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Vollständige Version anzeigen : Heinrich von Kleist - 18. Oktober 1777 - 21.November 1811



Strandwanderer
21.11.2011, 11:48
Heute vor zweihundert Jahren starb Heinrich von Kleist durch eigene Hand am Ufer des Kleinen Wannsees in Berlin.

http://gutenberg.spiegel.de/gutenb/autoren/bilder/kleist.jpg

Gedenken wir dieses großen Deutschen, der unsere Kultur geprägt hat!

Am neugestalteten Kleistgrab fand heute Vormittag eine Feier zum Andenken an den Dichter statt.

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/2183329/source/1321527357/667x500/

Kleistgrab am Kleinen Wannsee
Frisch restauriert zeigt sich das Grab von Heinrich von Kleist am Berliner Wannsee. Zum 200. Todestag des Dichters (21.11.2011) wurde sein Grab denkmalgerecht saniert, auch der Name von seiner Todesgefährtin Henriette Vogel wurde neu in den Grabstein eingraviert.

Der Grabstein vor der Neugestaltung:

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/1928343/source/1321528571/667x500/

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/1765061/source/1321528521/667x500/

Biegt man von der Königstraße nahe dem Wannsee in die Bismarckstraße ein, sind es noch rund 300 Meter bis zum Kleistgrab.

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/1765065/source/1321528520/667x500/

Das Grab befindet sich auf einem abschüssigen Areal mit hohen Eichen.

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/1765091/source/1321528515/667x500/

Kleistgrab (vor der Sanierung im Frühjahr 2011)
Auf einer Bank neben dem Kleistgrab kann man die besondere Atmosphäre des Ortes auf sich wirken lassen.

http://static.berlin.de/binaries/asset/image_assets/1765081/source/1321528508/667x500/

Unterhalb der Grabstätte liegt der Kleine Wannsee.

Strandwanderer
21.11.2011, 12:00
Heinrich von Kleist

Das letzte Lied

Fern ab am Horizont, auf Felsenrissen,
Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt.
Die Blitze zucken schon, die ungewissen,
Der Wandrer sucht das Laubdach, das ihn schirmt.
Und wie ein Strom, geschwellt von Regengüssen,
Aus seines Ufers Bette heulend stürmt,
Kommt das Verderben, mit entbundnen Wogen,
Auf alles, was besteht, herangezogen.

Der alten Staaten graues Prachtgerüste
Sinkt donnernd ein, von ihm hinweggespült,
Wie, auf der Heide Grund, ein Wurmgeniste,
Von einem Knaben scharrend weggewühlt;
Und wo das Leben, um der Menschen Brüste,
In tausend Lichtern jauchzend hat gespielt,
Ist es so lautlos jetzt, wie in den Reichen,
Durch die die Wellen des Kozytus schleichen.

Und ein Geschlecht, von düsterm Haar umflogen,
Tritt aus der Nacht, das keinen Namen führt,
Das, wie ein Hirngespinst der Mythologen,
Hervor aus der Erschlagnen Knochen stiert;
Das ist geboren nicht und nicht erzogen
Vom alten, das im deutschen Land regiert:
Das läßt in Tönen, wie der Nord an Strömen,
Wenn er im Schilfrohr seufzet, sich vernehmen.

Und du, o Lied, voll unnennbarer Wonnen,
Das das Gefühl so wunderbar erhebt,
Das, einer Himmelsurne wie entronnen,
Zu den entzückten Ohren niederschwebt,
Bei dessen Klang, empor ins Reich der Sonnen,
Von allen Banden frei die Seele strebt;
Dich trifft der Todespfeil; die Parzen winken,
Und stumm ins Grab mußt du daniedersinken.

Erschienen, festlich, in der Völker Reigen,
Wird dir kein Beifall mehr entgegen blühn,
Kein Herz dir klopfen, keine Brust dir steigen,
Dir keine Träne mehr zur Erde glühn,
Und nur wo einsam, unter Tannenzweigen,
Zu Leichensteinen stille Pfade fliehn,
Wird Wanderern, die bei den Toten leben,
Ein Schatten deiner Schön' entgegenschweben.

Und stärker rauscht der Sänger in die Saiten,
Der Töne ganze Macht lockt er hervor,
Er singt die Lust, fürs Vaterland zu streiten,
Und machtlos schlägt sein Ruf an jedes Ohr, –
Und da sein Blick das Blutpanier der Zeiten
Stets weiter flattern sieht, von Tor zu Tor,
Schließt er sein Lied, er wünscht mit ihm zu enden,
Und legt die Leier weinend aus den Händen.

strategos
21.11.2011, 12:23
Einem Großen Deutschen Mann gebührt mein Dank . Danke auch Dir Strandwanderer .....

Stechlin
21.11.2011, 12:29
Die wohl beste und genialste Kleist-Verfilmunng: Emil Jannings in der Rolle des Dorfrichters Adam in "Der zerbrochene Krug".

http://www.youtube.com/watch?v=3gWRiI11EC8

Einfach nur herrlich!

Leila
21.11.2011, 12:32
Hier nennt sich eine Schreiberin Penthesilea. Das dünne, aber inhaltsschwere Büchlein dieses Namens las ich mit großer Anspannung. Um so magerer und langweiliger schaut meine heutige TV-Ausbeute aus:

BR Alpha: 27.11.2011, 14:30 – 15:15: Die Akte Kleist – Geschichte eines Dichterlebens

ZDFkultur: 08.12.2011, 20:45 – 21:35: Kleist on the road – Die Reisen des Heinrich von Kleist

Beide TV-Sender kann ich leider nicht empfangen.

Stechlin
21.11.2011, 12:34
Hier nennt sich eine Schreiberin Penthesilea. Das dünne, aber inhaltsschwere Büchlein dieses Namens las ich mit großer Anspannung. Um so magerer und langweiliger schaut meine heutige TV-Ausbeute aus:

BR Alpha: 27.11.2011, 14:30 – 15:15: Die Akte Kleist – Geschichte eines Dichterlebens

ZDFkultur: 08.12.2011, 20:45 – 21:35: Kleist on the road – Die Reisen des Heinrich von Kleist

Beide TV-Sender kann ich leider nicht empfangen.

Das "deutsche" Fernsehen als Spiegelbild Deutscher Kultur? Wie naiv, beste Leila.

Leila
21.11.2011, 12:39
Das "deutsche" Fernsehen als Spiegelbild Deutscher Kultur? Wie naiv, beste Leila.

Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als im Fernsehen Theateraufführungen zu sehen waren.

Stechlin
21.11.2011, 12:42
Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als im Fernsehen Theateraufführungen zu sehen waren.

Ich auch. Selig die Zeiten, die uns nah sind.

Strandwanderer
21.11.2011, 19:24
:

Hier kann man einen Bericht über die heutigen Feierlichkeiten am Kleistgrab - auch im Video - verfolgen:

http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!aben dschau_20111121_kleist.html

Leila
22.11.2011, 08:38
H. v. Kleist – Münchner Ausgabe (Carl Hanser Verlag) (http://www.textkritik.de/kleist_hanser/index.htm)

Auszug aus dem Gespräch (http://www.kultiversum.de/Schauspiel-Theaterheute/Heinrich-von-Kleist-Roland-Reuss-Interview.html) mit Roland Reuß, dem Mitherausgeber der „Münchner Ausgabe“ des Kleistschen Gesamtwerks:


Herr Reuß, warum eine neue Kleist-Ausgabe?

Die Leseausgaben, die vorher auf dem Markt waren, waren zwar auch für ein breiteres Publikum erschwinglich, hatten aber ein wesentliches Handicap. Sie enthielten nämlich nicht den Text wie er von Kleist selber zum Druck befördert worden oder in Handschriften niedergelegt worden war. Stattdessen haben die Herausgeber immer wieder versucht, dem Text aufzuhelfen, indem sie ihn eingerichtet haben – jeweils nach der neuen Rechtschreibung und nach den Vorstellungen, die man von Kleist hatte.

Auf der anderen Seite gab es unsere historisch-kritische «Brandenburger Ausgabe», ein 20bändiges Werk, an dem wir seit Ende der 80er Jahre gearbeitet haben. Die «Brandenburger Ausgabe» enthält tatsächlich jede Kleinigkeit, die Kleist je geschrieben hat. Als wissenschaftliche Edition, die auch die gesamten Quellen komplett dokumentiert und insgesamt fast 9000 Seiten hat, ist sie für das breite Lesepublikum allerdings nicht geeignet.

Die «Münchner Ausgabe» versucht jetzt, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wir haben keine unausgewiesenen Eingriffe in die Texte, wir haben auch die Kleistsche Orthografie beibehalten. Wir haben nichts geglättet, wir haben alles, was handschriftlich überliefert ist, nicht als Häppchen dargeboten, sondern vollständig. Gegenüber den vorhergehenden Leseausgaben haben Sie also wirklich alles, was Kleist geschrieben hat, bis ins letzte Komma dokumentiert in dieser Ausgabe.

Der Augenblick
22.11.2011, 21:52
:

Hier kann man einen Bericht über die heutigen Feierlichkeiten am Kleistgrab - auch im Video - verfolgen:

http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!aben dschau_20111121_kleist.html

Was soll man von einem Typen halten der sich das Leben nimmt?
So eine erbärmliche Figur feiere ich mit Sicherheit nicht, ich kenne nur einen Kleist, der ist für meine Tapete! :)

Strandwanderer
23.11.2011, 08:25
Vollzitat


Ich bitte die Moderation, den zitierten Beitrag dieses Primitivlings aus hygienischen Gründen zu entfernen!


Er zeigt allerdings beispielhaft, was unter der viel gepriesenenen "Kulturbereicherung" zu verstehen ist.

Der Augenblick
23.11.2011, 08:32
Ich bitte die Moderation, den zitierten Beitrag dieses Primitivlings aus hygienischen Gründen zu entfernen!


Er zeigt allerdings beispielhaft, was unter der viel gepriesenenen "Kulturbereicherung" zu verstehen ist.

Wir bereichern durch unsere Kultur die vorhandene Kultur, du verstehen?
Wenn ich sagen machen, dass Klayst nikis gut weil er bringen um sich selber, dann ist das mayne maynung. Gute Kültürmensch würde das ferschtehen!

Strandwanderer
23.11.2011, 08:36
Vollzitat

Wir wissen bereits, daß du ein Vollidiot bist.

Brutus
23.11.2011, 08:41
Ich bitte die Moderation, den zitierten Beitrag dieses Primitivlings aus hygienischen Gründen zu entfernen! Er zeigt allerdings beispielhaft, was unter der viel gepriesenenen "Kulturbereicherung" zu verstehen ist.

Mit der gleichen Begründung würde ich den Beitrag stehen lassen!

Strandwanderer
23.11.2011, 08:57
Mit der gleichen Begründung würde ich den Beitrag stehen lassen!


Ich gebe Dir recht!

Lobo
23.11.2011, 09:51
Es ist offensichtlich eine deutsche Eigenart Lebensversager und Selbstmörder zu glorifizieren.

Frank
23.11.2011, 10:19
Was soll man von einem Typen halten der sich das Leben nimmt?
So eine erbärmliche Figur feiere ich mit Sicherheit nicht, ich kenne nur einen Kleist, der ist für meine Tapete! :)

Jeder outet sich, so gut er kann.
Du hast hier mal wieder ein gutes Beispiel dafür abgegeben, wie fern dir alles ist, was man unter dem Begriff "Kultur" zusammenfassen könnte.
Nun ja. Verwunderlich ist das nicht.

Der Augenblick
23.11.2011, 10:30
Jeder outet sich, so gut er kann.
Du hast hier mal wieder ein gutes Beispiel dafür abgegeben, wie fern dir alles ist, was man unter dem Begriff "Kultur" zusammenfassen könnte.
Nun ja. Verwunderlich ist das nicht.

Jeder hat seine eigene Meinung, ich kann Leute nicht verehren die sich das Leben nehmen, sorry.
Ich verehre Goethe z.B.!

Ist aber auch egal, du hast deinen Vorurteil schon gebildet.

Leila
23.11.2011, 10:48
Es ist offensichtlich eine deutsche Eigenart Lebensversager und Selbstmörder zu glorifizieren.

Die Verehrung des wohl bekanntesten Selbstmörders österreichischer Herkunft hält in gewissen Kreisen bis heute an – auch in Österreich.

Stechlin
23.11.2011, 10:51
Jeder hat seine eigene Meinung, ich kann Leute nicht verehren die sich das Leben nehmen, sorry.
Ich verehre Goethe z.B.!

Ist aber auch egal, du hast deinen Vorurteil schon gebildet.

Wohlan, großer Kulturfreund! Ich denke, dass Du den Werther von Goethe besonders magst. Gelle?

Lobo
23.11.2011, 11:24
Die Verehrung des wohl bekanntesten Selbstmörders österreichischer Herkunft hält in gewissen Kreisen bis heute an – auch in Österreich.

Was ich ebenso nicht gutheiße. Mir ist die romantische Verklärung von Personen, Kulturen, Epochen generell zuwider.

Strandwanderer
23.11.2011, 11:34
. . .
Ich verehre Goethe z.B.!



Das hat Goethe nicht verdient: von einem kulturlosen Ziegenhirtenabkömmling und Sozialschmarotzer "verehrt" zu werden!

Lobo
23.11.2011, 11:46
Wohlan, großer Kulturfreund! Ich denke, dass Du den Werther von Goethe besonders magst. Gelle?

Ich kann ehrlich gesagt auch mit Goethe nur bedingt etwas anfangen, zu meiner Verteidigung ich habe diese Klassiker
viel zu früh gelesen, wo mir schlicht der geistige Hintergrund noch fehlte. So hab ich mir wohl selbst ein tieferes Verständnis
oder gar eine Lust an besagter Literatur verleidet.

Ausonius
23.11.2011, 11:54
Die Verehrung des wohl bekanntesten Selbstmörders österreichischer Herkunft hält in gewissen Kreisen bis heute an – auch in Österreich.

Kunststück, hätte nicht gedacht, dass jemand in diesem Thema einen Nazibezug unterbringt.

Leila
23.11.2011, 13:21
Kunststück, hätte nicht gedacht, dass jemand in diesem Thema einen Nazibezug unterbringt.

Wer hätte mir das schon zugetraut? – Du doch nicht!

Die Teilnehmer der Wannseekonferenz hätten sich Heinrich von Kleist zum Vorbild nehmen sollen, am besten gleich am 20. Januar 1942.

***

Im übrigen verehre ich weder den Selbstmörder Heinrich von Kleist noch dessen Werke: beide machen mich nur betroffen.

Lobo
23.11.2011, 13:23
Kunststück, hätte nicht gedacht, dass jemand in diesem Thema einen Nazibezug unterbringt.

Godwin's Law.

Brutus
23.11.2011, 13:54
Wer hätte mir das schon zugetraut? – Du doch nicht!

Die Teilnehmer der Wannseekonferenz hätten sich Heinrich von Kleist zum Vorbild nehmen sollen, am besten gleich am 20. Januar 1942.


Dir ist bekannt, daß das amerikanische Außenministerium noch 1943 abgestritten hat, es würde Beweise für die in der Wannsee-Konferenz geplanten Vorgänge geben, obwohl minutiöse Luftaufahmen von den Orten des Geschehens vorlagen?

Quelle:
Foreign Relations of the United States. Diplomatic Papers, 1943, vol. 1 pp. 416-7. (Washington, Aug. 30, 1943, Cordell Hull).

Leila
23.11.2011, 14:09
Dir ist bekannt, daß das amerikanische Außenministerium noch 1943 abgestritten hat, es würde Beweise für die in der Wannsee-Konferenz geplanten Vorgänge geben, obwohl minutiöse Luftaufahmen von den Orten des Geschehens vorlagen?

Quelle:
Foreign Relations of the United States. Diplomatic Papers, 1943, vol. 1 pp. 416-7. (Washington, Aug. 30, 1943, Cordell Hull).

Wer weiß, wer wußte schon alles!?

Aber was genau möchtest Du mir mitteilen? Daß es keine Konzentrationslager gab und die Juden weder verfolgt noch ermordet wurden?

Brutus
23.11.2011, 14:15
Wer weiß, wer wußte schon alles!?

Findest Du es nicht erstaunlich, daß die Alliierten überhaupt nichts wußten, obwohl ihnen detailgenaueste Luftaufnahmen vorlagen, und sie den ganzen deutschen Funkverkehr abhören konnten? Das US-Außenministerium hat sogar bestimmte Informationen, die ich hier aus 130 Gründen nicht benennen will, aus einem Dokument der diplomatischen Korrespondenz herausgestrichen.


Aber was genau möchtest Du mir mitteilen? Daß es keine Konzentrationslager gab und die Juden weder verfolgt noch ermordet wurden?

Das, was ich mitgeteilt habe, möchte ich mitteilen. Welche Schlüsse Du daraus ziehst, überlasse ich Dir, da ich nicht zu missionieren pflege.

Leila
23.11.2011, 15:16
[…] Das, was ich mitgeteilt habe, möchte ich mitteilen. Welche Schlüsse Du daraus ziehst, überlasse ich Dir, da ich nicht zu missionieren pflege.

Wahrscheinlich gehöre ich zu den Menschen, denen, wie Kleisten von sich selbst sagte, „auf Erden nicht zu helfen“ ist. Derjenige jedenfalls bräuchte schier bewundernswerten Langmut, um mich davon zu überzeugen, daß die Konzentrationslager nur Hollywood-Filmkulissen waren.