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Vollständige Version anzeigen : Verliert die Union ihre strukturelle Mehrheitsfähigkeit?



Praetorianer
19.09.2005, 13:34
Bei dieser Bundestagswahl wählten nun zum dritten Male in Folge die klare Mehrheit der Wähler linke Parteien. Ich schätze, dieser Trend wird sich weiterhin verstärken, denn durch weitere Einwaderung und Einbürgerung von türkischstämmigen Menschen könnte die Union/das bürgerliche Lager auf lange Sicht nicht mehr mehrheitsfähig sein und immer mehr Stimmen SPD/Grünen und PDS zufallen.

Ändern könnte sich das erst durch neue Gründungen (z.B. islamistischer Parteien), die das Parteienspektrum durcheinander wirbeln.

Ein Buhlen der Union (oder auch FDP) um Stimmen türkischstämmiger Mitbürger dürfte wohl allenfalls bei einem Teil der gutintegrierten und einigermaßen wohlsituierten verfangen.

Der weitere Vorteil der Linken dürfte darin bestehen, dass die neuen Länder sich immer wieder als starke Hochburg der extremen Linken etablieren.

Ist die Zeit, in der die Union die strukturelle Mehrheitspartei war endgültig vorbei (was natürlich nicht heißt, dass sie nicht hier und dort Wahlen gewinnen kann) ?

sunbeam
19.09.2005, 13:42
Ich denke die Union hat nur deshalb gestern massiv verloren, weil a) die Kandidatin gegenüber Schröder schlecht rüber kam, b) das Gegurke mit Kirchhoff/Merz/Tandem viele Wähler verunsichert hat und c) die Menschen nicht bereit sind Reformen zu tragen!

Es wird sich auf unabsehbare Zeit keine der großen Parteien bei Bundestagswahlen klar durchsetzen, denn die Zeiten verlangen harte Einschnitte, und das Volk sehnt sich nach warmer Sozialromantik!

SAMURAI
19.09.2005, 14:05
Merkel ohne Sinnung Verstand, (Kirchhof-Rumgeeiere etc)

Stoiber noch in der Verluststarre 2002. (9.3 Minus),(Frustrierte OSSIS),

Die Unions-Länder-Minister allesamt im Ausgust im Wahlurlaub. (tolle Unterstützung der Anden-Geschwister)

Ergebnis -> Merkel tot ! Mach aber nix ! :D

DarkGod
19.09.2005, 14:08
Merkel wird sich selber ins Aus befördern, und dann ist der Weg wieder frei für eine SPD-Regierung.

sunbeam
19.09.2005, 14:13
Merkel wird sich selber ins Aus befördern, und dann ist der Weg wieder frei für eine SPD-Regierung.

Wieso ist dann der Weg wieder frei?

LuckyLuke
19.09.2005, 14:13
Das Phänomen trifft allerdings nicht nur die CXU, sondern auch die SPD, von der sich die Linke abgespalten hat.

Und diesmal sind es im Westen nicht nur die marxistischen Sektier, mit denen die Westerweiterung der PDS scheitern musste, sondern vom Reformkurs enttäuschte Linke von SPD und(!) Grünen, denen ich durchaus das Potential eines dauerhaften Phänomens einräume.

Biskra
19.09.2005, 14:45
Ich würde sagen, es ist einfach mehr Bewegung in das System gekommen. Dafür jetzt die 600.000 potenziellen Wähler unter den türkischstämmigen Deutschen verantwortlich machen zu wollen, GB, das ist demagogische Augenwischerei (ich halte mit den 3 Mio. Russlanddeutschen dagegen).
Interessant ist diesmal v.A. der Blick nach Süddeutschland, wo die CXU starke Verluste erlitten hat und in Bayern unter die absolute Mehrheit gefallen ist.
M.E. ist es auch schwierig, die Grünen unbedingt ins Lager der 'Linken' zu stecken, da viele grüne Positionen eher gutbürgerlich bis konservativ sind.
Die Abkehr vieler SPD-Linken von ihrer Partei, hin zur Linkspartei/PDS hat meines Erachtens auch dazu beigetragen, daß viele eher bürgerliche Wähler, sich mit den Positionen der SPD anfreunden konnten.
Dass die CXU diese Wahlen jedoch 'gewonnen' hat, ohne eine strukturelle Mehrheit im Bundestag hinzubekommen, liegt m.E. auch an dem Wirrwarr, was die CDU in ihrer Steuer- und Gesundheitspolitik veranstaltet hat, wo viele mit Sicherheit einfach nicht wissen konnten, worauf sie sich mit einer CXU geführten Regierung einlassen.

Praetorianer
19.09.2005, 15:56
Dafür jetzt die 600.000 potenziellen Wähler unter den türkischstämmigen Deutschen verantwortlich machen zu wollen, GB, das ist demagogische Augenwischerei (ich halte mit den 3 Mio. Russlanddeutschen dagegen).


1. Was ist daran demagogisch?
2. Gibt es nur 600 000 türkischstämmige Wahlberechtigte?
3. Gibt es drei Millionen russischstämmige Wahlberechtigte?
4. Wählen die Russischstämmigen fast ausschließlich CDU??


Interessant ist diesmal v.A. der Blick nach Süddeutschland, wo die CXU starke Verluste erlitten hat und in Bayern unter die absolute Mehrheit gefallen ist.


Das ist wohl bei dieser Wahl recht einfach zu beantworten, aber eine Wahl alleine hat sowieso wenig Aussagekraft zu dem Thema, die Frage ist allg. Natur. Die CDU war in Westdeutschland die sog. "strukturelle Mehrheitspartei", so wird es oftmals von Politikwissenschaftlern genannt, was nicht heißt, dass sie jede Wahl gewonnen hätte.

Eine einzelne Wahl hat dazu wenig Aussagekraft!


M.E. ist es auch schwierig, die Grünen unbedingt ins Lager der 'Linken' zu stecken, da viele grüne Positionen eher gutbürgerlich bis konservativ sind.


Für mich wäre das eindeutig, ich schätzte sie links von der SPD ein und würde mal fragen, was an dieser Partei konservativ ist? Die Partei wiese das wohl mit dem Ausdruck des Ekels von sich!


Die Abkehr vieler SPD-Linken von ihrer Partei, hin zur Linkspartei/PDS hat meines Erachtens auch dazu beigetragen, daß viele eher bürgerliche Wähler, sich mit den Positionen der SPD anfreunden konnten.


Es gab schon immer sehr bürgerliche SPD-Wähler und best. Flügel in der SPD, die gerade dieses Klientel ansprechen können; im Ggs. zu den Grünen bedient die SPD m.E. tatsächlich gelgentlich konservative Clientel, allerdings würde ich sie alles in allem tendenziell links einschätzen. Wie gesagt, ich rede hier nicht von einer einzelnen Wahl.


Dass die CXU diese Wahlen jedoch 'gewonnen' hat, ohne eine strukturelle Mehrheit im Bundestag hinzubekommen, liegt m.E. auch an dem Wirrwarr, was die CDU in ihrer Steuer- und Gesundheitspolitik veranstaltet hat, wo viele mit Sicherheit einfach nicht wissen konnten, worauf sie sich mit einer CXU geführten Regierung einlassen.

Wie gesagt, das ist jetzt eine einzelne Wahl, meine Umfrage soll eher grundsätzlicher Natur sein!

AlexW
20.09.2005, 03:41
1. Was ist daran demagogisch?
2. Gibt es nur 600 000 türkischstämmige Wahlberechtigte?
3. Gibt es drei Millionen russischstämmige Wahlberechtigte?
4. Wählen die Russischstämmigen fast ausschließlich CDU??



Ja, ja und ja.

Was die strukturelle Mehrheitsfähigkeit angeht, denke die wird die Union nicht mehr erreichen.
Die Zeiten sind vorbei, in denen der relativ weniger schlechte die Wahl gewinnt und es eh mehr oder weniger aufwärts geht, egal wer da wie regiert.

Die Wähler sind einfach kritischer geworden. Der Bogen von CDA bis Kirchhof/Merz ist nicht zu halten.

Biskra
20.09.2005, 08:23
1. Was ist daran demagogisch?
2. Gibt es nur 600 000 türkischstämmige Wahlberechtigte?
3. Gibt es drei Millionen russischstämmige Wahlberechtigte?
4. Wählen die Russischstämmigen fast ausschließlich CDU??

1., weil 2., 3. und 4. zutreffen.




Das ist wohl bei dieser Wahl recht einfach zu beantworten, aber eine Wahl alleine hat sowieso wenig Aussagekraft zu dem Thema, die Frage ist allg. Natur. Die CDU war in Westdeutschland die sog. "strukturelle Mehrheitspartei", so wird es oftmals von Politikwissenschaftlern genannt, was nicht heißt, dass sie jede Wahl gewonnen hätte.
Dann schaun mer also mal weiter, wie's bei den nächsten Wahlen aussieht.



Für mich wäre das eindeutig, ich schätzte sie links von der SPD ein und würde mal fragen, was an dieser Partei konservativ ist? Die Partei wiese das wohl mit dem Ausdruck des Ekels von sich!

Na ja, also in der Wirtschaftspolitik und bei Umweltfragen ist die Einstellung der Grünen (Nachhaltigkeit) eher eine konservative - bei Fragen der Gesellschaftspolitik eher eine Liberale (Homo-Ehe, Einbürgerung), zumindest als sozialdemokratisch dürften sie nicht gerade gelten. Dein Links von der SPD dürfte einerseits durch die visuelle Eintrichterung der Sitzordnung (Hufeisen), andererseits durch die Vorgeschichte einiger Grüner (Sponti Fischer, Kommi Trittin, na ja auch merz war ja mal ein wilder zotteliger Motoradrowdy ;) ), bzw. auch der falschen Annahmen über die Ursprünge der grünen Bewegung (Anti-AKW war niemals nur Sache der Linken) und das Unterdrücken der Tatsache, daß die Grünen sich vom Pazifismus weitgehend verabschiedet haben (offtopic: nur Fischer konnte in den Kosovo)




Es gab schon immer sehr bürgerliche SPD-Wähler und best. Flügel in der SPD, die gerade dieses Klientel ansprechen können; im Ggs. zu den Grünen bedient die SPD m.E. tatsächlich gelgentlich konservative Clientel, allerdings würde ich sie alles in allem tendenziell links einschätzen. Wie gesagt, ich rede hier nicht von einer einzelnen Wahl.

Links, na ja, hilft vielleicht nicht unbedingt weiter. Sagen wir mal egalitär angehaucht. Klar war die Klientel der SPD auch immer das Linke Spektrum bis hin zu den Sozialisten, was sich aber zunächst mal geändert haben dürfte. Diese Klientel (bis auf die Sozialisten nat.;) ) versuchte und versucht die CDU aber gleichsam zu bedienen, insbesondere in der Sozial-, Gesundheits- und Rentenpolitik (was sich aber auch bald ändern dürfte).
Womit wir wieder bei dir und deiner (ironischen?) Aussage wären, daß ja eigentlich bis auf die FDP nur Sozialisten im Bundestag sitzen.
Beim Blick auf die FDP fällt allerdings auf, daß diese Partei auch den Spagat zwischen konservativer und liberaler Gesellschaftspolitik betreibt (Homoehe), während die Wirtschaftspolitik andererseits kaum konservativ genannt werden kann.




Wie gesagt, das ist jetzt eine einzelne Wahl, meine Umfrage soll eher grundsätzlicher Natur sein!

Gut, also kommen wir nochmal auf die Frage der "strukturellen Mehrheit" für die CDU zurück.
1. Die SPD hat es in den letzten Jahren geschafft, den Begriff der politischen Mitte relativ stark für sich zu besetzen, gerade auch durch Abkehr von der klassischen sozialdemokratischen Politik
2. Die Linkspartei dient inzwischen einerseits als Auffanglager für die gefrusteten Linksspdler, andererseits führt deren erfolgreiche Abgrenzung von den SPD-Positionen auch dazu, daß die SPD noch stärker als politische Mitte wahrgenommen wird
3. Die SPD bansprucht immer noch erfolgreich das Copyright auf das innigstdeutsche Mantra soziale Gerechtigkeit


Was hat die CDU dagegenzusetzen? Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und des EU-Beitritts der Türkei wird mittelfristig nicht zur Profilbildung reichen und wie Alex schon schrieb, wird der Bogen von CDA bis Kirchhof auch nicht auf Dauer glaubhaft zu halten sein.
Der Bonus christlich dürfte auch schmelzen, bedenkt man die gesellschaftliche Entwicklung.

guka62
20.09.2005, 08:35
schwer zu sagen wenn sie sich zu sehr aufreibt.

Praetorianer
20.09.2005, 09:13
1., weil 2., 3. und 4. zutreffen.

Heißt das, dass wir hierzulande ca. 4,5 Mio. Russlanddeutsche haben oder sind es überwiegend jüngere Menschen, die hier sind, weswegen auch die Zahl dicht an der 3 Millionen liegt?
Wieviele Russischstämmige leben denn überhaupt insgesamt hier und wie ist deren Wahlverhalten?



Dann schaun mer also mal weiter, wie's bei den nächsten Wahlen aussieht.


Nun gewisse Aussagen lassen sich auch aus den letzten Wahlen treffen, nur wenn man jetzt mit dem Thema Kirchhoff kommt, greift das über solche grundsätzlichen Aussagen zu kurz.

Die Union hat auch schon Wahlen verloren, als sie noch strukturelle Mehrheitspartei war, wewesen ich jetzt diese Umfrage erstellt habe, ist die Tatsache, dass in den drei letzten Bundestagswahlen PDS/Grüne/SPD erheblich stärker abschnitten als das bürgerliche Lager CDU/FDP.


Na ja, also in der Wirtschaftspolitik und bei Umweltfragen ist die Einstellung der Grünen (Nachhaltigkeit) eher eine konservative...

Eindeutig nein, in Deutschland zumindest ist der Begriff konservativ anders besetzt, man kann die Technologie- und Forschungsfeindlichkeit durchaus vielleicht mit der christlicher Fundamentalisten in den USA vergleichen, die man dort als konservativ betrachtet, in Deutschland gibt es außer Sektierergruppen kaum konservative Strömungen, die ähnliche Positionen vertreten.


Dein Links von der SPD dürfte einerseits durch die visuelle Eintrichterung der Sitzordnung (Hufeisen), andererseits durch die Vorgeschichte einiger Grüner (Sponti Fischer, Kommi Trittin, na ja auch merz war ja mal ein wilder zotteliger Motoradrowdy ), bzw. auch der falschen Annahmen über die Ursprünge der grünen Bewegung (Anti-AKW war niemals nur Sache der Linken) und das Unterdrücken der Tatsache, daß die Grünen sich vom Pazifismus weitgehend verabschiedet haben (offtopic: nur Fischer konnte in den Kosovo)



Die Begriffe rechts und links sind relativ eingeschränkt und bieten wenig Spielraum und da die entsprechenden Parteien bei der Besetzung der Paulskirche eh andere Positionen vertraten, kann sich unter dem Begriff wohl jeder etwas anderes vorstellen.

Du kannst vielleicht Atomkraftgegner in ÖDP und NDP finden, die nicht als links einzuschätzen wären, militante Feministinnen, die nicht mehr als links einzuschätzen wären, dennoch würde ich diese Haltungen tendenziell links einordnen; wenn es auch nur aufgrund der Herkunft dieser Themen wäre und welche politische Clientel sich als erster deren bediente.

Das Thema Atomkraft ist nun politisch relativ leicht einzuordnen, die Links-Mitte Regierung hatte den Ausstieg schon mal beschlossen gehabt, die Rechts-Mitte Regierung begann nach der Machtübernahme mit dem Bau weiterer Atomkraftwerke.

Eine Berufung auf den Skinhead, der von der NPD wohin gekarrt wurde, um seine Anti-Atomkraftparolen rauszuschreien, sähe ich in dem Falle als relativ irrelevant, da diese politische Strömung in Deutschland kaum eine Rolle spielt.




Links, na ja, hilft vielleicht nicht unbedingt weiter. Sagen wir mal egalitär angehaucht. Klar war die Klientel der SPD auch immer das Linke Spektrum bis hin zu den Sozialisten, was sich aber zunächst mal geändert haben dürfte. Diese Klientel (bis auf die Sozialisten nat. ) versuchte und versucht die CDU aber gleichsam zu bedienen, insbesondere in der Sozial-, Gesundheits- und Rentenpolitik (was sich aber auch bald ändern dürfte).
Womit wir wieder bei dir und deiner (ironischen?) Aussage wären, daß ja eigentlich bis auf die FDP nur Sozialisten im Bundestag sitzen.
Beim Blick auf die FDP fällt allerdings auf, daß diese Partei auch den Spagat zwischen konservativer und liberaler Gesellschaftspolitik betreibt (Homoehe), während die Wirtschaftspolitik andererseits kaum konservativ genannt werden kann.



Ich habe ehrlich gesagt den Eindruck, du beziehst dich auf ältere klassischere Links-Rechts-Begriffe!


Was hat die CDU dagegenzusetzen? Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und des EU-Beitritts der Türkei wird mittelfristig nicht zur Profilbildung reichen und wie Alex schon schrieb, wird der Bogen von CDA bis Kirchhof auch nicht auf Dauer glaubhaft zu halten sein.


Das sind wirklich mittelfristige Perspektiven und die Gedanken darüber, welche Themen sie besetzen kann. Dazu werden sich immer wieder Themen ergeben, deshalb braucht man sich keine Sorgen um die Union zu machen.

Ich sehe auch nicht, dass sie die Mitte geräumt hätte und diese konkrete Wahl wirklich eher als das Resultat eines schlechten Wahlkampfes.


Der Bonus christlich dürfte auch schmelzen, bedenkt man die gesellschaftliche Entwicklung.

Das z.B. ist eine durchaus langfristig eine Entwicklung, die sich nachteilhaft für die Union auswirken kann. Ob der christliche Glauben dauerhaft abnehmen wird, sehe ich gar nicht als so klar an, aber selbst wenn nicht, bedient die Union diese Klientel immer weniger!

Biskra
20.09.2005, 09:21
Dann teile doch mal bitte mit, was für dich rechts / links und konservativ bedeuten.