Felix Krull
19.07.2011, 15:31
Doppelte Staatsangehörigkeit wird in NRW zum Normalfall
12.07.2011
In NRW wird die doppelte Staatsangehörigkeit bei Eingebürgerten zum Normalfall. Aktuell behalten 60 Prozent ihre alten Pässe – 20 Prozent mehr als im Jahr 2003. Ein bemerkenswerter Trend, denn offiziell gilt: Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden.
Angesichts dieser Entwicklung fordern Politiker von Grünen, SPD und FDP: Der Staat muss sich zur doppelten Staatsangehörigkeit bekennen. „Sie ist längst Realität. Dennoch leisten wir uns ein bürokratisches Monstrum, um jeden Einzelfall zu prüfen“, sagt Monika Düker, Landesvorsitzende der Grünen.
Experten beklagen eine erhebliche Ungleichbehandlung. „Türkischstämmige empfinden es als verletzend, dass sie nur unter Schwierigkeiten den türkischen Pass behalten können, sagt Bernhard von Grünberg, integrationspolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Eingebürgerte aus Marokko und Syrien behalten praktisch automatisch ihre alte Staatsbürgerschaft.
Offiziell gilt in Deutschland: Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden. Dahinter steht ein uralter Gedanke: Keiner kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Doch die Wirklichkeit hat dieses im Kalten Krieg hoch gehaltene Prinzip schon längst überholt. „Die Möglichkeit, zwei Pässe zu besitzen, würde vielen Neubürgern die Integration erleichtern. Die Prämisse ,Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden’ gehört auf den Prüfstand“, sagt Dr. Stefan Romberg (FDP).
„Der Trend geht zum Doppelpass“, wissen Prof. Heinz Faßmann und Holger Kolb vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. „Im Jahr 2000 behielten 40 Prozent der Neubürger in Deutschland ihren alten Pass, im Jahr 2009 waren es 54 Prozent, in NRW sind es jetzt 60 Prozent“, sagt Kolb, der den Anstieg auch auf die EU-Osterweiterung zurückführt. EU-Bürger dürfen ihre alten Pässe behalten, wenn sie Deutsche werden.
Vom Trend zum Doppelpass profitiert aber nicht jeder. Kurios: Die Chance auf doppelte Staatsangehörigkeit hängt vom Wohnort und von der Nationalität ab. Im Hochsauerlandkreis wurden zum Beispiel im letzten Jahr 72 Prozent „unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit“ eingebürgert. In Dortmund nur 45 Prozent. Wo viele Türkischstämmige wohnen, zum Beispiel im Ruhrgebiet, sinkt die Doppelpass-Quote. Denn nur jeder dritte von ihnen bekommt grünes Licht für zwei Pässe. [..]
Quelle (http://referer.us/www.derwesten.de/nachrichten/politik/Doppelte-Staatsangehoerigkeit-wird-in-NRW-zum-Normalfall-id4864577.html)
Deutschland schafft sich ab.
12.07.2011
In NRW wird die doppelte Staatsangehörigkeit bei Eingebürgerten zum Normalfall. Aktuell behalten 60 Prozent ihre alten Pässe – 20 Prozent mehr als im Jahr 2003. Ein bemerkenswerter Trend, denn offiziell gilt: Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden.
Angesichts dieser Entwicklung fordern Politiker von Grünen, SPD und FDP: Der Staat muss sich zur doppelten Staatsangehörigkeit bekennen. „Sie ist längst Realität. Dennoch leisten wir uns ein bürokratisches Monstrum, um jeden Einzelfall zu prüfen“, sagt Monika Düker, Landesvorsitzende der Grünen.
Experten beklagen eine erhebliche Ungleichbehandlung. „Türkischstämmige empfinden es als verletzend, dass sie nur unter Schwierigkeiten den türkischen Pass behalten können, sagt Bernhard von Grünberg, integrationspolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Eingebürgerte aus Marokko und Syrien behalten praktisch automatisch ihre alte Staatsbürgerschaft.
Offiziell gilt in Deutschland: Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden. Dahinter steht ein uralter Gedanke: Keiner kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Doch die Wirklichkeit hat dieses im Kalten Krieg hoch gehaltene Prinzip schon längst überholt. „Die Möglichkeit, zwei Pässe zu besitzen, würde vielen Neubürgern die Integration erleichtern. Die Prämisse ,Mehrstaatigkeit ist zu vermeiden’ gehört auf den Prüfstand“, sagt Dr. Stefan Romberg (FDP).
„Der Trend geht zum Doppelpass“, wissen Prof. Heinz Faßmann und Holger Kolb vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. „Im Jahr 2000 behielten 40 Prozent der Neubürger in Deutschland ihren alten Pass, im Jahr 2009 waren es 54 Prozent, in NRW sind es jetzt 60 Prozent“, sagt Kolb, der den Anstieg auch auf die EU-Osterweiterung zurückführt. EU-Bürger dürfen ihre alten Pässe behalten, wenn sie Deutsche werden.
Vom Trend zum Doppelpass profitiert aber nicht jeder. Kurios: Die Chance auf doppelte Staatsangehörigkeit hängt vom Wohnort und von der Nationalität ab. Im Hochsauerlandkreis wurden zum Beispiel im letzten Jahr 72 Prozent „unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit“ eingebürgert. In Dortmund nur 45 Prozent. Wo viele Türkischstämmige wohnen, zum Beispiel im Ruhrgebiet, sinkt die Doppelpass-Quote. Denn nur jeder dritte von ihnen bekommt grünes Licht für zwei Pässe. [..]
Quelle (http://referer.us/www.derwesten.de/nachrichten/politik/Doppelte-Staatsangehoerigkeit-wird-in-NRW-zum-Normalfall-id4864577.html)
Deutschland schafft sich ab.