PDA

Vollständige Version anzeigen : Getöse ohne Echo



Patriotistin
07.05.2013, 08:51
Die Medienwelt bläst den NSU-Prozess zum spektakulären Großereignis auf. In den Alltagsgesprächen der Leute spielt die NSU aber keine Rolle. Die NSU ist ein kommunikatives Null-Thema. Wie ist dieser erstaunliche Gegensatz zwischen medialer und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit zu erklären?

(Von Septimus)

Seit nunmehr 18 Monaten grüßt uns täglich die NSU. Schon zum Frühstück schrillt es aus dem Radio: NSU. Und nach dem Krimi zum Sendeschluss: NSU. NSU, der Dauerbrenner. NSU hier, NSU da. Die NSU ist die mit Abstand am häufigsten berichtete Pressestory seit 1945. Keine andere Meldung der deutschen Nachkriegsgeschichte hat es jemals geschafft, 18 Monate lang tagaus, tagein die Titelseiten zu beherrschen: weder der Bau der Berliner Mauer noch ihr Fall, weder der 17. Juni noch der 11. September. Keine andere Organisation ist seit 1945 jemals so oft auf Seite 1 genannt worden wie die NSU: nicht die RAF und nicht die PLO, nicht einmal Bayern München. 18 Monate und kein Ende in Sicht. Und das wird mit Sicherheit noch 18 Monate so weitergehen. Vielleicht sogar 18 Jahre. Oder 1800 Jahre.

Aber erstaunlicherweise redet kein Mensch im Alltag über die NSU. „Man, ist das nicht schlimm mit dem Uwe Mundlos?“ – hat man so einen Satz jemals im privaten Umfeld gehört? Oder wenigstens sachlich: „Hey, was gibt’s Neues von der NSU?“ Nicht einmal ein ganz banales „Die Beate Zschäpe, findest Du die hübsch?“ Weder politisch noch beim Klatsch und Tratsch – über die NSU wird seltsamerweise nicht kommuniziert. Das ist äußerst ungewöhnlich für eine Nachrichtensensation. Zwar sind die veröffentlichten Themen nicht immer auch die Themen, die der Öffentlichkeit unter den Nägeln brennen (wie bekannt), aber umgekehrt sind die Themen der Öffentlichkeit üblicherweise auch ein Abbild der veröffentlichen Themen. Wer das Titelthema einer beliebigen Bild, FAZ oder Taz liest, kann dieses Thema ohne weiteres zum Thema eines Small-Talks mit dem Nebenmann machen. Ob Eurokrise oder das Privatleben von Jenny Elvers Elbertzhagen: Über alles, was in der Zeitung steht, wird auch geredet. Aber grundsätzlich nicht geredet wird über die NSU.

Dass die NSU in mündlichen Gesprächen ein Nicht-Thema ist, liegt zum einen ganz sicher an der geringen Ergiebigkeit der Story selbst, die nach 18 Monaten längst ausgelutscht ist. Zwei Typen fahren durch Deutschland und erschießen Türken und Griechen. Am Ende haben sie sich dann in einem Wohnwagen erschossen. Hin und wieder waren sie mit einer jungen Dame unterwegs, von der man nicht genau weiß, was sie bei den beiden gemacht hat: Immerhin, dieses etwas schlüpfrige Element weckt beim deutschen Kleinbürger verdrängte eigene Phantasien und daher ein gewisses Interesse. Aber nicht genug, um ihn für das Thema wirklich zu entflammen. Mord, Selbstmord, Wohnwagen, damit hat sich‘s dann auch.

Was sonst noch? Irgendwas war da noch mit dem Verfassungsschutz, aber was genau, hat man längst vergessen. Zu viele Details. Und wen interessiert das eigentlich? Außerdem ist das Ganze sieben Jahre her und daher ungefähr so aktuell wie die WM 2006 – durchaus ein bisschen aktuell, aber die Welt hat sich seitdem eben doch weitergedreht. Und wer hat sich 1982 für den Prozess gegen den RAF-Häuptling Christian Klar interessiert, sieben Jahre nach seinen Morden? Kein Mensch.

Zum anderen spielt sicher auch die mediale Dauerbeschallung eine nicht unwesentliche Rolle. Irgendwann schaltet der Beschallte ab. Man hört nicht mehr hin, man liest darüber hinweg. NSU – ach, das läuft immer noch? Wie ist denn morgen das Wetter? Die Medienwelt hat in Sachen NSU einen kapitalen Anfängerfehler gemacht: Sie hat ihr eigenes Thema totgeredet. Das tägliche Gelaber von der NSU geht den Leuten nur noch auf die Nerven. Den Nebenmann auf die Titelschlagzeile mit der NSU anzusprechen, wäre vor 18 Monaten nicht unhöflich gewesen, heute wäre das eine Belästigung.


Weiter unter:http://www.pi-news.net/2013/05/getose-ohne-echo/#more-323003

***********************

Der Berichte kommt der Wahrheit sehr nahe, finde ich ..Ich kenne auch keinen Menschen der sich für die ganze NSU Sachen noch besonders interessiert..In der tat ist es echt so, das das ganze bis zum Limit ausgelutscht ist .....

Deutschmann
07.05.2013, 09:21
Um es kurz zu machen: es geht bei dem Hype nicht darum das deutsche Volk "aufzuklären und zu ermahnen", sondern schlicht darum, der Welt zu zeigen wie Deutschland mit Rechtsextremismus umgeht. Zumindest von der einen Seite. Die andere Seite nutzt die Chance des Jahrhunderts um auf die Schlechtigkeit und den latenten Rechtsextremismus in der Gesellschaft hinzuweisen.

Helgoland
07.05.2013, 09:28
Die Medienwelt bläst den NSU-Prozess zum spektakulären Großereignis auf. In den Alltagsgesprächen der Leute spielt die NSU aber keine Rolle. Die NSU ist ein kommunikatives Null-Thema. Wie ist dieser erstaunliche Gegensatz zwischen medialer und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit zu erklären?

(Von Septimus)

Seit nunmehr 18 Monaten grüßt uns täglich die NSU. Schon zum Frühstück schrillt es aus dem Radio: NSU. Und nach dem Krimi zum Sendeschluss: NSU. NSU, der Dauerbrenner. NSU hier, NSU da. Die NSU ist die mit Abstand am häufigsten berichtete Pressestory seit 1945. Keine andere Meldung der deutschen Nachkriegsgeschichte hat es jemals geschafft, 18 Monate lang tagaus, tagein die Titelseiten zu beherrschen: weder der Bau der Berliner Mauer noch ihr Fall, weder der 17. Juni noch der 11. September. Keine andere Organisation ist seit 1945 jemals so oft auf Seite 1 genannt worden wie die NSU: nicht die RAF und nicht die PLO, nicht einmal Bayern München. 18 Monate und kein Ende in Sicht. Und das wird mit Sicherheit noch 18 Monate so weitergehen. Vielleicht sogar 18 Jahre. Oder 1800 Jahre.

Aber erstaunlicherweise redet kein Mensch im Alltag über die NSU. „Man, ist das nicht schlimm mit dem Uwe Mundlos?“ – hat man so einen Satz jemals im privaten Umfeld gehört? Oder wenigstens sachlich: „Hey, was gibt’s Neues von der NSU?“ Nicht einmal ein ganz banales „Die Beate Zschäpe, findest Du die hübsch?“ Weder politisch noch beim Klatsch und Tratsch – über die NSU wird seltsamerweise nicht kommuniziert. Das ist äußerst ungewöhnlich für eine Nachrichtensensation. Zwar sind die veröffentlichten Themen nicht immer auch die Themen, die der Öffentlichkeit unter den Nägeln brennen (wie bekannt), aber umgekehrt sind die Themen der Öffentlichkeit üblicherweise auch ein Abbild der veröffentlichen Themen. Wer das Titelthema einer beliebigen Bild, FAZ oder Taz liest, kann dieses Thema ohne weiteres zum Thema eines Small-Talks mit dem Nebenmann machen. Ob Eurokrise oder das Privatleben von Jenny Elvers Elbertzhagen: Über alles, was in der Zeitung steht, wird auch geredet. Aber grundsätzlich nicht geredet wird über die NSU.

Dass die NSU in mündlichen Gesprächen ein Nicht-Thema ist, liegt zum einen ganz sicher an der geringen Ergiebigkeit der Story selbst, die nach 18 Monaten längst ausgelutscht ist. Zwei Typen fahren durch Deutschland und erschießen Türken und Griechen. Am Ende haben sie sich dann in einem Wohnwagen erschossen. Hin und wieder waren sie mit einer jungen Dame unterwegs, von der man nicht genau weiß, was sie bei den beiden gemacht hat: Immerhin, dieses etwas schlüpfrige Element weckt beim deutschen Kleinbürger verdrängte eigene Phantasien und daher ein gewisses Interesse. Aber nicht genug, um ihn für das Thema wirklich zu entflammen. Mord, Selbstmord, Wohnwagen, damit hat sich‘s dann auch.

Was sonst noch? Irgendwas war da noch mit dem Verfassungsschutz, aber was genau, hat man längst vergessen. Zu viele Details. Und wen interessiert das eigentlich? Außerdem ist das Ganze sieben Jahre her und daher ungefähr so aktuell wie die WM 2006 – durchaus ein bisschen aktuell, aber die Welt hat sich seitdem eben doch weitergedreht. Und wer hat sich 1982 für den Prozess gegen den RAF-Häuptling Christian Klar interessiert, sieben Jahre nach seinen Morden? Kein Mensch.

Zum anderen spielt sicher auch die mediale Dauerbeschallung eine nicht unwesentliche Rolle. Irgendwann schaltet der Beschallte ab. Man hört nicht mehr hin, man liest darüber hinweg. NSU – ach, das läuft immer noch? Wie ist denn morgen das Wetter? Die Medienwelt hat in Sachen NSU einen kapitalen Anfängerfehler gemacht: Sie hat ihr eigenes Thema totgeredet. Das tägliche Gelaber von der NSU geht den Leuten nur noch auf die Nerven. Den Nebenmann auf die Titelschlagzeile mit der NSU anzusprechen, wäre vor 18 Monaten nicht unhöflich gewesen, heute wäre das eine Belästigung.


Weiter unter:http://www.pi-news.net/2013/05/getose-ohne-echo/#more-323003

***********************

Der Berichte kommt der Wahrheit sehr nahe, finde ich ..Ich kenne auch keinen Menschen der sich für die ganze NSU Sachen noch besonders interessiert..In der tat ist es echt so, das das ganze bis zum Limit ausgelutscht ist .....

Deine Bemühungen in Ehren, aber man weiss langsam wirklich nicht mehr, wo man seine Beiträge zum Thema "NSU" unterbringen soll.

Dr. Strangelove
07.05.2013, 09:29
Um es kurz zu machen: es geht bei dem Hype nicht darum das deutsche Volk "aufzuklären und zu ermahnen", sondern schlicht darum, der Welt zu zeigen wie Deutschland mit Rechtsextremismus umgeht. Zumindest von der einen Seite. Die andere Seite nutzt die Chance des Jahrhunderts um auf die Schlechtigkeit und den latenten Rechtsextremismus in der Gesellschaft hinzuweisen.

Das ist eine recht brauchbare Analyse.
Hinzufügen möchte ich noch, dass die überwältigende Mehrheit des "deutschen Volkes" recht gut aufgeklärt und gegen Rechtsextremismus immun ist.

Senator74
07.05.2013, 11:00
Das ist eine recht brauchbare Analyse.
Hinzufügen möchte ich noch, dass die überwältigende Mehrheit des "deutschen Volkes" recht gut aufgeklärt und gegen Rechtsextremismus immun ist.

Das sehe ich ähnlich...und es gibt Hoffnung!!

herberger
07.05.2013, 11:29
--------------------------------------------------------------------------------

http://www.jungefreiheit.de/Single-N...81009d1.0.html

Scheinbar doch kein Jahrtausend-Prozess.



Entgegen zahlreicher Befürchtungen ist der Prozeßandrang bei weitem nicht so stark und chaotisch wie zunächst erwartet. Weil nur wenig Zuhörer zum Prozeß erscheinen können auch die meisten Journalisten ohne Reservierung doch noch einen Sitzplatz ergattern. Gejammert wird zuvor dennoch. Als Kameraleute über einen Sondereingang in den Sitzungssaal gelangen, wird es in der unter einem Zelt direkt vor dem Gerichtsgebäude eingerichteten Warteschlange der akkreditierten Journalisten unruhig. „Was ist mit uns, wir sind akkreditiert, was ist das für eine schlechte Organisation“, brüllt ein Medienvertreter einen Polizeibeamten an.

Mancher Medienvertreter schweigt verlegen

Andere Journalisten beklagen sich über schlechte Arbeitsbedingungen, weil sie nur als Zuhörer am Prozeß teilnehmen und keinen Presseplatz haben. Nur einer gibt sich selbstkritisch: „Wie wir hier auftreten, machen wir dem Ruf unseres Berufsstandes aber auch nicht gerade eine große Ehre.“ Tatsächlich entpuppt sich der Ärger über die Pressesitzplätze als Sturm im Wasserglas. „Eigentlich hat ja jeder bei rechtzeitigem Erscheinen einen Platz sicher“, merkt eine junge Zuhörerin treffend an. So mancher Medienvertreter schweigt verlegen