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Vollständige Version anzeigen : Familienpflegezeit - viel heiße Luft…



Pillefiz
29.11.2011, 17:57
„Mit der Familienpflegezeit lassen wir Menschen nicht im Stich, die ihren Angehörigen einen würdevollen Lebensabend schenken wollen.“
Mit diesen Worten begann die Familienministerin Dr. Kristina Schröder ihre Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Thema Pflege und Beruf. In ihrer sechsminütigen Rede ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie das Familienpflegegesetz für einen großen Wurf hält, der den Angehörigen von zu Pflegenden Entlastung bringen soll.

Das neue Gesetz, das am 1. 1.2012 in Kraft tritt, soll Berufstätigen ermöglichen, Arbeit und Pflege besser in Einklang zu bringen.
Dem Gesetz zufolge können Vollzeitarbeitskräfte für zwei Jahre ihre Arbeitszeit auf 50 Prozent reduzieren. Sie erhalten dann weiterhin 75 Prozent ihres Gehaltes. Nach Ablauf der zwei Jahre müssen sie wieder voll arbeiten, erhalten aber um den finanziellen Verlust des Arbeitgebers auszugleichen, zwei Jahre lang weiterhin nur 75 Prozent des Gehaltes. Also vier Jahre weniger Einkommen, vier Jahre weniger Rentenbeiträge, um Angehörige zu pflegen.

http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2011/1124/thema_3.jsp?mid=491123

und was machen diejenigen, die einen Demenz-Kranken pflegen, gar nicht arbeiten gehen können, sich unbezahlten Urlaub nehmen müssen oder gar den Job aufgeben?? Wovon leben die?
Was ist nach Ablauf der 2 Jahre, wenn der Pflegebedürftige noch lebt?? Hat jemand Erfahrung damit gemacht?

Houseworker
29.11.2011, 18:52
„Mit der Familienpflegezeit lassen wir Menschen nicht im Stich, die ihren Angehörigen einen würdevollen Lebensabend schenken wollen.“
Mit diesen Worten begann die Familienministerin Dr. Kristina Schröder ihre Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Thema Pflege und Beruf. In ihrer sechsminütigen Rede ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie das Familienpflegegesetz für einen großen Wurf hält, der den Angehörigen von zu Pflegenden Entlastung bringen soll.

Das neue Gesetz, das am 1. 1.2012 in Kraft tritt, soll Berufstätigen ermöglichen, Arbeit und Pflege besser in Einklang zu bringen.
Dem Gesetz zufolge können Vollzeitarbeitskräfte für zwei Jahre ihre Arbeitszeit auf 50 Prozent reduzieren. Sie erhalten dann weiterhin 75 Prozent ihres Gehaltes. Nach Ablauf der zwei Jahre müssen sie wieder voll arbeiten, erhalten aber um den finanziellen Verlust des Arbeitgebers auszugleichen, zwei Jahre lang weiterhin nur 75 Prozent des Gehaltes. Also vier Jahre weniger Einkommen, vier Jahre weniger Rentenbeiträge, um Angehörige zu pflegen.

http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2011/1124/thema_3.jsp?mid=491123

und was machen diejenigen, die einen Demenz-Kranken pflegen, gar nicht arbeiten gehen können, sich unbezahlten Urlaub nehmen müssen oder gar den Job aufgeben?? Wovon leben die?
Was ist nach Ablauf der 2 Jahre, wenn der Pflegebedürftige noch lebt?? Hat jemand Erfahrung damit gemacht?

Ich habe keine Erfahrung damit!
Doch mit einiger Überlegung komme ich zu dem Schluß, daß dies völlig unausgegorener Mist ist.

Der Staat möchte nur die Kosten der Altenpflege reduzieren.

Zwei Jahre verminderter Leistungsbezug, bei 50% Prozent weiterem Arbeitseinsatz und 100% Vollpflege des Angehörigen, macht 150%!
Na toll!

Und falls sich der Angehörige zwischenzeitlich nicht verabschiedet hat, ist das Problem nach wie vor ungelöst.
Das ist wieder mal der ganz große Wurf................. für die Tonne!

Pillefiz
29.11.2011, 19:09
das Beste ist noch, wenn z.B. ein Pflegedienst ins Haus kommt zu jemandem, der PS 2 hat, so für 1,5 Stunden am Tag, da zahlt die Kasse ca 1000€ monatlich. Macht das ein Angehöriger, dann für ca 400€.
Weiss ich von meiner Schwester, die ihre Schwiegermutter im Haus hat. Die lässt den Pflegedienst kommen, aber wenn der weg ist und die Windel ist voll, muss meine Schwester trotzdem waschen und umziehen.

Pflegedienste und -heime schiessen wie Pilze aus dem Boden, da muss ordentlich Kohle zu machen sein. Nur Privatleute ziehen den Kürzeren, die dürfen das ehrenamtlich machen

zoon politikon
29.11.2011, 19:16
Ein immer brisanter werdendes Thema!
Das wird alles in den nächsten Jahren uns um die Ohren fliegen.

Diese "Familiepflegezeit" ist ein typisches Bürokraten-Ei. Wer kann es sich denn leisten, nur noch die Hälfte des Geldes zu haben? Frauen sind dabei doch schwer benachteiligt. Erst gehen sie aus dem Beruf wg. Kindern (also schon mal weniger Rente) und dann sind es typischerweise wieder Frauen, die die Angehörigen pflegen - also auch hier weniger Rente, obwohl sie permanent gearbeitet haben.

Und, wie auch schon angemerkt wurde: Was ist nach den zwei Jahren? Muss dann der zu Pflegende "sozialverträglich ableben", oder wie?

Houseworker
29.11.2011, 19:20
das Beste ist noch, wenn z.B. ein Pflegedienst ins Haus kommt zu jemandem, der PS 2 hat, so für 1,5 Stunden am Tag, da zahlt die Kasse ca 1000€ monatlich. Macht das ein Angehöriger, dann für ca 400€.
Weiss ich von meiner Schwester, die ihre Schwiegermutter im Haus hat. Die lässt den Pflegedienst kommen, aber wenn der weg ist und die Windel ist voll, muss meine Schwester trotzdem waschen und umziehen.

Pflegedienste und -heime schiessen wie Pilze aus dem Boden, da muss ordentlich Kohle zu machen sein. Nur Privatleute ziehen den Kürzeren, die dürfen das ehrenamtlich machen

Wenn ich dann auch noch lesen darf, daß die türkischen Alten hierzulande in Extra-Pflegeheimen, selbstverständlich mit Komfort für die Exraansprüche geführt werden, dann kommt mir die Galle hoch.
Und dort sind die deutschen Alten aber nicht willkommen. Man könnte nur noch kotzen.

Pillefiz
29.11.2011, 19:22
nimm mal den Fall, eine alleinstehende Frau pflegt einen Angehörigen, sagen wir mal einen dementen Vater. Damit hat sie keine Möglichkeit mehr, ihrem Beruf nachzugehen. Sie kann für 6 Monate unbezahlten Urlaub nehmen, aber wovon bezahlt sie dann ihre Miete?
Sie darf zum Sozialmat gehen, so sieht das tolle neue Pflegegesetz aus, mit dem die Trulla in dem Video so lautstark angibt

Houseworker
29.11.2011, 20:35
nimm mal den Fall, eine alleinstehende Frau pflegt einen Angehörigen, sagen wir mal einen dementen Vater. Damit hat sie keine Möglichkeit mehr, ihrem Beruf nachzugehen. Sie kann für 6 Monate unbezahlten Urlaub nehmen, aber wovon bezahlt sie dann ihre Miete?
Sie darf zum Sozialmat gehen, so sieht das tolle neue Pflegegesetz aus, mit dem die Trulla in dem Video so lautstark angibt

Dann hat sie die sprichwörtliche Arschkarte gezogen!
Unsere überversorgten Politschranzen tangiert dieses Problem nicht. Daher fallen die Gesetze so aus, wie sie ausfallen.

Moment mal, wenn sie zum Sozialamt muß, ist das dafür zuständig oder nicht doch das Arbeitsamt?
In dem Fall müßte sie ja auch anderweitig zur Verfügung stehen. Sorry, ich kenn mich da nicht so aus. Kannst Du mir das bitte erklären? Und auf dem Rentenkonto gehts da ja ebenfalls nicht aufwärts, oder?

Pillefiz
29.11.2011, 21:03
so ganz genau bin ich damit auch nicht vertraut, aber wenn die Person dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen kann, muss wohl das Sozialamt einspringen. Aber die Folgen sind die gleichen, ausziehen bis auf die Unterwäsche, alles veräussern, was nach Geld aussieht. Rente wird wohl beitragsfrei weiter geführt.
Aber wie gesagt, so ganz tief drin bin ich da nicht, deshalb hätten mich Erfahrungsberichte interessiert. Auf jeden Fall verkauft uns die Politik mal wieder ein faules Ei

torun
29.11.2011, 21:36
http://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflege/hilfen-fuer-angehoerige/pflegezeit.html

Da wird euch geholfen.
Und das neue Gesetz hat einen kleinen Haken, der Arbeitgeber muß nicht zustimmen.

konfutse
30.11.2011, 17:06
„Mit der Familienpflegezeit lassen wir Menschen nicht im Stich, die ihren Angehörigen einen würdevollen Lebensabend schenken wollen.“
Mit diesen Worten begann die Familienministerin Dr. Kristina Schröder ihre Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Thema Pflege und Beruf. In ihrer sechsminütigen Rede ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie das Familienpflegegesetz für einen großen Wurf hält, der den Angehörigen von zu Pflegenden Entlastung bringen soll.

Das neue Gesetz, das am 1. 1.2012 in Kraft tritt, soll Berufstätigen ermöglichen, Arbeit und Pflege besser in Einklang zu bringen.
Dem Gesetz zufolge können Vollzeitarbeitskräfte für zwei Jahre ihre Arbeitszeit auf 50 Prozent reduzieren. Sie erhalten dann weiterhin 75 Prozent ihres Gehaltes. Nach Ablauf der zwei Jahre müssen sie wieder voll arbeiten, erhalten aber um den finanziellen Verlust des Arbeitgebers auszugleichen, zwei Jahre lang weiterhin nur 75 Prozent des Gehaltes. Also vier Jahre weniger Einkommen, vier Jahre weniger Rentenbeiträge, um Angehörige zu pflegen.

http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2011/1124/thema_3.jsp?mid=491123

und was machen diejenigen, die einen Demenz-Kranken pflegen, gar nicht arbeiten gehen können, sich unbezahlten Urlaub nehmen müssen oder gar den Job aufgeben?? Wovon leben die?
Was ist nach Ablauf der 2 Jahre, wenn der Pflegebedürftige noch lebt?? Hat jemand Erfahrung damit gemacht?
Die Arbeitgeber freuen sich sicher jetzt schon, dass sie 2 Jahre lang in Vorleistung gehen dürfen um die nächsten 2 Jahre bangen zu dürfen, ob denn der Arbeitnehmer seine bereits bezahlte Arbeitsleistung auch wirklich bringt.

Der dummen Kuh ist anscheinend auch nicht klar, dass damit auch Sozialversicherungsbeiträge in den Kassen fehlen. Sie ist ja davon auch nicht betroffen.