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Vollständige Version anzeigen : Westalliierte und der Haß auf Preußen



Nanninga
18.05.2012, 14:54
Hallo werte Forengemeinschaft angesichts des Jubiläumsjahres Friedrich des Großen wollte ich einmal die Haltung der Westalliierten zu Preußen thematisieren.


1947 endete die Existenz Preußens.

„Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz:
Artikel 1
Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst.“

Es handelte sich um mehr als um einen bloßen Verwaltungsakt, die Westalliierten sahen in Preußen die Wuzel allen Übels und letztlich die Ursache für den zweiten Weltkrieg. Churchill plädierte sogar dafür, eine Teilung nach Norddeutschland und Süddeutschland vorzunehmen und den südlichen Teil erheblich besser zu behandeln und nur dem norddeutschen Teil harte Besatzungsbedingungen aufzuerlegen. Die Sowjetunion teile diese Auffassung nicht, einmal um der Geschichte der preußisch-russischen Beziehungen willen, vor allem aber auch aufgrund rein rationaler Überlegungen, an denen man kaum vorbeikommt. Der Nationalsozialismus faßte in Norddeutschland schwerer Fuß als ins Süddeutschland, Preußen waren unter Widerständlern weit über- und unter überzeugten Nazis klar unterrepräsentiert.

Auch historisch gesehen war Preußen nun gerade nicht Exponent völkischer Ideologien.

Woher diese zweifelhafte bis grundfalsche Ursachenforschung der Westalliierten? Sah man einzig und allein im preußischen Militarismus die Ursache, ist es womöglich historische Unkenntnis oder stecken emotionale Gründe dahinter?

malnachdenken
18.05.2012, 15:06
Woher diese zweifelhafte bis grundfalsche Ursachenforschung der Westalliierten? Sah man einzig und allein im preußischen Militarismus die Ursache, ist es womöglich historische Unkenntnis oder stecken emotionale Gründe dahinter?

Ich würde sagen von allem ein bisschen.

Eine Ursache wird wohl das Aufgehen Preußens im Deutschen Reich sein. Stand Preußen vorher noch mehr oder weniger für sich selbst, war es ab 1871 anders (man beachte, daß der Deutsche Kaiser stets der Preußische König war, der Reichskanzler stets Preußischer Ministerpräsident).

Dazu kam die deutsch(hier nun also preußisch)-französische Feindschaft.

Historisch gesehen war Preußen sogar die letzte demokratische Hochburg im Dritten Reich mit Anteil von SPD, Zentrum und DDP->siehe Preußenschlag.

Bedauerlich, daß es Preußen nicht mehr als Staat gibt. Umso mehr ein Grund die preußische Kultur weiter zu pflegen.

Nereus
18.05.2012, 16:50
Das Königreich Preußen als Teil des Deutschen Reiches war mit der Abdankung der Königs von Preußen und dem Deutschen Kaiser Wilhelm II. beendet. Der Bundesstaat Preußen der Weimarer Republik wurde von der preußischen Freimaurerei übernommen und über verschiedene Parteien regiert. Das protestantische und liberalistische Preußen war besonders den jesuitisch-katholischen polnischen Nachbarn immer ein Dorn im Auge. Auch Bayern wollte sich mit seinen separatistischen Bestrebungen aus der Vorherrschaft des protestantischen Preußens im Reich lösen, wie General Ludendorff es in seiner Rede vor dem Volksgericht in München 1924 nachwies.

HENRYK BAGINSKI, ein hoher Offizier im polnischen Generalstab, gab erstmals 1927 ein in Polen viel gelesenes und immer wieder neu aufgelegtes Buch unter dem Titel „Poland and the Baltic“ heraus, in dem man lesen konnte:

»Solange wird nicht Frieden in Europa herrschen, bis nicht alle polnischen Länder vollkommen an Polen zurückgegeben sein werden, solange nicht der Name Preußen, da er ja der Name eines schon lange nicht mehr bestehenden Volkes ist, von der Karte Europas getilgt sein wird, und solange nicht die Deutschen ihre Hauptstadt Berlin weiter nach Westen verlegt haben.«

Wegen Hitlers Versprechen, die Korridorfrage zu lösen und das Verhältnis zu Polen zu normalisieren, wählten 1933 nur alle an Polen grenzenden preußischen Provinzen – Ostpreußen, Pommern-Rügen, Frankfurt/Oder/Ostbrandenburg, Liegnitz und Breslau, außer das katholische Oppeln/Oberschlesien, die NSDAP mit über 50 % bei der Reichstagswahl. Wegen der Abtrennung dieser Gebiete 1945 zum erweiterten Polen und der Zoneneinteilung der Siegermächte hörte Preußen als Staatsgebilde praktisch auf zu bestehen. Die „Auflösung Preußens“ durch Siegerverfügung (und katholischem Hintergrund) war nur noch ein formaler Akt.

Die heutige ideelle „Preußen-Nostalgie“ wird hauptsächlich durch die preußischen Freimaurerlogen kultiviert, weil Friedrich der Große 1740 die englische Freimaurerei in seinem Staat eingeführt hatte und der erster Logenmeister in Preußen war.

Ausonius
20.05.2012, 12:01
Die Alliierten verkannten wohl, dass Preußen im politischen System der Weimarer Republik nicht mehr die Rolle hatte, die es noch im Kaiserreich spielte. Diese speziellen Referenzen in dem entsprechenden Gesetz hatten aber schon da nur noch symbolpolitische Wirkung. Vor allem aufgrund der Teilung Deutschlands hatte Preußen so oder so aufgehört zu existieren. Die umfangreichen westelbischen Regionen fühlten sich in unterschiedlichen Abstufungen sowieso nicht "preußisch"; besonders im Rheinland gab es teils heftige Ablehnung gegen die Zugehörigkeit zu Preußen. In den einst preußischen Teilen Polens und der Sowjetunions wurden die Deutschen vertrieben. Es blieb ein Teil des ehemaligen Kernlandes mit Berllin und Brandenburg. Hier wurde der letzte Teil erledigt mit der Enteignung der zahlreichen preußischen Gutsbesitzer, meist aus niederadliger Schicht, die in gewisser Weise auch damals noch das Herz des preußischen Selbstverständisses waren.

Quo vadis
20.05.2012, 12:12
Woher diese zweifelhafte bis grundfalsche Ursachenforschung der Westalliierten? Sah man einzig und allein im preußischen Militarismus die Ursache, ist es womöglich historische Unkenntnis oder stecken emotionale Gründe dahinter?

Mit Preußen verbanden die ganz einfach den Kopf Deutschlands. Schlägt man ihn ab, ist es tot.

malnachdenken
20.05.2012, 12:13
Die Alliierten verkannten wohl, dass Preußen im politischen System der Weimarer Republik nicht mehr die Rolle hatte, die es noch im Kaiserreich spielte.

Hitler wollte sich zusätzlich ja auch noch in preußischer Tradition in Szene setzen. Beispielhaft ist dieses Bild:
26787

Ruepel
20.05.2012, 12:13
Der mir bekannt Älteste und Brutalste Militärismus ist der Britische.

Sprecher
20.05.2012, 12:14
Mit Preußen verbanden die ganz einfach den Kopf Deutschlands. Schlägt man ihn ab, ist es tot.

Richtig, genau das ist der Grund gewesen.

Nereus
20.05.2012, 12:57
Was gehörte zum Hohenzollern-Preußen ?

Konstitutionelles Königreich Preußen

Ostpreußen...............36.998,7
Westpreußen.............25.542,3
Berlin.............................63,4
Brandenburg.............39.841,8
Pommern.................30.124,9
Posen......................28.982,4
Schlesien.................40.324,8
Sachsen..................25.259,1
Schleswig-Holstein....19.004,2
Hannover................38.506,4
Westfalen................20.214,4
Hessen-Nassau........15.700,5
Rheinland...............26.996,9
Hohenzollern............1.142,3
Preußen............348.702,1 qkm

Einwohner 1871..24.693.085

Einwohner 1905...37.293.324
Evangelisch.........23.341.502
Katholisch...........13.352.444
Jüdisch....................409.501

Quelle: Wer ist’s? 1908

Brutus
20.05.2012, 13:06
Mit Preußen verbanden die ganz einfach den Kopf Deutschlands. Schlägt man ihn ab, ist es tot.

Churchill sagte einmal, man müsse den Zusammenhang zwischen Preußen und Bayern zerstören, um Deutschland kaputt zu machen.

Towarish
20.05.2012, 13:48
Preußen ist ein interessantes Thema.
Der Militarismus in Preußen war damals überlebenswichtig, sonst würde man es genauso wie Polen aufteilen. Ein gutes Beispiel ist der Siebenjährige Krieg, der im Endeffekt nur mit Glück überstanden worden ist, aber die Grundlage für dieses Glück war der harte Widerstand der Preußen. Dann streiten die Liberalen auch noch gerne ab, dass der Erfolg Deutschlands(damals Preußen), in Wirtschaft, Kunst, Militär und Wissenschaft, ebenso aufgrund des Militarismus erfolgten. In Russland gibt es ein gutes Sprichwort, dass das in etwa wiedergibt: Die Deutschen brachten uns den Marsch bei. (Auf Preußen zurückzuführen)
Doch wie es so ist, wurde die Regierung und Teils das Volk, mit jedem weiterem arroganter. Auf Toleranz folgte gesellschaftliche Dekadenz. Diese Dekaden zeigte sich besonders in der Führungsriege. Man trieb das neugegründete Deutsche Reich immer mehr und mehr an, ohne dabei an die möglichen Konsequenzen zu denken.

Es gab damals dreieinhalb Großmächte in Europa. Das erste und mächtigste war England. Gefolgt von Russland und dann Frankreich. (Der halbe Teil ist Österreich, da der Zerfallprozess schon voll im Gange war.)
Das Deutsche Reich, war wirtschaftlich und militärisch gesehen, bereit ebenfalls einen Platz als Großmacht einzunehmen. Da haben sich aber zwei Probleme ergeben. Das erste war die, politisch konservative, Haltung der europäischen Großmächte. Die aber nicht ungewöhnliches war. Es ist völlig normal das, wenn man etwas erreicht hat, man keine Veränderungen an der Gesamtlage zulassen möchte. Die Briten fürchteten, wie schon so oft, um ihre Vorherschaft in der Welt. Indien ist da sehr wichtig gewesen. Die Franzosen waren ohnehin nicht gut auf Deutschland zu sprechen und Russland, strebte auf den Balkan zu. In Russland war man dem Deutschen Reich nicht abgeneigt, ein Grund, weshalb man die Deutschen bei der Einigung ünterstützt hat. (Sonst wäre womöglich überhaupt keine Einigung zustande gekommen, da keine politische Unterstützung einer europäischen Großmacht. Preußen war damals nur eine Regionalmacht und der NDB ebenso.)
Doch die Russen konkurrierten mit den Österreichern auf dem Balkan, dass wiederum mit Deutschland verbündet gewesen ist. Gleiches gilt für die Russen mit der Türkei, da wollte man nach Konstantinopel/Bosporus.

Jetzt das zweite Problem, dass war das Deutsche Reich selbst. Bzw. dessen Einstellung. Das Deutsche Reich spürte eine noch nie dagewesene Stärke, zurückzuführen auf die völlig neuen Möglichkeiten in Wirtschaft und Militär. Der Unterschied zwischen Preußen und dem Deutschen Reich war deutlich spürbar. Mehr Land, mehr Einwohner = mehr Geld und Soldaten. Der Verbrauch von Kohle übertraff die Englands um fast das doppelte. (Was bedeutet, dass die Industrie stark wuchs.)
Die Wirtschaft schaffte auch viel mehr Sicherheit. Durch all das, hielt man es nicht für nötig, als Großmacht auch anerkannt zu werden. Man dachte, die Stärke Deutschlands, in Wirtschaft und Militär, wäre Aussage genug. Das war ein großer Irrtum.

Der Osten verlor, im Deutschen Reich, an Bedeutung, da man angestrebt hat, eine Kolonialpolitik zu führen. Deshalb wendete man sich von Russland ab zu England. Man hat den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht erneuert, weil man davon ausgegangen ist, mit England eine Politik auf Augenhöhe führen zu können. Das Deutsche Reich teilte in England mit, dass man mit ihnen, anstatt mit den Russen eine politische Absicherung und wenn möglich Zusammenarbeit wollte. In England sah man in Deutschland eher einen Konkurrenten. Dazu kam, dass dieses Angebot für sie viel attraktiver wäre, wenn Deutschland die Beziehungen zu Russland aufrecht erhallten hätte. Da die Russen , mehr oder weniger, insgeheim die englische Dominanz brechen wollte. Russland war schon politisch/gesellschaftlich in Afghanistan tätig, dass damals als Tor nach Indien galt. Das führte auch zum englischen Einmarsch nach Afghanistan.

Die Engländer bevorzugen eine politische Distanz zu allen, da sie Abhängigkeit vermeiden wollten. Das war ihrer Meinung nach, die wichtigste Vorausetzung für eine Vorherschaft. Dann kam noch die bekloppte Idee Österreich-Ungarns, sich die damals aufsteigenden Serben einzuverleiben. Ging deutlich in die Hose. Russland wollte das nicht zulassen und versprach politische und militärische Hilfe. Daraufhin haben die Deutschen den Fehler gemacht, Österreich-Ungarn ebenfalls die volle Unterstützung zu versprechen. Warum war das ein Fehler? Russland hat, nachdem die Beziehung zum DR abgekühlt hat, verstärkt auf Frankreich gesetzt. Das wäre schon ein 2 Fronten Krieg für Deutschland. Daraufhin sahen die Briten auch eine für sie günstige Gelegenheit, der aufsteigenden Macht Deutschland den Krieg zu erklären. Die USA gewährten den Engländern und Franzosen auch große Kredite und diese waren auch der Grund, für ihre Einmischung. Wenn Deutschland gewonnen hätte, hätten die Amis ihr investiertes Geld nie wieder gesehen. Das alles führte in den ersten Weltkrieg. Der Grund für den Erfolg Deutschlands war Preußen, dass auch zeitlich länger bestand(Weshalb man im DR auch immer noch Preußen gesehen hatte), als das Deutsche Reich.
Ist Preußen geschlagen, ist der Rest geschlagen, so einfach. Quo vadis hat es treffend auf den Punkt gebracht.

Towarish

PS: Ich finde, die Russen sollten Kaliningrad wieder Ostpreußen nennen und die alte Ortschaft wieder aufbauen. Ich sage besser nicht wieso.:D

GSch
20.05.2012, 17:47
Das ehemalige Preußen erstreckte sich über sämtliche Besatzungszonen sowie über die von Polen und der UdSSR verwalteten Ostgebiete. Es gab doch keine reelle Chance, dieses Land wiederzubeleben. Dazu kam, dass es schon in der Weimarer Republik wegen seiner Größe ein Problem war; das Verhältnis zu den anderen Ländern war sehr unausgewogen.

Die Alliierten gründeten schon bald nach Kriegsende auf dem bisherigen preußischen Gebiet neue Länder, die zumindest in der Größe besser zueinander passten. Auf historische Zusammenhänge wurde dabei nicht immer Rücksicht genommen, wie man etwa bei Nordrhein-Westfalen sehen kann. Lange Zeit gab es westfälische Heimatvereine, die nicht mit den Rheinländern zusammengesperrt werden wollten. Aber heute haben sich auch die ganz gut zusammengerauft.

Die Begründung, dieses Land sei der Kern des Militarismus gewesen, ist natürlich Kappes und eine reine politische Deklaration. Die Tatsachen sprechen dagegen. Im 18. Jahrhundert war Preußen tatsächlich total militarisiert, weil es sonst bei seiner geringen Größe gar nicht in der Lage gewesen wäre, eine Rolle als Großmacht zu spielen. Aber spätestens nach Napoleon änderte sich das. Preußen war trotz seiner teilweise reaktionären Verfassung in der Praxis oft liberaler als viele andere deutsche Länder. Und in der Spätphase der Weimarer Republik war Preußen geradezu das Bollwerk der Demokratie, wie hier schon gesagt wurde.

Geronimo
20.05.2012, 17:51
Auf historische Zusammenhänge wurde dabei nicht immer Rücksicht genommen, wie man etwa bei Nordrhein-Westfalen sehen kann. Lange Zeit gab es westfälische Heimatvereine, die nicht mit den Rheinländern zusammengesperrt werden wollten. Aber heute haben sich auch die ganz gut zusammengerauft.

Hör auf hier rumzulügen. Wir wollen lieber heute als morgen weg vom Rheinland. Den versyphten Ruhrpott können sie behalten.X(

GSch
21.05.2012, 19:44
Es lebe das freie, unabhängige und souveräne Schwarzburg-Sondershausen!

Nanninga
25.05.2012, 16:29
Mit Preußen verbanden die ganz einfach den Kopf Deutschlands. Schlägt man ihn ab, ist es tot.

Hallo, werter Quo Vadis, dieses ist nicht alles und greift zu kurz. Lange vor 1945 ist der Haß auf Preußen besonders in der angesächsischen Literatur manifestiert. Ich werde dieses bei Gelegnheit mal anhand einiger Zitate belegen.



Das ehemalige Preußen erstreckte sich über sämtliche Besatzungszonen sowie über die von Polen und der UdSSR verwalteten Ostgebiete. Es gab doch keine reelle Chance, dieses Land wiederzubeleben. Dazu kam, dass es schon in der Weimarer Republik wegen seiner Größe ein Problem war; das Verhältnis zu den anderen Ländern war sehr unausgewogen.

Die Alliierten gründeten schon bald nach Kriegsende auf dem bisherigen preußischen Gebiet neue Länder, die zumindest in der Größe besser zueinander passten. Auf historische Zusammenhänge wurde dabei nicht immer Rücksicht genommen, wie man etwa bei Nordrhein-Westfalen sehen kann. Lange Zeit gab es westfälische Heimatvereine, die nicht mit den Rheinländern zusammengesperrt werden wollten. Aber heute haben sich auch die ganz gut zusammengerauft.

Die Begründung, dieses Land sei der Kern des Militarismus gewesen, ist natürlich Kappes und eine reine politische Deklaration. Die Tatsachen sprechen dagegen. Im 18. Jahrhundert war Preußen tatsächlich total militarisiert, weil es sonst bei seiner geringen Größe gar nicht in der Lage gewesen wäre, eine Rolle als Großmacht zu spielen. Aber spätestens nach Napoleon änderte sich das. Preußen war trotz seiner teilweise reaktionären Verfassung in der Praxis oft liberaler als viele andere deutsche Länder. Und in der Spätphase der Weimarer Republik war Preußen geradezu das Bollwerk der Demokratie, wie hier schon gesagt wurde.

Hallo werter GSch, man kann durchaus trefflich darüber streiten, ob nicht Preußen schon 1871 in der alten Form zu existieren aufhörte oder 1918 oder wann auch immer. Wie du richtig ausführtest, gab es 1947 gar keine Möglichkeit Preußen, in seinen alten Grenzen wiederherzustellen.

Es war aber kein bloßer Verwaltungsakt.

Nanninga
25.05.2012, 16:30
Churchill sagte einmal, man müsse den Zusammenhang zwischen Preußen und Bayern zerstören, um Deutschland kaputt zu machen.

In dem Sinne auch die angesprochene andere von Churchill propagierte Nachkriegsordnung.

Mark Mallokent
25.05.2012, 16:39
Im Grunde war das ein Mißverständnis. Die Allierten glaubten, Preußen hätten die zwei Weltkriege angezettelt. Dabei waren es doch Österreicher gewesen. Tja. Ich glaube es war Adenauer, der mal gesagt hat, die Österreicher haben es geschafft, aus Mozart einen Österreicher und aus Hitler einen Deutschen zu machen. :]

Shahirrim
25.05.2012, 17:06
Ich würde sagen von allem ein bisschen.

Eine Ursache wird wohl das Aufgehen Preußens im Deutschen Reich sein. Stand Preußen vorher noch mehr oder weniger für sich selbst, war es ab 1871 anders (man beachte, daß der Deutsche Kaiser stets der Preußische König war, der Reichskanzler stets Preußischer Ministerpräsident).

Dazu kam die deutsch(hier nun also preußisch)-französische Feindschaft.

Historisch gesehen war Preußen sogar die letzte demokratische Hochburg im Dritten Reich mit Anteil von SPD, Zentrum und DDP->siehe Preußenschlag.

Bedauerlich, daß es Preußen nicht mehr als Staat gibt. Umso mehr ein Grund die preußische Kultur weiter zu pflegen.

Ein guter Beitrag! :top:

GSch
26.05.2012, 08:27
Hallo werter GSch, man kann durchaus trefflich darüber streiten, ob nicht Preußen schon 1871 in der alten Form zu existieren aufhörte oder 1918 oder wann auch immer. Wie du richtig ausführtest, gab es 1947 gar keine Möglichkeit Preußen, in seinen alten Grenzen wiederherzustellen.

In der Tat, Wilhelm I. ließ sich nur höchst widerstrebend zum Kaiser ausrufen und sagte dazu: "Heute tragen wir das preußische Königtum zu Grabe." Im Bismarck-Reich bildete Preußen ja auch keinen eigenen Bundesstaat, während es in der Weimarer Republik durchaus eines der Länder war. Vielleicht war das Reich für Bismarck nur so eine Art Preußen mit Randgebieten.


Es war aber kein bloßer Verwaltungsakt.

Nein, es steckte schon sehr viel politische Symbolik dahinter. Aber ich meine, dass die Alliierten hier unterm falschen Baum bellten.

Nanninga
01.06.2012, 17:39
In der Tat, Wilhelm I. ließ sich nur höchst widerstrebend zum Kaiser ausrufen und sagte dazu: "Heute tragen wir das preußische Königtum zu Grabe." Im Bismarck-Reich bildete Preußen ja auch keinen eigenen Bundesstaat, während es in der Weimarer Republik durchaus eines der Länder war. Vielleicht war das Reich für Bismarck nur so eine Art Preußen mit Randgebieten.



Nein, es steckte schon sehr viel politische Symbolik dahinter. Aber ich meine, dass die Alliierten hier unterm falschen Baum bellten.

Dem stimme ich zu.

BRDDR_geschaedigter
01.06.2012, 18:45
Hallo werte Forengemeinschaft angesichts des Jubiläumsjahres Friedrich des Großen wollte ich einmal die Haltung der Westalliierten zu Preußen thematisieren.


1947 endete die Existenz Preußens.

„Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört. Geleitet von dem Interesse an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Sicherheit der Völker und erfüllt von dem Wunsche, die weitere Wiederherstellung des politischen Lebens in Deutschland auf demokratischer Grundlage zu sichern, erlässt der Kontrollrat das folgende Gesetz:
Artikel 1
Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst.“

Es handelte sich um mehr als um einen bloßen Verwaltungsakt, die Westalliierten sahen in Preußen die Wuzel allen Übels und letztlich die Ursache für den zweiten Weltkrieg. Churchill plädierte sogar dafür, eine Teilung nach Norddeutschland und Süddeutschland vorzunehmen und den südlichen Teil erheblich besser zu behandeln und nur dem norddeutschen Teil harte Besatzungsbedingungen aufzuerlegen. Die Sowjetunion teile diese Auffassung nicht, einmal um der Geschichte der preußisch-russischen Beziehungen willen, vor allem aber auch aufgrund rein rationaler Überlegungen, an denen man kaum vorbeikommt. Der Nationalsozialismus faßte in Norddeutschland schwerer Fuß als ins Süddeutschland, Preußen waren unter Widerständlern weit über- und unter überzeugten Nazis klar unterrepräsentiert.

Auch historisch gesehen war Preußen nun gerade nicht Exponent völkischer Ideologien.

Woher diese zweifelhafte bis grundfalsche Ursachenforschung der Westalliierten? Sah man einzig und allein im preußischen Militarismus die Ursache, ist es womöglich historische Unkenntnis oder stecken emotionale Gründe dahinter?

Die Jesuiten wollten PReußen unbedingt vernichten, es war der zweite dreißigjährige Krieg. Die Alliierten, Hitler und Stalin waren die Werkzeuge dafür. Nur so kann man die Geschichte verstehen.

Shahirrim
01.06.2012, 18:55
Die Jesuiten wollten PReußen unbedingt vernichten, es war der zweite dreißigjährige Krieg. Die Alliierten, Hitler und Stalin waren die Werkzeuge dafür. Nur so kann man die Geschichte verstehen.

Preußen existiert theoretisch wieder seit der Wiedervereinigung, zumindest können wir unsere Staatsangehörigkeit wort wieder anerkennen lassen (Meine Staatsangehörigkeit ist Hamburg, deine Bayern). Doch nach Artikel 24 der Haager Landkriegsordnung haben die internationalen Nazis eine Kriegstäuschung begangen, um die Besatzung weiter aufrecht zu erhalten. Durch Unterwürfigkeit haben sie den Westalliierten gegen uns aufgebracht und er hat uns unsere Heimat genommen:


http://www.youtube.com/watch?v=MplnxI5trs4

Guck es dir mal an, wenn du Zeit hast!