PDA

Vollständige Version anzeigen : Nicht der Abzug bedroht den Irak mit Bürgerkrieg, sondern die Besatzung



googler
10.07.2005, 10:05
Die meisten Menschen in Großbritannien wollen, daß die Soldaten aus dem Irak abgezogen werden - ebenso wie die meisten Iraker, Umfragen zufolge. Gewerkschaften fordern einen baldigen Abzug, ebenso wie einige Parlamentsmitglieder der Arbeiterpartei und der Liberal-Demokraten. Aber viele Menschen mit guten Absichten wenden ein, daß die US-geführte Besatzung erst enden darf, wenn das Land stabil ist. Ein schneller Abzug, befürchten sie, würde das Land in einen Bürgerkrieg stürzen.

Auf eine Art ist dies die gleiche Position wie jene von Bush und Blair, die übereinstimmend sagen, die Soldaten würden nicht "einen Moment länger als notwendig" im Irak bleiben und würden abziehen, wenn sie dazu von einer demokratisch gewählten Regierung aufgefordert würden. In Wirklichkeit, mit über 200.000 ausländischen Soldaten und Hilfstruppen, die den Irak kontrollieren, wird selbst eine gewählte Regierung in ihrem Überleben von der Besatzung abhängen.

Es spiegelte den allgemeinen irakischen Haß auf die Besatzung wider, daß 82 der 275 Mitglieder der Nationalversammlung eine Petition unterzeichneten, die einen schnellen Abzug forderte, nachdem der Premierminister Ibrahim al-Jaafari offenbar seine Wahlversprechen, auf einem schnellen Abzug zu bestehen, brach. Jaafari fuhr fort, sein Wort auf erniedrigendste Art zu brechen, als er neben George Bush im Weißen Haus stand als der US-Präsident erklärte: "Ich habe dem Premierminister mitgeteilt, daß es keinen Zeitplan für einen Abzug geben wird."

Es wäre falsch, die Befürchtungen jener, die sich für "Abzug, aber nicht jetzt" aussprechen, abzutun, nur weil es auch die Position von Bush und Blair ist. Aber jene, die sich wirklich um den Abzug sorgen, sollten sich die dortigen Tatsachen ansehen, bevor sie die fortgesetzte Besatzung unterstützen.

Eine sich für den Krieg aussprechende Kommentatoren hatten früh gewarnt, daß das Land durch religiöse Gewalt zerstört würde: unterdrückte Shiiten würden sich an Sunniten rächen; Kurden würden Saddams Herrschaft durch das Töten von Arabern sühnen; und die christliche Gemeinschaft würde liquidiert werden.

Was wirklich geschah vereitelte solche Erwartungen. Innerhalb von zwei Wochen nach dem Fall Baghdads pilgerten Millionen nach Karbala und sangen "La Amreeka, la Saddam" ("Nein zu Amerika, nein zu Saddam"). Monatelang waren Baghdad, Basra und Najaf mit vereinigten Demonstrationen gegen die Besatzung überflutet, deren Hauptparole "La Sunna, la Shia; hatha al-watan menbi'a" ("Nicht Sunniten, nicht Shiiten, dieses Heimatland werden wir nicht verkaufen") war.

Solche Reaktionen waren angesichts der irakischen Geschichte der Ablehnung von Sektiererei vorhersehbar. Aber die Führer des Krieges reagierten, indem sie die Grundlagen des Staates zerstörten und der alten kolonialistischen Regel von teile und herrsche folgten und ein konfessionsgebundenes Modell für jede Einrichtung, die sie aufbauten, einführten, einschließlich von Maßnahmen für die Wahlen im Januar.

Als klar wurde, daß die ärmsten Gegenden Baghdads und der Süden der Besatzung noch feindlicher gegenüberstanden als die sogenannten sunnitischen Städte - dem Ruf zu den Waffen des shiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr folgend - versuchten Bush und Blair, den Widerstand stückweise zu besiegen, unter dem Vorwand, ausländische Terroristen zu bekämpfen. Abu Musab al-Zarqawi wurde befördert, um Saddam als obersten Schwarzen Mann zu ersetzen, religiöse Spannungen zu fördern und den Widerstand zu isolieren.

Diese Propaganda war im Ausland erfolgreicher als im Irak. Tatsächlich beschuldigen die Iraker gewohnheitsmäßig die Besatzung wegen aller Akte von Terrorismus und nicht, was liebevoll "al-muqawama al-sharifa" ("der ehrenvolle Widerstand") genannt wird. Aber in Großbritannien und den USA stehen viele Menschen dem etablierten und weitverbreiteten Widerstand zwiespältig oder feindselig gegenüber.

Der religiöse Diskurs der Besatzung hat einen ebenso mächtigen Halt gefunden wie die Fiktion der Massenvernichtungswaffen, die die Öffentlichkeit auf den Krieg vorbereitete. Iraker werden als ein Volk dargestellt, die es nicht abwarten können, sich gegenseitig umzubringen, sobald man sie sich selbst überläßt. Tatsächlich ist vorrangig die Besatzung der geistige Vater institutionalisierter religiöser und ethnischer Trennungen; ihre Entfernung würde für die Iraker als Katalysator dienen, um einige ihrer Differenzen politisch zu lösen. Vor nur wenigen Tagen trafen die Mitglieder der Nationalversammlung, die die Erklärung gegen die Besatzung unterzeichnet hatten, Repräsentanten des Gründungskongresses (eine Gruppe von 60 religiösen und weltlichen Organisationen) und die Bewegung al-Sadrs und gaben einen gemeinsamen Aufruf für einen schnellen Abzug der Besatzungsstreitkräfte im Rahmen eines international garantierten Zeitplans heraus.

Es gibt im Irak jetzt eine breite Übereinstimmung, einen nicht konfessionsgebundenen, demokratischen Irak aufzubauen, der die nationalen Rechte der Kurden garantiert. Die Besatzung erschwert die Erreichung dieser Ziele.

Jeden Tag erhöht die Besatzung die Spannung und verschlechtert das Leben der Menschen und fördert so die Gewalt. Die Schaffung einer abhängigen Regierung in Baghdad, gestützt durch permanente Basen, ist der Weg, den die US-Strategen in Vietnam verfolgten. Wie in Vietnam wird der allgemeine Widerstand im Irak und dem ganzen Mittleren Osten nicht verschwinden sondern stärker werden, bis er sich irgendwann vereint und einen US-britischen Abzug erzwingt.

Wieviele weitere Iraker, Amerikaner und Briten müssen noch sterben, bevor Bush und Blair zugeben, daß die Besatzung das Problem und nicht teil irgendeiner demokratischen Lösung im Irak ist?

LuckyLuke
10.07.2005, 10:17
Geheime Pläne der britischen Regierung
Amerikaner und Briten planen angeblich Truppenabzug

http://www.tagesschau.de/styles/container/image/style_images_default/0,1307,OID1866484,00.jpg (http://www.tagesschau.de/bildstrecken/0,1203,OID4513066_IMG1866456_HID1866456_POS0_MTB1_ NAV_BAB,00.html)
US-Soldaten auf Patrouille im Irak

Großbritannien und die USA wollen die Stärke ihrer Truppen im Irak einem internen Dokument aus dem Verteidigungsministerium in London zufolge bis Mitte 2006 mehr als halbieren. Das berichtete die britische Zeitung "Mail on Sunday", der die Verteidigungsminister John Reid zugeschriebene Aktennotiz vorlag. Demnach wolle Großbritannien seine Truppen bis Mitte kommenden Jahres von derzeit 8.500 auf 3.000 reduzieren. Die US-Regierung plane bis zum Frühjahr 2006, die Zahl ihrer Soldaten im Irak von zurzeit rund 140.000 auf 66.000 abzubauen.

Übergabe von Provinzen an Iraker geplant

Den Angaben zufolge will Großbritannien im Oktober dieses Jahres zwei Provinzen den Irakern überantworten, zwei weitere britisch kontrollierte Regionen im April 2006. Die USA wollen demnach den irakischen Sicherheitskräften in der ersten Hälfte des kommenden Jahres 14 von 18 Provinzen übergeben. Darüber herrsche jedoch zwischen dem Pentagon und den US-Kommandeuren noch keine Einigkeit, hieß es nach den Angaben in dem Papier. Die US-Truppen bilden in dem Golfstaat irakische Soldaten aus, die später die Verteidigung ihres Landes übernehmen sollen.

Ministerium bestätigt und schränkt ein

Reid bestätigte die Angaben, betonte aber, es handele sich nur um eines von vielen Papieren mit möglichen Optionen. Es sei bislang keine Entscheidung getroffen worden. Er wiederholte das Versprechen der Regierung, "so lange wie nötig" im Irak zu bleiben. Allerdings habe man immer wieder gesagt, dass wir beabsichtigen, irakischen Sicherheitskräften die Führung im Kampf gegen Terroristen zu überlassen, wenn ihre Fähigkeit dazu zunimmt", ergänzte er.


Stand: 10.07.2005 09:26 Uhr

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4513066_REF1,00.html


Weil es so gut hier reinpasst...

Mauser98K
10.07.2005, 11:13
Der Irak wird in einen schiitischen, einen sunnitischen und einen kurdischen Teil zerfallen.
Daran werden weder die Amerikaner, noch die Engländer etwas ändern.

Diesem Zerfall wird ein Bürgerkrieg vorausgehen.

Anschließend wird es Krieg zwischen dem kurdischen de facto Staat auf dem Territorium des heutigen nördlichen Irak und der Türkei geben.
Denn die Türkei wird niemals einen Kurdenstaat neben sich akzeptieren.

Das schreibt, sinngemäß, der Journalist Peter Scholl-Latour.

Wir sehen, es wird noch viel passieren.

Alfredos
10.07.2005, 11:36
googler, Interessante Theorie, mit der sich noch keiner von den Politikern ernsthaft auseinander gesetzt hatte.

Immerhin war der Bürgerkrieg entstanden im Libanon durch die Israelis, Franzosen und den Amis und erst als die letzten Isarelis gehen mussten, endete der Bürgerkrieg im Libanon.

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

Mohammed
10.07.2005, 11:42
...Das schreibt, sinngemäß, der Journalist Peter Scholl-Latour...

Na dann wird es ja stimmen :)) :))

SAMURAI
10.07.2005, 14:40
Der Irak wird in einen schiitischen, einen sunnitischen und einen kurdischen Teil zerfallen.
Daran werden weder die Amerikaner, noch die Engländer etwas ändern.

Diesem Zerfall wird ein Bürgerkrieg vorausgehen.

Anschließend wird es Krieg zwischen dem kurdischen de facto Staat auf dem Territorium des heutigen nördlichen Irak und der Türkei geben.
Denn die Türkei wird niemals einen Kurdenstaat neben sich akzeptieren.

Das schreibt, sinngemäß, der Journalist Peter Scholl-Latour.

Wir sehen, es wird noch viel passieren.

Die Alliierten versuchen noch rechtzeitig ihren Arsch zu retten. Möglichst bevor der Bürgerkrieg in die heisse Phase geht. 8o

Ach ja, lest mal das neue Buch von Peter Scholl-Latour "USA - Kolloss auf tönernen Füssen". Schon lange vor dem IRAK-Krieg hat Scholl-Latour den Verlauf der Dinge exakt vorher gesagt. Er wurde oft belächelt, leider hat er in allen Dingen recht behalten. :))

Übrigens Grünkreuz - im IRAK ist kein Gelbkreuz gefunden worden ! :D

Manfred_g
10.07.2005, 14:54
Na dann wird es ja stimmen :)) :))

Davon kann man getrost ausgehen, wenn man nicht wirklich gute Gegenbeweise hat.
Dr. Peter Scholl-Latour ist politisch gesehen ein Pragmatiker, der sein Fähnchen nicht nach dem Wind hängt und weitgehend frei ist von politischen Vorbelastungen. Der Mann ist theoretisch hoch gebildet, kennt die Welt vor Ort und war sich als Journalist auch nie als Frontberichterstatter zu schade. Perfekt ist auch er nicht, aber viele seiner Vorahnungen bestätigten sich schon auf verblüffende Weise.

Mauser98K
10.07.2005, 22:06
Na dann wird es ja stimmen :)) :))

Allerdings!

Mauser98K
10.07.2005, 22:06
Die Alliierten versuchen noch rechtzeitig ihren Arsch zu retten. Möglichst bevor der Bürgerkrieg in die heisse Phase geht. 8o

Ach ja, lest mal das neue Buch von Peter Scholl-Latour "USA - Kolloss auf tönernen Füssen". Schon lange vor dem IRAK-Krieg hat Scholl-Latour den Verlauf der Dinge exakt vorher gesagt. Er wurde oft belächelt, leider hat er in allen Dingen recht behalten. :))

Übrigens Grünkreuz - im IRAK ist kein Gelbkreuz gefunden worden ! :D

Den Koloß auf tönernen Füßen werde ich im Urlaub lesen.

buckeye
11.07.2005, 00:34
passend dazu link (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,363612,00.html)

Igel
11.07.2005, 03:18
passend dazu link (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,363612,00.html)

war das der echte spiegel ?(

ich bin sprachlos. 8o

hilfe, mein sexy cowgirl is weg. 8o :rolleyes: :2faces:

Igel
11.07.2005, 03:40
das einzige was den irak im moment bedroht sind die terroristen aus der region. aber sie tun es ja nicht nur im irak. nein, das letzte war london und welches europaeische land kommt als naechstes dran?

sie nennen sich widerstandskaempfer und sie killen irakische zivilisten. im grunde sind sie ganz einfach moerder die die iraker nicht frei sehen wollen.

sie killen auch europaeer und wieso bitte?

Alfredos
11.07.2005, 07:00
buckeye, Zu Zeiten von Alexis de Tocqueville wäre ich auch ein USA-Fan. Leider hat sich die USA in Sachen Politik nicht weiterentwickelt. Ich wußte nicht, dass PSL so ein Amerikahasser wäre. Seine Aussagen in den Talk-Shows in Deutschland steht im Widerspruch zu diesem Artikel.

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

buckeye
11.07.2005, 15:33
eve ....
wenn einige europaeische laender anfangen wuerden aufzuwachen wuerden sie erkennen das es diesen subjekten egal ist wenn sie umbringen.

Alfredos
11.07.2005, 16:57
buckeye, Söldner bekommen Geld für´s Töten und denen ist es egal wer stirbt. Hautsache die Kohle stimmt. Sind die Terroristen oder Freiheitskämpfer oder Widerstandskämpfer oder Partisanen auch solche Söldner?

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

Hannibal
11.07.2005, 17:14
.......nein, das letzte war london und welches europaeische land kommt als naechstes dran?

Deutschland jedenfalls nicht, weil wir NICHT in den Irak einmarschiert sind. So hoffe ich zumindest.

Igel
12.07.2005, 00:20
Deutschland jedenfalls nicht, weil wir NICHT in den Irak einmarschiert sind. So hoffe ich zumindest.

so, dan waren die bombenleger in england also iraker.

ich dachte sie waren mitglieder einer europaeischen gruppe. nur mal ne frage wieso brauchen sie eigentlich ihre terroristentruppen in europe? denk mal drueber nach. :rolleyes:

Igel
12.07.2005, 00:22
buckeye, Söldner bekommen Geld für´s Töten und denen ist es egal wer stirbt. Hautsache die Kohle stimmt. Sind die Terroristen oder Freiheitskämpfer oder Widerstandskämpfer oder Partisanen auch solche Söldner?

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

nur werden deine freiheitskaempfer von organisierten terroristen aus anderen laendern bezahlt und nicht von irakers.

Alfredos
12.07.2005, 06:29
Aristokat, Dann sind sie Söldner, wie die amerikanischen Soldaten, die für das Kämpfen Geld bekommen.

Noch weiß keiner, wer die Bomben gelegt hat in London. In den USA ist man ja sehr schnell mit Schlussfolgerungen. In Europa ist man bei Recherchen etwas genauer.

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

Hannibal
12.07.2005, 08:35
so, dan waren die bombenleger in england also iraker.

Wo hab ich das denn gesagt? Hast wohl wieder mal Whiskas mit Whiskey verwechselt. :))