Felix Krull
25.11.2012, 22:23
Ich weiß nicht genau wohin das am besten passt, aber der Vorgang ist einfach viel zu gut, um ihn unter den Tisch fallen zu lassen.
Der Schriftsteller Michael Klonovsky, den die Gutmenschen wegen seiner rasiermesserscharfen Feder mindestens so sehr fürchten wie sie ihn hassen, schreibt u.a. für den FOCUS. Dort gibt er unter der Überschrift "Zwischenruf" ab und zu einen Kommentar zum Zeitgeschehen von sich.
Die Reaktionen auf seinen jüngsten Kommentar haben es allerdings in sich. Ein vor Wut schäumender Mob völlig enthemmter, rasender Gutmenschen fordert seinen Kopf und will Blut sehen.
Der Stein des Anstoßes ist dieser "Zwischenruf":
Es ist genug!
Schwule Fußballer sollen sich »outen«, fordern Politiker und Funktionäre. Aber das Stadion ist der falsche Ort für die Erzwingung von Toleranz/Ein Focus-Kommentar übelster Sorte, liebevoll garniert mit einigen auf ihn folgenden Reaktionen (to be ggfs. continued)
Unsere Volkspädagogen haben ein neues Betätigungsfeld entdeckt: das Fußballstadion. Die Bundeskanzlerin höchstselbst stellt sich an die Spitze derer, die homosexuelle Fußball-Profis zu einem sogenannten Outing ermutigen wollen. „Dass immer noch Ängste bestehen, was das eigene Umfeld anbelangt, müssen wir zur Kenntnis nehmen“, sprach Frau Merkel. „Aber wir können ein Signal geben.“
Der rheinland-pfälzische Innen- und Sportminister Roger Lewentz wandte sich an „Vereine und Fans“ mit den Worten: „Sie alle darf ich ermutigen, aufzustehen und klarzustellen: Homophobie gehört weder auf den Sportplatz noch in die Gesellschaft. Niemand darf Angst haben, mit seiner Identität auch offen umzugehen.“
Nur: Wem soll das Bekenntnis eines Fußballers, er sei schwul, etwas nützen? Den Schiedsrichtern? Möchtegern-Spielerfrauen auf dem zeitweiligen Holzweg? Dem Bundestrainer? Den Betroffenen wohl am allerwenigsten. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt insgesamt deutlich mehr gegnerische Fans als eigene. Spieler können von einer Selbstoffenbarung nicht profitieren. Deshalb wollen sie auch nicht.
Homosexuellen-Probleme sind in letzter Zeit in der Öffentlichkeit ausgiebig behandelt worden: von der Hinterbliebenenrente bis zur Erbschaftsteuer, vom Ehegatten-Splitting bis zum Adoptionsrecht. Angesichts der Tatsache, dass die Probleme der Schwulen und Lesben für die Zukunft dieser Republik eher sekundär sind, vielleicht zu ausgiebig. Über das erschütternde Ausmaß der Homosexuellen-Diskriminierung kann sich der Zeitgenosse auf den alljährlichen Christopher Street Days ein Bild machen, sofern er das schwul-lesbische Massenknutschen anlässlich des Papstbesuchs verpasst hat.
Das Fußballstadion aber ist eine archaische Sphäre. Auf dem Platz imitieren Männer das Jagdrudel von ehedem und kämpfen gegen ein anderes Rudel. Die Ränge bilden den Ort der Parteinahme, der emotionalen Aufwallung, der Enthemmung, der Triebabfuhr. Das Stadion gehört zu den raren Klausuren, wo der von Verhaltensvorschriften und Tabus umstellte moderne Mensch sich noch gehen lassen kann. Die Fankurve ist die letzte Bastion gegen den Totalitarismus der Toleranzerzwinger. Hier hüten von den Medien sonst gern übersehene Normalos das heilige Feuer des temporären Menschenrechts, sich danebenzubenehmen, zu fluchen, zu höhnen, sich maßlos zu echauffieren und dem Gegner unzivilisierte Beleidigungen zuzubrüllen.
Wer dort in irgendeiner Weise hineinmaßregeln will, kann sich darauf verlassen, dass unangemessene, ja pöbelhafte Reaktionen aus dem Publikum folgen. Und damit wäre wohl auch die Frage beantwortet, wem bekennend schwule Fußballer etwas nützen würden. Es gibt eine gewisse Klientel, deren Lebensglück und oft auch -unterhalt davon abhängen, dass sie Diskriminierungen aufspürt und anprangert. Diese Lobby will ihre Aufgabe bestätigt sehen, indem sie nachweist, dass die Fankurve „homophob“ ist (so wie die „Mitte“ angeblich „extremistisch“) und noch unendlich viel erzieherische Arbeit zu tun bleibt.
Es ist aber nicht einzusehen, warum sich die heterosexuelle Mehrheit auch noch auf dem Fußballplatz mit schwulen Coming-outs beschäftigen soll. Die Grenzen der gebotenen Toleranz sind erreicht, wenn sie in Belästigung umzuschlagen beginnt.
Erschienen in Focus 41/2012, S. 123
Und so fallen die Reaktionen der Leser aus:
„Es ist eine absolute Schande das ein solch renommiertes Magazin es nötig hat die Anti-Homo-Propaganda eines scheinbar in die Jahre gekommenen Journalisten, wie Herrn Michael Klonovksy, abzudrucken! Der komplette Artikel/Kommentar ist in höchstem Maße unprofessionell, hat keinen journalistischen Wert und sollte somit auch keine Plattform finden!“
„Ich bin zutiefst schockiert über die neue Ausgabe Ihrer Zeitschrift. Meinen Augen konnte ich nicht trauen als ich den Artikel von Michael Klonovksy lesen durfe. (...) So ein Rassismus und intolerenz darf man ja wohl selten erleben. Das ist eine blanke Unverschämtheit von diesem Mann. Jetzt ist die Frage, ob dieser Pfosten wohl nicht die Menschheit ‚belästigt’ und nicht andersrum. Frechheit welche rechtsextremen Nazis in Ihrer Zeitung zu Wort kommen dürfen! Ich frage mich ernsthaft woher er sich dieses Recht nimmt so über andere zu urteilen. Grundrechte ist mir das einzige was einfällt, denn einen sozialen Status hat diese Ratte wohl nicht. ihr schandblatt werde ich - bestimmt NICHT auch mehr kaufen. Das wars.“
„Ich bin angewidert von diesem Artikel! Dass Sie im Jahr 2012 für so etwas Platz machen ist auf sehr vielfältige Weise schlichtweg abartig. Sie sollten sich schämen!
„Es ist schockierend, dass der sogenannte ‚Zwischenruf’, der von Michael Klonovsky veröffentlicht wurde. Es wundert mich überhaupt erwähnen zu müssen, dass ein Journal wie Focus keine rassistischen oder homophoben Artikel veröffentlichen wollte. Der ganze Artikel ist von vorne bis hinten diskriminierend und unverschämt.“
„Arschloch! Nazi-Sau!“
[...]
Es ist genug! (http://nullrefer.com/?http://www.michael-klonovsky.de/content/view/167/42/)
Der Schriftsteller Michael Klonovsky, den die Gutmenschen wegen seiner rasiermesserscharfen Feder mindestens so sehr fürchten wie sie ihn hassen, schreibt u.a. für den FOCUS. Dort gibt er unter der Überschrift "Zwischenruf" ab und zu einen Kommentar zum Zeitgeschehen von sich.
Die Reaktionen auf seinen jüngsten Kommentar haben es allerdings in sich. Ein vor Wut schäumender Mob völlig enthemmter, rasender Gutmenschen fordert seinen Kopf und will Blut sehen.
Der Stein des Anstoßes ist dieser "Zwischenruf":
Es ist genug!
Schwule Fußballer sollen sich »outen«, fordern Politiker und Funktionäre. Aber das Stadion ist der falsche Ort für die Erzwingung von Toleranz/Ein Focus-Kommentar übelster Sorte, liebevoll garniert mit einigen auf ihn folgenden Reaktionen (to be ggfs. continued)
Unsere Volkspädagogen haben ein neues Betätigungsfeld entdeckt: das Fußballstadion. Die Bundeskanzlerin höchstselbst stellt sich an die Spitze derer, die homosexuelle Fußball-Profis zu einem sogenannten Outing ermutigen wollen. „Dass immer noch Ängste bestehen, was das eigene Umfeld anbelangt, müssen wir zur Kenntnis nehmen“, sprach Frau Merkel. „Aber wir können ein Signal geben.“
Der rheinland-pfälzische Innen- und Sportminister Roger Lewentz wandte sich an „Vereine und Fans“ mit den Worten: „Sie alle darf ich ermutigen, aufzustehen und klarzustellen: Homophobie gehört weder auf den Sportplatz noch in die Gesellschaft. Niemand darf Angst haben, mit seiner Identität auch offen umzugehen.“
Nur: Wem soll das Bekenntnis eines Fußballers, er sei schwul, etwas nützen? Den Schiedsrichtern? Möchtegern-Spielerfrauen auf dem zeitweiligen Holzweg? Dem Bundestrainer? Den Betroffenen wohl am allerwenigsten. Das hat einen einfachen Grund: Es gibt insgesamt deutlich mehr gegnerische Fans als eigene. Spieler können von einer Selbstoffenbarung nicht profitieren. Deshalb wollen sie auch nicht.
Homosexuellen-Probleme sind in letzter Zeit in der Öffentlichkeit ausgiebig behandelt worden: von der Hinterbliebenenrente bis zur Erbschaftsteuer, vom Ehegatten-Splitting bis zum Adoptionsrecht. Angesichts der Tatsache, dass die Probleme der Schwulen und Lesben für die Zukunft dieser Republik eher sekundär sind, vielleicht zu ausgiebig. Über das erschütternde Ausmaß der Homosexuellen-Diskriminierung kann sich der Zeitgenosse auf den alljährlichen Christopher Street Days ein Bild machen, sofern er das schwul-lesbische Massenknutschen anlässlich des Papstbesuchs verpasst hat.
Das Fußballstadion aber ist eine archaische Sphäre. Auf dem Platz imitieren Männer das Jagdrudel von ehedem und kämpfen gegen ein anderes Rudel. Die Ränge bilden den Ort der Parteinahme, der emotionalen Aufwallung, der Enthemmung, der Triebabfuhr. Das Stadion gehört zu den raren Klausuren, wo der von Verhaltensvorschriften und Tabus umstellte moderne Mensch sich noch gehen lassen kann. Die Fankurve ist die letzte Bastion gegen den Totalitarismus der Toleranzerzwinger. Hier hüten von den Medien sonst gern übersehene Normalos das heilige Feuer des temporären Menschenrechts, sich danebenzubenehmen, zu fluchen, zu höhnen, sich maßlos zu echauffieren und dem Gegner unzivilisierte Beleidigungen zuzubrüllen.
Wer dort in irgendeiner Weise hineinmaßregeln will, kann sich darauf verlassen, dass unangemessene, ja pöbelhafte Reaktionen aus dem Publikum folgen. Und damit wäre wohl auch die Frage beantwortet, wem bekennend schwule Fußballer etwas nützen würden. Es gibt eine gewisse Klientel, deren Lebensglück und oft auch -unterhalt davon abhängen, dass sie Diskriminierungen aufspürt und anprangert. Diese Lobby will ihre Aufgabe bestätigt sehen, indem sie nachweist, dass die Fankurve „homophob“ ist (so wie die „Mitte“ angeblich „extremistisch“) und noch unendlich viel erzieherische Arbeit zu tun bleibt.
Es ist aber nicht einzusehen, warum sich die heterosexuelle Mehrheit auch noch auf dem Fußballplatz mit schwulen Coming-outs beschäftigen soll. Die Grenzen der gebotenen Toleranz sind erreicht, wenn sie in Belästigung umzuschlagen beginnt.
Erschienen in Focus 41/2012, S. 123
Und so fallen die Reaktionen der Leser aus:
„Es ist eine absolute Schande das ein solch renommiertes Magazin es nötig hat die Anti-Homo-Propaganda eines scheinbar in die Jahre gekommenen Journalisten, wie Herrn Michael Klonovksy, abzudrucken! Der komplette Artikel/Kommentar ist in höchstem Maße unprofessionell, hat keinen journalistischen Wert und sollte somit auch keine Plattform finden!“
„Ich bin zutiefst schockiert über die neue Ausgabe Ihrer Zeitschrift. Meinen Augen konnte ich nicht trauen als ich den Artikel von Michael Klonovksy lesen durfe. (...) So ein Rassismus und intolerenz darf man ja wohl selten erleben. Das ist eine blanke Unverschämtheit von diesem Mann. Jetzt ist die Frage, ob dieser Pfosten wohl nicht die Menschheit ‚belästigt’ und nicht andersrum. Frechheit welche rechtsextremen Nazis in Ihrer Zeitung zu Wort kommen dürfen! Ich frage mich ernsthaft woher er sich dieses Recht nimmt so über andere zu urteilen. Grundrechte ist mir das einzige was einfällt, denn einen sozialen Status hat diese Ratte wohl nicht. ihr schandblatt werde ich - bestimmt NICHT auch mehr kaufen. Das wars.“
„Ich bin angewidert von diesem Artikel! Dass Sie im Jahr 2012 für so etwas Platz machen ist auf sehr vielfältige Weise schlichtweg abartig. Sie sollten sich schämen!
„Es ist schockierend, dass der sogenannte ‚Zwischenruf’, der von Michael Klonovsky veröffentlicht wurde. Es wundert mich überhaupt erwähnen zu müssen, dass ein Journal wie Focus keine rassistischen oder homophoben Artikel veröffentlichen wollte. Der ganze Artikel ist von vorne bis hinten diskriminierend und unverschämt.“
„Arschloch! Nazi-Sau!“
[...]
Es ist genug! (http://nullrefer.com/?http://www.michael-klonovsky.de/content/view/167/42/)