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Vollständige Version anzeigen : "Blut muss fließen"



Untergrundkämpfer
11.06.2012, 15:44
"Blut muss fließen": Doku-Tour durch Thüringen (http://erfurt.otz.de/web/erfurt/startseite/detail/-/specific/Blut-muss-fliessen-Doku-Tour-durch-Thueringen-1434722426)


Welche Rolle spielt Musik in der Neonazi-Szene? Was sonst nicht zu sehen und zu hören ist, wird in dem Film "Blut muss fließen" von Regisseur Peter Ohlendorf gezeigt. Der Dokumentation liegen jahrelange Recherchen auch in Thüringen zugrunde. Am Montag startet eine Filmtour der Dokumentation durch den Freistaat.
Gera/Weimar. Bei der Berlinale hatte der Film seine Premiere, mit Hilfe des Bürgerbündnisses und der TLZ wurde er dann erstmals für Thüringen in Weimar gezeigt. Die Landeszentrale für politische Bildung (LZT) hat nun mit lokalen Partnern eine ganze Filmtour auf die Beine gestellt. Start ist am Montag in Gera. Neben den genannten öffentlichen Aufführungen gibt es auch Filmstunden nur für Schulgruppen, die sich im Vorfeld angemeldet haben.

Fortbildung in Gera widmet sich dem dortigen Festival
Zum Auftakt der Filmtour gibt es zudem in Gera am Montag die Fortbildung "RechtsRock Made in Thüringen", zu der sich bereits mehr als 100 Interessierte angemeldet haben. Mit Jan Raabe und Martin Langebach stehen Experten zum Thema RechtsRock als Referenten zur Verfügung. Beide haben für die LZT eine kleine Broschüre zum Zusammenhang von RechtsRock und rechtsextremen Terror erarbeitet. Diese Publikation, die sich an ein jugendliches Publikum richtet, kann jetzt zur Filmtour verteilt werden.

Seit der Wende existieren in Thüringen eigene Bands und Firmen, die derartige RechtsRock produzieren. Und es gibt eine breite Szene, die Tonträger und Merchandisingprodukte kaufen und den Musikgruppen auf Konzerten zujubelt. In den vergangenen fünf Jahren wurden durchschnittlich pro Jahr sechs CDs von Thüringer RechtsRock-Bands verlegt nicht nur über die acht derzeit aktiven Plattenverlage im Land, sondern auch bei Produzenten im restlichen Bundesgebiet oder gar im Ausland, teilt die Landeszentrale für politische Bildung mit.

Etwa 25 RechtsRock-Konzerte oder Liederabende gibt es pro Jahr in Thüringen, aber auch auch "politische Versammlungen" mit Auftritten einschlägiger Musiker im Begleitprogramm. Gerade Veranstaltungen wie der "Thüringentag der nationalen Jugend", das zeitweise veranstaltete "Fest der Völker", der neu geschaffene "Eichsfeldtag" sowie "Rock für Deutschland" mobilisieren zahlreiche Neonazis. Als "traurigen Höhepunkt" nennt die Landeszentrale den Auftritt der Berliner RechtsRock-Band "Die Lunikoff Verschwörung" beim NPD-Wahlkampfauftakt in Gera 2009. Mehr als 5000 junge Rechte bejubelten damals Sänger Michael 'Lunikoff' Regener.

Musiker setzen ganz bewusst auf Hasstexte
Was bei RechtsRock-Konzerten passiert, ist unerhört: Genau hingeschaut hat allerdings Peter Ohlendorf, der den Dokumentarfilm "Blut muss fließen" machte. Deutlich wird dabei: Gewalt gehört zum Weltbild der extremen Rechten es geht darum, Einwanderer und zu Fremden deklarierte Menschen zu vertreiben und politische Gegner mundtot zu machen. Wo politische Aktivisten sich in öffentlichen Reden aus Kalkül zurückhalten mögen, nehmen Musiker dieses Spektrums oft kein Blatt vor den Mund, so die Einschätzung der Fachleute.

Martin Langebach und Jan Raabe analysieren bei der Fortbildung in Gera die aktuellen organisatorischen und stilistischen Entwicklungen und legen dar, wie NPD und die sogenannten Freien Kameradschaften Hand in Hand mit Musikern der Szene versuchen, die Popularität der Musik für ihre Zwecke zu nutzen. Am Beispiel des seit zehn Jahren in Gera stattfindenden "Rock für Deutschland"-Festivals wird das Thema analysiert. Der Film "Blut muss fließen", eine beeindruckende Undercover-Reportage über die neonazistische Musikszene in Europa, schließt sich an. Regisseur Ohlendorf beantwortet danach Fragen. Eine öffentliche Aufführung des Films am Abend in Gera ist dann zugleich Start der Filmtour.

Die Filmtour-Termine:
Gera: Montag, 11. Juni, 20 Uhr, "Comma", Heinrichstraße;
Meiningen: Dienstag, 12. Juni, 19.30 Uhr, VHS, Klostergasse 1;
Jena: Mittwoch, 13. Juni, 18 Uhr, Kubus "Dopa Courage 2012", Theobald-Renner-Straße 1a und 21.30 Uhr Junge Gemeinde Stadtmitte, Johannisstraße 14;
Nordhausen: Donnerstag, 14. Juni, 18.30 Uhr, Jugendklubhaus, Käthe-Kollwitz-Straße 10;
Erfurt: Freitag, 15. Juni, 19 Uhr, Engelsburg, Vortragsraum des Cafés "Duckdich", Allerheiligenstraße 20/21.
Regisseur Peter Ohlendorf, Mikis Rieb (Mobit Thüringen) und Vertreter des Trägerkreises werden im Anschluss an die Filmvorführungen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Die Publikation "RechtsRock und rechter Terror" ist kostenfrei bei der LZT erhältlich und online bestellbar.

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