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Vollständige Version anzeigen : Kritik am Sozialismus und Marktwirtschaft



migmig
23.09.2005, 08:47
Kann mir mal jemand folgendes erklären: Wenn früher Kritik am damals realen Sozialismus (DDR usw) geübt wurde, war immer klar, dass das eine Kritik am System ist. Wer kritisiert hat, dass die Versorgungslage dort schlecht war etc pp, meinte fast immer, dass das System nicht funktionieren könne. Wenn aber hier in der Marktwirtschaft jemand unzufrieden ist (z.B. Arbeitslosigkeit zu hoch, Wirtschaftswachstum mau, Mieten und Spritpreise zu hoch, Umwelt verpestet usw), kommt keiner auf die Idee, dass das an der Marktwirtschaft liegt. Damals war Kritik immer die Systemfrage, hier ist sie das nie. Warum?

Arie-Ben-Kanaan
23.09.2005, 08:57
Ganz einfach, die Marktwirschaft funktoniert und ist das beste aller Wirtschaftssyteme, denn sie schafft Wohlstand und soziale Gerechtigkeit. Wenn es Probleme gibt liegt es immer daran das einige leute in der Wirtschaft, vornehmlich einige Bosse in der Großindusrtie sich nicht mehr an den Prinzipien der sozialen Marktwirschaft halten und sich geldgierig wie sie sind nur noch auf Börsengewinne starren und Arbeitnehmer nicht mehr als Menschen sondern nur noch als Ausbeutungsobjekte betrachten. Das ist aber die Schuld der Bonzen, nicht der Marktwirschaft.

Tomsax
23.09.2005, 09:19
Kann mir mal jemand folgendes erklären: Wenn früher Kritik am damals realen Sozialismus (DDR usw) geübt wurde, war immer klar, dass das eine Kritik am System ist. Wer kritisiert hat, dass die Versorgungslage dort schlecht war etc pp, meinte fast immer, dass das System nicht funktionieren könne. Wenn aber hier in der Marktwirtschaft jemand unzufrieden ist (z.B. Arbeitslosigkeit zu hoch, Wirtschaftswachstum mau, Mieten und Spritpreise zu hoch, Umwelt verpestet usw), kommt keiner auf die Idee, dass das an der Marktwirtschaft liegt. Damals war Kritik immer die Systemfrage, hier ist sie das nie. Warum?

Du musst dies viel mehr im Kontext der Geschichte und damaligen politischen Lage sehen. Die Kritik am „Osten“ kam aus dem „Westen“. Im „Osten“ selbst schob es auch niemand auf das System. Es herrschte kalter Krieg. Der Kommunismus gewann an Boden (vgl. z.B. Italien) und der Westen sah sich gezwungen, irgendwie das andere System zu kritisieren. Da kam die wirtschaftliche Lage genau richtig und man schob einfach alles auf das System, als nach den anderen Ursachen zu suchen. Nicht nur System, auch Abhängigkeit von Russland, die Folgen des Krieges die in allen „Ostländern“ selbst getragen werden mussten, da alle zerstört waren (weder Großbritannien noch USA hatten mit solchen gravierenden Problemen zu kämpfen) usw. führten zum wirtschaftlichen Niedergang.
Mal abgesehen davon, dass die Kritik an DIESEM realexistierenden Sozialismus/Kommunismus (egal wie man es sehen will) und dessen dahinterstehenden System wirklich gerechtfertigt war. Es gab noch nie einen realexistierenden Sozialismus oder gar Kommunismus. Zumindest nicht im Sinne von Marx und Engels. Dieser wird mit diesen Menschen auch vorerst nur Phantasie bleiben. Der Mensch ist habgierig und nur auf seinen Vorteil bedacht. Mit solchen Menschen funktioniert dies eben sehr schwer. Aber man kann ein gemischtes System aus Leistung und Sozialismus aufbauen und versuchen die Menschen langsam daran zu gewöhnen, dass Geld nicht alles ist und Teilen wichtiger. Weg vom „ich, ich, ich – Mensch“ hin zum „Wir-Gefühl“. Notwendig ist für ein „Wir-Gefühl“ wiederum innere Verbundenheit zwischen den Menschen. Dies kann man aber nur auf nationaler Ebene Erreichen. Also funktioniert Sozialismus nur innerhalb nationaler Grenzen. Erst wenn die Nationen wieder selbständig und frei (vom Kapital) sind, kann man anfangen die Menschen an den Sozialismus zu gewöhnen und jeden dahingehend zu „erziehen“ dass freiwilliges Mitwirken am Wohl aller wichtiger ist, als auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Also bekämpfen der Sozialschmarotzer durch Vernunft. Dies wird aber viele Generationen brauchen. Es muss sich ein Unrechtsbewusstsein des Ausnutzens des Sozialstaats entwickeln, was genauso stark ist, wie das man niemanden töten darf oder sexuell nötigen.
Wenn wir das erreicht haben existiert erst der realexistierende Sozialismus.

Jodlerkönig
23.09.2005, 10:58
Du musst dies viel mehr im Kontext der Geschichte und damaligen politischen Lage sehen. Die Kritik am „Osten“ kam aus dem „Westen“. Im „Osten“ selbst schob es auch niemand auf das System. Es herrschte kalter Krieg. Der Kommunismus gewann an Boden (vgl. z.B. Italien) und der Westen sah sich gezwungen, irgendwie das andere System zu kritisieren. Da kam die wirtschaftliche Lage genau richtig und man schob einfach alles auf das System, als nach den anderen Ursachen zu suchen. Nicht nur System, auch Abhängigkeit von Russland, die Folgen des Krieges die in allen „Ostländern“ selbst getragen werden mussten, da alle zerstört waren (weder Großbritannien noch USA hatten mit solchen gravierenden Problemen zu kämpfen) usw. führten zum wirtschaftlichen Niedergang.
Mal abgesehen davon, dass die Kritik an DIESEM realexistierenden Sozialismus/Kommunismus (egal wie man es sehen will) und dessen dahinterstehenden System wirklich gerechtfertigt war. Es gab noch nie einen realexistierenden Sozialismus oder gar Kommunismus. Zumindest nicht im Sinne von Marx und Engels. Dieser wird mit diesen Menschen auch vorerst nur Phantasie bleiben. Der Mensch ist habgierig und nur auf seinen Vorteil bedacht. Mit solchen Menschen funktioniert dies eben sehr schwer. Aber man kann ein gemischtes System aus Leistung und Sozialismus aufbauen und versuchen die Menschen langsam daran zu gewöhnen, dass Geld nicht alles ist und Teilen wichtiger. Weg vom „ich, ich, ich – Mensch“ hin zum „Wir-Gefühl“. Notwendig ist für ein „Wir-Gefühl“ wiederum innere Verbundenheit zwischen den Menschen. Dies kann man aber nur auf nationaler Ebene Erreichen. Also funktioniert Sozialismus nur innerhalb nationaler Grenzen. Erst wenn die Nationen wieder selbständig und frei (vom Kapital) sind, kann man anfangen die Menschen an den Sozialismus zu gewöhnen und jeden dahingehend zu „erziehen“ dass freiwilliges Mitwirken am Wohl aller wichtiger ist, als auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Also bekämpfen der Sozialschmarotzer durch Vernunft. Dies wird aber viele Generationen brauchen. Es muss sich ein Unrechtsbewusstsein des Ausnutzens des Sozialstaats entwickeln, was genauso stark ist, wie das man niemanden töten darf oder sexuell nötigen.
Wenn wir das erreicht haben existiert erst der realexistierende Sozialismus.

bist du der meinung das das funktioniert in absehbarer zeit oder ist es unmöglich das das passiert?
in meinen augen ist das tagträumerei weil nicht erreichbar.
ergo ergibt sich für mich daraus, daß es verplemmperte zeit ist, darüber nachzudenken.....

Tomsax
27.09.2005, 13:30
bist du der meinung das das funktioniert in absehbarer zeit oder ist es unmöglich das das passiert?
in meinen augen ist das tagträumerei weil nicht erreichbar.
ergo ergibt sich für mich daraus, daß es verplemmperte zeit ist, darüber nachzudenken.....

Es gibt Fernziele die man anstreben muss, die unsere Generation allerdings nicht mehr erleben wird.