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Vollständige Version anzeigen : Der Diktator - Friedrichs Filmkritik



Friedrich.
28.05.2012, 11:21
Der Diktator
Ein Film von und mit Sascha Baron Cohen



Schluss mit den oberflächlichen Kritiken der Einheitsmedien, jetzt kommt eine mit ernsthafter politischer Analyse, bereit sich für alle Zeiten unbeliebt zu machen. Friedrich, bekannt für schwarzen Humor und knallharte Selbstkritik – national gesprochen – nimmt den Film nun für euch auseinander.

Von Hollywoodfilmen erwartet man das übliche Stumpfniveau: Ganz viel Pathos, politisch überhebliche Propaganda mit dem Subton "Der Westen ist der allertollste, Heil den USA" und flache Witze.
Und hier kommt schon der erste "Pluspunkt": Der Film ist besser als erwartet! Natürlich enthält er trotz alledem manipulative Lügenpropaganda und flache Witze. Es fängt mit der Person des Diktators, Admiral General Aladeen, an: Der wirkt optisch wie Gaddaffi, regiert die fiktive nordafrikanische Republik Wadiya, verhält sich aber wie der uneheliche Sohn von Saddam und Kim Jung-Il in noch viel dämlicher!

Und täglich grüßt das Murmeltier

Da darf die übliche Atombombenpropaganda nicht fehlen! Natürlich unterhält Aladeen ein geheimes Atomwaffenprogramm und beschwert sich darüber, dass Ahmadinedschad die Atombombe bereits habe. Außerdem verplappert sich Aladeen und erklärt, die fertige Atombombe auf "Isr..." werfen zu wollen.
Diese relativ witzig aufbereitete Geschichte folgt bekannten Kriegslügen aus dem zionistisch-amerikanischem Lager: Angeblich baut der Iran an einer Atombome und möchte damit selbstredend Israel vernichten. Während es für ersteres keine Beweise gibt, aber zumindest noch ein Motiv auf Seiten des Irans, ist der Rest eine besonders dummdreiste Lüge! Nicht nur liegt Israel – halb so groß wie Niedersachsen - mitten in Arabien, es beherbergt auch überaus heilige Stätten des Islam, vor allem aber ist es in einem Bündnis mit den mächtigsten und aggressivsten Atomstaaten der Welt! Und verfügt über massenhaft eigene Atomraketen die mutmaßlich aus dem eigenen geheimen Atombombenprogramm stammen. (Nur kommt das in keinem Hollywoodfilm vor...)
Warum sollte der Iran mit solchen Leuten einen Atomkrieg beginnen? Das ist kompletter Bullshit und bedenklich, dass Leute so einen Scheiß auch noch glauben, in Wirklichkeit geht es darum, im zweitölreichsten Land der Welt – ja, Iran, sofern man den ganzen Ölsand in Kanada nicht mitzählt, ansonsten eben drittölreichsten Land der Welt – die Bodenschätze auszubeuten und den Querulanten Ahmadinedschad mundtot, bevorzugt ganz tot, zu machen!

Schade, dass der Film diese ausgelutschten Propagandakamellen nochmal wiederkäuen musste. Von der Zielgruppe ist auch nicht zu erwarten, dass sie hier ihr Gehirn einschaltet.

Dennoch ist der Film nicht so agitproplastig wie erwartet. Manche Hiebe auf verwöhnte Diktatoren und Araber sind berechtigt und der Westen bekommt auch sein Fett weg! Nur Israel, trotz tragender Rolle im Nahostkonflikt, bleibt verschont.
Da unterstelle ich den Geldgebern des guten Sascha Cohen doch mal, ein Problem damit gehabt zu haben. Cohen ist selbst Jude, kein Wunder also, dass er im Sinne der Zionisten arbeitet. Die Fähigkeit, Witze über die eigene Sippe machen zu können, würde ich ihm persönlich jedoch zusprechen.

Die meisten Witze sind natürlich ziemlich niveau- und geschmacklos. Dabei werden Maßstäbe nach unten gesetzt, Fäkalhumor spielt eine wichtige Rolle. Sogar ich halte den Film für rassistisch – und das will was heißen – kann aufgrund des Tabubruchs und teilweise sogar politischen Anspruchs aber herzhaft darüber lachen. Meistens wird der Rassismus geschickt über die Rolle des Aladeen in den Film eingebunden, der mit seinen oberflächlichen Verallgemeinerungen und spitzfindigen Pointen vor keiner Beleidigung zurückschreckt.


Dumm, dreist oder beides?

Im Rahmen der Handlung wird Aladeen während einer Reise nach New York von Putschisten mit einem Double vertauscht, verliert seinen Bart und wird von den Putschisten für tot gehalten. Nun versucht er, sich in New York durchzuschlagen und seine Macht wiederzuerlangen.
Besonders toll fand ich folgende Szene: Die Gutmenschin Amy hält ihn für einen politischen Flüchtling und zeigt ihm ihren Vegan-Feministisch-Non-Profit-Kooperativladen, in dem nur politische Flüchtlinge arbeiten. Sie stellt ihm einen Maximalpigmentierten vor:
"This is Joseph, he is from a Sudanese tribe that has no concept of money. His entire village was raid and sacked"
Aladeen wittert gleich seine Chance:
"Hey Subsaharant, do you think you can get me 100 child soldiers here by 5 pm?"

Das trifft genau meinen Nerv von Humor! Dummdreist, aber mit ernsthafter politischer Relevanz! Wobei die Araber m. W. n. nie afrikanische Kindersoldaten einsetzten, das tun nur die Paramilitärs, die unsere Diamanten fördern. Und welche Nationalitäten so im weltweiten Diamanthandel zu Hause sind, also mit den Kinderschändern gemeinsame Sache machen, könnt ihr euch schon selbst denken...

Wie ihr bemerkt, habe ich den Film im englischen Original gesehen, dazu kann ich nur raten. Falls ihr den Dialog verstanden habt, solltet ihr dazu auch in der Lage sein.

Leider sind die meisten Gags nur dummdreist, ohne Bezug zur Realität. Zum Beispiel wird General Aladeen durch ein Double ausgetauscht, einen vollkommen unkultivierten Wüstenbewohner. Der hat etwas eigenartige kulturelle Bräuche: Als die Hofkonkurbinen des Generals in seine Gemächer kommen und beginnen ihre Brüste zu entblößen, fackelt er nicht lange, legt die erste über einen Blecheimer und beginnt das Melken. Außerdem pinkelt er auf dem Podium der UN-Versammlung in eine Wasserkaraffe und trinkt seinen Urin anschließend selbst.

Nun sind wir auf der Welt, und dank breiter Einwanderung auch in Deutschland, schon ziemlich skurillen Wüsten- oder Berglandbewohnern ausgesetzt, über deren Eigenarten man ganz bestimmt mehrere Komödien drehen kann, aber den Geschlechtsverkehr dürften die noch beherrschen, wie man an deren Vermehrungsrate sehen kann. Ansonsten wären sie auch längst ausgestorben. Relevanz fehlt somit leider – Tja, die Wahrheit auszusprechen wäre dann wohl zu viel... Da greift man lieber auf fiktives Geblödel zurück... Lachen musste ich trotzdem.

Auch sonst ist der Film nicht zimperlich. Eine Flüchtlingsfrau mit Hakenprothesen statt Händen arbeitet in dem Gutmenschenladen natürlich beim Regale-einräumen und wird gezeigt, wie sie versucht, ein eingeschweißtes Gewürzpaket zu tragen...
Irgendwann blieb dann aber selbst mir das Lachen im Halse stecken:
"When the thought of someones decapitated head upsets you, that is love!", spricht ein Kompagnon zu Aladeen. Der erwidert: "I swear, I don't even like her at all!"
"You don't like her?", "She has the body shape of a 14-year old boy!"
Der Kompagnon: "Well... That is ... a particular wittness of yours. Need I remind you of the Manudo-Incident?"
Bis hierher noch eine gelungene Pointe, folgt nun eine Diskussion darüber, warum diese Jungs ihre Augen offen hatten und wer sie dazu zwingen musste. Das ist sogar mir zu viel. Außerdem fehlt wie gewohnt die Relevanz, der Film handelt schließlich nicht von Belgiern und Österreichern.


Und dann findet sich doch noch etwas Anspruch

Persönlich beeindruckt war ich von folgender, ich möchte fast sagen genialer, Szene:

Aladeen, nun nicht mehr undercover, spricht spontan vor der Weltöffentlichkeit zur Verteidigung der Diktatur:
"Why are you guys so anti dictators? Imagine of America was [sic!] a dictatorship! You could let 1% of the peoble could have all the nations wealth! You could help your rich friends get richer by cutting their taxes! And bailing them out when they gamble and lose! You could ignore the needs of the poor for health care and education! Your media would be peer-free [?, unabhängig gem.] but would be secretely controlled by one person and it's family, you could wiretub phones, you could torture foreign prisoners, you could have rigged elections, you could lie about why you go to war, you could fill your prisons with one particular racial group and no one would complain, you could use the media to scare the people into supporting politics that are against their interests..."

Interessant ist auch, dass die Putschisten, die die Demokratie in Wadiya einführen wollen, das nur tun, um die Ölreserven des Landes an China zu verkaufen und sich selbst mit dem Geld aus dem Staub zu machen – also endlich mal ein glaubhaftes Szenario.


Fazit:

Was will uns der Film mit diesem Doppelkurs eigentlich sagen? Demokratie ist zwar nicht perfekt, aber immer noch besser als eine Diktatur, in der die Leute ihr Urin trinken und kleine Jungs vergewaltigen?

Wie auch immer, wenn ihr Israels Propaganda sowieso für bare Münze abkauft, kann ich euch den Film nur empfehlen, denn dann werden auch die meisten Witze eurem geistigen Niveau entsprechen!

Gehört ihr zu der Minderheit der denkenden Menschen, kann ich den Film nur noch eingeschränkt empfehlen! Geld regiert die Welt, deshalb ist der Film propagandaverseucht, aber es hält sich noch in Grenzen. Der Westen bekommt wie gesagt auch sein Fett ab.
Wollt ihr wissen, wie niveaulos ein Witz sein kann, schaut euch den Film an, wenn nicht, lasst es lieber bleiben. Und denkt zweimal darüber nach, ob ihr solche Leute finanzieren wollt...

In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal!

Affenpriester
28.05.2012, 11:31
Nunja, Filmkritik die von vornherein die Leute denunziert die eventuell Gefallen an diesem Humor finden, halte ich für wenig seriös.

Friedrich.
28.05.2012, 11:34
Nunja, Filmkritik die von vornherein die Leute denunziert die eventuell Gefallen an diesem Humor finden, halte ich für wenig seriös.

Das war nicht von vornherein, sondern im Endeffekt, sowas nennt sich Textaufbau!

Und wenn du sonst noch etwas halten willst, halt doch einfach deine Klappe :)

Affenpriester
28.05.2012, 11:40
Das war nicht von vornherein, sondern im Endeffekt, sowas nennt sich Textaufbau!

Und wenn du sonst noch etwas halten willst, halt doch einfach deine Klappe :)

Nein, von vornherein. Hat mit dem Textaufbau wenig zu tun, sondern damit dass deine Filmkritik die Leute kritisiert, die den Film gut finden oder finden könnten. Das zieht sich durch die ganze Kritik und endet im Höhepunkt deines Fazits.
Jeder der den Film noch nicht gesehen hat und ihn gut finden könnte, wurde von dir von vornherein als Dummkopf abgestempelt.
Aber das haben viele Kritiker so an sich. Sie vorverurteilen Leute die das anders sehen ohne deren Standpunkt, der durchaus unpolitisch sein kann, zu berücksichtigen.

Ich halte meine Klappe wenn ich das will, nur mal so am Rande. Du kritisierst doch auch so eifrig andere und deren Filme, Meinungen und Ansichten. Da wirst du doch ein klitzekleines Fünkchen Kritik auch ertragen können, oder nicht?

Friedrich.
28.05.2012, 22:26
Nein, von vornherein. Hat mit dem Textaufbau wenig zu tun, sondern damit dass deine Filmkritik die Leute kritisiert, die den Film gut finden oder finden könnten. Das zieht sich durch die ganze Kritik und endet im Höhepunkt deines Fazits.

Das täuscht, tatsächlich beleuchte ich zuerst den Film von mehreren Seiten und beleidige anschließend das Publikum! Ordnung muss schließlich sein :)