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Vollständige Version anzeigen : Ist Nationalismus angeboren?



Pirx
07.08.2005, 14:42
In den Gesellschaftswissenschaften gilt Nationalismus als Sozialisationsergebnis und geradezu als Persönlichkeitsstörung wie z.B. in der Theorie des autoritären Charakters.

Die biologische Verhaltensforschung betrachtet das Ganze aber zunehmend unter einem anderen Blickwinkel. Bei Tieren ist sehr oft zu beobachten, dass sie sich gegenüber Gruppenangehörigen fundamental anders verhalten als gegen Fremde. Wölfe gelten als sehr soziale Tiere, trotzdem töten sie regelmäßig Einzelgänger, die in das Gruppenterritorium eindringen.

Wanderameisen sind als noch sozialer (eusozial) einzustufen, gegen fremde Stämme führen sie aber regelrechte Vernichtungskriege.

Und beim Menschen? Ethnologische Studien belegen, dass Ethnozentrismus (die eigene ethnische Gruppe und ihre Kultur werden höher eingeschätzt als die anderen) und Xenophobie (Abneigung gegenüber Fremden) in jeder menschlichen Kultur anzutreffen sind. Wenn ein Verhalten aber universell in jeder Kultur auftritt, ist die Wahrscheinlich ziemlich groß, dass angeborene Mechanismen dahinterstehen.

Der Grund für diese Ingroup/Outgroup-Phänomene besteht vermutlich darin, dass Völker im Grunde nichts weiter als erweiterte Familienverbände darstellen. Und dass Organismen die Neigung haben, biologisch Verwandte zu bevorzugen, gilt in der Verhaltensbiologie als gesichert. In dieser Perspektive ist Nationalismus also ein angepasstes, von der Evolution gefördertes Verhaltensmerkmal.

Bisher am weitesten gegangen ist der Australier Salter („On Genetic Interests, Frankfurt aM, 2003). Anhand der entsprechenden populationsgenetischen Gleichungen und der genetischen Bevölkerungsdaten von Cavalli-Sforza et.al. berechnet er beispielhaft, wie weit der „Nationalismus“ von Völkern im Kontakt zu anderen Ethnien gehen sollte, wobei der genetische Abstand zwischen zwei Populationen den entscheidenden Parameter bildet.

Wie ist hier im Forum die Meinung? Ist Nationalismus nur eine anerzogene „Macke“ oder beruht es auf unserem genetischen Erbe?

Tiger
08.08.2005, 15:54
Ein gewisser "Nationalismus" ist natürlich angeboren, dass sieht man schon beim Säugling. Dieses Verhalten als Nationalismus zu bezeichnen ist aber mangelhaft.
ganz falsch aber auch nicht, da es fast das Gegenteil von Antinationalismus ist.
Der eigentliche Nationalismus kann durch die Umwelt gefördert oder abgeschwächt werden.

stan
08.08.2005, 19:05
Natuerlich nicht

Neutraler
08.08.2005, 19:07
Nationalismus wird anerzogen, genauso wie die anderen Haltungen. Ein neu geborener Mensch ist sozusagen noch unverdorben.

stan
08.08.2005, 19:08
Das sehe ich auch so!

Pirx
09.08.2005, 05:47
im übrigen durchmischst du - LEIDER - sippen- und gruppenselektion. bei ameisen herrschen ganz andere verwandtschaftliche verhältnisse als bei menschen. Nein, die Theorie ist reine kin selection. Die Beispielsberechnungen lauten: Wenn 10.000 Dänen nach England einwandern (und 10.000 Engländer verdrängen), entspricht das für die Engländer genetisch einem Verlust von 167 Kindern. In dem Fall, dass 10.000 südafrikanische Bantus einwandern, führt dies zu einem Verlust von 10.854 Kindern (dass die Zahl der eingebüßten Kinder die der Immigranten übersteigt, ist auf das mathematische Modell zurückzuführen, in dem auch negative Verwandtschaft auftreten kann).
Es ist also immer im genegoistischen Interesse der Engländer, sich gegen Immigration zu wehren, wobei es jedoch vom genetischen Abstand zur Immigrantenpopulation abhängt, wie viel in diesen Widerstand optimal zu investieren ist. So ist mein „sollte“ zu verstehen.

Lord Solar Plexus
09.08.2005, 09:58
In den Gesellschaftswissenschaften gilt Nationalismus als Sozialisationsergebnis


Nun, wenn Nationen, wie wir sie im Jahre 2005 kennen, das Ergebnis sozialer, wirtschaftlicher, politischer und anderer Faktoren sind, dann ist die aggressive Identifikation mit ihnen wohl ein künstliches Erzeugnis.



Die biologische Verhaltensforschung betrachtet das Ganze aber zunehmend unter einem anderen Blickwinkel.
Bei Tieren ist sehr oft zu beobachten, dass sie sich gegenüber Gruppenangehörigen fundamental anders verhalten als gegen Fremde.


Das ist richtig, aber das ist kein Nationalismus. Nation ist ein ideelles Konstrukt, zu dem nur der Mensch fähig ist. Und selbst wenn, würde der Nationalismus der Wanderameisen keine Rückschlüsse auf den des Menschen erlauben. Ihr Paarungsverhalten ist auch nicht ausschlaggebend für das menschliche.


Und beim Menschen? Ethnologische Studien belegen, dass Ethnozentrismus (die eigene ethnische Gruppe und ihre Kultur werden höher eingeschätzt als die anderen) und Xenophobie (Abneigung gegenüber Fremden) in jeder menschlichen Kultur anzutreffen sind.


Sicherlich belegen solche Studien auch, dass Gastfreundschaft weltweit verbreitet ist. Oh, ich will die Ergebnisse überhaupt nicht ignorieren oder kleinreden, ganz im Gegenteil. Aber das sind keine neuen Ergebnisse, sondern altbekannte Fakten. Und Ethnozentrismus ist etwas ganz anderes als Nationalismus.



Wenn ein Verhalten aber universell in jeder Kultur auftritt, ist die Wahrscheinlich ziemlich groß, dass angeborene Mechanismen dahinterstehen.


Der Mensch als Herdentier? Das ist eine ziemliche Selbstverständlichkeit. Auch diese Erkenntnis ist nicht so neu, wie du vorgibst.



Der Grund für diese Ingroup/Outgroup-Phänomene besteht vermutlich darin, dass Völker im Grunde nichts weiter als erweiterte Familienverbände darstellen. Und dass Organismen die Neigung haben, biologisch Verwandte zu bevorzugen, gilt in der Verhaltensbiologie als gesichert.


Vermutlich ist das eine plausible Entstehungsgeschichte für größere Gruppen. Vermutlich reicht das jedoch nicht aus, um den modernen Verwaltungsstaat zu erklären, auch nicht seine Entstehung. Hier spielen zusätzlich noch ganz andere Faktoren hinein, etwa Macht oder der Wunsch nach wirtschaftlichem Vorteil. Es erklärt in keinster Weise, wieso die Tötung von Familienmitgliedern oder Stammesangehörigen die Geschichte sowohl des Personenverbandsstaates als auch der modernen Staatlichkeit durchzieht. Oder auf einer allgemeineren Eben erklärt es in keinster Weise Interessensgegensätze zwischen Staat und Nation (Bürger, Gruppenmitglied).



In dieser Perspektive ist Nationalismus also ein angepasstes, von der Evolution gefördertes Verhaltensmerkmal.


Diese Schlussfolgerung ist unlogisch, weil sie keinen terminus medius mit den Prämissen aufweist. Aus der Tatsache, dass Ethnozentrismus und Xenophobie bestehen, folgt nicht, dass Nationalismus ein evolutionäres Verhaltensmerkmal ist. Offensichtlich sind das drei durchaus verschiedene Beschreibungen und Verhaltensweisen, auch wenn sie Schnittmengen aufweisen. Hinzu kommt, dass das Individuum sich anders verhalten kann als soziale Normen vorgeben bzw. das der Grad der jeweiligen Verhaltensweise sehr stark schwankt. Weder Assimilation noch Genozid sind Automatismen, sondern alles dazwischen ist vorgekommen. Das gibt ein eher unscharfes Bild, dass sich nicht so klar analysieren lässt, wie mancher es gerne hätte.



Ist Nationalismus nur eine anerzogene „Macke“ oder beruht es auf unserem genetischen Erbe?


Ich finde die Frage etwas schwierig zu beantworten, weil Nationalismus als solcher nicht in deinen Ausführungen vorkommt. Wenn wir etwas allgemeiner von Gruppenzugehörigkeit reden, dann ist das selbstverständlich genetisches Erbe. Nationalismus allerdings ist ebenso wie der Begriff der Nation selbst ein kulturelles Phänomen. Es stellt eine oft aggressive Übersteigerung der Gruppenzugehörigkeit dar, die sich historisch im Kampf gegen die Herrschaft des Adels herausbildet. Als konkrete Ausformung ist es keine genetische Macke; oder jedenfalls nicht mehr oder weniger von unseren Genen beeinflusst als andere Verhaltensweisen.

Ich fürchte, Dein Beitrag wird nur die übliche Dauerdiskussion neu beleben, weil er nicht mit klaren Begrifflichkeiten operiert. Nationalismus ist ein sehr schwammiger Begriff und in diesem Zusammenhang eher Öl ins Feuer als Erklärung. Ich fürchte, jeder wird seine eigenen Überlegungen dazu in den Vordergrund stellen - und es werden automatisch die Überlegungen darüber, ob Deine Analyse zutrifft damit vermischt, ob diese Verhaltensweisen so sein sollen.

stan
09.08.2005, 12:24
Naja naja!

Lord Solar Plexus
09.08.2005, 12:29
Achso. Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht.

Senf
09.08.2005, 12:31
Nationalismus=Egoismus

Alles das anders ist als ich, muss ausgerottet, vertrieben und augebeutet werden.
Logische schlussfolgerung=Mir geht es besser

Lord Solar Plexus
09.08.2005, 13:29
Nationalismus=Egoismus

Alles das anders ist als ich, muss ausgerottet, vertrieben und augebeutet werden.
Logische schlussfolgerung=Mir geht es besser

Einfache reductio ad absurdum:

Ich bin kein Arzt. Ärzte sind anders als ich. Ergo muss ich alle Ärzte ausrotten. Dann geht es mir besser.

Nationale Logik ist so leicht zu widerlegen...

Pirx
10.08.2005, 06:37
Aber das sind keine neuen Ergebnisse, sondern altbekannte Fakten. Und Ethnozentrismus ist etwas ganz anderes als Nationalismus.
Die ethnologischen und historischen Daten zu Ethnozentrismus, Xenophobie und Gruppenkonkurrenz sind nicht neu. Neu ist aber die Verbindung mit der Soziobiologie, und die stellt mit Sicherheit die größte Revolution in der Verhaltensbiologie der letzten Jahrzehnte dar. Und auch das ist keine Theorie von allem: Natürlich kann sie nicht erklären, warum die Hutus und Tutsis genozidal auf einander los gehen, während in Brasilien Schwarze und Weiße friedlich nebeneinander leben und nur durch eine unsichtbare und offensichtlich durchlässige Heiratsgrenze getrennt sind. Aber sie kann wenigstens prinzipiell erklären, warum ethnische Gruppen wichtig sind (von ihren Mitgliedern als wichtig betrachtet werden) und warum sie so viel sozialen Sprengstoff bereit halten.

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 08:21
Wie gesagt, ich bezweifle nicht, dass seriöse Wissenschaft Erkentnisgewinne bringt. Ich sage nur, dass seriöse Wissenschaft mit klaren Begrifflichkeiten arbeiten muss. Nationalismus ist jedoch ein sehr schillernder Begriff. Persönlich verstehe ich darunter mehr als nur Gruppenzugehörigkeit, sondern einen politischen Begriff, der eine entweder aggressive (expandierender Universalismus) oder isolationistische Form (extremer Ethnozentrismus) annehmen kann (in aller Kürze).

1. Das Argument der Wissenschaftsgrenze

Nun kann die Biologie sicherlich unser Verständnis dafür erweitern, warum wir bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen. Sie kann aber nicht politisch-historische Begrifflichkeiten erläutern. Das würde die Entwicklung vom homo australopithecus zum homo ludens sapiens ignorieren. Ich plädiere dafür, dass die Biologie daher auch nicht mit poiltischen Begriffen operiert.

2. Alte Erkenntnisse in neuem Gewand

Ich möchte Dir gerne glauben, aber wenn ich sehe, dass schon ein Aristoteles sagt, "Anthropos zoon politikon estin" - der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen, dann bin ich grundlegend skeptisch, wie neu die Erkenntnisse sind.

Pirx
10.08.2005, 10:52
Ich plädiere dafür, dass die Biologie daher auch nicht mit poiltischen Begriffen operiert.Soll das heißen, dass sich die Biologie nicht in die politischen Wissenschaften einmischen sollte? In die Biologie selber haben sich Disziplinen wie Physik und Chemie sehr wohl eingemischt. Was ihr außerordentlich gut getan hat. Oder sind die Sozialwissenschaften aus einem so edlen Stoff, dass sie keine Vermischung und Berührung vertragen?

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 11:21
Soll das heißen, dass sich die Biologie nicht in die politischen Wissenschaften einmischen sollte?


Nein, das soll genau das heißen, was ich geschrieben habe: Vermeidung von Begriffsverwirrung. Ein anderes Beispiel wäre, wenn die Politische Wissenschaft etwa Nahrungsaufnahme erklären wollte.



In die Biologie selber haben sich Disziplinen wie Physik und Chemie sehr wohl eingemischt.


Von Einmischung würde ich zwar nicht sprechen, aber prinzipiell ist es richtig, dass jede Wissenschaft Hilfswissenschaften braucht. Ich spreche aber von etwas anderem: der Substituierung der einen durch die andere.
Die Biologie erklärt nicht elektrisches Licht, die Physik nicht die Fortpflanzung und die Chemie nicht die Evolution. (Bitte, das sind nur beliebige Beispiele zur Illustration, also beiß dich hier nicht fest).

Ebenso kann ich Gruppenbildung verhaltensbiologisch erklären, nicht aber Nationenbildung als konkrete Ausformung einer allgemeinen Verhaltensweise.

Die Annahme, Nationen seien größere Familienverbände ist keine biologische Theorie, sondern eine sozialwissenschaftliche. Die sehr starke Identifikation mit einer Personengruppe ist gar nicht das Problem, sondern die Behauptung, die sehr starke Identifikation mit der Personengruppe 'Nation' (=Nationalismus) sei biologisch bedingt. Das mag zwar so sein - ich bin ja nur interessierter Laie - aber ich bin dennoch skeptisch, nicht mehr und nicht weniger.

Pirx
10.08.2005, 11:47
Die Annahme, Nationen seien größere Familienverbände ist keine biologische Theorie, sondern eine sozialwissenschaftliche. Das meine ich in einem strikt biologischen Sinn. Die Angehörigen eines Volkes sind untereinander genetisch enger verwandt als mit Angehörigen entfernter Populationen. So wie Verwandte mehr Gene miteinander teilen als mit Nichtverwandten. Das ist sicherlich mehr als nur eine Analogie. Die heutigen Millionenbevölkerungen gehen aller Wahrscheinlichkeit auf kleine lokale Familiengruppen zurück. Mit modernen DNA-Markern lässt sich das z.B. bis in die europäische Eiszeit zurückverfolgen. Diese abnehmende genetische Verwandtschaft - von der Kernfamilie ausgehend bis über die Siedlungsgrenzen einer Bevölkerung hinaus - kann man sich am besten wie konzentrische Kreise vorstellen. Diese Abnahme erfolgt dabei nicht völlig kontinuierlich, sondern es treten besonders an Sprachgrenzen Brüche auf. Insofern ist es sicherlich nicht falsch, Nationen (oder sagen wir besser Völker) als erweiterte Familiengruppen zu bezeichnen. Und die Beziehungen zwischen Verhalten und genetischer Verwandtschaft haben weitreichende Konsequenzen. Ich wette, dass die Verhaltensbiologie bei der Erklärung von politischen Phänomenen (z.B. ethnische Konflikte) durchaus ein Wörtchen mitzureden hat.

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 12:15
Das meine ich in einem strikt biologischen Sinn. Die Angehörigen eines Volkes sind untereinander genetisch enger verwandt als mit Angehörigen entfernter Populationen.


Schon, aber wie groß ist der Unterschied? Minimal. Und er beruht einzig auf geografischen und historischen Kontingenzen. Aus diesen Gründen taugt er wenig, um politische Begriffe zu erklären.



Und die Beziehungen zwischen Verhalten und genetischer Verwandtschaft haben weitreichende Konsequenzen. Ich wette, dass die Verhaltensbiologie bei der Erklärung von politischen Phänomenen (z.B. ethnische Konflikte) durchaus ein Wörtchen mitzureden hat.

Sicher, in allgemeinen Termini. Wenn Eltern ihre Kinder umbringen, fragt man sich doch, wie tragfähig dieser Erklärungsansatz letztlich ist. Wie gesagt, das Prinzip ist unumstritten, aber die konkreten Erkenntnisgewinne - oder gar Handlunsganweisungen - halte ich für sehr dünn.

pschulze
10.08.2005, 13:45
In den Gesellschaftswissenschaften gilt Nationalismus als Sozialisationsergebnis und geradezu als Persönlichkeitsstörung wie z.B. in der Theorie des autoritären Charakters......
Wie ist hier im Forum die Meinung? Ist Nationalismus nur eine anerzogene „Macke“ oder beruht es auf unserem genetischen Erbe?

Ich denke das Du absolut Recht hast. Ein Beleg hierfür sind auch Kleinkinder, die ja noch wesentlich instinktiver reagieren als Erwachsenen.
Kleinkinder zwischen 2 und 4 Jahren neigen zum "Fremdeln", das heißt das Sie fremden gegenüber ängstlich und misstrauisch sind, das wird dir fast jede Mutter bestätigen.
Daher denke ich das rassistische Nazis keine Drecksäcke sind, sondern einfach nur im Kleinkinderalter stehen geblieben sind. ;-)

Mohammed
10.08.2005, 13:50
Naja naja!

Grandioser Diskussionsstil :)) :))

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 13:59
Ich denke das Du absolut Recht hast. Ein Beleg hierfür sind auch Kleinkinder, die ja noch wesentlich instinktiver reagieren als Erwachsenen.
Kleinkinder zwischen 2 und 4 Jahren neigen zum "Fremdeln", das heißt das Sie fremden gegenüber ängstlich und misstrauisch sind, das wird dir fast jede Mutter bestätigen.


Entschuldigung, inwiefern ist Fremdeln (was auch bei Säuglingen passiert) identisch mit Nationalismus? Inwiefern ist die Eltern-Kindbeziehung eine neue Erkenntnis der Verhaltensbiologie?

Und noch ein Einwand: Viele Kinder wurden von Frauen gestillt, die nicht ihre Mütter waren. Hier fremdeln sie nicht - von einer genetischen Verwandschaft kann jedoch keine Rede sein. Das müsste es aber, denn nach Deiner Theorie ist genetische Verwandtschaft der Grund für das Verhalten. Außerdem kommt es genauso oft vor, dass ein Kind bei der Tante fremdelt, bei Freunden aber nicht. Wie kann das sein, wenn das Kind genetische Verwandtschaft automatisch erkennt?

pschulze
10.08.2005, 14:10
Entschuldigung, inwiefern ist Fremdeln (was auch bei Säuglingen passiert) identisch mit Nationalismus? Inwiefern ist die Eltern-Kindbeziehung eine neue Erkenntnis der Verhaltensbiologie?

Und noch ein Einwand: Viele Kinder wurden von Frauen gestillt, die nicht ihre Mütter waren. Hier fremdeln sie nicht - von einer genetischen Verwandschaft kann jedoch keine Rede sein. Das müsste es aber, denn nach Deiner Theorie ist genetische Verwandtschaft der Grund für das Verhalten. Außerdem kommt es genauso oft vor, dass ein Kind bei der Tante fremdelt, bei Freunden aber nicht. Wie kann das sein, wenn das Kind genetische Verwandtschaft automatisch erkennt?

Ja, wo Du Recht hast da hast Du Recht. Dann nehme ich alles zurück, und bleibe bei meiner bisherigen Auffassung das rassistische Nazis doch Drechsäcke sind!

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 14:35
das mit der tante liegt aber vereinfacht gesagt auch daran, dass die am nächsten liegende verwandtschaft "zählt".


Das erklärt aber nicht, warum das Kind dann bei Freunden der Familie nicht fremdelt.

Außerdem war die Ausgangstheorie, dass die Verhaltensbiologie Nationalismus erklärt. Sie tut das, indem sie Gruppen untersucht, die keine Nationen sind und eine Kongruenz zwischen Verhalten und Verwandtschaft konstituiert. Nach der Theorie wirken unsere Gene sogar so stark, dass wir relativ mühelos und über sehr lange Zeiträume genetische Verwandtschaft in Millionenvölkern 'schnuppern' können. Wäre das war, dürfte das Kind bei der Tante nicht fremdeln.



es ist "normal" einen keks z.b. unter den kindern aufzuteilen (im altruistischen sinn), aber nicht mit den entfernteren verwandten. die "nationalisten" erwarten genau das.

Mir ist klar, was Nationalisten beabsichtigen, aber ich bestreite eine genetische Disposition zu diesem Verhalten. Das heißt, nicht völlig, Instinkte spielen eine Rolle; aber als durchgängig plausibles Erklärungsmuster scheint es mir nicht zu taugen.

Mauser98K
10.08.2005, 15:42
Lord Solar Plexus schrieb:

"Sicherlich belegen solche Studien auch, dass Gastfreundschaft weltweit verbreitet ist. Oh, ich will die Ergebnisse überhaupt nicht ignorieren oder kleinreden, ganz im Gegenteil. Aber das sind keine neuen Ergebnisse, sondern altbekannte Fakten. Und Ethnozentrismus ist etwas ganz anderes als Nationalismus."

Und der Mißbrauch der Gastfreundschaft stellt eines der schändlichsten Verbrechen dar und wird dem ententsprechend hart bestraft.

Außer natürlich in Deutschland.

Lord Solar Plexus
10.08.2005, 16:01
Und der Mißbrauch der Gastfreundschaft stellt eines der schändlichsten Verbrechen dar und wird dem ententsprechend hart bestraft.

Außer natürlich in Deutschland.

Das ist erstens mal wieder am Thema vorbei, danke. Ich hatte schon erwartet, dass jemand in Kürze mit diesem wertenden Bullshit kommt und einem das Wort im Munde umdreht.

Zweitens ist es nachweislich Blödsinn. Ich habe die Gesetze heute schon dreimal gepostet, und die RWI-Studie, die die Vorteile der Migration belegt, ist ebenfalls mehrfach verlinkt worden. Also such selbst, wenn dich die konkrete Politik interessiert und nicht nur irgendwelche Chimären. Die relevanten Texte finden sich auch auf den Seiten des Innenministeriums.

Lord Solar Plexus
11.08.2005, 16:01
Mein zweitens ist absolut in Ordnung, weil es eine Reaktion auf ein Posting darstellt. Seines und deines hingegen halte ich für Einmischung. Aber was solls, so ist das Leben im Netz.

luftpost
11.08.2005, 16:11
ich denke nicht, obwohl das nichts mit nationalsozialismus zu tun hat.
es ist eine art und weiße zu denken, die sind nicht in den genen vorgeschrieben. da macht wohl jeder seine eigene erfahrung durch gedanken die er sich über das jeweilige thema macht und die teilweiße wohl auch von einfluß von außen abhängt.
ich würde kommunismus und homosexualität auch nicht als "angeboren" bezeichnen

Leif
11.08.2005, 16:31
ich denke nicht, obwohl das nichts mit nationalsozialismus zu tun hat.
es ist eine art und weiße zu denken, die sind nicht in den genen vorgeschrieben. da macht wohl jeder seine eigene erfahrung durch gedanken die er sich über das jeweilige thema macht und die teilweiße wohl auch von einfluß von außen abhängt.
ich würde kommunismus und homosexualität auch nicht als "angeboren" bezeichnen

Zustimmung.

Pirx
12.08.2005, 06:24
ich würde kommunismus und homosexualität auch nicht als "angeboren" bezeichnenUnd das sehe ich eben anders. Nationalismus/Ethnozentrismus ist so häufig anzutreffen, dass man es ohne weiteres als eine Konstante des menschlichen Verhaltens betrachten kann. Dasselbe gilt für linke, revolutionäre Bewegungen. Für jemanden, der sich für Evolutionstheorie oder evolutionäre Psychologie interessiert, sind doch gerade das die heißen Fragen. Worin könnten die tieferen Ursachen für derart universelle Phänomene bestehen?
Übrgens gibt es zur Entstehung von Homosexualität schon so einiges an empirischer Forschung. Der derzeit beste Tipp dürfte sein, dass sie zu 50-75% genetisch bedingt ist.

Lord Solar Plexus
12.08.2005, 12:16
Das ist eine wirklich spannende Debatte. Danke, pirx, da muss ich mal ein paar Denkanstöße verarbeiten.

Shaguar
13.08.2005, 21:07
Nationalismus wird anerzogen, genauso wie die anderen Haltungen. Ein neu geborener Mensch ist sozusagen noch unverdorben.
das sehe ich genauso.

Freidenker
14.08.2005, 12:47
Natioalismus ist wie jede andere Ideologie nicht angeboren. Alles bis auf den Charakter u.ä. wird anerzogen oder von selber durch Interesse entwickelt. Sonst könnte es ja passieren, dass aus einem links/rechtsextremistischen Haus das genaue Gegenteil entspringt.

Lord Solar Plexus
14.08.2005, 18:42
Sonst könnte es ja passieren, dass aus einem links/rechtsextremistischen Haus das genaue Gegenteil entspringt.

Erstens glaube ich, dass auch der Charakter durch soziale Interaktion stark geformt wird. Wer dauernd verprügelt wird, entwickelt einen anderen Charakter als jemand, der auf Rosen gebettet wird.

Zweitens ist es nicht besonders selten, dass Kinder eine völlig andere Einstellung haben als ihre Eltern.

Cover
14.08.2005, 20:03
Erstens glaube ich, dass auch der Charakter durch soziale Interaktion stark geformt wird. Wer dauernd verprügelt wird, entwickelt einen anderen Charakter als jemand, der auf Rosen gebettet wird.

Zweitens ist es nicht besonders selten, dass Kinder eine völlig andere Einstellung haben als ihre Eltern.


Deine Sichtweise der Dinge ist wohl auch objektiv gesehen die Richtige, der ich mich anschließen kann.

Zecke
19.08.2005, 09:58
Na klar, Nationalismus ist angeboren. :D :D :D
Schließlich kommen viele Babys mit ner Fascho-Glatze zur Welt.
Gleich nach der Geburt strecken sie ihren Rechten Arm schräg in die Höhe und rufen : " heil hier bin ich" :D :D :D :D :D :D :D :D :D

malnachdenken
19.08.2005, 10:07
Und das sehe ich eben anders. Nationalismus/Ethnozentrismus ist so häufig anzutreffen, dass man es ohne weiteres als eine Konstante des menschlichen Verhaltens betrachten kann. Dasselbe gilt für linke, revolutionäre Bewegungen. Für jemanden, der sich für Evolutionstheorie oder evolutionäre Psychologie interessiert, sind doch gerade das die heißen Fragen. Worin könnten die tieferen Ursachen für derart universelle Phänomene bestehen?
Übrgens gibt es zur Entstehung von Homosexualität schon so einiges an empirischer Forschung. Der derzeit beste Tipp dürfte sein, dass sie zu 50-75% genetisch bedingt ist.


....und warum ist das häufig anzutreffen? na weil die menschen nun mal in gruppen/stämmen/ländern leben und aufwachsen....
da ist es klar, dass sie sich mit der gruppe definieren können bzw der nationalismus entstehen kann....

Leif
19.08.2005, 17:22
Na klar, Nationalismus ist angeboren. :D :D :D
Schließlich kommen viele Babys mit ner Fascho-Glatze zur Welt.
Gleich nach der Geburt strecken sie ihren Rechten Arm schräg in die Höhe und rufen : " heil hier bin ich" :D :D :D :D :D :D :D :D :D

:))

Für mich ist der Nationalimus eine Meinung und ein Glaube, der sich in einer bestimmten Zeit entwickelt.

Der Nationalimus bringt meiner Meinung nach sehr viele Vorteile für die Gemeinschaft, für das Volk, und natürlich auch für die eigende Nation.

Viele Sagen Nationalismus sei ein Verbrechen. Meiner Meinung ist ers aber nicht im geringsten.

luftpost
19.08.2005, 17:31
Viele Sagen Nationalismus sei ein Verbrechen. Meiner Meinung ist ers aber nicht im geringsten.

Das ist es, die landläufige bezeichnung des nationalismus als verbrechen.
meistens wird auch nur der deutsche nationalismus als verbrechen gesehen, da nationalisten nationalsozialisten sind und die böse sind.
nationalismus ist das was ein land aufrecht hält, und kann gar nicht als verbrechen angesehen werden. Ein verbrechen vor wem?

SAMURAI
19.08.2005, 18:07
Ich würde sagen, ja.

Selbst auf der kleinst Südseeinsel entsteht ein Nationalgefühl.

Es ist Teil des Selbsterhaltungssystem einer grösseren Gruppe. :]