jack000
11.08.2011, 22:00
Polizisten, die sich von Randalierern attackieren lassen, Beamte, die dem Wüten bloß zusehen: In England ist eine Diskussion über das Vorgehen der Einsatzkräfte entbrannt. Seit Jahrzehnten wird deren defensive Strategie als "britisches Modell" hochgehalten - das hat ein Ende.
Woolwich, ein Stadtteil im Osten Londons. Acht Polizisten stehen nachts an einer Straßenkreuzung, vor ihnen wütet eine Gruppe von rund 20 Randalierern, sie brüllen, ein Schuss ist zu hören. Ein Polizist prescht vor, drei, vielleicht vier Meter, er droht kurz mit seinem Schlagstock, um dann wieder hinter seine Kollegen zurückzutreten.
Was dann folgt, ist für die einen ein Beweis für die Machtlosigkeit der Polizei, für die anderen ein Musterbeispiel defensiver Polizeitaktik: Die Beamten ziehen sich zurück. Der Mob reagiert sofort: Schwarzgekleidete, mit Kapuzen vermummte Männer gehen auf die Polizisten los, werfen Planken, brüllen, immer mehr Randalierer kommen dazu, sie schleudern teilweise aus wenigen Metern Entfernung Gegenstände auf die langsam rückwärts gehenden Polizisten.
Die Strategie der Polizei: Zurückhaltung und Kontrolle
"Die Polizei ist nur ein Teil der Öffentlichkeit", schärfte Peel ihnen ein. Für den Erfolg der neuen Truppe war der gegenseitige Respekt zwischen Polizei und Bevölkerung entscheidend. Die Strategie zahlte sich aus: Nach anfänglichen Schwierigkeiten stieg die Anerkennung der neuen Behörde. Die Ideale von 1829 werden noch heute als "britisches Modell" hochgehalten.
...
So wuchs ihre Aggressivität gegenüber der Polizei, während die in ihrer Tradition verharrte. Vor zwei Jahren, als die Polizei in London vergleichsweise harsch gegen Krawallmacher vorging, empfahl Polizeiinspektor Denis O'Connor die Besinnung auf die Ideale von 1829. Er warb für eine "zugängliche, unvoreingenommene, verantwortliche" Polizeiarbeit, die auf so wenig Druck wie möglich basieren und in öffentlicher Zustimmung verankert sein sollte.
"Auf einmal scheint sich die Meinung der Allgemeinheit zu ändern"
...
Das Credo der Toleranz habe an manchen Orten zu einer besseren Gemeinschaft geführt, "es hat uns aber auch Stadtzentren beschert, die an Samstagabenden No-go-Areas sind, besetzt von betrunkenen Schlägern". Sie zitiert einen bloggenden Polizisten, der geschrieben habe: "Jetzt lernt die Öffentlichkeit die Leute kennen, die wir 'Kunden' nennen müssen."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,779709,00.html
Ist die defensive Strategie (nicht nur in Großbritannien) am Ende?
Woolwich, ein Stadtteil im Osten Londons. Acht Polizisten stehen nachts an einer Straßenkreuzung, vor ihnen wütet eine Gruppe von rund 20 Randalierern, sie brüllen, ein Schuss ist zu hören. Ein Polizist prescht vor, drei, vielleicht vier Meter, er droht kurz mit seinem Schlagstock, um dann wieder hinter seine Kollegen zurückzutreten.
Was dann folgt, ist für die einen ein Beweis für die Machtlosigkeit der Polizei, für die anderen ein Musterbeispiel defensiver Polizeitaktik: Die Beamten ziehen sich zurück. Der Mob reagiert sofort: Schwarzgekleidete, mit Kapuzen vermummte Männer gehen auf die Polizisten los, werfen Planken, brüllen, immer mehr Randalierer kommen dazu, sie schleudern teilweise aus wenigen Metern Entfernung Gegenstände auf die langsam rückwärts gehenden Polizisten.
Die Strategie der Polizei: Zurückhaltung und Kontrolle
"Die Polizei ist nur ein Teil der Öffentlichkeit", schärfte Peel ihnen ein. Für den Erfolg der neuen Truppe war der gegenseitige Respekt zwischen Polizei und Bevölkerung entscheidend. Die Strategie zahlte sich aus: Nach anfänglichen Schwierigkeiten stieg die Anerkennung der neuen Behörde. Die Ideale von 1829 werden noch heute als "britisches Modell" hochgehalten.
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So wuchs ihre Aggressivität gegenüber der Polizei, während die in ihrer Tradition verharrte. Vor zwei Jahren, als die Polizei in London vergleichsweise harsch gegen Krawallmacher vorging, empfahl Polizeiinspektor Denis O'Connor die Besinnung auf die Ideale von 1829. Er warb für eine "zugängliche, unvoreingenommene, verantwortliche" Polizeiarbeit, die auf so wenig Druck wie möglich basieren und in öffentlicher Zustimmung verankert sein sollte.
"Auf einmal scheint sich die Meinung der Allgemeinheit zu ändern"
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Das Credo der Toleranz habe an manchen Orten zu einer besseren Gemeinschaft geführt, "es hat uns aber auch Stadtzentren beschert, die an Samstagabenden No-go-Areas sind, besetzt von betrunkenen Schlägern". Sie zitiert einen bloggenden Polizisten, der geschrieben habe: "Jetzt lernt die Öffentlichkeit die Leute kennen, die wir 'Kunden' nennen müssen."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,779709,00.html
Ist die defensive Strategie (nicht nur in Großbritannien) am Ende?