PDA

Vollständige Version anzeigen : Wirtschaftskompetenz der verschiedenen Parteien



Praetorianer
03.09.2005, 17:44
Da hier von einigen überzeugten SPD-Anhängern immer wieder die These verbreitet wird, das Wahlprogramm der Union sei wirtschaftspolitisch desaströs und darauf verwiesen wrd, dass jeder, der von Wirtschaft irgendwie Ahnung hätte, das bestätigte, hier mal eine Untersuchung des DIW und des IW, das die Wahlprogramme aller im Bundestag zu erwartenden Parteien untersuchte und bewertete!
Ich zitiere an dieser Stelle mal das Ergebnis:






Die derzeitigen Regierungsparteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen ruhen sich im Wesentlichen auf
dem in dieser Legislaturperiode mit der Agenda 2010 Erreichten aus. Entsprechend rangieren ihre
Bewertungen nur zwischen ausreichend und mangelhaft. In der Arbeitsmarktpolitik wollen SPD und
Bündnis 90/Die Grünen sogar die von ihnen selbst durchgesetzten Reformen in wichtigen Punkten
wieder verwässern. Gleiches gilt für den Bereich der Besteuerung. Während beide Parteien bis kurz
vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zu Recht darauf verwiesen, die Einkommensteuersätze
auf das niedrigste Niveau seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland gesenkt zu haben,
beabsichtigen sie jetzt wieder, im oberen Einkommensbereich die Steuern zu erhöhen. Damit würden
sie jedoch einseitig der Einkommensumverteilung größeres Gewicht verschaffen, statt die Effizienz der
Besteuerung zu erhöhen. Lediglich im Bereich der Unternehmensbesteuerung zeigt die SPD mit ihrem
Vorschlag, ihre bereits auf dem Job-Gipfel vorgelegten Steuerbeschlüsse unverändert umzusetzen,
mehr Mut und geht damit bei der Körperschaftsteuer sogar weiter als die Unionsparteien. Ein
grundlegendes und langfristig tragfähiges Konzept zur Reform der Unternehmensbesteuerung hält
derzeit jedoch keine der Parteien bereit.
Im Bereich der Krankenversicherung kann noch am ehesten von einer Richtungswahl die Rede sein:
Während Rot-Grün (und auch die Linkspartei.PDS) für eine Bürgerversicherung plädieren, setzt die
Union auf die solidarische Gesundheitsprämie und die FDP auf die stärkere private Absicherung des
Krankheitsrisikos.
In nahezu allen Politikbereichen schneiden CDU/CSU und FDP zwar besser ab als die
Regierungsparteien. Allerdings sind die Bewertungsunterschiede nicht immer sehr deutlich. Lediglich
die FDP erreicht mit ihren Vorschlägen zur Reform der Krankenversicherung in Schulnoten eine Zwei
und weist damit gutes Rüstzeug auf, wenigstens einen Teil der hausgemachten Probleme zu lösen.
Bei der Bewertung des Steuerkonzeptes der FDP liegen die Institute am weitesten auseinander. Von
beiden wird die grundsätzliche Ausrichtung als sachgerecht angesehen – das DIW kritisiert aber, dass
eine ausreichend spezifizierte Gegenfinanzierung nicht gegeben ist. Die Konzepte der Linkspartei.PDS
sind hingegen durchgehend mangelhaft oder ungenügend, um den wirtschaftlichen
Wachstumsprozess anzuschieben und die demografischen Herausforderungen zu meistern. Die
Realisierung dieser Pläne würde Deutschland eher noch weiter in die Krise führen.


Detaillierter Bericht:

http://www.zdf.de/ZDFde/download/0,1896,2002504,00.pdf


Ich persönlich messe Parteien generell an ihren Taten und nicht nur an ihren Wahlkampfprogrammen, aber zumindest wollte ich mal mit dem Gerücht aufräumen, die Wirtschaftswissenschaftler präferierten die SPD-Modelle!

Kenshin-Himura
04.09.2005, 00:53
Ja, sehr bezeichnend ! Außerdem: Als Schröder die Neuwahl ankündigte, schossen doch noch am gleichen Abend die ganzen Börsenwerte in die Höhe, weil sich alle gefreut haben, dass jetzt endlich bald Merkel kommt, das sagt doch eigentlich alles !

Skorpion968
04.09.2005, 07:28
Ja, sehr bezeichnend ! Außerdem: Als Schröder die Neuwahl ankündigte, schossen doch noch am gleichen Abend die ganzen Börsenwerte in die Höhe, weil sich alle gefreut haben, dass jetzt endlich bald Merkel kommt, das sagt doch eigentlich alles !

Was sagt das denn?

Robroy
04.09.2005, 08:45
Bei Lesen des SPD-Programmes hatte ich einen ähnlichen Eindruck wie oben beschrieben - man ruht sich auf dem erreichten aus, nimmt es teilweise gar zurück.
Das Konzept der FDP zum Bürgergeld und Krankenversicherung hört sich für mich ebenfalls recht interessant an, ganz habe ich deren Programm (noch) nicht gelesen, ich denke, sie bietet da einen wirklichen Ausweg aus der derzeitigen Misere im Gesundheitssystem, Kopfpauschale und Bürgerversicherung flicken nur ein wenig an der Finanzierung des jetzigen Systems herum. Aus dem FDP-Wahlprogramm, S. 10
... schlägt die FDP einen Systemwechsel vor: den privaten Krankenversicherungsschutz mit sozialer Absicherung für alle. Jeder Bürger ist verpflichtet, einen Mindestumfang an Leistungen, die so genannten Regelleistungen, für den Krankheitsfall abzusichern. Der Verpflichtung sich zu versichern, kann er dabei bei einem Versicherer seiner Wahl nachkommen. Er ist frei darin, seinen Versicherungsschutz so zu gestalten, wie es seinen Bedürfnissen entspricht...Jeder Bürger hat bei Geburt und beim Versicherungswechsel einen Anspruch darauf, im Umfang der Regelleistungen unabhängig von seinem Gesundheitszustand ohne Risikozuschläge versichert zu werden. Um allen einen bezahlbaren Versicherungsschutz zu gewährleisten, muß jedes Krankenversicherungsunternehmen einen Pauschaltarif mit Kontrahierungszwang anbieten, der weder nach Alter, Geschlecht, Risiko
oder sonstigen Kriterien differenziert. Der soziale Ausgleich erfolgt nicht mehr wie bisher unkoordiniert und mit teilweise ungerechten Auswirkungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung, sondern über das an den einheitlichen Kriterien der Leistungsfähigkeit und Bedürftigkeit ausgerichtete Steuer- und Transfersystem. Ein entsprechender Pauschalbetrag als Bestandteil des liberalen Bürgergeldes sorgt dafür, daß auch Bürger, die nur über geringe oder gar keine finanziellen Mittel verfügen, eine Krankenversicherung abschließen können....

Grüner Simon
04.09.2005, 14:07
Eine gute Wirtschatspoltik ist nicht nur daran zu erkennen, dass die Wirtschaft gefördert wird, sondern auch daran, dass Bürger wie Staat davon profitieren. Somit spreche ich der CDU/CSU sowie der FDP noch stärker als Rot-Grün eine ernst zunehmende Wirtschaftskompetenz ab. Weiter ist eine Erhöung der Mehrwertsteuer, welche auch noch die Haushalte sanieren soll, mehr als fatal in einer Zeit in der die Wirtschaft nach Konsum schreit.

Alex
04.09.2005, 14:47
@ Bush
Es ist interessant zu beobachten wie mit allerlei Geschwafel , vorzugsweise mit anscheinend unwiderlegbaren Beweisen gewisser Institute stetig versucht wird bestimmten Beiträgen einen neutralen, aber vor allem sachlichen Anstrich zu geben nur um am Ende schlicht festzustellen dass man diesen oder jenen nicht mag (kann man auch einfacher haben: Ich mag Rot-grün nicht oder FDP macht alles besser oder Schröder hat uns heruntergewirtschaftet). Im übrigen klärt sich die Komptetenz einer Partei nicht aus ihrem Wahlprogramm, sondern aus ihrem tatsächlichen Handeln. Erst zukünftige Jahre können zeigen, ob bestimmte Vorschläge der eigenen Wirtschaft etwas bringen oder zumindest gebracht hätten. Bei den vielschichtigen Verzweigungen der Weltwirtschaft mit ihren unüberschaubaren Verbindungen undgegenseitigen Beeinflussungen halte ich es allerdings für sehr fragwürdig, ob sich überhaupt feststellen lässt auf welchem Haufen, welcher Mist gewachsen ist.

Pluto
04.09.2005, 15:06
@ Bush
Es ist interessant zu beobachten wie mit allerlei Geschwafel , vorzugsweise mit anscheinend unwiderlegbaren Beweisen gewisser Institute stetig versucht wird bestimmten Beiträgen einen neutralen, aber vor allem sachlichen Anstrich zu geben
Diese nüchterne Analyse finde ich sachlich. Wo wird von unwiderlegbaren Beweisen "geschwafelt"?


nur um am Ende schlicht festzustellen dass man diesen oder jenen nicht mag
Gefallen dir persönliche Meinungsäußerungen nicht?


(kann man auch einfacher haben: Ich mag Rot-grün nicht oder FDP macht alles besser oder Schröder hat uns heruntergewirtschaftet).
Du kritisierst ihn, weil er seine Meinung, die du nicht hören möchtest, begründet. Interessant :))


Im übrigen klärt sich die Komptetenz einer Partei nicht aus ihrem Wahlprogramm, sondern aus ihrem tatsächlichen Handeln.
Das hat er doch gesagt!


Erst zukünftige Jahre können zeigen, ob bestimmte Vorschläge der eigenen Wirtschaft etwas bringen oder zumindest gebracht hätten. Bei den vielschichtigen Verzweigungen der Weltwirtschaft mit ihren unüberschaubaren Verbindungen undgegenseitigen Beeinflussungen halte ich es allerdings für sehr fragwürdig, ob sich überhaupt feststellen lässt auf welchem Haufen, welcher Mist gewachsen ist.
Natürlich kann man das. Wenn du dir die Folgen von Hartz IV anschaust, weißt du ja wohl auch noch, wer dafür verantwortlich ist.

Jodlerkönig
04.09.2005, 17:20
Was sagt das denn?


Dir sicher nix, macht ja nix, wirst ja auch nicht bundeskanzler :2faces:

Kaiser
04.09.2005, 22:00
Wir haben sowohl die wirtschaftliche "Kompetenz" 16 Jahre lang von schwarz-gelb unter Kohl und 7 Jahre lang von rot-grün unter Schröder präsentiert bekommen.

Doch wie will man angesichts beider Leistungen ernsthaft von Kompetenz reden?

SAMURAI
04.09.2005, 22:08
Wir haben sowohl die wirtschaftliche "Kompetenz" 16 Jahre lang von schwarz-gelb unter Kohl und 7 Jahre lang von rot-grün unter Schröder präsentiert bekommen.

Doch wie will man angesichts beider Leistungen ernsthaft von Kompetenz reden?

Genau: Ich spreche immer von Wirtschafts-Kloo-Kompetenz ! :D

Manfred_g
04.09.2005, 22:20
...
Detaillierter Bericht:

http://www.zdf.de/ZDFde/download/0,1896,2002504,00.pdf



Schönen Dank für den Link! Da liege ich ja gar nicht so schlecht mt meiner Präferenz. Das sollte für jeden Wähler die Vorzugslektüre sein. 99 PDF-Seiten (FDP-Seiten? :) )in zwei Wochen sind ja auch zu schaffen. Falls nicht, wählt einfach FDP, das ist die Quintessenz :)
Allerdings find ich den Artikel wirklich ganz gut als zusammenfassenden Überblick über die Wahlprogramme. Zumindest dem ersten Eindruck nach.

Skorpion968
05.09.2005, 06:57
Dir sicher nix, macht ja nix, wirst ja auch nicht bundeskanzler :2faces:

Erklärs mir doch mal, bitte!

Lass mich doch nicht dumm sterben! :D

Praetorianer
05.09.2005, 12:18
@ Bush
Es ist interessant zu beobachten wie mit allerlei Geschwafel , vorzugsweise mit anscheinend unwiderlegbaren Beweisen gewisser Institute stetig versucht wird bestimmten Beiträgen einen neutralen, aber vor allem sachlichen Anstrich zu geben nur um am Ende schlicht festzustellen dass man diesen oder jenen nicht mag (kann man auch einfacher haben: Ich mag Rot-grün nicht oder FDP macht alles besser oder Schröder hat uns heruntergewirtschaftet). Im übrigen klärt sich die Komptetenz einer Partei nicht aus ihrem Wahlprogramm, sondern aus ihrem tatsächlichen Handeln. Erst zukünftige Jahre können zeigen, ob bestimmte Vorschläge der eigenen Wirtschaft etwas bringen oder zumindest gebracht hätten. Bei den vielschichtigen Verzweigungen der Weltwirtschaft mit ihren unüberschaubaren Verbindungen undgegenseitigen Beeinflussungen halte ich es allerdings für sehr fragwürdig, ob sich überhaupt feststellen lässt auf welchem Haufen, welcher Mist gewachsen ist.


Absolut einverstanden und wenn du meinen Beitrag gelesen hättest, hättest du das auch so wahrnehmen können.

Mir ging es auf den Keks, hier ständig von SPD-Anhängern zu hören zu bekommen, jeder Wirtschaftswissenschaftler sage, das CDU-Programm ruiniere Deutschland!
Es wurden dann einzelne Maßnahmen wie Mehrwertsteuererhöhung etc. herausgegriffen irgendein Wissenschaftler zitiert, der das kritisiert etc.

Hier habe ich deswegen mal aufgeräumt, mit dieser Legende, mehr nicht!