsstaates, der Gleichberechtigung, des sozialen Rechtes, die in ihr festgelegt sind. Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus.

(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten. Sie selbst haben sich ja zum Sozialismus bekannt. Das Sozialistengesetz hat die Sozialdemokratie nicht vernichtet. Auch aus neuen Verfolgungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen.

Wir grüßen die Verfolgten und Bedrängten. Wir grüßen unsere Freunde im Reich. Ihre Standhaftigkeit und Treue verdienen Bewunderung. Ihr Bekennermut ihre ungebrochene Zuversicht -

(Lachen bei den Nationalsozialisten.)

(Bravo! Bei den Sozialdemokraten.)

verbürgen eine hellere Zukunft."

Quelle: Protokolle


Er mußte das bÜßen, aber ein tapferer Mann.

pavement
01.11.2003, 16:38
dazu hab ich was, aus "zeitgeschichte in wort und bild. Vom alten zum Neuen Reich. 1933-1939", gedruckt 1942:

"Aber dieser Mann[Wels] ist in diesem Augenblicke der verkörperte Beweis dafür, daß die abgelöste Demokratie nur Verächtichkeit und Charakterlosigkeit heranzüchtete. Mit müder und weinerlicher Stimme macht er den kläglichen Versuch, seine eigene Person als national und für seine Partei als würdige Vertreterin deutscher Forderungen hinzustellen."

ein schönes beispiel für die geschichtsschreibung im nationalsozialismus.

Delbrück
01.11.2003, 19:10
Zuruf von den Nationaldemokraten: Wer hat das gesagt?

:))

Klaus E. Daniel
02.11.2003, 12:54
Delbrück,

was meinen Sie, ich stehe auf dem Schlauch ?

KED

Delbrück
02.11.2003, 13:03
Philipp Scheidemann
Ausrufung der Deutschen Republik
9. November 1918

"Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre, grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat bringen müssen, der unglückselige Krieg ist zu Ende. Das Morden ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend, werden noch viele Jahre lang auf uns lasten. Die Niederlage, die wir unter allen Umständen verhüten wollten, ist uns nicht erspart geblieben. Unsere Verständigungsvorschläge wurden sabotiert, wir selbst wurden verhöhnt und verleugnet. Die Feinde des werktätigen Volkes, die wirklichen inneren Feinde, die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. Das waren die Daheimkrieger, die ihre die Eroberungsforderungen bis zum gestrigen Tage ebenso aufrechterhielten, wie sie den verbissensten Kampf gegen jede Reform der Verfassung und besonders des schändlichen preußischen Wahlsystems, geführt haben. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für immer erledigt. Der Kaiser hat abgedankt. Er und seine Freunde sind verschwunden, über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt. Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien angehören werden. Die neue Regierung darf nicht gestört werden, in ihrer Arbeit für den Frieden und der Sorge um Arbeit und Brot. Arbeiter und Soldaten, seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewußt: Unerhörtes ist geschehen. Große und unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk. Alles durch das Volk. Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewußt. Das alte und morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue. Es lebe die deutsche Republik."

Der gute Scheidemann verhinderte mit dieser Rede die freie sozialistische Republik, die Karl Liebknecht kurze Zeit später am Berliner Schloss ausrief:

"Der Tag der Revolution ist gekommen. Wir haben den Frieden erzwungen. Der Friede ist in diesem Augenblick geschlossen. Das Alte ist nicht mehr. Die Herrschaft der Hohenzollern, die in diesem Schloß jahrhundertelang gewohnt haben, ist vorüber. In dieser Stunde proklamieren wir die freie sozialistische Republik Deutschland. Wir grüßen unsere russischen Brüder, die vor vier Tagen schmählich davongejagt worden sind. [...]

Der Tag der Freiheit ist angebrochen. Nie wieder wird ein Hohenzoller diesen Platz betreten. Vor 70 Jahren stand hier am selben Ort Friedrich Wilhelm IV. und mußte vor dem Zug der auf die Barrikaden Berlins für die Sache der Freiheit Gefallenen, vor den fünfzig, blutüberströmten Leichnamen, seine Mütze abnehmen. Ein anderer Zug bewegt sich heute hier vorüber. Es sind die Geister der Millionen, die für die heilige Sache des Proletariats ihr Leben gelassen haben. Mit zerspaltenem Schädel, in Blut gebadet wanken diese Opfer der Gewaltherrschaft vorüber, und ihnen folgen die Geister von Millionen von Frauen und Kindern, die für die Sache des Proletariats in Kummer und Elend verkommen sind. Und Abermillionen von Blutopfern dieses Weltkrieges ziehen ihnen nach. Heute steht eine unübersehbare Masse begeisterter Proletarier an demselben Ort, um der neuen Freiheit zu huldigen. Parteigenossen, ich proklamiere die freie sozialistische Republik Deutschland, die alle Stämme umfassen soll, in der es keine Knechte mehr geben wird, in der jeder ehrliche Arbeiter den ehrlichen Lohn seiner Arbeit finden wird. Die Herrschaft des Kapitalismus, der Europa in ein Leichenfeld verwandelt hat, ist gebrochen. [...]

Wir müssen alle Kräfte anspannen, um die Regierung der Arbeiter und Soldaten aufzubauen und eine neue staatliche Ordnung des Proletariats zu schaffen, eine Ordnung des Friedens, des Glücks der Freiheit unserer deutschen Brüder und unserer Brüder in der ganzen Welt. Wir reichen ihnen die Hände und rufen sie zur Vollendung der Weltrevolution auf."

Delbrück
02.11.2003, 13:05
Original von Klaus E. Daniel
Delbrück,

was mmeinen Sie, ich stehe auf dem Schlauch ?

KED

Ich fand nur höchst amüsant, dass in der Welsschen Rede sich die Zurufe der Nationalsozialisten einmal mit einem Zuruf der Nationaldemokraten (-> NPD) abwechseln! Wer ist mit Nationaldemokraten gemeint?

Klaus E. Daniel
02.11.2003, 13:17
Die armen Parlamentsstenografen haben es nicht leicht, jede einzelne Stereotype zu orten, denn sie sollen ja stenografieren.

Ich habe es nach dem Krieg erlebt.

KED

pavement
02.11.2003, 22:17
@delbrück:

erinnert mich an ne klausur...

Klaus E. Daniel
14.11.2003, 12:12
Regierungserklärung des Bundeskanzlers Konrad Adenauer vom 20. September 1949

Meine Damen und meine Herren! Das Werden des neuen Deutschlands hat sich nach den langen Verhandlungen im Parlamentarischen Rat und den Wahlen zum Bundestag am 14. August mit großer Schnelligkeit vollzogen. Am 7. September haben sich der Bundestag und der Bundesrat konstituiert; am 12. September hat der Bundestag den Bundespräsidenten gewählt, am 15. September den Bundeskanzler. Der Bundespräsident hat mich daraufhin am gleichen Tage zum Bundeskanzler ernannt. Heute, am 20. September, hat er auf meinen Vorschlag die Bundesminister ernannt.

Mit der Konstituierung der Bundesregierung, die am heutigen Tage erfolgt ist, ist auch das Besatzungsstatut in Kraft getreten. Wenn auch die Zuständigkeit des Bundestags und der Bundesregierung durch das Besatzungsstatut beschränkt ist, so darf uns doch diese Entwicklung, dieses Werden des deutschen Kernstaates mit Freude erfüllen.
Der Fortschritt gegenüber den Verhältnissen, die seit I945 bei uns bestanden, auch gegenüber den Zuständen des nationalsozialistischen Reichs, ist groß. Zwar müssen wir uns immer bewußt sein, daß Deutschland und das deutsche Volk noch nicht frei sind, daß es noch nicht gleichberechtigt neben den anderen Völkern steht, daß es - und das ist besonders schmerzlich - in zwei Teile zerrissen ist. Aber wir erfreuen uns doch einer wenigstens relativen staatlichen Freiheit. Unsere Wirtschaft ist im Aufstieg. Wir haben vor allem aber wieder den Schutz der Persönlichkeitsrechte. Niemand kann bei uns, wie das im nationalsozialistischen Reich der Fall war und wie es jetzt noch in weiten Teilen Deutschlands, in der Ostzone, zu unserem Bedauern der Fall ist, durch Geheime Staatspolizei oder ähnliche Einrichtungen der Freiheit und des Lebens beraubt werden. Diese Güter: Rechtsschutz, Schutz der persönlichen Freiheit, die wir lange Jahre nicht besaßen, sind so kostbar, daß wir trotz allem, was uns noch fehlt, uns darüber freuen müssen, daß wir diese Persönlichkeitsrechte wieder besitzen.
Meine Wahl zum Bundeskanzler, meine Damen und Herren, und die Regierungsbildung sind eine logische Konsequenz der politischen Verhältnisse, wie sie sich in der Bizone infolge der Politik des Frankfurter Wirtschaftsrats herausgebildet hatten. Die Politik des Frankfurter Wirtschaftsrats, die Frage "Soziale Marktwirtschaft" oder "Planwirtschaft" hat so stark unsere ganzen Verhältnisse beherrscht, daß eine Abkehr von dem Programm der Mehrheit des Frankfurter Wirtschaftsrats unmöglich war.
Die Frage: "Planwirtschaft" oder "Soziale Marktwirtschaft" hat im Wahlkampf eine überragende Rolle gespielt. Das deutsche Volk hat sich mit großer Mehrheit gegen die Planwirtschaft ausgesprochen. Eine Koalition zwischen den Parteien, die die Planwirtschaft verworfen, und denjenigen, die sie bejaht haben, würde dem Willen der Mehrheit der Wähler geradezu entgegengerichtet gewesen sein. Der Wähler hätte mit Recht im Falle einer Koalition zwischen diesen Parteien gefragt, ob denn dann Wahlen überhaupt nötig gewesen wären. Der demokratische Gedanke, die Überzeugung von der Notwendigkeit der parlamentarischen Demokratie, hätte in den weitesten Kreisen der Wähler, namentlich auch der Wähler der jüngeren Generation, schwersten Schaden gelitten, wenn eine Regierungsbildung erfolgt wäre, die dem Sinn und dem Ergebnis dieser Wahl nicht entsprochen hätte. Es ist darum abwegig und undemokratisch, diejenigen Parteien, die sich hier im Hause zur Bildung einer Regierung und zu gemeinsamer Arbeit zusammengeschlossen haben, deshalb mit irgendwelchen tadelnden Worten zu belegen. Ebenso abwegig ist es, der Sozialdemokratischen Partei Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bereit gefunden hat zu einer sogenannten großen Koalition. Man konnte weder von der einen noch von der anderen Seite verlangen, daß sie, nachdem sie fast zwei Jahre in Frankfurt ihre Prinzipien verfochten hatten, nachdem die Wähler, zum Schiedsrichter aufgerufen, ihr Urteil gesprochen hatten, nunmehr alles das mehr oder weniger verleugneten, was sie bisher dem Volk als richtig dargestellt hatten.
Ich halte daher aus allgemeinen staatspolitischen Erwägungen heraus diese Entwicklung für richtig. Ich bin nicht der Auffassung, daß es den Interessen der Gesamtbevölkerung, den Interessen Deutschlands besser gedient hätte, wenn man etwa eine Koalition zwischen CDU/CSU und der Sozialdemokratischen Partei eingegangen wäre. Ich bin der Auffassung, daß die Opposition eine Staatsnotwendigkeit ist, daß sie eine staatspolitische Aufgabe zu erfüllen hat, daß nur dadurch, daß Regierungsmehrheit und Opposition einander gegenüberstehen, ein wirklicher Fortschritt und eine Gewöhnung an demokratisches Denken zu erzielen ist. Ich bin weiter der Auffassung: bei den labilen Verhältnissen, wie sie in Deutschland herrschen, ist es viel richtiger, wenn die immer vorhandene Opposition sich klar im Parlament selbst zeigt, als wenn sie, da infolge einer großen Koalition im Parlament keine wesentliche Opposition hätte ausgeübt werden können, außerhalb des Parlaments in nicht kontrollierbarer Weise um sich greift.

Ich habe dem Herrn Bundespräsidenten die Ernennung von 13 Bundesministern vorgeschlagen. Ich bin mir bewußt, daß manchem diese Zahl auf den ersten Blick groß erscheinen wird. Demgegenüber weise ich darauf hin, daß in unsern Zeiten Aufgaben, die der staatlichen Arbeit bedürfen, entweder ganz neu entstanden sind - ich weise hier auf die Frage der Vertriebenen hin - oder daß staatliche Aufgaben einen solchen Umfang angenommen haben, daß sie den Rahmen der üblichen Ministerien sprengen würden. Ich nenne hier die Frage der Wohnungswirtschaft und des Wohnungsbaus.
So sind mehrere der Bundesministerien zeitbedingt, daß heißt: wenn sie ihre Aufgabe erfüllt oder aber wenn ihre Aufgaben wieder einen normalen Umfang angenommen haben, werden sie wieder verschwinden, während die sogenannten klassischen Ministerien, wie das Ministerium des Innern, der Finanzen, der Justiz, der Arbeit usw., ständig bleiben werden.
Wenn man die Zahl der Bundesministerien unter Würdigung dieser Gesichtspunkte betrachtet, wird man berechtigterweise nicht die Behauptung aufstellen können, daß ihre Zahl zu groß sei. Die Hauptsache ist, daß der ministerielle Apparat im ganzen möglichst klein gehalten wird, daß die Ministerien von all den Verwaltungsaufgaben befreit bleiben, die nicht in die ministerielle Instanz gehören. Dadurch werden die nötige Übersicht, die Arbeitsfähigkeit der Ministerien gewährleistet, Verwaltungskosten gespart, und die Bundesminister werden vor allem Zeit haben, ihre wichtigsten Aufgaben, die Koordinierung der verschiedenen von ihnen wahrzunehmenden Interessen und die Wahrung der großen politischen Linien zu erfüllen.
Unter den Bundesministerien befindet sich ein Ministerium, das die besondere Aufgabe hat, für die Wahrung der engen Verbindung mit dem Bundesrat Sorge zu tragen. Ich bitte, in der Errichtung dieses Ministeriums den ernsten Willen der Bundesregierung zu sehen, den föderativen Charakter des Grundgesetzes sicherzustellen, die Rechte der Länder zu wahren und die Arbeit des Bundesrats so mit der Tätigkeit des Bundestags und der Bundesregierung in Einklang zu bringen, daß ein harmonisches Zusammenarbeiten gewährleistet ist.
Unter den Bundesministerien fehlt ein Außenministerium. Ich habe auch nicht den an mich herangetragenen Wünschen stattgegeben, ein Ministerium für zwischenstaatliche Beziehungen einzurichten. Ich habe das deshalb nicht getan, weil nach dem Besatzungsstatut die auswärtigen Angelegenheiten unter Einschluß internationaler Abkommen, die von Deutschland oder im Namen Deutschlands abgeschlossen werden, Sache der Alliierten Hohen Kommission für die drei Zonen sind. Wenn wir demnach auch kein Ministerium des Auswärtigen haben, so bedeutet das keineswegs, daß wir damit auf jede Betätigung auf diesem Gebiete Verzicht leisten. Das Paradoxe unserer Lage ist ja, daß, obgleich die auswärtigen Angelegenheiten Deutschlands von der Hohen Alliierten Kommission wahrgenommen werden, jede Tätigkeit der Bundesregierung oder des Bundesparlaments auch in inneren Angelegenheiten Deutschlands irgendwie eine ausländische Beziehung in sich schließt. Deutschland ist infolge Besatzung, Ruhrstatut, Marshall-Plan usw. enger mit dem Ausland verflochten als jemals zuvor. Diese Angelegenheiten werden in einem im Bundeskanzleramt zu errichtenden Staatssekretariat zusammengefaßt werden. Davon abgesehen glaube ich, daß die Hohen Kommissare infolge der großen Verantwortung, die sie tragen, keine wichtige Entscheidung in deutschen ausländischen Angelegenheiten treffen werden, ohne mit der Bundesregierung vorher Fühlung genommen zu haben. Die Erfahrung, die ich in den wenigen Tagen meiner Amtstätigkeit gemacht habe, berechtigt mich durchaus zu dieser Annahme.

Auf die Bundesregierung und den Bundestag, meine Damen und Herren, wartet eine außerordentlich große und umfangreiche gesetzgeberische Arbeit. Auf dem Zuständigkeitsgebiet des Bundes müssen die in den elf Ländern ergangenen Gesetze daraufhin nachgeprüft werden, ob in ihnen gleiches Recht auf diesen Gebieten besteht. Weiter werden Gesetze und Verordnungen, die bisher nur in der Bizone galten, auf die bisherige französische Zone ausgedehnt werden müssen; es werden weiter die bisher von seiten der verschiedenen Militärregierungen ergangenen Gesetze und Verordnungen auf den Gebieten, die jetzt der Zuständigkeit des Bundes unterstehen, überprüft und eventuell mit Zustimmung der Hohen Kommission den heutigen staatlichen Zuständen, wie sie sich aus Grundgesetz und Besatzungsstatut ergeben, angepaßt werden. Es werden schließlich die Gesetze erlassen werden müssen, deren Erlaß das Grundgesetz vorsieht; es werden die Gesetze, die der Wirtschaftsrat nicht mehr völlig erledigt hat, verabschiedet werden müssen. Diese Arbeit, die namentlich auch deshalb schwierig und umfangreich ist, weil bisher bei Erlaß von Gesetzen infolge der Eilbedürftigkeit der Angelegenheiten oft nicht mit besonderer Genauigkeit gearbeitet worden ist, darf nicht übereilt werden, damit wir endlich wieder zu dem kommen, was uns sowohl in der nationalsozialistischen Zeit wie später verlorengegangen ist: zur Klarheit, zur Sicherheit und zur Einheit des Rechts.
Es wartet aber eine weitere sehr große Zahl von Aufgaben der Inangriffnahme durch den Bund. Eines darf ich hier mit allem Nachdruck an die Spitze meiner Ausführungen stellen: die Koalitionspartner sind sich völlig einig darin, daß sie sich bei ihrer ganzen Arbeit von dem Bestreben leiten lassen werden, so sozial im wahrsten und besten Sinne des Wortes zu handeln wie irgend möglich. Das Streben nach Linderung der Not, nach sozialer Gerechtigkeit, wird der oberste Leitstern bei unserer gesamten Arbeit sein.
Aus der Fülle der Aufgaben, die des Bundes harren, lassen Sie mich einige besonders dringende und große hervorheben.
Die Vertriebenen werden gleichmäßiger als bisher auf die verschiedenen Länder verteilt werden müssen. Das liegt sowohl im Interesse der jetzt besonders stark belasteten Länder, vor allem aber auch im Interesse der Vertriebenen selbst.

Die Verhältnisse auf dem Wohnungsgebiet, die die soziale und ethische Gesundung und auch die politische Gesundung des deutschen Volkes unmöglich und die auch das Leben der Vertriebenen Und Ausgebombten so unendlich schwer machen, werden von uns mit ganzer Kraft einer Besserung entgegengeführt werden. Wir wollen mit allen Mitteln den Wohnungsbau energisch fördern, nicht indem der Bund selbst baut, sondern indem er Mittel zur Verfügung stellt und darauf dringt, daß von den Ländern alle Möglichkeiten auf dem Gebiete des Wohnungsbaus erschöpft werden.
Wir werden weiterhin dazu übergehen, durch entsprechende, in vorsichtiger und nicht überstürzter Weise durchgeführte Lockerungsvorschriften der Raumbewirtschaftung und der Mietfestsetzung das Privatkapital für den Bau von Wohnungen wieder zu interessieren. Wenn es nicht gelingt, das Privatkapital für den Wohnungsbau zu interessieren, ist eine Lösung des Wohnungsproblems unmöglich. Die Bedeutung, die wir gerade diesen Fragen beilegen, zeigt sich auch darin, daß wir ein besonderes Ministerium für sie geschaffen haben, dessen enge Koordinierung mit dem Wirtschaftsministerium gesichert ist. Wir werden durch diese energische Förderung der Bautätigkeit auch eine allgemeine Belebung des Arbeitsmarktes herbeiführen.

Auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitik werden wir die in Frankfurt so erfolgreich eingeschlagene Richtung weiterverfolgen. Ich darf in diesem Zusammenhang den leitenden Herren der bizonalen Wirtschaftsverwaltung wie allen Beamten und Angestellten, insbesondere aber auch den Direktoren der einzelnen Ämter den Dank der Bundesregierung für die geleistete Arbeit aussprechen. Mein besonderer Dank gilt den leitenden Persönlichkeiten, die zur Zeit bei dem Aufbau der Bundesregierung nicht haben eingegliedert werden können.
Bei der Durchführung des Prinzips der sozialen Marktwirtschaft wird man sich selbstverständlich wie auch bisher davor hüten müssen, einem starren Doktrinarismus zu verfallen. Man wird sich, auch wie bisher, den jeweils sich ändernden Verhältnissen anpassen müssen. Die Zwangswirtschaft werden wir überall dort, wo wir es irgendwie verantworten können, beseitigen. Es ist in Aussicht genommen, vom 1. Januar 1950 an die Brennstoffbewirtschaftung aufzuheben und die Zuteilung von Hausbrand für das vierte Vierteljahr 1949, die ersten Wintermonate, zu erhöhen.
Wir werden auf dem Gebiete der Wirtschaft durch die Mittel des Wettbewerbs und durch die immer stärkere Einordnung der deutschen Wirtschaft in die Weltwirtschaft systematisch die durch 15 Jahre Zwangswirtschaft und Kriegswirtschaft entstandenen Strukturfehler der deutschen Wirtschaft beseitigen. Unser ganzes Bestreben wird sein, möglichst wenig Hände und Köpfe in der Verteilung und der Verwertung der wirtschaftlichen Produktion und möglichst viele Hände und Köpfe in der gütererzeugenden Sphäre zu beschäftigen.
Der Mangel an fachlicher Ausbildung, wie er durch die nationalsozialistische Zeit und die Kriegszeit verursacht worden ist, wird dadurch ausgeglichen werden müssen, daß Gelegenheit geboten wird, die fachliche Ausbildung zu verbessern. Die deutsche Wirtschaft ist in der Vergangenheit groß und stark geworden durch ihre Facharbeiter und nicht zuletzt durch angewandte Wissenschaft. Die Summen, die zur Zeit in Amerika und auch in England für wissenschaftliche Zwecke zum Nutzen der wirtschaftlichen Produktion und des Wettbewerbes ausgegeben werden, sind ungeheuer groß. Die Bundesregierung wird, soweit ihre finanziellen Kräfte es erlauben, dafür eintreten, daß die wissenschaftliche Forschung in Deutschland gefördert wird. Sie wird auch die deutsche Wirtschaft dazu veranlassen, das gleiche zu tun. Nur wenn es uns gelingt, uns durch Leistungen auf dem Weltmarkt auszuzeichnen, wird es uns möglich sein, auf ihm zu bestehen. Denn ein schwaches Volk, ein politisch schwaches Volk läuft immer Gefahr, im wirtschaftlichen Wettbewerb mit andern Völkern hintangesetzt zu werden, wenn es nicht etwas Besonderes leistet.
Der Pflege und der Freiheit des Außenhandels gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einige Ausführungen über die Herabsetzung des Umrechnungskurses des englischen Pfundes und die Folgen machen, die dadurch für uns eintreten. Die Änderung des Pfundwertes wird voraussichtlich auch eine Änderung des Umrechnungskurses der D-Mark gegenüber dem Dollar mit sich bringen. Wir bedauern diese uns durch die internationalen Ereignisse aufgezwungene Maßnahme um so mehr, als die innere Stabilität der D-Mark zu irgendwelchen Manipulationen dieser Art keinerlei Anlaß bieten konnte. Die Wirtschafts- und die Geldpolitik der letzten 15 Monate haben unsere Währung auch im Ansehen und in der Wertung des Auslands von Tag zu Tag mehr gefestigt, so daß die jetzt notwendig werdende Aupassung - genau wie das in anderen europäischen Ländern der Fall sein wird - lediglich eine Folgewirkung der englischen Maßnahme ist. Ohne eine derartige gleichgerichtete Maßnahme würde die deutsche Exportwirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten verlieren und damit unserem wirtschaftlichen und sozialen Leben die Grundlage entzogen werden. Die Bundesregierung ist entschlossen, mit den für das deutsche Geldwesen verantwortlichen Stellen bei den zu treffenden Maßnahmen die wirtschaftlichen und sozialen Folgewirkungen zu einem gerechten organischen Ausgleich zu bringen.
Die allenthalben angestellten Mutmaßungen über die möglichen Auswirkungen der bevorstehenden geldpolitischen Maßnahmen gehen weit über das sachlich berechtigte Maß hinaus. Es besteht keinerlei Grund zur Beunruhigung, da die zu erwartenden Veränderungen auf dem Gebiete von Preisen und Löhnen im ganzen nur zu relativ geringfügigen Verschiebungen führen werden. Gerade in dieser Beziehung aber wird es die Regierung als vornehmste Pflicht ansehen, soziale Ungerechtigkeiten und Spannungen zu verhüten und spekulativen Einflüssen keinen Raum zu geben.
Die Frage der Demontage unserer industriellen Anlagen bewegt das gesamte deutsche Volk. Es gibt wohl kaum jemanden in Deutschland, der sich gegen die Demontage wirklich kriegswichtiger Industrien irgendwie wendet. Aber die Vernichtung großer wirtschaftlicher Werte ist eine Angelegenheit, die man im Ausland nicht damit abtun sollte, daß es einmal so beschlossen ist. Die letzte Änderung der Liste der zu demontierenden Werke war zwar, rein äußerlich betrachtet, ein großes Entgegenkommen gegenüber den deutschen Wünschen; sachlich, der Produktionskapazität und dem Werte nach gesehen, sind aber die deutschen Wünsche nur zu etwa 10 % erfüllt worden. Die Demontagefrage ist auch eine Frage von großer psychologischer Bedeutung. Man versteht in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes nicht, daß man mit der einen Hand ihm wirtschaftliche Hilfe gibt und mit der anderen Hand wirtschaftliche Werte zerstört. Man glaubt im deutschen Volke, daß damit die auch von ausländischen Staatsmännern wiederholt abgegebene Erklärung schwer zu vereinbaren ist, daß Deutschland zum Wiederaufbau Europas notwendig ist. Zur Zeit sind die maßgebenden Staatsmänner der Vereinigten Staaten, Englands und Frankreichs in Washington versammelt. Das deutsche Volk würde sich herzlich freuen, wenn diese Zusammenkunft dazu benützt würde, um das deutsche Demontageproblem einer Nachprüfung im Sinne einer Berücksichtigung der deutschen Wünsche zu unterziehen. Ich glaube, wenn auch mit aller Vorsicht, sagen zu können, daß man die Hoffnung hegen darf, daß dies in Washington geschieht.

Die Bundesregierung wird es sich besonders am Herzen liegen lassen, den Mittelstand in allen seinen Erscheinungsformen zu festigen und ihm zu helfen. Wir sind durchdrungen von der Überzeugung, daß dasjenige Volk das sicherste, ruhigste und beste Leben führen wird, das möglichst viele mittlere und kleinere unabhängige Existenzen in sich birgt.
Die Aufgaben des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung werden in Zukunft einen andern Charakter tragen müssen als bisher. In stärkerem Maße, als es bisher möglich war, wird die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern und zu veredeln sein. Wenn die deutsche Wirtschaft bis zum Jahre 1952 eine ausgeglichene Handelsbilanz erreicht haben soll, ist es notwendig, die landwirtschaftliche Produktion sehr erheblich zu steigern, um den Verbrauch von Devisen für die Ernährung soweit als möglich einzuschränken. Voraussetzung für eine rasche und anhaltende Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung ist ein weiterer Abbau der staatlichen Zwangswirtschaft und Schaffung gesicherter und ausgeglichener Produktions- und Absatzverhältnisse für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu Preisen, die die Produktionskosten gut arbeitender Durchschnittsbetriebe decken und gleichzeitig auch den Minderbemittelten den Kauf dieser Produkte gestatten. Eine Umstellung der Landwirtschaft zum Zwecke der Einsparung von Devisen wird, wie ich eben ausführte, eine absolute Notwendigkeit für uns sein. Um sie herbeizuführen, ist Aufklärung und Belehrung der landwirtschaftlichen Bevölkerung dringend erforderlich.
Die Forstwirtschaft, meine Damen und Herren, die eine der wichtigsten Rohstofflieferanten für die deutsche Wirtschaft ist, muß möglichst rasch wieder zu normalen Wirtschaftsverhältnissen zurückgeführt werden. Es ist für schnellste Aufforstung der Kahlflächen und Förderung der Holzerzeugung in bäuerlichen Betrieben zu sorgen.

Die Finanzpolitik muß einen Teil der allgemeinen Staatspolitik, insbesondere der Wirtschaftspolitik bilden. Die Förderung der Kapitalbildung, und zwar sowohl der Bildung von Sparkapital wie von Betriebskapital, wird unser vordringlichstes Ziel sein. Nur wenn wir nach Kräften die innerdeutsche Kapitalbildung steigern, können wir erwarten, daß durch Freigabe von Gegenwertfonds und auf andere Weise das dringend benötigte ausländische Kapital zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft zur Verfügung steht.
Der Wiederaufbau unserer Wirtschaft ist die vornehmste, ja einzige Grundlage für jede Sozialpolitik und für die Eingliederung der Vertriebenen. Nur eine blühende Wirtschaft kann die Belastungen aus dem Lastenausgleich auf die Dauer tragen. Nur sie kann auf die Dauer das Steueraufkommen bringen, das die Haushalte des Bundes, der Länder und der Gemeinden, die immer aus der Gesamt- schau heraus betrachtet werden müssen, zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen.
Eine verstärkte Kapitalbildung hängt von der Erfüllung zweier Voraussetzungen ab: von einer Herabsetzung der Steuertarife und der Wiedergewinnung des Vertrauens der Sparer.
Eine Herabsetzung der Einkommensteuersätze wird nach unserer Überzeugung das Gesamtaufkommen nicht vermindern. Die jetzigen überhöhten Steuersätze führen in der Wirtschaft zu unwirtschaftlichem Verhalten; sie hindern die Rationalisierung der Betriebe und damit die Preissenkung für die erzeugten Waren. Eine Senkung der Einkommensteuersätze ist nicht nur steuerpolitisch, sondern auch wirtschaftspolitisch absolut notwendig, und zwar mindestens auf die im Juni 1948 vom Wirtschaftsrat fast einstimmig und vom Länderrat einstimmig angenommenen Steuersätze. Wir sind sicher, daß schon nach wenigen Übergangsmonaten das Steueraufkommen die frühere Höhe, ja sogar eine noch größere Höhe erreichen wird. Diese Maßnahmen sollten bereits zum 1. Januar 1950 in Kraft gesetzt werden. Im Laufe des Jahres 1950 muß dann eine umfassende Steuerreform in die Wege geleitet werden.

Wenn durch diese Steuersenkung die Möglichkeit einer größeren Kapitalbildung geschaffen wird, so muß ein Anreiz dafür gegeben werden, daß nicht der Konsum in unnötiger Weise gesteigert, sondern wirklich Kapital gebildet wird. Dazu ist notwendig, den Altsparern das Vertrauen zur staatlichen Gesetzgebung wiederzugeben. Das scheint mir eine staatspolitische Forderung ersten Ranges zu sein. Die von den Alliierten erlassene Währungsreform enthält vermeidbare soziale Härten, insbesondere in der Behandlung der Altsparer aller Art. Die Frage, in welchem Umfange diese Mängel beseitigt werden können, bedarf einer beschleunigten Prüfung und Erledigung.
Um das Vertrauen auch des ausländischen Kapitals wiederzugewinnen, sollte die Blockierung des ausländischen Vermögens in Deutschland bald aufgehoben werden. Wir werden bereit sein, alles in unseren Kräften Stehende zu tun, um mit den seit langer Zeit schwer geschädigten ausländischen Gläubigern ein beiderseitig tragbares Einvernehmen zu finden.
Wir hoffen, meine Damen und Herren, daß die zugesagte Herabsetzung der Besatzungskosten erheblich sein wird. Diese Herabsetzung würde vom gesamten deutschen Volk dankbar begrüßt werden. Sie wird die Grundlage geben, den Wohnungsbau und die Eingliederung der Vertriebenen tatkräftig vorwärtszutreiben, und so die politische, soziale und wirtschaftliche Konsolidierung Deutschlands sichern.
Wir werden bemüht sein, den endgültigen Lastenausgleich baldigst zu verabschieden, um die Ungewißheit zu beseitigen, die seit so langer Zeit sowohl auf den Geschädigten wie auf der zu belastenden Wirtschaft liegt. Die gesetzliche Regelung muß sich in die allgemeine Steuer- und Finanzreform sinnvoll einordnen. Die Kleinst- und Kleingeschädigten müssen dabei besonders pfleglich behandelt werden.
Es wird notwendig sein, sobald wie möglich auch die Frage der Pensionen der vertriebenen Beamten und der ehemaligen Militärpersonen durch Bundesgesetz zu regeln. Diese Regelung kann zwar an den namentlich in der Kriegszeit ungewöhnlich rasch erfolgten Beförderungen der Militärpersonen nicht achtlos vorbeigehen, sie wird aber doch die Wehrmachtbeamten und Militärpersonen so behandeln müssen, wie es recht und billig ist.
Die Gefahren einer Deflation sind ebensogroß wie die einer Inflation. Im jetzigen Stadium unserer Wirtschaftsentwicklung ist eine aktive Konjunkturpolitik nötig, die sich, ohne damit irgendwie die Währung zu gefährden, des Instrumentes der Vorfinanzierung solcher Aufgaben bedient, deren Finanzierung, sei es aus inländischen Quellen, sei es aus Gegenwert-Fonds in absehbarer Zeit gesichert ist.
Unsere besondere Fürsorge auf wirtschaftlichem Gebiet gilt der Stadt Berlin. Seit der Währungsreform sind bis zum 10. September 1949, also in rund 15 Monaten, aus dem Haushalt des Vereinigten Wirtschaftsgebiets 414 Millionen DM an den Magistrat der Stadt Berlin geflossen. Dazu hat Berlin aus dem GARIOA-Fonds bis zum 13. September 1949 688 Millionen DM erhalten. Die im Haushalt der bizonalen Verwaltung 1949 für die Zeit bis zum 31. Dezember 1949 eingesetzten Mittel werden schon im Oktober erschöpft sein. Es ist unbedingt notwendig, da wir unter keinen Umständen Berlin im Stiche lassen dürfen, beschleunigt über den Fortgang und Umfang der Hilfsmaßnahmen für Berlin, und zwar nicht ausschließlich durch Gewährung von finanziellen Zuschüssen, zu beraten und zu beschließen.

Ich habe schon vorher erwähnt, daß diejenigen Fraktionen, die sich hier zu gemeinsamer Regierungsbildung und Arbeit zusammengefunden haben, es als ihre vornehmste Pflicht betrachten, auf allen Gebieten sozial zu handeln. Auf dem engeren Gebiet der Sozialpolitik gilt das im besonderen Maße. Die Bundesregierung wird sich bemühen, ihre Sozialpolitik den jetzigen Zeitverhältnissen entsprechend umzugestalten und auszugestalten. Wenn auch, wie ich ausgeführt habe, die beste Sozialpolitik eine gesunde Wirtschaftspolitik ist, die möglichst vielen Arbeit und Brot gibt, so wird es doch nach diesem Kriege und dieser Not in Deutschland immer einen sehr großen Prozentsatz von Menschen geben, denen anders und besonders geholfen werden muß. Das gilt insbesondere auch von den Schwerkriegsbeschädigten. Das Gesetz über ihre Unterbringung ist den jetzigen Verhältnissen entsprechend abzuändern. Den erwerbsunfähigen Kriegsbeschädigten und den Kriegshinterbliebenen ist ein ausreichender Unterhalt zu gewähren. Die Schaffung einer einheitlichen Versorgungsgesetzgebung für das gesamte Bundesgebiet ist nötig.

Die Rechtsbeziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern müssen zeitgemäß neu geordnet werden. Die Selbstverwaltung der Sozialpartner muß an die Stelle der staatlichen Bevormundung treten. Die Bundesregierung steht auf dem Boden der Koalitionsfreiheit. Sie wird es den Verbänden überlassen, alles das in freier Selbstverwaltung zu tun, was den wirtschaftlichen und sozialen Interessen förderlich ist und was einer weiteren Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern dient. Ein verständiger Ausgleich sozialer Gegensätze ist eine unumgängliche Voraussetzung für den Aufstieg unseres Volks. Dieser Ausgleich muß durch die Sozialpartner selbst herbeigeführt werden. Die sozial- und gesellschaftspolitische Anerkennung der Arbeitnehmerschaft macht eine Neuordnung der Besitzverhältnisse in den Grundindustrien notwendig. Es scheint mir aber auch eine der wesentlichsten Grundbedingungen einer verständigen Sozialpolitik zu sein, dem Fleißigen und Tüchtigen jede Aufstiegsmöglichkeit zu geben. Auf die Betonung dieser Aufstiegsmöglichkeiten legen wir den größten Wert.
Der als Folge des Krieges und der Verschleppung von Männern eingetretene Frauenüberschuß ist ein Problem, das unsere besondere Beachtung verdient. Es bedarf wohl keiner Versicherung, daß wir fest und entschieden gegenüber allen entgegengesetzten Tendenzen auf dem Boden des Artikels 6 des Grundgesetzes stehen, in dem es heißt: "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung." Das Problem des Frauenüberschusses erschöpft sich aber nicht in der Frage der notgedrungenen Ehelosigkeit eines großen Teiles der Frauen; es ist umfassender und weitreichender. Wir müssen den Frauen neue Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten zu erschließen versuchen. Es wird - wenn es vielleicht zunächst auch nicht so wichtig aussieht - auch beim Wohnungsbau darauf geachtet werden müssen, daß den unverheiratet gebliebenen Frauen wenigstens in etwa ein Ersatz für die fehlende häusliche Behaglichkeit geboten wird. Wir werden alle diese Fragen, deren Wichtigkeit ich unterstreichen möchte, durch ein einer Frau anzuvertrauendes Referat im Ministerium des Innern einer möglichst guten Lösung zuzuführen versuchen.
Den Jugendlichen, namentlich denjenigen, denen die Erziehung durch Familie und Schule während der Kriegszeit und der wirren Zeit nach dem Kriege und eine gute Ausbildung gefehlt hat, werden wir zu Hilfe kommen müssen. Wir werden überhaupt versuchen, unsere Pflicht gegenüber der jungen Generation anders zu betrachten, als das früher geschehen ist. Die junge Generation, dessen wollen wir uns immer bewußt bleiben, trägt die Zukunft Deutschlands in ihren Händen.
Wir werden das Beamtenrecht neu ordnen müssen. Wir stehen grundsätzlich und entschlossen auf dem Boden des Berufsbeamtentums.

Durch die Denazifizierung ist viel Unglück und viel Unheil angerichtet worden. Die wirklich Schuldigen an den Verbrechen, die in der nationalsozialistischen Zeit und im Kriege begangen worden sind, sollen mit aller Strenge bestraft werden. Aber im übrigen dürften wir nicht mehr zwei Klassen von Menschen in Deutschland unterscheiden: die politisch Einwandfreien und die Nichteinwandfreien. Diese Unterscheidung muß baldigst verschwinden.

Der Krieg und auch die Wirren der Nachkriegszeit haben eine so harte Prüfung für viele gebracht und solche Versuchungen, daß man für manche Verfehlungen und Vergehen Verständnis aufbringen muß. Es wird daher die Frage einer Amnestie von der Bundesregierung geprüft werden, und es wird weiter die Frage geprüft werden, auch bei den Hohen Kommissaren dahin vorstellig zu werden, daß entsprechend für von alliierten Militärgerichten verhängte Strafen Amnestie gewährt wird.
Wenn die Bundesregierung so entschlossen ist, dort, wo es ihr vertretbar erscheint, Vergangenes vergangen sein zu lassen, in der Überzeugung, daß viele für subjektiv nicht schwerwiegende Schuld gebüßt haben, so ist sie andererseits doch unbedingt entschlossen, aus der Vergangenheit die nötigen Lehren gegenüber allen denjenigen zu ziehen, die an der Existenz unseres Staates rütteln, mögen sie nun zum Rechtsradikalismus oder zum Linksradikalismus zu rechnen sein.
Die Befürchtungen, meine Damen und Herren, die namentlich in der ausländischen Presse über rechtsradikale Umtriebe in Deutschland laut geworden sind, sind ganz bestimmt weit übertrieben. Ich bedaure außerordentlich, daß durch Berichte deutscher und ausländischer Zeitungen Persönlichkeiten, indem man ihre ungezogenen Reden verbreitet hat, eine Bedeutung beigelegt worden ist, die sie in Deutschland niemals gehabt haben. Aber, meine Damen und Herren, ich betone nochmals: wenn wir auch glauben, daß diese Berichte übertrieben sind, so sind wir uns völlig darüber einig, daß wir dem Auftreten rechts- und linksradikaler, den Staat gefährdender Bestrebungen unsere vollste Aufmerksamkeit widmen müssen; und ich wiederhole nochmals: wir werden nötigenfalls von den Rechten, die die Gesetze uns geben, entschlossen Gebrauch machen.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein Wort zu hier und da anscheinend hervorgetretenen antisemitischen Bestrebungen sagen. Wir verurteilen diese Bestrebungen auf das schärfste. Wir halten es für unwürdig und für an sich unglaublich, daß nach all dem, was sich in nationalsozialistischer Zeit begeben hat, in Deutschland noch Leute sein sollten, die Juden deswegen verfolgen oder verachten, weil sie Juden sind.

Meine Damen und Herren! Ich komme zu einem besonders ernsten und wichtigen Kapitel. Deutschland wird nunmehr durch seine staatliche Neugestaltung in die Lage versetzt, sich der Frage der deutschen Kriegsgefangenen und Verschleppten mit größerer Stärke anzunehmen als bisher. In Rußland werden noch Millionen von Kriegsgefangenen zurückgehalten. Wir wissen nicht, wohin die 1,5 bis 2 Millionen deutscher Kriegsgefangener gekommen sind, die aus den russischen Heeresberichten über die jetzt von Rußland angegebene Zahl der Kriegsgefangenen hinaus errechnet werden konnten. Das gleiche gilt in ähnlicher Weise für Jugoslawien. Das Geschick dieser Millionen Deutscher, die jetzt schon seit Jahren das bittere Los der Gefangenschaft getragen haben, ist so schwer, das Leid ihrer Angehörigen in Deutschland so groß, daß alle Völker mithelfen müssen, diese Gefangenen und Verschleppten endlich ihrer Heimat und ihrer Familie zurückzugeben.

Es ist mir eine liebe Pflicht, für die weitreichende Hilfe, die unseren Kriegsgefangenen zuteil geworden ist, zu danken, in erster Linie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz in Genf, das unseren deutschen Kriegsgefangenen unendlich viel Gutes getan hat. Wir danken auch dem Vatikan und dem gegenwärtigen Papst, der nach dem Kriege der erste war, der den Ruf nach baldiger Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen erhob und der das Schicksal der deutschen Gefangenen durch großzügige Schenkungen und Gaben, zu denen er die Welt veranlaßte, zu mildern versuchte. Der Arbeit der Ökumene in Genf danken wir in gleicher Weise von ganzem Herzen. Sie hat insbesondere in der angelsächsischen Welt die Kräfte der Liebe evangelischen Glaubens mobilisiert. Ich hebe auch die internationale Organisation der Christlichen Vereine junger Männer hervor, die durch ihren hervorragenden Gefangenendienst unsern Brüdern in allen Ländern große Hilfe gewährt haben. Auch dem Evangelischen Hilfswerk unter der Führung von Dr. Gerstenmaier und der Caritas-Kriegsgefangenenhilfe unter der Leitung des verstorbenen Prälaten Kreutz danken wir herzlichst.

Die Arbeit der Bundesregierung wird weiter den etwa 200 000 Deutschen gelten müssen, die sich in dem ehemaligen Ostpreußen und Schlesien sowie in der Tschechoslowakei befinden, die als Facharbeiter oder als politisch mehr oder minder Belastete zurückgehalten werden. Darunter befinden sich viele Frauen, die in der ersten Schockwirkung der Niederlage und in der Hoffnung auf Rückkehr ihrer noch in Gefangenschaft befindlichen Männer für Polen optiert haben, deren Männer aber in der Zwischenzeit nach Westdeutschland entlassen worden sind. Das Internationale Rote Kreuz hat es übernommen, mit den Westalliierten einerseits und mit Warschau und Prag andererseits über die Umsiedlung dieser bedeutenden Restbevölkerung zu verhandeln. Die Verhandlungen sind später überraschend - soviel den deutschen Stellen bekanntgeworden ist, durch die britische Militärregierung - abgebrochen worden mit der damals gegebenen Begründung, man müsse erst die Bundesregierung abwarten.
Die Bundesregierung wird sich auch um die 300 000 freien Arbeiter bemühen müssen, die, um aus der Kriegsgefangenschaft herauszukommen, in Frankreich, Belgien und England Verträge als freie Arbeiter geschlossen haben. Endlich werden wir die Forderung erheben müssen, daß gegen diejenigen Deutschen, die in den alliierten Ländern wegen behaupteter Kriegsverbrechen zurückgehalten werden, die Gerichtsverhandlungen unter Wahrung aller rechtlichen Formen schnell zu Ende geführt werden.

Das Los der Vertriebenen, meine Damen und Herren, ist besonders hart. Die Frage ihres zukünftigen Schicksals kann nicht von Deutschland allein gelöst werden. Es handelt sich um eine Frage, die nur auf internationalem Wege ihrer Lösung nähergebracht werden kann. Man muß sie aber lösen, wenn man nicht Westdeutschland für lange Zeit hinaus zu einem Herd politischer und wirtschaftlicher Unruhe werden lassen will.

Lassen Sie mich nun zu Fragen übergehen, die uns in Deutschland außerordentlich am Herzen liegen und die für unser gesamtes Volk Lebensfragen sind. Es handelt sich um die Abkommen von Jalta und Potsdam und die Oder-Neiße- Linie. Im Potsdamer Abkommen heißt es ausdrücklich:

Die Chefs der drei Regierungen

das sind die Vereinigten Staaten. England und Sowjetrußland - haben ihre Ansicht bekräftigt, daß die endgültige Bestimmung der polnischen Westgrenze bis zur Friedenskonferenz vertagt werden muß.
Wir können uns daher unter keinen Umständen mit einer von Sowjetrußland und Polen später einseitig vorgenommenen Abtrennung dieser Gebiete abfinden. Diese Abtrennung widerspricht nicht nur dem Potsdamer Abkommen, sie widerspricht auch der Atlantik-Charta vom Jahre 1941, der sich die Sowjetunion ausdrücklich angeschlossen hat. Die Bestimmungen der Atlantik-Charta sind ganz eindeutig und klar. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat durch Beschluß vom 3. November 1948 die Großmächte aufgefordert, nach diesen Prinzipien baldmöglichst Friedensverträge abzuschließen. Wir werden nicht aufhören, in einem geordneten Rechtsgang unsere Ansprüche auf diese Gebiete weiterzuverfolgen.
Ich weise darauf hin, daß die Austreibung der Vertriebenen in vollem Gegensatz zu den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens vorgenommen worden ist. In diesem Potsdamer Abkommen ist nur von einer Umsiedlung der in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn verbliebenen deutschen Bevölkerung die Rede, und es war vereinbart worden, daß jede stattfindende Umsiedlung auf organisierte und humane Weise vorgenommen werden sollte. Es fällt mir sehr schwer, meine Damen und Herren, wenn ich an das Schicksal der Vertriebenen denke, die zu Millionen umgekommen sind, mit der notwendigen leidenschaftslosen Zurückhaltung zu sprechen. Ich darf aber darauf hinweisen, daß kein Geringerer als Winston Churchill bereits im August 1945 im britischen Unterhaus öffentlich und feierlich nicht nur gegen das Ausmaß der von Polen angestrebten Gebietserweiterung, sondern auch gegen die Praxis der Massenaustreibung Protest eingelegt hat. Die Massenaustreibung nannte Churchill eine "Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes", und er deutete an, daß eine unerhört große Zahl von diesen Vertriebenen einfach verschwunden sei. Am 10. Oktober 1945 stellte der britische Außenminister Bevin fest, daß Großbritannien in keiner Weise verpflichtet sei, die Ansprüche Polens auf die Oder-Neiße-Linie zu unterstützen. Die gleiche Feststellung traf der frühere amerikanische Außenminister Byrnes am 6. September 1946 in seiner bekannten Rede in Stuttgart. Die Bundesregierung wird allen diesen Fragen die größte Aufmerksamkeit widmen und sich dafür einsetzen, daß auch das uns zustehende Recht geachtet wird. Sie wird das ganze Rechts- und Tatsachenmaterial in einer Denkschrift, die veröffentlicht und den alliierten Regierungen überreicht werden wird, zusammenfassen.

Meine Damen und Herren! Wenn ich eingangs gesagt habe, daß unsere auswärtigen Beziehungen von den Hohen Kommissaren wahrgenommen werden, so habe ich doch gleichzeitig festgestellt, daß wir zu allen uns umgebenden Staaten in engen Zusammenhängen - seien es gute, seien es weniger gute - stehen. Ich würde daher eine Lücke in dieser Regierungserklärung lassen, wenn ich nicht auf unser Verhältnis zu diesen Ländern einginge.

Meine Damen und Herren! Wir sind durchaus bereit, mit unsern östlichen Nachbarn, insbesondere mit Sowjet- Rußland und mit Polen, in Frieden zu leben. Wir haben den dringendsten Wunsch, daß die gegenwärtig bestehenden Spannungen zwischen Sowjet-Rußland und den Westalliierten ihre Lösung im Laufe der Zeit auf friedlichem Wege finden. Aber wenn ich ausspreche, daß wir den Wunsch haben, in Frieden mit Sowjet-Rußland zu leben, so gehen wir davon aus, daß auch Sowjet-Rußland und Polen uns unser Recht lassen und unsere deutschen Landsleute auch in der Ostzone und in dem ihnen unterstehenden Teil von Berlin das Leben in Freiheit führen lassen, das deutschem Herkommen, deutscher Erziehung und deutscher Überzeugung entspricht.

Ich habe an einer anderen Stelle schon ausgeführt, daß das Besatzungsstatut zwar ein Fortschritt, sogar ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem bisherigen Zustand ist. Es wird aber ganz darauf ankommen, ob es in dem Geist gehandhabt wird, der aus dem Begleitschreiben der Außenminister von England, Frankreich und den Vereinigten Staaten vom April dieses Jahres an den Präsidenten des Parlamentarischen Rats sprach. "Die Außenminister betonen", so heißt es in der Note, "daß es das höchste Ziel der drei Alliierten Regierungen ist, den festen Einbau des deutschen Volkes in einem demokratischen Bundesstaat in den Rahmen eines europäischen Zusammenschlusses zum beiderseitigen Besten zu ermutigen und zu fördern." Wir sind überzeugt davon, daß, wenn das Besatzungsstatut in diesem Sinne gehandhabt wird, es uns ein eigenes starkes Leben und weitere Fortschritte ermöglichen wird. Ich bin überzeugt: wenn, wie es in dem Besatzungsstatut vorgesehen ist, nach 12 Monaten und auf jeden Fall innerhalb von 18 Monaten nach Inkrafttreten des Statuts die Besatzungsmächte seine Bestimmungen im Lichte der Erfahrungen prüfen, die sie inzwischen gemacht haben, werden die Mächte sicher zu dem Ergebnis kommen, daß es möglich sein wird, die Zuständigkeit der deutschen Behörden auf den Gebieten der Legislative, der Exekutive und der Justiz weiter auszudehnen.

Und nun, meine Damen und Herren, lassen Sie mich ein Wort über unsere Stellung zum Besatzungsstatut sagen! Das Besatzungsstatut ist alles andere als ein Ideal. Es ist ein Fortschritt gegenüber dem rechtlosen Zustand, in dem wir bis zum Inkrafttreten des Besatzungsstatuts gelebt haben. Es gibt aber keinen andern Weg für das deutsche Volk, wieder zur Freiheit und Gleichberechtigung zu kommen, als indem es dafür sorgt, daß wir nach dem völligen Zusammenbruch, den uns der Nationalsozialismus beschert hat, mit den Alliierten zusammen wieder den Weg in die Höhe gehen. Der einzige Weg zur Freiheit ist der, daß wir im Einvernehmen mit der Hohen Kommission unsere Freiheiten und unsere Zuständigkeiten Stück für Stück zu erweitern versuchen.
Es besteht für uns kein Zweifel, daß wir nach unserer Herkunft und nach unserer Gesinnung zur westeuropäischen Welt gehören. Wir wollen zu allen Ländern gute Beziehungen, auch solche persönlicher Art, unterhalten, insbesondere aber zu unsern Nachbarländern, den Benelux-Staaten, Frankreich, Italien, England und den nordischen Staaten. Der deutsch-französische Gegensatz, der Hunderte von Jahren die europäische Politik beherrscht und zu manchen Kriegen, zu Zerstörungen und Blutvergießen Anlaß gegeben hat, muß endgültig aus der Welt geschafft werden. Ich hoffe, ja ich sage: ich glaube, daß das Saargebiet nicht zu einem Hindernis auf diesem Weg werden wird. Am Saargebiet hat Frankreich - das ist ohne weiteres anzuerkennen - wirtschaftliche Interessen. Deutschland hat dort wirtschaftliche und nationale Interessen. Schließlich aber haben die Saarbewohner selbst den begründeten Wunsch, daß ihre eigenen wirtschaftlichen und nationalen Interessen berücksichtigt werden. Alle diese Interessen sollen in eine Ordnung und Übereinstimmung gebracht werden, die sich im Rahmen der Europäischen Union, deren Mitglied wir möglichst bald zu werden wünschen, finden lassen wird.
Mit aufrichtiger Genugtuung und Freude, meine Damen und Herren, denke ich daran, daß Außenminister Bevin mir in einer persönlichen Unterredung im Sommer dieses Jahres erklärt hat: Der Krieg zwischen unseren beiden Völkern ist zu Ende, unsere beiden Völker müssen Freunde sein.
Ich habe eben gesagt, wir wünschen möglichst bald in die Europäische Union aufgenommen zu werden. Wir werden gerne und freudig an dem großen Ziel dieser Union mitarbeiten. Ich weise darauf hin, daß wir in unserer Bonner Verfassung im Artikel 24 für den Bund die Möglichkeit vorgesehen haben, Hoheitsrechte auf zwischenstaatliche Einrichtungen zu übertragen und sich zur Wahrung des Friedens im System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einzuordnen. Es heißt dann in diesem Artikel weiter:
Der Bund wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern.
Ich glaube, daß unser Grundgesetz damit die fortschrittlichste aller Verfassungen ist. Wir sind entschlossen, alles zu tun, was in unserer Kraft steht, um den in diesem Artikel vorgezeichneten Weg zur Sicherung des Friedens in Europa und in der Welt zu gehen.

Wenn ich vom Frieden in der Welt und in Europa spreche, dann, meine Damen und Herren, muß ich auf die Teilung Deutschlands zurückkommen. Die Teilung Deutschlands wird eines Tages - das ist unsere feste Überzeugung - wieder verschwinden. Ich fürchte, daß, wenn sie nicht verschwindet, in Europa keine Ruhe eintreten wird. Diese Teilung Deutschlands ist durch Spannungen herbeigeführt worden, die zwischen den Siegermächten entstanden sind. Auch diese Spannungen werden vorübergehen. Wir hoffen, daß dann der Wiedervereinigung mit unseren Brüdern und Schwestern in der Ostzone und in Berlin nichts mehr im Wege steht.
Die Vertreter Groß-Berlins nehmen einstweilen nur mit beratender Stimme an den Arbeiten dieses Hauses und des Bundesrats teil. Ihre Stimmen haben aber deswegen nicht weniger Gewicht, weil sie kein Stimmrecht haben. Wenn auch der Eiserne Vorhang, der quer durch Deutschland geht, noch so dicht ist - er kann nichts an der geistigen Verbundenheit zwischen den deutschen Menschen diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs ändern.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, in dieser Stunde mit besonderem Dank der Vereinigten Staaten von Nordamerika gedenken. Ich glaube nicht, daß jemals in der Geschichte ein siegreiches Land es versucht hat, dem besiegten Land in der Weise zu helfen und zu seinem Wiederaufbau und seiner Erholung beizutragen, wie das die Vereinigten Staaten gegenüber Deutschland getan haben und tun. Wir glauben, meine Damen und Herren, daß eine spätere Geschichtsschreibung dieses Verhalten der Vereinigten Staaten als eine größere Tat bezeichnen wird als seine Anstrengungen im Kriege. Ich weiß, daß unzählige Amerikaner aus echter, persönlicher Teilnahme und Nächstenliebe uns Deutschen in unserer schwersten Not, als hier Hunger und Mangel herrschten, in rührender Weise geholfen haben. Das deutsche Volk wird das dem amerikanischen Volk niemals vergessen dürfen, und es wird das auch nicht vergessen.

Meine Damen und Herren! Die kulturellen Angelegenheiten gehören nach dem Grundgesetz zu der Zuständigkeit der Länder. Aber im Namen der gesamten Bundesregierung kann ich folgendes sagen:
Unsere ganze Arbeit wird getragen sein von dem Geist christlich-abendländischer Kultur und von der Achtung vor dem Recht und vor der Würde des Menschen.
Wir hoffen - das ist unser Ziel - daß es uns mit Gottes Hilfe gelingen wird, das deutsche Volk aufwärtszuführen und beizutragen zum Frieden in Europa und in der Welt.

Quelle: Die großen Regierungserklärungen der deutschen Bundeskanzler von Adenauer bis Schmidt. Eingeleitet und kommentiert von Klaus von Beyme, München/Wien 1979, S. 53-73.

Klaus E. Daniel
14.11.2003, 13:21
Ich finde es bezeichnend. daß eine solche Rede nicht

ausgedruckt (sie ist ja sehr lang), und diskutiert wird.

Soll das ein Zeichen sein ? Wenn ja, dann ein schlechtes.

Klaus E. Daniel

Großadmiral
15.12.2003, 21:45
Aufruf Wilhelms II.
Berlin, 6. August 1914
An das deutsche Volk

"Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein und Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit.

Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, von jenseits der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischem Überfall rüsten, man will nicht dulden, daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist.

So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande.

Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter neu sich gründeten.

Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens.

Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.

Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war."

Berlin, den 6. August 1914 Wilhelm

Abseits
13.11.2006, 21:30
Corneliu Zelea Codreanu (Rumäne, Führer der Eisernen Garde, ermordet am 30. Nov. 1938) - von 1936:

Das Volk führt sich nicht selbst nach eigenem freien Willen, wie die Demokratie verkündet. Es wird auch nicht nach dem Willen eines einzelnen geführt, wie die Diktatur behauptet. Die Führung des Volkes geschieht nach festen Gesetzen. Es handelt sich dabei aber nicht um Gesetze, die von Menschen aufgestellt wurden.
Es gibt feste Normen, Naturgesetze des Lebens und Naturgesetze des Todes. Ein Volk geht den Weg des Lebens oder des Todes, je nachdem es sich nach diesen oder jenen Naturgesetzen richtet.
Es bleibt nur noch festzustellen: Wer ist es, der diese Gesetze versteht und erfaßt? Die Masse? Ich glaube, damit mutet man ihr zuviel zu. Die breite Masse versteht und erfaßt nicht einmal andere, viel einfachere Gesetze. Ihr fällt die Erkenntnis dieser Gesetze nicht in den Schoß. Sie müssen der Masse Tag und Nacht erklärt, sie müssen ihr unerbittlich eingehämmert werden. Ja, die Masse muß sogar bestraft werden, damit sie die Gesetze wirklich erfaßt und sich nach ihnen richtet.
Hier einige dringende, lebensnotwendige Gesetze, die das Volk schwer begreift:
Wenn im Hause eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist, muß der Kranke isoliert und das ganze Haus desinfiziert werden. Ein Haus braucht Sonne, deshalb müssen große Fenster eingesetzt werden. Oder: Wenn das Vieh ordentlich gehalten und vernünftig ernährt wird, steigt auch seine Leistung usw.
Wenn die breite Masse nicht einmal diese einfachsten lebensnotwendigen Gesetze einsieht oder sehr schwer erfaßt, wie soll sie nach den Lehren der Demokratie sich selber führen und die schwersten Naturgesetze des Völkerlebens erfassen? Wie soll sie diese feinsten und unfaßbarsten Normen menschlicher Führung selbst meistern, Normen, die über sie und ihre alltäglichen Lebensbedürfnisse hinweggreifen, Normen, die nicht unmittelbar auf sie zugeschnitten sind, sondern die letzten Endes einer höheren Wirklichkeit gelten: der ewigen Nation!
Wenn jemand Brot backen will, muß er es gelernt haben. Wenn jemand Schuhe und Pflüge herstellen will, muß er es gelernt haben. Wenn ich Ackerbau treiben, wenn ich Straßenbahnführer sein will, muß ich mich darin ausgebildet haben. Und da soll es keiner besonderen Ausbildung und Fähigkeiten bedürfen, um ein ganzes Volk zu führen? Zusammenfassung: Ein Volk führt sich nicht selbst. Es wird geführt durch seine Besten, durch seine Elite. Das heißt also, es wird geführt von den Menschen, die aus ihm geboren wurden und Anlagen und Fähigkeiten besitzen.
So wie die Bienen ihre Königin heranziehen, so muß auch ein Volk seine Führer, seine Elite, heranbilden. Und so wendet sich die Masse mit ihren Nöten an diese ihre Elite, an die Führer des Staates.
Wer wählt nun aber diese Elite? Wird sie von der Masse gewählt? Für jede Idee und für jeden Regierungskandidaten kann man Menschen ködern. Man kann Stimmen erobern. Die Masse an sich ist launenhaft und unbeständig in ihren Anschauungen und Meinungen. Seit dem Weltkrieg hat die gleiche Wählerschaft der Reihe nach ihre Stimme den Averescanern, den Liberalen, der Nationalen Bauernpartei, den Jorgisten und anderen gegeben. Jede dieser Parteien wurde zuerst in den Himmel gehoben und nach einem Jahre angespien. Dadurch bekannte man eigentlich nur den eigenen Fehler, den eigenen Irrtum und die eigene Unfähigkeit. Der einzige Maßstab, mit dem man zur Wahl schritt, lautete: Versuchen wir es jetzt auch einmal mit den anderen. Es wird also nicht aus einer genauen Kenntnis der Lage und Umstände gewählt, sondern man überläßt die Sache dem Zufall und wählt auf gut Glück.
Zwei Ideen stehen einander gegenüber: Die eine umfaßt die Wahrheit, die andere aber umfaßt die Lüge. Nun soll die Wahrheit gefunden werden. Die Wahrheit kann nicht auf beiden Seiten stehen. Nun geht man zur Wahl und stimmt ab. Für die eine Idee werden 10000 Stimmen abgegeben, für die andere Idee werden 10050 Stimmen abgegeben. Ist es denkbar, daß die fünfzig Stimmen, die die zweite Idee mehr erhalten hat, darüber entscheiden, wo die Wahrheit und wo die Lüge steht? Nimmermehr! Die Wahrheit kann nicht durch Abstimmung ermittelt werden. Sie hängt weder von der Mehrheit noch von der Minderheit ab. Die Wahrheit trägt ihre ewigen Gesetze in sich und setzt sie gegen alle Mehrheitsbeschlüsse schließlich doch durch. Man kann und darf es nicht der Mehrheit überlassen, diese ewige Wahrheit zu finden. Genau so wie der geometrische Lehrsatz des Pythagoras nicht der breiten Masse zur Abstimmung vorgelegt wurde, um die darin enthaltene Wahrheit zu bestätigen oder vielleicht abzulehnen. Wenn der Chemiker Ammoniak herstellen will, wird er sich nicht an die Masse wenden, um abstimmen zu lassen, wieviel Teile Wasserstoff und wieviel Teile Stickstoff er braucht. Genau so wird auch ein Landwirt, der Jahre hindurch die Landwirtschaft und ihre Gesetze studiert hat, sich nicht an die breite Masse wenden und durch Abstimmung über den Wert seiner Erfahrungen und Beobachtungen beschließen lassen.
Kann das Volk seine Führerschicht überhaupt selbst wählen? Weshalb wählen sich die Soldaten nicht den besten General? Wenn die breite Masse sich ihre Führerschicht, ihre Elite, selbst wählen soll, dann ist es unumgänglich notwendig, daß sie die Gesetze, nach denen der Organismus eines Volkes geführt werden muß, genau kennt. Und sie muß weiter wissen, inwieweit die Kandidaten durch ihre Führereigenschaften und durch ihr Wissen diese Gesetze beherrschen.
Nun liegt es aber auf der Hand, daß die breite Masse weder die Gesetze noch auch die Kandidaten und ihre Fähigkeiten wirklich kennt und entsprechend beurteilen kann. Deshalb sind wir der Meinung, daß eine Elite niemals von der breiten Masse gewählt und bestätigt werden kann. Diese Führerschicht wählen zu wollen, ist genau so, als ob man durch Abstimmung und Mehrheitsbeschluß die Dichter und Schriftsteller, die Flieger und Athleten eines Volkes wählen wollte.
Die Demokratie also, die auf dem Prinzip der Wahl beruht und die Meinung vertritt, die Elite und Führerschicht eines Volkes könne durch allgemeine Abstimmung festgestellt werden, begeht damit einen fundamentalen Fehler.
Von hier aus sind Unglück, Wirren und Elend der demokratischen Staaten zu verstehen. Wir stehen hier an einem entscheidenden Punkt. Dieser erste grundsätzliche Fehler in der gesamten demokratischen Auffassung des Volkerlebens erklärt auch alle anderen Fehler. Wenn die breiten Volksmassen aufgerufen werden, ihre Führerschicht zu wählen, dann sind sie nicht nur nicht imstande, diese Elite festzustellen, sondern sie wählen mit ganz wenigen Ausnahmen alles das zu ihren Führern, was unfähig und marktschreierisch ist, was in diesem Volke schlecht und verdorben ist, sich aber mit hohlen Phrasen um so mehr anpreisen kann.
Die Demokratie läßt eine wirkliche völkische Elite und Führerschicht nicht zu. Die Demokratie wird zu "Führern" wählen: Menschen, die keine Gewissensbisse, keine Moral haben. Sie wird die wählen, die am meisten und besten zahlen, die also Meister in der Bestechung und Korruption sind. Sie wird Taschenspieler, Scharlatane und Volksverhetzer wählen, die bei dem Wettbewerb der Taschenspielerei, der Gauklerkunststücke und Volksverhetzung während des Wahlkampfes am besten abschneiden.
Unter ihnen wird es vielleicht auch einige ernste Menschen, ernste Politiker mit ehrlichem Wollen geben. Aber sie werden einfach an die Wand gedrückt und müssen die Sklaven der anderen sein. Durch dieses System wird die wahre Elite eines Volkes vernichtet und beseitigt. Denn sie lehnt es selbstverständlich ab, in einem solch schmutzigen Wettkampf mitzutun. Sie wird sich angewidert zurückziehen und im verborgenen bleiben.
Von hier aus aber ergeben sich tödliche Folgen für einen Staat. Wenn ein Staat von einer solchen durch Abstimmung festgestellten Elite geführt werden soll, die sich aus allen schlechten, unfähigen, ungesunden und verdorbenen Elementen eines Volkes zusammensetzt, ist es dann verwunderlich, wenn dieser Staat dem Ruin entgegeneilt?
Hier liegt doch die Wurzel für alle anderen Übel, als da sind: Unsittlichkeit, Korruption und Zügellosigkeit im ganzen Lande, Raub und Diebstahl am Eigentum des Staates, Ausbeutung der Bevölkerung bis aufs Blut, Armut und Elend in den Häusern der Menschen, keine Verantwortung, kein Pflichtgefühl bei den Beamten, Unordnung und Durcheinander im ganzen Lande, Überschwemmung mit Fremden, mit Ausländern, mit Geld von hier und dort. Es ist wie bei einem Kaufhaus, das zusammengebrochen ist und nun seine Waren zu Schleuderpreisen hergibt, um sie loszuwerden. Das Land wird an den Meistbietenden vergeben. Man versteigert: Wer gibt mehr? Bis zu diesem letzten und beschämenden Schacher hat die Demokratie uns gebracht.
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Ich wiederhole die gestellte Frage: Wer weist nun jedem innerhalb dieser Führerschicht seinen bestimmten Platz zu? Wer mißt die Fähigkeiten eines jeden einzelnen und wägt sie ab? Wer stellt diese Auslese fest und wer führt die Mitglieder der neuen Elite in ihre Ämter ein?
Darauf antworte ich: die vorhergehende Führerschicht! Diese wählt und ernennt nicht, sondern sie weist jedem neuen Führer nur den Platz zu, der ihm auf Grund seiner Fähigkeiten und seines moralischen Wertes gebührt. Diese Betrauung nimmt der oberste Führer der Elite vor und fragt dabei seine Mitarbeiter um ihren Rat.
Die nationale Führerschicht muß also dafür Sorge tragen, daß sie sich einen entsprechenden Erben und Nachfolger heranzieht, eine Führerschicht, die bereit und fähig ist, sie zu ersetzen. Diese Erbfolge beruht aber nicht auf dem Grundsatz der Erblichkeit, sondern lediglich auf dem Grundsatz der ständigen sozialen Auslese, die mit unnachsichtiger, unerbittlicher Strenge durchgeführt wird.
Das Prinzip der Erblichkeit der Führerstellung genügt noch nicht. Durch das Prinzip der sozialen Auslese, die ständig neue Kräfte aus den Tiefen der Nation heraufholt, bleibt die Führerschicht immer kräftig und unverbraucht.
Es war ein großer geschichtlicher Fehler, daß dort, wo auf Grund der sozialen Auslese eine Führerschicht herangereift, war, gerade diese Führerschicht sehr bald das Prinzip, dem sie ihr Dasein verdankte, verließ und an seine Stelle das Prinzip der Erblichkeit der Führerstellungen letzte. Dadurch wurde ein ungerechtes System geheiligt und die Vorrechte der Geburt statt die der Leistung in den Vordergrund gehoben.
Als ein Protest gegen diese Fehler entstand die Demokratie. Sie wollte eine Verkommene und degenerierte Führerschicht beseitigen und die Vorrechte der Geburt endgültig abschaffen.
Das Aufgeben des Prinzips der sozialen Auslese führte zu einer falschen und degenerierten Elite. Diese degenerierte Führerschicht aber führte zur Verirrung der Demokratie.
Das Prinzip der sozialen Auslese beseitigt sowohl das Prinzip der Wahl als auch das Prinzip der Erblichkeit. Es ist unmöglich, daß diese Prinzipien nebeneinander bestehen können. Eines schließt das andere aus. Entweder es gibt ein bestimmtes Prinzip der sozialen Auslese, dann hat die Meinung und Abstimmung der Menge nichts mehr zu bedeuten. Oder aber wir stimmen ab und wählen unsere Vertreter, und dann ist es mit der natürlichen sozialen Auslese zu Ende. Genau so im anderen Falle: wenn wir uns nach dem Prinzip der Natur, der sozialen Auslese richten, dann hat das Prinzip der Erblichkeit nichts mehr zu sagen. Diese beiden Prinzipien können unmöglich nebeneinanderstehen, es sei denn, daß der körperliche Erbe den Gesetzen der natürlichen sozialen Auslese entspricht.
Wenn aber eine Nation keine wahre Führerschicht besitzt, um nun die junge heranwachsende Führerschicht in ihre Stellen einzusetzen, was dann? Ich antworte mit einem einzigen Satz, der eine feste Wahrheit in sich schließt, über die weiter nicht mehr zu diskutieren ist: "In diesem Falle wächst diese junge Führerschicht heran aus dem Kampf mit den entarteten und degenerierten bisherigen Volksführern. Und dies geschieht wieder auf Grund der natürlichen sozialen Auslese."
Was hat also eine wahre Führerschicht zu tun? Wir fassen kurz zusammen:
a) Sie hat eine Nation nach den ewigen Lebensgesetzen eines Volkes zu führen.
b) Sie hat die Pflicht, für entsprechenden Nachwuchs zu sorgen. Dieser Nachwuchs ergänzt sich aber nicht auf Grund der Erblichkeit der Führerstellung vom Vater auf den Sohn, sondern dieser Nachwuchs ergänzt sich auf dem Wege der natürlichen sozialen Auslese. Die jeweilige Führerschicht aber kennt die Gesetze des Völkerlebens und kann also genau beurteilen, wieweit die in Betracht kommenden Personen die entsprechenden Anlagen mitbringen und diese Lebensgesetze beherrschen. Es ist hier genau so wie bei einem Gärtner. Der Gärtner betreut seinen Garten und wird, bevor er stirbt, für einen entsprechenden Nachfolger sorgen, der nach ihm seine Stelle ausfüllen kann. Denn der Gärtner ist der einzige, der entscheiden kann, welcher von seinen Gehilfen der fähigste ist, seinen Platz einzunehmen und sein Werk fortzuführen.

Und welches sind nun die Grundlagen, auf denen sich eine Führerschicht aufbaut? Es sind diese:

a) Seelische Sauberkeit.
b) Schöpferische Leistungsfähigkeit und Arbeitskraft.
c) Tapferkeit.
d) Ein hartes spartanisches Leben, gestählt im ständigen Kampf mit den Schwierigkeiten, die sich dem Volk auf seinem Lebensweg entgegenstellen.
e) Armut, das heißt freiwilliger Verzicht, sich irdische Güter zu erwerben und an diesen zu hängen.
f) ......
g) Liebe.

Stechlin
13.11.2006, 21:58
Rede des Commandanten Hugo Chávez vor der 66. UNO-Vollversammlung am 20. September 2006



http://archives.cnn.com/2000/US/09/05/un.summit.names.reut/65.venezuela.hugo.chavez.jpg

Frau Präsidentin, Exzellenzen, Staatschefs, Regierungschefs und hohe Repräsentanten der Regierungen der Welt: Guten Tag ihnen allen. Zu Beginn möchte ich voller Respekt alle, die dieses Buch noch nicht lesen konnten, einladen, es zu lesen: Noam Chomsky, einer der angesehensten Intellektuellen dieses Amerika und der Welt, Chomsky, eine seiner jüngsten Arbeiten: Hegemonie oder Überleben, Hegemonie oder Überleben, die imperialistische Strategie der Vereinigten Staaten. Eine ausgezeichnete Arbeit, um zu verstehgen, was in der Welt des 20. Jahrhunderts geschehen ist, was heute geschieht und über die größte Gefahr, die über unserem Planeten lastet: die hegemonialen Bestrebungen des nordamerikanischen Imperialismus bringen das Überleben der menschlichen Spezies in Gefahr.
Wir warnen weiter vor dieser Gefahr und rufen das Volk der Vereinigten Staaten und die Welt auf, diese Bedrohung zu stoppen, die wie das Schwert des Damokles über uns schwebt. Ich wollte ein Kapitel vorlesen, aber um die Zeit zu respektieren belasse ich es lieber bei einer Empfehlung. Es liest sich schnell. Es ist sehr gut, Frau Präsidentin. Sicher kennen Sie es. Es ist erschienen in Englisch, in Deutsch, in Russisch, und sicherlich in Arabisch.
Teilnehmer [Beifall]

Präsident Chávez: Sehen Sie, ich denke, dass die ersten Bürger, die dieses Buch lesen sollten, die Brüder und Schwestern Bürger der Vereinigten Staaten sind, denn sie haben die Bedrohung im eigenen Haus; der Teufel ist im Hause. Der Teufel, der Teufel selbst ist im Haus. Gestern kam der Teufel hierher.

Teilnehmer [Beifall]

Präsident Chávez: Gestern war der Teufel hier, an diesem selben Ort. Dieser Tisch, an dem es nun an mir ist, zu reden, riecht immer noch nach Schwefel! Gestern, meine Damen und Herren, sprach von dieser selben Bühne der Herr Präsident der Vereinigten Staaten, den ich „den Teufel“ nenne; er kam hierher, um als Herr der Welt zu sprechen, als Herr der Welt. Ein Psychiater wäre nicht genug, um die gestrige Rede des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu analysieren. Als Sprachrohr des Imperialismus kam er, um seine Rezepte zu verteilen, um zu versuchen, das gegenwärtige Herrschaftsverhältnis zu bewahren, das Ausbeutungs- und Ausplünderungsverhältnis gegen die Völker der Welt. Das wäre gut für einen Film von Alfred Hitchcock, ich würde sogar den Titel vorschlagen: „Das Rezept des Teufels“.
Das heißt, der nordamerikanische Imperialismus - und hier sagt es Chomsky klipp und klar - unternimmt hoffnungslose Anstrengungen, um sein hegemoniales Herrschaftssystem zu festigen. Wir dürfen nicht erlauben, dass dies geschieht, wir dürfen nicht erlauben, dass die Weltdiktatur errichtet wird, dass sie sich festigt, dass sich die weltweite Diktatur festigt.
Die Rede des Welttyrannpräsidenten ist voller Zynismus, voller Heuchelei; es ist die imperiale Heuchelei, der Versuch, alles zu kontrollieren. Sie wollen uns das demokratische Modell aufzwingen, wie sie es verstehen: die falsche Demokratie der Eliten. Und außerdem ein sehr originelles demokratisches Modell: Durchgesetzt mit Bomben, mit Bombenangriffen und durch Invasionen und Kanonenschüsse! Was für eine Demokratie! Man müßte noch einmal die These von Aristoteles lesen, oder? Und die der Ersten, die dort in Griechenland von der Demokratie gesprochen haben, um zu sehen, was für ein Demokratiemodell das ist, dass durch Marines, durch Invasionen, durch Aggressionen und Bomben durchgesetzt wird.
Gestern sagt der Präsident der Vereinigten Staaten in diesem selben Saal das Folgende: „Wohin Sie auch sehen, hören Sie Extremisten, die Ihnen sagen, dass man durch Gewalt, Terror und Märtyrertum dem Elend entfliehen und die Würde zurückgewinnen kann“. Wo auch immer er hinblickt, sieht er Extremisten! Ich bin sicher, dass er dich sieht, Bruder, mit dieser Farbe und glaubt, du bist ein Extremist. Mit dieser Farbe ist Evo Morales - der gestern gekommen ist, der würdige Präsident Boliviens - ein Extremist. Überall sehen die Imperialisten Extremisten.
Nein, wir sind keine Extremisten; was passiert ist, dass die Welt erwacht und überall wir, die Völker, uns erheben.
Ich habe den Eindruck, Herr imperialistischer Diktator, dass Sie den Rest ihrer Tage mit einem Alptraum leben müssen, denn wo auch immer Sie hinschauen, werden wir erscheinen, wir, die sich gegen den nordamerikanischen Imperialismus erheben, die die völlige Freiheit der Welt fordern, die Gleichheit der Völker, den Respekt für die Souveränität der Nationen.
Ja, sie nennen uns Extremisten, wir erheben uns gegen das Imperium, wir erheben uns gegen das Herrschaftsmodell.
Danach sagte der Herr Präsident Ihnen: „Heute möchte ich direkt zu den Bevölkerungen des Mittleren Ostens sprechen, mein Land wünscht den Frieden...“ Das stimmt. Wenn wir durch die Straßen der Bronx gehen, wenn wir durch die Straßen von New York, Washington, San Diego, Kalifornien, irgendeiner Stadt, San Antonio, San Francisco gehen und die Menschen auf der Straße fragen, die Bürger der Vereinigten Staaten, dann will dieses Land den Frieden. Der Unterschied ist, dass die Regierung dieses Landes, der Vereinigten Staaten, nicht den Frieden will, sie will uns durch Krieg ihr Modell der Ausbeutung und Ausplünderung und ihre Hegemonie aufzwingen. Das ist der kleine Unterschied. Sie will den Frieden, und was passiert im Irak? Was ist im Libanon und in Palästina passiert? Was ist in 100 Jahren in Lateinamerika und weltweit passiert? Und nun die Drohungen gegen Venezuela, neue Drohungen gegen Venezuela, neue Drohungen gegen den Iran... Er sprach zum Volk des Libanon: „Viele von Ihnen haben gesehen, wie Ihre Heime und ihre Gemeinden im Kreuzfeuer gefangen waren“. Was für ein Zynismus! Was für eine Fähigkeit, schamlos vor aller Welt zu lügen! Die Bomben auf Beirut, die mit millimetergenauer Präzision abgeworfen wurden, sind Kreuzfeuer? Ich glaube, der Präsident denkt an die Westernfilme, als man aus der Hüfte schoß und irgendwer im Kreuzfeuer gefangen war. Imperialistisches Feuer, faschistisches Feuer, mörderisches Feuer, völkermörderisches Feuer des Imperiums und Israels gegen das unschuldige Volk Palästinas und das Volk des Libanon! Das ist die Wahrheit! Jetzt sagen sie, dass sie leiden, dass „wir leiden, weil wir ihre Heime zerstört sehen“.
Schließlich kam der Präsident der Vereinigten Staaten, um zu den Völkern zu sprechen, er kam, um außerdem zu sagen - Frau Präsidentin, ich habe einige Dokumente mitgebracht, weil ich heute Morgen einige Reden gesehen und meine Worte aktualisiert habe - er sprach zum Volk Afghanistans, zum Volk des Libanon: „Dem Volk des Iran sage ich... Dem Volk des Libanon sage ich... Dem Volk Afghanistans sage ich...“ Gut, man fragt sich: so wie der Präsident der Vereinigten Staaten diesen Völkern sagt „Ich sage ihnen...“, was würden ihm diese Völker sagen, wenn diese Völker reden könnten. Was würden sie ihm sagen? Ich werde es aufgreifen, denn ich kenne den größten Teil der Seele dieser Völker, der Völker des Südens, der angegriffenen Völker. Sie würden sagen: „Yankee-Imperium go home!“ Das wäre der Schrei, der überall ertönen würde, wenn die Völker der Welt mit einer einzigen Stimme zum Imperium der Vereinigten Staaten sprechen könnten.
Deshalb, Frau Präsidentin, Kollegen, Freundinnen und Freude, kamen wir im vergangenen Jahr hierher, in diesen selben Saal, wie alle Jahre in den vergangenen acht, und sagten etwas, das heute voll bestätigt wurde, und ich glaube, dass fast niemand hier in diesem Saal aufstehen kann, um sich zu verteidigen: Das System der Vereinten Nationen, das nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde - akzeptieren wir es ehrlich - ist zusammengebrochen, hat sich aufgelöst. Es taugt nicht! Es taugt, um hierher zu kommen und Reden zu halten, um uns einmal im Jahr zu sehen, ja, dafür taugt es. Und um sehr lange Dokumente zu machen und gute Reflexionen und gute Reden zu hören wie gestern die von Evo, wie die von Lula und viele Reden, die wir jetzt gerade gehört haben, des Präsidenten von Sri Lanke und die der Präsidentin von Chile. Ja, dafür taugt es. Aber sie haben uns diese Versammlung in ein rein beratendes Gremium verwandelt, nur beratend, ohne irgendeine Art von Macht, um auch nur auf die geringste Weise der schrecklichen Realität entgegenzutreten, die die Welt erlebt.
Deshalb wiederholen wir unseren Vorschlag; Venezuela schlägt hier heute, an diesem 20. September, erneut vor, dass wir die Vereinten Nationen neu gründen. Wir haben im vergangenen Jahr, Frau Präsidentin, vier bescheidene Vorschläge unterbreitet, die wir für unaufschiebbar dringend halten, damit wir Staatschefs, Regierungschefs, unsere Botschafter, unsere Vertreter sie aufgreifen und wir sie diskutieren.
Erstens, die Ausweitung - gestern sagte Lula das selbe - des Sicherheitsrates, sowohl in seinen ständigen wie in seinen nicht ständigen Bestandteilen, damit neue entwickelte und unterentwickelte Länder herienkommen, die Dritte Welt, als neue ständige Mitglieder. Das als Erstes.
Zweitens, die Anwendung effizienter Methoden zur Behandlung und Lösung der weltweiten Konflikte, transparente Methoden der Diskussion, der Entscheidungen.
Drittens, das erscheint uns grundlegend, die sofortige Abschaffung - und das ist eine Forderung aller - dieses antidemokratischen Mechanismusses des Vetos, des Vetos bei den Entscheidungen des Sicherheitsrates. Nur ein jüngstes Beispiel: Das unmoralische Veto der Regierung der Vereinigten Staaten erlaubte es den israelischen Truppen, frei den Libanon zu zerstören, indem sie ganz offen, vor unser aller Augen, eine Resolution im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhinderte.
Und Viertens, notwendig ist - das sagen wir immer - die Rolle, die Befugnisse des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zu stärken. Gestern hat uns der Generalsekretär eine Rede gehalten, praktisch sein Abschied, und er erkannte an, dass in diesen zehn Jahren die Welt komplizierter geworden ist und dass die schweren Probleme der Welt, der Hunger, das Elend, die Gewalt, die Verletzung der Menschenrechte, sich verschlimmert haben. Das ist die schreckliche Konsequenz des Zusammenbruchs des Systems der Vereinten Nationen und der nordamerikanischen imperialistischen Ansprüche.
Andererseits, Frau Präsidentin, entschied Venezuela vor mehreren Jahren, diese Schlacht innerhalb der Vereinten Nationen auszutragen. Wir erkennen die Vereinten Nationen als Mitglieder, die wir sind, mit unserer Stimme, mit unseren bescheidenen Reflexionen an; wir sind eine unabhängige Stimme, um die Würde und die Suche nach Frieden zu vertreten, die Neuformulierung des internationalen Systems; um die Verfolgung und die Aggressionen des Hegemonismus gegen die Völker des Planeten anzuklagen. Venezuela hat auf diese Weise seinen Namen gegeben, dieses Heimatland von Bolívar hat seinen Namen gegeben und hat sich für einen Sitz als nicht ständiges Mitglied des Sicherheitsrates beworben. Wissen Sie, die Regierung der Vereinigten Staaten hat eine offene Aggression begonnen, eine unmoralische Aggression auf der ganzen Welt, und versucht zu verhindern, dass Venezuela frei gewählt wird, um einen Sitz im Sicherheitsrat einzunehmen. Sie fürchten die Wahrheit, das Imperium hat Angst vor der Wahrheit, vor den unabhängigen Stimmen, klagt uns an, Extremisten zu sein. Sie sind die Extremisten.
Ich möchte hier all jenen Ländern danken, die ihre Unterstützung für Venezuela angekündigt haben, auch wenn die Abstimmung geheim ist, und es ist nicht notwendig, dass irgend jemand es ankündigt. Aber ich glaube, die offene Aggression des nordamerikanischen Imperiums hat die Unterstützung durch viele Länder beschleunigt, was Venezuela, unser Volk, unsere Regierung moralisch sehr stärkt. Der Mercosur zum Beispiel hat als Block seine Unterstützung für Venezuela angekündigt, unsere Brüder vom Mercosur - Venezuela ist jetzt Vollmitglied des Mercosur mit Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay - und viele andere Länder Lateinamerikas wie Bolivien; die Caricom hat vollständig ihre Unterstützung für Venezuela angekündigt; die Arabische Liga hat vollständig ihre Unterstützung für Venezuela angekündigt. Ich danke sehr der arabischen Welt, unseren Brüdern aus Arabien, diesem tiefen Arabien. Unseren Brüdern der Karibik, der Afrikanischen Union: fast ganz Afrika kündigte seine Unterstützung für Venezuela an. Und Länder wie Russland, wie China und viele andere Länder des Planeten. Vielen, vielen Dank im Namen Venezuelas, im Namen unseres Volkes und im Namen der Wahrheit. Denn Venezuela wird, wenn es einen Sitz im Sicherheitsrat besetzt, nicht nur die Stimme Venezuelas einbringen, sondern die Stimme der Dritten Welt, die Stimme der Völker des Planeten. Wir werden dort sein und die Würde und die Wahrheit verteidigen.
Darüber hinaus, Frau Präsidentin, glaube ich, dass es Gründe gibt, optimistisch zu sein, unweigerlich optimistisch, würde ein Dichter sagen, denn neben den Drohungen, den Bomben, den Kriegen, den Aggressionen, dem Präventivkrieg, der Zerstörung ganzer Völker, kann man spüren, dass sich eine neue Ära erhebt, wie es Silvio Rodríguez singt: „Die Ära gebährt ein Herz“. Es erheben sich alternative Strömungen, alternative Ideen, alternative Bewegungen, Jugendliche mit anderen Ideen. Es wurde innerhalb eines Jahrzehnts bereits bewiesen, dass die These vom Ende der Geschichte völlig falsch war, völlig falsch die These von der Begründung des amerikanischen Imperiums, der pax americana, der Begründung des neoliberalen kapitalistischen Modells, denn was es hervorbringt ist Elend und Armut. Die These ist völlig falsch, sie geht zugrunde, jetzt muß die Zukunft der Welt definiert werden. Es liegt Morgendämmerung über dem Planeten, und man sieht sie überall, in Lateinamerika, in Asien, in Afrika, in Europa, in Ozeanien.
Ich möchte diese Vision des Optimismus hervorheben, damit sich unser Bewußtsein und unsere Bereitschaft zum Kampf für die Rettung der Welt und für den Aufbau einer neuen Welt, einer besseren Welt verstärken. Venezuela reiht sich in diesen Kampf ein und deshalb werden wir bedroht.
Die Vereinigten Staaten planten, finanzierten und initiierten bereits einen Staatsstreich in Venezuela und die Vereinigten Staaten unterstützen weiter putschistische Bewegungen in Venezuela und gegen Venezuela, sie unterstützen weiter den Terrorismus. Die Präsidentin Michelle Bachelet hat vor einigen Tagen - Entschuldigung, vor einigen Minuten - an die schreckliche Ermordung des früheren chilenischen Außenministers Orlando Letelier erinnert. Ich möchte nur das Folgende hinzufügen: die Schuldigen sind frei und die Schuldigen jenes Ereignisses, bei dem auch eine Bürgerin der Vereinigten Staaten starb, sind Nordamerikaner von der CIA, Terroristen der CIA. Aber es muß auch in diesem Saal daran erinnert werden, dass sich in wenigen Tagen auch die schreckliche terroristische Tat der Sprengung des kubanischen Flugzeugs zum 30. Mal jährt, bei der 73 Unschuldige starben, ein Flugzeug der Cubana de Aviación. Und wo ist der größte Terrorist dieses Kontinents, der die Verantwortung für die Sprengung des kubanischen Flugzeugs als geistiger Urheber übernommen hat?
Er war in Venezuela einige Jahre lang gefangen, er floh mit der Hilfe von Beamten der CIA und der damaligen venezolanischen Regierung. Er lebt hier in den Vereinigten Staaten, geschützt von dieser Regierung, er war gefangen und geständig.
Die Regierung der Vereinigten Staat hat ein doppeltes Gesicht und beschützt den Terrorismus.
Diese Reflexionen um zu sagen, dass Venezuela dem Kampf gegen den Terrorismus, gegen die Gewalt verpflichtet ist und sich mit allen Völkern vereint, die für den Frieden und eine Welt der Gleichen kämpfen.
Ich habe von dem kubanischen Flugzeug gesprochen. Der Terrorist heißt Luis Posada Carriles, er wird hier beschützt. Geschützt werden hier die großen Korrupten, die aus Venezuela geflohen sind; eine Gruppe von Terroristen, die dort Bomben in den Botschaften mehrerer Länder gelegt haben, die dort während des Staatsstreichs Menschen ermordet haben, die diesen bescheidenen Diener entführten und ihn erschießen wollten, nur dass Gott und eine Gruppe guter Soldaten und ein Volk, das auf die Straße gingen, ihre Hand erhoben haben. Durch ein Wunder bin ich hier. Sie sind hier, die Führer dieses Staatsstreichs und dieser terroristischen Akte, beschützt von der Regierung der Vereinigten Staaten. Ich klage die Regierung der Vereinigten Staaten an, den Terrorismus zu schützen und einen absolut zynischen Diskurs zu führen.
Wir sprechen von Cuba, wir kommen aus Havanna, wir kommen glücklich aus Havanna, wir waren dort mehrere Tage; und dort kann man die Geburt einer neuen Ära sehen: den Gipfel der G-15, den Gipfel der Bewegung der Nichtpaktgebundenen mit einer historischen Resolution: „Abschlußdokument“ - erschrecken Sie nicht, ich werde nicht alles vorlesen -, aber hier gibt es eine Reihe von Resolutionen, die in offener und transparenter Diskussion von mehr als 50 Staatschefs getroffen wurden. Havanna war eine Woche lang die Hauptstadt des Südens. Wir haben die Bewegung der Nichtpaktgebundenen neu gestartet, und wenn ich Sie alle um etwas bitten darf, Compañeros und Brüder und Schwestern, dann ist es, dass wir großen Willen in die Stärkung der Gruppe der Nichtpaktgebundenen setzen, überaus wichtig für die Geburt der neuen Ära, um die Hegemonie und den Imperialismus zu verhindern.
Und außerdem, Sie wissen es, haben wir Fidel Castro für die nächsten drei Jahre zum Präsidenten der Gruppe der Nichtpaktgebundenen bestimmt und wir sind sicher, dass der Genosse Präsident Fidel Castro den Taktstock mit großer Effizienz führen wird. Die, die wollten, dass Fidel stirbt, nun gut, sie blieben frustriert zurück und sie werden frustriert zurück bleiben, denn Fidel trägt wieder die olivgrüne Uniform und jetzt ist er nicht nur der Präsident Cubas, sondern der Präsident der Nichtpaktgebundenen.
Frau Präsidentin, liebe Kollegen, Präsidenten, dort wurde eine sehr starke Bewegung geboren, die des Südens. Wir sind Männer und Frauen des Südens, wir sind Überbringer dieser Dokumente, dieser Ideen, dieser Kritiken, dieser Reflektionen. Ich schließe schon meine Mappe und das Buch nehme ich wieder mit - vergessen Sie nicht, dass ich es Ihnen in aller Bescheidenheit sehr empfehle -. Wir haben versucht, Ideen für die Rettung dieses Planeten beizutragen, um sie vor der imperialistischen Bedrohung zu retten und damit, hoffentlich bald, in diesem Jahrhundert, nicht sehr spät, unsere Kinder und unsere Enkel besser leben können, hoffentlich können wir es noch sehen und erleben: eine Welt des Friedens, unter den grundlegenden Prinzipien der Organisation der Vereinten Nationen, aber einer neu gestarteten, einer neu gestarteten und anderswo untergebrachten. Ich glaube, wir müssen die Vereinten Nationen in einem anderen Land unterbringen, in einer Stadt des Südens, haben wir aus Venezuela vorgeschlagen. Sie wissen, dass mein persönlicher Arzt eingeschlossen im Flugzeug bleiben mußte: sie haben ihm nicht erlaubt, zu den Vereinten Nationen zu kommen. Ein weiterer Mißbrauch und Angriff, Frau Präsidentin, den wir aus Venezuela beantragen als einen - sogar persönlichen - Angriff des Teufels zu registrieren.
Es riecht nach Schwefel, aber Gott ist mit uns. Eine gute Umarmung und Gott schütze Sie alle. Guten Tag.

Teilnehmer [Beifall und Applaus]

http://www.netzwerk-venezuela.de/index.php?option=com_content&task=view&id=63&Itemid=14

Stechlin
13.11.2006, 22:25
Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro, zur aktuellen Weltkrise bei der Übernahme seines Amtes in Havanna am 6. März 2003

http://www.extrememortman.com/wp-content/uploads/2006/08/Fidel%20Castro.jpg

Werte Abgeordnete!

Sehr geehrte Gäste!

Liebe Mitbürger!

Wir kommen gerade von einer Reise um die Welt zurück, während der es weder eine Ruhe- noch eine Erholungspause gab. Es war notwendig, es so zu tun. Am 24. und 25. war in Kuala Lumpur, Malaysia, ein wichtiges Gipfeltreffen inmitten der Risiken des beinahe sicheren Krieges in Irak, der Verschlechterung der internationalen Wirtschaftskrise einberufen, die Notwendigkeit, Besuche bei innigen Freunden wie Vietnam und China durchzuführen, die für die Tage vor und nach dem Gipfel vereinbart waren, die Notwendigkeit, eine unvermeidbare Zwischenlandung in Japan zu machen, von wo ich Einladungen wichtiger und hochgeschätzter Freunde erhalten hatte.

Das wichtigste: Für den 5. März war ein Akt von großer Bedeutung einberufen worden, die Bildung der neuen Nationalversammlung, die Wahl ihrer Präsidentschaft und die des Staatsrates, seines Präsidenten und der Vizepräsidenten.

Wegen Klimaauswirkungen konnten wir nicht am 3. März von Hiroshima abfliegen. Da eine Verspätung vorauszusehen war, mußte die Delegation die Genossen in Kuba bitten, daß sie die Versammlung auf den 6. März verschoben.

Während des Rückfluges mußte ich diese Zeilen aufsetzen.

In diesen Zeiten ist es nicht leicht durch die Welt zu reisen. Noch schwieriger ist es, das mit Diskretion zu tun, und bis zum letzten Moment zu warten, um zu informieren und Flugerlaubnisse zu erbeten usw. In einem IL-62 zu reisen, bei seinem alten Baujahr, seinen Fluggeräten, seinem Treibstoffverbrauch und seinem Lärm, erschweren alles noch mit oder ohne Grund. Es macht viel Lärm, während es auf der Startbahn rollt, die es sehr lang benötigt, und auch beim Starten, aber es startet immer, und immer wenn es startet, kommt es auch an.

Vor 32 Jahren flog ich zum ersten Mal in einem von ihnen, um den Präsidenten Salvador Allende in Chile zu besuchen, und seitdem habe ich es immer getan. Das Flugzeug ist stark wie die sowjetischen landwirtschaftlichen Traktoren seinerzeit, wie für kubanische Traktoristen jeder Art gebaut. Seine Piloten sind Olympiasieger. Die Fachkräfte und Mechaniker, die es reparieren sind die besten der Welt. Es ist das zweite Mal, daß wir in ihm die Welt umkreisen. Das hoffe ich, obwohl uns noch einige Flugstunden fehlen. Mit allem Ernst gesprochen, ich schätze diese sehr guten Flugzeuge der alten UdSSR, ich habe ihnen viel zu danken und ich empfehle sie den Mitbürgern und Touristen. Es ist das sicherste, was es auf der Welt gibt. Ich bin ein Beweis dafür.

Nicht alles bei den Angelegenheiten dieser Welt darf man zu ernst nehmen. Man würde das Risiko eines Infarkts oder des Verrücktwerdens eingehen.

Notwendiger Reisebericht

Unsere Delegation fuhr am 19. Februar ein paar Minuten vor Mitternacht ab. Ein kurzer Zwischenaufenthalt in Paris, es gab keinen anderen Ort. Es war vorgesehen, einige Stunden in einem Hotel der Stadt auszuruhen. Unfruchtbarer Versuch. Ich war nicht müde. Ich beschäftigte mich damit, von einem hohen Stockwerk aus einen Teil der schönen und berühmten Stadt zu beobachten. Ich betrachtete die Dächer der Gebäude von drei bis sechs Stockwerken, die Kunstwerke schienen. Ich wollte wissen, woraus man sie vor 150 Jahren gebaut hatte.

Ich erinnerte mich an Havanna und seine Probleme. Sie waren von einem silbernen Aschgrau. Niemand wußte die Antwort.

Wenige Kilometer weiter zerstörte eine riesige Masse die Harmonie. Weiter rechts hohe Büro- oder Wohngebäude, die auch das Panorama häßlicher gestalteten. Ich erinnerte mich an den Hubschrauberlandeplatz, den sie in Habana Vieja hinter dem damaligen kolonialen Regierungspalast eingerichtet hatten, wenige Monate vor der Revolution. Es ist das erste Mal, daß mir der Eiffelturm und der Triumphbogen, so bewundert von allen, als zwei Objekte erschienen, die gedemütigt und herabgesetzt worden waren. Ich hatte mich plötzlich in einen gescheiterten Stadtplaner verwandelt. Weder störte ich jemanden in Paris, noch sprach ich mit jemandem. Ich verließ es, indem ich die Erinnerungen an alles das aufbewahrte, was ich in meinen jungen Jahren über seine ruhmreiche Revolution und die heroische und große Geschichte von Frankreich gelesen und geträumt hatte. Ich bewundere die mutige Haltung, die es heute gegenüber dem erniedrigenden, einseitigen Hegemonismus der Regierung der Vereinigten Staaten einnimmt.

Wir machten Zwischenaufenthalt in Ürümqui, im westlichsten Teil von China. Ein architektonisch schöner Flughafen. Freundschaftliche und gastfreundliche Haltung. Eine ausgewogene Kultur. Zehn Stunden später, schon nachts, landeten wir in Hanoi, Hauptstadt unseres lieben und heroischen Vietnams, aber eines sehr anderen, als das, welches ich das letzte Mal 1995, vor acht Jahren, besucht hatte. Seine Straßen mit Tätigkeit und Licht gefüllt. Man sah kein einfaches Fahrrad, alle hatten Motor. Die Autos überfluteten die Straßen. Das einzige, was mir eine gewisse Unruhe verursachte, war, als ich an die Zukunft dachte, den Brennstoff, die Umweltverschmutzung und andere Tragödien.

Überall sind luxuriöse Hotels errichtet. Die Fabriken haben sich vervielfacht. Ihre Eigentümer sind in der Regel Ausländer und haben strenge kapitalistische Verwaltungsnormen, aber in einem kommunistischen Land, das Steuern einnimmt, Einnahmen verteilt, Arbeitsplätze schafft, das Bildungs- und Gesundheitswesen entwickelt, den Ruhm und die Traditionen unversehrt erhält. Das Erdöl, die Wärmekraftwerke, Wasserkraftwerke, die Grundstoffindustrie in den Händen des Staates. Eine mit Auszeichnung humane Revolution. Alle diejenigen, die Schmiede der Revolution waren und sind erhalten eine sorgfältige Behandlung und Respekt. Ho Chi Min war, ist und bleibt ewiges Beispiel.

Ich unterhielt mich lange Zeit mit Nguyen Giap, dem genialen Strategen. Ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ich erinnerte mich vieler mit Traurigkeit und gleichzeitig mit herzlicher Zärtlichkeit, wie Pham van Dong und anderer, die schon verstorben sind. Sie sind Menschen, die ewige Zärtlichkeit säen. Die alten und neuen Leiter drückten Gewogenheit und Freundschaft ohne Grenzen aus. Die Bande in allen Richtungen vervielfachten sich. Die Unterschiede der Situationen in Bezug auf Kuba sind groß. Wir sind von einem Gefüge von Nachbarn umringt, die nichts zum investieren haben, und der reichste der Welt blockiert uns mit allen Mitteln. Dazu kommt unser besonderer Eifer, die Mehrzahl von Reichtümer und Gewinne für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen im höchsten Grade zu bewahren, was unsere ruhmreiche und ewige Freundschaft absolut nicht beeinträchtigt.

Von Vietnam nach Malaysia. Das ist ein wunderbares Land. Seine grandiosen Naturreichtümer und ein außerordentlicher Führer, von besonderer Klarheit, der nicht die Entwicklung eines wilden Kapitalismus förderte, erklären seinen Fortschritt. Er vereinte die drei wichtigsten Ethnien: die malaiische, die indische und die chinesische. Er zog Investitionen an, die aus dem industrialisierten Japan und anderen Gebieten der Welt regneten. Er stellte strikte Normen und Regeln auf. Verteilte Reichtümer mit der größtmöglichen Gleichheit. Das Land wuchs 30 Jahre mit gutem Tempo. Das Bildungs- und Gesundheitswesen wurden betreut. Es genoß einen langen Frieden, im Gegensatz zu Vietnam, Laos und Kambodien, die erst vom Kolonialismus und dann vom Imperialismus angegriffen wurden, und als die große Krise kam, die den asiatischen Südosten heimsuchte, achtete er die Normen des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und anderer ähnlicher Organe nicht, führte zum Eingreifen des Staates, legte die Wechselkontrolle fest, verhinderte die Kapitalflucht und rettete das Land und seine Reichtümer. Tausend Meilen entfernt von dem, was in unserer leidenden Hemisphäre geschieht, entwickelte sich dort ein wirklich nationaler Kapitalismus, der trotz großer Einnahmensunterschiede den Massen Wohlstand brachte. Er erfreut sich großer Anerkennung und des Respekts. Für die Westlichen und die neue Wirtschaftsordnung ist er eine harte Nuß und ein schlechtes Beispiel.

China. Dort kamen wir mittags an. Genau wie in Vietnam hatte nie eine kubanische Delegation so viel Aufmerksamkeiten und Ehrenbezeigungen erhalten. Offizielles Abendessen zur Begrüßung am 26. die Versammlungen mit den vorangegangenen und neuen leitenden Partei- und Staatsfunktionären, einige von ihnen noch aktiv —Jiang Zemin, Hu Jintao, Li Peng, Zhu Rongji, Wen Jiabao, jeder von ihnen mit seinem entsprechenden Stab— folgten einer auf den anderen, vom ersten Nachmittag bis zum 27. Am 28. morgens besuchte ich den Technologiepark von Beijing und ein Ausflug mit dem Staatspräsidenten Jiang Zemin nach Nanjing, um die Fernsehfabrik Panda zu besuchen. Das erste Mal in meinem Leben, daß ich in ein Jumbo einstieg. Abendessen und treffen mit dem ersten Sekretär der Provinz Jiangsu. Abfahrt nach Shanghai. Verabschiedung.

Die Aufmerksamkeiten, welche die kubanische Delegation in Vietnam und China erhielt, haben keinen Präzedenzfall in der gesamten Geschichte der Revolution. Es war die Möglichkeit, sich weitreichend und tiefgreifend mit wirklich außergewöhnlichen Menschen zu unterhalten, wirklichen Freunden, welche die Freundschaft zwischen unseren Völkern für immer besiegelt haben. Sie, China und Vietnam, waren die besten Freunde in den unwahrscheinlich schweren Tagen der Spezialperiode, als niemand daran glaubte, daß die kubanische Revolution überleben könnte. Heutzutage respektieren und bewundern ihre Völker und Regierungen ein kleines Land, das es verstand, in der Nachbarschaft der einzigen Supermacht zu widerstehen, die mit ihrer riesigen Gewalt die Welt hegemonisch unterjocht hat.

Dieses Verdienst entspricht keinem von uns, die wir jene Ehrenbezeigungen empfingen, sondern dem heroischen und ruhmreichen Volk, das mit Würde seine Pflicht zu erfüllen wußte.

Unsere Gespräche begrenzten sich nicht auf bilaterale Themen und die nachfolgende Entwicklung unserer wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen. Mit großem Interesse, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis wurden die wichtigsten internationalen Themen behandelt.

Von China flogen wir nach Japan. Dort wurden wir mit Gastfreundschaft und Respekt empfangen. Obwohl es sich nur um einen Transitflug handelte, empfingen uns treue langjährige Freunde. Wir hatten lange Unterredungen mit Tomoyoshi Kondo, Präsident der Wirtschaftskonferenz Kuba-Japan; mit Watanuki, Präsident des japanischen Unterhauses, Mitsuzuka, Präsident der Parlamentarischen Freundschaftsliga; ein Höflichkeitstreffen mit dem Ex –Ministerpräsidenten R. Hashimoto; ein Treffen mit dem Ministerpräsidenten Junishiro Koizumi.

Auf japanische Initiative behandelten wir Themen in Bezug auf die gespannte Situation auf der koreanischen Halbinsel, die alle interessiert, worüber wir die Regierung der Demokratischen Republik Korea ausführlich informieren werden, mit der wir seit dem Sieg der Revolution freundschaftliche diplomatische Beziehungen unterhalten.

Am 2. März reisten wir nach Hiroshima. Dort besuchten wir das Friedensmuseum mit Friedenspark jener Stadt, wo wir eine Kranzniederlegung durchführten. Wir nahmen en einem privaten Mittagessen mit dem Gouverneur dieser Stadt teil.

Die Worte und die Zeit würden nicht ausreichen, um den tiefen Eindruck zu schildern, den der an der Zivilbevölkerung von Hiroshima begangene Genozid in uns hervorrief. Die Vorstellungskraft kann das dort Geschehene nicht fassen.

Jener Angriff war absolut nicht notwendig, und wird niemals moralisch zu rechtfertigen sein. Japan war militärisch besiegt. Das gesamte besetzte Gebiet in Ozeanien, im asiatischen Südosten und sogar souveräne japanische Besitzungen waren wiedergewonnen. In der Mandschurei schritt unaufhaltsam die Rote Armee voran. Der Krieg konnte in wenigen Tagen zu Ende gehen ohne den zusätzliche Verluste eines einzigen amerikanischen Lebens. Ein Ultimatum war ausreichend und an letzter Stelle den Einsatz jener Waffe auf einem Schlachtfeld oder in einem oder zwei japanischen Militärstützpunkten, und der Krieg wäre unmittelbar beendet gewesen, egal welches der Druck und die Unnachgiebigkeit der extremsten Führer gewesen wäre.

Von meinem Standpunkt aus, und trotzdem daß Japan den Krieg mit einem nicht zu rechtfertigenden Überraschungsangriff auf Pearl Harbor begonnen hatte, bestand keinerlei Rechtfertigung für jenes schreckliche Ermordung von Kindern, Frauen, Greisen und unschuldigen Bürgern jeglichen Alters.

Das japanische Volk, edel und großmütig, sprach kein einziges Wort des Hasses gegen die Urheber aus. Im Gegenteil, sie haben dort ein Friedensmonument errichtet, damit sich so ein Akt niemals wiederholt.

Millionen von Menschen sollten jenen Ort besuchen, um zu versuchen, daß die Menschheit wirklich kennenlernt, was dort geschah.

An jenem Ort war ich sehr gerührt, ein Foto von Che zu sehen, als er einen Kranz vor dem bescheidenen, aber unsterblichen Denkmal eines der größten gegen die Menschlichkeit begangenen Verbrechens niederlegte.

Jener Generation unserer Gattung stand es zu, vollkommen unbekannte, weder ideale noch wünschenswerte Situationen zu erleben. Wir hoffen, daß die Menschheit siegen kann. Wenn früher innerhalb unserer eigenen Epoche die Menschen Beherrscher der Ereignisse zu sein schienen, scheinen heutzutage die Ereignisse Beherrscher der Menschen zu sein.

Unsere Reise stand in Beziehung zu einer Gruppe von Vorfällen, die überall Ungewißheit und Unsicherheit hervorbringen. Die Grundsäulen und Werte einer ganzen Zivilisation befinden sich in einer Krise. die Ideen der Souveränität und Unabhängigkeit sind schon kaum noch eine Fiktion. Die Wahrheit, die Ethik, die das erste Recht oder Attribut des menschlichen Wesens sein sollten, haben jedes Mal weniger Platz. Die Pressemitteilungen, die Presse, das Radio und Fernsehen, die Handys und die Web-Sites steuern einen Nachrichtenfluß bei, der von allen Orten jede Minute ankommt. Dem Gang der Ereignisse zu folgen ist nicht einfach.

In dem Wirrwarr der Nachrichten kann sich die menschliche Intelligenz kaum orientieren. Oftmals führt ihr Überlebensinstinkt dazu, daß sie reagiert.

Niemals sahen sich alle Nationen der Welt der Gewalt und der Launen jener unterworfen, die eine Supermacht mit einer scheinbar unbegrenzten Macht anführen, von deren Philosophie und politischen Ideen und ethischen Ansichten niemand die geringste Idee hat. Deren Entscheidungen sind praktisch nicht vorhersagbar und unwiderruflich. Die Kraft und Fähigkeit zum Zerstören und Töten scheinen in jeder seiner Verkündigungen anwesend zu sein. Das bringt logischerweise Befürchtungen und Unruhe bei vielen Staatsmännern hervor, besonders wenn man berücksichtigt, daß die riesige Militärgewalt sich mit der politischen, wirtschaftlichen und technologischen Macht vereinigen, die nicht den Gehorsam verweigert haben wollen.

Der Traum einer durch Normen und eine Organisation, die den Willen und die Wünsche aller Völker ausdrückt, beherrschten Welt löst sich in Luft auf.

Auf vielen Metern Höhe las ich eine Pressemitteilung, dessen Inhalt wörtlich lautete: „Der Präsident Bush drückte in seiner wöchentlichen Ansprache seine Respektlosigkeit gegenüber der UNO aus und veröffentlichte, daß er diese Organisation mehr ,aus Verpflichtung gegenüber unseren Verbündeten und Freunden' befragt, als wegen dem, was ihm die Ergebnisse ihrer Beratungen bedeuten."

Eine wachsende Anzahl von Personen auf der Welt erweisen sich jedes Mal mehr gegen die Idee der Globalisierung durch eine universelle Tyrannei.

Die Vereinten Nationen, Organisation, die aus einem Krieg entstanden ist, der 50 Millionen Leben gekostet hat, darunter die von mehreren hunderttausend jungen Nordamerikanern, muß allen Völkern und Regierungen der Welt viel bedeuten. Sie leidet unter großen Mängeln, ist in vielen Aspekten anachronistisch; ihre Vollversammlung, wo alle Staaten der Welt anwesend sind, ist eine einfache beratende Versammlung ohne jegliche Macht, wo nur Meinungen ausgesprochen werden; der Sicherheitsrat, ein scheinbares Ausführungsorgan, wo nur die Stimmen der fünf privilegierten Staaten zählen, ein einziger von denen den Willen des anderen Teils der Nationen der Welt annullieren kann, und einer von ihnen, der mächtigste, ihn unzählige Male nach seinem Gelüst verwendet hat. Aber selbst so, es steht nichts anderes zur Verfügung.

Sein Nichtvorhandensein würde zur schlimmsten Epoche führen, die dem Nazismus voranging und die uns in die Katastrophe bringen würde. Einige von uns waren wir Zeugen davon, was in den letzten beiden Dritteln des 20. Jahrhunderts geschehen ist. Wir haben in seiner ganzen Kraft die Geburt einer neuen Art von Imperialismus gesehen, der alles umschließt und totalitär ist, tausendmal mächtiger als das berühmte römische Imperium und hundertmal die Macht seines aktuellen bedingungslosen Alliierten, des Schattens dessen, was das britische Imperium gewesen war. Nur die Angst, die Blindheit oder Ignoranz würden es verhindern, das mit voller Klarheit zu sehen.

Das ist die dunkle Seite des Problems. Aber die Realität kann anders sein. Niemals haben sich in so kurzer Zeit so riesige Massendemonstrationen in allen Teilen der Welt und in wirklicher Rekordzeit entwickelt, wie es in Bezug auf den angekündigten Krieg gegen Irak geschehen ist.

Die Regierungen der zwei wichtigsten Alliierten der Vereinigten Staaten, Großbritannien und Spanien, traten in eine Krise ein; ihre entsprechenden öffentlichen Meinungen, sind in schlagender Mehrheit gegen jenen Krieg. Wenn es auch wahr ist, daß Irak zwei große und nicht zu rechtfertigende Taten begangen hat, wie die Invasion von Iran und die Besetzung Kuwaits, so ist es auch Tatsache, daß jenes Land den härtesten Aktionen unterworfen wurde; hunderttausende seiner Kinder starben aus Hunger und durch Krankheiten, jahrelang wurden sie ständigen Bombenangriffen ausgesetzt, und es ist militärisch nicht in der Lage, das geringste Risiko für die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Alliierten in dem Gebiet darzustellen. Es würde sich um einen absolut unnötigen Krieg handeln, mit dunklen Absichten, gegen den die Welt sich auflehnt, einschließlich eines wichtigen Teils des Volkes der Vereinigten Staaten selbst, wenn er nicht mit Zustimmung der UNO erfolgt.

Die Weltwirtschaft, die einer tiefen Krise unterworfen ist, von der sie sich nicht hat erholen können, wird unvermeidbare Folgen erleiden und danach wird es weder Sicherheit noch Ruhe für irgendein Land des Planeten geben.

Die Weltöffentlichkeit protestiert auch und man kann sogar behaupten, aus Gründen der eigenen Sicherheit und die der anderen Völker der Welt. Die Vereinigten Staaten können nicht den Krieg führen, um die Welt mit ihrer Macht einzuschüchtern, neue Waffen auszuprobieren und ihre Truppen zu trainieren. Diese Atmosphäre spürt man überall. Besonders konnte ich das beim in Malaysia stattfindenden Gipfeltreffen der Blockfreien Länder wahrnehmen.

Es war ein ernsthaftes Treffen, auf dem die Staats- und Regierungschefs in respektvoller Ausdrucksweise mit Offenheit in ihren Darlegungen und mit hohem Verantwortungsgefühl ihre Kriterien vortrugen. Mahathir leitete die Debatten ordnungsgemäß, tiefgründig und effizient.

Und natürlich mit der angemessenen Klugheit, die durch die Abhängigkeit fast aller Länder der Dritten Welt von den Vereinigten Staaten und ihren Geldinstituten geboten ist, denn eine Missstimmung ihrerseits kann das Ende einer Regierung oder die Destabilisierung der Wirtschaft des betreffenden Landes bedeuten.

Es gab mehrere Punkte, zu denen in den Reden der Gipfelkonferenz die Kriterien fast einstimmig zum Ausdruck gebracht wurden.

Erstens: Es darf zu keinem Krieg gegen Irak kommen, schon gar nicht ohne die Zustimmung der Vereinten Nationen.

Zweitens: Die vom Sicherheitsrat getroffenen Regelungen sind von Irak strikt einzuhalten.

Drittens: Faktisch keiner der Anwesenden hegte noch Hoffnung, daß der Krieg vermieden werden könne.

Viertens: Wie anzunehmen ist, wurden Unterentwicklung, Armut, Hunger, Unwissenheit, Krankheiten, die unbezahlbare angewachsene Außenverschuldung, die verhängnisvollen Destabilisierungsmachenschaften der internationalen Geldinstitute und andere unzählige die Dritte Welt geißelnde Mißstände auf den Prüfstein gelegt und angeprangert.

Unsere Delegation war auf den Sitzungen des Gipfels zugegen und veranstaltete außerdem Dutzende von Treffen mit anderen Delegationen. Man ersuchte uns um Information, Erfahrungsaustausch und gelegentlich um Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen.

Dort wurde uns von Persönlichkeiten der verschiedensten Kulturen, Glaubensrichtungen und politischen Überzeugungen eine Behandlung von Vertrautheit und Vertrauen zuteil. Wir konnten feststellen, daß man unser Volk aufgrund seiner Solidarität und Prinzipientreue bewundert und anerkennt.

Vielen von ihnen erklärten wir den faschistischen Putsch in Venezuela und boten dokumentarische Information; wir erklärten den Schaden, der der Welt mit der Sabotage an der virtuell stillgelegten Produktion von drei Millionen Barrel Erdöl täglich entsteht, einer Produktion, die sich sich wieder aufrichtet dank des erdrückenden Sieges des bolivarianischen Volkes. Wir erklärten ihnen auch die sowohl für die reichen als auch die armen Länder bestehenden Risiken eines Krieges in der Krisenregion des Nahen Ostens. Wir vermittelten unsere Auffassung, wonach es noch nicht unmöglich ist, diesen Krieg zu vermeiden, wenn Irak beweisen kann, und zwar nicht nur dem Sicherheitsrat, sondern auch den Parlamentariern der Welt, einschließlich denen der Vereinigten Staaten —unter denen es viele Zweifler gibt—, des Vereinigten Königreiches, Spaniens und Italiens, die die bedingungslosesten Verbündeten sind und wo viele gegenteiliger Mkeinung sind; wenn den Parlamenten und Führungspersönlichkeiten der Blockfreien sowie den Führern der gesellschaftlichen Organisationen bewiesen wird, daß alle und jede einzelne der Forderungen der UNO-Resolution erfüllt worden sind und werden.

Die Schlacht für den Frieden und die Unversehrtheit Iraks ist keine militärische, sondern eine politische Schlacht. Wenn die Wahrheit abgesichert und die Lüge besiegt werden kann, dann ist es noch möglich, den Frieden in der Region zu retten, was auch für das Volk der Vereinigten Staaten selbst von Nutzen sein wird. An diesem Krieg würden lediglich die Waffenproduzenten gewinnen oder jene, deren unmöglicher Traum es ist, 6,3 Milliarden Menschen —in der übergroßen Mehrheit Hunger leidend und arm— seien mit Gewalt zu regieren.

Wir unterstützen den Entschluß der irakischen Regierung hinsichtlich des Abbaus der Al Samoud-Raketen und rufen Irak auf, jegliche B- und C-Waffe, falls es sie noch gibt oder falls sie einmal produziert wurde, bis auf den letzten Kibikzentimeter zu vernichten.

Die US-Regierung hätte dann keinerlei rechtliche oder moralische Ausrede für einen Angriff auf Irak; und das viel weniger noch, da vor aller Welt ein wahrer Völkermord am palästinensischen Volk verübt wird und der Staat Israel über ein Arsenal Hunderter von den Vereinigten Staaten gelieferter Kernwaffen und die Mittel für deren Transport verfügt.

Nur die volle Wahrheit, der Welt unwiderlegbar bewiesen, gäbe dem irakischen Volk die moralische Kraft und weltweite Unterstützung für die bis zum letzten Blutstropfen zu führende Verteidigung ihres Vaterlandes und ihrer Integrität.

Ohne eine klare Vision von unserer Epoche, in der wir leben, wäre die Bedeutung dieser großen politischen Veranstaltung, die uns heute zusammenführt, lediglich eine relative. Kuba hat die Ehre, gegenwärtig eines der wenigen Länder zu sein, die außergewöhnliche Vorrechte genießen. Natürlich tragen wir die gleichen globalen Risiken wie die übrige Menschheit; doch kein Land ist politisch besser darauf vorbereitet, die Probleme anzugehen, die heute einen großen Teil der Welt geißeln, Träume umzusetzen und Pläne zu schmieden, die die unsere zweifelsohne zu einer der menschlichsten und gerechtesten Gesellschaften der Erde machen werden, solange unsere Gattung in der Lage ist zu überleben. Kein Volk ist mehr verbunden, standhafter und stärker, um den Gefahren von außen und innen zu trotzen.

Wenn ich von inneren Gefahren spreche, meine ich dabei nicht etwa politische Risiken. Die in diesen 44 Jahren heldenhaften Kampfes angesammelte Kraft und das Bewußtsein sind so stark, daß nicht einmal die im Dienste des Imperialismus stehende Gesamtheit der Anhänger und niederträchtigen Theoretiker der Subversion und Destabilisierung die innere Ordnung und den sozialistischen Kurs unserer Revolution umstürzen könnten.

Als ein supermächtiger Jemand vom Ausland aus von uns forderte, diesen Kurs zu ändern, bestand die Antwort unseres Volkes darin, im Grundgesetz der Republik den unumkehrbaren Charakter des Sozialismus in Kuba zu verankern. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Tricks und Lügen zu erfinden, mit denen sie ihre dünnen und lächerlichen Hoffnungen nähren.

Bei inneren Gefahren denke ich im wesentlichen an Risiken gesellschaftlicher oder moralischer Art, die unsere Bevölkerung beeinträchtigen und ihrer Sicherheit, ihrer Erziehung und ihrer Gesundheit schaden. Es ist wohl bekannt, wie wir das Rauchen bekämpft haben und wie wir den Tabakkonsum herabgesetzt haben. Auf die gleiche Weise bekämpfen wir die Ausschreitungen im Alkoholgenuß und die schmerzliche Tatsache des Alkoholkonsums von Schwangeren, der zur Geburt von Kindern mit geistiger Zurückgebliebenheit oder anderen schweren körperlichen Schäden führen kann.

Angesichts des einsetzenden Konsums von Drogen, die an unsere Küsten gelangen —hauptsächlich als Strandgut aus dem internationalen Drogenhandel— haben wir nicht eine Minute mit dem Ergreifen der entsprechenden Maßnahmen gezögert, um dieser furchtbaren Geißel zuvorzukommen und sie zu besiegen, die in der übergroßen Mehrheit der Länder der Erde Schaden anrichtet. Anfangs hatten wir uns überlegt, daß jegliche Bezugnahme auf diesen Punkt eine Publicity-Lawine auslösen würde, so als seien wir nicht das positivste sondern das negativste Beispiel, wo doch keinerlei Vergleich unserer Gesellschaft aufgrund ihrer Sauberkeit in dieser Hinsicht angestellt werden kann. Doch wir sind nicht unschlüssig, und wir tun es. Wir haben stets alle Schlachten geschlagen, und mit Unterstützung des Volkes haben wir sie gewonnen. Es sind noch andere Kämpfe auszufechten. Einige erfordern ziemlich viel Zeit, denn es geht dabei um alte Gewohnheiten und Gebräuche oder sie hängen von materiellen Faktoren ab, über die wir nicht gänzlich verfügen. Jedoch besitzen wir unbesiegbare Waffen. Unsere Hauptwaffe ist die Bildung und Erziehung. Zwar können wir hier von einer der größten Anstrengungen sprechen, die je ein Volk unternommen hat, doch wie weit waren wir noch entfernt, das enorme Potential zu begreifen, vor allem den optimalen Einsatz des Humankapitals, das wir geschaffen hatten. Dieses wird alles umwälzen, und bald werden wir das gebildetste und am besten ausgebildete Volk der Welt sein. Dieses zieht schon keiner mehr in Zweifel, weder innerhalb noch außerhalb Kubas.

Mit gleichem Impetus geht es im Gesundheitswesen voran, wo wir bereits weltweit einen der ersten Plätze einnehmen. Auch in dieser Branche werden das Humankapital und die gesammelte Erfahrung ausschlaggebende Faktoren sein.

Kultur, Kunst und Wissenschaft werden eine Weiterentwicklung erfahren.

Körperkultur und Sport werden wir auf höchste Höhen führen.

Ich zitiere hier nur vereinzelte Beispiele der großen Aufgaben, die vor uns stehen und von denen keine vergessen wird.

Wie immer ist auch hier vorzuziehen, anstelle der Worte die Taten sprechen zu lassen.

Dem dekadenten kapitalistisch-imperialistischen System in seiner Etappe der Globalisierung mangelt es bereits vollkommen an Lösungen für die großen Probleme der Menschheit, deren Bevölkerungszahl sich in knapp einem Jahrhundert vervierfacht hat. Das System hat keine mögliche Zukunft. Es zerstört die Natur und vervielfacht den Hunger. Unsere in vielen Bereichen erworbene edle und menschliche Erfahrung wird vielen Völkern der Welt von Nutzen sein.

Zur Entgegnung auf den Klimawandel, auf die von anderen verursachte Umweltverschmutzung, die Wirtschaftskrisen, die Epedemien und die Hurrikane werden unsere materiellen, wissenschaftlichen und technischen Ressourcen mit jedem Mal umfassender. In der Rangfolge unserer Bemühungen wird der Schutz unserer Bürger stets an erster Stelle stehen. Darüber gibt es keine höhere Priorität.

Gegenüber politischen Gefahren und Aggressionen aus dem Ausland erfährt unsere Bereitschaft zur Verteidigung des Vaterlandes und des Sozialismus keinen Deut Schmälerung. Ganz im Gegenteil, unsere Auffassungen zum Krieg des gesamten Volkes unterziehen wir tiefgründigen Überlegungen und vervollkommnen sie von Mal zu Mal; und dabei wissen wir, daß keinerlei Technik, so hochmodern sie auch sein mag, jemals den Menschen besiegen kann. Dazu noch werden die Überzeugung und das Bewußtsein immer stärker werden.

Die Schlacht der Ideen, unsere mächtigste politische Waffe, wird zweifellos ohne Waffenstillstand fortgesetzt.

Am vergangenen 24. Februar, dem Tag, an dem des Beginns des letzten Unabhängigkeitskriegs auf Aufruf von Martí gedacht wird, traf sich ein Herr namens James Cason, Leiter der Interessenvertretung der USA in Kuba, mit einer von der US-Regierung bezahlte Gruppe von Kontrarrevolutionären in einem Appartement in Havanna, um sogar den Ruf von Baire, ein für unser Volk patriotisches und heiliges Datum zu feiern. Es wurden weitere Diplomaten eingeladen, aber nur diese erlauchte Persönlichkeit war zugegen.

Aber die Tatsache hat sich nicht nur auf eine diskrete Teilnahme beschränkt. Auf die Frage eines Journalisten, ob seine Anwesenheit bei dem Akt nicht das Anprangern der kubanischen Regierung bestätigen würde, antwortete Cason: „Nein, weil ich glaube, daß das gesamte Diplomatische Korps eingeladen wurde und wir, als Land, unterstützen immer die Demokratie und die Leute, die darum kämpfen, ein besseres Leben zu haben. Ich bin hier als Gast".

„Ich habe keine Angst", antwortete er kurz und bündig auf eine weitere Frage der Journalisten in Bezug darauf, ob seine Anwesenheit bei diesem Oppositionstreffen nicht als eine unfreundliche Geste der kubanischen Regierung gegenüber angenommen werden könnte, die die Dissidenten als subversive Gruppen anprangert.

Danach fügte er auf eine grobe und beleidigende Art und Weise und auf sehr guten Spanisch hinzu: „Unglücklicherweise hat die kubanische Regierung doch Angst, Angst vor Gewissensfreiheit, Angst vor Meinungsfreiheit, Angst vor den Menschenrechten. Diese Gruppe beweist, daß es Kubaner gibt, die keine Angst haben. Sie wissen, daß der Übergang zur Demokratie in Gang ist. Wir möchten, daß sie wissen, sie stehen nicht allein da, die ganze Welt unterstützt sie. Wir als Land unterstützen die Demokratie und die Leute, die darum kämpfen, ein besseres Leben und Gerechtigkeit zu haben".

Die Pressemeldung lautet: „Obwohl es üblich ist, daß ausländische Diplomaten sich mit Dissidenten treffen, ist es nicht üblich, daß sie bei öffentlichen Veranstaltungen auftreten oder der Presse Meinungen über die Regierungen ausdrücken".

„Ich bin hier als Gast und werde landesweit alle Leute besuchen, die Freiheit und Gerechtigkeit wollen".

Jeder Bürger versteht, daß es sich um eine unverschämte und herausfordernde Provokation handelt. Dem Anschein nach haben er und diejenigen, die ihm diese Grobheit des scheinheiligen Mutigen mit diplomatischer Immunität befohlen haben, gerade Angst gezeigt. Im Gegenteil es ist merkwürdig, und jeder könnte sich fragen, wieviel wurde bei dieser „patriotischen" Veranstaltung getrunken.

Weil Kuba tatsächlich große Angst hat, wird es sich die notwendige Ruhe einräumen, um die Vorgehensweise mit diesem merkwürdigen Funktionär zu entscheiden. Vielleicht erklären ihm die vielen Angehörigen des US-Nachrichtendiestes die in dieser Interessenvertretung arbeiten, daß Cuba einfach diese Vertretung entbehren kann, diese Bruststätte von Konterrevolutionären und Generalstab der gröbsten subversiven Aktionen gegen unser Land. Die Schweizer Funktionäre, die sie lange Zeit vertreten haben, leisteten über Jahre hinweg eine hervorragende Arbeit, und haben weder Spionage noch Subversion betrieben. Wenn sie tatsächlich mit diesen unverschämten Erklärungen provozieren wollen, dann wäre es besser, sie hätten Schamgefühl und brächten den Mut, es einzugestehen. Eines Tages, ganz gleich wann, wird das Volk der USA einen wahren Botschafter seines Landes entsenden, der „ohne Furcht und ohne Fehler ist ", wie man von den spanischen Rittern zu sagen pflegte.

Auf dem Gebiet der Wirtschaft werden wir neue Erfahrungen umsetzen, die wir in der jüngsten Zeit gemacht haben. Verstärkt werden die Produktion und die Einsparungen von Erdöl.

Wir haben heute bessere Bedingungen denn je, um die Effektivität zu erhöhen und eine strengere Disziplin in den Betrieben durchzusetzen verlangen, die der Eigenfinanzierung in Devisen den Vorrang einräumen und es dabei mitunter zu Fehlern kommt, die letztendlich Staatsfinanzen belasten.

Wir haben viel gelernt, und wir werden noch viel mehr dazu lernen. Es entstehen neue Einnahmequellen, und die Mittel müssen noch strenger verwaltet werden. Alte und neue Laster sind auszumerzen. Die stete Wachsamkeit ist der Preis der Ehrlichkeit und der Effizienz.

Die vorangegangene Nationalversammlung hat eine wichtige historische Etappe erfüllt. Die neue Versammlung soll und darf nicht hinter ihr zurückbleiben. Die letzten allgemeinen Wahlen waren die besten unserer Geschichte. Ich sage das nicht wegen der Kennziffern, die alle besser ausfielen, doch kaum eine Vorstellung von der Qualität vermitteln, da sie an sich schon recht hoch sind. Ich sage das wegen des außerordentlichen Enthusiasmus der Wähler, den ich selbst erlebt habe und wegen der langjährigen Erfahrungen. Hier ist schwerlich ein Irrtum möglich. Nie habe ich etwas Ähnliches gesehen. An diesem Enthusiasmus war das Ergebnis der Schlacht der Ideen und das überaus schnelle Wachstum unserer politischen Kultur zu spüren.

Euch allen, werte Abgeordneten und unserem geliebten Volk danke ich im Namen des Staatsrates für das neue in uns gesetzte Vertrauen. Besonders ich danke dafür nach über 50 Jahren revolutionärem Kampf, der nicht gerade am Tag der ersten Schlacht begann. Wir wissen, die Zeit vergeht und die Energie werden weniger.

Vielleicht war es der ununterbroche Kampf, der uns auf die so lange vorbereitet hat. Ich denke, das Geheimnis kann in der Kraft einer großen Illusion, eines unerschöpflichen Enthusiasmus, einer Liebe zu unserer edlen Sache liegen, die mit jeden Tag des Leben gewachsen ist, doch dieses hat seine unerbittliche Gesetze.

Ich verspreche Euch, daß ich bei Euch sein werde, wenn das euer Wunsch ist, solange ich mir bewußt bin, daß ich nützlich sein kann und wenn es die Natur nicht vorher schon anders entscheidet; und das keine Minute weniger noch eine Sekunde länger. Jetzt verstehe ich, daß mein Schicksal nicht war, zur Welt kommen, und dann am Ende des Lebens meine Ruhe zu haben.

Es lebe der Sozialismus!

Es lebe die Unabhängigkeit!

Es lebe der Friede!

http://www.cuba.cu/gobierno/discursos/2003/ale/f060303a.html

ppp
13.11.2006, 22:49
DER FEIND STEHT RECHTS

http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/wirth/index.html
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Joseph Wirth (Zentrum)

Der Reichskanzler anläßlich der Ermordung des Reichaußenministers Walther Rathenau

Im Reichstag (236. Sitzung)

25. Juni 1922
Meine Damen und Herren! Trotz der Leere des Hauses oder gerade deswegen will ich eine ruhige Minute benutzen, um Ihre Aufmerksamkeit zu erbitten. Es war nicht möglich, gestern mittag und gestern abend den Werdegang des Herrn Ministers Rathenau und seine Verdienste um das deutsche Volk, den deutschen Staat und die deutsche Republik ausgiebig zu würdigen. Es war auch nicht möglich, in Ihrer Mitte - und ich persönlich müßte als sein Freund das mit besonderer Bewegung tun -, über die großen Entwürfe seiner Seele zu sprechen. Allein, meine Damen und Herren, eins will ich in Ihrer Mitte doch sagen. Wenn Sie in Deutschland auf einen Mann, auf seine glänzenden Ideen und auf sein Wort hätten bauen können, in einer Frage die Initiative zu ergreifen im Interesse unseres deutschen Volkes, dann wäre es die Weiterarbeit des Herrn Dr. Rathenau bezüglich der großen Schicksalsfrage der Alleinschuld Deutschlands am Kriege gewesen.

(Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten)

Hier sind die großen Entwicklungen jäh unterbrochen, und die Herren, die die Verantwortung dafür tragen, können das niemals mehr vor ihrem Volke wieder gutmachen.

Aber, meine Damen und Herren, ich bin der Rede des Herrn Abgeordneten Dr. Hergt mit steigender Enttäuschung gefolgt. Ich habe erwartet, daß heute nicht nur eine Verurteilung des Mordes an sich erfolgt, sondern daß diese Gelegenheit benützt wird, einen Schnitt zu machen gegenüber denen, gegen die sich die leidenschaftlichen Anlagen des Volkes durch ganz Deutschland erheben. Ich habe erwartet, daß von dieser Seite heute ein Wörtchen falle, um einmal auch die in Ihren eignen Reihen zu einer gewissen Ordnung zu rufen, die an der Entwicklung einer Mordatmosphäre in Deutschland zweifellos persönlich Schuld tragen.

(Sehr richtig! links und im Zentrum!)

Was Sie zum Beispiel, Herr Abgeordneter Körner, persönlich in Ihren Zeitungen im Schwabenland geschrieben haben, das können Sie nicht wieder gutmachen.

(Zurufe und Unruhe.)

Wie weit die Vergiftung in Deutschland geht, will ich einmal an einem Beispiel zeigen. Ich verstehe, daß man an der Politik der Regierung, an unserem Verhalten persönlicher und politischer Art Kritik üben kann. Warum nicht? Ich verstehe auch ein scharfes Wort, verstehe auch Hohn und Spott im politischen Kampf, verstehe die Verzerrung zur Karikatur. Ziel und Richtung unserer Politik - das ist, glaube ich, oder sollte es wenigstens sein, Gemeingut des ganzen Hauses - Ziel und Richtung unserer Politik ist die Rettung der deutschen Nation.

(Lebhafte Zustimmung.)

Die Methode, meine Damen und Herren, die ist strittig. In Fragen der Methode aber sollten sich Söhne des deutschen Volkes mindestens immer mit der Hochachtung begegnen, die es uns ermöglicht, vor dem Ausland als eine einheitliche Nation überhaupt aufzutreten.

(Stürmischer Beifall links und in der Mitte.)

Wenn wir nun die Politik der letzten Jahre überschauen, so hat es, wie ich Ihnen sagen darf, herbe Enttäuschungen gegeben, tiefster Schmerz hat sich in unsere Seele dann und wann gesenkt, und wir haben das Zittern des deutschen Volkskörpers in seiner Arbeiter- und Beamtenschaft erlebt. Meine Damen und Herren, da glaubt nun ein Reichstagskollege folgendes schreiben zu können:

(Zuruf von links: Namen nennen!)

- Der Name kommt noch. - Er spricht in seinem Blatte von Forderungen über neue Verträge, die notwendig sind, um die Arbeiter und Beamten in ihren Bezügen aufzubessern. Dann fährt der betreffende Kollege fort:

»Die jetzige Regierung ist in Wirklichkeit nur eine, vom Deutschen Reich zwar bezahlte, Angestellte, der Entente, die ihre Forderungen und Vorschriften einfach zu erfüllen hat; sonst wird sie einfach auf die Straße gesetzt und ist brotlos.«

(Stürmische Rufe: Hört! Hört! und erregte Pfuirufe. - Große Unruhe.)

Können Sie sich eine größere Entwürdigung von Menschen denken, die, wie wir, seit Jahresfrist an dieser Stelle stehen? Steigt Ihnen (zu den Deutschnationalen) da nicht auch die Schamröte ins Gesicht?!

(Anhaltende Rufe links: Wer ist das? - Unruhe.)

- Das Deutsche Tageblatt, Herausgeber Reinhold Wulle. Aber, meine Damen und Herren, die Sache hat noch eine größere Bedeutung! Hier liegt nicht nur eine redaktionelle Verantwortung vor, sondern dieser Artikel mit den schmählichsten Beleidigungen ist ausdrücklich geschrieben von Reinhold Wulle, Mitglied des Reichstags.

(Erneute erregte Pfuirufe.)

Das ist Ihr Kollege (zu den Deutschnationalen).

(Anhaltende große Unruhe und erregte Zurufe links.)

Ich darf fortfahren. Nun kommt er zum Schluß und sagt von uns, die wir hier seien, um unser Brot zu verdienen, die wir Ententeknechte seien, die wir deshalb die Politik machen, damit wir der Entente gefallen und dadurch eine Anstellung haben:

»... nur daß diese Kreise von der Arbeiterschaft nicht zu dem Schluß kommen, daß das ganze System zum Teufel gejagt werden muß, weil wir in Berlin eine deutsche Regierung, aber keine Ententekommission brauchen.«

(Lebhafte Rufe: Hört! Hört! - Große Unruhe.)

Meine Damen und Herren! Wo ist ein Wort gefallen im Laufe des Jahres von Ihrer Seite gegen das Treiben derjenigen, die die Mordatmosphäre in Deutschland tatsächlich geschaffen haben?!

(Lebhafter Beifall und Zurufe.)

Da wundern Sie sich über die Verwilderung der Sitten, die damit eingetreten ist?

(Erneute stürmische Zustimmung.)

Wir habe in Deutschland geradezu eine politische Vertiertheit.

(Sehr wahr! sehr wahr!)

Ich habe die Briefe gelesen, die die unglückliche Frau Erzberger bekommen hat. Wenn Sie, meine Herren, diese Briefe gesehen hätten - die Frau lehnt es ab, sie der Öffentlichkeit preiszugeben -, wenn Sie wüßten, wie man diese Frau, die den Mann verloren hat, deren Sohn rasch dahingestorben ist, deren eine Tochter sich dem religiösen Dienst gewidmet hat, gemartert hat, wie man in diesem Briefen der Frau mitteilt, daß man die Grabstätte des Mannes beschmutzen will, nur um Rache zu üben - -

(andauernde steigende Erregung auf der Linken. Unruhe und erregte Zurufe: Schufte!)

- Meine Herren (nach links), halten Sie doch ein wenig ein.

(Andauernde Erregung und Rufe. - Glocke des Präsidenten.)

Ich bitte die Vertreter der äußersten Linken, bei den kommenden Ausführungen, die ich zu machen habe, sich etwas zurückzuhalten! - Wundern Sie (nach rechts) sich, wenn unter dem Einfluß der Erzeugnisse Ihrer Presse der letzten Tage Briefe an mich kommen, wie ich hier einen von gestern in der Hand habe, der die Überschrift trägt: »Am Tage der Hinrichtung Dr. Rathenaus! «

(lebhafte Rufe: Hört! Hört!)

- wundern Sie sich dann, meine Herren, wenn eine Atmosphäre geschaffen ist, in der auch der letzte Funke politischer Vernunft erloschen ist?

(Lebhafte Zustimmung.)

Ich will mich mit dem Briefe sonst nicht weiter beschäftigen und nur den Schlußsatz vorlesen: » Im guten habt ihr Männer des Erfüllungswahnsinns auf die Stimme derer nicht hören wollen, die von der Fortsetzung der Wahnsinnspolitik abrieten. So nehme denn das harte Verhängnis seinen Lauf, auf daß das Vaterland gedeihe!«

(Andauernde stürmische Rufe: Hört! Hört! Erregte Pfuirufe. Große Erregung und wiederholte Rufe von der äußersten Linken: Dieser Verbrecher Wulle!)

Wollen wir aus dieser Atmosphäre - und das ist es doch, worauf es allein ankommt - wieder heraus, wollen wir gesunden, wollen wir aus diesem Elend herauskommen, dann muß das System des politischen Mordes endlich enden, das die politische Ohnmacht eines Volkes offenbart.

(Lebhafte Zustimmung.)

Und wie kann sie entgiftet werden? Meine Damen und Herren! Sie können mir gewiß zurufen: Das ist eine Frage, die man zunächst an die Alliierten zu stellen hat! Nun, ich war Zeuge bedeutsamer Unterhaltungen unseres ermordeten Freundes in Genua vor den mächtigsten der alliierten Staatsmänner. Einen beredteren Anwalt in kleinen, intimen Gesprächen - ernsthaften Gesprächen! -, einen beredteren Anwalt für die Freiheit des deutschen Volkes als Herrn Dr. Rathenau hätten Sie in ganz Deutschland nicht finden können! Seine Art, die Atmosphäre vorzubereiten, sie zu gestalten, die Behandlung der Probleme aus der Atmosphäre der Leidenschaft hinüber zu führen in ruhigere Erwägung und vornehmere Gesinnung, das hat keiner so verstanden wir Dr. Rathenau. Ich war Teilnehmer und Zeuge eines Gespräches mit dem ersten englischen Minister Lloyd George, in dessen Verlauf Dr. Rathenau ganz klar und ernsthaft sagte: »unter dem System, unter dem uns zurzeit die Alliierten halten, kann das deutsche Volk nicht leben!«

(Stürmische Rufe: Hört! Hört!)

Niemals habe ich einen Mann edlere vaterländische Arbeit verrichten sehen als Dr. Rathenau. Was aber war nach der rechtsvölkischen Presse sein Motiv? Ja, meine Damen und Herren, wenn ich in diesem Briefe lese, daß natürlich die Verträge alle nur abgeschlossen sind, damit er und seine Judensippschaft sich bereichern können,

(stürmische Pfuirufe, andauernde wachsende Erregung; - Rufe links: Lump! Schurke!)

dann können Sie wohl verstehen, daß unter dieser völkischen Verheerung, unter der wir leiden, unser deutsches Vaterland rettungslos dem Untergang entgegentreiben muß. Ich war vorhin beim Kirchgang Zeuge des Aufmarsches der großen Massen zur Demonstration im Lustgarten. Da war Ordnung, da war Disziplin. Es war eine Ruhe; aber mögen sich die Kreise in Deutschland durch diese äußere Ruhe nicht täuschen lassen.

(Sehr richtig! links.)

In der Tiefe droht ein Vulkan!

(Stürmischer Beifall und Händeklatschen im Hause und auf den Tribünen.)

Ich muß hier das Wort wiederholen, das ich seinerzeit gesprochen habe, daß in einem so wahnwitzigen Entscheidungskampf, den viele von Ihnen gewissenlos herbeiführen, uns unsere Pflicht dahin führt, wo die großen Scharen des arbeitenden Volkes stehen.

(Erneuter lebhafter Beifall.)

Meine Damen und Herren! Die Frage ist ernsthaft, sie muß hier in Ruhe erörtert werden. Gewiß können wir aus eigener Kraft ohne Einsicht der alliierten Staatsmänner Ruhe und Ordnung in Deutschland und ein Wiedererwachen des deutschen wirtschaftlichen Lebens nicht herbeiführen. Es ist ganz klar - und darüber soll kein Zweifel gelassen werden -; Abgesehen von dem oder jenem Zeichen des Verständnisses haben die alliierten Regierungen dem demokratischen Deutschland im Laufe eines Jahres nur Demütigungen zugefügt.

(Lebhafte Zustimmung.)

Das spreche ich offen aus: Der Wahn, der durch die Welt ging, als ob der Ausgang des Krieges eine Sicherung demokratischer Freiheit sei, das war eben nur ein Wahn und eine schmerzliche Enttäuschung für das deutsche Volk und auch die größte Enttäuschung für die deutsche, auch die radikal gesinnte Arbeiterschaft.

(Sehr richtig.)

Die Entscheidung über Oberschlesien lag nicht in unserer Macht. Ich kenne die Angriffe gegen die Männer, die trotz Oberschlesien die Politik weitergeführt haben, weil es eben keinen anderen Weg gibt. Die Entscheidung in Oberschlesien war das größte, das himmelschreiendste Unrecht, daß dem deutschen Volke durch den Bruch des Versailler Vertages angetan werden konnte.

(Stürmische Zustimmung.)

Ich bin von einem alliierten Staatsmanne - es war Lloyd George - gefragt worden: Herr Reichskanzler, wie stellen Sie sich zum Völkerbund! Ich habe ihm folgende Antwort gegeben: Ich bin ein Freund eines Völkerbundes, und ich würde den Tag begrüßen, wo die großen Organisation der Völker geschaffen werden könnte, um allem, was Menschenantlitz trägt, den Frieden auf der Welt zu bewahren. Aber - so habe ich weiter gesagt - will man dem Völkerbunde dienen in Deutschland, so muß man zurzeit - ich unterstreiche das »zurzeit«, es war gestern vor Wochen in Genua, vielleicht ist heute die Situation schon anders -, will man diesem Völkerbunde einen Nutzen bringen, so muß man nach der Entscheidung über Oberschlesien von diesem Völkerbunde schweigen.

(Lebhafter Beifall.)

Ich will dann einen zweiten Punkt anführen. Ich erinnere an das Schicksal der fünf Weichseldörfer, das heute noch nicht entschieden ist, an die Leiden der Saarbevölkerung, an die großen Schmerzen der rheinischen Bevölkerung, an diese kleinlichen Schikanen, die dort auf unseren Volksgenossen lasten und die eine Schande sind für das gesittete Europa.

(Stürmischer Beifall.)

Wie oft haben wir mahnend und flehend gerade nach dem Auslande hin die Hände erhoben und haben gesagt: Gebt dem demokratischen Deutschland jene Freiheit, deren das demokratische Deutschland bedarf, um im Herzen Europas eine Staatsform zu schaffen, die eine Gewähr des Friedens bietet. Unsere Mahnungen sind verhallt. Erst in dem Augenblick, wo man gesehen hat, daß die ganze Welt leidet, wenn das deutsche Volk zugrunde geht, ist allmählich erst durch wirtschaftliche Erwägungen der Haß etwas zurückgetreten. Aber die politischen Folgerungen aus dieser veränderten Atmosphäre sind bis zur Stunde noch nicht gezogen.

(Sehr richtig.)

Darüber besteht kein Zweifel. Es ist für ein Sechzig-Millionen-Volk auf die Dauer unmöglich, unter der Herrschaft von fremden Kommissionen, und wenn es die Herren noch so gut meinen sollten, ein demokratisches Deutschland überhaupt lebensfähig zu machen.

(Lebhafte Zustimmung.)

Da wundert es mich nicht mehr, daß diese Erkenntnis den General Ludendorff veranlaßt hat, in einer englischen Zeitschrift einen Artikel zu schreiben und für Deutschland die Diktatur zu empfehlen, die monarchistische Diktatur. Dieser Artikel ist eines deutschen Generals unwürdig.

(Lebhafte Zustimmung in der Mitte und links.)

Er ist es um so mehr, als auch auf dieser Seite (nach rechts) wiederholt die Bereitwilligkeit ausgesprochen worden ist, sich, wenn auch nicht im Rahmen der Linien unserer heutigen Politik, an der Gesetzgebung praktisch zu betätigen. Wenn Sie einen Mann als Ihren großen Gott verehren, der dieses Ziel, die Diktatur für Deutschland, gerade in einem Augenblick in England proklamiert, wo die Herzen, die in Eis gepanzert waren, aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus zu schmelzen begannen, so zeigen diese Träger des alten Systems, daß sie für die politische Atmosphäre der Welt weder Vernunft noch Fingerspitzengefühl besitzen.

Ich glaube, ich war es Dr. Rathenau schuldig, noch einige Worte hier in die Debatte einzuflechten. Ich bedaure nicht nur als Freund seinen grausamen großen Mitarbeiter verloren zu haben. Ich würde mich freuen, wenn gerade in den Kreisen, die bisher unserer Politik feindlich gegenüberstanden, ein Verständnis dafür vorhanden wäre, daß gewissen Linien unserer Politik unter keinen Umständen verlassen werden dürfen. Aber, meine Damen und Herren, die viel geschmähte Erfüllungspolitik ist nach außen sabotiert, wenn wir nach innen nicht zu einer einheitlichen, festgefügten Auffassung unserer Politik kommen.

(Sehr richtig! in der Mitte und links.)

Es geht nicht an, Divergenzen zwischen Kanzler und Ministern zu konstruieren; und wenn sie vorhanden sein sollten, dann muß gerade aus außenpolitischen Gründen nach einer einheitlichen Linie der inneren Politik so schnell wie möglich gesucht werden.

Minister Dr. Rathenau hat am Abend vor seinem Tode mit einem Herrn aus Ihrer Fraktion, meine Herrn von der Deutschen Volkspartei, bei einem Diplomaten bis 1 Uhr nachts zugebracht, nicht etwa, wie man da und dort vermuten könnte, um sich zu ergötzen. Das Gespräch war ein ernstes, großes politisches Gespräch um die Reparationsfrage. Die größten Gedankengänge beschäftigten diesen Minister Tag und Nacht in der Reparationsfrage wie in der Schuldfrage. Nachdem der Herr Kollege Hergt jetzt in den Saal gekommen ist, darf ich sagen: wir haben gerade für die Förderung dieser Frage durch seinen Tod unendlich viel verloren. Wir sind nicht untätig, meine Herren, und das Geschrei was draußen geübt wird, ist das törichtste, was es gegeben hat.

(Sehr richtig! in der Mitte und links.)

Man darf aber, wenn man Politik treibt und wenn man auf Jahre hinaus schauen muß, nicht alles an die große Glocke hängen, und vor allem darf man jene Glocke nicht läuten, für die man in meiner Heimat ein sehr böses Wort geprägt hat. In diesem Gespräch gerade mit einem Industriellen, einem hervorragenden Mitglied der Deutschen Volkspartei, hat sich gezeigt, daß man das Problem der Reparation, auch wenn man sonst verschiedener Auffassung ist, doch in starker Form fördernd in gemeinsamen Besprechungen verschiedenster Parteien behandeln kann.

(Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei.)

Das, was in der Welt geschehen ist, was die englische Bank uns im Dezember geantwortet hat, was jetzt das Komitee der Anleihefachverständigen ausgesprochen hat, ist eine Basis, auf der alle, die in Deutschland guten Willens sind, die auswärtige Politik und die große Frage der Kontribution, um dieses Wort zu gebrauchen, förderlich behandeln könnten.

(Sehr richtig! in der Mitte und links.)

Wir wären ja töricht, wenn wir dieses Instrument nicht in unsere Hand nehmen würden. Es ist deshalb geradezu eine Sinnlosigkeit, wenn sich in Deutschland die Menschen die Köpfe darüber zerschlagen, ob eine kleine, eine mittlere oder eine große Anleihe notwendig ist.,

(Sehr richtig! links und in der Mitte.)

Und ein Zweites ist notwendig; darüber ist sich heute die Welt einig. Das politische Diktat heilt weder das deutsche Volk noch Europa, noch die Menschheit. Die Politik, die wir im letzten Jahr wie in diesem Jahr erstrebt haben, zielt auf eine vernünftige Lösung des ganzen Reparationsproblems auf wirtschaftlicher Basis. Wir wollen uns nicht entziehen, wir wollen nicht davonlaufen. In keinem Augenblick, auch nicht bei der schrecklichen Entscheidung über Oberschlesien, haben wir die Geduld verloren, am Rettungswerk des deutschen Volkes mitzuarbeiten. Wer, wie ich das von rechts immer höre, wie es mir aus den Zeitungen entgegentönt, mit Faust sagt: »Fluch vor allem der Geduld«, der hat sich aus der politischen Arbeit, aus der Rettungsarbeit für unser Vaterland ausgeschaltet.

(Sehr richtig! links und in der Mitte.)

Geduld gehört dazu. Gewiß, meine Damen und Herren, mit nationalistischen Kundgebungen lösen Sie kein Problem in Deutschland.

(Sehr richtig! links und in der Mitte.)

Ist es denn eine Schande, wenn jemand von uns, von der äußersten Linken bis zur äußersten Rechten, in idealem Schwung die Fäden der Verständigung mit allen Nationen anzuknüpfen versucht? Ist es eine Schande, wenn wir mit jenem gemäßigten Teil des französischen Volkes, der die Probleme nicht nur unter dem Gesichtspunkt sieht: »Wir sind die Sieger, wir treten die Boches nieder, heraus mit dem Säbel, Einmarsch ins Ruhrgebiet«, wenn wir durch persönliche Beziehungen mit allen Teilen der benachbarten Nationen zu einer Besprechung der großen Probleme zu kommen suchen? Dr. Rathenau war wie kaum einer zu dieser Aufgabe berufen.

(Sehr richtig! links.)

Seine Sprachkenntnisse, die formvollendete Art seiner Darstellung machten ihn in ersten Linie geeignet, an dieser Anknüpfung von Fäden zwischen den Völkern erfolgreich zu arbeiten.

(Zustimmung links.)

Wenn dann ein Mann wie Rathenau über trennende Grenzpfähle hinaus bei aller Betonung des Deutschen, seines Wertes für die Geschichte, seiner kulturellen Taten, seines Forschungstriebes, seines Wahrheitssuchens die großen Probleme der Kulturentwicklung Europas und der Wirtschaft organisatorisch durch seine Arbeiten in allen Ländern, dann als Staatsmann im Auswärtigen Amt mit den reichen Gaben seines Geistes die ihm ja das Judentum in der ganzen Welt, das kulturell und politisch bedeutsam ist, gewährt hat, dann hat er damit dem deutschen Volke einen großen Dienst erwiesen. Ziehen Sie auch andere Vertreter zur Arbeit heran - jedem ist die Tür geöffnet -, solche, die kirchlichen Organisationen angehören, sei es der evangelischen, sei es der katholischen Kirche, aus den Arbeiterorganisationen, allen ist die Tür für die Anknüpfung internationaler Beziehungen geöffnet. Es ist notwendig, daß jeder Faden geflochten wird, der die zerrissenen Völker einander wieder näherbringt.

(Lebhafte Zustimmung links und in der Mitte.)

Dabei geben wir nichts auf, was unser eigenes Volk angeht. Glaubt denn jemand in der Welt, daß es in Deutschland Toren gibt, die meinen, daß, wenn sie die eigene Wirtschaft zu einem Friedhof eingeebnet haben, dann die Tage des Sozialismus kämen? Daran glaubt niemand.

(Sehr richtig! im Zentrum.)

Dieses Phantom, als ob wir die Nation zerstören wollten, um dann erst wieder Politik zu machen, ist doch das törichste, was es in der Welt gibt.

(Sehr gut! bei den Deutschen Demokraten.)

Geduld, meine Damen und Herren, wieder Geduld und nochmals Geduld und die Nerven angespannt und zusammengehalten auch in den Stunden, wo es persönlich und parteipolitisch angenehmer wäre, sich in die Büsche zu drücken.

(Sehr gut! links.)

In jeder Stunde, meine Damen und Herren, Demokratie! Aber nicht Demokratie, die auf den Tisch schlägt uns sagt: wir sind an der Macht! - nein, sondern jene Demokratie, die geduldig in jeder Lage für das eigene unglückliche Vaterland eine Förderung der Freiheit sucht! In diesem Sinne, meine Damen und Herren, Mitarbeit! In diesem Sinne müssen alle Hände, muß jeder Mund sich regen, um endlich in Deutschland diese Atmosphäre des Mordes, des Zankes, der Vergiftung zu zerstören!

Da steht (nach rechts) der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. - Da steht der Feind - und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!

(Stürmischer langanhaltender Beifall und Händeklatschen in der Mitte und links und auf sämtlichen Tribünen. - Große langandauernde Bewegung.)

Quelle: Verhandlungen des Reichstags. Stenographische Berichte. I. Wahlperiode 1920. Bd. 356. 236. Sitzung. Berlin 1922, S. 8054 - 8058.

Rheinlaender
16.11.2006, 00:47
Die letzte Rede Elizabeths I vor dem Parlament:


Q U E E N E
E L I Z A B E T H S
S P E E C H
T O H E R L A S T
P A R L I A M E N T.

The 30 of November 1601; her Maiestie being set vnder State in the Councell Chamber at Whitehall, the Speaker, accompanied with Privy Councellours, besides Knights and Burgesses of the lower House to the number of eight-score, presenting themselves at her Maeisties feet, for that so graciously and speedily shee had heard and yeelded to her Subiects desires, and proclaimed the same in their hearing as followeth.

Mr. Speaker,


VV

EE perceiue your comming is to present thankes vnto Vs; Know I accept them with no lesse ioy then your loues can haue desire to offer such a Present, and doe more esteeme it then any Treasure of Riches, for those Wee know how to prize, but Loyaltie, Loue, and Thankes, I account them invaluable, and though God hath raysed Mee high, yet this I account the glorie of my Crowne, that I haue reigned with your Loues. This makes that I doe not so much reioyce that God hath made Mee to bee a Queene, as to bee a Queene ouer so thankfull a People, and to bee the meane vnder God to conserue you in safety, and preserue you from danger, yea to bee the Instrument to deliuer you from dishounour, from shame, and from infamie; to keepe you from out of seruitude, and from slaverie vnder our Enemies; and cruell tyranny, and vilde oppression intended against Vs: for the better withstanding wherof, Wee take very acceptably your intended helpes, and chiefely in that it manifesteth your loues and largenesse of heart to your Soveraigne. Of My selfe I must say this, I neuer was any greedy scraping grasper, nor a strict fast holding Prince, nor yet a waster. My heart was neuer set vpon any worldly goods, but onely for my Subiects good. What you doe bestow on Me, I will not hoard vp, but receiue it to bestow on you againe; yea Mine owne Properties I account yours to bee expended for your good, and your eyes shall see the bestowing of it for your wellfare.
Mr. Speaker, I would wish you and the rest to stand vp, for I feare I shall yet trouble you with longer speech.
Mr. Speaker, you give me thankes, but I am more to thank you, and I charge you, thanke them of the Lower-House from Me, for had I not received knowledge from you, I might a fallen into the lapse of an Error, onely for want of true information.
Since I was Queene yet did I neuer put my Pen to any Grant but vpon pretext and semblance made Me, that it was for the good and availe of my Subiects generally, though a private profit to some of my ancient Servants who had deserved well: But that my Grants shall be made Grievances to my People, and Oppressions, to bee priviledged vnder colour of Our Patents, Our Princely Dignitie shall not suffer it.
When I heard it, I could give no rest vnto my thoughts vntill I had reformed it, & those Varlets, lewd persons, abusers of my bountie, shall know I will not suffer it. And Mr. Speaker, tell the House from mee, I take it exceeding gratefull, that the knowledge of these things are come vnto mee from them. And though amongst them the principall Members are such as are not touched in private, and therefore need not speake from any feeling of the griefe, yet We haue heard that other Gentlemen also of the House, who stand as free, haue spoken as freely in it, which giues Vs to know that no respects or intrests haue moved them other then the mindes they beare to suffer no diminution of our Honour, and our Subiects loue vnto Vs. The zeale of which affection tending to ease my People, & knit their hearts vnto vs, I embrace with a Princely care farre aboue all earthly Treasures. I esteeme my Peoples loue, more then which I desire not to merit: And God that gaue me here to sit, and placed me ouer you, knowes that I neuer respected my selfe, but as your good was conserued in mee; yet what dangers, what practices, and what perills I have passed, some, if not all of you know: but none of these things doe mooue mee, or euer made mee feare, but it is God that hath delivered me.
And in my gouerning this Land, I haue euer set the last Iudgement day before mine eyes, and so to rule, as I shall be Iudged and answer before a higher Iudge, to whose Iudgement Seat I doe appeale in that neuer thought was cherished in my heart that tended not to my Peoples good.
And if my Princely bountie haue beene abused, and my Grants turned to the hurt of my People contrary to my will and meaning, or if any in Authoritie vnder mee haue neglected, or converted what I haue committed vnto them, I hope God they will not lay their culps to my charge.
To be a King, and weare a Crown, is a thing more glorious to them that see it, then it is pleasant to them that beare it: for my selfe, I neuer was so much inticed with the glorious name of a King, or the royall authoritie of a Queene, as delighted that god hath made me His Instrument to maintaine His Truth and Glorie, and to defend this Kingdome from dishonour, dammage, tyrannie, and oppresion; But should I ascribe any of these things vnto my selfe, or my sexly weaknesse, I were not worthy to liue, and of all most vnworthy of the mercies I haue receiued at Gods hands but to God onely and wholly all is giuen and ascribed.
The cares and trouble of a Crowne I cannnot more fitly resemble then to the Drugges of a learned Physitian, perfumed with some Aromaticall sauour, or to bitter Pils guilded ouer, by which they are made more exceeptable or lesse offensiue, which indeed are bitter and vnpleasant to take; and for my owne part, were it not for Conscience sake to discharge the dutie that God hath layd vpon me, and to maintaine his glorie, and keepe you in safetie; in mine owne disposition I should be willing to resigne the place I hold to any other, and glad to be freed of the Glory with the Labors, for it is not my desire to liue nor to reign longer then my life and reigne shall bee for your good. And though you haue had and may haue many mightier and wiser Princes sitting in this Seat, yet you neuer had nor shall haue any that will loue you better.

Thus Mr. Speaker, I commend mee to your loyall Loues, and yours to my best
care and your further Councels, & I pray you Mr. Controullor,
& Mr. Secretary, and you of my councell, that before
these Gentlemen depart into their Countreys
you bring them all to kisse my
Hand.
F I N I S.

Die Zusammenfassung des groessten Monarchen, der jemals Englands Thron innehatte.

Rheinlaender
16.11.2006, 11:39
Aufruf Wilhelms II.
Berlin, 6. August 1914
An das deutsche Volk

"Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein und Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit. Berlin, den 6. August 1914 Wilhelm

Das erinnert mich etwas an die Sprache in dt. Arbeitszeugnissen: "Er bemuehte sich den Anforderungen zu genuegen". Das Bemuehen will ich Wilhelm II ja nicht absprechen, aber in der Praxis tat wohl das Gegenteil.

marc
16.11.2006, 16:18
WINSTON CHURCHILL
04.06.1940

We Shall Fight on the Beaches!


(...)
I have, myself, full confidence that if all do their duty, if nothing is neglected, and if the best arrangements are made, as they are being made, we shall prove ourselves once again able to defend our Island home, to ride out the storm of war, and to outlive the menace of tyranny, if necessary for years, if necessary alone. At any rate, that is what we are going to try to do. That is the resolve of His Majesty's Government-every man of them. That is the will of Parliament and the nation. The British Empire and the French Republic, linked together in their cause and in their need, will defend to the death their native soil, aiding each other like good comrades to the utmost of their strength.
Even though large tracts of Europe and many old and famous States have fallen or may fall into the grip of the Gestapo and all the odious apparatus of Nazi rule, we shall not flag or fail. We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oceans, we shall fight with growing confidence and growing strength in the air, we shall defend our Island, whatever the cost may be, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds -
we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender, and even if, which I do not for a moment believe, this Island or a large part of it were subjugated and starving, then our Empire beyond the seas, armed and guarded by the British Fleet, would carry on the struggle, until, in God's good time, the New World, with all its power and might, steps forth to the rescue and the liberation of the old.


http://www.winstonchurchill.org/i4a/pages/index.cfm?pageid=393

Gärtner
16.11.2006, 16:34
William Shakespeare

Die Rede des Mark Anton an das römische Volk

Mitbürger! Freunde! Römer! Hört mich an: Begraben will ich Cäsar, nicht ihn preisen. Was Menschen Übles tun, das überlebt sie; das Gute wird mit ihnen oft begraben. So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus hat Euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war; und war es das, so war’s ein schwer Vergehen, und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt. Hier, mit des Brutus Willen und der andern (denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, das sind sie alle, alle ehrenwert) komm ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden. Er war mein Freund, war mir gerecht und treu; doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war, und Brutus ist ein ehrenwerter Mann, er brachte viel Gefangene heim nach Rom, wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt. Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich? Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar: Die Herrschsucht sollt aus stärkerm Stoff bestehn. Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war, und Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Ihr alle saht, wie am Luperkusfest ich dreimal ihm die Königskrone bot, die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht? Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war, und ist gewiß ein ehrenwerter Mann. (...)

Wofern Ihr Tränen habt, bereitet Euch, sie jetzo zu vergießen! Diesen Mantel, Ihr kennt ihn alle; noch erinnere ich mich des ersten Males, daß Cäsar ihn trug in seinem Zelt, an einem Sommerabend - er überwandt den Tag die Nevier - hier - schauet! - fuhr des Cassius Dolch hinein! Seht, welchen Riß der tück’sche Casca machte! Hier stieß der vielgeliebte Brutus durch; und als er den verfluchten Stahl hinwegriß, schaut her, wie ihm das Blut des Cäsars folgte, als stürzt es vor die Tür, um zu erfahren, ob wirklich Brutus so unfreundlich klopfte, denn Brutus, wie Ihr wißt, war Cäsars Engel. - Ihr Götter, urteilt, wie ihn Cäsar liebte! Kein Stich von allen schmerzte so wie der: denn als der edle Cäsar Brutus sah, warf Undank, stärker als Verräterwaffen, ganz nieder ihn; da brach sein großes Herz, und in den Mantel sein Gesicht verhüllend, grad’ am Gestell der Säule des Pompejus, von der das Blut rann, fiel der große Cäsar. O meine Bürger, welch ein Fall war das! Da fielet Ihr und ich; wir alle fielen, und über uns frohlockte blut’ge Tücke.


Hier der ganze Text der Rede (http://www.rhetorik-netz.de/rhetorik/stichwort/index2.html?RahmentestUmleitung:/rhetorik/marc_ant.htm)

Rheinlaender
16.11.2006, 16:44
WINSTON CHURCHILL
04.06.1940
[CENTER]We Shall Fight on the Beaches!



Steht natuerlich in der Tradition der grossen britischen Kriegsreden. Hier Elizabeth I angesichts der Bedrohung durch die span. Armada 1588:


My loving people, we have been persuaded by some that are careful of our safety, to take heed how we commit ourselves to armed multitudes for fear of treachery. Let tyrants fear. I have always so behaved myself that, under God, I have placed my chief strength and safeguard in the loyal hearts and goodwill of my subjects. And therefore I am come amongst you all, as you see at this time, not for my recreation and disport, but being resolved, in the midst and heat of the battle, to live or die amongst you all; to lay down for my God, and for my kingdom, and for my people, my honour and my blood even in the dust. I know I have the body of a week and feeble woman, but I have the heart and stomach of a king, and a king of England too. And think foul scorn that Parma or Spain, or any Prince of Europe, should dare to invade the borders of my realm!