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Vollständige Version anzeigen : Christlicher Kommunismus?



Kosmopolit
11.10.2012, 02:08
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b7/Christian_communism_logo.svg

Schließen sich eigentlich Christentum und Kommunismus aus? Sind es Feinde? Ist Religion Opium für das Volk?

Ich möchte hierzu keine Partei ergreifen, sondern einfach das präsentieren worauf ich gestern gestoßen bin:


http://www.youtube.com/watch?v=j1GKKodW0UA

Ernesto Cardenal, der Befreiungstheologe und Poet aus Nicaragua, war Ehrengast des Rostocker Parteitages der Linken, wo er sich mit einer beeindruckenden Grußansprache an die Delegierten und Gäste wandte.

Auch dieses Schreiben von Rosa Luxemburg zum Thema "Kirche und Sozialismus" fand ich sehr interessant:
http://marxists.org/deutsch/archiv/luxemburg/1905/xx/kirche.htm

dr-esperanto
11.10.2012, 02:58
Marx schrieb einmal, die Religion sei die Droge (oder das Opium), das sich das Volk selber verabreiche, um sich zu trösten in diesem irdischen Tränentale. Mit solchen Leuten könne man natürlich keine Revolution machen, und deshalb müsse man die Religionen strikt verbieten. Die Kommunisten wollen als Endziel das Paradies auf Erden errichten, allerdings ohne Gott. Um dies zu erreichen, müssen die Reichen expropriiert, also enteignet werden - ich nenne das gemeinen Diebstahl. Mit Amtsgewalt muss der kommunistische Staat verhindern, dass Leute sich hocharbeiten und über andere erheben.
Ganz anders dagegen das Christentum: Jesus geht es gar nicht so sehr um diese Welt, sondern darum, dass sich die Leute um ihr Seelenheil im Jenseits kümmern (und aus diesem Grund nächstenliebend und um das Wohl der Welt besorgt sind). Der Himmel wird eines Tages auf die Erde kommen, aber das muss Gott tun, nicht die Menschen.

-jmw-
11.10.2012, 09:40
In aller Kürze: Es scheint mir im AT wie im NT zuviele positive Bezüge auf einen Schutz des Privateigentums zu geben, als dass Kommunismus oder Staatssozialismus (oder Staatskapitalismus) eine Option sein könnten.

Casus Belli
11.10.2012, 09:43
Gott was fürn Scheiß, natürlich schließen sie sich aus. Lies Marx.

Casus Belli
11.10.2012, 09:44
In aller Kürze: Es scheint mir im AT wie im NT zuviele positive Bezüge auf einen Schutz des Privateigentums zu geben, als dass Kommunismus oder Staatssozialismus (oder Staatskapitalismus) eine Option sein könnten.

Ein Gott neben oder gar über dem Obersten Generalsekretär? Niemals, Marx rotiert in der Hölle wenn der das hört.

Kosmopolit
11.10.2012, 16:23
In aller Kürze: Es scheint mir im AT wie im NT zuviele positive Bezüge auf einen Schutz des Privateigentums zu geben, als dass Kommunismus oder Staatssozialismus (oder Staatskapitalismus) eine Option sein könnten.

Was das Alte Testament betrifft muss ich dir Recht geben, im Neuen Testament sieht es dagegen anders aus, dort geht es eher um die Armen, um Spende und die Verurteilung der Reichtums. So sagte Jesus selbst: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt" (Markus 10:25).

Der theologische Fachterminus für die Verwicklung von Kommunismus und Christentum bzw. für kommunistische Ideen im Christentum, ist "Befreiungstheologie". Diese theologische Auslegung stammt aus Lateinamerika.

Es gibt auch einen sehr ausführlichen englischen Wikipedia Eintrag Christian communism (http://en.wikipedia.org/wiki/Christian_communism); dort wird die Idee vom "Christlichen Kommunismus" mit ihren theologischen Vertretern beschrieben.

Shahirrim
11.10.2012, 16:25
Ach Kosmopolit, bringst du uns jetzt das Tridentiner Konzil näher? ;)

Dort wurde ja der Kommunismus von den Jesuiten erfunden!

Kosmopolit
11.10.2012, 16:30
Ach Kosmopolit, bringst du uns jetzt das Tridentiner Konzil näher? ;)

Dort wurde ja der Kommunismus von den Jesuiten erfunden!

Ich find‘s einfach nur interessant! Wer meine Schreiben hier etwas verfolgt hat, wird wissen dass ich ein Anti-Kommunist bin!

Shahirrim
11.10.2012, 16:32
Ich find‘s einfach nur interessant! Wer meine Schreiben hier etwas verfolgt hat, wird wissen dass ich ein Anti-Kommunist bin!

Dialektik, mein Lieber! Alles Dialektik. ;)

Kosmopolit
11.10.2012, 16:34
Dialektik, mein Lieber! Alles Dialektik. ;)

Hahahaha, wer weiß ;)

-jmw-
11.10.2012, 20:07
Was das Alte Testament betrifft muss ich dir Recht geben, im Neuen Testament sieht es dagegen anders aus, dort geht es eher um die Armen, um Spende und die Verurteilung der Reichtums. So sagte Jesus selbst: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt" (Markus 10:25).
Nach einem Vers "Und ich sage euch, der nicht geben will einen Obulus zum Bau des neuen balinesischen Puppentheaters, verprügelt ihn und werft ihn in einen Käfig!" sucht man allerdings vergebens! :)

Aus christlicher Sicht spricht m.E. recht wenig dafür, dass man seinem Nachbarn zwangsweise dessen Vermögen oder Einkommen abknüpfen dürfe.


Der theologische Fachterminus für die Verwicklung von Kommunismus und Christentum bzw. für kommunistische Ideen im Christentum, ist "Befreiungstheologie". Diese theologische Auslegung stammt aus Lateinamerika.
Sach bloss! ;) :)


Es gibt auch einen sehr ausführlichen englischen Wikipedia Eintrag Christian communism (http://en.wikipedia.org/wiki/Christian_communism); dort wird die Idee vom "Christlichen Kommunismus" mit ihren theologischen Vertretern beschrieben.
Es hängt wohl u.a. ab vom Staatsverständnis.
Wer meint, der Staat seien "wir alle" und irgendwer könne allein dadurch zum Bösling werden, dass ich die Spielregeln ändere, der wird über Enteignung - und davon sprechen wir ja letztlich - anders denken als jemand, der (mit Ludwig von Mises) den Staat in der Hauptsache als (notwendigen oder überflüssigen) Totschläger sieht.

Efna
11.10.2012, 21:18
Marx schrieb einmal, die Religion sei die Droge (oder das Opium), das sich das Volk selber verabreiche, um sich zu trösten in diesem irdischen Tränentale. Mit solchen Leuten könne man natürlich keine Revolution machen, und deshalb müsse man die Religionen strikt verbieten. Die Kommunisten wollen als Endziel das Paradies auf Erden errichten, allerdings ohne Gott. Um dies zu erreichen, müssen die Reichen expropriiert, also enteignet werden - ich nenne das gemeinen Diebstahl. Mit Amtsgewalt muss der kommunistische Staat verhindern, dass Leute sich hocharbeiten und über andere erheben.
Ganz anders dagegen das Christentum: Jesus geht es gar nicht so sehr um diese Welt, sondern darum, dass sich die Leute um ihr Seelenheil im Jenseits kümmern (und aus diesem Grund nächstenliebend und um das Wohl der Welt besorgt sind). Der Himmel wird eines Tages auf die Erde kommen, aber das muss Gott tun, nicht die Menschen.

Die Religionskritik Marx hast du nicht wirklich verstanden....

dr-esperanto
12.10.2012, 00:00
"Karl Marx schloss sich in seiner Religionskritik zunächst Ludwig Feuerbach an, wie er am 10. Mai 1842 in der Rheinischen Zeitung über die christlichen Landtagsabgeordneten aus dem Ritterstande schrieb:

„Weil ferner die wirkliche Stellung dieser Herren im modernen Staate keineswegs dem Begriff entspricht, den sie von ihrer Stellung haben, weil sie in einer Welt leben, die jenseits der wirklichen liegt, weil also die Einbildungskraft ihr Herz und ihr Kopf ist, so greifen sie, in der Praxis unbefriedigt, notwendig zur Theorie, aber zur Theorie des Jenseits, zur Religion [...]“

– Karl Marx[2]

Bereits 1842 in mehreren Briefen an Arnold Ruge kritisierte Marx allerdings Feuerbachs Form der Kritik, für den Religion nur auf persönlichen Erfahrungen wie Tod, Sterblichkeit und dem Verlangen nach Liebe beruhe. Marx führte Religion stattdessen auf die politischen Zustände der Gesellschaft zurück.[3]

In der Veröffentlichung von 1844 erklärte er die feuerbachsche Kritik der Religion für Deutschland als „im wesentlichen beendigt“ und führte aus:

„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.

Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. “

– Karl Marx: Einleitung zur Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71f, zitiert nach MEW, Bd. 1, S. 378-379

Ausführlich stellte Marx seine Einstellung zur Religion dar in Zur Judenfrage, welche 1844 im gleichen Heft der Deutsch-Französischen Jahrbücher als Erwiderung auf Bruno Bauer erschien. In noch grundsätzlicherer, nicht nur die Religion sondern auch die Philosophie selbst betreffender Form verfasste Marx seine Kritik 1845 in den zu Lebzeiten unveröffentlichten Thesen über Feuerbach."
http://de.wikipedia.org/wiki/Opium_des_Volkes#Marx.27_Religionskritik

Revoli Toni
13.10.2012, 19:47
Marx schrieb einmal, die Religion sei die Droge (oder das Opium), das sich das Volk selber verabreiche, um sich zu trösten in diesem irdischen Tränentale. Mit solchen Leuten könne man natürlich keine Revolution machen, und deshalb müsse man die Religionen strikt verbieten. Die Kommunisten wollen als Endziel das Paradies auf Erden errichten, allerdings ohne Gott. Um dies zu erreichen, müssen die Reichen expropriiert, also enteignet werden - ich nenne das gemeinen Diebstahl. Mit Amtsgewalt muss der kommunistische Staat verhindern, dass Leute sich hocharbeiten und über andere erheben.

Allen die sich über andere erheben, denen gehört gehörig in den Arsch getreten.
Die Reichenfrage ließe sich mit einer Blitzentwertung des Geldes schnell lösen.


Ganz anders dagegen das Christentum: Jesus geht es gar nicht so sehr um diese Welt, sondern darum, dass sich die Leute um ihr Seelenheil im Jenseits kümmern (und aus diesem Grund nächstenliebend und um das Wohl der Welt besorgt sind). Der Himmel wird eines Tages auf die Erde kommen, aber das muss Gott tun, nicht die Menschen.

Mit anderen Worten: Christentum => Menschen, lasst euch alles gefallen... bis Gott euch rettet.

dr-esperanto
16.10.2012, 06:19
Christen sollen sich nicht selber verteidigen, aber die anderen, denen Unrecht getan wird, unbedingt. Und an die Reichen geht vom Christentum die Botschaft, nicht auf diesen Reichtum zu bauen und sich abgesichert zu glauben, denn spätestens im Sterben ist dies alles weg, das gilt auch für Kenntnisse und Fertigkeiten, auf die man sich etwas einbildet, das kann alles mit einem Schlaganfall zum Beispiel weg sein. Die Unterschiede unter den Menschen sind aber gottgewollt, sei es nun dumm und schlau, dick und dünn, reich und arm usw. in allen Schattierungen. Und wie sagte Christus: "Arme werdet ihr immer haben"