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Vollständige Version anzeigen : US- Ökonom Rifkin: Die Arbeit verschwindet



Karsten
25.04.2013, 08:43
Die Stuttgarter Zeitung führte 2005 ein Interview mit dem US-Ökonomen Jeremy Rifkin. Titel: „Langfristig wird die Arbeit verschwinden“.


Quelle: http://content.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/916564_0_9223_-interview-langfristig-wird-die-arbeit-verschwinden-.html


Klingt für Viele nach einer Drohung, für Einige nach einer Hoffnung. Rifkin ist ein beschlagener Mann, er weiß Manches, das den wenigsten bekannt ist.
Aber was hat er uns zu sagen? Eine Kurzbetrachtung.




"Sehen Sie, ich verdiene einen Teil meines Einkommens damit, die Chefs großer Konzerne zu beraten."


Ein Berater eben jener Konzerne, die sich weltweit die größten Werte unter den Nagel reißen? Macht den Mann nicht unbedingt symphatisch. Warum berät er nicht Organisationen,
die gegen die Ungerechtigkeit kämpfen? Ach ja, da verdient man ja nichts.




"Drei Pseudotheorien?


Immer dieselben drei, ja. Erstens: Wir verlieren in unserem Land Jobs, weil die bösen Unternehmer Stellen ins Ausland verlagern. Zweitens: Wir haben genug Jobs, die Leute sind nur nicht richtig ausgebildet. Und drittens: Wir haben zu wenig Jobs, weil die Sozialabgaben zu teuer sind. Alle drei Argumente sind absurd."


Wichtige Benennung wirklich großer Lügen, die uns täglich aufgetischt werden. Zu den Leuten, die "nicht richtig ausgebildet" sind: Wir bedienen uns in armen Ländern doppelt. Mit unfairen Handelsverträgen
und mit der Abwerbung ihrer besten Fachkräfte- weil die billiger sind als unsere.


"Die Zahl der Jobs die in Deutschland verschwinden weil sie zum Beispiel nach Osteuropa oder China verlagert wird, ist verschwindend gering. Sie macht gerade mal ein Prozent der abgebauten Stellen aus. Der wirkliche Jobkiller ist der technologische Fortschritt. Aber davon hören Sie von den Politikern kein Wort. Maschinen machen sich als Buhmann eben schlechter als Chinesen oder Polen."


Wichtiges Argument gegen den Alltagsrassismus.


"Wir werden nie wieder Tausende von Leuten sehen, die aus den Fabriktoren strömen. In Zukunft wird Arbeit etwas für die Eliten sein. Für besondere Aufgaben wird man immer noch die Top-Ärzte, Top-Anwälte oder Top-Designer brauchen. Aber Durchschnittsqualität kann ein Computer oder ein Roboter billiger liefern."


Auch ein wichtiges Argument. Das sollte man auf riesigen Transparenten an jedem "Jobcenter" befestigen.


"Besonders wichtig ist der so genannte Nonprofitsektor. Gemeint sind hier Aktivitäten von der Sozialarbeit über die Wissenschaft, Kunst, Religion bis hin zum Sport."


Religion? Leute dafür bezahlen, Lügen und Märchen zu verbreiten, mit denen man die Masse besser unterdrücken kann? Mein lieber Herr Rifkin, welche Lobby vetreten Sie eigentlich?


"Eine Besteuerung von Ressourcen würde sowohl zur Schonung der Umwelt führen wie zur Senkung von Unternehmensgewinnen."


Unternehmensgewinne sollen sinken? Was wohl die Unternehmen dazu sagen? Verzichten die freiwillig? Nein- natürlich werden Politiker sie dazu zwingen. Politiker beherrschen ja bekanntermaßen die Unternehmen.


"Wenn Maschinen immer mehr Menschen ersetzen, warum sollte es in Zukunft nicht genau so eine Maschinensteuer geben, wie es heute eine Einkommenssteuer gibt?"


Die Idee ist alt. Auch Marx hatte sie schon. Bleibt wieder die Frage: wer soll die Konzerne dazu zwingen? Wer hat die Macht dazu?


"In meinem Land gibt es 250 Zeitdollar-Projekte. Es handelt sich dabei um eine Parallelwährung, die ganz auf der Zeit basiert. Für jede Stunde Arbeit erhält man einen Zeitdollar, für den man wiederum Waren oder Dienstleistungen kaufen kann. Die Idee dahinter ist, das in einer sozialen Gemeinschaft jenseits von Gewinnmaximierung die Zeit eines jeden von uns gleich wertvoll ist – sei er nun Arzt, Müllmann oder Taxifahrer."


Es gibt unglaublich viele Ansätze von Gesellschafts- Veränderung mit alternativen Geldformen. Auf Zins uns Zinseszins verzichtet kein Kapitalist. Nette Nebelkerze. Deshalb fragt wohl auch der Interviewer:


"Und das soll im großen Stil klappen? Das klingt sehr utopisch.


Wir brauchen ja gerade Utopien. Generationen von Ökonomen haben sich damit beschäftigt, die Marktwirtschaft zu analysieren und Vorschläge zu machen, wie sie besser funktionieren könnte. Dabei ist der Mensch aus dem Blickpunkt geraten. Es ist doch so: Die Globalisierung hat versagt."


Globalisierung ist schon allein durch moderne Kommunikationstechnik unvermeidbar. Rifkin windet sich, er will das Kind nicht beim Namen nennen: Kapitalismus. Gier. Macht um jeden Preis.


"Ich sehe zwei Alternativen für unsere Zukunft. Die eine ist eine Welt mit Massenarmut und Chaos. Die andere ist eine Gesellschaft, in der sich die von der Arbeit befreiten Menschen individuell entfalten können.
Das Ende der Arbeit kann für die Menschheit einen großen Sprung nach vorn bedeuten. Wir müssen ihn aber auch wagen."


Wir? mit Leuten wie Rifkins an der Spitze, die kein Problem damit haben, "aufklärende" Interviews zu geben und gleichzeitig Konzerne zu beraten? Wieso erwähnt Rifkins nicht die Möglichkeit eines weltweiten Bedingungslosen Grundeinkommens, oder das kostenlose Wohnen, Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln, das Grundrecht auf Nahrung usw? Würde er da Ärger mit der Wirtschaft bekommen, für die er ja arbeitet?
Rifkin ist zu klug, um über all diese Einwände nicht schon nachgedacht zu haben. Er sagt viel Richtiges. Aber er zieht- sicher bewusst- die falschen Schlüsse. Oder er denkt seine eigenen Theorien- wahrscheinlich auch bewusst- nicht zu Ende. Er ist Teil des Systems. Für Leute wie ihn wird es immer Arbeit- und vor allem Einkommen- geben.

-jmw-
25.04.2013, 22:21
Die Arbeit verschwindet nicht überall, sondern erstmal bei uns, in den 'entwickelten' Staaten.
Das entstehende 'Loch' muss 'gefüllt' werden.
Unser derzeitiges System ist dazu aber nicht in der Lage, denn es hat kein Ziel, welches zu Erreichen Vorhaben generieren kann, mit denen besagtes 'Loch' 'gefüllt' werden kann.