pw75
23.04.2013, 08:15
hmmm..?!
na wenigstens können sie unbekümmert solch ein Zeltcamp aufbauen....diese Freiheit gibts nirgendwo sonst.....außer in Deutschland.
http://scs-assets.s3.amazonaws.com/germany/v9n4/htdocs/lagerkoller/1.jpg
Vor knapp einem Jahr hat es angefangen. Ein paar Flüchtlinge aus der Nähe von Würzburg hatten die Schnauze voll, haben das Flüchtlingslager verlassen, in dem sie außerhalb der Stadt untergebracht waren und sind einfach losgelaufen. Sie haben sich zu Fuß auf den 600 Kilometer langen Weg nach Berlin gemacht, um dort ein Protestlager aufzuschlagen und die Politiker zu zwingen, sich endlich einmal den Forderungen der Flüchtlinge zu stellen, die seit 15 Jahren immer dieselben sind. Abschaffung der Residenzpflicht, die besagt, dass ein Flüchtling seinen ihm zugeteilten Landkreis nicht verlassen darf. Abschaffung der Abschiebungen, weil diese Hunger, Verfolgung und in vielen Fällen auch Tod bedeuten. Abschaffung der Lager, in denen man die Menschen abgeschottet und isoliert von der Umwelt unterbringt, solange ihr Asylstatus nicht geklärt ist und wo sie weder arbeiten, sich bilden noch in den meisten Fällen ihr eigenes Essen zubereiten können. Da sich solche Verfahren teilweise über Jahre, in extremen Fällen sogar über Jahrzehnte hinziehen können, bedeutet das für die Betroffenen, dass sie in einem permanenten Zustand der Unsicherheit leben, weil sie jeden Augenblick damit rechnen müssen, abgeschoben zu werden, und dass sie in dieser Zeit absolut verkümmern. Schlafen, essen, essen, schlafen, schlafen und essen. Ansonsten gibt es nichts zu tun.
Überall in Deutschland haben sie ihre Camps aufgeschlagen und als sich im vergangenen Jahr ein paar Iraner den Mund zugenäht haben und am Brandenburger Tor in Berlin über Wochen in einen lebensbedrohlichen Hungerstreik getreten sind, war das Medienecho groß. Nun dauert der Protest aber schon 12 Monate und die kleine Zeltstadt, die am Berliner Oranienplatz, errichtet wurde, ist nicht mehr wirklich interessant. Achtlos fährt man an den Zelten mit den schiefen Ofenrohren vorbei, aus denen schwach der Rauch aufsteigt. Flüchtlingspolitik ist ungefähr das letzte, womit man sich in seinem Alltag auseinandersetzen möchte. Zu kompliziert das alles. Zu viele Facetten. Gerade deshalb wollten wir wissen, wie das Leben und der Alltag der Bewohner auf dem Platz aussieht, wie sich ein permanenter Protest leben lässt und welche ganz praktischen Probleme das so mit sich bringt. Das Refugee Protest Camp in Berlin—ein Reisebericht.
Mit den Flüchtlingen Kontakt aufzunehmen, stellt sich als relativ kompliziert heraus. Zwar verfügt die Protestbewegung über ein weit verzweigtes Netz an Unterstützern, von radikalen Feministinnen bis zu den Grünen, doch am Infotisch des Zeltlagers kann mir keiner wirklich Auskunft geben. Das mag daran liegen, dass hier spontanbegeisterte Passanten sitzen, die kurzfristig beschlossen haben einzuspringen und keine Ahnung haben oder dass es tatsächlich keine Telefonliste gibt. Vielleicht liegt es aber auch schlicht und einfach daran, dass nach einem Jahr kontinuierlichem, innerstädtischen Protest so langsam die Luft raus ist und man mit der Presse sehr ambivalente Erfahrungen gemacht hat. Die deutschen Helfer sind ein wenig misstrauisch und stellen sich schützend vor die Flüchtlinge und das vielleicht nicht ohne Grund. Immerhin haben die meisten von diesen gegen geltendes Recht verstoßen. Sie haben ihre Residenzpflicht gebrochen, sie haben sich der Lagerpflicht widersetzt, sie haben teilweise ihre Papiere verbrannt und sind somit durch ihren bloßen Aufenthalt in Deutschland, ihre bloße Existenz illegal. Jederzeit könnten sie von der Polizei festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt werden. Dementsprechend reserviert reagiert man auf Fremde.
Schließlich bekomme ich dann aber doch noch eine Nummer, und so verschlossen sich manche Helfer und Unterstützer geben, so offen sind die Flüchtlinge selbst. Ich will in der Küche helfen, denn immerhin werden im provisorischen Küchenzelt täglich bis zu 150 Menschen versorgt. Auf der Suche nach dem Küchenchef werde ich in ein Zelt verwiesen, aus dem noch kurz zuvor Trommelmusik ertönte. „Go in. There is african Music. African Culture.“ Ich stolpere also in das schlecht beleuchtete Zelt, das vollgestellt ist mit provisorischen Betten und abgenutzten Sofas. Das afrikanische Kulturprogramm muss ich wohl verpasst haben, auch den Küchenchef kann ich nicht finden, stattdessen tagt die frisch gegründete Empowerment Group, die sich um die Sicherheit im Camp kümmern soll und mit einem mal bin ich mittendrin in einer lebhaften Diskussionsrunde
bei Interesse weiter zu lesen unter: http://www.vice.com/de/read/lagerkoller-0000475-v9n4?Contentpage=1
na wenigstens können sie unbekümmert solch ein Zeltcamp aufbauen....diese Freiheit gibts nirgendwo sonst.....außer in Deutschland.
http://scs-assets.s3.amazonaws.com/germany/v9n4/htdocs/lagerkoller/1.jpg
Vor knapp einem Jahr hat es angefangen. Ein paar Flüchtlinge aus der Nähe von Würzburg hatten die Schnauze voll, haben das Flüchtlingslager verlassen, in dem sie außerhalb der Stadt untergebracht waren und sind einfach losgelaufen. Sie haben sich zu Fuß auf den 600 Kilometer langen Weg nach Berlin gemacht, um dort ein Protestlager aufzuschlagen und die Politiker zu zwingen, sich endlich einmal den Forderungen der Flüchtlinge zu stellen, die seit 15 Jahren immer dieselben sind. Abschaffung der Residenzpflicht, die besagt, dass ein Flüchtling seinen ihm zugeteilten Landkreis nicht verlassen darf. Abschaffung der Abschiebungen, weil diese Hunger, Verfolgung und in vielen Fällen auch Tod bedeuten. Abschaffung der Lager, in denen man die Menschen abgeschottet und isoliert von der Umwelt unterbringt, solange ihr Asylstatus nicht geklärt ist und wo sie weder arbeiten, sich bilden noch in den meisten Fällen ihr eigenes Essen zubereiten können. Da sich solche Verfahren teilweise über Jahre, in extremen Fällen sogar über Jahrzehnte hinziehen können, bedeutet das für die Betroffenen, dass sie in einem permanenten Zustand der Unsicherheit leben, weil sie jeden Augenblick damit rechnen müssen, abgeschoben zu werden, und dass sie in dieser Zeit absolut verkümmern. Schlafen, essen, essen, schlafen, schlafen und essen. Ansonsten gibt es nichts zu tun.
Überall in Deutschland haben sie ihre Camps aufgeschlagen und als sich im vergangenen Jahr ein paar Iraner den Mund zugenäht haben und am Brandenburger Tor in Berlin über Wochen in einen lebensbedrohlichen Hungerstreik getreten sind, war das Medienecho groß. Nun dauert der Protest aber schon 12 Monate und die kleine Zeltstadt, die am Berliner Oranienplatz, errichtet wurde, ist nicht mehr wirklich interessant. Achtlos fährt man an den Zelten mit den schiefen Ofenrohren vorbei, aus denen schwach der Rauch aufsteigt. Flüchtlingspolitik ist ungefähr das letzte, womit man sich in seinem Alltag auseinandersetzen möchte. Zu kompliziert das alles. Zu viele Facetten. Gerade deshalb wollten wir wissen, wie das Leben und der Alltag der Bewohner auf dem Platz aussieht, wie sich ein permanenter Protest leben lässt und welche ganz praktischen Probleme das so mit sich bringt. Das Refugee Protest Camp in Berlin—ein Reisebericht.
Mit den Flüchtlingen Kontakt aufzunehmen, stellt sich als relativ kompliziert heraus. Zwar verfügt die Protestbewegung über ein weit verzweigtes Netz an Unterstützern, von radikalen Feministinnen bis zu den Grünen, doch am Infotisch des Zeltlagers kann mir keiner wirklich Auskunft geben. Das mag daran liegen, dass hier spontanbegeisterte Passanten sitzen, die kurzfristig beschlossen haben einzuspringen und keine Ahnung haben oder dass es tatsächlich keine Telefonliste gibt. Vielleicht liegt es aber auch schlicht und einfach daran, dass nach einem Jahr kontinuierlichem, innerstädtischen Protest so langsam die Luft raus ist und man mit der Presse sehr ambivalente Erfahrungen gemacht hat. Die deutschen Helfer sind ein wenig misstrauisch und stellen sich schützend vor die Flüchtlinge und das vielleicht nicht ohne Grund. Immerhin haben die meisten von diesen gegen geltendes Recht verstoßen. Sie haben ihre Residenzpflicht gebrochen, sie haben sich der Lagerpflicht widersetzt, sie haben teilweise ihre Papiere verbrannt und sind somit durch ihren bloßen Aufenthalt in Deutschland, ihre bloße Existenz illegal. Jederzeit könnten sie von der Polizei festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt werden. Dementsprechend reserviert reagiert man auf Fremde.
Schließlich bekomme ich dann aber doch noch eine Nummer, und so verschlossen sich manche Helfer und Unterstützer geben, so offen sind die Flüchtlinge selbst. Ich will in der Küche helfen, denn immerhin werden im provisorischen Küchenzelt täglich bis zu 150 Menschen versorgt. Auf der Suche nach dem Küchenchef werde ich in ein Zelt verwiesen, aus dem noch kurz zuvor Trommelmusik ertönte. „Go in. There is african Music. African Culture.“ Ich stolpere also in das schlecht beleuchtete Zelt, das vollgestellt ist mit provisorischen Betten und abgenutzten Sofas. Das afrikanische Kulturprogramm muss ich wohl verpasst haben, auch den Küchenchef kann ich nicht finden, stattdessen tagt die frisch gegründete Empowerment Group, die sich um die Sicherheit im Camp kümmern soll und mit einem mal bin ich mittendrin in einer lebhaften Diskussionsrunde
bei Interesse weiter zu lesen unter: http://www.vice.com/de/read/lagerkoller-0000475-v9n4?Contentpage=1