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Vollständige Version anzeigen : Ultra-Realismus der Gewalt im Film



Felix Krull
28.12.2012, 04:02
In den meisten Hollywood-Filmen, sowie auch im "Tatort" und anderen deutschen Film- und Fernsehproduktionen, wird der eigentliche Akt der Gewalt gegen Menschen oft zweierlei kaschiert vorgetragen. Erstens durch Hyperrealismus, d.h. durch eine ästhetisch und auch oft ideologisch überhöhte Präsentation der "guten" Gewalt gegen die vermeintlichen Barbaren und Untermenschen. Und zweitens durch weglassen und ausblenden der tatsächlichen Brutalität im Detail.

Die Bösen sind immer nach nur wenigen Schüssen sofort tot, während die Guten ihr Leiden und Sterben nach einer nur oberflächlichen Verwundung unter der Preisgabe wohlfeiler Bauernweisheiten ewig in die Länge ziehen.

Ich würde gern wissen ob man dieser oktroyierten Ästhetik der computergenerierten Hollywood-Gewalt im Film nicht einen Ultra-Realismus entgegensetzen sollte, der minutiös und präzise schildert, wie Menschen verbluten, verrecken, dem Tod hilflos entgegen zappeln und elendig verröcheln.

Natürlich will niemand realistische Gewalt gern sehen, aber ästhetisch, politisch korrekte Hollywood-Gewalt guckt sich komischerweiser jeder gerne an.

Warum?

kotzfisch
28.12.2012, 04:35
In den meisten Hollywood-Filmen, sowie auch im "Tatort" und anderen deutschen Film- und Fernsehproduktionen, wird der eigentliche Akt der Gewalt gegen Menschen oft zweierlei kaschiert vorgetragen. Erstens durch Hyperrealismus, d.h. durch eine ästhetisch und auch oft ideologisch überhöhte Präsentation der "guten" Gewalt gegen die vermeintlichen Barbaren und Untermenschen. Und zweitens durch weglassen und ausblenden der tatsächlichen Brutalität im Detail.

Die Bösen sind immer nach nur wenigen Schüssen sofort tot, während die Guten ihr Leiden und Sterben nach einer nur oberflächlichen Verwundung unter der Preisgabe wohlfeiler Bauernweisheiten ewig in die Länge ziehen.

Ich würde gern wissen ob man dieser oktroyierten Ästhetik der computergenerierten Hollywood-Gewalt im Film nicht einen Ultra-Realismus entgegensetzen sollte, der minutiös und präzise schildert, wie Menschen verbluten, verrecken, dem Tod hilflos entgegen zappeln und elendig verröcheln.

Natürlich will niemand realistische Gewalt gern sehen, aber ästhetisch, politisch korrekte Hollywood-Gewalt guckt sich komischerweiser jeder gerne an.

Warum?

Sammeln wir halt Filme, die es realistisch zeigen.
Blackhawk Down: einigermaßen realistisch, wurde ja auch mit Marines gedreht.

Felix Krull
28.12.2012, 05:18
Sammeln wir halt Filme, die es realistisch zeigen.
Blackhawk Down: einigermaßen realistisch, wurde ja auch mit Marines gedreht.

"Black Hawk Down" ist einer der Filme, die ich Ridley Scott sehr übel nehme, gerade weil eben Gewalt dort hyperrealistisch dargestellt wird. Gleiches gilt für "We Were Soldiers" und die TV-Miniserie "Band of Brothers".

"Das Boot" - obwohl in weiten Teilen auch BRD-Propaganda-Schinken - stellt Gewalt zumindest einigermaßen nachfühlbar und realistisch dar. Andere Beispiele sind "Platoon", "Hamburger-Hill", "The Thin Red Line" und "Full Metal Jacket", auch wenn letztgenannte ein Beispiel dafür sind, daß sich Amerika nur aus einem Trauma heraus jemals wenigstens halbwegs an die Realität wagt.

Seit dem ersten Irak-Krieg gibt es eigentlich nur noch Jubel-Filme und Serien, die Gewalt hyperrealistisch verharmlosen: "Bravo Two Zero", "Generation Kill" (TV), "The Messenger", "Jarhead", "The Hurt Locker", "Zero Dark Thirty".

Mir ist kein Film aus Vietnam oder dem Irak bekannt, der die Realität und die Leiden des Krieges thematisiert. Die Sowjets und das spätere Russland haben ein paar Filme aufgelegt, die das Thema zumindest anschneiden.

Die Bigotterie der scheinbaren Ästhetik der Gewalt muß sich nicht einmal auf den Krieg beschränken, sondern sie durchzieht die Scheinrealität der bürgerlichen Gesellschaft, vor allem in US-amerikanischen Filmen.

Und darum geht es mir eigentlich. Die US-amerikanische Gesellschaft ist in erster Linie eine Gesellschaft der Gewalt, die diese Auswüchse gleichzeitig verdammt und feiert.

kotzfisch
28.12.2012, 10:32
Ja was willst Du eigentlich?

kotzfisch
28.12.2012, 10:35
Gerade Hurt Locker verharmlost doch nicht.
Ich scheine anderer Ansicht zu sein als Du.

Affenpriester
28.12.2012, 10:51
Die Eingangsszene (streng genommen die danach) im Film "Der Soldat James Ryan" ist ganz gelungen, leider lässt der Film nach und wirkt an nicht wenigen Stellen propagandistisch und naiv. Ein Spielberg-Film halt.
Dennoch halte ich die erste Kriegsszene der Invasion für gut inszeniert. An die psychische Gewalt eines "Full Metal Jacket" kommt er aber lange nicht heran.

tabasco
28.12.2012, 10:55
Груз 200

http://en.wikipedia.org/wiki/Cargo_200

George Rico
28.12.2012, 11:15
Filme mit allzu realistischer Gewaltdarstellung haben's bei der FSK eben schwer, wobei auch hier die Bewertungsmaßstäbe nicht immer nachvollziehbar sind. Explizite Filme wie "Der Soldat James Ryan" bekommen eine FSK-16-Freigabe, während deutlich harmlosere Filme wie Bad Boys gerade eben das FSK-18-Siegel bekommen.

Ich persönlich würde beispielsweise bei Antikriegsfilmen eine ultrarealistische Gewaltdarstellung bevorzugen, gerade um die Schrecken des Krieges einigermaßen nachvollziehbar darzustellen. Doch ein Film, der zum Beispiel das ganze Leiden der Soldaten bei Stalingrad zeigen würde, würde niemals ein kommerzieller Erfolg werden, da er keine hierfür notwendige FSK-Freigabe erhalten würde. Daher wagt sich kein Regisseur derart weit vor.



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