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Vollständige Version anzeigen : Eine fast private Auseinandersetzung um politische Kategorien und Standortbestimmungen



Marine Corps
10.12.2011, 22:42
Ich führe diese Debatte mit mehreren meiner Freunde und denke einfach, dass wir das jetzt mal hier fortsetzen, weil es vielleicht auch für andere spannend ist.
Vielleicht! Wenn nicht, auch noch so.

Hier mal meine erste Äußerung dazu:


Hallo XXX!

Warum denn so bitter und so böse?

In ABSURDISTAN muss man nach wie vor über JEDEN froh sein, der nicht völlig auf der politisch korrekten Linie liegt und das der Broder nun mal sehr giftig wird, wenn es um den Holocaust geht, ist doch verständlich, oder ?!?!
Ich finde es auch nicht gut und sehr denunziatorisch usw. , aber ist mir deshalb nun Claudia Roth lieber? Eher nicht.

Man muss verstehen, dass Broder kein deutscher Patriot ist und auch kein "Rechtspopulist", aber dennoch kann er nützlich sein.

Welches System siehst du denn untergehen? Den Kapitalismus oder die westliche Kultur?
Da sage ich: Weder noch!

Der Kapitalismus hat schon so viele Krisen überstanden. Der übersteht auch diese. Er ist DAS Wirtschaftsmodell der Wahl, da er mit allen negativen Motivationen die Menschen zu Höchstleistungen bringt und daraus dann noch allgemeinen Nutzen generiert.
Ob der jüdisch geprägte Casino-Derivate-Kapitalismus noch lange existiert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das wohl eher nicht, denn die Macht dieses kleinen Völkchens ist im Schwinden begriffen und andere Völker wie Inder, Russen, Chinesen und Brasilianer treten auf den Plan während Amerikaner und Europäer zurückstecken müssen und mit ihnen die Juden.

Und den Westen hat man auch schon so oft totgesagt. Totgesagte leben länger!
Der "Westen" mit seinen Verheißungen von Lebensfreude, Libertinage usw. übt eine sehr große Faszination auf alle anderen Kulturen aus und es ist heute eh schon längst eine Weltkultur entstanden, die die Normen des Westens weitgehend pflegt. Ein Gespräch mit meiner Tochter und meinem Sohn xyz, die beide über Wochen in Oxford weilten und mit der Jugend des Globus intensiven Kontakt aufnahmen, hilft dir da weiter. Am xxx hast du die Gelegenheit.

Ich habe noch mal eine Menge nachgedacht. Trotz Rotz und Wasser und Husten.
Wir hätten schon mal etwas tiefer bohren und unsere wirklichen Grundsätze aufdecken müssen.
Ich für meinen Teil denke, dass ich mit Nazis und Neo-Nazis und Verdeckt-Nazis echt nicht viel am Hut habe oder besser gar nichts. Und das nicht aus Feigheit oder weil der mainstream das auch nicht will, sondern einfach aus den Erfahrungen der Familie und der Analyse von deren Zielen und Werthaltungen.

Ich bin wohl eher ein Wert-Konservativer, Eiskalt-Pragmatiker und gesunden Menschenverstand-Einsetzer, ein Libertärer bis zum Anschlag und manchmal auch noch ein Öko und in gewissen Positionen ein Sozi. Das ist ne wilde Mischung, aber wer ist denn keine Mischung?

Damit bin ich übrigens dann noch isolierter als als Neo-Nazi, aber auch egal.
Auch wenn 80 Millionen Menschen Dummheiten erzählen, bleiben es dennoch Dummheiten.
Ich werde mich mal intensiver mit der Partei der Vernunft befassen. Schmeckte mir irgendwie am besten. Mal schaun.

In dem Sinne wünsche ich reihum ein schönes Wochenende und freu mich auf besinnliche und intelligente Diskussionsmails.

Euer
MC

der gerade den Guiness-Rekord im Schniefen und Husten gewinnt!

Marine Corps
10.12.2011, 22:45
Darauf kam von anderer Seite dieses:

Meine Güte,

da hab ich eine Mail mal nur überflogen und schon was verpasst. Aber schön, dass ich nun an der Diskussion doch teilhaben kann.

Da fällt mir zuerst die Kategorisierung auf, die MC brauchte, um sich zu skizzieren. Nun schreibe ich aus, was ihr sicher schon wisst: diese Kategorien sind alle Müll. Vor allem in der Wissenschaft merke ich das ständig. Ich brauche ein Modell, um etwas zu analysieren und komme dabei immer wieder an Grenzen. Ab einem gewissen Grad behindern Modelle eher,als dass sie erhellen. Natürlich ist das in der Politik auch so und genau da liegt mein Problem: Ich sehe mich immer noch als Sozialdemokraten. Aber im Gegensatz zu meiner Partei bin ich kein europäischer Sozi, sondern ein Deutscher. Sobald man das aber erkennt, hat man gleich vor sich selbst angst, da man sich sofort als Nazi identifiziert. Warum? Weil man deutscher reingeschrieben hat. Allein damit erfüllt man die schlimmste aller Kategorien und da will man ja nun wirklich nicht rein. Statt sich damit auseinander zu setzen, wird eine Kategorie bemüht und fertig. So hat man mehr Zeit für den Vorabend bei RTL.
Der Kapitalismus wird wohl so lange Leben, bis der überfluss wirklich alle erreicht hat. Wie in Star Trek. Dann haben die Leute andere Sorgen (geistige Weiterentwicklung und so). Bis es soweit ist, wird weiter gemacht und wer auf der Strecke bleibt hat eben Pech gehabt.
Ich in gespannt, wie es auf der europäischen Ebene weiterläuft. Lange wird es ja nun nicht mehr dauern und wir sind auch vereinigte Staaten. Prima. Es muss mir bitte nur noch jemand erklären, warum wir nicht einfach die Schwachen aus dem Euro werfen (heißt ja nicht, dass wir ihnen nicht trotzdem helfen) und mit starken Staaten und starkem Euro die Karre vernünftig weiter entwickeln? Ich bitte um Antworten.

Beste Grüße aus der Nacht sendet

CCC

Marine Corps
10.12.2011, 23:06
Darauf sage ich nun mal Folgendes:

Selbstredend gibt es gewisse Etiketten und Marken auch für Meinungen. Es gibt ja auch in allen anderen Bereichen des Lebens Kategorien und Marken, damit man sich schneller zurecht findet.
Im Politischen haben wir nur das Problem, dass die meisten Menschen so desinteressiert und desinformiert sind oder gar von so vielen Ängsten umstellt, dass sie ihre wahre Meinung nicht bekennen.
Man muss sich das so vorstellen: Viele würden sich gerne dazu bekennen, dass sie gerne herumrasen und für ihr Leben gern mal einen Porsche oder BMW hätten, mit denen man das machen kann. Aber da sie wissen, dass das nicht politisch korrekt ist und man dann gleich fertig gemacht wird, sagen sie eben lieber: Also, ich finde ja den Verbrauch und die Klimafreundlichkeit bei einem Auto das Wichtigste und daher fahre ich Toyota Prius und meine Frau einen VW Polo TDI Bluetech. Der verbraucht nur 3,5 Diesel im Durchschnittsmix.

Man kann nicht mit jedem über jedes Detail Stunden lang diskutieren um dann mal ein Destillat seiner vielen verschiedenen Meinungen zu produzieren. Das muss fixer gehen und dabei helfen Kategorien und Marken.
Und wenn ich eben sage, dass ich ein Hardcore-Libertärer bin, dann ist damit ausgesagt, dass ich den Staat auf ein Minimum reduzieren möchte und die Steuern gleich dazu und das mir Vollkasko-Mentalität und Papa-Staat-Denken mit Voll-Pamperung etc.pp., wie es die meisten Deutschen super finden, voll gegen den Strich geht. Ich will selbst entscheiden, wie ich für das Alter vorsorge oder mein Vermögen bilde und ich will auch selbst entscheiden, wie schnell ich fahre. Und ich bin auch bereit die Konsequenzen für Fehlentscheidungen zu tragen. Also kein Geheule, wenn es in die Hose geht. Das ist Kleinkind-Mentalität, die aber die meisten Deutschen pflegen.
Dazu ein böser Witz: Was macht ein Mensch auf der Welt, der aus eigener Nachlässigkeit ausgerutscht und hingefallen ist?
Er flucht, rappelt sich auf, klopft sich den Dreck von der Hose oder vom Rock, schaut nach Schürfwunden und geht weiter und besorgt sich ggf. ein Pflaster etc.
Was macht ein Deutscher, der hingefallen ist?
Er bleibt liegen und schaut sich lange um, wen er jetzt verklagen könnte. Er wartet lange, ob nicht jemand kommt, der ihm aufhilft. Wenn keiner kommt, rappelt er sich hoch und schreibt dann sofort auf, wann und wo er hingefallen ist, damit er das seinem Anwalt geben kann.

Damit ist eine Menge gesagt.
Der Deutsche liebt jede Art von Sozialismus, wo alle vermeintlich gleich sind und niemand in der Kälte stehen bleibt und der Staat der große Umverteiler ist, über den alles läuft und der von der Wiege bis zur Bahre für den Staatsbürger wie ein Papi sorgt.

Ich bin da mehr für Freiheit in jeder Beziehung. Auch für die Freiheit auf den Absturz. Das schafft viel realistischere Sichten auf die Welt.
Sobald der Staat mit Subventionen und Eingriffen herummurkst, ist alles schief und wird nix mehr.
Auf die aktuelle Finanzkrise angewandt:
Man hätte die verwickelten Banken sehr wohl alle über die Wupper gehen lassen sollen. Es gab auch welche, die nicht verwickelt waren. Die hätten die Pleitebanken übernommen oder eben auch nicht. Aber das durfte ja nicht sein, da sehr viele sehr mächtige Leute dann ihr investiertes Geld verloren hätten. Das ist aber Feudalwirtschaft und nicht Marktwirtschaft.

So, genug. Es ufert sonst aus.

erkinool
12.12.2011, 08:16
Tja mein lieber, da hast du aber eine ganze Menge vor.
Diese Form der Freiheit haben die Deutschen doch schon vor Ewigkeiten verlernt. Da meine ich nicht mal die Besatzung und die Souveränität.
Es ist doch so, dass das Pampern einfach mal von einer Mehrheit gewollt ist und man davon gar nicht mehr abrücken will. Gewiss, man war über die Hartz-Reformen nicht grade begeistert und ist sogar auf die Straße gegangen, aber dann wurde es kalt draußen und dann bliebt man doch wieder zu Hause und hat es eben so hingenommen. Diese Freiheit müsste erst mal mühsam wieder anerzogen werden, Selbstverantwortung muss man eben lernen. Es geht aber eher in die Gegenrichtung. Ich habe den Eindruck, dass es immer mehr in die Biedermeier Richtung läuft: raushalten, schön machen, mit der neuen Spielekonsole ablenken und hoffen, dass es irgendwie schon weitergeht. Wen interessieren da schon ein paar Billionen, die unsere Urururururururenkel eventuell mal abgezahlt haben könnten. Solche Gedankengänge sind den meisten doch viel zu anstrengend.

Kategorien sind da nur ein weiterer Baustein der vereinfachten Sichtweise. Über Inhalte nachzudenken ist einfach mal nervig. Da liest man schnell mal eine Überschrift und wenn da steht "rechts" oder "links" dann wird das schon stimmen.

Marine Corps
15.12.2011, 01:15
Oha, die Diskussion brennt ja fast schon! Das ist ja ein Steppenfeuer.

Zu dir, mein lieber erkinool. Alles, was du sagst, ist verdammt richtig und da die BRD die DDR zwar wirtschaftlich übernommen hat, diese aber auch schon vor 1989 die BRD ideologisch übernommen hatte, laufen wir nun auf eine DDR 2.0 zu, die ihre Staatsbürger in gewohnter Weise gängelt und bevormundet, dass es nur so eine Art hat. Das Ganze dann aber noch mit kapitalistischer Arbeitshetze und dementsprechendem Konsumwahn. Ist das schön !!!!!
DAS ist mein Land.

Oder eben auch eher nicht. Ich werde wohl meine schmalen Penöken lieber in südlicher Sonne bei moderateren Preisverhältnissen ausgeben. Dann muss ich mich auch nicht mehr so ärgern und ich passe zu denen dann eh nicht.
Das ist aber leichter zu ertragen, wenn man eh anders aussieht und eine andere Herkunft und Muttersprache hat, als wenn man eigentlich dazu passen müsste, es aber dennoch nicht tut. Und im Laufe von Jahrzehnten gibt es zwar durchaus Dinge, in denen ich wunderbar in den mainstream passe, andererseits wird der Graben in anderen Bereichen immer tiefer und ich sehe die anderen auf der anderen Seite kaum noch.

Da hier eh nix weiter passiert, wird das wohl das Schlusswort sein. Denke ich mal, aber Irren ist ja menschlich.

erkinool
16.12.2011, 07:04
Tja, es scheint fast so, als wenn sich nur die Ideologie verändert hat. Nicht aber das Ziel. Wollte man in der DDR die Menschen noch mit einem nebulösen Ziel des Kommunismus zur Gleichheit zwingen wird es nun über kapitalistischen Konsumwahn gemacht. Gleichzeitig wird es aber schwieriger gemacht, da nicht mehr alles so sicher ist, wie noch zu Zeiten sozialistischer Sozialpolitik. Da war der Arbeitsplatz noch sicher und da man sich ja eh nix kaufen konnte, hat man die Knete eben für Braunen oder Weißen ausgegeben (ich meine die Flüssigkeit!). So war man in dem Elend wenigstens noch berauscht und konnte sich bessere Zeiten vorstellen. Heute reicht´s bei vielen nur noch zum Leben und, dank Kredit mit 18% Zinsen, auch noch für die Playstation. So kann man weiter schön im Traumland bleiben ohne gleich die Leberzhyrrose zu riskieren. Die angepassten gehen aber noch weiter und glauben wirklich, dass Weihnachten unter dem Baum entschieden wird. Immer das Neueste, das noch Bessere und der Preis spielt sowieso keine Rolle (was sind schon 500 € für einen DVD Player). Da bin ich dann so beschäftigt das günstigere Angebot zu suchen, dass ich gar keine Zeit mehr habe für die wichtigen Dinge.

Was derzeit in Europa und dem Rest der Welt so abläuft findet ja ohnehin nur im Fernsehen statt und betrifft mich, den Verbraucher, doch überhaupt nicht. Das wird dann bald ein böses Erwachen geben, wenn ich für meine €uros bald nix mehr kaufen kann.