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Vollständige Version anzeigen : Nach Fußbal jetzt Eishockey - Belarus im Visier



Untergrundkämpfer
11.05.2012, 15:10
Die Abgeordneten und der überforderte Sport (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/eishockey-wm-in-weissrussland-die-abgeordneten-und-der-ueberforderte-sport-11746811.html)


10.05.2012 · Am Anfang herrschte Einigkeit, heraus kam nichts: Wie in den parlamentarischen Mühlen eine gemeinsame Entschließung des Bundestags gegen die geplante Eishockey-WM 2013 in Weißrussland zu Fall gekommen ist.

D
ie Erklärungen Ronald Pofallas sind eindeutig gewesen und die Anmerkungen des Bundestagsprotokolls waren es auch. Am 22. März war es gewesen, als zu später Stunde der Bundestag eine vereinbarte Debatte „Hinrichtung der mutmaßlichen Metro-Attentäter von Minsk in Belarus“ abhielt. Der Kanzleramtsminister sprach als Bundestagsabgeordneter. Pofalla gehört zu den wenigen Politikern in Berlin, die seit langem persönliche Kontakte zur Opposition in Weißrussland unterhalten. „Aus meiner Sicht ist die Vorstellung unerträglich, dass dieses Unrechtsregime, das einsperrt und hinrichtet, durch die Austragung der Eishockey-Weltmeisterschaft im Jahr 2014 eine besondere Auszeichnung erfährt.“ Die Parlamentsstenographen protokollierten: „Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem Bündnis 90/Die Grünen.“

Pofalla fuhr fort: „Dem Diktator und Eishockeyfan Lukaschenka ist es ein persönliches Anliegen, diese Eishockey-Weltmeisterschaft in seinem Land durchzuführen. Es kann nicht richtig sein, sie dort durchzuführen.“ Abermals verzeichneten die Protokollanten den Beifall der Union, der SPD, FDP und der Grünen. „Ich wünsche mir, dass diese Eishockey-Weltmeisterschaft in ein anderes Land verlegt wird“, sagte der Chef des Kanzleramtes. Beifall abermals. Schließlich dankte Pofalla für die Zusammenarbeit, „die hier wirklich partei- und fraktionsübergreifend stattgefunden hat und auch weiter stattfinden muss“. Die Grünen-Abgeordnete Marieluise Beck rief: „Wir auch!“

Frau Beck, die einst mit Pofalla zusammen Gespräche mit weißrussischen Oppositionellen in der Hauptstadt Minsk führten, begann, einen Antrag zu schreiben. Der Bundestag sei der Ansicht, „dass das belarussische Regime kein würdiger Gastgeber für die 2014 in Belarus geplante Eishockey-Weltmeisterschaft ist“. Der Respekt vor den Opfern des Regimes gebiete es, die Weltmeisterschaft in einem anderen Land auszutragen.

Die SPD-Fraktion trat dem Anliegen bei, und auch die Vorsitzende des Sportausschusses, die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag war mit dabei. Das ist deshalb von Bedeutung, weil Frau Freitag seit mehr als zehn Jahren auch Vizepräsidentin des Deutschen Leichathletik-Verbandes und mithin bestens mit den Grundsätzen von der Autonomie des Sports vertraut ist. Die SPD fügte die Ergänzung in den Antrag, der Bundestag respektiere die „Unabhängigkeit des Sports“. Er bitte daher den Vorsitzenden des Deutschen Eishockey-Bundes, Uwe Harnos, sich beim Internationalen Eishockey-Verbandes einzusetzen, die Vergabe der Weltmeisterschaft zurückzunehmen. Das solle bei dessen Kongress geschehen, der in der kommenden Woche in Helsinki tagt.

Politiker von SPD und Grünen erhielten von der Staatsministerin des Auswärtigen Amtes, Cornelia Pieper (FDP), und der früheren FDP-Fraktionsvorsitzenden Birgit Homburger Hinweise, es gebe schon entsprechende Kontakte zum Deutschen Eishockey-Bund. Die FDP-Abgeordneten Kurth und Djir-Sarai wandten sich in einem Brief an den Präsidenten des Internationalen Eishockey-Verbandes, René Fasel, mit der Bitte, die Weltmeisterschaft anderswo stattfinden zu lassen. Fasel lehnte das Ansinnen ab.

Mit Boykotten könnten politische Ziele nicht erreicht werden, schrieb er in seiner Antwort. Einmischungen der Politik schadeten nur - den Athleten, dem Sport und den friedlichen Zielen der olympischen Bewegung. Das Vorgehen der beiden FDP-Abgeordneten wurde von der Grünen-Politikerin Beck kritisiert. Indirekt erhob sie den Vorwurf, die beiden hätten den Brief nur geschrieben, um ihn an die Presse lancieren zu können. Hinweise auf die Ukraine, wo im Juni die Fußball-Europameisterschaft ausgetragen wird, wollte die Grünen-Abgeordnete nicht gelten lassen. Die Verhältnisse in der Ukraine seien mit denen in Weißrussland nicht zu vergleichen, und im Gegensatz zu den Oppositionellen in der Ukraine träten jene in Weißrussland für einen anderen Austragungsort des Sportereignisses ein.
DOSB-Präsident Bach warnt vor „Überforderung des Sports“

Entgegen anfänglicher Signale jedenfalls wandten sich die Fraktionen von Union und FDP vom Vorhaben einer gemeinsamen Entschließung ab. Ein Verlagerung der Weltmeisterschaft zu betreiben, sei allein Sache der Sportverbände, äußerte etwa Kurth von der FDP. Über den Berliner CDU-Abgeordneten Wellmann wurde berichtet, er sei schon über die Rede Pofallas verärgert gewesen.

In der Opposition wurde wahrgenommen, die Koalitionsfraktionen und vor allem die FDP hätten im Sinne des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, gehandelt, der Mitglied der FDP und zudem Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) - mit angeblich weitergehenden Ambitionen - sei. Bach hatte im April vor einer Überforderung des Sports gewarnt. „Der Sport ist nicht in der Lage, für die Einhaltung und Umsetzung der Charta der Vereinten Nationen zu sorgen. Dies ist Aufgabe der Politik.“
Werden die „Falschen“ bestraft?

Wellmann teilt diese Position. Gerade die Vergabe solcher Sportereignisse lenke den Blick auf die innenpolitischen Umstände solcher Länder. Auch würden mit den Boykottmaßnahmen stets die „falschen“ bestraft - zum Beispiel die Fans in den jeweiligen Ländern. Und wenn die demokratischen Verhältnisse westeuropäischer Länder bei der Vergabe von Sportereignissen zum Maßstab angelegt würden, käme kaum noch ein asiatisches oder afrikanisches Land in Frage - womöglich nicht einmal mehr die Vereinigten Staaten von Amerika, weil dort die Todesstrafe verhängt werden könne.

Der Antrag von SPD und Grünen wurde am Donnerstagabend vom Bundestag ohne Aussprache an die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Die Reden wurden zu Protokoll gegeben. Statt Ronald Pofalla war Karl-Georg Wellmann von der Unions-Fraktion als „Redner“ nominiert worden. Doch hält Pofalla an seiner Auffassung fest.

Übrigens, POfalla steht nicht allein:

Außenminister nennt Weißrussland bei Regierungserklärung "eine Schande für Europa" (http://www.charivari.de/radio/nachrichten/deutschland/westerwelle-legt-sechs-punkte-plan-fuer-mehr-eu-wachstum-vor_4facf7c11e316.html)


Außenminister nennt Weißrussland bei Regierungserklärung "eine Schande für Europa"


Der Außenminister zeigte sich zudem besorgt über "Renationalisierungstendenzen" in Europa


Deutlich wurde Westerwelle mit Blick auf die Verhältnisse in Weißrussland. Was dort stattfinde sei "eine Schande für Europa". Demokratie und Rechtsstaatlichkeit seien Grundpfeiler der europäischen Werteordnung. Ohne sie könne es keine weitere Annäherung an die EU geben. Das gelte auch für die Ukraine, sagte Westerwelle.

Tja, was die kleine arschgefi*** Homohu** Schwesterwelle nicht sagt... :rolleyes:

Untergrundkämpfer
11.05.2012, 15:11
Hier die TAZ dazu:

http://www.taz.de/Eishockey-WM-2014/!93128/


Powerplay gegen den Diktator

Politiker und Aktivisten wollen verhindern, dass 2014 die Eishockey-WM im Folterstaat Weißrussland stattfindet. Der von Andreas Rüttenauer

Am Samstag wird es ganz ernst für die Deutsche Eishockeynationalmannschaft. Nach der 2:5-Niederlage im WM-Gruppenspiel gegen Schweden muss die Auswahl des Deutschen Eishockeybundes DEB unbedingt gegen Dänemark gewinnen, will sie ihr Ziel, die Viertelfinalteilnahme, noch erreichen.

Auch im politischen Berlin werden derzeit alle ganz ernst, wenn es um das Thema Eishockey geht. Die Ergebnisse des laufenden WM-Turniers in Schweden und Finnland spielen dabei indes keine Rolle. Es geht um die Eishockey-Weltmeisterschaft 2014, die in Weißrussland stattfinden soll.

Der Weltverband IIHF hat dem Verband aus dem Lande des Autokraten Alexander Lukaschenko vor drei Jahren den Zuschlag für die Ausrichtung erteilt. Ein Unding, meinen die Fraktionen von Grünen und SPD. Gestern stand im Bundestag ein gemeinsamer Antrag der beiden Fraktionen zur Abstimmung (nach Redaktionsschluss).

Die Bundesregierung soll dazu aufgefordert werden, sich beim DEB und der IIHF „nachdrücklich dafür einzusetzen, die Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 nicht in Belarus austragen zu lassen“. Uwe Harnos, der Präsident des DEB, meinte gestern dazu: „Wenn die Politik meint, dem Sport Vorschriften machen zu müssen, sehe ich das kritisch.“ Natürlich hat sich Harnos mit der Situation in Weißrussland beschäftigt.
Unmöglicher Ausrichter

Er kennt auch den Antrag, in dem ein paar der Dinge aufgelistet sind, die in den Augen vieler Weißrussland als Ausrichter der WM 2014 unmöglich machen. Das Verschwinden von vier Oppositionspolitikern Anfang des Jahrtausends ist ebenso aufgeführt wie die Todesurteile gegen die in einem wahren Schauprozess verurteilten Männer, die angeblich das Attentat auf die Minsker U-Bahn im Jahr 2011 zu verantworten waren.

„Das Todesurteil beruhte auf Geständnissen, die durch Folter erpresst worden waren“, heißt es in dem Antrag. Harnos weiß auch aus einem Gespräch mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung im Auswärtigen Amt, Markus Löning, wie es um die Menschenrechte in Weißrussland bestellt ist. Einen Boykott lehnt er persönlich aber ab.

„Damit stiehlt man sich in gewisser Weise auch aus der Verantwortung“, meint er. Da sei es doch viel besser, wenn das Event in Weißrussland stattfinde, wenn Medienvertreter anreisen würden und über die Situation im Ausrichterland berichten würden, wenn sich Spieler und Betreuer vor Ort kritisch äußern würden. Vorschreiben will er indes keinem, was er zu sagen hat.

Ende nächster Woche tritt der IIHF-Kongress in Helsinki zusammen. Die Vergabe der WM an Weißrussland soll da noch einmal diskutiert werden. Harnos weiß noch nicht, in welche Richtung das laufen wird. Seine offizielle Haltung hat er jedenfalls schon mit dem Deutschen Olympischen Sportbund abgestimmt.
Gegen jeglich Boykottideen

Er sieht sich auf einer Wellenlänge mit DOSB-Präsident Thomas Bach, der in der vergangenen Woche den deutschen Sport gegen jegliche Boykottideen in Stellung gebracht hatte, als er gesagt hat: „Sport kann und muss politisch sein, muss dabei immer neutral bleiben. Nur dann kann er verbindend wirken und mithelfen, Brücken zu bauen, anstatt Mauern zu errichten.“

Harnos steht voll hinter dieser Aussage. „Wir müssen uns immer fragen, was der Sport wirklich erreichen kann“, sagt er. Vielleicht gelinge es ja, alle Teilnehmer zu kritischen Äußerungen zu bewegen. Auch die Sportler selbst sollten nicht daran gehindert werden, ihre Meinung zur Schau zu stellen.

Harnos erinnerte an die Olympischen Spiele 2008 in Peking, vor denen es eine Diskussion gegeben hat, ob Sportler durch das Tragen von Pins oder farbigen Bändchen im Wettkampf ihren Protest gegen die chinesische Tibetpolitik zeigen dürfen. Was damals nicht möglich war, kann sich Harnos bei er WM 2014 durchaus vorstellen.

Dass es zu der WM gar nicht erst kommt, wollen Parlamentarier und Menschenrechtsgruppen aus ganz Europa unbedingt verhindern. Druck auf die IIHF möchten sie auch mit einer Onlinepetition aufbauen, auf die die Kampagne „Don’t play with the Dictator“ auf der Website minsk2014.no verweist. Bis gestern Nachmittag hatte diese noch keine 900 Unterzeichner.