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Vollständige Version anzeigen : Geld



Helgoland
20.12.2011, 10:16
Geld selbst ist gut und genial. Man gab es der Menschheit zu ihrem Nutzen, nicht zu ihrem Schaden. Das Problem ist allein die Geldanhäufung, die es zum übergroßen Machtfaktor macht. Geld ist deshalb gut, weil es den Menschen unendlich viel Mühe in der arbeitsteiligen Gesellschaft abnimmt.
Geld ist eine allgemeine Einigung darauf, dass es gültig ist. Nach dieser Einigung wird es zum Blut der Wirtschaft, was ein nicht hundertprozentig richtiges Gleichnis ist, aber in einigen wesentlichen Punkten ist dieser Vergleich doch treffend. Geld speichert sozusagen ein beliebiges Tauschpotential in sich. Man gibt etwas her und erhält nichts Konkretes, sondern einen Ersatz, der die Möglichkeit gibt, später etwas Konkretes dafür zu erhalten. Im Grunde ist das Geld auch ein Spiegel des Waren- und Leistungsaustausches. Es sollte natürlich so sein, dass das Geld nur genau diese Funktion erfüllt und ganz und gar passiv den eigentlichen Wirtschaftsverkehr in Speicherung und Entladung abbildet, ihn aber niemals selbst irgendwie beeinflusst. Unter diesen Umständen wäre Geld eine sehr menschenfreundliche geistige Erfindung.
Die zerstörerische Idee ist allein der Zins. Schon das Ansinnen Geld gegen mehr Geld tauschen zu wollen ist etwas absurd, aber um diesen betrügerischen Aspekt will ich mich gar nicht kümmern, denn es geht mir um die zwingende und unabwendbare Katastrophe, die sich regelmäßig daraus ergeben muss. Eigentlich sollte, wie gesagt, das Geld frei fließen, sozusagen der Wirtschaft willig folgen. Der Zins bringt nun eine erhebliche Störung in das System, denn der Zins erst macht die Geldhortung attraktiv, die durch ihn erst in grenzenlos übermäßigem Umfang bewirkt wird. Geldberge wären viel weniger attraktiv, wenn man nicht noch mehr Geld damit verdienen könnte. Ein Großgeldbesitzer würde sich nämlich irgendwann fragen, was er mit dem ganzen Geld soll, und um sich damit mehr Geld zu erwirtschaften, müsste er damit etwas machen, z.B. eine Fabrik einrichten, d.h. er würde sein Geld wieder hergeben und das ist ja der Sinn des Geldes. So lähmt der Zins also zunächst den natürlichen Unternehmerdrang, während er eine völlig unproduktive Geldwirtschaft fördert.
Durch den Zins wird die Geldhortung leider sinnvoll und deshalb auch durchgeführt. Theoretisch würde durch die zunehmende Hortung nun Geld im Wirtschaftskreislauf fehlen, das heißt, die Waren würden teurer werden, was sehr schlecht für den Geldhorter wäre, es brächte ihm Verlust wenn man wieder in Waren umrechnet. Oder man müsste ständig neues Geld einführen, um das durch Hortung fehlende "Blut" wieder zu ersetzen. Dann wird das Geld aber immer mehr.
Doch beides ist ja nicht richtig betrachtet, denn in Wirklichkeit behält der Geldhorter sein Geld nicht tatsächlich, vielmehr will er ja Zinsen und behält sein Geld nur auf dem Papier, als Forderung. Über diesen 'Trick' gibt also auch der Geldhorter sein Geld wieder weg - an einen Schuldner.
So muss also, und das ist wichtig für das Problemverständnis, jedem gehorteten Euro auch ein geschuldeter gegenüberstehen. Doppelte Buchführung. Ein gehorteter Euro, der nicht von irgendwem geschuldet wird, kann logischerweise keine Zinsen bringen, denn dazu muss er in Forderung und Schuld gespalten werden. So funktioniert der Kreislauf also eine Weile ganz hervorragend und fast so, wie er soll, durch die faktische Geldhergabe des Horters an den Schuldner, der ja meist nur Schulden macht, um das Geld sofort auszugeben, als Konsument oder als Investor. Die Taler wandern also zunächst ganz prima über diesen kleinen Umweg.
Nun könnte man denken, das sich das ja ewig fortführen ließe, aber eben das ist nicht möglich. Die Geldhorter erhalten ständig mehr Geld durch ihre Zinsen. Es ist hier gleichgültig, ob es sich um zehn, tausend, oder hundert Millionen Geldhorter handelt, entscheidend ist, dass der Gesamthortungsbetrag ganz unpersönlich betrachtet immer riesiger wird.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß das nichts ausmacht, die Geldhaber mögen soviel Geld haben, wie sie wollen, da kann sich ohne Ende immer mehr sammeln. Wenn man nur die Haberseite betrachten will, so ganz einseitig, dann ist das schon richtig, aber die natürliche Grenze liegt nun mal nicht auf der Haberseite, sondern auf der Schuldnerseite. Die Schulden können nicht unbegrenzt anwachsen (und in diesem Bereich liegt, nebenbei bemerkt, auch der Grund für den ebenfalls ungesunden Wachstumsdruck), denn irgendwann kann keinen Schuldnern mehr genügend Geld gegeben werden, ohne dass der Geldhaber befürchten müsste, dass er sein Geld verlieren könnte, da der Schuldner rückzahlungsunfähig zu werden droht. Und hier tritt nun, etwas verzögert, eben doch die Endkonsequenz des Hortungsproblems ein. Wenn die Schuldnerseite allmählich voll ist, wenn da nichts mehr rein geht, wenn auf dieser Seite eine Sättigung eingetreten ist, die auch durch Wirtschaftswachstum nicht mehr ausreichend erweitert werden kann, dann hapert es allmählich mit dem Rückfluss des Habergeldes in die Wirtschaft über die Schuldner, denen sozusagen die Luft ausgeht, es gehen langsam die Geldabnehmer aus. Dadurch entsteht ein Geldüberangebot und eine Niedrigzinsphase gemäß den Regeln von Angebot und Nachfrage.
Jedoch kann der Zins nicht unbegrenzt sinken, da er mindestens ein wenig für den Geldhaber bringen muss und noch ein wenig mehr als Zinshandelsspanne der Banken oder anderer Zwischenhändler. An dieser Stelle ist anzumerken, daß durch den Zins ein enormer Geldhandel entsteht, in dessen Bereich etliche Leute zwar eine Menge tun, aber absolut Nichts und Nullkommagarnichts erwirtschaften, was andere daher für sie erledigen müssen. Aber auch dies ist nicht das Hauptproblem, die könnte man noch durchfüttern.
Bei Erreichen der Schuldnersättigung ergibt sich also ein recht niedriger Zins an der tiefst möglichen Marke, die nicht mehr unterschritten werden kann. Diese Sättigung kann als erreicht angesehen werden, wenn viele Staaten bis zum Hals voll mit Schulden sind, und die Unternehmen eine nur noch dünne Eigenkapitaldecke besitzen, und selbst die Privaten reichlich Schulden haben. Gerade diesen versucht man dann noch einige Waren auf Kredit aufzuschwatzen, gar nicht so sehr wegen der Waren, sondern vor allem, um ihnen Schulden aufzuladen, die die Großgeldhaber doch in ständig steigendem Umfang brauchen. In dieser Phase finden die Menschen dann auffällig viele günstige Kreditangebote in den Zeitungen und im Briefkasten, man versucht ihnen insbesondere Häuser, Wohnungen und Autos zu geben, wofür sie Schulden aufnehmen sollen. Und allmählich bestimmt nun die Geldseite den Ablauf der Wirtschaft, nicht umgekehrt. Die Wirtschaft wird zum reagierenden Teil, während die Geldseite, die ja eigentlich ganz passiv nachtanzen sollte ohne selbst Bedingungen zu stellen, die Musik spielt, nach der die Wirtschaft tanzen soll. Aber auch mit noch so vielen Konsumkrediten ist irgendwann das Ende der Schuldnerfahnenstange erreicht.
Und nun geschieht etwas sehr Unerfreuliches: Das Geld verschwindet aus dem Wirtschaftskreislauf. Wenn es keine Schuldner mehr findet, dann geht es andere Wege. Mangels ausreichender Abnehmer als Kreditoren strömt das Habergeld in die Spekulation und schlägt dort mächtige Wellen.
Das weitere Geschehen ist abhängig vom Verhalten derer, die dieses tödliche Zinssystem verstehen. Am Ende einer Zinsphase muß ein hohes Geldhaberkartell, das die ungünstigen Folgen genau kennt, zu seinem Vorteil eingreifen, um sicher in die nächste Phase zu gelangen, während dieses Kartell den notwendigerweise entstehenden Schaden auf andere abwälzt. Der genaue Ablauf der Endphase hängt daher davon ab, wann dieses Kartell die in der endgültigen Sackgasse angekommene Zinsphase abbläst. Es ist klar, daß auch dem Geldauffangen in der Spekulation Grenzen gesetzt sind. Man kann die Aktienkurse in gewisse, auch bereits vollkommen unrealistische Höhen schrauben, jedoch nicht ohne Ende. Irgendwann ist auch an den Börsen und anderen Spekulationsschauplätzen Schluss. Das ist Gesetz.

Pillefiz
20.12.2011, 10:18
Geld wird gerade abgeschafft. Ich kenne Leute, die haben schon keins mehr...

pw75
20.12.2011, 10:21
Geld wird gerade abgeschafft. Ich kenne Leute, die haben schon keins mehr...

es wird auch abgeschafft, wenn man welches hat...

das Geld ist heute digital....

Pillefiz
20.12.2011, 10:24
digital.... darum die vielen Nullen :]

Shahirrim
20.12.2011, 10:25
Die Pervertierung des Geldes in einer schönen Geschichte:

ca 45 min.

Fabian - Gib mir die Welt plus 5%


http://video.google.com/videoplay?docid=-2537804408218048195

Ein MUSS für jeden, der unser heutiges Finanzsystem verstehen will. Bevor ich diesen Film sah verstand ich nichts von der Wirtschaftskrise!

Raczek
20.12.2011, 11:22
Zins ist nicht tödlich, sondern die Triebfeder des Fortschritts überhaupt, ohne Zins gibt es nämlich keinerlei Innovationsanreiz und somit auch keine Innovationen in Wissenschaft und Technik und damit keinen Fortschritt.
Der Preis dafür (v.a. für den Zinseszins) ist auch halb so schlimm. Eigentumsanhäufungen werden seit Dekaden entweder durch Inflation und oder radikale Schuldenschnitte aufgelöst und damit wieder nach unten aufgeteilt. Dabei geht nichts kaputt und es muss auch niemand sterben, nur einige sehr reiche Menschen einen Großteil ihres ohnehin überflüssigen Reichtums abgeben.

frundsberg
20.12.2011, 11:31
Was war denn eigentlich die Grundlage der Reichsmark, nachdem die Golddeckung der Goldmark im Kaiserreich wegfiel???

Der ehem. Reichskanzler und Führer erklärte die Deckung der Währung mit Wertschöpfung, also produktiver Arbeit und Leistung.

Ich glaube, daß ist einer der Hauptgründe, warum die BRD nicht so am Siechen ist, wie UK.

Dort hat man die Schiffahrtsindustrie und Textilindustrie ausgelagert und kaputtgemacht, wirkliche Wertschöpfung, also "HARDWARE", gibts kaum noch, Dass machen jetzt Koreaner oder Inder. In England spekuliert man viel am Rechner und an den Finanzmärkten, verschiebt digitale Nullen und Zahlen am Rechner um die Welt, wirkliche Wertschöpfung ist das nicht!


http://www.youtube.com/watch?v=U8SiP_zavFg&feature=related

Raczek
20.12.2011, 12:43
Gutes Geld ist eigentlich immer durch Eigentumstitel gedeckt. Das kann Grund und Boden sein, das kann Gold sein, das können Patente, Industriegüter, Wertpapiere, halt alles was einen Wert hat und Eigentum ist. Da dieses erst erwirtschaftet werden müssen, hat der ehemalige Reichskanzler durchaus nicht Unrecht mit seiner Feststellung.
Das UK siecht ist aber weniger der Währung und ihrer Deckung geschuldet (die ist nämlich nicht viel schlechter als z.b. beim EURO), sondern einer generell verfehlten Wirtschaftskultur und -Politik im angelsächsischen Raum.

DieDeutscheNation
20.12.2011, 13:02
Zins ist nicht tödlich, sondern die Triebfeder des Fortschritts überhaupt, ohne Zins gibt es nämlich keinerlei Innovationsanreiz und somit auch keine Innovationen in Wissenschaft und Technik und damit keinen Fortschritt.
Der Preis dafür (v.a. für den Zinseszins) ist auch halb so schlimm. Eigentumsanhäufungen werden seit Dekaden entweder durch Inflation und oder radikale Schuldenschnitte aufgelöst und damit wieder nach unten aufgeteilt. Dabei geht nichts kaputt und es muss auch niemand sterben, nur einige sehr reiche Menschen einen Großteil ihres ohnehin überflüssigen Reichtums abgeben.

Oder durch Hitlers, Pol-Pots, Maos oder Stalins, scho recht.

Raczek
20.12.2011, 13:12
Dazu fehlt heute das revolutionäre Potential, jedenfalls in unseren Breiten. Zu einer Auflösung großer Eigentumskonzentrationen wird es dennoch kommen, da sonst irgendwann die Wirtschaft zum erliegen kommt.
Die roten Massen- und Völkermörder Mao, Stalin und Pol-Pot gingen übrigens aus Feudalsystemen hervor, also Gesellschaftsordnungen die vor allem auch ökonomisch nichts mit der Unseren gemein haben.