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Vollständige Version anzeigen : Lex Berlusconi - Gesetzesmanipulationen - wie man die Wahlen gewinnen will !



SAMURAI
15.09.2005, 16:08
Lex Berlusconi

Wahlkampf in Italien ist anders als in Deutschland: aufgeregter, bunter, einfallsreicher. Doch was die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi derzeit vorhat, ist selbst für römische Verhältnisse atemberaubend.

Nur wenige Monate vor der Wahl und vor dem Hintergrund drohender Stimmenverluste will die Koalition das Wahlrecht ändern – nach der „neuen Version“ würde das Berlusconi- Lager deutlich besser abschneiden. Die Opposition schäumt und droht mit „totalem Boykott", selbst hartgesottene Kommentatoren sind empört. „Finaler Betrug an der Demokratie", wettert die römische Zeitung „La Repubblica“ am Donnerstag.

Umfragewerte im Keller

Wahlkampf auf italienisch: Seit Wochen gehen die Umfragewerte für das Berlusconi-Bündnis in den Keller, es heißt, der Herausforderer, Ex-EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, würde 51 Prozent der Stimmen gewinnen, zumindest nach heutigem Mehrheitswahlrecht. Nun legt die Koalition ihren Vorschlag auf den Tisch: Zurück zum vollständigen Verhältniswahlrecht samt 4-Prozent-Klausel und einem „Bonus“ für die siegreiche Koalition. Die Reform soll im Eiltempo durchs Parlament, im April soll ja gewählt werden.

„Die vergiftete Reform“

„Stimmenklau", schimpft Prodi. „Die Demokratie steht auf dem Spiel“. Selbst besonnene Beobachter verweisen darauf, dass „normalerweise“ eine Wahlrechtsänderung Zustimmung quer durch alle Parteien finden sollte. Das Ganze habe (wieder mal) den Anschein einer Reform „salva Berlusconi", einem Gesetz „zur Rettung Berlusconis", schreibt der „Corriere della Sera“ (Mailand). „Die vergiftete Reform", titelt das Blatt.

Beträchtliche Vorteile für Berlusconi

Offenbar geht es bei der Änderung nicht nur um ein paar Prozentpunkte: Rührige Wahlrechtsexperten und Rechenkünstler sind der Meinung, dass sie für Berlusconis Bündnis Casa delle Libertà (Haus der Freiheiten) ganz beträchtliche Vorteile brächte. „La Repubblica“ präsentiert eine Rechnung, nach der es sogar um Sieg oder Niederlage gehen könnte. Das Blatt geht davon aus, dass Prodis Union 50 Prozent der Stimmen bekommt, Berlusconis Casa 45 Prozent: Nach heutigem Wahlrecht würde Prodi 363 Parlamentssitze, Berlusconi 263 Sitze erhalten. Nach der „neuen Version“ sähe es umgekehrt aus: Berlusconi würde mit 340 Sitzen gewinnen, Prodi mit 290 verlieren.

Widerspruch aus den eigenen Reihen

Wieder einmal eine „Lex Berlusconi"? Seine Koalition hatte trotz massiver Proteste in den vergangenen Jahren schon mehrere Gesetze durchgedrückt, die ihm oder seinem Fernsehunternehmen Vorteile brachten: Etwa im Medienrecht, in der Justiz oder im Erbschaftrecht. Wie stets bei solchen strittigen Vorhaben meinte Berlusconi auch diesmal: „Ich persönlich kenne den Gesetzentwurf gar nicht.“ Doch heute regt sich sogar in den eigenen Reihen Widerspruch: Ausgerechnet der stellvertretende Regierungschef Giancarlo Fini rät zur Behutsamkeit.

Verhältniswahl 1993 abgeschafft

Dabei steht mehr auf dem Spiel als der Ausgang der nächsten Wahlen. Schließlich wurde das Verhältniswahlrecht erst 1993 abgeschafft, der Schritt markierte damals das Ende der italienischen „Schmiergeldrepublik“. Über 40 Jahre lang hatte das italienische Verhältniswahrecht dazu beigetragen, dass die Christdemokraten und ihre Verbündeten an der Macht blieben, dass es keinen Wechsel gab: Korruption, Vetternwirtschaft und Schlendrian waren die Folge. „Es besteht die Gefahr, dass wir in die Vergangenheit zurückfallen", warnt jetzt ein Berlusconi-Mann. Übrigens: Als das Wahlrecht 1993 geändert wurde, gab es sogar eigens ein Referendum.
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Wie im ALTEN ROM .

Berlusconi liftet nicht nur sein Gesicht, er liftet auch die Gesetze zu seinen Gunsten.

Ist ein Gesetz seinem Unternehmen im Wege - macht nix - man biegt die Gesetze hin.

Ist die Justiz hinter im her - macht nix - man ändert die Gesetze.

Sind die Umfragewerte im Keller - macht nix - man schraubt an den Wahlgesetzen.

Berlusconi wollte doch bei drohendem Wahlverlust in die Südsee verschwinden, er bleibt in Europa !

Italien ist und bleibt eine Bananenrepublik des Herrn Berlusconi. ?(



Oh - Ergänzung ist gerade mein 3000-Posting !

ThiloS
15.09.2005, 16:11
Eigentlich erstaunlich, daß dies in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt passiert - unter den Augen der verblüfften Miteuropäer.

In Italien ist jede Wahl ein Ähnlichkeitswettbewerb mit Mussolini.

Mohammed
15.09.2005, 16:13
Ich mag Berlusconi, er lächelt so schön. Die Anfeindungen gegen ihn sind aber vielfach an den Haaren herbeigezogen oder übertrieben.

SAMURAI
15.09.2005, 16:14
Eigentlich erstaunlich, daß dies in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt passiert - unter den Augen der verblüfften Miteuropäer.

In Italien ist jede Wahl ein Ähnlichkeitswettbewerb mit Mussolini.

Ja, Herr Schröder, von Lift-Face lernen heiss "Siegen" lernen. Gott sei Dank sind wir da noch ein Stück weit weg ! :D

SAMURAI
15.09.2005, 17:17
Ich mag Berlusconi, er lächelt so schön. Die Anfeindungen gegen ihn sind aber vielfach an den Haaren herbeigezogen oder übertrieben.

Ach ja, biste wieder da - schieb ab !

Libero
15.09.2005, 22:06
Eigentlich erstaunlich, daß dies in einem der fortschrittlichsten Länder der Welt passiert - unter den Augen der verblüfften Miteuropäer.

In Italien ist jede Wahl ein Ähnlichkeitswettbewerb mit Mussolini.

Sollte das neue Verhältniswahlrecht durchkommen hätte Italien ein fast identisches Wahlrecht zu Deutschland.
Und wenn Italien durch das neue Wahlrecht zu einer "Bananenrepublik" würde, darf man wohl davon ausgehen daß die Bundesrepublik längst eine ist.:]

Berlusconi ist und bleibt die absolute Nummer eins und wird triumphieren egal ob mit Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht.

SAMURAI
16.09.2005, 07:23
Sollte das neue Verhältniswahlrecht durchkommen hätte Italien ein fast identisches Wahlrecht zu Deutschland.
Und wenn Italien durch das neue Wahlrecht zu einer "Bananenrepublik" würde, darf man wohl davon ausgehen daß die Bundesrepublik längst eine ist.:]

Berlusconi ist und bleibt die absolute Nummer eins und wird triumphieren egal ob mit Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht.

Mann, als Libero eignet Du DIch wiklich nicht. Da muss man die Übersich haben. Es geht nicht darum, dass in Italien das Wahlrecht geändert wird. Es geht darum, dass Berlusconi das Wahlrecht dann ändert, wenn es ihm zur Mehrreit gereicht. Das ist Bananenrepublik.

ROM war immer schon die Hure Europas ! ?( Berlusconi ist der Zuhälter ! ?(

Libero
17.09.2005, 04:06
Mann, als Libero eignet Du DIch wiklich nicht. Da muss man die Übersich haben. Es geht nicht darum, dass in Italien das Wahlrecht geändert wird. Es geht darum, dass Berlusconi das Wahlrecht dann ändert, wenn es ihm zur Mehrreit gereicht. Das ist Bananenrepublik.

ROM war immer schon die Hure Europas ! ?( Berlusconi ist der Zuhälter ! ?(

Als im Jahr 2000 die Linke ebenfalls das Wahlrecht zu ihren Gunsten ein Jahr vor der Wahl änderte haben die deutschen Medien geschwiegen. Warum?

SAMURAI
17.09.2005, 11:46
Als im Jahr 2000 die Linke ebenfalls das Wahlrecht zu ihren Gunsten ein Jahr vor der Wahl änderte haben die deutschen Medien geschwiegen. Warum?

Weil ROM immer schon eine Hure war ?

Die Presse war immer schon eine Hure !

:))

Holsatia
19.09.2005, 18:03
Italien ist wie Rußland eine versteckte Diktatur. Das als EG-Mitglied, unglaublich. Bestimmt wird es uns bald ähnlich ergehen. Erst zersplittert die traditionelle Parteienlandschaft, dann kommt ein charismatischer Medienzar (so was wird sich bei uns auch noch finden) und regiert dann ebenfalls wie Berlusconi. Wirtschaftsliberal und Populistisch. Ich bin mal gespannt.

LuckyLuke
19.09.2005, 18:09
Dazu müssten wir Axel Springer klonen, allerdings bekommen wir anscheinend italienische Verhältnisse in Bezug auf Regierungshaltbarkeiten und sollten bei Gelegenheit - also in etwa nach der zehnten vorgezogenen Neuwahl - auch mal über das Verhältniswahlrecht nachdenken.

SAMURAI
19.09.2005, 19:57
Dazu müssten wir Axel Springer klonen, allerdings bekommen wir anscheinend italienische Verhältnisse in Bezug auf Regierungshaltbarkeiten und sollten bei Gelegenheit - also in etwa nach der zehnten vorgezogenen Neuwahl - auch mal über das Verhälniswahlrecht nachdenken.

Jeep - das passt. Man hätte doch auch in Deutschland an der Wahlschraube drehen sollen - dann wären klare Verhältnisse rausgekommen ??????? :D

Neutraler
19.09.2005, 20:06
Ich mag Berlusconi, er lächelt so schön. Die Anfeindungen gegen ihn sind aber vielfach an den Haaren herbeigezogen oder übertrieben.
Ich möchte gar nicht wissen, was du dir schon wieder reingezogen hast ;)

LuckyLuke
19.09.2005, 20:12
Jeep - das passt. Man hätte doch auch in Deutschland an der Wahlschraube drehen sollen - dann wären klare Verhältnisse rausgekommen ??????? :D
Sicher, nach englischem Wahlrecht wärs 'ne astreine schwarze Mehrheit.

http://stat.tagesschau.de/wahlarchiv/wid246/karte0.shtml

Libero
19.09.2005, 20:37
Es könnte Deutschland nichts besseres passieren als einen wie Berlusconi zu haben. Das Original bleibt aber unübertroffen. Wenn er auf Rente geht leihen wir ihn euch vielleicht aus (in 30 Jahren).

LuckyLuke
20.09.2005, 11:17
Ratlosigkeit nach der Wahl Können wir von Italien lernen?


Was jetzt in Deutschland für Aufregung sorgt, war in Italien jahrzehntelang üblich: Die Wahlergebnisse liegen vor, aber keiner weiß, wie es weitergeht. Die Italiener waren es schließlich leid, wählen zu gehen und sich hinterher anzuschauen, wie die Politiker in Rom den Wählerwillen interpretierten. Sie entschieden sich für ein neues Wahlsystem.


Jörg Seisselberg, ARD-Hörfunkstudio Rom


http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID4163038,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4774620_IMG4163026_HID4163026_POS0_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
Bildunterschrift: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi

Woran sich Deutschland gewöhnen muss, ist in Italien wohlbekannt. Bis in die 90er Jahre war es in Rom üblich, dass nach Stimmenauszählung immer mehrere Kandidaten - wie jetzt in Berlin - sagten: Ich bin der Sieger, nur ich kann das Land führen.


Bei den Jahrzehnte dominierenden Christdemokraten der DC buhlten meist sogar zwei oder drei Politiker aus einer Partei um die Rolle der Nummer eins im Land. In den 80er Jahren wurde dieser in Italien selbstverständliche Koalitionspoker nach Wahlen sogar noch unübersichtlicher. Auch kleine Parteien - wenn sie dazu gewonnen hatten - erhoben plötzlich Ansprüche auf die Position des Ministerpräsidenten - gelegentlich sogar mit Erfolg wie zum Beispiel Bettino Craxi.

Gekungel führte zur Politikverdrossenheit


Koalitionsbildung nicht durch Wählerentscheidung, sondern politische Kungelrunden - bei den Italienern führte dies im Laufe der Jahre zu tiefer Frustration. In den 80er Jahren war die Politikerverdrossenheit so hoch wie nirgendwo sonst in Europa. Weil es immer mehr Italiener leid waren, brav wählen zu gehen und sich hinterher anzuschauen, wie die Machtmenschen in Rom den Wählerwillen, oder was sie dafür hielten, ziemlich frei interpretierten. Und die Koalition zimmerten, die ihnen gerade passte.


Eine solche Regierungbildung durch Gekungel, hat in Italien nicht nur das Ansehen von Politikern und Parteien beschädigt, sondern auch eine Verfilzung der Politik begünstigt. Eine Verfilzung die in den 90er Jahren in einem gigantischen Korruptions- und Schmiergeldskandal mündete.


Für die jahrzehntelangen Probleme, nach Wahlen klare Mehrheiten zu finden, gibt es in Italien vor allem eine grundlegende Ursache: Es existierten am linken und rechten Rand des Parlaments Parteien, mit denen keiner koalieren wollte. Eine deutliche Parallele zur aktuellen Situation in Deutschland - wo es ohne die Linkspartei im Bundestag eine Mehrheit entweder von rot-grün oder schwarz-gelb gäbe.

Konsequenz: Neues Wahlsystem


Die Italiener haben aus dem Dilemma vor gut 15 Jahren die Konsequenz gezogen: Ein neues Wahlsystem muss her. Weg mit dem Verhältniswahlrecht, wie es in Deutschland gilt und nachdem jede Partei gemäß ihrer prozentualen Stärke ins Parlament einzieht. Her mit einem Mehrheitswahlsystem, ähnlich wie in Großbritannien oder Frankreich. Grundprinzip: Wer einen Wahlkreis gewinnt, zieht ins Parlament ein, die Stimmen der Verlierer fallen weitgehend unter den Tisch - eine Wahlmethode, die nach den Lehren der Politikwissenschaft radikale Parteien schwächt.


In Italien ist das Ziel, das Parteiensystem übersichtlicher zu machen, zwar nur teilweise erreicht worden. Zumindest aber hat der Wechsel des Wahlsystems zur Bildung zweier politischer Blöcke (Mitte-Rechts und Mitte-Links) geführt. Mit dem Ergebnis, dass nach den vergangenen drei Wahlen in Italien immer klar war, wer gewonnen und verloren hat und wer das Amt des Ministerpräsidenten übernimmt.

Deutschland kein Vorbild


http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID4273864,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4774620_IMG4273850_HID4273850_POS2_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
Berlusconi im Senat

Kurios: Gerade in den vergangenen Tagen gab es in Rom wieder Diskussionen, zum alten Wahlsystem der 70er und 80er Jahre zurückzukehren - unter anderem weil sich Ministerpräsident Berlusconi davon ein persönlich besseres Wahlergebnis im kommenden Jahr verspricht.


Nach den jetzigen Zahlen aus Berlin aber sagt auch sein zuständiger Minister Calderoli entsetzt: "Lassen wir bloß die Hände von einer Reform nach deutschem Vorbild." Der Ausgang zeige, so Calderoli gestern abend, Deutschland tauge nicht als Modell, das Wahlrecht dort garantiere - trotz Sperrgrenze von fünf Prozent - keine stabile Regierung. In der Tat: Die Koalitions- und Regierungsbildung in Rom ist durch das seit über zehn Jahren geltende Mehrheitswahlsystem mittlerweile einfacher als in Berlin.


Meine Reden, allerdings bedarf es eben noch ein paar Jahre Theater...

LuckyLuke
14.12.2005, 15:38
Berlusconi setzt sich durch

Senat verabschiedet Wahlrechtsänderung

Trotz massiver Proteste der Mitte-Links-Opposition hat der Senat in Rom die von Ministerpräsident Silvio Berlusconi angestrebte Wahlrechtsänderung verabschiedet. 160 Senatoren votierten dafür, 119 dagegen. Es gab sechs Enthaltungen. Nachdem die Abgeordnetenkammer bereits im Oktober zugestimmt hatte, schafft Italien damit wenige Monate vor der Parlamentswahl das Mehrheitswahlrecht ab und kehrt zur Verhältniswahl zurück. Die Opposition hält Berlusconi vor, er wolle die Änderung nur, um sich angesichts schlechter Umfragewerte eine bessere Ausgangslage für die Wahl im Frühjahr zu verschaffen

weiter unter (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5047106_REF1,00.html)

Unglaublich, aber er hat es gepackt.

Das wird bestimmt wieder witzig in Italien, wenn keine Regierung länger als 20 Monate hält.

SAMURAI
14.12.2005, 16:40
Unglaublich, aber er hat es gepackt.

Das wird bestimmt wieder witzig in Italien, wenn keine Regierung länger als 20 Monate hält.

Der will im Amt bleiben, mindestens noch 3 Liftings und 2 Haartransplantationen wird er im Amt bleiben ! :lach: :lach: :lach: :lach: :gesetz:

Libero
16.12.2005, 03:14
Ich bin zwar kein Anhäger des Verhältnisswahlrechts, wenn es aber notwendig ist um den Bolschewismus von der Macht fern zu halten ist es das kleinere Übel.