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Vollständige Version anzeigen : Eine Performance, die mich beeindruckt hat. Was macht Kunst mit uns?



Maxvorstadt
22.02.2012, 13:43
Performance strebt im Gegensatz zum herkömmlichen Theater eine Realerfahrung an, eine gegenseitige Entgrenzung, wenn nicht die völlige Aufhebung der Limits von Kunst und Wirklichkeit, sie begreift das Ästhetische und speziell das Theatralische als wesentlichen und konstitutiven Teil des Wirklichen. Und diese Entgrenzung umfasst stets beide: die Agierenden wie die Zuschauer. Sie werden gleichermaßen Teil des Geschehens, werden mit ihm sinnlich, emotional und geistig konfrontiert, werden von ihm schockiert oder fasziniert oder beides zusammen. Auf jeden Fall müssen sie sich zum Geschauten und Gehörten in einer Weise real verhalten. Performance setzt vorrangig auf erlebte und gemeinsam geteilte Gegenwart, sie akzentuiert zu diesem Zweck den Moment gegenüber dem Ganzen, spielt das Experiment gegen das fertige Kunstwerk aus, bevorzugt den Prozess vor dem Endprodukt. Sie rechnet mit der Unberechenbarkeit der Zeit ebenso wie mit Widerspenstigkeit ihrer Materialien.

So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

umananda
23.02.2012, 22:48
So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Wir haben schon kurz darüber gesprochen ... und ich habe vergessen dir mitzuteilen, dass ich deine Wahrnehmung als grundsätzliche Voraussetzung für die Betrachtung eines Kunstwerkes empfinde. Das wahre dramatische Leben ist kein Kaleidoskop von vielfältigen Ausdrucksformen, die Geste für Geste oder Schrei für Schrei zerlegt, sondern es sind Standbilder. Selbst die berühmte Dose von Andy Warhol ...

http://img.posterlounge.de/images/wbig/andy-warhol-old-fashioned-vegetable-7695.jpg

... ist ja letztlich nichts anderes als ein Standbild aus unserem Alltag. Wir, die Betrachter machen etwas zu einem Kunstwerk. Nüchtern betrachtet, bleibt diese Dose eine schlichte Dose. Aber durch das Betrachten einer Performance zum Beispiel ... bringt uns eine menschenleere Straße in Erinnerung, die wir fast täglich sehen. Man kann es weiter verfolgen und die Bäume von Egon Schiele heranziehen ...

http://www.yopi.de/image/prod_pics/462/alternative/b/7479.jpg

... jeder Mensch hat solche Bäume schon irgendwann gesehen. Aber ein Kunstwerk reduziert unser Sehen ... und genau da fängt es an. Kunst ist immer eine Reduzierung der eigenen Wahrnehmung auf das Wesentliche. Und dadurch werden wir offen für unsere eigenen Erfahrungen.

Servus umananda

Bellerophon
24.02.2012, 00:07
Das hast du einerseits recht Uamanda, anderseits ist Maxens Beitrag und die Perfomence der ekelhaften münchener Medienwichser völliger Mist.

http://www.youtube.com/watch?v=WqxQGI3BTXs

Der Unterschied ist der, zwischen einem werktätigen Menschen und einem subventonierten Snob.

umananda
22.03.2012, 21:54
(...) Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann?

http://1.bp.blogspot.com/_m-G6PGk0a9o/TGvcuCoJ9BI/AAAAAAAAAxk/DoJd3EGJjJE/s1600/Valie-Export.jpg

VALIE EXPORT - Zeit und Gegenzeit (http://www.youtube.com/watch?v=2d9w59HP9y0)

Valie Export: Zeit und Gegenzeit. Interview (http://www.youtube.com/watch?v=FdrZJMSqxFo&feature=related)

Die Kunst kann nur das hervorrufen ... was in dem Betrachter vorhanden ist. Letztich ist es ein Wiedererkennen von Dingen, die man bereits bewusst oder auch unbewusst gefühlt, gedacht oder berührt hat. Wenn du also im Nachhinein von einer dir an sich vertrauten Szene sozusagen "geplättet" bist, dann hat es gerade die Wiederholung hervorgerufen. Ein Kunstwerk ist ja letztlich eine Wiederholung einer bereits erfolgten Wahrnehmung.

Servus umananda

Knudud_Knudsen
22.03.2012, 22:43
Performance als Déjà-vu..?


woran nur erinnert mich das..?

http://www.google.de/imgres?q=performance+kunst&um=1&hl=de&client=safari&sa=N&tbo=d&tbm=isch&tbnid=vDtLkmHkjYgaxM:&imgrefurl=http://www.artnet.de/magazine/tagung-der-schering-stiftung-uber-wissenschaft-und-kunst/images/8/&docid=TdlxB1ThtdLc7M&imgurl=http://www.artnet.de/Images/Magazine/news/mania/mania12-11-08-8.jpg&w=560&h=373&ei=8alrT6O5DsWVswabifm8Ag&zoom=1&biw=768&bih=928

Knud

nivis
22.03.2012, 22:52
[...]


auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um [...]

Mir kam beim Lesen deiner Zeilen sofort der Gedanke ... daß der wesentliche Unterschied zwischen einer Umarmung und einer Umklammerung lediglich die Zeit ist. Darum deine Unruhe. Du fühltest dich umklammert. So wie die Frau den Mann schließlich von sich stieß - und er selbst erstarrte, in der Stummheit des Raums. Danke für diesen Gedanken. So klar hatte ich das eigentlich noch gar nicht im Sinn. Das Timing ist das Entscheidende. Etwa beim zufälligen finden der großen Liebe in einem Café; sie findet plötzlich statt ... ohne zu Fragen ... an einem im grunde alltäglichen, nichtigen Ort, wird dort aber zu einem Sinnkreis. Und nur wegen der Zeit.



Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Die Erinnerung, die sich vergisst ... und eine Wiedergeburt in den Augenblick erfährt. Anders, aber wie ein Spiegel, in dem man sich wiederfindet.

dye
22.03.2012, 23:01
So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Bei Nachstellungen von Szenen wird eine Erwartungshaltung des Betrachters gezielt aufgebaut. Kunst baut immer Erwartungshaltungen beim Betrachter im Bezug auf das Ungewöhnliche und Besondere auf. Ob die Erwartungen dann erfüllt werden ist eine andere Sache. Bei gewöhnlichen Alltagszenen ist das nicht oder nur selten der Fall. Kein Mensch kann im Alltag ständig mit positiven oder negativen Erwartungen herumlaufen und auf alle Signale und Reize die er wahrnimmt bewusst reagieren, sonst würde der Mensch krank und irrsinnig.

umananda
22.03.2012, 23:02
Performance als Déjà-vu..?


woran nur erinnert mich das..?

http://www.google.de/imgres?q=performance+kunst&um=1&hl=de&client=safari&sa=N&tbo=d&tbm=isch&tbnid=vDtLkmHkjYgaxM:&imgrefurl=http://www.artnet.de/magazine/tagung-der-schering-stiftung-uber-wissenschaft-und-kunst/images/8/&docid=TdlxB1ThtdLc7M&imgurl=http://www.artnet.de/Images/Magazine/news/mania/mania12-11-08-8.jpg&w=560&h=373&ei=8alrT6O5DsWVswabifm8Ag&zoom=1&biw=768&bih=928

Knud

Das musst du beurteilen können ... ich kenne dein Sexualleben nicht.

Servus umananda

nivis
22.03.2012, 23:04
Bei Nachstellungen von Szenen wird eine Erwartungshaltung des Betrachters gezielt aufgebaut. Bei Alltagszenen ist das nicht der Fall. Kein Mensch kann im Alltag ständig mit positiven oder negativen Erwartungen herumlaufen und auf alle wahrnehmbaren Signale reagieren, sonst würde der krank und irrsinnig.

Es gibt Ausnahmen ... Georg Trakl, der große Apotheker, konnte das. :wacky:

dye
22.03.2012, 23:10
Es gibt Ausnahmen ... Georg Trakl, der große Apotheker, konnte das. :wacky:

Ich kenne den Typen nicht. War der große Apotheker auf LSD oder andere bewusstseinserweiternde Drogen? :))

nivis
22.03.2012, 23:12
Ich kenne den Typen nicht. War der große Apotheker auf LSD oder andere bewusstseinserweiternde Drogen? :))

Ich glaube alles, was eine Apotheke so hergibt und nicht unweigerlich in den Tode führt. Kein Witz.

Bellerophon
22.03.2012, 23:13
Kunst ist Style und Erinnerung:

Das ist Kunst:

Die französische custom-hipster-Blitz Motorcycles

http://www.blitz-motorcycles.com/

BMW mit Enfield gekreuzt.

Das ist Kunst und Europa.

Absolut geil.

Franzosen die sich "Blitz" nennen.

Nichts subventioniert und .... äh .... "so"

"Das Blitz"

http://www.blitz-motorcycles.com/das-blitz/

So wie ich mich "Le Renard Subtil" nennen würde.....

umananda
22.03.2012, 23:13
Es gibt Ausnahmen ... Georg Trakl, der große Apotheker, konnte das. :wacky:

Er starb auch an einer Überdosis Kokain ... und er war weitaus mehr als "nur" ein Magister der Pharmazie ...

Servus umananda

Bellerophon
22.03.2012, 23:25
Subventionierte Kunstsucker in die Produktion!

Jxxxe Kunstsammler enteignen!

Die Kunst gehört dem Volk.

International.

Ich will den Wein der Rothschilds saufen und Zigeuner in ihre Schlafgemächer kacken lassen.

Und iranische Studentinnen das Judentum progressiv dekonsturieren lassen.

http://www.youtube.com/watch?v=JVFcp2_n9s0&feature=related

Bellerophon
22.03.2012, 23:32
Historisches Spannungsverhältnis - Juden als Bindeglied zwischen Orient und Okzident - Schwerpunkt: Sklavenhandel.

Dialektik der Aufklärung.


Vom Sklavenhändler zum Bolschwistischen Kommisar zum Mafioso zum Förderer der Durchrassung der Weißen........

"Der drei Cent Ring"

Opfer in fünf Akten

Aber ich hab gar keinen Engländer, von dem ich es klauen kann, wie Brecht....

Russendico:

http://www.youtube.com/watch?v=YokJ2BbdwdU

Mach ichs wie Wagner:

http://www.youtube.com/watch?v=_et1rgL3e5s

Steel = U-Boote = Ingenieurskunst

Das können die Semiten nicht.

Wie die Neger und Frauen.

umananda
22.03.2012, 23:39
(...) .

Und du spinnst nun ein wenig vor dich hin ... dann wünsche ich dir viel Spass dabei.


http://media03.myheimat.de/2010/07/23/1172749_web.jpg

Falco - Out Of The Dark (http://www.youtube.com/watch?v=YwcgBVQ3rb0&feature=related)

Angenehme Träume .... umananda

Bellerophon
22.03.2012, 23:51
Bei Tyr und Odin.

Weißt du, das "Kreuz" in den Nordischen Fahnen, ist das liegende Schwert Tyrs.

In dem Herren der Ringe und Conan (Freund von H.P Lovecraft) überliefern wir unsere Saga.

Und im "Blitz" Thors.

Das steigende weiße Ross.

Das witte Pferd.

Wir sind überall.

Wenn die Verräter mit den Poloshirts auf dem Turf rumlaufen, ist unser Voodoo immer dabei.

Und in die wirklichen Clubs* - kommt ihr niemals.

http://www.youtube.com/watch?v=-_OkMan3kkM&feature=related

MfG Wasp


*die niemals eine Frau betritt - so wie euere Tempelschulen

Bellerophon
22.03.2012, 23:58
Und unsere schönen nordischen Frauen sehen im würdigen Alter mit silbernen Haaren immer noch besser aus als ihr, mit euren grotesken Perücken.

Ihr "Südländer".

Allein, wie ist zu verfahren mit den Plantagenets.....die in England neben Gott sitzen.....soll man sie von Iren und Schotten fressen lassen......dieses verdammte Drecksgeleschecht....

Arthas
23.03.2012, 00:37
So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Weil Du ein Jude bist, und als solcher nunmal eine natürliche Affinität zu jedem noch so grotesken Schwachsinn hast der als "Kunst" daher kommt. :]

derRevisor
23.03.2012, 00:46
So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Wieso schaust du dir überhaupt so einen Mist an? Spätestens nach dem Lesen der Broschüre hätte klar sein müssen, dass die gemeinsame Zeit mit Frauchen besser verbracht werden kann.

Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie....lol....Münchner Filmhochschule....lol...."Performance" Mega lol


Außerdem glaube ich deiner Interpretation nicht. Ich denke, dein Schlüsselerlebnis war eher das Wegstoßen des Mannes. :)

Senator74
23.03.2012, 10:15
Eine interessante Studie, was den Eingangsbeitrag betrifft...
An den dümmlichen Kommentaren merkt man die Unbedarftheit mancher user...
Ein direktes Konfrontiert-Sein mit so einer "Performance" schafft sicher andere Eindrücke und braucht ein Verweilen...ZEIT...sowas auf sich wirken lassen...dann ist eine Annäherung an das Konzept möglich...
Von einem Verstehen will ich da nicht sprechen...eher von Einwirkung auf die eigene Befindlichkeit...

Knudud_Knudsen
23.03.2012, 13:12
Das musst du beurteilen können ... ich kenne dein Sexualleben nicht.

Servus umananda


..so musst Du Dir das vorstellen..

http://www.google.de/imgres?q=kunst+performance&um=1&hl=de&client=safari&sa=N&tbo=d&tbm=isch&tbnid=XIzKO26qpj1fIM:&imgrefurl=http://www.norwegen.no/News_and_events/culture/performing/Co-lab-Editions-6-Kurt-Johannessen-und-Nezaket-Ekici-/&docid=-rEX6D6N2U0LmM&imgurl=http://www.norwegen.no/FileCache/Global/SiteFolders/webber/Aktuelles/Kultur/Darstellende_Kunst/kurt.jpg/width_650.height_300.mode_FillAreaWithCrop.pos_Def ault.color_White.jpg&w=650&h=300&ei=TnVsT56gOIP14QT3rfS_Ag&zoom=1&biw=768&bih=928

Knud

Maxvorstadt
23.03.2012, 15:38
http://1.bp.blogspot.com/_m-G6PGk0a9o/TGvcuCoJ9BI/AAAAAAAAAxk/DoJd3EGJjJE/s1600/Valie-Export.jpg

VALIE EXPORT - Zeit und Gegenzeit (http://www.youtube.com/watch?v=2d9w59HP9y0)

Valie Export: Zeit und Gegenzeit. Interview (http://www.youtube.com/watch?v=FdrZJMSqxFo&feature=related)

Die Kunst kann nur das hervorrufen ... was in dem Betrachter vorhanden ist. Letztich ist es ein Wiedererkennen von Dingen, die man bereits bewusst oder auch unbewusst gefühlt, gedacht oder berührt hat. Wenn du also im Nachhinein von einer dir an sich vertrauten Szene sozusagen "geplättet" bist, dann hat es gerade die Wiederholung hervorgerufen. Ein Kunstwerk ist ja letztlich eine Wiederholung einer bereits erfolgten Wahrnehmung.

Servus umananda

Manchmal ist es aber auch umgekehrt. Nämlich dann, wenn man eine Landschaft entdeckt und ausruft, das sei ja wie eine Gemälde. Es kann also vorkommen, dass uns eine wirkliche Aussicht, die wir uns vergegenwärtigen, an bestimmte Kunstwerke erinnert. ;)

umananda
23.03.2012, 20:08
Manchmal ist es aber auch umgekehrt. Nämlich dann, wenn man eine Landschaft entdeckt und ausruft, das sei ja wie eine Gemälde. Es kann also vorkommen, dass uns eine wirkliche Aussicht, die wir uns vergegenwärtigen, an bestimmte Kunstwerke erinnert. ;)

Dieses Wiedererkennen wurde ja geradezu vom bürgerlichen Realismus bis zu Bertolt Brechts Anstrengungen mit einer sprichwörtlichen Besessenheit verfolgt. Dass man dabei das Verhältnis von Kunst und Realität völlig aus den Augen verlor, zeigt sich deutlich an dem sogenannten sozialistischen Realismus.

Der Schein von Authentizität war letztlich nur ein pompöser Abklatsch der Wirklichkeit. Zwar erkannte man einen modellierten Soldaten, Arbeiter oder eine Mutter bei Käthe Kollwitz ... aber man erkannte nichts wieder ... sondern betrachtete nur ein Kunstwerk, das eine bestimmte politische Aussage treffen wollte.

Letztlich ist jedes Kunstwerk, das sich dem offenen Blick des Betrachters entziehen will, eher ein Pamphlet als Kunst.

Wenn Valie Export in dem vorangegangenen Interview sagt, dass es keine feministische Kunst gibt, so hat sie genau das bestätigt ... man kann Kunst zwar feministisch interpretieren ... aber dennoch kann sie auch anders gesehen werden. Es gibt weder eine feministische noch eine anderweitige Kunst.

Wenn ein Künstler behauptet, sein Kunstwerk repräsentiere zum Beispiel die Menschenrechte ... besagt es noch lange nicht, dass der Betrachter es auch so wahrnimmt.

Selbst wenn jemand behauptet ... Mona Lisa lächelt, kann es niemand mit Bestimmtheit sagen, ob sie nicht kurz davor ist, in Tränen auszubrechen ...

Servus umananda

Bellerophon
24.03.2012, 23:35
Und du spinnst nun ein wenig vor dich hin ... dann wünsche ich dir viel Spass dabei.


http://media03.myheimat.de/2010/07/23/1172749_web.jpg

Falco - Out Of The Dark (http://www.youtube.com/watch?v=YwcgBVQ3rb0&feature=related)

Angenehme Träume .... umananda

Na, is doas scho amoröas?

http://www.youtube.com/watch?v=m8wFjsuRnuM&feature=related


Drahdiwaberls "Lodenfreak" gibts leider nicht mehr auf Youtube.

Du weißt schon - eine meiner sächsischen Vorfahrinnen* liegt in der Kaisergruft in Wien.

Sicher - ihr Juden habt ja auch eure Friedhöfe.


*Enkelin des schwarzen Lords of XXX

Ot: Wie widerlich ist der öffentliche Adel?

Wie widerlich sind die Sachsen-Coburg und Gotha, die Hohenzollern und selbst die Welfen....

Was ein Abschaum.

Der Kaiser hätte stehen sollen, oder Selbstmord begehen.

Diese Schweine und Verräter von Tieren.

Mein Urururur-Ahn rotiert in seinem Grab auf Sizilien.

Was für Ratten.

Jeder (!) Prinz könnte aufstehen und rebellieren...

Aber sie sind Verkaufte und Ratten.... Hampeleunuchen für Schacherer und Wucherer aus Südlland.

Diese Bastarde von Schweinen, die ALLES verraten.

ALLES - das viel älter ist als das Christentum.

Gott, Tyr und Odin - meine Vorfahren haben friesische Piraten verbrannt, Wikingerköpfe auf Stangen aufgespiest.

Kelten gefällt.

http://www.youtube.com/watch?v=pVUejDCk7vs


Ich bin der Schattenwolf-

Maxvorstadt
27.03.2012, 14:27
Dieses Wiedererkennen wurde ja geradezu vom bürgerlichen Realismus bis zu Bertolt Brechts Anstrengungen mit einer sprichwörtlichen Besessenheit verfolgt. Dass man dabei das Verhältnis von Kunst und Realität völlig aus den Augen verlor, zeigt sich deutlich an dem sogenannten sozialistischen Realismus.

Der Schein von Authentizität war letztlich nur ein pompöser Abklatsch der Wirklichkeit. Zwar erkannte man einen modellierten Soldaten, Arbeiter oder eine Mutter bei Käthe Kollwitz ... aber man erkannte nichts wieder ... sondern betrachtete nur ein Kunstwerk, das eine bestimmte politische Aussage treffen wollte.

Letztlich ist jedes Kunstwerk, das sich dem offenen Blick des Betrachters entziehen will, eher ein Pamphlet als Kunst.

Wenn Valie Export in dem vorangegangenen Interview sagt, dass es keine feministische Kunst gibt, so hat sie genau das bestätigt ... man kann Kunst zwar feministisch interpretieren ... aber dennoch kann sie auch anders gesehen werden. Es gibt weder eine feministische noch eine anderweitige Kunst.

Wenn ein Künstler behauptet, sein Kunstwerk repräsentiere zum Beispiel die Menschenrechte ... besagt es noch lange nicht, dass der Betrachter es auch so wahrnimmt.

Selbst wenn jemand behauptet ... Mona Lisa lächelt, kann es niemand mit Bestimmtheit sagen, ob sie nicht kurz davor ist, in Tränen auszubrechen ...

Servus umananda

Jetzt wo du es sagst.

http://www.popartuk.com/g/l/lgpp30545+mona-lisa-leonardo-da-vinci-poster.jpg

Senator74
29.03.2012, 13:36
Jetzt wo du es sagst.

http://www.popartuk.com/g/l/lgpp30545+mona-lisa-leonardo-da-vinci-poster.jpg

Grins...
(Über manche Un-Beiträge hier hereingeBELLt, sieht man besser hinweg...)

harlekina
29.03.2012, 14:02
So lautet es in einem Programmheft einer Performance, die ich mit meiner Frau vor einigen Tagen besuchte, von Schauspielschülern und Studenten der Kunstakademie sowie der Münchner Filmhochschule in Szene gesetzt. Zuerst wurde ich unruhig, da die Anfangsszene 10 Minuten lang nur eine Umarmung von einer Frau und einem Mann zeigte. Ohne Musik nur ein Videobild einer typischen Vorstadtstraße. In diesen zehn Minuten bewegte sich fast nichts. Es kam nur einmal ein Postauto und ein Radfahrer durch das Videobild gefahren. Nur deshalb konnte man erkennen, dass es sich um ein Videofilm handelte und keinem Standbild. Auf was will ich hinaus? Ganz einfach. Mir wurde durch diese Performance der Begriff Zeit nahegebracht. Beziehung, Einsamkeit. 10 Minuten können einem verdammt lang vorkommen. Man wird unruhig, da ja auch das Paar völlig regungslos in seiner Umarmung auf der Bühne stand. Nach zehn Minuten stieß die Frau den Mann von sich und drehte sich um und verschwand. Zurück blieb der Mann, der noch einmal 2 Minuten regungslos dastand, bis es dunkel wurde und die zweite Performance begann. Aber ich war irgendwie völlig geplättet von den ersten 12 Minuten. Was also macht Kunst mit uns? Wie kann es sein, dass mich eine gleiche Szene einer stillen Straße in Echtzeit völlig kalt lässt, aber eine Nachstellung völlig plätten kann? :shrug:

Kunst definiert jeder für sich anders. Für Dich mag das oben geschilderte Kunst sein, für andere ist es schlicht Zeitverschwendung.

Maxvorstadt
02.04.2012, 12:17
Kunst definiert jeder für sich anders. Für Dich mag das oben geschilderte Kunst sein, für andere ist es schlicht Zeitverschwendung.

Es wäre reine Zeitverschwendung, mit dir darüber zu diskutieren. :shrug:

umananda
02.04.2012, 20:22
Es wäre reine Zeitverschwendung, mit dir darüber zu diskutieren. :shrug:

Es ist letztlich die größte Zeitverschwendung ... über Geschmack zu debattieren oder dieses sinnentleerte Gerede "gefällt mir - gefällt mir nicht". Nichts ist sinnloser ... als darüber zu streiten was Kunst ist. Schlussendlich sollte man nur über Dinge reden, mit denen man etwas anzufangen weiß.

Servus umananda

Xarrion
02.04.2012, 20:25
Es ist letztlich die größte Zeitverschwendung ... über Geschmack zu debattieren oder dieses sinnentleerte Gerede "gefällt mir - gefällt mir nicht". Nichts ist sinnloser ... als darüber zu streiten was Kunst ist. Schlussendlich sollte man nur über Dinge reden, mit denen man etwas anzufangen weiß.

Servus umananda

Ganz recht, nun mußt du dich nur noch selbst an deiner neu errungenen Weisheit orientieren.:]

umananda
02.04.2012, 20:28
Ganz recht, nun mußt du dich nur noch selbst an deiner neu errungenen Weisheit orientieren.:]

Du scheinst mir eifrig nachzudackeln ... fast schon hündisch ... aber ich mag keine Promadenmischungen.

Servus umananda

Xarrion
02.04.2012, 20:32
Du scheinst mir eifrig nachzudackeln ... fast schon hündisch ... aber ich mag keine Promadenmischungen.

Servus umananda

Ein winziges Stöckchen hingehalten, und schon springst du darüber. :klatsch:

Knudud_Knudsen
03.04.2012, 21:50
..ach..immer wieder dieses ach..

zeitgenössische Kunst..für mich eine nie endende Herausforderung..

http://www.keinverlag.de/texte.php?text=215196

Knud

umananda
03.04.2012, 23:44
..ach..immer wieder dieses ach..

zeitgenössische Kunst..für mich eine nie endende Herausforderung..

http://www.keinverlag.de/texte.php?text=215196

Knud


Vernissage bei Bilder Lotter,
alle diskutieren wild

Letztlich diskutieren die wenigsten Besucher einer Vernissage über Kunst ... man ist erst einmal da und die Kunstwerke bilden die Staffage, während der Künstler mit ein paar Freunden oder Bekannten den Wein und das kalte Buffet kritisch begutachtet. Jedenfalls pflege ich oft bei einer Vernissage einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern, um mir einen Überblick zu verschaffen, wer sich alles unter den Besuchern tummelt.

Man spricht über den letzten Urlaub und dann über den letzten Film ... und dann gibt es die Suchenden ... sie halten ein halb gefülltes Weinglas und bewegen sich zwischen den anderen herumstehenden Besuchern, die in kleinen Gruppen über alles reden, nur nicht über die Vernissage. Dabei ist der "Suchende" immer in einer Lauerstellung, um ja nur kein Stichwort zu versäumen, das ihm ermöglicht, sich einzumischen.

Dann trifft man auch noch den "Erklärer" an. Er ist meistens männlich und steuert mit Vorliebe auf Frauen zu, die sich ein Kunstwerk anschauen. Er stellt sich unauffällig neben dieser Betrachterin und fragt zaghaft nach, wie ihr dieser Künstler gefällt. Ganz gleich wie ihre Antwort lautet, er greift es auf und beginnt über Kunst zu fabulieren ... dabei achtet er peinlich darauf, dass er die Betrachterin nicht verstimmt. Das Ziel ist also nicht das Kunstwerk, sondern die Verführung einer Frau.

Ein Mensch scheint sehr beflissen zu sein und man erkennt ihn meistens daran, dass er alle Besucher, die er als wichtig erachtet, ganz besonders liebevoll begrüßt. Man soll sich wie zuhause fühlen, als Freund des Hauses. Hierbei handelt er sich um den Galeristen. Den Vertreter der Presse erkennt man meisten daran, dass er sich niemals vom Buffet wegbewegt. So treffen sich Künstler und Pressevertreter beim Auffüllen ihrer Teller.

Irgendwann wird auch die stille Beobachterin, die einen der wenigen Sitzplätze ergattert hat, entdeckt. Das ist dann meistens das Signal, dass ich mich freundlich vom Künstler und dem Galeristen verabschiede ... und ohne dem Buffet einen Besuch abgestattet zu haben, verlasse ich das gesprächige Murmeln ... das nur ab und zu durch ein heftiges Auflachen unterbrochen wird und klopfe zaghaft ans Fenster, um dem Galeristen noch ein freundliches Winken zu schenken.

Am nächsten Tag (wenn der Künstler begehrt ist) tauchen dann eventuell die interessierten und finanzkräftigen Sammler auf, die schon vor der Vernissage ihre Wünsche dem Galeristen mitgeteilt haben. Ist der Künstler weniger begehrt ... dann ist ein kleiner roter Punkt unter einem Kunstwerk eine kleine Hoffnung für alle Beteiligten ...

Servus umananda

Pythia
04.04.2012, 00:12
Du scheinst mir eifrig nachzudackeln ... fast schon hündisch ... aber ich mag keine Promadenmischungen.Aber ich http://www.24-carat.de/Forum/Welt/Pig-dog.jpg darf Dir doch ab und zu mal in die Waden beißen, oder? Bin schließlich reinrassig: ein reinrassiger Schweinehund! Und ich jage auch nur zum Eigenbedarf.

Knudud_Knudsen
04.04.2012, 07:48
Letztlich diskutieren die wenigsten Besucher einer Vernissage über Kunst ... man ist erst einmal da und die Kunstwerke bilden die Staffage, während der Künstler mit ein paar Freunden oder Bekannten den Wein und das kalte Buffet kritisch begutachtet. Jedenfalls pflege ich oft bei einer Vernissage einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern, um mir einen Überblick zu verschaffen, wer sich alles unter den Besuchern tummelt.

Man spricht über den letzten Urlaub und dann über den letzten Film ... und dann gibt es die Suchenden ... sie halten ein halb gefülltes Weinglas und bewegen sich zwischen den anderen herumstehenden Besuchern, die in kleinen Gruppen über alles reden, nur nicht über die Vernissage. Dabei ist der "Suchende" immer in einer Lauerstellung, um ja nur kein Stichwort zu versäumen, das ihm ermöglicht, sich einzumischen.

Dann trifft man auch noch den "Erklärer" an. Er ist meistens männlich und steuert mit Vorliebe auf Frauen zu, die sich ein Kunstwerk anschauen. Er stellt sich unauffällig neben dieser Betrachterin und fragt zaghaft nach, wie ihr dieser Künstler gefällt. Ganz gleich wie ihre Antwort lautet, er greift es auf und beginnt über Kunst zu fabulieren ... dabei achtet er peinlich darauf, dass er die Betrachterin nicht verstimmt. Das Ziel ist also nicht das Kunstwerk, sondern die Verführung einer Frau.

Ein Mensch scheint sehr beflissen zu sein und man erkennt ihn meistens daran, dass er alle Besucher, die er als wichtig erachtet, ganz besonders liebevoll begrüßt. Man soll sich wie zuhause fühlen, als Freund des Hauses. Hierbei handelt er sich um den Galeristen. Den Vertreter der Presse erkennt man meisten daran, dass er sich niemals vom Buffet wegbewegt. So treffen sich Künstler und Pressevertreter beim Auffüllen ihrer Teller.

Irgendwann wird auch die stille Beobachterin, die einen der wenigen Sitzplätze ergattert hat, entdeckt. Das ist dann meistens das Signal, dass ich mich freundlich vom Künstler und dem Galeristen verabschiede ... und ohne dem Buffet einen Besuch abgestattet zu haben, verlasse ich das gesprächige Murmeln ... das nur ab und zu durch ein heftiges Auflachen unterbrochen wird und klopfe zaghaft ans Fenster, um dem Galeristen noch ein freundliches Winken zu schenken.

Am nächsten Tag (wenn der Künstler begehrt ist) tauchen dann eventuell die interessierten und finanzkräftigen Sammler auf, die schon vor der Vernissage ihre Wünsche dem Galeristen mitgeteilt haben. Ist der Künstler weniger begehrt ... dann ist ein kleiner roter Punkt unter einem Kunstwerk eine kleine Hoffnung für alle Beteiligten ...

Servus umananda


.sehr gelungen ich danke Dir..

Gruss

Knud

Senator74
04.04.2012, 11:09
Letztlich diskutieren die wenigsten Besucher einer Vernissage über Kunst ... man ist erst einmal da und die Kunstwerke bilden die Staffage, während der Künstler mit ein paar Freunden oder Bekannten den Wein und das kalte Buffet kritisch begutachtet. Jedenfalls pflege ich oft bei einer Vernissage einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern, um mir einen Überblick zu verschaffen, wer sich alles unter den Besuchern tummelt.

Man spricht über den letzten Urlaub und dann über den letzten Film ... und dann gibt es die Suchenden ... sie halten ein halb gefülltes Weinglas und bewegen sich zwischen den anderen herumstehenden Besuchern, die in kleinen Gruppen über alles reden, nur nicht über die Vernissage. Dabei ist der "Suchende" immer in einer Lauerstellung, um ja nur kein Stichwort zu versäumen, das ihm ermöglicht, sich einzumischen.

Dann trifft man auch noch den "Erklärer" an. Er ist meistens männlich und steuert mit Vorliebe auf Frauen zu, die sich ein Kunstwerk anschauen. Er stellt sich unauffällig neben dieser Betrachterin und fragt zaghaft nach, wie ihr dieser Künstler gefällt. Ganz gleich wie ihre Antwort lautet, er greift es auf und beginnt über Kunst zu fabulieren ... dabei achtet er peinlich darauf, dass er die Betrachterin nicht verstimmt. Das Ziel ist also nicht das Kunstwerk, sondern die Verführung einer Frau.

Ein Mensch scheint sehr beflissen zu sein und man erkennt ihn meistens daran, dass er alle Besucher, die er als wichtig erachtet, ganz besonders liebevoll begrüßt. Man soll sich wie zuhause fühlen, als Freund des Hauses. Hierbei handelt er sich um den Galeristen. Den Vertreter der Presse erkennt man meisten daran, dass er sich niemals vom Buffet wegbewegt. So treffen sich Künstler und Pressevertreter beim Auffüllen ihrer Teller.

Irgendwann wird auch die stille Beobachterin, die einen der wenigen Sitzplätze ergattert hat, entdeckt. Das ist dann meistens das Signal, dass ich mich freundlich vom Künstler und dem Galeristen verabschiede ... und ohne dem Buffet einen Besuch abgestattet zu haben, verlasse ich das gesprächige Murmeln ... das nur ab und zu durch ein heftiges Auflachen unterbrochen wird und klopfe zaghaft ans Fenster, um dem Galeristen noch ein freundliches Winken zu schenken.

Am nächsten Tag (wenn der Künstler begehrt ist) tauchen dann eventuell die interessierten und finanzkräftigen Sammler auf, die schon vor der Vernissage ihre Wünsche dem Galeristen mitgeteilt haben. Ist der Künstler weniger begehrt ... dann ist ein kleiner roter Punkt unter einem Kunstwerk eine kleine Hoffnung für alle Beteiligten ...

Servus umananda
Ich denke, dass der Eingangsbeitrag nicht als Aufforderung gedacht war, eine uferlose Kunst-Debatte auszulösen. Eher war es der m E. gelungene Versuch, darzustellen, was die Wirkweise von Kunst/Performance sein kann. Ein Anspruch auf Absolutsetzung oder Richtigkeit des Beispiels war nicht beabsichtigt!!

Maxvorstadt
04.04.2012, 14:47
Es ist letztlich die größte Zeitverschwendung ... über Geschmack zu debattieren oder dieses sinnentleerte Gerede "gefällt mir - gefällt mir nicht". Nichts ist sinnloser ... als darüber zu streiten was Kunst ist. Schlussendlich sollte man nur über Dinge reden, mit denen man etwas anzufangen weiß.

Servus umananda

Vergiss es, bleiben wir beim Thema und fragen nicht so naiv "was Kunst" ist, sondern wie ich es geschrieben habe, was macht Kunst mit uns. :] Das ist viel spannender.

Maxvorstadt
04.04.2012, 14:50
Letztlich diskutieren die wenigsten Besucher einer Vernissage über Kunst ... man ist erst einmal da und die Kunstwerke bilden die Staffage, während der Künstler mit ein paar Freunden oder Bekannten den Wein und das kalte Buffet kritisch begutachtet. Jedenfalls pflege ich oft bei einer Vernissage einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern, um mir einen Überblick zu verschaffen, wer sich alles unter den Besuchern tummelt.

Man spricht über den letzten Urlaub und dann über den letzten Film ... und dann gibt es die Suchenden ... sie halten ein halb gefülltes Weinglas und bewegen sich zwischen den anderen herumstehenden Besuchern, die in kleinen Gruppen über alles reden, nur nicht über die Vernissage. Dabei ist der "Suchende" immer in einer Lauerstellung, um ja nur kein Stichwort zu versäumen, das ihm ermöglicht, sich einzumischen.

Dann trifft man auch noch den "Erklärer" an. Er ist meistens männlich und steuert mit Vorliebe auf Frauen zu, die sich ein Kunstwerk anschauen. Er stellt sich unauffällig neben dieser Betrachterin und fragt zaghaft nach, wie ihr dieser Künstler gefällt. Ganz gleich wie ihre Antwort lautet, er greift es auf und beginnt über Kunst zu fabulieren ... dabei achtet er peinlich darauf, dass er die Betrachterin nicht verstimmt. Das Ziel ist also nicht das Kunstwerk, sondern die Verführung einer Frau.

Ein Mensch scheint sehr beflissen zu sein und man erkennt ihn meistens daran, dass er alle Besucher, die er als wichtig erachtet, ganz besonders liebevoll begrüßt. Man soll sich wie zuhause fühlen, als Freund des Hauses. Hierbei handelt er sich um den Galeristen. Den Vertreter der Presse erkennt man meisten daran, dass er sich niemals vom Buffet wegbewegt. So treffen sich Künstler und Pressevertreter beim Auffüllen ihrer Teller.

Irgendwann wird auch die stille Beobachterin, die einen der wenigen Sitzplätze ergattert hat, entdeckt. Das ist dann meistens das Signal, dass ich mich freundlich vom Künstler und dem Galeristen verabschiede ... und ohne dem Buffet einen Besuch abgestattet zu haben, verlasse ich das gesprächige Murmeln ... das nur ab und zu durch ein heftiges Auflachen unterbrochen wird und klopfe zaghaft ans Fenster, um dem Galeristen noch ein freundliches Winken zu schenken.

Am nächsten Tag (wenn der Künstler begehrt ist) tauchen dann eventuell die interessierten und finanzkräftigen Sammler auf, die schon vor der Vernissage ihre Wünsche dem Galeristen mitgeteilt haben. Ist der Künstler weniger begehrt ... dann ist ein kleiner roter Punkt unter einem Kunstwerk eine kleine Hoffnung für alle Beteiligten ...

Servus umananda

:)) Eine tolle Anleitung für den Besuch einer Vernissage. Kommt mir irgendwie so bekannt vor, nur hatte ich bisher nie so einen geeigneten Sitzplatz gefunden, den du anscheinend schon oft innehattest. :))

Senator74
04.04.2012, 16:11
:)) Eine tolle Anleitung für den Besuch einer Vernissage. Kommt mir irgendwie so bekannt vor, nur hatte ich bisher nie so einen geeigneten Sitzplatz gefunden, den du anscheinend schon oft innehattest. :))

Der Sitzplatz schafft die Voraussetzung für die Perspektive...ob bei einer Vernissage, oder auf der Tribüne, oder sonst wo...

Maxvorstadt
11.04.2012, 15:34
Das Kompliment

Trotz meiner Jugend ... so sagte mir ein älterer Herr, sei ich nicht von dieser Zeit. Alles was sie vertreten scheint eine Lehre aus einer anderen Epoche zu sein. Weder im historischen noch metaphysischen Sinne würde ich mich zeitgemäß verhalten. Jeder sei mehr ein zeitgemäßer Mensch als ich ... erst viel später bemerkte ich, dass ich eines der größten Komplimente erhalten hatte, die man einem Zeitgenossen geben kann.

Servus umananda

Aus den Profilnachrichten entnommen.

Ich habe in deinen Profilnachrichten das entdeckt und irgendwie an dieses Thema gedacht. Die Sehgewohnheiten haben nämlich etwas mit dem Zeitgeist zu tun. Wie man etwas sieht oder versteht ist wohl auch eine Sache der zeitgemäßen Betrachtung. Wenn wir zum Beispiel bei deinem Beispiel Valie Export bleiben und ihre feministische Performance der 68er heute sehen, dann befinden wir uns in einer völlig anderen Zeit. Mir gefällt deine Profilnachricht schon deshalb, weil ich mich auch oft frage, ob es denn eine Zeit gibt, in der ich lieber gelebt hätte. Manchmal wäre ich gerne in den 20er Jahren. Nicht aus medizinischer Erwägungen, Gott bewahre, aber die Aufbruchstimmung, die eine alte Epoche abstreifen wollte, zeigte sich auch in der Kunst. So auch in den 68er Jahren. Heute kommt mir alles so behäbig vor.:shrug:

umananda
12.04.2012, 09:26
Ich habe in deinen Profilnachrichten das entdeckt und irgendwie an dieses Thema gedacht. Die Sehgewohnheiten haben nämlich etwas mit dem Zeitgeist zu tun. Wie man etwas sieht oder versteht ist wohl auch eine Sache der zeitgemäßen Betrachtung. Wenn wir zum Beispiel bei deinem Beispiel Valie Export bleiben und ihre feministische Performance der 68er heute sehen, dann befinden wir uns in einer völlig anderen Zeit. Mir gefällt deine Profilnachricht schon deshalb, weil ich mich auch oft frage, ob es denn eine Zeit gibt, in der ich lieber gelebt hätte. Manchmal wäre ich gerne in den 20er Jahren. Nicht aus medizinischer Erwägungen, Gott bewahre, aber die Aufbruchstimmung, die eine alte Epoche abstreifen wollte, zeigte sich auch in der Kunst. So auch in den 68er Jahren. Heute kommt mir alles so behäbig vor.:shrug:

Der Künstler mag einem Zeitgeist folgen, aber ein Kunstwerk erhebt sich über jenen Geist, den wir so lapidar Zeitgeist nennen. Das Gemälde Las Meninas von Diego Velázquez hat schon lange den damaligen Zeitgeist hinter sich gelassen .... oder die Confessiones des Augustinus ...

Aber die Sehgewohnheiten ändern sich ... wir bewegen uns in einem Zeitalter der Bilder. Das digitale Bilderleben wird nicht spurlos an uns vorübergehen. Und da setzt meiner Ansicht nach auch das persönliche Kunsterlebnis ein. Manchmal wünscht man sich in eine andere Epoche ... hätte man drei Wünsche frei ... würde ich aber einen Wunsch sorgfältig aufbewahren. Und zwar das Rückticket .. letztlich ist die jetzige Zeit ... meine Zeit, die ich nicht missen möchte.

Servus umananda

Senator74
12.04.2012, 09:30
Der Künstler mag einem Zeitgeist folgen, aber ein Kunstwerk erhebt sich über jenen Geist, den wir so lapidar Zeitgeist nennen. Das Gemälde Las Meninas von Diego Velázquez hat schon lange den damaligen Zeitgeist hinter sich gelassen .... oder die Confessiones des Augustinus ...

Aber die Sehgewohnheiten ändern sich ... wir bewegen uns einem Zeitalter der Bilder. Das digitale Bilderleben wird nicht spurlos an uns vorübergehen. Und da setzt meiner Ansicht nach auch das persönliche Kunsterlebnis ein. Manchmal wünscht man sich in eine andere Epoche ... hätte man drei Wünsche frei ... würde ich aber einen Wunsch sorgfältig aufbewahren. Und zwar das Rückticket .. letztlich ist die jetzige Zeit ... meine Zeit, die ich nicht missen möchte.

Servus umananda

Eine ehrliche Antwort trotz der gedanklichen Verlockung, eine Zeitreise künstlerischer Natur zu unternehmen...
Spannend wäre ein Besuch der Vergangenheit, dem damals lebenden Künstler über die Schulter zu schauen sicher....
aber die Annehmlichkeiten der Gegenwart...wer will die auf Dauer missen???

umananda
12.04.2012, 09:36
Eine ehrliche Antwort trotz der gedanklichen Verlockung, eine Zeitreise künstlerischer Natur zu unternehmen...
Spannend wäre ein Besuch der Vergangenheit, dem damals lebenden Künstler über die Schulter zu schauen sicher....
aber die Annehmlichkeiten der Gegenwart...wer will die auf Dauer missen???

Dazu gibt es eine nette Komödie "Midnight in Paris" von Woody Allen ...

Servus umananda

Senator74
19.04.2012, 09:21
Dazu gibt es eine nette Komödie "Midnight in Paris" von Woody Allen ...

Servus umananda

Die Komödie sollte man sich wirklich mal ansehen...

umananda
19.04.2012, 09:24
Die Komödie sollte man sich wirklich mal ansehen...

Das kannst du ... Benutzernachrichten auf Seite 8

Servus umananda

Senator74
19.04.2012, 20:48
Das kannst du ... Benutzernachrichten auf Seite 8

Servus umananda

Danke!
Ein wenig denke ich an eine reale Aufführung...