Aufklärer
14.10.2003, 12:23
Das niedersinkende 20. Jahrhundert, das entgegen populärer, unwidersprochener Meinung das 2. Jahrtausend noch nicht beendet, war ein amerikanisches Jahrhundert. Schon gleich nach seinem Auftakt setzten die USA an zum Sprung auf die Weltherrschaft. Sie verfolgten, gemeinsam mit England und Frankreich, im Ersten Weltkrieg das Ziel, die europäischen Mittelmächte, das Deutsche Reich und die österreichisch-ungarische Monarchie, als lästige Konkurrenten auf dem Weltmarkt auszuschalten. Versailles und die Folgeverträge sollten den Zweck besiegeln.
Im Zweiten Weltkrieg hatten die USA nach den Worten ihres Präsidenten Franklin D. Roosevelt drei Kriegsziele: das Deutsche Reich zu vernichten, das Britische Empire aufzulösen und die japanische Vorherrschaft im Fernen Osten zu brechen. Alle drei Kriegsziele wurden erreicht.
Für das erste gab es zwei Gründe. Deutschland hatte sich des Versailler Diktats entledigt und überwand mit der Wirtschaftspolitik seines Dritten Reiches in kürzester Zeit die Depressionen nach der Weltwirtschaftskrise - was Roosevelt mit seinem New Deal nicht gelang. Da es nicht die Gelegenheit erhalten sollte, sich wieder eines Friedensdiktats zu entledigen, sollte es gar keinen Friedensvertrag mehr geben. Stattdessen wurde es geteilt, seine Wirtschaft demontiert und schon im Wiederaufbau eingebunden.Washington mischte sich in alle Bereiche ein und unterstellte gemeinsam mit den Alliierten die Nachfolgestaaten des Reiches unter die Feindsaatenklauseln der Vereinten Nationen.
Die Zielrichtung gegen England hatte sich bereits im Ersten Weltkrieg abgezeichnet. Großadmiral v. Tirpitz, der kluge Analytiker der britischen Politik, hatte noch vor seinem Tode 1930 angenommen, das Empire würde es sich nicht leisten können, an einer neuen Kriegskoalition gegen das Deutsche Reich teilzunehmen, da es nach einem solchen Kriege, gleich, ob es ihn gewönne oder verlöre, zerbräche. Es handelte, wie wir wissen, nicht im eigenen wohlverstandenen Interesse und zerbrach.
Allein im Fernen Osten erreichten die USA nicht alles, was sie im Schilde führten. Sie bombten wohl das kapitulationsbereite Japan atomar auf seine abgestammten Inseln zurück, verloren aber mit dem Sieg Mao Tse-tungs über Tschiang Kai-Scheck 1949 ihren Einfluß auf China, das sie wähnten, schon in fester Hand zu haben, und hunderte Milliarden Dollar.
Die Sowjetunion ließ sich noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in Roosevelts One world eingliedern. Stalin durchschaute Washingtons Strategie schon auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 und begann sich querzustellen. Nachdem er es ablehnte, den Rubel konvertibel zu machen, brach der Kalte Krieg aus.
So reduzierte sich die amerikanische Nachkriegspolitik für eine lange Zeit auf die Unterwerfung Europas als ihr erstes Nachkriegsziel. Als Mittel zum Zweck wurde nach dem Leitbild der Vereinigten Staaten von Nordamerika das Projekt einer Europäischen Union inauguriert und mit einem Langmut ins Werk gesetzt, den nur noch die Raffinesse der Handhabung übertraf.
Die Europäer fanden nichts dabei, daß die Galionsfigur des Projektes, der Franzose Jean Monnet, den Krieg im amerikanischen Exil verlebt hatte. Selbst Adenauer hatte sich eingebildet, er könne der Vorbestimmung durch die Amerikaner über ein Sonderbündnis mit Frankreich entgehen.
Das war in der Ära de Gaulle gar nicht so undenkbar gewesen, aber nicht zu machen, weil der General nicht bereit war, den deutschen Nachkriegsstand zu verändern. Deutschland hätte die Dominanz der großen Besatzungsmacht mit der Dominanz einer kleineren zurückdämmen können. Und das war nicht Anreiz genug für einen Kurswechsel. So scheiterte das Sonderbündnis an beiderseitiger Intransigenz.
Ein Bewußtsein von der europäischen Lage, wie sie wirklich war, bildete sich nicht aus. Gegen Ende der Ära Adenauer erschien ein Buch des spanischen Gelehrten Luis Diez del Corral, das sich unter dem Titel "Der Raub der Europa" in Anknüpfung an die antike Sage der amerikanisch-russischen Doppelherrschaft stellte. Allein der Spanier, mit allen Wassern europäischer Bildung gewaschen, vermochte in den USA nur eine Fortsetzung Europas zu erkennen. Er sah die unabwendbare Katastrophe durchaus, aber antizipierte sie als eine bittere Frucht des faustischen Triebs - von dem in Wirklichkeit in seinem deutschen Stammland nichts mehr umging.
Ein rundes Jahrzehnt später erschien in der Schweiz das Buch „Die europäische Kapitulation - Thesen und Prognosen zur Amerikanisierung Europas", das der Amerikaner John Ney in einer faszinierenden Mischung aus Melancholie und Verachtung geschrieben hatte, am Beispiel der Nachkriegsentwicklungen in England, Frankreich, Italien und dem Mittelmeerraum, der deutschsprachigen Welt, Nordeuropa, mit abschließenden hellsichtigen Impressionen aus Osteuropa. Die Europäer nahmen es nicht einmal zur Kenntnis. Die Motive der Ignoranz mögen vielfältig gewesen sein, sie gingen alle auf den Nenner "Ja, ja, so ist es ..."
Ein weiteres rundes Jahrzehnt danach erläuterte Henry Kissinger in seinen Memoiren offenherzig die amerikanische Strategie gegenüber Europa. Ein Fazit ist so konzis, daß man hier von einer Kissinger-Doktrin sprechen kann. Sie besteht aus zwei Kernsätzen. Die Amerikaner hätten, folgerte der Verfasser, die europäische Einigung von Anfang an gefördert,weil sie die starken europäischen Nationalstaaten als unliebsame Konkurrenz auf dem Weltmarkt beseitigen wollten. Andererseits hätten die Amerikaner kein Interesse an einem unabhängigen autarken Europa, weil ein solches auf dem Weltmarkt eine noch unerfreulichere Konkurrenz darstellen würde. Kissinger betrachtete dieses Verhältnis als zwiespältig. Ich finde, etwas Eindeutigeres gibt es gar nicht. Die Memoiren Kissingers wurden überall besprochen, die Europadoktrin nirgends erwähnt - mit Ausnahme der Staatsbriefe, die der Ausgrenzung unterliegen.
Die Europäer waren um 1982 und um 1970 schon, wie Zbigniew Brzezinski sie jetzt offen bezeichnet, nur noch Vasallen der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Und Vasallen denken nicht gern über ihre Lage nach. Wie konnte es dazu kommen?
Dem Weißen Haus in Washington ist immer bewußt gewesen,daß Europa nur ein geographischer Begriff ist. Es nach dem Muster der USA und auch noch ohne Souveränität in eine politische Union zu überführen, war nur möglich, wenn es gelingt, die noch 1945 selbstbewußten europäischen Völker zu relativieren, zu infiltrieren und schließlich als Subjekte der Geschichte auszulöschen. Dabei durfte man nicht mit der Tür ins Haus fallen. Die europäische Destruktion lief von Scheindebatten zur Frage Staatenbund oder Bundesstaat über retardierende Momente, Instrumentalisierungen bis hin zur Akzeptanz, nur noch Manövriermasse zu sein.
Das alles lief auf offener Bühne ab, während hinter den Kulissen die Stricke fester und fester gezurrt wurden. Die eiserne Prämisse war die fortschreitende wirtschaftliche Verflechtung, in die sich schon frühzeitig amerikanisches Interesse zur Geltung brachte. Es wurden vollendete Tatsachen geschaffen, die alsbald für irreversibel ausgegeben, über keine normative Kraft des Faktischen geboten, weil es keine normative Kraft geben sollte.
Die ökonomischen Verflechtungen, heute sind daraus freundliche und feindliche Übernahmen geworden, gingen Hand in Hand mit einer Korrumpierung aller europäischen Führungsschichten, von denen keine einzige mehr die Interessen ihres Landes vertritt.
Auf der einen Seite benutzten die Amerikaner die Deutschen als Einschüchterungsgespenster, indem sie suggerierten, daß die anderen europäischen Völker sich vor einer neuerlichen deutschen Dominanz nur durch eine europäische Union schützen könnten. Auf der anderen Seite benutzten die Amerikaner die Deutschen als Hebel, um den Willen der Europäer zur Autarkie handfest zu brechen - wie das die Zerstörung der europäischen Agrarwirtschaft am sinnfälligsten zeigt. Daß Deutschland in dieser Lage in Europa keinen einzigen Verbündeten findet, ist so klar, wie gewollt. Einmal abgesehen von den Folgen für die ansteigende Neurotisierung unseres Volkes ...
Das finale Instrument zur Unterwerfung Europas und zur Auslöschung seiner Völker ist die ruckartig angestiegene Immigration fremdstämmiger Völkerschaften. Seit der US-Präsident Clinton die schon für sich fragwürdige Demokratie mit dem Prinzip der ethnischen Vielfalt verknüpfte, gilt der Ethnozid durch Vermengung und Vermischung als sakrosankt. Sie soll die europäischen Völker, wenn sie das perfide Spiel durchschauen, unfähig zur Remedur machen.
Ihre politischen Vertreter sind es schon jetzt. Und sie sind nicht nur das. Wenn jetzt die rotgrüne Koalition in Berlin, an der Spitze Kanzler Schröder, sich stark macht für die Aufnahme der Türkei in die EU, ruft er zu einem neuen Türkensturm auf Europa auf, und wenn er die EU-Erweiterung bis auf Israel erstrecken will, wird aus Brüssel schnell ein zweites Washington.
Die einzige Kraft, von der diese Zerstörung Europas hätte aufgehalten werden können, wäre ein Bündnis zwischen Deutschland und Rußland gewesen. Das Weiße Haus sah es auch so. Es gibt nämlich eine zweite Kissinger-Doktrin, die besagt, es dürfe nie wieder ein Sonderbündnis zwischen Berlin und Moskau geben.
Die Vereinigung der BRD mit der implodierten DDR, die nicht vorgesehen war, hätte dafür eine Voraussetzung sein können. Washington stimmte ihr zu, weil das zweite Nachkriegsziel der amerikanischen Politik, das Sowjetimperium einzubinden, parallel Fuß zu fassen begann.
Washington hatte das nach der Implosion des Sowjetimperiums marode Moskau fast schon in der Hand, da begann es in Abständen, die dichter und dichter wurden, aus dem transatlantischen Ruder zu laufen. Als hätte das Weiße Haus in Washington Angst, das zu beschleunigen, hält es sich bis zur Stunde in der Kommentierung des neuen Tschetschenienfeldzuges erstaunlich zurück, obwohl die tschetschenischen Rebellen, ob sie es wollen oder nicht, die strategischen Ziele der USA im Kaukasus begünstigen.
Ist der serbische Funke im Begriff, auf Rußland, das noch im Kosovokrieg schmählich versagte, überzuspringen? Die Amerikaner konnten schon Serbien nicht kleinkriegen. Wie könnten sie es bei einem wieder zu sich selbst kommenden Rußland?
Washingtons Dilemma wird zur Stunde verstärkt durch innenpolitische Einbrüche. Vor den Toren der Konferenz der Welthandelsorganisationen in Seattle quittierten amerikanische Arbeiter das Jobwunder auf brutale Art.
Es ist vielleicht kein Zufall, daß mit dem 20. Jahrhundert das 2. Jahrtausend zu Ende gehen soll. Noch sieht es die USA auf dem Gipfel. Wenn es wirklich zu Ende ist, sieht man diese einzige Weltmacht vielleicht schon abgestürzt.
Im Zweiten Weltkrieg hatten die USA nach den Worten ihres Präsidenten Franklin D. Roosevelt drei Kriegsziele: das Deutsche Reich zu vernichten, das Britische Empire aufzulösen und die japanische Vorherrschaft im Fernen Osten zu brechen. Alle drei Kriegsziele wurden erreicht.
Für das erste gab es zwei Gründe. Deutschland hatte sich des Versailler Diktats entledigt und überwand mit der Wirtschaftspolitik seines Dritten Reiches in kürzester Zeit die Depressionen nach der Weltwirtschaftskrise - was Roosevelt mit seinem New Deal nicht gelang. Da es nicht die Gelegenheit erhalten sollte, sich wieder eines Friedensdiktats zu entledigen, sollte es gar keinen Friedensvertrag mehr geben. Stattdessen wurde es geteilt, seine Wirtschaft demontiert und schon im Wiederaufbau eingebunden.Washington mischte sich in alle Bereiche ein und unterstellte gemeinsam mit den Alliierten die Nachfolgestaaten des Reiches unter die Feindsaatenklauseln der Vereinten Nationen.
Die Zielrichtung gegen England hatte sich bereits im Ersten Weltkrieg abgezeichnet. Großadmiral v. Tirpitz, der kluge Analytiker der britischen Politik, hatte noch vor seinem Tode 1930 angenommen, das Empire würde es sich nicht leisten können, an einer neuen Kriegskoalition gegen das Deutsche Reich teilzunehmen, da es nach einem solchen Kriege, gleich, ob es ihn gewönne oder verlöre, zerbräche. Es handelte, wie wir wissen, nicht im eigenen wohlverstandenen Interesse und zerbrach.
Allein im Fernen Osten erreichten die USA nicht alles, was sie im Schilde führten. Sie bombten wohl das kapitulationsbereite Japan atomar auf seine abgestammten Inseln zurück, verloren aber mit dem Sieg Mao Tse-tungs über Tschiang Kai-Scheck 1949 ihren Einfluß auf China, das sie wähnten, schon in fester Hand zu haben, und hunderte Milliarden Dollar.
Die Sowjetunion ließ sich noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in Roosevelts One world eingliedern. Stalin durchschaute Washingtons Strategie schon auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 und begann sich querzustellen. Nachdem er es ablehnte, den Rubel konvertibel zu machen, brach der Kalte Krieg aus.
So reduzierte sich die amerikanische Nachkriegspolitik für eine lange Zeit auf die Unterwerfung Europas als ihr erstes Nachkriegsziel. Als Mittel zum Zweck wurde nach dem Leitbild der Vereinigten Staaten von Nordamerika das Projekt einer Europäischen Union inauguriert und mit einem Langmut ins Werk gesetzt, den nur noch die Raffinesse der Handhabung übertraf.
Die Europäer fanden nichts dabei, daß die Galionsfigur des Projektes, der Franzose Jean Monnet, den Krieg im amerikanischen Exil verlebt hatte. Selbst Adenauer hatte sich eingebildet, er könne der Vorbestimmung durch die Amerikaner über ein Sonderbündnis mit Frankreich entgehen.
Das war in der Ära de Gaulle gar nicht so undenkbar gewesen, aber nicht zu machen, weil der General nicht bereit war, den deutschen Nachkriegsstand zu verändern. Deutschland hätte die Dominanz der großen Besatzungsmacht mit der Dominanz einer kleineren zurückdämmen können. Und das war nicht Anreiz genug für einen Kurswechsel. So scheiterte das Sonderbündnis an beiderseitiger Intransigenz.
Ein Bewußtsein von der europäischen Lage, wie sie wirklich war, bildete sich nicht aus. Gegen Ende der Ära Adenauer erschien ein Buch des spanischen Gelehrten Luis Diez del Corral, das sich unter dem Titel "Der Raub der Europa" in Anknüpfung an die antike Sage der amerikanisch-russischen Doppelherrschaft stellte. Allein der Spanier, mit allen Wassern europäischer Bildung gewaschen, vermochte in den USA nur eine Fortsetzung Europas zu erkennen. Er sah die unabwendbare Katastrophe durchaus, aber antizipierte sie als eine bittere Frucht des faustischen Triebs - von dem in Wirklichkeit in seinem deutschen Stammland nichts mehr umging.
Ein rundes Jahrzehnt später erschien in der Schweiz das Buch „Die europäische Kapitulation - Thesen und Prognosen zur Amerikanisierung Europas", das der Amerikaner John Ney in einer faszinierenden Mischung aus Melancholie und Verachtung geschrieben hatte, am Beispiel der Nachkriegsentwicklungen in England, Frankreich, Italien und dem Mittelmeerraum, der deutschsprachigen Welt, Nordeuropa, mit abschließenden hellsichtigen Impressionen aus Osteuropa. Die Europäer nahmen es nicht einmal zur Kenntnis. Die Motive der Ignoranz mögen vielfältig gewesen sein, sie gingen alle auf den Nenner "Ja, ja, so ist es ..."
Ein weiteres rundes Jahrzehnt danach erläuterte Henry Kissinger in seinen Memoiren offenherzig die amerikanische Strategie gegenüber Europa. Ein Fazit ist so konzis, daß man hier von einer Kissinger-Doktrin sprechen kann. Sie besteht aus zwei Kernsätzen. Die Amerikaner hätten, folgerte der Verfasser, die europäische Einigung von Anfang an gefördert,weil sie die starken europäischen Nationalstaaten als unliebsame Konkurrenz auf dem Weltmarkt beseitigen wollten. Andererseits hätten die Amerikaner kein Interesse an einem unabhängigen autarken Europa, weil ein solches auf dem Weltmarkt eine noch unerfreulichere Konkurrenz darstellen würde. Kissinger betrachtete dieses Verhältnis als zwiespältig. Ich finde, etwas Eindeutigeres gibt es gar nicht. Die Memoiren Kissingers wurden überall besprochen, die Europadoktrin nirgends erwähnt - mit Ausnahme der Staatsbriefe, die der Ausgrenzung unterliegen.
Die Europäer waren um 1982 und um 1970 schon, wie Zbigniew Brzezinski sie jetzt offen bezeichnet, nur noch Vasallen der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Und Vasallen denken nicht gern über ihre Lage nach. Wie konnte es dazu kommen?
Dem Weißen Haus in Washington ist immer bewußt gewesen,daß Europa nur ein geographischer Begriff ist. Es nach dem Muster der USA und auch noch ohne Souveränität in eine politische Union zu überführen, war nur möglich, wenn es gelingt, die noch 1945 selbstbewußten europäischen Völker zu relativieren, zu infiltrieren und schließlich als Subjekte der Geschichte auszulöschen. Dabei durfte man nicht mit der Tür ins Haus fallen. Die europäische Destruktion lief von Scheindebatten zur Frage Staatenbund oder Bundesstaat über retardierende Momente, Instrumentalisierungen bis hin zur Akzeptanz, nur noch Manövriermasse zu sein.
Das alles lief auf offener Bühne ab, während hinter den Kulissen die Stricke fester und fester gezurrt wurden. Die eiserne Prämisse war die fortschreitende wirtschaftliche Verflechtung, in die sich schon frühzeitig amerikanisches Interesse zur Geltung brachte. Es wurden vollendete Tatsachen geschaffen, die alsbald für irreversibel ausgegeben, über keine normative Kraft des Faktischen geboten, weil es keine normative Kraft geben sollte.
Die ökonomischen Verflechtungen, heute sind daraus freundliche und feindliche Übernahmen geworden, gingen Hand in Hand mit einer Korrumpierung aller europäischen Führungsschichten, von denen keine einzige mehr die Interessen ihres Landes vertritt.
Auf der einen Seite benutzten die Amerikaner die Deutschen als Einschüchterungsgespenster, indem sie suggerierten, daß die anderen europäischen Völker sich vor einer neuerlichen deutschen Dominanz nur durch eine europäische Union schützen könnten. Auf der anderen Seite benutzten die Amerikaner die Deutschen als Hebel, um den Willen der Europäer zur Autarkie handfest zu brechen - wie das die Zerstörung der europäischen Agrarwirtschaft am sinnfälligsten zeigt. Daß Deutschland in dieser Lage in Europa keinen einzigen Verbündeten findet, ist so klar, wie gewollt. Einmal abgesehen von den Folgen für die ansteigende Neurotisierung unseres Volkes ...
Das finale Instrument zur Unterwerfung Europas und zur Auslöschung seiner Völker ist die ruckartig angestiegene Immigration fremdstämmiger Völkerschaften. Seit der US-Präsident Clinton die schon für sich fragwürdige Demokratie mit dem Prinzip der ethnischen Vielfalt verknüpfte, gilt der Ethnozid durch Vermengung und Vermischung als sakrosankt. Sie soll die europäischen Völker, wenn sie das perfide Spiel durchschauen, unfähig zur Remedur machen.
Ihre politischen Vertreter sind es schon jetzt. Und sie sind nicht nur das. Wenn jetzt die rotgrüne Koalition in Berlin, an der Spitze Kanzler Schröder, sich stark macht für die Aufnahme der Türkei in die EU, ruft er zu einem neuen Türkensturm auf Europa auf, und wenn er die EU-Erweiterung bis auf Israel erstrecken will, wird aus Brüssel schnell ein zweites Washington.
Die einzige Kraft, von der diese Zerstörung Europas hätte aufgehalten werden können, wäre ein Bündnis zwischen Deutschland und Rußland gewesen. Das Weiße Haus sah es auch so. Es gibt nämlich eine zweite Kissinger-Doktrin, die besagt, es dürfe nie wieder ein Sonderbündnis zwischen Berlin und Moskau geben.
Die Vereinigung der BRD mit der implodierten DDR, die nicht vorgesehen war, hätte dafür eine Voraussetzung sein können. Washington stimmte ihr zu, weil das zweite Nachkriegsziel der amerikanischen Politik, das Sowjetimperium einzubinden, parallel Fuß zu fassen begann.
Washington hatte das nach der Implosion des Sowjetimperiums marode Moskau fast schon in der Hand, da begann es in Abständen, die dichter und dichter wurden, aus dem transatlantischen Ruder zu laufen. Als hätte das Weiße Haus in Washington Angst, das zu beschleunigen, hält es sich bis zur Stunde in der Kommentierung des neuen Tschetschenienfeldzuges erstaunlich zurück, obwohl die tschetschenischen Rebellen, ob sie es wollen oder nicht, die strategischen Ziele der USA im Kaukasus begünstigen.
Ist der serbische Funke im Begriff, auf Rußland, das noch im Kosovokrieg schmählich versagte, überzuspringen? Die Amerikaner konnten schon Serbien nicht kleinkriegen. Wie könnten sie es bei einem wieder zu sich selbst kommenden Rußland?
Washingtons Dilemma wird zur Stunde verstärkt durch innenpolitische Einbrüche. Vor den Toren der Konferenz der Welthandelsorganisationen in Seattle quittierten amerikanische Arbeiter das Jobwunder auf brutale Art.
Es ist vielleicht kein Zufall, daß mit dem 20. Jahrhundert das 2. Jahrtausend zu Ende gehen soll. Noch sieht es die USA auf dem Gipfel. Wenn es wirklich zu Ende ist, sieht man diese einzige Weltmacht vielleicht schon abgestürzt.