PDA

Vollständige Version anzeigen : Spiegel seit Aust - Was ist da passiert?



pflanzer
08.07.2005, 21:14
Seit dem Abgang von Augstein vor circa 10 Jahren und besonders seit seinem tot einige Jahre später hat der Spiegel meines erachtens nach deutlich an der gebotenen Neutralität verloren.

Augstein sagte einmal, der Spiegel stehe "im Zweifel links" (womit er wohl auf den Gegensatz Elitär-Egalitär ansprach). Herr Aust, neuer Chefredakteur, meint, er stehe "im Zweifel auf dem Boden der Tatsachen". Im Zweifel? Ein Widerspruch in sich. Herr Aust hält übrigens engen Kontakt mit Axel Springer und FAZ.

In meinen Augen bedauerlich, denn der Spiegel war einmal eine Zeitschrift, die entscheidend zur demokratisierung der Republik beigetragen hat.

W.I.L.
10.07.2005, 19:31
War Aust eigentlich schon immer so eine rechte [**Edit**]? Seinen "Baader - Meinhof - Komplex" fand ich doch wohltuend neutral.

Fritz Fullriede
10.07.2005, 20:04
Seitdem Augsten nicht mehr lebt geht das Blatt stur Richtung Boulevard-Niveau . Traurig , aber war , so ist der Preis nicht mehr gerechtfertigt !

Sophisticated
10.07.2005, 20:07
Seitdem Aust nicht mehr lebt geht das Blatt stur Richtung Boulevard-Niveau . Traurig , aber war , so ist der Preis nicht mehr gerechtfertigt !

Aust lebt nicht mehr?

mfG

Fritz Fullriede
10.07.2005, 20:08
Blitzmerker , ging doch anno durch alle Medien !

War natürlich n Tipfehler meinerseits .

Gärtner
10.07.2005, 20:58
Seitdem Augsten nicht mehr lebt geht das Blatt stur Richtung Boulevard-Niveau . Traurig , aber war , so ist der Preis nicht mehr gerechtfertigt !
Kannst ja Focus lesen. Da sind die Artikel schön kurz und viele bunte Bildchen hat's auch.

Fritz Fullriede
10.07.2005, 21:05
Naja , der SPIEGEL ist leider auch schon auf dem Weg zu diesem "BILDZeitung für Pseudo-Intellektuelle-Niveua" . Traurig , aber wahr ! So kanns abwärts gehen mit einstmals Deutschlands bestem Blatt .

trib996
10.07.2005, 21:57
Aust lebt nicht mehr?

mfG


Augstein nicht Aust.

Aust lebt noch , Augstein nicht mehr.

derNeue
10.07.2005, 22:33
Naja , der SPIEGEL ist leider auch schon auf dem Weg zu diesem "BILDZeitung für Pseudo-Intellektuelle-Niveua" . Traurig , aber wahr ! So kanns abwärts gehen mit einstmals Deutschlands bestem Blatt .
"BILDZeitung für Pseudo-Intellektuellen-Niveau"
Genau diese bezeichung hat man dem "Spiegel" schon in den 70er Jahren gegeben. Und zwar mit völligem Recht. Hinter der Fassade des "kritischen Intellektuellen" war bei dieser Zeitschrift nie etwas anderes als Demagogie, Hetze und Vorverurteilung. Dabei kamen sich die Spiegel-Leser immer besonders schlau und staatskritisch vor. Die richtigen "Durchblicker".
"Pseudointellektuell" trifft die Leserschaft dieser Sensationszeitung einfach am besten. Da das aber schon immer so war, erstaunt mich der Eingangskommentar ein bischen. Als hätte der "Spiegel" je ein Niveau gehabt, das er jetzt "verlieren" könnte...

Sophisticated
10.07.2005, 22:45
Augstein nicht Aust.

Aust lebt noch , Augstein nicht mehr.


Danke für die Aufklärung... :))

Hannibal
10.07.2005, 22:46
Augstein nicht Aust.

Aust lebt noch , Augstein nicht mehr.
Man lernt doch tatsächlich nie aus.

Hannibal
10.07.2005, 22:53
......... hat der Spiegel meines erachtens nach deutlich an der gebotenen Neutralität verloren.

Hat er die je gehabt? Aber deshalb wurde und wird der Spiegel von seiner Klientel wohl kaum gelesen. Eher wegen anspruchsvoll geschriebener Hintergrundinformationen, aus denen man dann ja andere Schlüsse ziehen kann, als die politisch gefärbte Brille der Redakteure es vorgibt.

pflanzer
11.07.2005, 14:40
neutralität: natürlich nicht absolut. mittlerweile aber stark in die andere richtung.

es fehlen ehrliche berichterstattung. es fehlen so viele informationen, die man mittlerweile fast nur noch aus dem guardian, büchern und einzelnen aufsätzen erhalten kann.

der spiegel hat damals entscheidend zur demokratisierung deutschlands beigetragen (stichwort spiegel-affaire) - davon ist jetzt leider nichts mehr übrig.

natürlich war der spiegel früher kein blatt nur für hochintelligente akademiker. aber er hatte ein deutlich höheres niveau als heute - da augst aus dem tv-geschäft kommt, kaum verwunderlich. aber es damals auf bildzeitungsniveau hinunterzuhieven war unsinn - nichts anderes als eine saure reaktion, auf das, was der spiegel für die republik bewirkt hat - zum schaden der politischen rechten in deutschland

pflanzer
11.07.2005, 18:20
Kannst ja Focus lesen. Da sind die Artikel schön kurz und viele bunte Bildchen hat's auch.

so nach dem motto: wenns schon nichts besseres gibt...

spricht nicht grade für den spiegel.

Wahrschau
11.07.2005, 21:34
Seit dem Abgang von Augstein vor circa 10 Jahren und besonders seit seinem tot einige Jahre später hat der Spiegel meines erachtens nach deutlich an der gebotenen Neutralität verloren.

Augstein sagte einmal, der Spiegel stehe "im Zweifel links" (womit er wohl auf den Gegensatz Elitär-Egalitär ansprach). Herr Aust, neuer Chefredakteur, meint, er stehe "im Zweifel auf dem Boden der Tatsachen". Im Zweifel? Ein Widerspruch in sich. Herr Aust hält übrigens engen Kontakt mit Axel Springer und FAZ.

In meinen Augen bedauerlich, denn der Spiegel war einmal eine Zeitschrift, die entscheidend zur demokratisierung der Republik beigetragen hat.

Der Abgang von Augstein war fasst zeitgleich mit der Geburt von Focus hinzukam das immermehr Fernsehsender die mehr oder weniger Informativ sind das Licht der Welt erblickten.
Der Spiegel musste sich also anpassen um keine Leser zu verlieren bzw. um neue Leser zu gewinnen.

Deshalb versucht der Spiegel eben es jeden recht zu machen.Kein normaler Mensch liest heute mehr den Spiegel von vorn bis hinten sondern jeder pickt sich nur die für Ihn interessanten Beiträge raus.

pflanzer
12.07.2005, 17:02
von einem guten magazin erwarte ich, dass es bei seiner bewährten linie bleibt und sich nicht an einen allgemeinen niveauverlust anpasst.

karl martell
12.07.2005, 17:17
Herr Aust, neuer Chefredakteur, meint, er stehe "im Zweifel auf dem Boden der Tatsachen". Im Zweifel?

Nein:
Er hat wörtlich gesagt, der Spiegel 'stehe auf dem Boden der Realität'.


Das ist etwas anderes und eine typische Tatsachenverdrehung, denn ich habe die Dokumentation über Aust gestern selbst gesehen.


.---

pflanzer
13.07.2005, 14:01
Nein:
Er hat wörtlich gesagt, der Spiegel 'stehe auf dem Boden der Realität'.


Das ist etwas anderes und eine typische Tatsachenverdrehung, denn ich habe die Dokumentation über Aust gestern selbst gesehen.

auf die frage, wo der spiegel im zweifel stehe. also keine tatsachenverdrehung.

(tatsachen oder realität ist in dem fall eigentlich dasselbe)

Biskra
13.07.2005, 14:16
Im Zweifelsfall war der Spiegel eigentlich immer liberal, da hat sich nichts geändert. Die hier angeprangerte Boulevardisierung des Spiegels war eigentlich auch schon immer da. Schade ist, daß der Panoramateil immer ausufernder wird. Und wer sich wirklich für die verlorene kritische Sichtweise des Spiegels interessiert, den empfehle ich mal wärmstens sich an den Anzeigenboykott nach einem kritischen Bericht über den Shah zu erinnern, wo der Spiegel dann eingebrochen ist und sich dafür entschuldigt hat, die Seitenstärke hatte sich damals fast halbiert.
Wirklich kritische Berichterstattung ist eben von keinem Blatt zu erwarten, daß sich zu 50% durch Werbung finanziert und wo die Hauptkunden Global Players wie Lufthansa etc. sind. Das hat auch die Bundesregierung erkannt, die zunehmend durch Image-Kampagnen in Anzeigenblättern als Werbekunde auftritt.

mfG.

Biskra

Rechtsaussen
13.07.2005, 14:21
Nunja, ist ja nicht so, dass der Spiegel nicht jede Woche mindestens einen mehrseitigen Artikel über das deutsche Tätervolk von 1933 bis 1945 bringt.

Kollektschuldartikel und Schamneurosen sind auch weiterhin im Spiegel zu lesen, die Verachter des deutschen Volkes brauchen sich also keine Gedanken zu machen.

Biskra
13.07.2005, 14:27
Nunja, ist ja nicht so, dass der Spiegel nicht jede Woche mindestens einen mehrseitigen Artikel über das deutsche Tätervolk von 1933 bis 1945 bringt.

Ganz falsch, Vögelchen. Nicht Tätervolk, sondern Opfervolk ist der Gestus.

Rechtsaussen
13.07.2005, 14:31
Ganz falsch, Vögelchen. Nicht Tätervolk, sondern Opfervolk ist der Gestus.


Du meinst diese gelegentlichen Schmierenartikel, wo deutsche Opfer als letzte Opfer Hitler verbraten werden? :rolleyes:

Biskra
13.07.2005, 15:12
Du meinst diese gelegentlichen Schmierenartikel, wo deutsche Opfer als letzte Opfer Hitler verbraten werden? :rolleyes:

Nein, nicht nur gelegentlich. Der Gestus ist quasi immer der der Opfer=das normale Volk & die Soldaten (Augstein, Schmitt und Co) vs. die Täter=Führer und seine Schergen. Dazu kommen noch solch "sensationelle" Neuigkeiten, wie der Führer in Farbe und Eva Braun privat etc. pp. Einfach lächerlich.

mfG.

Biskra

pflanzer
13.07.2005, 15:35
vorallem die quantität der 2.weltkriegs-berichterstattung geht mir auf den geist. es gibt soviele interessante, ja geradezu wichtige themen, die deswegen hinausfallen.

ich will ja nicht bestreiten, dass der spiegel schon immer hätte "besser" sein können - nur was ich im moment beobachte ist ganz klar eine weitere verschiebung zu "schlechter" berichterstattung.

frederics
14.07.2005, 13:39
Ich lese regelmäßig den SPIEGEL, gekommen bin ich vom FOCUS. Beide Magazine haben ihren Reiz. Mir gefallen allerdings die Artikel vom SPIEGEL mehr, darüberhinaus bin ich auch das Niveau von SPIEGEL Online gewöhnt.

Augsteins Tod hat den SPIEGEL verändert. Ich halte ihn aber immer noch niveauvoll und weit vom Boulevardblatt BILD entfernt.

Hat wer von euch das Buch "Der Spiegel-Komplex" von Oliver Gehrs gelesen? Das ist eine kritische Biographie von Aust.