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Vollständige Version anzeigen : Nazi-Dirigent schlägt wieder zu!



cajadeahorros
22.06.2011, 14:22
Da hab ich doch glatt einen großen Skandal übersehen! Christian Thielemann, schon seit den 90ern unter regelmäßigem Nazi-Verdacht (zumindest in den Augen der üblichen SPD-Kulturreferent_innen und ähnlichem unnützen Pack, in Nürnberg hatte es damals eine definitiv Wahnsinnige (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491231.html) auf diesen Posten geschafft), hat in Berlin zugeschlagen. In Nürnberg spielte er einst an Neujahr preußische Märsche statt Wiener Walzer, er setzt sich für das musikalische Bauernopfer der Entnazifizierung, Hans Pfitzner ein, und jetzt ein neuer Akt der schleichenden Unterwanderung Deutschlands auf den Spuren des Führers: Wie dem linken Kampfblatt "Die Welt" zu entnehmen ist, spielte er in aller Öffentlichkeit "politisch äußerst anrüchige Kompositionen von Richard Strauss."

Welt-Kulturredakteuer Manuel Brug, dessen Sängerlexikon die NZZ nicht tolerierbare sprachliche Mängel, eine übergroße Anzahl von Schreibfehlern, flapsigen Stil und insbesondere "terminologische Unsicherheiten" attestierte (Brug könnte also ein Mann für den Spiegel sein), läßt sich einige Absätze über "C-Dur-Lärm", das "salbadernde Programmheft" und den Nazi-Thielemann an sich aus. (Ein Nazi-Musikstück stammt übrigens aus dem Jahr 1913, aber wen interessieren Kleinigkeiten.) Und über Böhm und Karajan. Alles Nazis. Wie ja auch Richard Strauss. Und eigentlich alle. Außer Brug selbst und zwei jüdischen Streichersolisten, die Brug im Konzert vermißt hat - das paßt natürlich, egal, ob die beiden im Urlaub waren oder angesichts des Programms einfach frei hatten, wie ja auch jüdische Cembalisten in romantischen Konzerten manchmal einfach nicht gebraucht werden.

Man kann den Rotz mit deaktivierter Kommentarfunktion hier nachlesen (http://www.welt.de/kultur/musik/article13361719/Thielemann-irritiert-mit-fragwuerdigen-Strauss-Werken.html).

Und hier kann man nachlesen, um was es den Gestaltern des Konzerts, für dessen Download (http://www.digitalconcerthall.com/de/konzert/1641) ich gerade rein aus Prinzip 9,90 nach Berlin überwiesen habe, wirklich ging:

Programm (http://www.digitalconcerthall.com/de/konzert/1641#tabs-0)
Liebe, Lärm und Lustigkeit - Ein Strauss für alle Gelegenheiten. (http://www.digitalconcerthall.com/de/konzert/1641#tabs-1)

Brutus
22.06.2011, 14:33
Da hab ich doch glatt einen großen Skandal übersehen! Christian Thielemann, schon seit den 90ern unter regelmäßigem Nazi-Verdacht ... spielte er in aller Öffentlichkeit "politisch äußerst anrüchige Kompositionen von Richard Strauss."

(Ein Nazi-Musikstück stammt übrigens aus dem Jahr 1913, aber wen interessieren Kleinigkeiten.) Und über Böhm und Karajan. Alles Nazis. Wie ja auch Richard Strauss. Und eigentlich alle. Außer Brug selbst und zwei jüdischen Streichersolisten, die Brug im Konzert vermißt hat - das paßt natürlich, egal, ob die beiden im Urlaub waren oder angesichts des Programms einfach frei hatten, wie ja auch jüdische Cembalisten in romantischen Konzerten manchmal einfach nicht gebraucht werden.


Daran erkennt man Nazi-Orchester wie die Berliner Philharmoniker, daß traditionell Juden wie Guy Braunstein, Kolja Blacher, Michel Schwalbé und Amihai Grosz (ehemals Bratscher im Jerusalem-Quartett) Konzertmeister und Stimmführer sind. Sarah Willis in der Hörner-Gruppe scheint unter Ariernachweis-Aspekten auch nicht ganz kosher.

Deutsche Nazi-Komponisten wie Richard Strauss zeichnen sich durch jüdische Schwiegertöchter, folglich jüdische Enkel aus, und daß sie ihre Schwiegertöchter in Bayreuth persönlich einem Adolf Hitler vorstellen oder sich später in Briefen an Hermann Göring (?) für sie einsetzen.

Eukalyptusbonbon
22.06.2011, 14:33
Der Brug kann nicht schreiben und sein musikalisches Urteil ist nichts wert. Thielemann ist aber auch nicht so toll, wie man glauben könnte, wenn man die Artikel seiner Feinde liest. Immerhin war er sich nicht zu schade, sich mit Schlingensief für dessen Blödel-Fernsehsendung "Durch die Nacht mit" zu treffen, womit er etwas mit Michel Friedmann gemeinsam hat:

http://www.youtube.com/watch?v=RYwK2i_Noz8


Übrigens ist Thielemann meiner bescheidenen Meinung nach ein guter, keineswegs aber herausragender Dirigent.

cajadeahorros
22.06.2011, 14:46
(...)

Übrigens ist Thielemann meiner bescheidenen Meinung nach ein guter, keineswegs aber herausragender Dirigent.

Ich bin hier ein Stück weit befangen. Was Thielemann persönlich anzukreiden wäre ist sein Flirt mit der dusseligen Kati Wagner, aber für den Titel "Herr von Bayreuth" würden andere auch über Leichen gehen. Ein Freund der in Sachen Oper noch etwas konservativer ist als ich hat mir aber glaubhaft versichert, Schlingensiefs Parsifal wäre nicht nur bildgewaltig, sondern auch durchdacht gewesen, und um Meilen besser als der übliche Regietheaterdreck.

Brutus
22.06.2011, 14:52
Deutsche Nazi-Komponisten wie Richard Strauss ...

... werden vorzugsweise von Nazi-Interpreten und singenden Hakenkreuzlern zu teilweise legendären Aufführungen gebracht wir durch Fritz Reiner, Inge Borkh, Georg Solti und James Levine. Solti und Levine, diese beiden verhinderten Barpianisten des Obersalzbergs, setzen sich sogar selbst ans Klavier um die Lieder des Hitler-Anbeters Richard Strauss zu begleiten.

Leila
22.06.2011, 14:59
[…]

Lieber Cajadeahorros!

Ich fasse Deinen Beitrag zusammen: „Auf Kosten des Elends anderer lebend“ – also würde ich die Profession der Ausschlachter des Holocausts beschreiben.

Daniel Barenboim dirigiert Wagner in Israel (http://www.wsws.org/de/2001/aug2001/wagn-a10.shtml). Rühmliche Ausnahmen gibt es.

Gruß von Leila

Eukalyptusbonbon
22.06.2011, 15:06
Ich verstehe auch nicht, was der Brug gegen die Aufführung des "Festlichen Präludiums" hat. Ich habe eine Aufnahme dieses nicht besonders bedeutungsvollen Werkes, und es dirigiert Leonard Bernstein;).

Brutus
22.06.2011, 15:09
... werden vorzugsweise von Nazi-Interpreten und singenden Hakenkreuzlern zu teilweise legendären Aufführungen gebracht wir durch Fritz Reiner, Inge Borkh, Georg Solti und James Levine. Solti und Levine, diese beiden verhinderten Barpianisten des Obersalzbergs, setzen sich sogar selbst ans Klavier um die Lieder des Hitler-Anbeters Richard Strauss zu begleiten.

Selbstverständlich sagte ein Glenn Gould, *Straussens Elektra hätte für ihn etwas Unwiderstehliches*, weil er in dem die Oper abschließenden Hackebeil-Mord das Abschlachten der Juden szenisch-musikalisch vorweggenommen sah. Ganz bestimmt schätzte Gould den Zuckerguß des Rosenkavaliers, mit der Richard Strauss sein barbarisches Nazitum zukleisterte, vor allem als subtile Anspielung auf die Tarnung der Gaskammern als Duschräume.

cajadeahorros
22.06.2011, 15:10
Barenboim ist überhaupt ein ehrenwerter Mann, momentan versucht er ja, mit seinem "West-Eastern-Divan-Orchestra" junge Menschen geistig den Pfaffen oder den politischen Hardlinern zu entreißen und auf der Basis der Kunst Frieden zu stiften. Wäre er nicht bereits ein weltbekannter Künstler, würden etwaige Karrierechancen in der freien westlichen Welt dadurch beendet.

Eukalyptusbonbon
22.06.2011, 15:15
Selbstverständlich sagte ein Glenn Gould, *Straussens Elektra hätte für ihn etwas Unwiderstehliches*, weil er in dem die Oper abschließenden Hackebeil-Mord das Abschlachten der Juden szenisch-musikalisch vorweggenommen sah. Ganz bestimmt schätzte Gould den Zuckerguß des Rosenkavaliers, mit der Richard Strauss sein barbarisches Nazitum zukleisterte, vor allem als subtile Anspielung auf die Tarnung der Gaskammern als Duschräume.

Gould war aber einer der größten Strauss-Fans in der Geschichte. Und auch die "Elektra" kommt in seiner Fernsehsendung sehr gut weg!

http://www.youtube.com/watch?v=A9f0kGAukLU

Wenn Gould so etwas gesagt hat, dann meinte er es wahrscheinlich ironisch.

Nachtrag: Ich habe die Ironie in Deinem Post übersehen. Tut mir leid.

Leila
22.06.2011, 15:16
Was könnten all die bedeutenden jüdischen Interpreten der abendländischen Musik sonst noch spielen, wenn es eben diese Musik nicht gäbe? Vielleicht nur noch solches Gedudel:

http://i4.ytimg.com/vi/SkQpKL9Rzq0/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=SkQpKL9Rzq0)

Agesilaos Megas
22.06.2011, 15:20
Da hab ich doch glatt einen großen Skandal übersehen! Christian Thielemann, schon seit den 90ern unter regelmäßigem Nazi-Verdacht (zumindest in den Augen der üblichen SPD-Kulturreferent_innen und ähnlichem unnützen Pack, in Nürnberg hatte es damals eine definitiv Wahnsinnige (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491231.html) auf diesen Posten geschafft), hat in Berlin zugeschlagen. In Nürnberg spielte er einst an Neujahr preußische Märsche statt Wiener Walzer, er setzt sich für das musikalische Bauernopfer der Entnazifizierung, Hans Pfitzner ein, und jetzt ein neuer Akt der schleichenden Unterwanderung Deutschlands auf den Spuren des Führers: Wie dem linken Kampfblatt "Die Welt" zu entnehmen ist, spielte er in aller Öffentlichkeit "politisch äußerst anrüchige Kompositionen von Richard Strauss."


Nein, wie kann er nur! Muss ich jetzt auch entnazifiziert werden, weil ich über eine große Sammlung von Heeresmärschen verfüge? Seit wann sind p r e u ß i s c h e Armeemärsche Produkte der nationalsozialistischen Propaganda?

Addendum: Der Badenweiler, den er aufgeführt hat, ist aber originär bayerisch.

Brutus
22.06.2011, 16:13
Direkt aus dem Festsaal von Hitlers Obersalzberg:


http://www.youtube.com/watch?v=Ag_n24cUCQE

Allerseelen
Hermann von Gilm, 1812 - 1864

Stell auf den Tisch die duftenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag herbei
Und laß uns wieder von der Liebe reden
Wie einst im Mai.

Gib mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke,
Und wen mans sieht, mir ist es einerlei,
Gib mir nur einen deiner süßen Blicke
Wie einst im Mai.

Es blüht und funkelt heut auf jedem Grabe,
Ein Tag im Jahre ist den Toten frei;
Komm an mein Herz, daß ich dich wieder habe,
Wie einst im Mai.


Hier sehen wir, wie ein ungarischer SS-Scherge den alten Nazi-Komponisten zum Dirigentenpult geleitet; ab 0:18. Bei 1:07 sehen und hören wir, wie Richard Strauss in dem für Auschwitz-Schergen typischen, schneidend-bellenden Tonfall das Orchester in Marsch setzt:


http://www.youtube.com/watch?v=x1o6D1pTJqc