Mohammed
16.09.2005, 16:49
orliebe für teuren Fisch wurde ihm zum Verhängnis
Nach einem jahrelangen Krieg von Mafia-Clans mit Dutzenden Toten ist der Polizei in Neapel der mächtigste Camorra-Pate ins Netz gegangen. Der mutmaßliche Chef des sizilianischen Drogenhandels, Paolo di Lauro, konnte in einer Wohnung überwältigt werden.
Von Jörg Seisselberg, ARD-Hörfunkstudio Rom
Großansicht des Bildes Grafik: Verhaftung von Paulo di Lauro in Neapel]
Das Ende kam im Morgengrauen. Jahrelang war der gefährlichste Camorra-Boss der Polizei entwischt. Heute früh aber gab es für Paolo di Lauro kein Entkommen mehr. Die Polizei hatte sein Versteck, die Wohnung einer Bekannten in Neapel, umstellt. Als der mächtige Mafia-Pate von den Fahndern aus dem Schlaf gerissen wurde, leistete er keinen Widerstand.
Für Italiens Polizei ist die Festnahme di Lauros der seit langem größte Erfolg im Kampf gegen die Camorra, die neapolitanische Mafia. Mit dem Clanchef haben die Ermittler den Mann hinter Gitter gebracht, der als mutmaßlicher Drahtzieher des blutigen Drogenkriegs in der Stadt gilt. Innerhalb eines Jahres kamen bei der Auseinandersetzung über 100 Menschen ums Leben. Immer wieder schossen professionelle Killer auf offener Straße, meistens waren Mafia-Mitglieder die Opfer, teilweise aber starben auch Unbeteiligte.
Kochtöpfe gegen Carabinieri
Für die Polizei war die Lage in den Camorra-Stadtteilen Scampìa und Secondigliano teilweise völlig außer Kontrolle geraten. Unter anderem mit Straßensperren versuchten sie die Ordnung wieder herzustellen. Dabei wurden sie mehrfach von Sympathisanten der Kriminellen angegriffen, in einem Fall warfen Frauen aus Camorra-Familien mit Töpfen auf Carabinieri, Jugendliche zerstörten Polizeiautos.
Auslöser des seit Jahrzehnten blutigsten Mafia-Kriegs in Neapel war der Streit um Einfluss im Drogengeschäft. Der Rauschgifthandel der Camorra war lange Zeit in der Hand des jetzt festgenommenen Paolo di Lauro. Im Laufe des vergangenen Jahres aber, so die Erkenntnisse der Polizei, versuchten rivalisierende Camorra-Familien ebenfalls mit Heroin- und Kokainhandel Geld zu machen. Auf diese Herausforderung reagierte di Lauro, genannt "Der Millionär", mit brutaler Härte. Teilweise, so die Ermittler, ließ er Verwandte der Konkurrenz-Bosse im 48-Stunden-Rhythmus ermorden.
Jahresumsatz rund 16 Milliarden Euro
Beim Drogengeschäft der Camorra geht es um gigantische Summen. Jährlich, schätzt die Polizei, nimmt die kriminelle Organisation in Neapel durch den Rauschgifthandel rund 16 Milliarden Euro ein. Die Drogen werden in die ganze Welt weiterverkauft, unter anderem auch nach Deutschland.
Italiens Regierung reagierte erleichtert auf den Fahnungserfolg. Die Festnahme di Lauros zeige, so Innenminister Giuseppe Pisanu, dass Neapel nicht in der Hand der Kriminiellen ist. Der Staat sei in der Lage, Recht und Ordnung durchzusetzen: "Der Mythos di Lauro endet dort, wo er hingehört - im Gefängnis." Der Chef der Anti-Mafia-Kommission im Parlament, Roberto Centaro, spricht von einem "glücklichen Tag für Italien". Der Staat habe bewiesen, dass er in der Lage sei, der organisierten Kriminalität die Stirn zu bieten.
Genugtuung herrscht auch in Neapel. Regionalpräsident Antonio Bassolino gratulierte den Fahndern zu ihrem Erfolg. Gleichzeitig aber sorgt für Stirnrunzeln, dass der mit Haftbefehl gesuchte Mafiaboss nicht in einem entlegenen Versteck, sondern mitten in seinem Heimatstadtteil Secondigliano festgenommen wurde, nur wenige Schritte von seiner Wohnung entfernt. Dies deute darauf hin, heißt es im italienischen Fernsehen, dass di Lauro sich bislang relativ unbehelligt bewegen konnte und in dem Viertel offensichtlich viele Helfer besaß.
Der Fisch war sein Verhängnis
Zum Verhängnis geworden ist dem Paten offensichtlich seine Vorliebe für teuren Fisch. Die Polizei kam dem Feinschmecker di Lauro auf die Spur, weil sie seine Leibgerichte kannte. Eine Frau war auf dem Fischmarkt in Secondigliano aufgefallen, da sie fast täglich teuersten Fisch kaufte, unter anderem Lachs. Die Polizei verfolgte die Frau - und fand das Versteck des mächtigen Mafiabosses.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4755612_REF3,00.html
Wie geht es nun weiter ? Übernimmt ein anderer das Geschäft oder gibt es womöglich weitere Kämpfe durch ein enstehendes Machvakuum ?
Nach einem jahrelangen Krieg von Mafia-Clans mit Dutzenden Toten ist der Polizei in Neapel der mächtigste Camorra-Pate ins Netz gegangen. Der mutmaßliche Chef des sizilianischen Drogenhandels, Paolo di Lauro, konnte in einer Wohnung überwältigt werden.
Von Jörg Seisselberg, ARD-Hörfunkstudio Rom
Großansicht des Bildes Grafik: Verhaftung von Paulo di Lauro in Neapel]
Das Ende kam im Morgengrauen. Jahrelang war der gefährlichste Camorra-Boss der Polizei entwischt. Heute früh aber gab es für Paolo di Lauro kein Entkommen mehr. Die Polizei hatte sein Versteck, die Wohnung einer Bekannten in Neapel, umstellt. Als der mächtige Mafia-Pate von den Fahndern aus dem Schlaf gerissen wurde, leistete er keinen Widerstand.
Für Italiens Polizei ist die Festnahme di Lauros der seit langem größte Erfolg im Kampf gegen die Camorra, die neapolitanische Mafia. Mit dem Clanchef haben die Ermittler den Mann hinter Gitter gebracht, der als mutmaßlicher Drahtzieher des blutigen Drogenkriegs in der Stadt gilt. Innerhalb eines Jahres kamen bei der Auseinandersetzung über 100 Menschen ums Leben. Immer wieder schossen professionelle Killer auf offener Straße, meistens waren Mafia-Mitglieder die Opfer, teilweise aber starben auch Unbeteiligte.
Kochtöpfe gegen Carabinieri
Für die Polizei war die Lage in den Camorra-Stadtteilen Scampìa und Secondigliano teilweise völlig außer Kontrolle geraten. Unter anderem mit Straßensperren versuchten sie die Ordnung wieder herzustellen. Dabei wurden sie mehrfach von Sympathisanten der Kriminellen angegriffen, in einem Fall warfen Frauen aus Camorra-Familien mit Töpfen auf Carabinieri, Jugendliche zerstörten Polizeiautos.
Auslöser des seit Jahrzehnten blutigsten Mafia-Kriegs in Neapel war der Streit um Einfluss im Drogengeschäft. Der Rauschgifthandel der Camorra war lange Zeit in der Hand des jetzt festgenommenen Paolo di Lauro. Im Laufe des vergangenen Jahres aber, so die Erkenntnisse der Polizei, versuchten rivalisierende Camorra-Familien ebenfalls mit Heroin- und Kokainhandel Geld zu machen. Auf diese Herausforderung reagierte di Lauro, genannt "Der Millionär", mit brutaler Härte. Teilweise, so die Ermittler, ließ er Verwandte der Konkurrenz-Bosse im 48-Stunden-Rhythmus ermorden.
Jahresumsatz rund 16 Milliarden Euro
Beim Drogengeschäft der Camorra geht es um gigantische Summen. Jährlich, schätzt die Polizei, nimmt die kriminelle Organisation in Neapel durch den Rauschgifthandel rund 16 Milliarden Euro ein. Die Drogen werden in die ganze Welt weiterverkauft, unter anderem auch nach Deutschland.
Italiens Regierung reagierte erleichtert auf den Fahnungserfolg. Die Festnahme di Lauros zeige, so Innenminister Giuseppe Pisanu, dass Neapel nicht in der Hand der Kriminiellen ist. Der Staat sei in der Lage, Recht und Ordnung durchzusetzen: "Der Mythos di Lauro endet dort, wo er hingehört - im Gefängnis." Der Chef der Anti-Mafia-Kommission im Parlament, Roberto Centaro, spricht von einem "glücklichen Tag für Italien". Der Staat habe bewiesen, dass er in der Lage sei, der organisierten Kriminalität die Stirn zu bieten.
Genugtuung herrscht auch in Neapel. Regionalpräsident Antonio Bassolino gratulierte den Fahndern zu ihrem Erfolg. Gleichzeitig aber sorgt für Stirnrunzeln, dass der mit Haftbefehl gesuchte Mafiaboss nicht in einem entlegenen Versteck, sondern mitten in seinem Heimatstadtteil Secondigliano festgenommen wurde, nur wenige Schritte von seiner Wohnung entfernt. Dies deute darauf hin, heißt es im italienischen Fernsehen, dass di Lauro sich bislang relativ unbehelligt bewegen konnte und in dem Viertel offensichtlich viele Helfer besaß.
Der Fisch war sein Verhängnis
Zum Verhängnis geworden ist dem Paten offensichtlich seine Vorliebe für teuren Fisch. Die Polizei kam dem Feinschmecker di Lauro auf die Spur, weil sie seine Leibgerichte kannte. Eine Frau war auf dem Fischmarkt in Secondigliano aufgefallen, da sie fast täglich teuersten Fisch kaufte, unter anderem Lachs. Die Polizei verfolgte die Frau - und fand das Versteck des mächtigen Mafiabosses.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4755612_REF3,00.html
Wie geht es nun weiter ? Übernimmt ein anderer das Geschäft oder gibt es womöglich weitere Kämpfe durch ein enstehendes Machvakuum ?