Maklercourtage vom Mieter zahlen zu lassen ist illegal

[Multiplex]

Hallo,

nach Aussage eines Rechtsanwaltes in der letzten Sendung von frontal 21 ist der Vertrag zwischen Vermieter und Makler mit der Abmachung, den Mieter die Courtage zahlen zu lassen, ein Vertrag zu Lasten Dritter und damit im Zivilrecht unzulässig. Verboten wird die Praxis deswegen aber noch lange nicht. Warum eigentlich? In anderen Ländern wären solche Zustände wie in Bananenrepubliken undenkbar. Ist der Deutsche wirklich so obrigkeitshörig, dass bis jetzt noch keiner eine Verfassungsklage eingereicht hat? Oder müsste man befürchten, dass die Verfassungsrichter mal wieder von sich geben, dass sie die Illegalität nicht erkennen können oder sich nicht zuständig fühlen und die Initiative zur Beseitigung an die Politik zurückgibt? Momentan gibt es nur eine Bundesratsinitiative und es ist fraglich, was daraus wird.

[Cinnamon]

Der Mieter zahlt die Courtage so oder so, weil sie sonst in die Miete einkalkuliert wird.

[Multiplex]

Darum geht es nicht. Wenn es in die Miete eingerechnet ist, kann es immerhin über einen viel größeren Zeitraum gestreckt werden, und außerdem gelten für Wohnungen Marktgesetze. Wenn die Wohnungsmiete zu teuer ist, nimmt sie eben keiner. Hier geht es um den Grundsatz: Wer bestellt, bezahlt auch. Dass du den Bruch mit diesem Prinzip nicht begreifst, sondern dich an der illegalen Praxis orientierst, ist mal wieder bezeichnend für deinen Horizont.

In der Sendung wird auch gesagt, dass es vorkommt, dass der Mieter einen Mietvertrag unterschreiben will und plötzlich geht eine Tür auf und ein Makler tritt in Erscheinung, von dem vorher gar keine Rede war. Plötzlich hat der Mieter eine Last am Hals, die er gar nicht wollte. Findest du das eines "Rechtstaates" würdig?

[Reilinger]

Der Mieter zahlt die Courtage so oder so, weil sie sonst in die Miete einkalkuliert wird.

Faule Ausrede. Vermieter können die Mieten auch nicht nach Lust und Laune erhöhen. Man kann sich am Mietspiegel orientieren und merkt schnell, wenn da einer zu dreist fordert. Außerdem beauftragen viele Vermieter nur deshalb einen Makler, WEIL er sie nichts kostet. Und was leisten diese Abzocker so? Sie machen drei Fotos und stellen sie ins Internet. Fertig. Viele erscheinen nicht mal zu Besichtigungsterminen, sondern überlassen diese Tätigkeit den Vormietern oder Vermietern. Alles schon zur Genüge selbst erlebt. Dieses Gesindel erscheint nur, wenn es um den Vertragsabschluß und das Abkassieren geht.
Der erste Effekt einer Gesetzesänderung wäre, daß zunächst mal ein ordentlicher Anteil an Maklern pleite ginge. Die können sich dann einen anständigen Job suchen, anstatt am Geld anderer Leute zu parasitieren. Das kann man nur umfassend begrüßen.

[Bettmaen]

Heutzutage soll man ja flexibel sein und wie ein Nomade dahin ziehen, wo's Arbeit gibt. Als wäre ein Umzug, der oft auch mit teuren Renovierungen verbunden ist, nicht teuer genug, muss man obendrein die Courtage bezahlen.

[Multiplex]

Heutzutage soll man ja flexibel sein und wie ein Nomade dahin ziehen, wo's Arbeit gibt. Als wäre ein Umzug, der oft auch mit teuren Renovierungen verbunden ist, nicht teuer genug, muss man obendrein eine Courtage zahlen.

Stimmt. Mit der Kautionszahlung, der Maklergebühr und dem Renovieren der alten Wohnung kommt so viel an Ausgaben zusammen, dass nicht Wenige lieber arbeitslos bleiben, als sich zu ruinieren. Aber das größere Ärgernis ist, dass es in Deutschland immer noch möglich ist, illegale Verträge zu schließen. Man stelle sich nur vor, wie man mit Häme überschüttet wird, wenn man einen Ehevertrag abschließt, der dann Jahrzehnte später rückwirkend neu bewertet und für unwirksam erklärt wird. Aber bei Maklerverträgen schreit nur keiner auf, weil es schon jahrzehntelang so praktiziert wird. Als wenn das ein schützenswerter Grund für dieses Lumpengesindel wäre.

[Bettmaen]

Na ja, ich bin kein Jurist, aber die meisten Juristen werden sagen, dass Vertragsfreiheit herrscht und niemand eine Wohnung mieten muss, bei der eine Courtage fällig wird. Wenn sich Vermieter und Makler einigen, dann sei das so. Nur ist diese Argumentation etwas weltfremd, wenn bei mehr als 80% der Wohnungen in den Ballungsgebieten ein Makler zwischengeschaltet ist.

[Multiplex]

Ich habe extra geschrieben, dass Verträge zu Lasten Dritter verboten sind. Dass es trotzdem so praktiziert wird, ist nicht von der Vertragsfreiheit gedeckt, sondern die geht dann von der Bedeutung her unter. Es hat nur bis jetzt keiner dagegen geklagt, weil man ja dann in Ballungsräumen de facto keine Wohnung kriegen würde. Deswegen wäre mal eine Grundsatzklage sinnvoll.