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Roter engel
09.07.2005, 18:15
Von der systematischen Deindividualisierung
Das Individuum ist anfangs ein Individuum, welches eigenständig denkt, eigenständig handelt und eigenständig ist.
Erst in einer Gesellschaft von Individuen ist das Individuum gezwungen sich anzupassen oder sich auszugrenzen, um seine Individualität zu behalten.
Passt sich das Individuum an seine Mitmenschen an, so verliert es seinen individuellen Charakter und wird verallgemeinert.
Es fängt an, der Gesellschaft entsprechend zu handeln, und seine Bedürfnisse, die von der Gesellschaft nicht abgedeckt werden, zurückzustellen bis die Gesellschaft es so gleichgeschaltet hat, dass es glaubt, keine individuellen Bedürfnisse zu haben.
Mit der Heroisierung von sogenannten Idealen wird das Individuum, welches immer angepasster wird, dazu genötigt, sich den Idealen entsprechend zu verhalten.
Entwickelt sich das Individuum nicht zu einem lebendigen Klischee, so wird es von der Gesellschaft ausgegrenzt und eventuell auch sanktioniert, da sein Verhalten gesellschaftszersetzend ist.
Denn die Gesellschaft, die völlig deindividualisiert worden ist, kann keinen Individualismus akzeptieren, der ihr Konzept des Kollektivismus kritisiert.
Ein individueller Charakter wird mit Egoismus gleichgesetzt. Ist der Egoismus der Gesellschaft, der die Bedürfnisse und Rechte von Minderheiten nicht akzeptiert und gewährt, nicht mindestens genauso verwerflich wie der Egoismus des Individuums?
Die Gesellschaft behauptet dagegen, dass es mehr Auseinandersetzungen zwischen lauter Individuen gibt als zwischen der Gesellschaft und den Individuen.
Die Reduzierung der Konflikte wird hochgehalten, dabei vergisst die Gesellschaft, dass auch sie sich täuschen kann.
Ob einige Individuen stürzen, oder eine ganze Masse von Lemmingen als Metapher für die Gesellschaft ins Verderben springt, was wird wohl größeren Schaden verbuchen?
Aber wo fängt Individualität an?

Roter Prolet
09.07.2005, 18:27
Hallo Roter Engel! Schön daste wieder hier bist! :top:

Ein deutscher Jäger
09.07.2005, 18:33
Von der systematischen Deindividualisierung
Das Individuum ist anfangs ein Individuum, welches eigenständig denkt, eigenständig handelt und eigenständig ist.

Frage: Was meinst du mit "anfangs"?



Erst in einer Gesellschaft von Individuen ist das Individuum gezwungen sich anzupassen oder sich auszugrenzen, um seine Individualität zu behalten.
Passt sich das Individuum an seine Mitmenschen an, so verliert es seinen individuellen Charakter und wird verallgemeinert.
Es fängt an, der Gesellschaft entsprechend zu handeln, und seine Bedürfnisse, die von der Gesellschaft nicht abgedeckt werden, zurückzustellen bis die Gesellschaft es so gleichgeschaltet hat, dass es glaubt, keine individuellen Bedürfnisse zu haben.


Wie kann das sein! Wenn das Individuum in der Gesellschaft seinen individuellen Charakter verliert, wie kann kann dann das Individuum in eine Gesellschaft von Individuen kommen?! Das ist unlogisch!

Erstmal soweit, zum Rest später.

mfG

Roter engel
09.07.2005, 18:36
Frage: Was meinst du mit "anfangs"?



Wie kann das sein! Wenn das Individuum in der Gesellschaft seinen individuellen Charakter verliert, wie kann kann dann das Individuum in eine Gesellschaft von Individuen kommen?! Das ist unlogisch!

Erstmal soweit, zum Rest später.

mfG

Das Individuum als Individuum betrachtet und nicht als ganz kleiner Teil der Gesellschaft.

Die Individuen sind unterschiedlich deindividualisiert. Ein wirkliches Individuum kann nur ein Aussiedler sein.

Mohammed
09.07.2005, 18:37
brrrr 17 mal Individuum 8o


Der Mensch ist nunmal nicht ganz Individuell und selbst wenn er das wär würde es übereinstimmungen mit anderen Individuen geben, so das diese Leute schon nicht mehr Individuell wären sondern in bestimmten Punkten kollektiv handeln würden. Völlig eigenständig ist der Mensch nunmal nicht, da er die Gesellschaft braucht und sich ihr anpasst und von ihr lernt. Es ist aber falsch anzunehmen das die Gesellschaft nur Menschen annehmen würde die sich völlig anpassen, es reicht aus wenn ein Individuum bestimmte Verhaltensregeln einhält um akzeptiert zu werden. Ein "individueller Charakter" also jemand der sich bewußt oder unbewußt von der Gesellschaft abgrenzt wirkt nicht zwangsläufig Egoistisch, wenn er seine Individualität auslebt ohne der Gesellschaft zu schaden, bzw ohne sie vor dem Kopf zu stoßen.

Roter engel
09.07.2005, 18:42
brrrr 17 mal Individuum 8o


Der Mensch ist nunmal nicht ganz Individuell und selbst wenn er das wär würde es übereinstimmungen mit anderen Individuen geben, so das diese Leute schon nicht mehr Individuell wären sondern in bestimmten Punkten kollektiv handeln würden. Völlig eigenständig ist der Mensch nunmal nicht, da er die Gesellschaft braucht und sich ihr anpasst und von ihr lernt. Es ist aber falsch anzunehmen das die Gesellschaft nur Menschen annehmen würde die sich völlig anpassen, es reicht aus wenn ein Individuum bestimmte Verhaltensregeln einhält um akzeptiert zu werden. Ein "individueller Charakter" also jemand der sich bewußt oder unbewußt von der Gesellschaft abgrenzt wirkt nicht zwangsläufig Egoistisch, wenn er seine Individualität auslebt ohne der Gesellschaft zu schaden, bzw ohne sie vor dem Kopf zu stoßen.

Ein Individuum ist dann ein Individuum, wenn es bestimmte Einscheidungen trifft, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen. Das es Überschneidungen gibt, besagt gar nichts. Die individuelle Ansammlung von Überschneidungen macht den Menschen zum Individuum.

Warum braucht der Mensch die gesellschaft?

Schon die äußerliche Abgrenzung von der Gesellschaft, sorgt für Sanktionen gegen das Individuum.

Ein deutscher Jäger
09.07.2005, 18:48
Ein Individuum ist dann ein Individuum, wenn es bestimmte Einscheidungen trifft, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen. Das es Überschneidungen gibt, besagt gar nichts. Die individuelle Ansammlung von Überschneidungen macht den Menschen zum Individuum.

Warum braucht der Mensch die gesellschaft?

Schon die äußerliche Abgrenzung von der Gesellschaft, sorgt für Sanktionen gegen das Individuum.


Das ist unmöglich, ich dachte du hättest dich mit Freud beschäftigt?
Es gibt kein "ausserhalb" der gesellschaft, nicht mehr.
Der mensch wird ohne die Gesellschaft zum sabbernden Blödmann, da er keine Herausforderungen mehr kennt.

discipulus
09.07.2005, 18:50
Du bist nichts, die Gesellschaft ist alles.

Der Mensch ist nunmal ein "Rudeltier". Das man im Team mehr erreicht als alleine ist nun mal bewiesen. Und in einem Theam muss sich halt jeder unterordnen da bleibt der Individualismus halt manchmal auf der Strecke.
In einer Gesellschaft ist es meiner Meinung nach idealerweise so das alle an einem Strang ziehen sollten(was sich leider nicht immer verwirklichen lässt).
Natürlich sollte jeder im privaten Bereich auch seine Individualität verwirklichen können. D.h. durch ausübung von Hobbys, Sport, Kunst usw. (solange diese nicht den Gesetzen wiedersprechen).

Roter engel
09.07.2005, 18:51
Das ist unmöglich, ich dachte du hättest dich mit Freud beschäftigt?
Es gibt kein "ausserhalb" der gesellschaft, nicht mehr.
Der mensch wird ohne die Gesellschaft zum sabbernden Blödmann, da er keine Herausforderungen mehr kennt.

Und ich dachte, du hättest Popper gelesen?
Das ist bloß eine These, die widerlegbar ist.

Ein deutscher Jäger
09.07.2005, 18:51
Und ich dachte, du hättest Popper gelesen?
Das ist bloß eine These, die widerlegbar ist.


?( ?( ?( Was ist bloss eine These?

Manfred_g
09.07.2005, 18:54
Ein Individuum ist dann ein Individuum, wenn es bestimmte Einscheidungen trifft, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen. Das es Überschneidungen gibt, besagt gar nichts. Die individuelle Ansammlung von Überschneidungen macht den Menschen zum Individuum.

Warum braucht der Mensch die gesellschaft?

Schon die äußerliche Abgrenzung von der Gesellschaft, sorgt für Sanktionen gegen das Individuum.

Wer schreibt so intelligente Sachen unter deinem Nicknamen?

Roter engel
09.07.2005, 18:54
?( ?( ?( Was ist bloss eine These?

Freuds ganze Behauptungen.

Ein deutscher Jäger
09.07.2005, 18:57
Freuds ganze Behauptungen.

Wenn du dich erinnerst, habe ich immer gesagt dass ich nichts von Freud halte, der ist unwissenschaftlich!
Aber du hast ihn häufig verteidigt.

Es gibt keinen Individualismus ausserhalb der gesellschaft. Ein Kind wird in eine gesellschaft geboren und seine erste Gesellschaft ist die Familie. Wenn das selbständige Denken einsetzt, ist schon so viel geprägt, das Individualimus im strengen Sinne ausgeschlossen ist.

Roter engel
09.07.2005, 18:57
Wer schreibt so intelligente Sachen unter deinem Nicknamen?

Wie bitte?

moxx
09.07.2005, 18:58
Ein Individuum ist dann ein Individuum, wenn es bestimmte Einscheidungen trifft, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen. Das es Überschneidungen gibt, besagt gar nichts. Die individuelle Ansammlung von Überschneidungen macht den Menschen zum Individuum.

Warum braucht der Mensch die gesellschaft?

Schon die äußerliche Abgrenzung von der Gesellschaft, sorgt für Sanktionen gegen das Individuum.

die frage ist ja auchmal, wann treffe ich eine entscheidung, die nicht von der gesellschaft beeinflusst ist.
ich würde einmal behaupten, dies geschieht nur in einer vollkommen treibhaften situation, oder im vollrausch.

denn einer entscheidung geht ansonsten ein gedanke vorraus, ein gedanke ist formuliert, durch worte.
worte entstammen einer sprache, eine sprache ist ein tradiertes verhaltensmuster.

also sobald man denkt, ist man schon von der gesellschaft beeinflusst.

man müste also konsequent besoffen sein um ein echter individualist zu sein, dann folgen auch die von RE benannten ausschlussmechanismen.
insofern ist alles richtig.

Mohammed
09.07.2005, 19:01
Ein Individuum ist dann ein Individuum, wenn es bestimmte Einscheidungen trifft, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen. Das es Überschneidungen gibt, besagt gar nichts. Die individuelle Ansammlung von Überschneidungen macht den Menschen zum Individuum.

Alle Entscheidungen die wir treffen werden direkt oder indirekt von der Gesellschaft beeinflusst. Das kann man gar nicht voneinander trennen. Beispielsweise wenn ich beschließe meine Haare grün zu färben, kann dies sowohl ein Ausdruck der Individualität sein, weil mir die Haarfarbe wirklich gefällt oder aber auch der Wunsch sein Indiviualität auszudrücken. In dem Fall gefällt mir die grüne Haarfarbe nur weil ich damit entgegen den Trend schwimme und besonders Individuell wirke und mich auch so fühle


Warum braucht der Mensch die gesellschaft?

Gibt wahrscheinlich noch mehr Gründe die mir nicht einfallen... Die Gesellschaft bietet dem Individuum schutz. Die Gesellschaft versorgt einen bzw. ermöglichst es einen sich zu versorgen. Es ist in der Gesellschaft bequemer und kräftesparender zu leben, als ganz alleine. In der Gesellschaft kann man andere Aufgaben übernehmen lassen, die man alleine selbst tun müsste.


Schon die äußerliche Abgrenzung von der Gesellschaft, sorgt für Sanktionen gegen das Individuum.

Es kann passieren das sich die Gesellschaft dann ebenfalls von dem Individuum abgrenzt oder das sie versuchen das Individuum zu intregieren. Beispielsweise durch Sanktionen. Es ist aber auch möglich abgegrenzt von der Gesellschaft zu leben ohne die Gesellschaft gegen sich aufzubringen.

Ein deutscher Jäger
09.07.2005, 19:01
Wie bitte?


Schwachsinn, war ja gar nicht für mich,.hihihi!

Manfred_g
09.07.2005, 19:15
Wie bitte?

Wenn eine bekennende Kommunistin nun plötzlich über den Wert des Individuums nachdenkt und ihn evtl. sogar über das Kollektiv stellt, muß einen das doch stutzig machen.

LuckyLuke
09.07.2005, 19:19
http://www.chinafokus.de/buch/topbooks/8/879_4.jpg

Lauter kleine Individuen....

Manfred_g
09.07.2005, 19:53
Du bist nichts, die Gesellschaft ist alles.

Der Mensch ist nunmal ein "Rudeltier". Das man im Team mehr erreicht als alleine ist nun mal bewiesen. Und in einem Theam muss sich halt jeder unterordnen da bleibt der Individualismus halt manchmal auf der Strecke.
In einer Gesellschaft ist es meiner Meinung nach idealerweise so das alle an einem Strang ziehen sollten(was sich leider nicht immer verwirklichen lässt).
Natürlich sollte jeder im privaten Bereich auch seine Individualität verwirklichen können. D.h. durch ausübung von Hobbys, Sport, Kunst usw. (solange diese nicht den Gesetzen wiedersprechen).


Neeeiiin!!

Naja teilweise... also bei Sätzen wie "Du bist nichts, die Gesellschaft ist alles" bekomme ich immer Gänsehaut.
Sicher, ohne Gesellschaft geht es kaum. Aber stellt man Gesellschaft und Individuum exklusiv gegenüber, ist dem Individuum für ganz klar Vorrang einzuräumen. Aus einfachem Grund: das Individuum kann ohne Gemeinschaft schlechter existieren, aber es kann! Eine Gemeinschaft ohne Individuum gibt es nicht.
Weiterhin ist es doch so, daß zwar eine Vereinigung von Individuen als Gesellschaft angesehen werden kann und dieses gemeinschaftliche Handeln Möglichkeiten erschließt, die der Einzelne nicht hat, aber viel wichtiger ist, daß nur das Individuum eine Glücksempfindung haben kann an dem sich jedes Handeln (auch das kollektive) messen muß.
Staat und Gesellschaft sind für mich nur Mittel zum Zweck dem Individuum zu dienen. Wenn das Individuum dafür gefordert wird bedeutet das nicht, daß der umkehrschluß zulässig ist. Es ist also so, daß Individuuen wiederum Individuuen dienen, aber nicht der Gesellschaft letztlich.
Die Gesellschaft ist ein "Sammelpool" von Kräften des Individuums, die dann wiederum an diese (in möglichst optimierter Form) zurückgegeben werden. Sie darf aber nie Ziel oder Zweck sein, dem das Individuum unterzuordnen ist.

Jemand da, der weiß was ich meine? :D

LuckyLuke
09.07.2005, 20:00
Adam Smith :D

discipulus
09.07.2005, 20:04
Muss es nicht Ziel jedes Individums sein, sein Bestes für die Gesellschaft zu geben und sie dadurch besser zu machen? Ist es nicht besser wenn alles an einem Strang zieht (vorrausgesetzt es handelt sich um eine gute Sache) als außeinander zu streben.

Das Individuelle kann man doch aufs private beschränken.

LuckyLuke
09.07.2005, 20:29
Schon Adam Smith wies nach, dass jeder, der ganz individualistisch(konstruktiv) etwas für sich tut, automatisch zum Wohle der Gesellschaft arbeitet.
Man nehme als Beispiel den Handwerker, der zum Zwecke des Brötchenerwerbs ebensolche herstellt und verkauft.

Der egoistische Trieb des Profitstrebens sorgt dafür, dass die Gesellschaft mit Brot versorgt wird.

discipulus
09.07.2005, 20:37
Schon Adam Smith wies nach, dass jeder, der ganz individualistisch(konstruktiv) etwas für sich tut, automatisch zum Wohle der Gesellschaft arbeitet.
Man nehme als Beispiel den Handwerker, der zum Zwecke des Brötchenerwerbs ebensolche herstellt und verkauft.

Der egoistische Trieb des Profitstrebens sorgt dafür, dass die Gesellschaft mit Brot versorgt wird.Das klingt sehr interessant. Etwas wahres ist da drann denn der Mensch handelt ja nun mal meist aus Egoismus.
Also: Jede Tat für die Gesellschaft ist auch eine Tat für sich selbst, denn wer der Gesellschaft Gutes tut dem tut die Gesellschaft auch Gutes (so sollte es doch jedenfalls sein).

discipulus
09.07.2005, 20:52
Letzten Endes steht die Frage was höher einzustufen ist:

Die Individualität des Individums.
oder
Das Wohl der Gesellschaft.

Manfred_g
09.07.2005, 20:54
Muss es nicht Ziel jedes Individums sein, sein Bestes für die Gesellschaft zu geben und sie dadurch besser zu machen? Ist es nicht besser wenn alles an einem Strang zieht (vorrausgesetzt es handelt sich um eine gute Sache) als außeinander zu streben.

Das würde ich bejahen, sofern von das Individuum von der Gesellschaft insgesamt mehr zurückbekommt, als er gibt.
Mir geht es in erster Linie darum, die Gesellschaft als Mittel zum Zweck für das Individuum zu sehen, nicht andersrum. Denn beim Individuum liegt die Glücksempfindung, der Wunsch zu leben, gut zu leben. Das sind die höchsten praktischen Werte, an denen sich alles andere zu orientieren hat.
Insgesamt sage ich nicht, daß es ohne Gemeinschaft besser ist, sie wird nur (imho) oft zum Lebenszweck für den Einzelnen hochstilisiert, was ich für ausserordentlich gefährlich halte.



Das Individuelle kann man doch aufs private beschränken.
Ich denke nicht, daß es viel Sinn macht, das in diesem Zusammenhang zu trennen.

discipulus
09.07.2005, 21:00
Mir geht es in erster Linie darum, die gesellschaft als Mittel zum Zweck für das individuum zu sehen, nicht andersrum. Denn beim Individuum liegt die Glücksempfindung, der Wunsch zu leben, gut zu leben. Das sind die höchsten praktischen Werte, an denen sich alles andere zu orientieren hat.Ein gutes Leben wird ihm aber doch erst durch die Gesellschaft ermöglicht. "Mittel zum Zweck..." Mein Mittel muss ich aber auch schützen und pflegen.
Wie währs mit: "Gib dein Bestes der Gesellschaft dann wirst du auch das Beste durch sie erfahren."

Manfred_g
09.07.2005, 21:32
Ein gutes Leben wird ihm aber doch erst durch die Gesellschaft ermöglicht. "Mittel zum Zweck..." Mein Mittel muss ich aber auch schützen und pflegen.
Wie währs mit: "Gib dein Bestes der Gesellschaft dann wirst du auch das Beste durch sie erfahren."

Ein gutes Leben (wie wir es heute verstehen) ohne ein geeignetes Umfeld, das durch die Gesellschaft mitbereitet wird, dürfte einem einzelnen Individuum ansonsten normalerweise nicht möglich sein.
Aber warum sollte jemand der Gesellschaft etwas geben, was er besser für sich verwerten kann? Die Gesellschaft muß sich also bemühen, jedem Individuum eine für sich positive geben-nehmen Bilanz zu verschaffen oder wenigstens dafür Sorgen tragen, daß das Individuum das selbst tun kann.

discipulus
09.07.2005, 21:40
Aber warum sollte jemand der Gesellschaft etwas geben, was er besser für sich verwerten kann?Indem er meinen oben genannten Satz ("Gib dein Bestes der Gesellschaft dann wirst du auch das Beste durch sie erfahren." ) verinnerlicht. Aber anzunehmen das alle Menschen das tun währe einfach nur dumm. Es ist wohl eher utopisch.

Aber ich meinte auch eher das die Individualität des Einzelnen zum Wohle der Gesellschaft ab und zu eingeschränkt werden muss. Da man meiner Meinung nach die Gesellschaft im Zweifelsfall über das Individum stellen muss.

Manfred_g
09.07.2005, 22:07
Indem er meinen oben genannten Satz ("Gib dein Bestes der Gesellschaft dann wirst du auch das Beste durch sie erfahren." ) verinnerlicht. Aber anzunehmen das alle Menschen das tun währe einfach nur dumm. Es ist wohl eher utopisch.

Aber nehmen wir an, sie täten es. Dann wäre alleine dadurch noch immer nicht gewährleistet, daß die Gesellschaft nicht versucht, sich plötzlich alle "Instanz" für sich selbst zu verstehen und so tut, als hätte sie eigene Interessen und Befindlichkeiten (bzw. Menschen, Politiker die damit betraut sind, die Gesellschaft stellvertretend für uns zu verwalten würden das tun)
Dann landen wir wieder bei einer Art Kommunimus den ich ablehne.
Im Extremfall glaubt dann "die Gesellschaft" sie bräuchte ein Auto mit 400 PS, Anhänger und 40 Sitzplätzen - und niemand ist damit wirklich glücklich, denn
In Wahrheit will aber einer einen Sportwagen, der andere einen LKW und der dritte einen Omnibus. (Absichtlich überspitzt)


Aber ich meinte auch eher das die Individualität des Einzelnen zum Wohle der Gesellschaft ab und zu eingeschränkt werden muss.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Wo diese Einschränkungen stattfinden sollen ist natürlich eine andere schwierige Frage. Bzw. - es sind unzählige Detailfragen.


Da man meiner Meinung nach die Gesellschaft im Zweifelsfall über das Individum stellen muss.
Ich glaube, daß immer jeder Einzelfall sorgfältigst abgewogen werden muß. Jedenfalls darf man nicht grundsätzlich sagen, daß nur alleine aufgrund der Mehrheitsverhältnisse


Die Gesellschaft wird also auch dann, wenn jedes Individuum sein Bestes
gibt, nicht automatisch für jeden etwas noch besseres daraus machen.
Im schlimmeren Fall macht sie, trotz bemühen, für zu wenige Individuen etwas gutes daraus und im schlimmsten Fall will sie gar nichts gutes daraus machen, nämlich, wenn sie sich selbst als das Ziel der erbrachten Leistungen versteht.

discipulus
09.07.2005, 22:23
Gut die soziale Marktwirtschaft benötigt natürlich einen gewissen Grad an Individualismus sonst hätten wir ja wie von dir beschrieben eine Zentralverwaltungswirtschaft.

Ein Fall in dem der Individualismus teilweise beschränkt werden sollte (und ja auch irgendwie wird) ist die politische Ausrichtung.

Komplett gegen Individualismus binn ich ja nun nicht. Nur gehören wie gesagt Sachen wie der Autokauf/ Hobbys/ Kunst für mich zu Privaten wo ich Individualismus beführworte. Wo kämen wir denn da hin wenn es nur eine Sorte Wurst gäbe die jeder zu essen hat.
Im Öffentlichen zu dem z.B. auch die Politik gehört ist Individualismus in bestimmten Hinnsichten nicht so gefragt.

Gesellschaft vor Individualismus gilt z.B. auch wenn du dich auf Grund von ALG II einschränkst.

Die Gesellschaft wird also auch dann, wenn jedes Individuum sein Bestes
gibt, nicht automatisch für jeden etwas noch besseres daraus machen.
Im schlimmeren Fall macht sie, trotz bemühen, für zu wenige Individuen etwas gutes daraus und im schlimmsten Fall will sie gar nichts gutes daraus machen, nämlich, wenn sie sich selbst als das Ziel der erbrachten Leistungen versteht. Aber was wenn hier jeder nur noch an sich denkt und gar nichts mehr für die Gesellschaft tut? (scheint hier mehr und mehr zu passieren)
Die Sozialversicherung ist z.B. ein gutes Beispiel für die Wirkung der Gesellschaft. Du schränkst deine individuellen Bedürfnisse ein (zahlst deinen Anteil hast daurch weniger Kaufkraft) und bekommst durch die andern Mitglieder der Gesellschaft später Leistungen.

Manfred_g
10.07.2005, 14:46
Gesellschaft vor Individualismus gilt z.B. auch wenn du dich auf Grund von ALG II einschränkst.

Da bin ich mir nicht sicher, ob ich dich richtg verstehe. Vielleicht noch ein klärender Satz dazu...?
Weil die Gesellschaft versucht, ein individuelles Schicksal abzufeder? Ok, aber in dieser Phase schränkt sich die Gesellschaft ein



Aber was wenn hier jeder nur noch an sich denkt und gar nichts mehr für die Gesellschaft tut? (scheint hier mehr und mehr zu passieren)
Die Sozialversicherung ist z.B. ein gutes Beispiel für die Wirkung der Gesellschaft. Du schränkst deine individuellen Bedürfnisse ein (zahlst deinen Anteil hast daurch weniger Kaufkraft) und bekommst durch die andern Mitglieder der Gesellschaft später Leistungen.
Wenn jeder NUR an sich denkt und die Gesellschaft völlig vernachlässigen würde, wäre das sicher nicht wünschenswert. Eine solche Gesellschaft wäre keine und würde nicht lange überleben, zumindest nicht auf hohem Niveau.

Da kommen wir dem vielleicht auch etwas näher, was uns hier am Diskutieren hält: es gibt keine einfachen Antworten und sogar das Individuum wird mit der eigenen Gesellschaft immer in Opposition oder im Kampf stehen. Mal mehr, mal weniger.

discipulus
10.07.2005, 14:56
Da bin ich mir nicht sicher, ob ich dich richtg verstehe. Vielleicht noch ein klärender Satz dazu...?
Weil die Gesellschaft versucht, ein individuelles Schicksal abzufeder? Ok, aber in dieser Phase schränkt sich die Gesellschaft einDie Einführung von ALG II bedeutet ja für manche die Kürzung ihrer bisherigen Hilfe. Der Grund dafür ist das die bisherigen Mittel einfach nicht mehr ausreichen. Durch diesen Verzicht wird es ermöglicht die Versorgung dennoch sicherzustellen.(Das Individum verzichtet durch den Verzicht auf Geldmittel auf einen Teil seiner Individualität um der Gemeinschaft zu helfen) Vieleicht hilft es auch die Durststrecke zu besseren Zeiten (sollte es die jemals geben) zu überstehen. (ich meine das, das System diese Durststrecke übersteht was ja letztentlich gut für die Gesellschaft ist ==> Dienst an der Gesellschaft).

Diese Thema ist wirklich sehr verworren.