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Vollständige Version anzeigen : Zweiparteiensystem



Praetorianer
21.08.2005, 19:01
Was hieltet ihr eigentlich von einem Zweiparteiensystem?

Ich frage deshalb, weil ich manchmal den Eindruck habe, manches liefe in dieser Republik besser, wenn die Wahlberechtigten ihr Kreuz nur bei der CDU oder bei der SPD machen könnten, bzw. alles andere soweit marginalisiert wäre, dass eine Stimme für die FDP pder die Linkspartei genauso für den Papierkorb wäre, wie für die Autofahrerpartei.

Die Regierung wäre m.E. handlungsfähiger, in der Lage Ideen schneller umzusetzen und müßte weniger Rücksichten nehmen.

Die Opposition könnte immer ein Schattenkabinett parat haben!

Red_Prussian
21.08.2005, 19:38
Um mal den libertären Professor Hoppe über Demokratie und Parteienstaat zu zitieren:

Das Wesen der Demokratie ist die Umverteilung, die sich entsprechend der Verteilung der politischen Macht vollzieht. Das heißt, diejenigen, die an der Macht sind, verteilen zugunsten der eigenen Klientel und auf Kosten der Klientel der anderen Partei um. Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun, und Grundrechte wie das auf Eigentum sind im Zweifelsfall schnell perdu. Verschärfend kommt hinzu, daß die Partei, die gerade herrscht, dazu nur vier Jahre Zeit hat – bis wieder gewählt wird. Um so schneller und verantwortungsloser vollzieht sich diese Umverteilung. In der Monarchie dagegen, als deren „glückliche“ Überwindung die Demokratie zu Unrecht gilt, war der Staat potentiell für immer in den Händen ein und derselben Dynastie. Dementsprechend schonend geht ein Monarch mit seinem „Besitz“ um. In der Demokratie gehört der Staat dagegen keinem, dementsprechend hemmungslos saugt ihn die gerade herrschende Partei aus.

Demokratie hat eben nichts mit Freiheit zu tun. Demokratie ist eine von Demagogen angereizte und unsicher gesteuerte Herrschaft des Mobs. Insbesondere die deutsche Demokratie trägt Züge eines weichen, durch weitgehende und als solche oft kaum mehr wahrgenommene Selbstzensur gekennzeichneten Totalitarismus.

Die meisten Personen, immer und überall, sind töricht und dumm. Und der sogenannte Wohlfahrtsstaat und das „öffentliche“ Bildungswesen trägt dazu bei, die Bevölkerung noch weiter zu verdummen. Sie denken nicht selbst, sondern beten das nach, was ihnen von den Eliten erzählt wird. Und die Eliten haben nur allzu oft ein Interesse daran, die Massen dumm zu halten, da sie selbst von dieser Dummheit profitieren.


Demnach ist es egal, ob man nun ein Zwei-Parteien- oder Mehrparteiensystem hätte. Das Parteiensystem, welches seine Legitimation in der Illusion der "Demokratie" findet, ist der Fehler an sich - egal ob Plural oder Singular.

politi_m
21.08.2005, 19:43
Parteien, die Macht erlangen wollen müssten sich dann automatisch in die Mitte bewegen und so können übermäßig rechte und linke Parteien niemals Bedeutung erlangen und das ist scheiße. Das ist zwar auch bei uns der Fall, aber bei weitem nicht so extrem wie in den USA.

Praetorianer
21.08.2005, 19:45
Um mal den libertären Professor Hoppe über Demokratie und Parteienstaat zu zitieren:

...

Also darf ich das so verstehen, dass Sie die Auffassung vertreten, in einer Monarchie gäbe es keine Lobbyisteninteressen, die bedient wurden?

Ohne unserem Kaiser Wilhelm II. zu nahe treten zu wollen, aber das gab es durchaus!

Praetorianer
21.08.2005, 19:50
Parteien, die Macht erlangen wollen müssten sich dann automatisch in die Mitte bewegen und so können übermäßig rechte und linke Parteien niemals Bedeutung erlangen und das ist scheiße. Das ist zwar auch bei uns der Fall, aber bei weitem nicht so extrem wie in den USA.

Warum wünscht du dir, dass "übermäßig rechte und linke" Parteien Bedeutung erlangen?

Die beiden Parteien könnten ggf. übrigens breitere Strömungen absorbieren, ich nehme z.B. an, dass viele Grüne ihre Heimat in der SPD suchten oder Liberale bei der CDU!

Dass es in den USA nur zwei Parteien der Mitte mit identischen Ansichten zur Wahl stünden, würde ich glatt bestreiten!

politi_m
21.08.2005, 20:03
Warum wünscht du dir, dass "übermäßig rechte und linke" Parteien Bedeutung erlangen?Weil viele Leute die wählen würden, aber ihre Stimme unbrauchbar ist. So ist die Meinung von Hunderttausenden oder Millionen einen Scheiß wert und das ist nicht gut.


Dass es in den USA nur zwei Parteien der Mitte mit identischen Ansichten zur Wahl stünden, würde ich glatt bestreiten!Wo sind denn die großen Unterschiede der zwei Parteien?

Biskra
21.08.2005, 20:07
Um mal den libertären Professor Hoppe über Demokratie und Parteienstaat zu zitieren:...

Was an einem bekennenden Demokratiefeind so libertär sein soll, erschließt sich wohl nur dem JF-Leser.
:rolleyes:

Biskra
21.08.2005, 20:10
Was hieltet ihr eigentlich von einem Zweiparteiensystem?

Ich frage deshalb, weil ich manchmal den Eindruck habe, manches liefe in dieser Republik besser, wenn die Wahlberechtigten ihr Kreuz nur bei der CDU oder bei der SPD machen könnten, bzw. alles andere soweit marginalisiert wäre, dass eine Stimme für die FDP pder die Linkspartei genauso für den Papierkorb wäre, wie für die Autofahrerpartei.

Die Regierung wäre m.E. handlungsfähiger, in der Lage Ideen schneller umzusetzen und müßte weniger Rücksichten nehmen.

Die Opposition könnte immer ein Schattenkabinett parat haben!

Wie wäre es mit einem Einparteiensystem? Die Regierung wäre m.E. noch handlungsfähiger, in der Lage Ideen noch schneller umzusetzen und müßte noch weniger Rücksichten nehmen.

Praetorianer
21.08.2005, 20:16
Wie wäre es mit einem Einparteiensystem? Die Regierung wäre m.E. noch handlungsfähiger, in der Lage Ideen noch schneller umzusetzen und müßte noch weniger Rücksichten nehmen.

Wenn diese Einheitspartei sich jedesmal in freien Wahlen durchsetzt, dann sollte auch das kein Problem darstellen!

Ich sehe nur nicht, wie in Deutschland alle Interessen in einer Partei bündelbar sein sollten! In Singapur gibt es ja so etwas!

moxx
21.08.2005, 20:58
ich waere eher fuer ein system in dem es wahlkreise (und nur die) gibt genauso wie es in den usa oder GB der fall ist.
es ist dann zwar immernoch moeglich das mehr als zwei parteien im parlament sitzen (im deutschen waeren es heute 4) aber entscheidungen waeren viel klarer.

Roter Prolet
21.08.2005, 21:05
Nein, bin für Mehrparteien-System

Biskra
21.08.2005, 21:07
Wenn diese Einheitspartei sich jedesmal in freien Wahlen durchsetzt, dann sollte auch das kein Problem darstellen!

Ich sehe nur nicht, wie in Deutschland alle Interessen in einer Partei bündelbar sein sollten! In Singapur gibt es ja so etwas!

Das klappt doch prima in den Musterdemokratieländern Tunesien und Ägypten. Singapur ist da auch ganz gut dabei.

Praetorianer
21.08.2005, 21:08
Das klappt doch prima in den Musterdemokratieländern Tunesien und Ägypten. Singapur ist da auch ganz gut dabei.

Ich sagte in freien Wahlen!
Inwiefern ist denn da Singapur mit einer Diktatur wie Ägypten vergleichbar?

Biskra
21.08.2005, 21:21
Ich sagte in freien Wahlen!
Inwiefern ist denn da Singapur mit einer Diktatur wie Ägypten vergleichbar?

Da gibts doch auch freie Wahlen?!

Praetorianer
21.08.2005, 21:22
Da gibts doch auch freie Wahlen?!

Genau wie in der DDR! ;)

Biskra
21.08.2005, 21:47
Genau wie in der DDR! ;)
8o 8o 8o 8o 8o

Praetorianer
21.08.2005, 21:49
8o 8o 8o 8o 8o

... aber wir wollen sowas ja nicht mit Singapur vergleichen, was keine Einparteiendiktatur ist!

Biskra
21.08.2005, 21:53
... aber wir wollen sowas ja nicht mit Singapur vergleichen, was keine Einparteiendiktatur ist!

Nein, in Singapur sind nur alle sooo zufrieden mit ihrem Herrscherclan, daß sie ihn einfach nicht abwählen können. So wie in Rumänien vor '89.
;)

Praetorianer
21.08.2005, 21:57
Nein, in Singapur sind nur alle sooo zufrieden mit ihrem Herrscherclan, daß sie ihn einfach nicht abwählen können. So wie in Rumänien vor '89.
;)
Lieber Biskra,

ein User, mit einer so weisen Persönlichkeit im Benutzerbild sollte eines verstanden haben:

Wer auf dieser Welt Diktator ist, bestimmt George W. Bush! :]


PS: Der Vergleich Singapur - Rumänien ist wohl hoffentlich ein Scherz oder?

Leyla
21.08.2005, 22:08
Was hieltet ihr eigentlich von einem Zweiparteiensystem?

Ich frage deshalb, weil ich manchmal den Eindruck habe, manches liefe in dieser Republik besser, wenn die Wahlberechtigten ihr Kreuz nur bei der CDU oder bei der SPD machen könnten...Mal wieder ´nen Clown gefrühstückt, was?

Die SPD gibt sich jetzt wieder links, weil Wahlkampf ist und sie ihre Stammwähler zurückhaben will, aber sie hat doch meiste Zeit sowieso CDU-Politik gemacht. Und sie würde es wieder tun, wenn sie es noch mal schaffen würde. Warum also nicht gleich ein Einparteiensystem?!

Nur um den Schein zu wahren - damit das blöde Volk alle vier Jahre eine Regierung abwählen kann und sonst bleibt alles beim alten?!

Praetorianer
21.08.2005, 22:21
Mal wieder ´nen Clown gefrühstückt, was?


Nein, ich verspeise meist Kommunisten!


Die SPD gibt sich jetzt wieder links, weil Wahlkampf ist und sie ihre Stammwähler zurückhaben will, ...

Ja und? Ist doch gut, wenn jemandn die etwas Verwirrten unter den Wählern einsammelt!


... aber sie hat doch meiste Zeit sowieso CDU-Politik gemacht.

Nein, die CDU hätte die freie Welt im Kampf gegen das Reich des Bösen unterstützt!


Warum also nicht gleich ein Einparteiensystem?!

Weil wir doch die Guten sind!


Nur um den Schein zu wahren - ...

Nein, es muß genügend Betätigungsfeld für die verschiedenen Lobbyisten der Unternehmer geben, in einer Partei allein kann man die nicht unterbringen!


...damit das blöde Volk alle vier Jahre eine Regierung abwählen kann und sonst bleibt alles beim alten?!

Naja, vielleicht eher alle fünf Jahre!

Roter Prolet
21.08.2005, 22:21
Lieber Biskra,

ein User, mit einer so weisen Persönlichkeit im Benutzerbild sollte eines verstanden haben:

Wer auf dieser Welt Diktator ist, bestimmt George W. Bush! :]



Aha, es ist wohl wirklich so, dass du dich mit dem Neo-Puritaner Modena 360 gut verstehst. :rolleyes:

Seit wann bestimmt der republikanische und erzkonservative Regierungs-Chef im US-amerikanischen Weissen Haus, wo demokratische (ein sehr nebulöser und oft missbrauchter Begriff) Verhältnise sind und wo nicht? 8o

Selbst nach den Kriterien der Neocons-Thesen wie die der "Schurkenstaaten" müssten die Bush-Regierung sich selbst und viele undemokratische Verhältnise im Machtapparat der USA stürzen bzw. kicken.
Ganz zu schweigen von der Sache der Atomwaffen und vieler Waffensysteme 8o 8o 8o

Roter Prolet
21.08.2005, 22:23
Nein, ich verspeise meist Kommunisten!



Du (dein Vorbild jedenfalls) kriegst mal keine Bretzeln runter. *nuff said* :2faces:

Praetorianer
21.08.2005, 22:28
Aha, es ist wohl wirklich so, dass du dich mit dem Neo-Puritaner Modena 360 gut verstehst.

Ich kenne ihn nicht, aber viele seiner Postings sind sehr vernünftig!


Seit wann bestimmt der republikanische und erzkonservative Regierungs-Chef im US-amerikanischen Weissen Haus, wo demokratische (ein sehr nebulöser und oft missbrauchter Begriff) Verhältnise sind und wo nicht?

Seit 1999!


Selbst nach den Kriterien der Neocons-Thesen wie die der "Schurkenstaaten" müssten
Wieso "selbst" nach denen? Die definieren das!


...die Bush-Regierung sich selbst

Nein warum? Quod licet Iovi non licet bovi!


...und viele undemokratische Verhältnise im Machtapparat der USA stürzen bzw. kicken.

Welche da wären?


Ganz zu schweigen von der Sache der Atomwaffen und vieler Waffensysteme
Welche Sache?

Leyla
21.08.2005, 23:04
Nein, es muß genügend Betätigungsfeld für die verschiedenen Lobbyisten der Unternehmer geben, in einer Partei allein kann man die nicht unterbringen!Stimmt. Das wird langfristig der einzige Grund sein, warum sich die etablierten Parteien von heute nicht irgendwann doch zur KED (Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands) vereinigen. DAS könnte man den vielen Pöstchenjägern dann doch nicht antun.

Biskra
22.08.2005, 01:24
Lieber Biskra,

ein User, mit einer so weisen Persönlichkeit im Benutzerbild sollte eines verstanden haben:

Wer auf dieser Welt Diktator ist, bestimmt George W. Bush! :]

Noch viel lernen, du mußt. ;)



PS: Der Vergleich Singapur - Rumänien ist wohl hoffentlich ein Scherz oder?
Es ging doch ums politische und nicht ums wirtschaftliche, oder?
:P

Praetorianer
22.08.2005, 10:55
(Noch viel lernen, du mußt.) = Viel zu lernen du noch hast

Ahh Meister Yoda, ihr habt Euch das letzte Mal in unsere Angelegenheiten eingemischt ! :vader:


Es ging doch ums politische und nicht ums wirtschaftliche, oder?


Ganz genau und nicht überall, wo eine Partei praktisch alleine regiert, steckt eine Einparteiendiktatur dahinter, manchmal auch nur intelligente Menschen, die mit ihrer Regierung sooo zufrieden sind, dass sie gar nicht anders wählen können:

"Die Rekordhalter, Teil 3: Wo die Parteien bei der letzten Bundestagswahl ihr bestes Ergebnis hatten. Heute: die CSU. Ort: Esselberg mitten in Bayern. Hier gibt’s nur einen einzigen Arbeitslosen

Von Stefan Jacobs, Esselberg

Der Arbeitslose von Esselberg ist selber schuld. Gut, der Kratzer an der Stoßstange des Kontrahenten war kaum der Rede wert, ein winziger Parkplatzrempler nur. Aber angezeigt ist angezeigt, und 1,6 Promille auf der Heimfahrt von der Kneipe sind entschieden zu viel für einen, der beruflich 40-Tonner über die Straßen zwischen Adria und Ostsee lenkt. Jetzt lehnt der Arbeitslose am halb geöffneten Garagentor, graue Trainingshose, braunes Schlabbershirt, hinter sich unter einer Staubschicht das nunmehr stillgelegte Tatfahrzeug, ein schwarzer BMW, und wartet auf den September. Dann darf er zum amtlichen „Idiotentest“ antreten, nach dem er mit etwas Glück seine Fahrerlaubnis zurückbekommt. So lange sitzt er „in diesem verreckten Kuhkaff“ fest, in dem der Bus nur zweimal am Tag fährt, und ist sauer auf sich selbst.


Zweites Highlight des Septembers könnte die Bundestagswahl werden – auch hier im mittelfränkischen Esselberg, 104 Einwohner, Ortsteil der Großgemeinde Greding, 50 Kilometer südlich von Nürnberg, nicht weit vom Altmühltal und vom geografischen Mittelpunkt Bayerns entfernt. Ein altes Bauerndorf zwischen leicht hügeligen Mais- und Weizenfeldern, von dem aus der Ferne nur reizlose Stallrückwände und der gelbe Kirchturm zu sehen sind, auf dem ein rundliches Ziegeldach sitzt wie ein Helm. Gut 97 Prozent der Zweitstimmen hat die CSU hier bei der Bundestagswahl 2002 geholt; nur zwei von 70 Wählern haben für die FDP gestimmt.

Ein paar Dinge haben sich verändert in den vergangenen Jahren. Mehrere Esselberger haben ihr Vieh abgeschafft, nur mehr fünf leben ausschließlich von der Landwirtschaft – zwei davon Junggesellen –, und die seit jeher heiß begehrten Jobs bei Audi im nahen Ingolstadt sind fast nur noch über Beziehungen zu bekommen. Die Leute werden nicht reicher. Aber sie haben ihr Auskommen, nach wie vor. Und doch könnte es in diesem September ein politisches Erdbeben geben, prophezeit der Alberter Josef. Er ist eine Instanz in Esselberg, was sich bereits auf dem 200 Meter langen Weg vom Haus des Arbeitslosen zu Alberters Hof zeigt, wenn man am weiß Gott nicht großen Kirchhof vorbeikommt: Neun Alberters ruhen hier, davon allein drei Josefs. Der aktuelle muss sich um seine Viecher kümmern und hat deshalb gerade keine Zeit, aber eines sei klar: Bei der auf skandalöse Weise erteilten Baugenehmigung für dieses Wohnhaus schräg hinter seinem Hof hätten ihn der Bürgermeister und der Fraktionschef vom Gredinger Stadtparlament, beide CSU, ausgetrickst. Ausgerechnet der SPD-Landrat habe ihm, der er selbst seit Jahrzehnten in der CSU sei, beigestanden. Aber seine Ställe dürfe er wegen des Wohnhauses nun nicht einmal mehr modernisieren. Jetzt muss er los, die Schweine füttern. Fast sieht es so aus, als sei hier ein neuer SPD-Sympathisant auf dem Weg in den Stall.

Im Gredinger Rathaus, zehn kurvige Straßenkilometer entfernt, winken sie ab: „Nachbarschaftsverhältnisse“ seien das in Esselberg, „lokale Spannungen, nicht die große Politik“. Und auf eine relative Wahlschlappe für die CSU, mit einem Ergebnis unter 90 Prozent etwa, ist man ohnehin gefasst: „So krass wie bei der letzten Wahl war das mit der CSU in Esselberg sonst nie“, heißt es.

Die beiden Esselberger Bierwirtschaften, in denen man mehr erfahren könnte, sind heute geschlossen, Lehrer und Pfarrer wohnen nicht im Dorf, und einen Ortssprecher gibt es nicht mehr, seit der Alberter Josef hingeworfen hat. So führt die Suche nach weiteren Esselberger Autoritäten an angejahrten Wohnhäusern vorbei, deren Garagentore groß genug für Traktoren sind. In den Gärten stehen Walnussbäume, Kinderschaukeln und Autos, nach denen man sich nicht umdreht. Zwei neue Häuser sind halb fertig, außerdem sind die beiden Straßen im Dorf aufgerissen, weil Esselberg gerade ans Abwassernetz angeschlossen wird. Neben der Bushaltestelle steht das Feuerwehrhaus mit einem einzelnen Geräteanhänger, ohne Feuerwehr. Im Schaukasten bei der Kirche ist eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela im Angebot, 1039 Euro, inklusive elf Mal Halbpension und Reisevollschutzversicherung.

Gleich nebenan wohnt Norbert Sedlmeier, 39 Jahre alt. Von seiner Terrasse schaut er zwischen Geranien hindurch direkt zur Kirche, während seine beiden Töchter auf dem Wohnzimmerteppich Purzelbäume üben. Sedlmeier wurde als neuer Ortssprecher gehandelt, hat aber abgelehnt, weil er schon Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr und Chef des für Wanderungen und Grillfeste zuständigen Feuerwehrvereins ist.

Was macht die Feuerwehr ohne Feuerwehr, wenn es brennt? Nun, neulich schlug der Blitz in einen Stall gleich beim Depot ein; da mussten sie nur den Hänger zum Hydranten ziehen und den Schlauch anschließen, sagt Sedlmeier. Und sonst holen sie einen Traktor. „Irgendwer hat immer einen.“ Erst gestern Abend haben sie wieder einen Einsatz geprobt – und anschließend in der Wirtschaft ihren Durst gelöscht. Auch über Politik hätten sie dabei geredet, „da wird auch viel geschimpft“, sagt Sedlmeier. Das fast einstimmige Votum für die Christsozialen vor drei Jahren sei auch Stoibers Bayern-Bonus zu verdanken gewesen. Der fehlt jetzt, „und mein Eindruck ist, dass der Stoiber auch nicht mehr so beliebt ist“. Vor allem, wie er Horst Seehofer geopfert hat, hätten ihm die Leute übel genommen. Jetzt schimpfen sie über ihn und über Angela Merkel – nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil sie so weit im Norden und noch weiter im Osten lebt und die Leute die Art nicht mögen, wie sie redet. Wählen werden sie sie trotzdem, prophezeit Sedlmeier. „Einfach, weil der Schröder weg soll.“ Dessen SPD schicke außerdem immer irgendwelche mysteriösen Direktkandidaten ins Rennen, während man die lokale CSU-Kandidatin kenne und folglich wisse, woran man sei.

Alles in allem, resümiert Sedlmeier, wollten die Leute im Dorf vor allem in Frieden leben. So sind sie freundlich zueinander, fahren reihum die Kinder des Dorfes zur Schule, rücken am Wochenende gemeinsam dem Borkenkäfer im parzellierten Privatwald zu Leibe und wählen im September CSU. Und sollte einer für wen anderes stimmen, ist es auch recht. Solange niemand PDS oder Grüne wählt, bleibt die Esselberger Welt intakt. "

http://www.tagesspiegel.de/dritte-seite/index.asp?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/22.08.2005/2003428.asp#art


Mächtig die CSU geworden ist, mächtiger selbst als die SED, die Macht des Bösen ich nicht in ihr spüre!

Biskra
22.08.2005, 11:33
Der gute alte Amigoverein! Na, genauso wird ja in Berlin-Mahrzan schon immer PDS gewählt. Quid nunc?

Roter Prolet
22.08.2005, 11:42
Ich kenne ihn nicht, aber viele seiner Postings sind sehr vernünftig!

Ich sagte ja, ihr beide würdet ein grandioses Mittelalter-Duo abgeben.




Seit 1999!

Aha, und wer gibt ihm das "Recht" dazu? Etwa Gott? :rolleyes:



Wieso "selbst" nach denen? Die definieren das!

Eben, da ja Bush mit dieser lachhaften Schurkenstaaten-These angerempelt kam, müsste man laut dieser These selbst die USA von dieser Verbrecher-Regierung befreien.


Welche da wären?

Es gibt da viele Defizite, schon allein wegen dieser "Patriot-Act"-Gesetzen...



Welche Sache?

Die Tatsache, dass die USA nukleare (Stichwort: Mini-Nukes), chemische und biologischen Massenvernichtungswaffen hat und keiner Kontrolle untersteht.

Praetorianer
22.08.2005, 14:07
Ich sagte ja, ihr beide würdet ein grandioses Mittelalter-Duo abgeben.



Nein, wir sind beide progressiv!


Aha, und wer gibt ihm das "Recht" dazu? Etwa Gott?
Gott und eine handvoll Marines!


Eben, da ja Bush mit dieser lachhaften Schurkenstaaten-These angerempelt kam, müsste man laut dieser These selbst die USA von dieser Verbrecher-Regierung befreien.


Von welcher Verbrecher-Regierung? DIe Clinton-Administration wurde abgewählt!


Es gibt da viele Defizite, schon allein wegen dieser "Patriot-Act"-Gesetzen...

Was sollen dadurch für Defizite entstanden sein?


Die Tatsache, dass die USA nukleare (Stichwort: Mini-Nukes), chemische und biologischen Massenvernichtungswaffen hat und keiner Kontrolle untersteht.

Und haben sie damit internationale Verträge gebrochen? Nein!


Der gute alte Amigoverein! Na, genauso wird ja in Berlin-Mahrzan schon immer PDS gewählt. Quid nunc?

Was wohl? Wir sehen, dass nicht überall, wo eine Partei herrschaft, dies auf einer Einparteiendiktatur beruht!

Biskra
22.08.2005, 14:31
Nochmal zu Singapur: Was ist an politischer Zensur eigentlich so demokratisch?

Praetorianer
22.08.2005, 14:34
Nochmal zu Singapur: Was ist an politischer Zensur eigentlich so demokratisch?

Das kommt ganz darauf an, was zensiert wurde, in der BRD darfst du ja auch nicht alles sagen ... dabei sitzen bei uns Vertreter von fünf Parteien im Parlament!

Biskra
22.08.2005, 14:37
Das kommt ganz darauf an, was zensiert wurde, in der BRD darfst du ja auch nicht alles sagen ... dabei sitzen bei uns Vertreter von fünf Parteien im Parlament!

Nehmen wir mal an Satellitenfernsehempfang wäre verboten, wie wär das?

Praetorianer
22.08.2005, 14:42
Nehmen wir mal an Satellitenfernsehempfang wäre verboten, wie wär das?

Hmmm, auf Dauer wäre wohl die Sperrung bestimmter Sender sinnvoller, die kommunistische/islamistische/feministische/antiamerikanische Propaganda verbreiten.

Satellitenfernsehen generell zu verbieten, halte ich für problematisch, da den Menschen die Möglichkeit gegeben sein muß, sich bei vollkommen unabhängigen und objektiven Sendern wie Fox zu informieren oder auch ungestört Bibel-TV zu gucken!