umananda
17.12.2012, 08:27
Frankfurt am Main,
10. August 1965
Sehr geehrter Herr Handke,
ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß wir nach genauer Lektüre Ihres Manuskriptes uns entschieden haben, Ihre Arbeit in den Suhrkamp Verlag zu übernehmen. Ich glaube, daß sich Ihre Arbeit neben denen von Peter Weiss und Ror Wolf gut ausnehmen und die Perspektiven dieser Autoren weiterführen wird.
Nun scheint mir freilich ein Gespräch über Einzelheiten erforderlich zu sein. In Ihrem Manuskript befinden sich manche Austriazismen und auch einige umständliche Formulierungen, an denen doch noch gefeilt werden sollte. Es wäre das beste, könnte dies in einem Gespräch geschehen. Führt Sie Ihr Weg ohnehin einmal nach Frankfurt?
Wenn wir im Laufe der Monate September oder Oktober eine Verständigung darüber herbeiführen könnten, so würden wir das Buch noch in der ersten Hälfte 1966 herausgeben. Ich freue mich sehr, daß ich Ihnen dies mitteilen kann. Ich sehe Ihr Manuskript gerne bei uns als Buch.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Unseld
http://www.suhrkamp.de/autorenfotos/220/1738_handke_peter.jpg
Mit diesem Brief wurde nicht nur eine lange und wichtige Phase im deutschsprachigen Literaturbetrieb eingeleitet, sondern dieser Brief war auch der Beginn einer Freundschaft zwischen dem Verleger Siegfried Unseld und dem Schriftsteller Peter Handke, der wie kaum ein anderer seit diesem Tag bis heute einer der wichtigsten Vertreter der modernen deutschen Literatur ist.
Peter Handke wird entweder verehrt oder abgelehnt. Kaum ein Schriftsteller hat so oft die Gräben aufgezeigt, die immer noch für eine unversöhnliche ideologische Aufteilung stehen ... es waren die slowenischen Wurzeln Handkes, die Handkes Blicke auf Jugoslawien milder machten und dieser typische Handke´schen Blick forderte ein anderes Hinschauen auf Serbien ein ... im Grunde eine Aufforderung, dass wir genauer hinschauen sollten, wenn wir schon unbedingt ein Urteil fällen müssen.
Dieses Urteilen, dem kein genaues Hinschauen vorausgeht, gestaltet sich immer etwas schwierig, wenn man einem Text von Peter Handke gegenübersteht.
Nun ist der große Peter Handke siebzig Jahre alt geworden und der Suhrkamp Verlag hat in einer schönen Ausgabe den Briefwechsel des Verlegers Siegfried Unseld und Peter Handke veröffentlicht. Über vierzig Jahre ... Gespräche, Gedanken und auch so mancher Holzsplitter, der den eigenen Blick nicht zu trüben vermag.
http://relevant.at/system/galleries/upload/1/5/7/830063/25310280810504646_BLD_Online.jpg
Ein Österreicher .... der wohl mit einem deutschen Verleger gemeinsam ... nahezu der beste Repräsentant der deutschen Literatur ist, ganz gleich wie man auch zu ihm stehen mag. Peter Handke ist der große deutschsprachige Schriftsteller unserer Tage.
Herzlichen Glückwunsch ... Herr Handke.
Servus umananda
Peter Handke, Siegfried Unseld
Der Briefwechsel (http://www.suhrkamp.de/buecher/der_briefwechsel-peter_handke_42339.html)
10. August 1965
Sehr geehrter Herr Handke,
ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß wir nach genauer Lektüre Ihres Manuskriptes uns entschieden haben, Ihre Arbeit in den Suhrkamp Verlag zu übernehmen. Ich glaube, daß sich Ihre Arbeit neben denen von Peter Weiss und Ror Wolf gut ausnehmen und die Perspektiven dieser Autoren weiterführen wird.
Nun scheint mir freilich ein Gespräch über Einzelheiten erforderlich zu sein. In Ihrem Manuskript befinden sich manche Austriazismen und auch einige umständliche Formulierungen, an denen doch noch gefeilt werden sollte. Es wäre das beste, könnte dies in einem Gespräch geschehen. Führt Sie Ihr Weg ohnehin einmal nach Frankfurt?
Wenn wir im Laufe der Monate September oder Oktober eine Verständigung darüber herbeiführen könnten, so würden wir das Buch noch in der ersten Hälfte 1966 herausgeben. Ich freue mich sehr, daß ich Ihnen dies mitteilen kann. Ich sehe Ihr Manuskript gerne bei uns als Buch.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Unseld
http://www.suhrkamp.de/autorenfotos/220/1738_handke_peter.jpg
Mit diesem Brief wurde nicht nur eine lange und wichtige Phase im deutschsprachigen Literaturbetrieb eingeleitet, sondern dieser Brief war auch der Beginn einer Freundschaft zwischen dem Verleger Siegfried Unseld und dem Schriftsteller Peter Handke, der wie kaum ein anderer seit diesem Tag bis heute einer der wichtigsten Vertreter der modernen deutschen Literatur ist.
Peter Handke wird entweder verehrt oder abgelehnt. Kaum ein Schriftsteller hat so oft die Gräben aufgezeigt, die immer noch für eine unversöhnliche ideologische Aufteilung stehen ... es waren die slowenischen Wurzeln Handkes, die Handkes Blicke auf Jugoslawien milder machten und dieser typische Handke´schen Blick forderte ein anderes Hinschauen auf Serbien ein ... im Grunde eine Aufforderung, dass wir genauer hinschauen sollten, wenn wir schon unbedingt ein Urteil fällen müssen.
Dieses Urteilen, dem kein genaues Hinschauen vorausgeht, gestaltet sich immer etwas schwierig, wenn man einem Text von Peter Handke gegenübersteht.
Nun ist der große Peter Handke siebzig Jahre alt geworden und der Suhrkamp Verlag hat in einer schönen Ausgabe den Briefwechsel des Verlegers Siegfried Unseld und Peter Handke veröffentlicht. Über vierzig Jahre ... Gespräche, Gedanken und auch so mancher Holzsplitter, der den eigenen Blick nicht zu trüben vermag.
http://relevant.at/system/galleries/upload/1/5/7/830063/25310280810504646_BLD_Online.jpg
Ein Österreicher .... der wohl mit einem deutschen Verleger gemeinsam ... nahezu der beste Repräsentant der deutschen Literatur ist, ganz gleich wie man auch zu ihm stehen mag. Peter Handke ist der große deutschsprachige Schriftsteller unserer Tage.
Herzlichen Glückwunsch ... Herr Handke.
Servus umananda
Peter Handke, Siegfried Unseld
Der Briefwechsel (http://www.suhrkamp.de/buecher/der_briefwechsel-peter_handke_42339.html)