PDA

Vollständige Version anzeigen : Reinhard Mohr: Bekenntnisse eines Altinkelnken......



Patriotistin
05.05.2013, 14:56
(Text-Auszug in der “Presse” aus Reinhard Mohrs neuem Buch “Bin ich jetzt reaktionär? Bekenntnisse eines Altlinken”,)


Nur mehr das andere ist gut, das Eigene ist "westlich verderbt"

In falscher Toleranz geben wir religiösen Imperativen im Alltagsleben unserer säkularen Gesellschaften immer mehr Raum. Ist es Rassismus, wenn man darauf aufmerksam macht? Oder nur die Benennung von Tatsachen, mit denen man sich auseinandersetzen muss?

Der Rassismusvorwurf ist die allerbilligste Münze im Kampf gegen eine unbequeme Wirklichkeitsbeschreibung, die das eigene Weltbild bedroht. Ohne Schizophrenie geht das selten ab. Während das schrill-bunte Anderssein von Einwanderern im linken Multikultidiskurs gefeiert wird – nicht zuletzt als Wundermedizin gegen dumpfes Deutschtum –, werden die negativen Aspekte verdrängt oder als Fantasien rassistischer Wahrnehmung denunziert. Während die Kultur, Mentalität, ja sogar die Religion der Migranten geradezu bewundert wird, dürfen die problematischen Aspekte dieses Andersseins nur ominösen „Strukturen“ angelastet werden, die von der tendenziell repressiv-faschistoiden deutschen Gesellschaft zu verantworten sind.

Die berüchtigte Bringschuld der Integration ist so allein Sache der „Bio-Deutschen“. Auf diese Weise degradiert man Migranten zu Opfern, schlimmer noch: zum empirischen Objekt deutscher Moralprediger, die nichts auf ihr linkes Glaubensbekenntnis kommen lassen wollen.

Eine besondere Variante, unbequeme Konflikte sprachlich einfach wegzudefinieren, präsentierte die neue Berliner Integrationsbeauftragte Monika Lüke, 43, die früher in den Diensten von Greenpeace stand. „Die Migranten sind nicht die anderen – das sind wir“, behauptete sie und ließ so jedes Problem zwischen Einwanderern und Mehrheitsgesellschaft durch die reine Kraft der Semantik verschwinden. Ein famoser Zaubertrick.

Typisch für diese Haltung der unbeugsamen Wirklichkeitsverweigerung ist auch die Reaktion der Grünen in Neukölln, die im Stil von Radio Moskau feststellen: „Wir haben die diskriminierenden Inhalte des neuen Buches „Neukölln ist überall“ von Heinz Buschkowsky erschrocken zur Kenntnis genommen und sprechen uns entschieden gegen die vielen verleumderischen Äußerungen gegenüber Neuköllnerinnen und Neuköllnern aus. (...) Herr Buschkowsky verbreitet mit seinem Buch durch unreflektierte und aufgebauschte Angstszenarien einen schlechten Ruf über unseren Bezirk und beruft sich dabei hauptsächlich auf seine subjektive Wahrnehmung der Neuköllner Wirklichkeit. (...) Wir solidarisieren uns mit allen in Buschkowskys Buch stigmatisierten Neuköllnerinnen und Neuköllnern.“ Ende der Lautsprecherdurchsage in Politbürodeutsch.

Damit nicht genug. Selbst eine Anfrage in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung, wie es um die Finanzierung von Zweit- und Drittfrauen muslimischer Männer durch Sozialhilfe und Hartz IV stehe, wird umstandslos als Diskriminierung und „Stigmatisierung des Islam“ verurteilt, die populistische Ressentiments schüre.


Kulturrelativismus. Die Grünen, an die ich mich erinnere, hätten zuallererst nach der Rolle der Frau gefragt, die vom muslimischen Pascha mit den von ihm gezeugten Kindern in irgendwelche Wohnungen abgeschoben und anschließend zum Sozialamt oder Jobcenter geschickt wird. Vierzig Jahre nach Beginn der Frauenbewegung hat der pseudolinke Kulturrelativismus dafür gesorgt, dass selbst die patriarchalische Vielehe unter dem Schutz des grünen Weltverbesserungsprogramms steht und gegen die Zumutungen der demokratisch-säkularen Gesellschaft verteidigt werden muss. Bald wird womöglich auch die Burka als Symbol der weiblichen Befreiung gelten. Sandra Maischberger hat es in ihrer Talkshow vorgemacht: Erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte saß eine komplett verschleierte Frau im Studio und sprach über das Glück der Polygamie.

Es sind dies Momente, in denen ich mich ernsthaft frage: Bin ich jetzt reaktionär?! Oder sind es die anderen? Sind die einfach gaga, irre, nicht mehr ganz dicht?! Gerade wir alten Linken, erst recht die feministisch engagierten Frauen, hatten doch mit Religion „nichts am Hut“, wie es so schön hieß, von unschönen Kraftausdrücken zu schweigen. Allenfalls an Weihnachten ließen wir uns zur Christmette mitschleppen. Die meisten flohen zu Freunden, möglichst weit weg von Weihrauch und Glockengeläut. Das mag sich im Lauf der Jahre geändert haben, doch woher kommt plötzlich dieses innige Verständnis für den Islam, den einzigen Monotheismus, der, anders als Judentum und Christentum, niemals wirklich mit der Aufklärung in Berührung kam? Und warum eigentlich die ständige Warnung vor „Islamophobie“, als handle es sich dabei um eine schwere, unheilbare Krankheit?

Weiter unter:http://diepresse.com/home/meinung/debatte/1398074/Nur-mehr-das-andere-ist-gut-das-Eigene-ist-westlich-verderbt

Ausonius
05.05.2013, 15:10
Mohr war schon in den Zeiten seiner journalistischen Anfänge, als er beim "Pflasterstrand" das inoffizielle Sprachrohr Fischers und Cohn-Bendits war, ein unerträglicher Schwafelhans.

Damit hat er allerdings Recht:

Die Grünen, an die ich mich erinnere, hätten zuallererst nach der Rolle der Frau gefragt, die vom muslimischen Pascha mit den von ihm gezeugten Kindern in irgendwelche Wohnungen abgeschoben und anschließend zum Sozialamt oder Jobcenter geschickt wird. Vierzig Jahre nach Beginn der Frauenbewegung hat der pseudolinke Kulturrelativismus dafür gesorgt, dass selbst die patriarchalische Vielehe unter dem Schutz des grünen Weltverbesserungsprogramms steht und gegen die Zumutungen der demokratisch-säkularen Gesellschaft verteidigt werden muss. Bald wird womöglich auch die Burka als Symbol der weiblichen Befreiung gelten.

Leider ist jedoch die Masse des Buches von diesem Niveau:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article115453454/Bin-ich-jetzt-reaktionaer-Bekenntnisse-eines-Altlinken.html#disqus_thread

Dieses Buch reiht sich natürlich ein in die Reihe echter (Broder, Stephan) und vermeintlicher (Fleischhauer) linker Konvertiten, die arrivierte Zeitungsjournalisten geworden sind, von ihren früheren Einlassungen nichts mehr wissen wollten, und dafür die Hohelieder ihrer neuen Arbeitgeber singen (wie bei Mohr, meist Springer-Presse). Doch vergessen sie alle eines: nur weil sie es auf so tolle Posten geschafft haben, sind ja nun für die Gesellschaft im gesamten alle Probleme verschwunden, gegen die sie damals kämpften.