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Vollständige Version anzeigen : Killerkommando ?



Sven
01.10.2003, 16:57
Hallo,

was meint Ihr, gab es den "Stasi - Killer" der jetzt durch allle Medien geistert, oder ist dies nur ein Spinner ?

GS

Aufklärer
09.10.2003, 01:22
Klar ,es gibt so vieles was wir nicht mal ahnen würden...


Ich denk sogar der BND oder der VS haben eine geheime Spezialeinheit.

Ekki-R
09.10.2003, 01:38
Ich denke schon daß an der Geschichte etwas wahres ist, die haben doch auch Leute aus dem Westen entführt...

Wegweiser
09.10.2003, 14:42
Ob es soetwas wie ultimative Gewissheit gibt, sei dahingestellt.

Aber ich denke, daß man mit relativer Gewissheit erst dann etwas über eine geschichtliche Epoche sagen kann, wenn alle Staaten, die Falschspiel betrieben haben könnten, gefallen und alle ihre Archive offengelegt sind.

So wie wir unsere eigene Geschichte eigentlich hätten öffentlich (und nicht bloß im Geheimen; wenn überhaupt) revidieren müßen, nachdem das Sowjetreich zerbrochen war und massenhaft bis dahin unter Verschluß gehaltenes Material "bekannt" wurde, so müssen wir es erneut tun, wenn die Vereinigten Staaten fallen.

Für Fragen nach der DDR-Zeit hingegen, muß zuerst die BRD als beteiligter Staat untergehen.

Sven
10.10.2003, 14:51
Ekki,

aus meiner Sicht sollten Beweise gelten, aber schauen wir mal.

Übrigens, auch die BRD und die USA haben entführt, selbst nach 1990.

GS

Nichtraucher
10.10.2003, 16:30
Wen denn alles?

AndyH
10.10.2003, 16:43
Sämtliche Staaten beschäftigen Spezialisten, die für den Grobe zuständig sind.
Auch und gerade die "demokratischsten".

Sven
10.10.2003, 17:37
Hallo Lützow,

zum Beispiel:

Ein Soldaten-Schicksal zwischen Staatssicherheit und CIA

Die Geschichte des ehemaligen Spions Jeffrey Carney
von Anemi Wick
"Als ich die weißen Kastenwagen dort drüben sah, wusste ich, das ist das Ende, jetzt haben sie mich." Jeffrey Carney steht an jener Ecke in Friedrichshain, wo er am frühen Morgen des 22. April 1991 vom US-Geheimdienst auf offener Straße entführt wurde. Nach zwölf Jahren US-Militärgefängnis kehrt der ehemalige Stasi-Topspion nun an den Ort des Geschehens zurück. Und er erzählt eine Geschichte, die fürs Hollywood-Kino geschrieben sein könnte.
"Noch heute schaue ich in reflektierende Fenster, um zu sehen, ob mir jemand folgt", beschreibt der 39-Jährige seine Angst, die ihn immer noch nicht loslässt. Seit der Nacht vor 20 Jahren, als sein Leben am Grenzübergang an der Berliner Mauer aus den Bahnen geriet. Der Air-Force-Sergeant war damals im US-Stützpunkt Marienfelde stationiert, um als Sprachspezialist den DDR-Funk zu überwachen. Der junge GI entdeckte in Berlin seine Homosexualität, wovon niemand bei der Air Force erfahren durfte. "Die hätten mich dort sofort rausgeschmissen. Ich hätte alles verlieren können wegen einer Sache, die nichts mit meinem Job und mit meinem Können zu tun hat. Ich begann meinen Job und meine Vorgesetzten zu hassen", erzählt Carney. Und ich fragte mich, warum ich mit meinem Leben eine Verfassung schützen sollte, die mir wegen meiner sexuellen Veranlagung nicht die gleichen Rechte gewährte wie anderen." Wut und Verzweiflung trieben Carney in jener verhängnisvollen Aprilnacht 1983 zu den Grenzlagen am Checkpoint Charlie. Er hatte mächtig getrunken. Und dann sei er einfach über die Grenze gelaufen und habe geklingelt. "Ich habe gesagt: Ich will da rein. Ich bin amerikanischer Staatsbürger." Einfach abhauen wollte er, planlos. "Es denen mal so richtig zeigen" und sagen: "Hey schaut, ich bin in der DDR, bei den Bösen".
Und die Stasi griff sofort zu, schnappte sich den verwirrten, depressiven GI, der aus einer für sie besonders interessanten Einheit kam. Nach acht Stunden Verhör hatten die beiden Stasi-Offiziere den jungen Soldaten so weit. Fortan lieferte Carney als Stasi-Spion amerikanische Militärgeheimnisse aus seinem Stützpunkt an die DDR, beschaffte Dossiers über die elektronische Kampfführung. Die Sache, für die er nun auf der anderen Seite kämpfte, war Carney am Anfang egal. "Und bei der Stasi bekam ich das Lob und die Anerkennung für meine Arbeit, die ich bei der Air Force so vermisst habe." Seine Homosexualität brauchte er in der DDR nicht zu verheimlichen. "Ich begann mich in der DDR wohl zu fühlen, die Leute waren nett. Schließlich begann ich daran zu glauben, dass ich meine Sache für den Sozialismus tun muss." Sehr lange habe er gebraucht, um sich einzugestehen, dass in der DDR nicht alles rosig war. "Aber ich war ein Kind, ein 19-Jähriger auf der Suche nach seiner Identität. Und in einem Alter, in dem ich in Ohio nicht mal ein Bier hätte trinken dürfen, steckte ich ganz tief drin in streng geheimen Machenschaften."
1984 wurde Carney nach Texas versetzt und galt dort weiter als wichtige Quelle für das MfS. Doch Carney hielt dem Druck nicht weiter stand, er desertierte und bat in der Botschaft der DDR in Mexiko um Asyl. Mit falschen Papieren wurde Carney im Oktober '85 über Kuba nach Ostberlin gebracht. Dort besorgte ihm das MfS unter dem eingedeutschten Namen Jens Karney einen DDR-Pass und eine Wohnung in der Pintschstraße in Friedrichshain. Er wurde fortan bei der Überwachung der Funksprüche in der US-Botschaft eingesetzt.
Der Fall der Mauer setzte seiner Karriere bei der Stasi ein plötzliches Ende. Carney tauchte unter als U-Bahn-Fahrer. Die Angst vor einer Enttarnung blieb, verfolgte ihn bis zu seiner Ergreifung im April 1991.
"Ich wurde ohne Wissen deutscher Behörden gekidnappt und in die USA ausgeflogen. Verraten durch alte Stasi-Kollegen, die ich für Freunde hielt." Ein US-Militärgericht verurteilte ihn zu 38 Jahren Haft. Nach "elf Jahren, sieben Monaten und 20 Tagen" kam Carney im Dezember 2002 frei. Mühsam hält er sich seit seiner Entlassung als Aushilfskraft in einer Kunststoff-Fabrik über Wasser. "Als Ex-Sträfling hatte ich in den USA kaum Chance auf einen besseren Job", sagt Carney.
Seit zwölf Jahren träumt er davon, wieder nach Berlin zurückzukehren und hier zu arbeiten, "und sei es als Straßenfeger". Carney ist in Berlin, aber nur zu Besuch, hofft auf einen deutschen Pass. Von der Botschaft, die er während seiner Zeit im Gefängnis schon um Hilfe gebeten hatte, die aber nie kam.
Nun steht er vor seiner ehemaligen Wohnung im veränderten Berlin und möchte sie am liebsten wieder zurück haben. "Berlin ist meine Heimat, mein zu Hause. Ich war ein Berliner", sagt der Mann, der für seine Geschichte weder Verständnis noch Mitleid erwartet, sondern nach einer ruinierten Vergangenheit auf eine Chance für einen Neubeginn hofft.
Artikel erschienen am 27. Jun 2003


© WELT.de 1995 - 2003


Weitere Beispiele sind möglich.

Ekki-R
11.10.2003, 01:28
@ Sven

Hab im Stasi-Zuchthaus nicht nur in Stasi-Fallen gelockte Schleuser kennengelernt..werd' mal einen alten Kontakt reaktivieren und fragen ob ich ihn als Quelle zitieren darf...

Gruß Ekki

Sven
11.10.2003, 08:26
Hallo Ekki,

mir ging es darum, dass sich die BRD nicht immer als der "Super - Rechts - Staat " darstellen sollte, inkl. der USA.

Für den o. g. Fall könnte man doch einfach die Frage stellen : Warum hat die USA nicht ganz normal die Auslieferung gefordert ?

GS

opdr-sailor
11.10.2003, 16:10
Selbst wenn die Geschichte des GI Carney so stimmen sollte, spricht es für die Rechtsstaatlichkeit der US-Demokratie, diesen Landesverräter vor ein ordentliches US-Gericht zu stellen. Ich hätte in diesem Falle auch wenig Vertrauen in die deutsche Jurisdiktion.
Im umgekehrten Falle wäre der Agent entweder in irgendeinem Gulag verfault oder sofort liquidiert worden.
Dieser primitive Anti-Amerikanismus mancher Zeitgenossen nervt einfach!