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Vollständige Version anzeigen : Der aufwendigste Film aller Zeiten: Kolberg



kotzfisch
24.07.2012, 16:44
http://www.youtube.com/watch?v=tFRs0G5fO_g


187000 Komparsen, als WH Angehörige zT. von der Front abgezogen.
Weniger als 60000 haben den Film dann final gesehen.

100 Eisenbahnwaggons voller Salz für die Winterszenen.

Dr.Brett
24.07.2012, 17:10
Das ist schon ein Phänomen, dass in den letzten Kriegstagen noch so etwas möglich war. Bezieht sich auch auf andere Filme, Bücher, Musikstücke und ähnliches. Um einen rum bricht die Welt zusammen aber dafür ist noch Zeit und Geld da. Trotzdem sind historische Filme aus dieser Epoche in der Regel sehenswert, auch, aber nicht nur, weil sie den Zeitgeist dokumentieren und einen guten Vergleich zu den heutigen Produktionen bieten. Das betrifft nicht nur den unterschiedlichen Grad der Heroisierung historischer Persönlichkeiten, sondern auch die Sprache, die Kostüme usw.

Sloth
24.07.2012, 17:43
Der Film Kolberg (und andere) kann hier heruntergeladen werden:
http://www.uspoliticsonline.com/historical-discourse/70997-political-history-film-jud-s.html

Nationalix
24.07.2012, 18:03
Das Volk steht auf - der Sturm bricht los!


http://www.youtube.com/watch?v=ib_OYcmWi3I

kotzfisch
24.07.2012, 20:31
Bleispriester: Danke für den Download Link.

Sloth
24.07.2012, 21:00
Gerne.

Heifüsch
09.08.2012, 23:11
Das ist schon ein Phänomen, dass in den letzten Kriegstagen noch so etwas möglich war. Bezieht sich auch auf andere Filme, Bücher, Musikstücke und ähnliches. Um einen rum bricht die Welt zusammen aber dafür ist noch Zeit und Geld da. Trotzdem sind historische Filme aus dieser Epoche in der Regel sehenswert, auch, aber nicht nur, weil sie den Zeitgeist dokumentieren und einen guten Vergleich zu den heutigen Produktionen bieten. Das betrifft nicht nur den unterschiedlichen Grad der Heroisierung historischer Persönlichkeiten, sondern auch die Sprache, die Kostüme usw.

Solche Projekte sprechen vor allem für den Realitätsverlust der Verantwortlichen. Ebenso die Weiterentwicklung von "Wunderwaffen" bis zuletzt. Fatalismus gepaart mit Euphorie und Wahnsinn :-(

Parker
09.08.2012, 23:27
Solche Projekte sprechen vor allem für den Realitätsverlust der Verantwortlichen. Ebenso die Weiterentwicklung von "Wunderwaffen" bis zuletzt. Fatalismus gepaart mit Euphorie und Wahnsinn :-(

Nicht unbedingt. Was hätten die Filmemacher denn tun sollen? Die Brocken hinwerfen und dann wie genau erklären, daß ausgerechnet sie nicht zur letzten Schlacht müssen?

Heifüsch
09.08.2012, 23:46
Nicht unbedingt. Was hätten die Filmemacher denn tun sollen? Die Brocken hinwerfen und dann wie genau erklären, daß ausgerechnet sie nicht zur letzten Schlacht müssen?

Schlecht zu beurteilen aus heutiger Sicht. Aber es ist ja bekannt, daß die Wirklichkeit der letzten Kriegsmonate in Berlin nur noch verzerrt und selektiv wahrgenommen wurde und diese Selbsttäuschung dann zur Weiterführung solcher Projekte führte.

Parker
10.08.2012, 00:18
Schlecht zu beurteilen aus heutiger Sicht. Aber es ist ja bekannt, daß die Wirklichkeit der letzten Kriegsmonate in Berlin nur noch verzerrt und selektiv wahrgenommen wurde und diese Selbsttäuschung dann zur Weiterführung solcher Projekte führte.

Das trifft auf 'die da oben' die für eine Finazierzung solcher zur gegebenen Zeit eher weniger dringender Projekte sorgten, mit Sicherheit zu. Die Normalsterblichen, die diese Projekte dann in die Tat umzusetzen hatten, mögen sich auch etwas vorgemacht haben. Sie hatten aber auch ein ganz elementares Interesse daran, wegen ihrer 'wichtigen' Tätigkeit für unabkömmlich gehalten zu werden.

Aus heutiger Sicht ist das alles wirklich nur sehr schwer zu beurteilen. Mal abgesehen von ein paar nichtdeutschen Foristen, bei denen ich gewisse Erfahrungen, um die ich sie keineswegs beneide, einfach mal behaupte, oder die zumindest näher dran sind an halbwegs vergleichbaren Situationen, kann sich niemand von uns in eine solche Lage hineindenken.

Heifüsch
10.08.2012, 00:26
Das trifft auf 'die da oben' die für eine Finazierzung solcher zur gegebenen Zeit eher weniger dringender Projekte sorgten, mit Sicherheit zu. Die Normalsterblichen, die diese Projekte dann in die Tat umzusetzen hatten, mögen sich auch etwas vorgemacht haben. Sie hatten aber auch ein ganz elementares Interesse daran, wegen ihrer 'wichtigen' Tätigkeit für unabkömmlich gehalten zu werden.

Aus heutiger Sicht ist das alles wirklich nur sehr schwer zu beurteilen. Mal abgesehen von ein paar nichtdeutschen Foristen, bei denen ich gewisse Erfahrungen, um die ich sie keineswegs beneide, einfach mal behaupte, oder die zumindest näher dran sind an halbwegs vergleichbaren Situationen, kann sich niemand von uns in eine solche Lage hineindenken.

Vielleicht korrigiert Assad gerade ein Drehbuch zur Glorifizierung seiner Baath-Partei? Wer weiß. Jeder hat eben so seine Prioritäten :-)

Parker
10.08.2012, 00:30
Vielleicht korrigiert Assad gerade ein Drehbuch zur Glorifizierung seiner Baath-Partei? Wer weiß. Jeder hat eben so seine Prioritäten :-)

Der lybische Obrist hätte es sich, hätte er die Zeit gefunden, sicher nicht nehmen lassen, das Drehbuch höchstpersönlich zu schreiben.

Heifüsch
10.08.2012, 00:39
Der lybische Obrist hätte es sich, hätte er die Zeit gefunden, sicher nicht nehmen lassen, das Drehbuch höchstpersönlich zu schreiben.

Naja, nu isser hin :-( Aber manch andere haben ja noch etwas Zeit, sich schnell ans Werk zu machen. Wobei der Frau Merkel vielleicht ein Ghostwriter anzuraten wäre :-)

Agesilaos Megas
10.08.2012, 00:48
Solche Projekte sprechen vor allem für den Realitätsverlust der Verantwortlichen. Ebenso die Weiterentwicklung von "Wunderwaffen" bis zuletzt. Fatalismus gepaart mit Euphorie und Wahnsinn :-(

Ahoi!

Ich muss Dir widersprechen, obgleich es bei der Beurteilung dieser Dinge keine wirklich objektiven Gründe gibt. Am besten schrieb es unser König und Herr Fridericus Magnus:

"Alle Handlungen der Menschen sind verschiedener Auslegung unterworfen. Man kann Gift über die guten ausgießen und den schlechten eine Wendung geben, durch die sie entschuldbar und selbst lobenswert werden; die Parteilichkeit oder Unparteilichkeit des Geschichtsschreibers entscheidet über das Urteil des Publikums und der Nachwelt."

Du gießt Gift aus, ich versuche ihnen eine Wendung zu geben. Wir beide sind nicht besser. Aber lasse zu, dass ich Dir den anderen Standpunkt darlege:

"Wahnsinn" ist gut getroffen: Ein deutscher Landser musste "wahnsinnig" sein, um an der Ostfront einer zehnfachen Überlegenheit entgegenzutreten, deutsche Helden mussten wahnsinnig sein, um Verrat, wie in Aachen, abzuwehren; deutsche Greise und Knaben mussten euphorisch sein, um Breslau bis auf' s Blut zu verteidigen, um vor Eilenburg US-Panzer abzuwehren, um tagtäglich erneut die teuflischen strateg. Bomber vom Himmel zu holen, die Europas Blüten versengten - aber eines waren sie nicht: Fatalisten; denn angesichts aller Bemühungen haben sie alles andere getan, als sich ihrem Fatum zu ergeben; nein, Deutschland hat versucht, mit aller Gewalt das Unabwendbare abzuwenden - und das ist typisch deutsch: das Tragische, der Furor des Kämpfens als Realitätsverlust u. zugleich tragische Tugend. Hätten sie kapitulieren sollen? Vor Feinden kapitulieren, die eingestanden haben, dass Germaniam esse delendam? Völker, die Deutschland aufteilen u. besetzen wollten? Ein zweites Versailles riskieren? Nein, wir Nachgeboren erheben immer wieder unseren übermoralischen Zeigefinger. Schaue Dir doch unseren BRD-Müll an: Wie wird ein Guido Knopp der Zukunft uns mit Dreck bewerfen, ohne dass wir uns wehren können?

Und was Kolberg betrifft: Hast Du den Film jemals gesehen? Wenn ja, was empfindest Du dann? M.E. ist dieser Film nicht nur eine Reihe bloßer Durchhalteparolen - er basiert ja auf den Nettelbeckschen Büchern -, sondern durchaus auch ein Antikriegsfilm, der den Alltag des Deutschen in den späten Kriegsjahren widerspiegelt: ausgebombt, verwaist, Hartes ertragend, aber zusammenhaltend; das Mädel wird von Schill verlassen, ihr Bruder ist abtrünnig, der Vater bringt sich selbst um, fackelt sein Haus ab, Brüder sterben - ja, sie ist ganz allein. Auch Preußen scheint in diesem düsteren Film dem Untergang geweiht - nur die Rahmenhandlung (Breslau 1813) gibt Hoffnung (Phönix aus der Asche). Geht es also auch nur allein um das Durchhalten oder aber auch um eine Möglichkeit, aus sovielen Widernissen Hoffnung zu schöpfen? Der Film hat dabei in seiner Passion etwas Religiöses; die Botschaft aber dürfte nicht nur "Haltet aus!" sein, sondern auch "Gebt euch selbst nicht auf!", "Stehet zu den anderen u. helfet ihnen!" - diese Mahnungen erheben ihn über die Kriegspropaganda hinaus und geben ihm Herz.

Agesilaos Megas
10.08.2012, 00:57
Aber es ist ja bekannt, daß die Wirklichkeit der letzten Kriegsmonate in Berlin nur noch verzerrt und selektiv wahrgenommen wurde und diese Selbsttäuschung dann zur Weiterführung solcher Projekte führte.

Auch das Urteil ist mir zu pauschal. Der Film selbst wurde im Entscheidungsjahr 1943 begonnen, als alles noch auf des Messers Schneide stand und Berlin alles noch etwas anders sah. Wir müssen uns UNBEDINGT davon lösen, in allem, was damals geschaffen, etwas absolut Verdrehtes o. Perverses zu sehen.

Heifüsch
10.08.2012, 01:03
Ahoi!

Ich muss Dir widersprechen, obgleich es bei der Beurteilung dieser Dinge keine wirklich objektiven Gründe gibt. Am besten schrieb es unser König und Herr Fridericus Magnus:

"Alle Handlungen der Menschen sind verschiedener Auslegung unterworfen. Man kann Gift über die guten ausgießen und den schlechten eine Wendung geben, durch die sie entschuldbar und selbst lobenswert werden; die Parteilichkeit oder Unparteilichkeit des Geschichtsschreibers entscheidet über das Urteil des Publikums und der Nachwelt."

Du gießt Gift aus, ich versuche ihnen eine Wendung zu geben. Wir beide sind nicht besser. Aber lasse zu, dass ich Dir den anderen Standpunkt darlege:

"Wahnsinn" ist gut getroffen: Ein deutscher Landser musste "wahnsinnig" sein, um an der Ostfront einer zehnfachen Überlegenheit entgegenzutreten, deutsche Helden mussten wahnsinnig sein, um Verrat, wie in Aachen, abzuwehren; deutsche Greise und Knaben mussten euphorisch sein, um Breslau bis auf' s Blut zu verteidigen, um vor Eilenburg US-Panzer abzuwehren, um tagtäglich erneut die teuflischen strateg. Bomber vom Himmel zu holen, die Europas Blüten versengten - aber eines waren sie nicht: Fatalisten; denn angesichts aller Bemühungen haben sie alles andere getan, als sich ihrem Fatum zu ergeben; nein, Deutschland hat versucht, mit aller Gewalt das Unabwendbare abzuwenden - und das ist typisch deutsch: das Tragische, der Furor des Kämpfens als Realitätsverlust u. zugleich tragische Tugend. Hätten sie kapitulieren sollen? Vor Feinden kapitulieren, die eingestanden haben, dass Germaniam esse delendam? Völker, die Deutschland aufteilen u. besetzen wollten? Ein zweites Versailles riskieren? Nein, wir Nachgeboren erheben immer wieder unseren übermoralischen Zeigefinger. Schaue Dir doch unseren BRD-Müll an: Wie wird ein Guido Knopp der Zukunft uns mit Dreck bewerfen, ohne dass wir uns wehren können?

Und was Kolberg betrifft: Hast Du den Film jemals gesehen? Wenn ja, was empfindest Du dann? M.E. ist dieser Film nicht nur eine Reihe bloßer Durchhalteparolen - er basiert ja auf den Nettelbeckschen Büchern -, sondern durchaus auch ein Antikriegsfilm, der den Alltag des Deutschen in den späten Kriegsjahren widerspiegelt: ausgebombt, verwaist, Hartes ertragend, aber zusammenhaltend; das Mädel wird von Schill verlassen, ihr Bruder ist abtrünnig, der Vater bringt sich selbst um, fackelt sein Haus ab, Brüder sterben - ja, sie ist ganz allein. Auch Preußen scheint in diesem düsteren Film dem Untergang geweiht - nur die Rahmenhandlung (Breslau 1813) gibt Hoffnung (Phönix aus der Asche). Geht es also auch nur allein um das Durchhalten oder aber auch um eine Möglichkeit, aus sovielen Widernissen Hoffnung zu schöpfen? Der Film hat dabei in seiner Passion etwas Religiöses; die Botschaft aber dürfte nicht nur "Haltet aus!" sein, sondern auch "Gebt euch selbst nicht auf!", "Stehet zu den anderen u. helfet ihnen!" - diese Mahnungen erheben ihn über die Kriegspropaganda hinaus und geben ihm Herz.
Nettelbecks Lebensbeschreibung als Seefahrer, Patriot und Sklavenhändler kenne ich zufällig, weil ich mich mit der preussischen Marine und ihren Vorgängern befasse. Mit deiner Verherrlichung des 2. Weltkriegs aus deutscher Sicht kann ich allerdings nichts anfangen. Dieses Germaniam esse delendam war schließlich nur die folgerichtige Antwort auf den bis dato größten Amoklauf der Geschichte.

Heifüsch
10.08.2012, 01:08
Auch das Urteil ist mir zu pauschal. Der Film selbst wurde im Entscheidungsjahr 1943 begonnen, als alles noch auf des Messers Schneide stand und Berlin alles noch etwas anders sah. Wir müssen uns UNBEDINGT davon lösen, in allem, was damals geschaffen, etwas absolut Verdrehtes o. Perverses zu sehen.

Ich versuche immer objektiv zu bleiben und mich von Mainstream-Meinungen fernzuhalten. Und ich sehe ebenso Positives wie Negatives in diesem Film, der allerdings auch in der Tradition schlimmster Machwerke wie Harlans "Jud Süß" steht.

Agesilaos Megas
10.08.2012, 01:12
Ich versuche immer objektiv zu bleiben und mich von Mainstream-Meinungen fernzuhalten.

Ja:


Und ich sehe ebenso Positives wie Negatives in diesem Film, der allerdings auch in der Tradition schlimmster Machwerke wie Harlans "Jud Süß" steht.


Mit deiner Verherrlichung des 2. Weltkriegs aus deutscher Sicht kann ich allerdings nichts anfangen.

Quod erat exspectandum. Auch Deine Argumente erscheinen mir "alternativlos". Mach' s gut! :)