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Vollständige Version anzeigen : Experten aus fünf Weltreligionen: Es gibt mehr als eine Wahrheit!



r2d2
22.09.2011, 10:54
Die Behauptung habe ich hier gefunden:

http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2010/mar/PM_Interreligioeser_Dialog.html

„Es gibt mehr als eine Wahrheit“

Expertinnen aus fünf Weltreligionen empfehlen stärkeren interreligiösen Dialog
...
Die Tibetologin und buddhistische Ordensfrau Dr. Carola Roloff von der Universität Hamburg erklärte, in religiösen Fragen gebe es „mehr als eine Wahrheit“.
http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2010/mar/PM_Interreligioeser_Dialog.html

Üblicherweise bezeichnen Menschen Fakten als wahr, also Aussagen oder Theorien, die die Realität korrekt beschreiben (naturwissenschaftlich, historisch).

Solche Aussagen oder Theorien sollten objektive Gültigkeit haben. Wenn man davon ausgeht, dass es nur eine objektive Realität gibt, gibt es auch nur eindeutige Aussagen und Theorien über diese, die wahr sind. Da ist nichts mit "mehr als einer Wahrheit".

In religiösen Fragen scheint das nach Meinung von Frau Roloff und auch anderen Vertretern von Religionen anders zu sein.

Hierzu ein Zitat aus dem Johannesevangelium:

Joh 3,20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Fakten kann man nicht tun. Hier wird nun aber "die Wahrheit" als Antonym zu "Böses" benutzt. Das Gegenteil von Bösem könnte man wohl schon tun.

Ist "Wahrheit" in religiösen Fragen etwas anderes als "gewöhnliche Wahrheit" oder war der Autor des Johannesevangeliums einfach eine Person, die zwischen "Gutes" und "der Wahrheit" nicht unterscheiden konnte, also Artikulationsschwierigkeiten hatte?

r2d2
22.09.2011, 11:07
Hier noch was, was man im Internet finden kann, und Theologen so erzählen:

"„Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind“ (Joh 3, 21). Öfters ist im Johannesevangelium von der Wahrheit die Rede. Jesus selbst bezeichnet sich als den Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14, 6) und er verspricht: „Die Wahrheit wird euch frei machen!“ (Joh 8,32).

Die Frage, die Pilatus im Johannesevangelium stellt, ist nachwievor aktuell: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18, 38). Diese Frage ist sicher nicht leicht zu beantworten, zumal es eine objektive und eine sub*jektive Wahrheit gibt."
http://www.pfarrei-bergtheim.de/bwo/dcms/sites/bistum/pfarreien/homepages/pfr/bergtheim_st_bartholomaeus/predigten/predigten2009.html?f_action=show&f_newsitem_id=28968

Ich gehe davon aus, dass es Wahrheit überhaupt nicht unabhängig vom Menschen gibt. Nur ein Wesen, dass sich irren kann, kann auch nach dem Fragen und Antworten auf das suchen, was objektiv mit der Realität übereinstimmt. Das bedeutet, dass nicht die Realität wahr ist, sondern die Aussage oder Theorie über die Realität. Knapp formuliert mag man das meinetwegen "objektive Wahrheit" nennen.

Aber "subjektive Wahrheit" ist Unsinn, mag es auch üblich sein von wahrer Liebe und wahrer Kunst zu sprechen.

Dann gibt es selbstverständlich mehr als eine Wahrheit, wenn man hier keinen Schnitt zieht.

dZUG
22.09.2011, 19:31
Dem Menschen wurde von Gott ein Gewissen ins Herz geschrieben.
Er sollte von Natur aus wissen was richtig und falsch ist.
Außerdem kann man in der Natur erkennen, daß es einen Gott gibt und nichts einfach so entsteht.
Selbst Atheisten haben was gegen Car-Shareing :hihi:
Man muss davon ausgehen, dass der Gott der Bibel auch der ist, der die Welt erschaffen hat.
Also der wahre Gott ist, der Macht hat und keine Holzklötze sind :D
Ist doch praktisch zu wissen das man auch noch einen Sinn hat.

Efna
26.09.2011, 13:22
Die Behauptung habe ich hier gefunden:

http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2010/mar/PM_Interreligioeser_Dialog.html

„Es gibt mehr als eine Wahrheit“

Expertinnen aus fünf Weltreligionen empfehlen stärkeren interreligiösen Dialog
...
Die Tibetologin und buddhistische Ordensfrau Dr. Carola Roloff von der Universität Hamburg erklärte, in religiösen Fragen gebe es „mehr als eine Wahrheit“.
http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/2010/mar/PM_Interreligioeser_Dialog.html

Üblicherweise bezeichnen Menschen Fakten als wahr, also Aussagen oder Theorien, die die Realität korrekt beschreiben (naturwissenschaftlich, historisch).

Solche Aussagen oder Theorien sollten objektive Gültigkeit haben. Wenn man davon ausgeht, dass es nur eine objektive Realität gibt, gibt es auch nur eindeutige Aussagen und Theorien über diese, die wahr sind. Da ist nichts mit "mehr als einer Wahrheit".

In religiösen Fragen scheint das nach Meinung von Frau Roloff und auch anderen Vertretern von Religionen anders zu sein.

Hierzu ein Zitat aus dem Johannesevangelium:

Joh 3,20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Fakten kann man nicht tun. Hier wird nun aber "die Wahrheit" als Antonym zu "Böses" benutzt. Das Gegenteil von Bösem könnte man wohl schon tun.

Ist "Wahrheit" in religiösen Fragen etwas anderes als "gewöhnliche Wahrheit" oder war der Autor des Johannesevangeliums einfach eine Person, die zwischen "Gutes" und "der Wahrheit" nicht unterscheiden konnte, also Artikulationsschwierigkeiten hatte?

Ich sehe das auch so dass es viele verschiedene Wahrheiten gibt.

GSch
26.09.2011, 15:24
Im biblischen Sinne, vor allem in den Schriften des Johannes, steht "Wahrheit" für den tatsächlichen Willen Gottes und alle Aussagen, die ihn und seinen Willen zutreffend beschreiben. Wer dem Willen Gottes folgt, der "tut" wirklich die Wahrheit, wer es nicht tut, das Böse, weil er gegen ihn wirkt. Die Begriffe sind hier in der Tag Antonyme.

Man kann verschiedene Anschauungen haben, aber nicht alles ist Glaubenssache. Vieles ist auch eine Tatsachenfrage. Gibt es einen Gott? Das ist völlig unabhängig davon, ob wir dran glauben. Was geschieht beim Tod? Warum gibt es den Tod überhaupt? Ebenso.

Wenn es nur einen Gott gibt, ist es logisch, dass er auch nur einen Willen bezüglich der Menschen haben kann. Alternativ könnte es nur gar keinen geben, aber nicht mehrere. Und auch auf die oben erwähnten Fragen nach dem Tod kann es nur eine zutreffende Antwort geben. (Eine andere Sache ist, wie man sie herausfindet.) Was z. B. beim Tod geschieht, kann nicht davon abhängen, was wir glauben, sonst sollte man am besten glauben, dass es gar keinen Tod gibt.

Dass Religionen Aussagen machen, die unsere Phantasie übersteigen, ist normal. Aber logisch müssen sie sein.

Bruddler
26.09.2011, 15:40
Ich sehe das auch so dass es viele verschiedene Wahrheiten gibt.

Es gibt nur eine einzige Wahrheit, aber es gibt viele verschiedene Interpretationen !

Efna, kannst Du mir geistig folgen ?

dZUG
26.09.2011, 15:52
Also ich muss ja nicht über diese Menschen richten :hihi: :D

Irratio
27.09.2011, 01:40
Was hier natürlich gemeint ist, ist dass es mehr als einen Glauben gibt. Wahrheit, im logischen Sinne, ist recht streng definiert, aber bestimmt nicht das, was hier gemeint ist. Es gibt sicher auch mehr als ein konsistentes Weltbild, aber die meisten davon haben mit dem Übernatürlichen wenig zu tun.

Irratio.

GSch
27.09.2011, 08:26
Was hier natürlich gemeint ist, ist dass es mehr als einen Glauben gibt. Wahrheit, im logischen Sinne, ist recht streng definiert, aber bestimmt nicht das, was hier gemeint ist. Es gibt sicher auch mehr als ein konsistentes Weltbild, aber die meisten davon haben mit dem Übernatürlichen wenig zu tun.

Präzise. In sich logisch ist auch ein geschlossenes Wahnsystem.

Ein Glaube, der etwas taugen soll, muss auf jeden Fall in sich logisch sein. Aber er muss auch der Nachprüfung durch Vernunft und Tatsachen standhalten.

Wenn man ihm also weiter auf den Zahl fühlen will, muss man fragen, ob er über Dinge unserer Erfahrungswelt Aussagen macht oder zulässt, die man nachprüfen kann.

Und dann ist interessant, ob die Lebensweise, die er vorgibt, sich im Alltag bewährt. Was bewirkt er bei den Gläubigen - macht er sie zu besseren oder schlechteren Menschen? Wie verändert er ihre Einstellung zum Leben, zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen (speziell zu denen, die diesen Glauben nicht teilen)?

Irratio
27.09.2011, 08:45
Präzise. In sich logisch ist auch ein geschlossenes Wahnsystem.

Ein Glaube, der etwas taugen soll, muss auf jeden Fall in sich logisch sein. Aber er muss auch der Nachprüfung durch Vernunft und Tatsachen standhalten.
Ein erstes Hindernis ist oft schon die logische Konsistenz des Schöpfergottes. Das zweite Hindernis ist eben die Befreiung der Religion von allen Kriterien, nach denen wir sonst im Alltag urteilen.


Wenn man ihm also weiter auf den Zahl fühlen will, muss man fragen, ob er über Dinge unserer Erfahrungswelt Aussagen macht oder zulässt, die man nachprüfen kann.

Und dann ist interessant, ob die Lebensweise, die er vorgibt, sich im Alltag bewährt. Was bewirkt er bei den Gläubigen - macht er sie zu besseren oder schlechteren Menschen? Wie verändert er ihre Einstellung zum Leben, zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen (speziell zu denen, die diesen Glauben nicht teilen)?

Wenns der Religion nur um das Jenseits und nicht überprüfbare Aussagen ginge, könnte mir das auch alles egal sein. Was mich stört, ist das aus dem Jenseits Aussagen über Moral und die Realität gegriffen werden, aber gleichzeitig der sakrosankte Status des Unbegreifbaren und Unangreifbaren reklamiert wird.

Ich bin aus vielen Gründen der festen Überzeugung, dass der Mensch sich auch ohne jede Religion fast genau so verhalten würde, wie er es jetzt tut, abseits einiger extremer Taten wie der Mord an Abtreibungsärzten oder Selbstsprengungen. Andererseits ist die Frage auch hinfällig, da Religion geschichtlich ziemlich tief verankert ist und naturalistisch-historisch ironischerweise recht notwendig scheint. Gesellschaften mit dem falschen Gefühl der Identität, das Religion gibt, haben vermutlich bessere Überlebenschancen. Ebenso natürlich diejenigen, die viele willige Martyrer haben.

Irratio.

Zinsendorf
28.09.2011, 20:45
Als Christ gehe ich davon aus, dass die einzelnen Religionen/Konfessionen den abstrakten Gottesbegriff eben unterschiedlich widerspiegeln, so wie auch jeder Mensch seine ganz eigene Vorstellung vom Übersinnlichen hat, trotz aller Normierung durch die amtlichen Religionsvertreter.

Die einzelnen Religionen... sind so letztlich "menschliche Produkte" (je nach Religion unter mehr oder weniger "göttlicher Mitarbeit"), geformt durch Erfahrung, Überlieferung, Machtpolitik, Massenpsychologie u. ä. Sie sind aber gleichzeitig auch (je nach dem) glaubwürdiger Träger von diversen Moralvorstellungen , als solche dienen und formen sie Zusammengehörigkeitsgefühl, spenden Trost in schwierigen Lebenslagen und deshalb bekenne ich mich auch dazu.

Wer aber nun Recht hat, wer die Wahrheit gepachtet hat? - belanglose Theorie für notorische Rechthaber! Ich halte es da mit G. E. Lessings "Ringparabel" oder wie ein anderer Schlaumeier sagte: "die Praxis ist das Kriterium der Wahrheit".

r2d2
29.09.2011, 16:29
Wenn man ihm also weiter auf den Zahl fühlen will, muss man fragen, ob er über Dinge unserer Erfahrungswelt Aussagen macht oder zulässt, die man nachprüfen kann.
Das sollte er, wobei ich der Ansicht bin, dass das nichts mit Glauben zu tun hat. In den Realwissenschaften wird in der Regel davon ausgegangen, dass es eine einzige Realität gibt, die man in Theorien korrekt (wahr) beschreiben kann. Von einer einzigen Wahrheit oder mehreren Wahrheiten zu sprechen, ist hier bereits vom Kontext her sinnlos. Von einer einzigen Realität zu sprechen nicht. Und mit diesem Verständnis, kann man es dann in Angriff nehmen, eine Theorie auf ihren Wahrheitsgehalt oder ihre Falschheit zu prüfen. Die Realität wird bereits als objektiv gültig betrachtet. Sie nutzt man als Prüfkriterium, denn ohne Prüfkriterium kann man auch nichts prüfen. Die Realität selbst als wahr oder falsch zu bezeichnen, ist daher nicht sinnvoll.


Und dann ist interessant, ob die Lebensweise, die er vorgibt, sich im Alltag bewährt. Was bewirkt er bei den Gläubigen - macht er sie zu besseren oder schlechteren Menschen? Wie verändert er ihre Einstellung zum Leben, zu sich selbst und zu ihren Mitmenschen (speziell zu denen, die diesen Glauben nicht teilen)?
Hier gehts nun evtl. darum, "die Wahrheit zu tun", was immer das sein soll. Die Quantenphysik tut man beispielsweise nicht. Man kann sie höchstens verstehen und nutzen. Bei der Bewährung einer Lehre im Alltag, hat der Wahrheitbegriff (falls man ihn in diesem Kontext überhaupt verwenden muss) eine andere Bedeutung, auf jeden Fall keine objektive mehr, wie in den Realwissenschaften. Denn hier wird die Angelegenheit abhängig vom Menschen. Die Prüfkriterien auf Lehren, die beschreiben, welche Lebensweise sich im Alltag bewährt, sind andere als in den Realwissenschaften, bei denen auf objektive Gültigkeit geprüft wird. Objektiv gültige Theorien kann man nämlich gar nicht tun, sonst wären sie nicht objektiv gültig.