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Vollständige Version anzeigen : Die Österreichische Schule



Phil
28.08.2012, 01:26
Hallo zusammen,

das hier ist mein erster Post.

In den letzten Jahren hat sich sowohl beruflich als auch denktechnisch vieles in meinem Leben getan. Ich habe viele Jahre für eine sozialistische "Gruppierung" geschrieben und agiert, doch bin ich mittlerweile froh, mich davon gelöst zu haben. Ausschlaggebend hierfür war eine intensive Beschäftigung mit der sogenannten "Österreichischen Schule" der Nationalökonomie, die mein bis dato Weltbild schrittweise auseinandernahm, insbesondere Köpfe wie Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek, Hans-Hermann Hoppe und Roland Baader.

Es war/ist erschütternd für mich, mit welch falschen Vorstellungen wir hinsichtlich des Kapitalismus von Kindesbeinen aufwachsen. Unter anderem machte mich diesbezüglich - und quasi als Einstieg - Roland Baaders Buch "Die belogene Generation. Politisch manipuliert statt zukunftsfähig informiert" darauf aufmerksam. Dieses Buch war mein Einstieg in die libertäre (NICHT liberale, denn dieser Begriff ist mittlerweile von den Sozis verseucht worden) Denkweise. Ich kann dieses Buch - wie auch andere Bücher Baaders (insbesondere "Das Kapital am Pranger" und "Geldsozialismus") nur wärmestens empfehlen. Wie oben bereits erwähnt, war ich selbst lange Zeit in sozialistischen Kreisen zugegen, habe für sie geschrieben, war für sie auf der Straße usw. Doch irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass irgendetwas "fehle" bzw. "noch im Argen liege". Ich konnte es mir jedoch nie erklären und redete mir stets ein, nur noch nicht genug zu wissen, obwohl ich mich mit der Lektüre von Marx, Engels, Lenin, Trotzki etc. auseinandergesetzt hatte. Auch die Ansätze aus den linken Kreisen konnten mich nie völlig zufriedenstellen, dennoch kämpfte ich für eine in meinen Augen "gute Sache". Heute weiß ich für mich, dass das meiste davon vollkommener, ideologieverseuchter Quark war (und ist), der auf ebenfalls vollkommen falschen Denk- und Sichtweisen basiert(e). Ich bin sehr froh darüber, diesbezüglich noch die Kurve bekommen zu haben.

Als ob es nicht genug wäre, dass der Großteil der (auch intellektuellen) Bevölkerung keinen Schimmer davon hat, was Kapitalismus wirklich ist (FREIER Markt - FREI von Politik - den wir de facto NICHT haben) und die Antipathie zuweilen im Chor kräht, ist es auch so (und das ist auch der Grund für Ersteres), dass wir bereits mit dem ganzen linken Mist, antikapitalistischer Polemik, Ökofaschismus und und und aufwachsen und ihn sowohl in den Medien als auch bereits in der Schule eingetrichtert bekommen, was ich, der selbst mittlerweile mehrere Jahre Lehrer an staatlichen Realschulen gewesen ist (jetzt nicht mehr), eindeutig bestätigen kann. Dabei ist das Gegenteil von links - wie Baader völlig richtigerweise schreibt - nicht rechts und von rechts nicht links, sondern von rechts UND links eben FREIHEITLICH!

Die Linken sind nicht die "Minderheit", die gegen das bestehende System rebellieren, sondern längst die Mehrheit. Dafür muss ich nur in eine beliebige Kneipe, auf die Straße etc. gehen und mit (jungen) Menschen ins Gespräch kommen. In der Regel höre ich den immer selben Mist und man kann ihnen nicht einmal einen Vorwurf machen. Letzteren mache ich erst dann, wenn sie, trotz schlüssiger und absolut logischer Gegenargumentation, nicht bereit sind, bestehende Denkweisen zu überdenken, was ein natürliches Merkmal für Wissenschaft jeglicher Art bedeutet. Ideologische Vereinnahmung und Verblendung, traurig, aber wahr. Heute bin ich für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass es die "Österreichische Schule" vermag, bestehende ökonomische und soziologische Denkmuster zu vernichten, aber nur, um gleichzeitig etwas Neues aufzubauen. So ging es mir damals zumindest und es war anfangs nicht leicht, sich nicht gerade wenig Irrtümer eingestehen zu müssen.

Es ist sehr "interessant", dass zwar die sog. "Austrians" (=Vertreter der Österreichischen Schule) weltweit jede mir bekannte Weltfinanzkrise vorhersagten und begründeten (die für andere Ökonomen, z.B. Keynesianer, undenkbar gewesen waren), in Deutschland aber nichts von ihnen an Universitäten gelehrt wird (dafür aber z.B. Keynesianismus ^^)

Wenn ich in diesem Zusammenhang noch einige Bücher empfehlen darf:

- Ludwig von Mises: "Vom Wert der besseren Ideen. Sechs Vorlesungen über Wirtschaft und Politik"

- Roland Baader (neben der bereits erwähnten "belogenen Generation"): "Das Kapital am Pranger. Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel" sowie "Geldsozialismus. Die wirklichen Ursachen der neuen globalen Depression"

- Friedrich A. Hayek: "Der Weg zur Knechtschaft"

- Oliver Janich: "Das Kapitalismus-Komplott. Die geheimen Zirkel der Macht und ihre Methoden"


Nun würde mich interessieren, wie hier im Allgemeinen zur "Österreichischen Schule" gestanden wird! Wie ich in anderen Threads bereits sehen konnte, ist dieses Forum glücklicherweise nicht vollkommen rot verseucht. :happy:

Liebe Grüße,
Phil

Brathering
28.08.2012, 09:10
Ich steh sehr positiv dazu! Nur leider bemühen sich die Liberalen im deutschen Sprachraum kaum bis gar nicht für sich in der Öffentlichkeit zu werben, wie es das Mises Institut in den USA z.b. macht, mit gelungenen lustigen und zugespitzten Lehrvideos zur Wirtschaft für jedermann.

Phil
30.08.2012, 02:53
Vielleicht ein Grund, warum Oliver Janich die PdV ins Leben rief.

Raczek
30.08.2012, 02:59
Die Beliebtheit der Österreicher bei Libertären ist wohl primär den sehr liberalen Ideen einiger ihrer Vordenker geschuldet. Wirtschaftswissenschaftlich hat diese Schule jedoch nichts Nennenswertes beigetragen. Aufgegossener Neoklassizismus, mehr nicht.

C-Dur
30.08.2012, 04:44
Hi, Phil;
Du hast ein ungewoehnliches Thema aufgestellt. Fuer mich ist es zu fremd und kompliziert, kurz... ich habe keine Ahnung von der Materie. Aber das Buch von Oliver Janich: "Das Kapitalismus-Komplott. Die geheimen Zirkel der Macht und ihre Methoden" interessiert mich.
Fand die Kurzbeschreibung:
Klimawandel, Überbevölkerung und Ressourcenknappheit sind nur ein paar Beispiele, die Oliver Janich in seinem Buch als Ideologien entlarvt. Der größte Mythos ist der, dass unser Geld einen tatsächlichen Wert besitzt. Das Papiergeldsystem ist die wahre Ursache der Finanzkrise und führt zur Verarmung gerade der Schwächsten in einer Gesellschaft.

Besonders diese sowie sozial denkende und umweltverbundene Menschen sind anfällig für diese Art der Propaganda. Basierend auf den Erkenntnissen der Massenpsychologie werden die Menschen durch gezielte Propaganda verunsichert, die Angst vor zukünftigen Ereignissen und Katastrophen wird bewusst geschürt. Dieses Netz aus Intrigen und Ängsten ist inzwischen so eng gesponnen, dass es nur wenige hinterfragen, geschweige denn durchschauen. Mithilfe von Logik und analytischem Verstand enttarnt Oliver Janich unzählige Lügen, die unseren Alltag bestimmen.

Und natürlich verfolgt er die Spur bis zu ihrem Ursprung zurück und identifiziert diejenigen, die von den Lügen profitieren: Eine Gruppe Superreicher ist es, die mit unseren Sorgen spielt, um ihre eigenen Interessen systematisch zu verfolgen.Letzteres ist mir nicht neu. Aber wie schuetzen wir uns davor? Was tun oder nicht tun?

Btw., sind Dir die Waldorf Schulen bekannt, und was haelst Du von denen?