Candymaker
14.12.2011, 22:07
Moskau provoziert EU
Andrej Ivanji, 14. Dezember 2011 17:34
Gezerre um russischen Hilfskonvoi: Russischer Botschafter will keinen Grenzübergang mit kosovarischen Zöllnern queren
Belgrad/Prishtina - Die Russen kommen - und die Kosovo-Serben freuen sich. Nicht nur wegen der Hilfsgüter auf 25 Lkws, die seit Dienstag aus Serbien kommend unterwegs sind, sondern auch, weil Moskau damit zeigt, sich um die Kosovo-Serben zu kümmern. Diese werfen Belgrad vor, sie wegen des EU-Kandidatenstatus an Brüssel zu "verkaufen".
Für den russischen Botschafter in Serbien, Alexander Konusin, der den Hilfskonvoi persönlich begleitet, wurde ein feierlicher Empfang im serbischen Teil der geteilten Stadt Kosovoska Mitrovica vorbereitet - doch es kam vorerst nicht dazu: Die Kolonne wurde in Jarinje aufgehalten, einem der umstrittenen Grenzübergängen im Nordkosovo. Die Polizei der EU-Mission Eulex beharrte darauf, den Konvoi zu begleiten, doch Botschafter Konusin lehnte das ab, weil er sich in serbischen Gebieten "nicht bedroht fühle".
Die Eulex wollte den Konvoi dann auf einen anderen Grenzübergang umleiten; auch das lehnte Konusin ab, denn andere Grenzübergänge seien ja von kosovarischen Zöllnern besetzt, und Russland erkenne, ebenso wie Serbien, den Kosovo nicht an.
Bis zum Abend harrte Konusin am Dienstag an der Grenze aus, am Mittwoch wurden die Verhandlungen fortgesetzt. "Man stellt uns unzumutbare Bedingungen, wir werden praktisch erpresst. Die EU-Mission überschreitet ihr statusneutrales Mandat", erklärte Konusin. Das Problem müssten nun Moskau und Brüssel lösen.
Der EU-Beauftragte im Kosovo, Peter Faith, reagierte verärgert: Er wisse nicht, ob das Ganze nicht ein russischer Trick sei. Jedenfalls habe Konusin nichts im Kosovo zu suchen, weil Russland einen diplomatischen Vertreter in Prishtina habe. Serbische Medien stellten fest, dass Russland nun aktiv in den Konflikt eingreife und die EU-Politik durcheinander bringe.
Kosovo-Serben baten schon mehrmals die "serbische Schutzmacht" Russland um Hilfe - über 50.000 Kosovo-Serben stellten neulich einen Antrag auf russische Staatsangehörigkeit.
Der blockierte russische Hilfskonvoi wurde auch zum Thema des EU-Russland-Gipfels Mittwochabend in Brüssel.
http://derstandard.at/1323223035106/Hilfskonvoi-an-Kosovo-Grenze-Moskau-provoziert-EU
Andrej Ivanji, 14. Dezember 2011 17:34
Gezerre um russischen Hilfskonvoi: Russischer Botschafter will keinen Grenzübergang mit kosovarischen Zöllnern queren
Belgrad/Prishtina - Die Russen kommen - und die Kosovo-Serben freuen sich. Nicht nur wegen der Hilfsgüter auf 25 Lkws, die seit Dienstag aus Serbien kommend unterwegs sind, sondern auch, weil Moskau damit zeigt, sich um die Kosovo-Serben zu kümmern. Diese werfen Belgrad vor, sie wegen des EU-Kandidatenstatus an Brüssel zu "verkaufen".
Für den russischen Botschafter in Serbien, Alexander Konusin, der den Hilfskonvoi persönlich begleitet, wurde ein feierlicher Empfang im serbischen Teil der geteilten Stadt Kosovoska Mitrovica vorbereitet - doch es kam vorerst nicht dazu: Die Kolonne wurde in Jarinje aufgehalten, einem der umstrittenen Grenzübergängen im Nordkosovo. Die Polizei der EU-Mission Eulex beharrte darauf, den Konvoi zu begleiten, doch Botschafter Konusin lehnte das ab, weil er sich in serbischen Gebieten "nicht bedroht fühle".
Die Eulex wollte den Konvoi dann auf einen anderen Grenzübergang umleiten; auch das lehnte Konusin ab, denn andere Grenzübergänge seien ja von kosovarischen Zöllnern besetzt, und Russland erkenne, ebenso wie Serbien, den Kosovo nicht an.
Bis zum Abend harrte Konusin am Dienstag an der Grenze aus, am Mittwoch wurden die Verhandlungen fortgesetzt. "Man stellt uns unzumutbare Bedingungen, wir werden praktisch erpresst. Die EU-Mission überschreitet ihr statusneutrales Mandat", erklärte Konusin. Das Problem müssten nun Moskau und Brüssel lösen.
Der EU-Beauftragte im Kosovo, Peter Faith, reagierte verärgert: Er wisse nicht, ob das Ganze nicht ein russischer Trick sei. Jedenfalls habe Konusin nichts im Kosovo zu suchen, weil Russland einen diplomatischen Vertreter in Prishtina habe. Serbische Medien stellten fest, dass Russland nun aktiv in den Konflikt eingreife und die EU-Politik durcheinander bringe.
Kosovo-Serben baten schon mehrmals die "serbische Schutzmacht" Russland um Hilfe - über 50.000 Kosovo-Serben stellten neulich einen Antrag auf russische Staatsangehörigkeit.
Der blockierte russische Hilfskonvoi wurde auch zum Thema des EU-Russland-Gipfels Mittwochabend in Brüssel.
http://derstandard.at/1323223035106/Hilfskonvoi-an-Kosovo-Grenze-Moskau-provoziert-EU