Reilinger
05.09.2012, 11:51
Ich hätte mal eine Frage an Personen, die sich juristisch ein wenig besser auskennen. Ich habe dieses Wochenende von einer Firma erfahren, die offenbar im großen Stil sogenannte "Freiberufler" beschäftigt. Auf Grundlage der Informationen, die ich inzwischen gesammelt habe, klingt es für mich aber viel mehr nach einem Fall von groß organisierter Scheinselbständigkeit. Ich fasse mal kurz zusammen:
- Die "Selbständigen" arbeiten an einem festgelegten Arbeitsplatz im Großraumbüro der Firma. Sie verwenden dort ausschließlich Büromaterial der Firma und bekommen auch die technische Infrastruktur zur Verfügung gestellt.
- Es wird ihnen vorgeschrieben, in welchen Kernzeiten sie anwesend zu sein haben und wie viele Anrufe an einem Arbeitstag zu erledigen sind (es handelt sich um eine Werbefirma).
- In der letzten Zeit war der Firmenleitung der Umsatz zu niedrig, also wurde die Zahl der Pflichtanrufe um ein Drittel erhöht. Dadurch erhöhte sich entsprechend die Arbeitszeit vor Ort.
- Die "Selbständigen" erhalten eine "Provision" von wohl etwa 250 Euro für jeden abgeschlossenen Vertrag mit einem Kunden. Schließen sie keine Verträge ab, erhalten sie nichts. Sie tragen also das volle unternehmerische Risiko allein, profitieren aber nur minimal von erfolgreichen Abschlüssen.
- Die "Selbständigen" arbeiten mit den Daten (Telefonlisten), die ihnen von der Firma zur Verfügung gestellt werden
- Die mir bekannte Person, die dort arbeitet, hat keinerlei Vertrag mit der Firma geschlossen (!). Ihre größte Angst besteht also darin, daß ihr "Arbeitsplatz" von heute auf morgen an einen anderen vergeben werden könnte, der erfolgreicher "verkauft".
- Die Personen arbeiten in Zweierteams - einer im Innen- und einer im Außendienst. Der Partner wird ihnen von der Firma jeweils zugewiesen.
- Es arbeiten dort wohl überwiegend Personen mit "schwierigen" Biographien (Ex-Knackis, Überschuldete, Langzeitarbeitslose)
Für mich als echten Selbständigen ist eine solche Konstellation ein absoluter Witz. Mal davon abgesehen, daß ich nicht glaube, daß nur einer dieser "Selbständigen" eine Umsatzsteuererklärung macht, schreit das Ganze für mich nach Ausbeutung und Scheinselbständigkeit. Angeblich arbeitet diese Firma seit 35 Jahren nach diesem Konzept. Mir gegenüber wurde begründet, daß das ja wohl schon längst aufgeflogen wäre, wenn das System wirklich illegal ist. Ich für meinen Teil denke mir, wo kein Kläger, da kein Richter. Aber vom Menschlichen her sträubt sich wirklich alles in mir, wenn ich so etwas höre. Ich kann und will nicht glauben, daß so etwas legal sein kann. Da käme ich mir gelinde gesagt auch verarscht vor und frage mich, wozu wir überhaupt noch Angestelltenverträge brauchen, wenn wir jeden Hilfsarbeiter so einfach zum Selbständigen erklären können.
Ich bin auf eure Ansichten wirklich gespannt. In jedem Fall werde ich versuchen noch mehr Informationen über diese Firma und die Zustände dort zu sammeln.
- Die "Selbständigen" arbeiten an einem festgelegten Arbeitsplatz im Großraumbüro der Firma. Sie verwenden dort ausschließlich Büromaterial der Firma und bekommen auch die technische Infrastruktur zur Verfügung gestellt.
- Es wird ihnen vorgeschrieben, in welchen Kernzeiten sie anwesend zu sein haben und wie viele Anrufe an einem Arbeitstag zu erledigen sind (es handelt sich um eine Werbefirma).
- In der letzten Zeit war der Firmenleitung der Umsatz zu niedrig, also wurde die Zahl der Pflichtanrufe um ein Drittel erhöht. Dadurch erhöhte sich entsprechend die Arbeitszeit vor Ort.
- Die "Selbständigen" erhalten eine "Provision" von wohl etwa 250 Euro für jeden abgeschlossenen Vertrag mit einem Kunden. Schließen sie keine Verträge ab, erhalten sie nichts. Sie tragen also das volle unternehmerische Risiko allein, profitieren aber nur minimal von erfolgreichen Abschlüssen.
- Die "Selbständigen" arbeiten mit den Daten (Telefonlisten), die ihnen von der Firma zur Verfügung gestellt werden
- Die mir bekannte Person, die dort arbeitet, hat keinerlei Vertrag mit der Firma geschlossen (!). Ihre größte Angst besteht also darin, daß ihr "Arbeitsplatz" von heute auf morgen an einen anderen vergeben werden könnte, der erfolgreicher "verkauft".
- Die Personen arbeiten in Zweierteams - einer im Innen- und einer im Außendienst. Der Partner wird ihnen von der Firma jeweils zugewiesen.
- Es arbeiten dort wohl überwiegend Personen mit "schwierigen" Biographien (Ex-Knackis, Überschuldete, Langzeitarbeitslose)
Für mich als echten Selbständigen ist eine solche Konstellation ein absoluter Witz. Mal davon abgesehen, daß ich nicht glaube, daß nur einer dieser "Selbständigen" eine Umsatzsteuererklärung macht, schreit das Ganze für mich nach Ausbeutung und Scheinselbständigkeit. Angeblich arbeitet diese Firma seit 35 Jahren nach diesem Konzept. Mir gegenüber wurde begründet, daß das ja wohl schon längst aufgeflogen wäre, wenn das System wirklich illegal ist. Ich für meinen Teil denke mir, wo kein Kläger, da kein Richter. Aber vom Menschlichen her sträubt sich wirklich alles in mir, wenn ich so etwas höre. Ich kann und will nicht glauben, daß so etwas legal sein kann. Da käme ich mir gelinde gesagt auch verarscht vor und frage mich, wozu wir überhaupt noch Angestelltenverträge brauchen, wenn wir jeden Hilfsarbeiter so einfach zum Selbständigen erklären können.
Ich bin auf eure Ansichten wirklich gespannt. In jedem Fall werde ich versuchen noch mehr Informationen über diese Firma und die Zustände dort zu sammeln.