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Vollständige Version anzeigen : Ein Auge auf China



Bergischer Löwe
04.08.2011, 10:04
In all den "USIsrael" Diskussionen, kommt mir in den internationalen Foren der Blick auf die Supermacht Asiens und seine politischen Entwicklungen hin zur globalen Supermacht ein wenig zu kurz. Wir werden uns sehr bald daran gewöhnen müssen, daß die Volksrepublik China unser tägliches Leben immer mehr beeinflusst bzw. beschränkt. Offenbar hat die Regierung Hu / Wen Direktiven herausgegeben, den nächsten Schritt in Richtung globaler Machtausübung zu tun:

http://news.xinhuanet.com/english2010/photo/2011-07/28/c_131014418.htm

Der unter kuriosen, typisch-chinesischen Umständen (Kauf der zu 70% fertiggestellten "Varyag / Ukraina" von der Ukraine unter vertraglichem Verbot der militärischen Nutzung als "Casino" in Macau, Verweigerung der Casinolizenz bei Ankunft, Großzügiges Angebot der Volksmarine an den Macau Investor ihn in "Obhut" zu nehmen, Fertigbau und Indienststellung Ende 2011) Kauf dieses Träger-torsos und sein Fertigbau in der Volksrepublik wirft m.E. ein ganz neues Licht auf die miltärischen Ambitionen Chinas. Er ist das erste "denial" Waffensystem der Volksmarine. Er und seine Nachfolger sollen den Wirkungskreis der chinesischen Marine auf den gesamten Pazifik ausdehnen und ausländisches Eingreifen (beispielsweise bei einer Übernahme der Republik China) erschweren. Ausserdem soll er wichtige Handelsrouten (Persischer Golf) schützen können.

Dazu passt die schleichende Kolonialisierung der korrupten afrikanischen Regime durch Peking. Auch heute schreibt Xinhua über den nächsten Coup: Das Entreissen Äthiopiens aus der westlichen Partnerschaft durch Investitionsversprechen; Stärkung der Nordsudanesischen Regierung; Empfang des Premierministers von Kamerun in Peking.

Dazu passt ein Artikel bei Xinhua, in dem man deutsche Vorwürfe, Chinesische Experten würden nach Landkäufen riesige Gebiete Nord-Ostafrikas für intensive Landwirtschaft zum Export nach China umwandeln und so zum Hunger dort massgeblich beitragen:

http://news.xinhuanet.com/english2010/china/2011-08/03/c_131027061.htm

Einen regelmäßigen Blick in die website der chinesischen Nachrichtenagentur kann ich jedem nur dringend empfehlen. DIE werden uns in Zukunft erzählen, wo für uns der Weg hinführt.

mabac
04.08.2011, 10:52
DIE werden uns in Zukunft erzählen, wo für uns der Weg hinführt.

Wenn sich das System der Chinesen als überlegen herausstellt ...

Bergischer Löwe
04.08.2011, 11:00
Wenn sich das System der Chinesen als überlegen herausstellt ...

Oh. Das hat es schon. China ist schon jetzt die Werkbank dieses Planeten. Und das Regime hat Tienamen überstanden, massive KP-interne Reformen verkraftet und bringt nun die 5. Führungsgeneration (Nachkriegsgeburten mit Ausbildungen in den USA) an die Regierung .

Chronos
04.08.2011, 11:12
Wenn sich das System der Chinesen als überlegen herausstellt ...
Wobei man fairerweise hinzufügen muss, dass sich das System der Chinesen (sofern man es als solches bezeichnen möchte) nicht auf andere Völker übertragen ließe.

Es ist ganz einfach spezifisch chinesisch, verbunden mit einer fast gläubigen Verehrung irgendeines "Emperors" (auch wenn dieser Emperor sogar Mao Tse Dong hieß) und die Leidensfähigkeit der Chinesen bis aufs Äusserste strapaziert werden darf, selbst wenn einem der Staat Knüppel zwischen die Beine wirft.

Bergischer Löwe
04.08.2011, 11:44
Wobei man fairerweise hinzufügen muss, dass sich das System der Chinesen (sofern man es als solches bezeichnen möchte) nicht auf andere Völker übertragen ließe.

Es ist ganz einfach spezifisch chinesisch, verbunden mit einer fast gläubigen Verehrung irgendeines "Emperors" (auch wenn dieser Emperor sogar Mao Tse Dong hieß) und die Leidensfähigkeit der Chinesen bis aufs Äusserste strapaziert werden darf, selbst wenn einem der Staat Knüppel zwischen die Beine wirft.

In China nannte man ihn bis zu Hu Jintao`s Vorgänger Jiang Zemin "Paramount Leader". Also Staatsratsvorsitzender, Vorsitzender der Militärkommission (de Facto Oberbefehlshaber) und Vorsitzender der CPC. Hu selbst läßt sich in den Staatsmedien aber so nicht nennen. Sein designierter Nachfolger Xi Jinping (der Sohn des Gouverneurs der Guangdong Provinz) wird wohl auch so nicht mehr bezeichnet werden. Seit dem Amtsantritt von Zhu Rongji und seines Nachfolgers Wen Jiabao scheint immer mehr Macht auf den Premierminister überzugehen. ER ist derjenige, der das Tagesgeschäft bestreitet.

Die Zeiten der "Roten Kaiser" scheinen vorbei zu sein.

Bettmaen
04.08.2011, 12:09
China wird uns sicher nicht Millionen Moslems unterjubeln und uns ständig unsere Geschichte unter die Nase reiben.

Bergischer Löwe
04.08.2011, 13:05
China wird uns sicher nicht Millionen Moslems unterjubeln und uns ständig unsere Geschichte unter die Nase reiben.

:-)

Das sicher nicht. Aber sie werden uns eines Tages diktieren, wieviele Rohstoffe unsere Industrie zugeteilt bekommt. Sie haben schon jetzt in 9 afrikanischen Staaten (zum Teil eine beträchtliche Zahl) von zivilen und militärischen Beratern. Dazu werden dort ganze Wirtschaftszweige an die "Infusionsflasche" Pekings gehängt. Alles in Allem deutet vieles daraufhin, daß Peking mit vergleichsweise überschaubaren (aber im Vergleich zu Europas Engagement dort gigantischen) Investitionen den afrikanischen Kontinent kolonialisiert. Während Deutschland Peanuts in nutzlose Mini-Projekte verschleudert, investiert China Milliarden in Infrastruktur und Rohstoffgewinnung. Und kreiert quasi im Vorbeimarsch ihnen hörige Regimes dort. Beispiele dafür sind die Boomsituationen in Angola und Mocambique.

Und - ähnlich wie im frühen 19. Jahrhundert - dreht sich die deutsche Welt nur um Europa. Der Gedanke globaler Machtausübung ohne direkte militärische Konflikte scheint in Berliner Gehirne einfach nicht rein zu kommen. Weder im HRR, in Preussen, im Kaiserreich noch heute.

Bettmaen
04.08.2011, 13:17
@Bergischer Löwe

Was Du schreibst ist durchaus richtig. Der Deutsche richtete seinen Blick stets in Richtung Osten. Unsere Rohstoffe werden in Zukunft zunehmend aus dem Osten kommen. Neue Absatzgebiete werden ebenfalls dort entstehen.

Aus dem Grunde ist ein gutes Verhältnis zu Russland überlebenswichtig.

Bergischer Löwe
04.08.2011, 14:40
@Bergischer Löwe

Was Du schreibst ist durchaus richtig. Der Deutsche richtete seinen Blick stets in Richtung Osten. Unsere Rohstoffe werden in Zukunft zunehmend aus dem Osten kommen. Neue Absatzgebiete werden ebenfalls dort entstehen.

Aus dem Grunde ist ein gutes Verhältnis zu Russland überlebenswichtig.

Ich fände eher interessant, Rohstoffquellen in Ländern zu erschließen, die mir NICHT die Pistole auf die Brust setzen können. Von Ländern wie Angola oder Kamerun geht keine so gewaltige Bedrohung aus wie vom völlig unberechenbaren Kreml.

Natürlich - analog zu China - benötigt man dafür eine global orientierte Streitmacht, die in der Lage ist, Handelswege zu schützen. Spätestens ab diesem Punkt hört in Deutschland aber schon keiner mehr zu. Und irgendwann wird man morgens aufwachen, in seinen BYD steigen und für irgendein chinesisches Unternehmen für einen Hungerlohn hochwertige Komponenten konstruieren. Wenn man Glück hat.

Die Deutschen scheren sich traditionell um Alles - nur nicht um das was wichtig wäre. England und Frankreich haben gestern so ihre Kolonialreiche aufgebaut. China wird es ihnen morgen gleich tun. Und Berlin schläft.....