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Vollständige Version anzeigen : Kodak ist pleite



Berwick
19.01.2012, 08:32
Kodak ist pleite

Das Ende einer Traditionsfirma

Wer hätte das je gedacht?



Kodak war Pionier der Fotografie - und hat die digitale Revolution verschlafen. Von diesem Fehler hat sich der Konzern nie wieder erholt. Jetzt endet die Geschichte der Traditionsfirma: Das US-Unternehmen hat Insolvenz angemeldet.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,809979,00.html

JensVandeBeek
19.01.2012, 08:42
Tja, sie haben den Umstieg auf Digitaltechnik einfach nicht geschafft. Schlechte Management, fehlende Weitsichtigkeit, mangelhafte Markbeobachtung, statt agieren, nur reagieren ...

Berwick
19.01.2012, 08:49
Sic transit gloria mundi .....

Chronos
19.01.2012, 09:00
Tja, sie haben den Umstieg auf Digitaltechnik einfach nicht geschafft. Schlechte Management, fehlende Weitsichtigkeit, mangelhafte Markbeobachtung, statt agieren, nur reagieren ...
Der verpasste Umstieg auf digitale Bildverarbeitung war nur eines der Probleme bei Kodak.

Ein Hersteller, dessen Fertigungsprogramm ausschließlich nur ein einziges Produkt umfasst - nämlich chemische Filme - und der nicht rechtzeitig ein zweites Standbein aufbaut (keine Diversifizierung des Produktportfolios), fällt natürlich bei einem derart fundamentalen Technologiesprung voll auf die Nase.

Aber auch andere namhafte Hersteller im Bereich der analogen Fotografie sind entweder ins Schleudern geraten oder wurden zum Aufgeben gezwungen. Alsda wären AGFA, Zeiss-Ikon, Voigtländer, Minox, Leitz, u.v.a. - teilweise natürlich auch wegen des Konkurrenzdrucks durch die Japaner für die Kameras.

Man darf aber auch nicht vergessen, dass praktisch alle ausserjapanischen Hersteller von Fotoapparaten kaum eine Chance hatten.
Die Bildsensoren werden ausschließlich in Fernost hergestellt (überwiegend in Japan und Korea) und wer den Finger nicht auf der Entwicklung der Sensor-Chips und den Lieferungen halten kann, hat schon von vornherein schlechte Karten.

Es kam nun, was kommen musste und was Insider schon vor vielen Jahren kommen sahen.

Berwick
19.01.2012, 10:51
Jahrelang habe ich Kodak-Filme verwendet.

Ihr auch?

Registrierter
19.01.2012, 10:59
Jahrelang habe ich Kodak-Filme verwendet.

Ihr auch?

Mach doch mal ne Umfrage.
:D

Berwick
19.01.2012, 13:04
Dieses IST eine Umfrage. :]

Also: Hast du Kodak-Filme verwendet? :wink:

Klopperhorst
19.01.2012, 13:07
Unternehmen sind wie Arten im Tierreich, wobei die Wirtschaft generell als Ökosystem anzusehen ist.

Arten entstehen und sterben aus, wenn sie sich an veränderte Umweltbedingungen nicht anpassen können.

Das Aussterben ist gut und richtig. Eine künstliche Verlängerung des Lebens (wie z.B. bei Großbanken geschieht),
wird den Aussterbeprozess nur dramatisch verschlimmern.

---

Klopperhorst
19.01.2012, 13:14
...
Es kam nun, was kommen musste und was Insider schon vor vielen Jahren kommen sahen.

Der Witz ist doch, dass Kodak die erste kommerzielle Digitalkamera in den 70ern entwickelte.
Sie hatten also genügend Vorsprung.
Das war reines Missmanagement, wahrscheinlich, weil die sog. Manager alles angestellte Vollaffen waren, die Prestige und Statussymbole als wichtiger erachteten, als revolutionäre Ideen großflächig umzusetzen.

---

PePa
19.01.2012, 13:17
Einen sehr schönen Bericht schrieb der Stuhlbeinsäger (#3 (http://forum.spiegel.de/f22/ende-einer-traditionsfirma-kodak%2Aist-pleite%2A-52392.html#post9474404)).

Chronos
19.01.2012, 13:41
Der Witz ist doch, dass Kodak die erste kommerzielle Digitalkamera in den 70ern entwickelte.
Sie hatten also genügend Vorsprung.
Das war reines Missmanagement, wahrscheinlich, weil die sog. Manager alles angestellte Vollaffen waren, die Prestige und Statussymbole als wichtiger erachteten, als revolutionäre Ideen großflächig umzusetzen.
Das sagt sich so einfach.

Zwischen einer kommerziellen Digitalkameras und Digitalkameras für den Massenmarkt liegen Welten.

Eine Firma Kodak hatte keinerlei Erfahrungen und Einrichtungen zur Herstellung von Optiken und sonstigen Komponenten. Die wichtigen Baugruppen hätten also zugekauft werden müssen.

Hinzu kommt, dass die Herstellung eines Bildsensor-Chips nun wirklich keine triviale Sache ist.
Das Knowhow dazu haben üblicherweise nur die großen Halbleiterhersteller wie Texas Instruments, ST, Motorola (mittlerweile scheintot), Infineon, die großen Japaner sowie die Koreaner. Kodak hätte also erst ins Halbleitergeschäft einsteigen und viel Lehrgeld bezahlen müssen, bevor an eine eigene Fertigung des Bildsensor-Chips zu denken gewesen wäre.

Ob die Eigner bzw. Aktionäre mit den Riesensummen für die Investionen einverstanden gewesen wäre, ist sehr fraglich.

Klopperhorst
19.01.2012, 13:44
...Kodak hätte also erst ins Halbleitergeschäft einsteigen und viel Lehrgeld bezahlen müssen, bevor an eine eigene Fertigung des Bildsensor-Chips zu denken gewesen wäre.
...

Muss man machen. Es gibt kein Ausruhen im Geschäftsleben.
Was heute aktuell ist, ist morgen tot.

---

Chronos
19.01.2012, 14:04
Muss man machen. Es gibt kein Ausruhen im Geschäftsleben.
Was heute aktuell ist, ist morgen tot.
Natürlich, aber wir können an diesem Beispiel wunderbar die unterschiedlichen Philosophien der Amis und der Asiaten erkennen.

Die US-Firmen sind - nicht zuletzt durch den "instant cash"-Druck der Anteilseigner und Aktionäre - zu sofortigen Profiten verdammt. Wenn bei den Amis nicht innerhalb weniger Jahre satte Renditen auf getätigte Investionen folgen, lassen die die Finger von einem schwierigen Geschäft. Keine Langzeitstrategie, sondern nur schnelle Rendite ist die Devise.

Im Gegensatz zu den Amis haben die Asiaten - besonders die Japaner - immer in sehr langen Zeiträumen gedacht und Strategien verfolgt. Auch wenn ein Return erst nach einem Jahrzehnt zu erwarten war, hat man zu Beginn investiert, durchgehalten, das Pflänzchen gehegt und gepflegt und dann erst - viel später - die Früchte geerntet.

Eine grundsätzlich andere, auf langfristigen Erfolg ausgerichtete Strategie als bei den kurzlebig und kurzfristig denkenden Amis.

Klopperhorst
19.01.2012, 14:08
...

Eine grundsätzlich andere, auf langfristigen Erfolg ausgerichtete Strategie als bei den kurzlebig und kurzfristig denkenden Amis.

Angloamerikaner sind immer noch von den Kolonialgesellschaften inspiriert, in die man nur invetsieren braucht, um schnell das Zehnfache zurückzubekommen.
Diese Affenmentalität von Nichtsnutzen soll ihnen das Genick brechen.

Bei Deutschen ist es eher staatliche Intervention, Behördenstress, Zaghaftigkeit, Angst, die neue Entwicklungen erlahmt.
Deutschland hat nun auch alles verpennt, was mit dem Massenmarkt der Digital-Industrie zusammenhängt.

---

Registrierter
19.01.2012, 18:29
Angloamerikaner sind immer noch von den Kolonialgesellschaften inspiriert, in die man nur invetsieren braucht, um schnell das Zehnfache zurückzubekommen.
Diese Affenmentalität von Nichtsnutzen soll ihnen das Genick brechen.

Bei Deutschen ist es eher staatliche Intervention, Behördenstress, Zaghaftigkeit, Angst, die neue Entwicklungen erlahmt.
Deutschland hat nun auch alles verpennt, was mit dem Massenmarkt der Digital-Industrie zusammenhängt.

---

Beim Deutschen hemmt ein Juchtenkäfer schon mal schnell ne Milliardeninvestition.

Berwick
19.01.2012, 18:42
Und was ist eigentlich aus AGFA geworden? *grübel*

Berwick
19.01.2012, 21:36
War das der Fehler?



Der Harvard-Professor Clayton Christensen spricht vom "Innovator's Dilemma". Dieses Dilemma ist der Grund, warum Microsoft das Internet verpennte, Google lange die Social Networks, Blackberry die Touchscreen-Displays und Apps - und Yahoo so ziemlich alles.

Das Problem sei, so Christensen, dass die Konzerne zu lange ihre alten Geschäftsmodelle verteidigen. Statt in ihre Zukunft zu investieren und sich selbst neu zu erfinden, verteidigen sie das, was sie erschaffen haben. Hängen zu lange ihren Erinnerungen nach. Blättern zu ausgiebig in den Fotoalben ihres eigenen Erfolgs.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,810016,00.html

Lichtblau
20.01.2012, 00:04
Das sagt sich so einfach.

Zwischen einer kommerziellen Digitalkameras und Digitalkameras für den Massenmarkt liegen Welten.

Eine Firma Kodak hatte keinerlei Erfahrungen und Einrichtungen zur Herstellung von Optiken und sonstigen Komponenten. Die wichtigen Baugruppen hätten also zugekauft werden müssen.

Wäre vielleicht besser gewesen sie wären im Chemie-Bereich geblieben.
Filme und digitale Kameras haben nur aus Kundensicht was miteinander zu tun, aus Produktionssicht sind ja was völlig verschiedenes.

Chronos
20.01.2012, 02:17
Wäre vielleicht besser gewesen sie wären im Chemie-Bereich geblieben.
In welchem Chemie-Bereich? Chemischer Film ist so gut wie tot und in der übrigen Chemie, also Kunststoffe, Düngemittel, Feinchemie usw. ist die Konkurrenz sehr gut aufgestellt. Um dort Fuß zu fassen, fehlten Kodak sämtliche Voraussetzungen.


Filme und digitale Kameras haben nur aus Kundensicht was miteinander zu tun, aus Produktionssicht sind ja was völlig verschiedenes.
Chemischer Film und Digital-Fototechnik wird wohl niemand über einen Kamm scheren, selbst die einfachsten Kunden nicht.
Die haben ungefähr soviel miteinander zu tun wie eine Puppenstube mit einem TV-Gerät. :D