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Vollständige Version anzeigen : Gibt es noch deutsche Investoren?



Meisterkeks
26.08.2005, 07:46
Ein aktueller Fall eines Mittelstandsbetriebes veranlasst zum Nachdenken:
Eine Familienunternehmen mit über 100 Mitarbeitern geht Pleite und auf der Suche nach einem Investor macht ein Ausländer (Österreicher) das Rennen.

Derartige Fälle kann man in den Medien immer wieder verfolgen.

Hier der Artikel aus der Augsburger Allgemeine:
Käufer für insolvente Großdruckerei gefunden
Kieser (Neusäß) heißt ab Oktober Enve Print Services

(nip). Es ist eine Lösung, die zumindest einen Teil der Mitarbeiter aufatmen lässt: Die österreichische Envephot steigt bei der insolventen Großdruckerei Kieser ein, die im Mai Insolvenz angemeldet hatte. Das Engagement am Standort Neusäß soll auf mindestens sechs Jahre gesichert sein. 45 Mitarbeiter werden übernommen, für die restlichen 85 wird nach Lösungen gesucht.

"Wir fühlen uns sehr befreit", kommentierte Kieser-Geschäftsführer Florian Möckel gestern die aktuelle Entwicklung. Die Envephot Packaging GmbH wird beide Kieser-Töchter - die Kieser Packaging Solutions und die Kieser Print Services - übernehmen. "Wir wollen uns damit ein neues Geschäftsfeld erschließen, da der Markt für Fototaschen in den letzten beiden Jahren stark eingebrochen ist", begründete Envephot-Geschäftsführer Josef Kaser das Engagement in Deutschland.

Die Kieser Print Services stellt unter anderem Logistikformulare und Verpackungen für Brillengläser her. Sie arbeitet laut Möckl sehr erfolgreich und konnte im vergangenen Jahr ein Wachstum von 15 Prozent verbuchen. Aufgrund der Firmenstruktur war jedoch auch diese Tochter von der Insolvenz betroffen, die letztlich durch die Kieser Packaging ausgelöst worden war.

Für 45 der rund 130 Mitarbeiter (zehn davon im Ausland) geht die Arbeit am Standort Neusäß weiter. "Was die anderen 85 Kollegen betrifft, haben wir den Übergang in eine Beschäftigungsgesellschaft festgelegt", erläuterte Betriebsratsvorsitzender Peter Gutjahr. Die Männer und Frauen werden bei der Projekt- und Trainingsgesellschaft PTG unterkommen - zunächst für drei Monate. "In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Verdi und der PTG wollen wir aber versuchen, möglichst viele schnell in neue Stellen zu vermitteln."

Den Maschinenpark der Großdruckerei haben die Österreicher komplett aufgekauft. Er soll im Lauf der nächsten Jahre modernisiert werden. Da der neue Investor bisher kaum Erfahrung im Bereich Print hat, setzt er auf das Know How der Mitarbeiter vor Ort. Möckl bleibt Geschäftsführer, seine bisherigen Kollegen aus der Firmenleitung scheiden aus. Stattdessen wird ein zusätzlicher Mann aus Österreich nach Neusäß kommen.

Die Umstrukturierung wird zum 1. Oktober rechtskräftig. Ab dann heißt die Großdruckerei Enve Print Services. Envephot in Österreich hat 85 Mitarbeiter. Siehe Seite 12
-------Ende des Artikels----------

curious
26.08.2005, 10:21
Sicher gibt es noch deutsche Investoren, schliesslich ist in Deutschland genug Kapital vorhanden. Jedoch stellt sich die Frage, wieso überhaupt in Deutschland investiert werden sollte (schwindender Absatzmarkt, hohe Lohnkosten, mittelmässige Produktivität etc.).
Mich beschleicht das Gefühl, dass wenn deutsche Industrieunternehmen aufgekauft werden (egal woher) es sich nicht um zukunftsgerichtete Investitionen handelt, sondern um ein "Ausschlachten" der vorhandenen Masse (z.B. durch leveraged Buy-Out).

Die Siemens-Handysparte wurde schliesslich auch nicht gekauft der Produktqualität, der Standortvorteile o.ä wegen, sondern wegen des Markennamens und weil Siemens die Sparte zu einem unschlagbar günstigen Preis losschlagen wollte.

Um nicht falsch verstanden zu werden: ich verurteile das nicht (die "Heuschrecken"-Hysterie ist verfehlt)- das ist einfach nur vernünftiges und normales Geschäftsgebahren.