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Vollständige Version anzeigen : Warum wir drigend weniger brauchen



Leo Navis
11.08.2012, 15:04
Hi,

Die heutige Gesellschaft hat sich eines auf die Fahnen geschrieben: Das Wachstum. Das ist - leider - in unserer derzeitigen systematischen Ausrichtung aus notwendig. Man sagt, die Wirtschaft müsse um 1,5% wachsen, um mit dem Fortschritt soweit mithalten zu können, dass keine Jobs vernichtet werden. Die Gemeinschaft insgesamt muss also konstant immer mehr produzieren, damit die Bestandteile dieser Gemeinschaft nicht zu großen Teilen in die Not gestürzt werden.

Nun geht dieses 'mehr' meist nicht so, dass die Produktionswege besser werden und dadurch die Ressourcen besser genutzt werden, sodass wir auf Dauer vollständig frei von äußeren Ressourcen produzieren können und die Menschen trotzdem überleben können. 'Mehr' bedeutet hier also nicht 'besser'; nein, häufig wird das 'mehr' auf Kosten der Natur erwirtschaftet, und nicht nur das, es wird zudem auf Kosten der ärmeren Länder auf der Welt erwirtschaftet. Wir in Deutschland leben also zu großen Teilen in völligem Überfluss einerseits auf Kosten der Natur und andererseits auf Kosten unserer Mitmenschen.

Und obwohl wir im völligen Überfluss leben, zuviel zu essen haben, viel zu viel Kleidung und Technik, die schon längst der ursprünglichen Aufgabe, das Überleben zu sichern, entwachsen ist, müssen wir um das System am Laufen zu halten konstant Wachstum aufweisen, weil sonst trotz des Überflusses die Menschen in die Not gestürzt werden. Hierbei ist nicht die physische Not angesprochen, nicht die Not, dass die Menschen nichts zu essen bekommen, denn Essen, Geld und alles andere materielle haben wir ja im völligen Überfluss und können deshalb auch die schwächsten der Gesellschaft damit versorgen. Nein, es geht um psychische Not, die auftritt, wenn ein Mensch in der Arbeitslosigkeit landet oder keinen Sinn mehr in seiner Arbeit sieht, sodass er sich überflüssig fühlt und sinnlos in seiner Existenz.

Arbeitslosigkeit ist extrem ungesund; Menschen, die arbeitslos sind, denen geht es schlecht. Um aber das Phänomen Arbeitslosigkeit zu vermeiden (nicht zu überwinden, wohlgemerkt) müssen wir ständig Mutter Natur ein wenig mehr abzwacken, ständig unseren Mitmenschen in anderen Ländern etwas mehr wegnehmen. Dass dieses System auf Dauer lediglich auf einen Abgrund zusteuern kann, das sollte jedem klar sein - was es natürlich nicht ist, aber das nur nebenbei.

Menschen haben kein Problem damit harte Arbeit zu erledigen, solange sie wissen, wofür. Menschen haben kein Problem damit, Not zu erleiden, Menschen können gut damit umgehen, wenn sie zeitweise hungern müssen, dafür sind wir geschaffen, damit können wir umgehen. Sich aber sinnlos, überflüssig zu fühlen, von der Gesellschaft im Stich gelassen und lediglich als überflüssiges Etwas von ihr mitgeschleift - dafür sind wir nicht geschaffen, das hält der Mensch auf Dauer nicht aus, das kann er auf Dauer nicht schaffen. Weswegen er mit allen Mitteln versucht, dieses Gefühl zu vermeiden, sei das mit Drogen, oder eben dadurch, dass er sich in offensichtlich sinnlose Arbeit stürzt, die ihm nichts bringt, die der Gesellschaft nichts bringt, die aber das System, auf das die Wirtschaft angewiesen ist, um weiterhin existieren zu können, am Leben hält; und somit dem Menschen, der sich da abrackert, um sich nicht sinnlos vorzukommen, letztlich erst den Grund gibt, überhaupt in die Bedrängnis zu kommen, sich sinnlos zu fühlen.

Ich habe leider keinen Alternativvorschlag; ich weiß nicht, wie wir eine Wirtschaft aufziehen können, die besser funktioniert, die diesen Teufelskreis nicht unterstützt, und die nicht, um nicht in sich selbst zusammenzufallen und die Bürger unglücklich und, letzten Endes, hungrig zurückzulasen, auf dauerhaftes aber offensichtlich völlig sinnloses Wachstum angewiesen ist, dass letztlich vollständig entkoppelt ist von der eigentlichen menschlichen Aufgabe zu überleben.

Vielleicht haben wir einfach zu viele Menschen auf dem Planeten. Wer weiß. Eines weiß ich aber: Wir brauchen weniger. Wir brauchen weniger Güter, wir brauchen weniger Nahrung, wahrscheinlich auch weniger Menschen selbst, weniger Wirtschaft, weniger Wachstum. Menschen sind offensichtlich zu dumm um mit diesem Überfluss klar zu kommen. Wir werden nicht besser, wenn wir mehr haben. Wir werden nur mehr. McDonald's und Burger King scheinen das zu beweisen.

Gruß,
Leo

Gottfried
11.08.2012, 16:23
Ich hab den Beitrag nicht komplett gelesen (Zeitverschwendung)...

Aber hier ist ein Tipp, wie man Klopapier sparen kann...

http://www.youtube.com/watch?v=-jdqk7BUSm0

Bettmaen
11.08.2012, 17:14
[...]

Das bestätigt wohl Dein Bild vom "Pöbel" aufs Neue.

Silencer
11.08.2012, 17:39
Ich hab den Beitrag nicht komplett gelesen (Zeitverschwendung)...

.......................

Du würdest den Beitrag auch nicht verstehen, Goldjunge.

Sokrates
17.08.2012, 07:22
Weniger ist mehr" So lautet eine alte Weisheit.

Leo Navis
28.08.2012, 08:07
Weniger ist mehr" So lautet eine alte Weisheit.
Wahr und zweifellos richtig.

Da bin ich doch gerade erst über ein Buch Konrad Lorenz', einem der bekanntesten Naturforscher, zumindest in Deutschland, gestolpert; 'Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit' nennt es sich, und es behandelt exakt die oben angesprochene Problematik. Ein sehr eindringliches und gutes Buch, für kaum einen Pfennig zu haben und gerade mal hundert Seiten lang (oder so, auf jeden Fall sehr kurz) und hervorragend geschrieben; eindringlich, und doch leicht von der Hand, mahnend, und doch optimistisch (besonders das Vorwort ;) );

Wer sich also mehr über diese Problematik schlau machen will, dem kann ich dieses Büchlein nur ans Herz legen.