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Vollständige Version anzeigen : Dr-Titel und sein gesellschaftliches Gewicht



MorganLeFay
03.03.2011, 03:26
So, dann stelle ich das hier mal ab von Guttenberg ein (der die Aufmerksamkeit schilcht nicht verdient hat).

Was im Guttenberg-Strang rauskam an verschiedenen Stellen, war war die Wahrnehmung des Titels.

Ich fasse mal kurz zusammen was, mich in den letzten zwei Wochen "uebergerascht" hat:

Dass in Deutschland der Betreuer auch Erstgutachter ist. Fand ich lustig. Meine Betreuerin hat hatte nie einen Einfluss auf meine Pruefung. Sie wurde quasi mitgeprueft.

Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.

Don
03.03.2011, 07:44
So, dann stelle ich das hier mal ab von Guttenberg ein (der die Aufmerksamkeit schilcht nicht verdient hat).

Was im Guttenberg-Strang rauskam an verschiedenen Stellen, war war die Wahrnehmung des Titels.

Ich fasse mal kurz zusammen was, mich in den letzten zwei Wochen "uebergerascht" hat:

Dass in Deutschland der Betreuer auch Erstgutachter ist. Fand ich lustig. Meine Betreuerin hat hatte nie einen Einfluss auf meine Pruefung. Sie wurde quasi mitgeprueft.

Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.


Speziell in Deutschland und Österreich ist Deine Frage übervorsichtig gestellt.

Der Dr. mutierte hier zum Substitut für inzwischen wertlose bzw. sogar verbotene Adelstitel, charmanterweise ist er auch nicht an die Herkunft gebunden, was dem "Gerechtigkeitsempfinden" hier schon sehr entgegegenkommt.
Natürlich darf den Titel nicht jeder haben :D. Ein bißchen gleicher muß schon sein.

Ändern könnte man das dadurch, daß eine Promotion nur zugelassen wird wenn sie fachspezifische Relevanz nachweisen kann. Wird schwierig, aber irgendwo muß man ja beginnen mit dem brainstorming.

Heute kann jeder mit einem akademischen Grad promovieren, es wird eben irgendein Thema ausgekungelt, man macht ein paar hundert Seiten voll und kriegt das Hütchen auf.
In naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen etwas schwieriger, aber auch dort gibt es inzwischen Dissertationen die geeignet scheinen alleine durch Vorlesen der Themen einen Kabarettabend bestreiten zu können.

Leila
03.03.2011, 08:01
Ich bin nicht der Meinung, daß der Doktortitel falsch bewertet wird, sondern unterschiedlich.

Paul Felz
03.03.2011, 08:06
Speziell in Deutschland und Österreich ist Deine Frage übervorsichtig gestellt.

Der Dr. mutierte hier zum Substitut für inzwischen wertlose bzw. sogar verbotene Adelstitel, charmanterweise ist er auch nicht an die Herkunft gebunden, was dem "Gerechtigkeitsempfinden" hier schon sehr entgegegenkommt.
Natürlich darf den Titel nicht jeder haben :D. Ein bißchen gleicher muß schon sein.

Ändern könnte man das dadurch, daß eine Promotion nur zugelassen wird wenn sie fachspezifische Relevanz nachweisen kann. Wird schwierig, aber irgendwo muß man ja beginnen mit dem brainstorming.

Heute kann jeder mit einem akademischen Grad promovieren, es wird eben irgendein Thema ausgekungelt, man macht ein paar hundert Seiten voll und kriegt das Hütchen auf.
In naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen etwas schwieriger, aber auch dort gibt es inzwischen Dissertationen die geeignet scheinen alleine durch Vorlesen der Themen einen Kabarettabend bestreiten zu können.
Dem ist nichts hinzuzufügen

Paul Felz
03.03.2011, 08:08
Ich bin nicht der Meinung, daß der Doktortitel falsch bewertet wird, sondern unterschiedlich.
Das schrieb Don doch auch. Unterschiedlich von den Fächern (man bekommt ja den Dr. schon für Politik"wisenschaft") her und von der Relevanz.

Leider, auch das schrieb Don, ist es sogar in den Natur- und Ingenieurwissenschaften stark abgeflacht. So kann man heute Dr.-Arbeiten darüber schreiben, ob Schrauben oder Schweißen billiger ist (kein Scherz, diese Doktorarbeit gibt es).

Leila
03.03.2011, 09:13
Die unterschiedliche Betrachtungsweise des Doktortitels kommt auch in der Literatur zum Ausdruck. Um einige berühmte Doktoren zu nennen:

Dr. Mabuse
Dr. Faustus
Dr. Jekyll
Dr. Frankenstein
Doktor Schiwago

Leila
03.03.2011, 09:40
Früher kannten die einfachen Leute auf dem Lande nur einen Doktor, nämlich den Landarzt, den sie sogar nur mit seinem Titel anredeten und seinen Familiennamen wegließen. Dem Herrn Doktor konnte man alles anvertrauen, da er sich für seine Patienten, die um seine ärztliche Schweigepflicht wußten, noch Zeit nehmen konnte. Ich vermute, daß das Ansehen der Doktoren aus jener Zeit stammt.

Paul Felz
03.03.2011, 09:43
Früher kannten die einfachen Leute auf dem Lande nur einen Doktor, nämlich den Landarzt, den sie sogar nur mit seinem Titel anredeten und seinen Familiennamen wegließen. Dem Herrn Doktor konnte man alles anvertrauen, da er sich für seine Patienten, die um seine ärztliche Schweigepflicht wußten, noch Zeit nehmen konnte. Ich vermute, daß das Ansehen der Doktoren aus jener Zeit stammt.
Durchaus möglich. Dazu eine Begebenheit vor längerer Zeit:
Ein ehemaliger Studienkollege hatte seinen Doktor gemacht und trägt den Titel Dr.-Ing. Die kleine Schwester meiner damaligen Freundin (10 Jahre, die Schwester, nicht die Freundin ;) ) wußte, daß er Dr. ist. Als sie herausbekam, daß er kein Arzt ist: "Der ist ja gar kein richtiger Doktor!"

GnomInc
03.03.2011, 09:51
Leider, auch das schrieb Don, ist es sogar in den Natur- und Ingenieurwissenschaften stark abgeflacht. So kann man heute Dr.-Arbeiten darüber schreiben, ob Schrauben oder Schweißen billiger ist (kein Scherz, diese Doktorarbeit gibt es).

Da vereinfachst du .

Wissenschaftlich und ökonomisch ist es durchaus von Interesse , wie sich
Aufwand und Kosten beim Schrauben und Schweissen verhalten .
Es wird sich auch nicht um Baustahl - Verbindungen in C 35 Qualität gehandelt haben -

sondern eher um neuere Werkstoffe wie Titan/Aluminium/hochlegierte Stähle
gehandelt haben oder um Verbindungen unter extremen anschliessenden
Nutzungen ( Hitze / Kälte / aggressive Medien -Umgebungen ).
Da sind neue Erkenntnisse durch aus das Thema einer Doktorarbeit wert.

Paul Felz
03.03.2011, 09:54
Da vereinfachst du .

Wissenschaftlich und ökonomisch ist es durchaus von Interesse , wie sich
Aufwand und Kosten beim Schrauben und Schweissen verhalten .
Es wird sich auch nicht um Baustahl - Verbindungen in C 35 Qualität gehandelt haben -

sondern eher um neuere Werkstoffe wie Titan/Aluminium/hochlegierte Stähle
gehandelt haben oder um Verbindungen unter extremen anschliessenden
Nutzungen ( Hitze / Kälte / aggressive Medien -Umgebungen ).
Da sind neue Erkenntnisse durch aus das Thema einer Doktorarbeit wert.
Nein, tue ich nicht. Wäre es so, wie Du beschreibst, hätte ich es nicht erwähnt. Aber so war es nicht. Es ging um Standardwerkstoffe und Standardverbindungen.

Sowas kalkuliere ich ohnehin im Rahmen meiner Arbeit.

Die "Erkenntnis" der besagten Doktorarbeit war: "Es kommt drauf an" ........

GnomInc
03.03.2011, 09:58
Nein, tue ich nicht. Wäre es so, wie Du beschreibst, hätte ich es nicht erwähnt. Aber so war es nicht. Es ging um Standardwerkstoffe und Standardverbindungen.

Sowas kalkuliere ich ohnehin im Rahmen meiner Arbeit.

Die "Erkenntnis" der besagten Doktorarbeit war: "Es kommt drauf an" ........

Da sind wir wieder bei den Prüfern.
Der Tenor der Arbeit , den du beschreibst , läuft ja nicht auf neue wissenschaftliche
Erkenntnisse hinaus , sondern auf Zustandsbeschreibungen.

Ergo : Sowas kann bei redlicher Prüfung der Arbeit niemals zur Verleihung eines Titels führen .....

Paul Felz
03.03.2011, 10:00
Da sind wir wieder bei den Prüfern.
Der Tenor der Arbeit , den du beschreibst , läuft ja nicht auf neue wissenschaftliche
Erkenntnisse hinaus , sondern auf Zustandsbeschreibungen.

Ergo : Sowas kann bei redlicher Prüfung der Arbeit niemals zur Verleihung eines Titels führen .....
Das dachte ich auch. Ich irrte.

War vielleicht der Mädchenbonus. Naja, die Gute arbeitet jetzt in der Stadtverwaltung......

twoxego
03.03.2011, 10:26
Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?
gekürzt Towx


Du unterliegst hier einem irrtum. der könnte darauf beruhen, dass Du, wie ich vermute, nicht von Deutschland aus schreibst und oder Dich nur im akademischen umfeld bewegst.

hier ist es schlicht so, dass in wirtschaft und verwaltung, beispielsweise auch im öffentlichen dienst, ein Dr. fast automatisch zu einem aufstieg in eine höhere position führt und mit einer gehaltserhöhung einhergeht, die auf ca. 30% geschätzt wird.

sollte der Dr. gefakt sein und man findet es herraus, endet dies, ausser bei beamten, in der regel nicht mit einer rückstufung sondern mit einem rauswurf.


ps.:

Klack (http://www.schreibenlesenabgeben.de/)

"Lektorat ab 2,50 Euro pro Seite", halte ich für etwas überzogen.
die "zusätzliche Plagiatsprüfung: 15-30 Euro pro Arbeit", hingegen erscheint mir preiswert.

Leila
03.03.2011, 10:35
An Paul Felz:

Jetzt bin ich schon soweit, meine Vermutung als Behauptung aufzustellen!

Die Menschen wünschen einander bei jeder Gelegenheit „gute Gesundheit!“, und sagen oft: „Hauptsache, wir sind gesund!“ Auch wenn die Doktoren der Chemie oder Pharmazie viele heilsame Mittel erfanden, verabreicht wurden diese stets vom „Herrn Doktor“, eben vom Arzt des Vertrauens. Und dies gräbt sich tief in die Erinnerung ein!

Gruß von Leila

Paul Felz
03.03.2011, 10:39
An Paul Felz:

Jetzt bin ich schon soweit, meine Vermutung als Behauptung aufzustellen!

Die Menschen wünschen einander bei jeder Gelegenheit „gute Gesundheit!“, und sagen oft: „Hauptsache, wir sind gesund!“ Auch wenn die Doktoren der Chemie oder Pharmazie viele heilsame Mittel erfanden, verabreicht wurden diese stets vom „Herrn Doktor“, eben vom Arzt des Vertrauens. Und dies gräbt sich tief in die Erinnerung ein!

Gruß von Leila
Ich muß in einer halben Stunde weg, deswegen keine Zeit für Recherche: man sollte mal nachforschen, wie der Doktor überhaupt entstand.

Polemi
03.03.2011, 10:50
Dass in Deutschland der Betreuer auch Erstgutachter ist. Fand ich lustig. Meine Betreuerin hat hatte nie einen Einfluss auf meine Pruefung. Sie wurde quasi mitgeprueft.
Ob das generell so ist, weiß ich nicht - dazu kenne ich nicht alle Promotionsordnungen bzw. die Regelungen verschiedener Fachbereiche etc. - generell, also bei allen Fällen, die ich kenne, ist dem jedoch so.
Ggf. kommt auch der zweite Gutachter aus dem selben Institut, ist ein direkter Vorgesetzer, sodass persönliche Verquickungen alltäglich sind. Bei uns ist mein Doktorvater Erstgutachter, Zweitgutachter wähle ich frei, Protokollant für die Verteidigung ebenfalls. Lediglich der Prüfungsvorsitzende der Disputation stammt aus einem anderen Fachbereich und darf nicht gewählt werden. Verhältnis Diss zu Disputation für die Note ist 2/3 zu 1/3.

Ob das gut ist oder nicht, sei dahin gestellt - die Frage ist halt andersrum, ob ein externer Gutachter die notwendige Sorgfalt an den Tag legt, wenn eine Diss nicht seine eigenen Belange betrifft.

Polemi
03.03.2011, 10:55
Speziell in Deutschland und Österreich ist Deine Frage übervorsichtig gestellt.

Der Dr. mutierte hier zum Substitut für inzwischen wertlose bzw. sogar verbotene Adelstitel, charmanterweise ist er auch nicht an die Herkunft gebunden, was dem "Gerechtigkeitsempfinden" hier schon sehr entgegegenkommt.
Natürlich darf den Titel nicht jeder haben :D. Ein bißchen gleicher muß schon sein.

Ändern könnte man das dadurch, daß eine Promotion nur zugelassen wird wenn sie fachspezifische Relevanz nachweisen kann. Wird schwierig, aber irgendwo muß man ja beginnen mit dem brainstorming.

Heute kann jeder mit einem akademischen Grad promovieren, es wird eben irgendein Thema ausgekungelt, man macht ein paar hundert Seiten voll und kriegt das Hütchen auf.
In naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen etwas schwieriger, aber auch dort gibt es inzwischen Dissertationen die geeignet scheinen alleine durch Vorlesen der Themen einen Kabarettabend bestreiten zu können.
Ob die Qualität abnimmt, weiß ich nicht. Ggf. ergibt sich das durch eine höhere Promovendeanzahl.

In der Medizin, so heißt es und bei den Ingenieuren seien Dissertationen bessere Staatsexamens/Diplomarbeiten und mit wissenschaftlichen Standards anderer Fachbereich nicht zu vergleichen.

Bei Juristen oder Chemikern kommt m.E. noch sehr erschwerend hinzu, dass diese nicht unbedingt aus wissenschaftlichem Interesse promovieren, sondern um mit dem Dr. einen Türöffner (bzw. bessere Anstellungschancen in der Wirtschaft) zu bekommen.

Ein Germanist hingegen, ein Erziehungswissenschaftler oder ein Soziologe, der promoviert macht dieses eher, weil er eine wissenschaftliche Karriere anstrebt und weiß, dass nicht nur der Titel, sondern auch die Qualität seiner Arbeit zukünftig relevant sein wird.

Polemi
03.03.2011, 11:03
Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.
Zur Wahrnehmung des Titels:

Ja, die Anerkennung ist in Deutschland schon sehr hoch. Unpromovierte, erfolgreiche wissenschaftliche Karrieren nicht/kaum möglich, aber das macht ja noch Sinn.
Interessant bei Medizinern: Wir gehen ja zum Arzt, sprechen aber - ob promoviert oder nicht - von Doktoren. Das gehört zusammen.
Eine eigenen Kanzlei als Jurist läuft besser, wenn der Doktor draufsteht.
Letzten Endes berichten Kollegen, dass Sie meinen, bei Angabe Ihres Titels im Alltag (Buchung von Hotelzimmern und was auch immer) anders, durchaus mit ein wenig ehrfurcht, behandelt zu werden.

twoxego
03.03.2011, 11:11
An Paul Felz:

Jetzt bin ich schon soweit, meine Vermutung als Behauptung aufzustellen!

Die Menschen wünschen einander bei jeder Gelegenheit „gute Gesundheit!“, und sagen oft: „Hauptsache, wir sind gesund!“ Auch wenn die Doktoren der Chemie oder Pharmazie viele heilsame Mittel erfanden, verabreicht wurden diese stets vom „Herrn Doktor“, eben vom Arzt des Vertrauens. Und dies gräbt sich tief in die Erinnerung ein!

Gruß von Leila


das ist aber eher folklore.
oft ist auch die gattin des mediziners "Frau Doktor" zumindest auf dem flachen land.

-jmw-
03.03.2011, 11:14
Das schrieb Don doch auch. Unterschiedlich von den Fächern (man bekommt ja den Dr. schon für Politik"wisenschaft") her und von der Relevanz.

Leider, auch das schrieb Don, ist es sogar in den Natur- und Ingenieurwissenschaften stark abgeflacht.
Die "" sind falsch gesetzt, ist doch der Politologe eher Wissenschaftler als der Ingenieur, insofern dieser nicht unser Wissen vermehrt, jener schon, das Wissen nämlich über unsere Beschäftigung mit uns selbst.
Die Politologie ist eben drum eine tatsächliche Gesellschaftswissenschaft, hingegen der Ingenieur nur ein höchstausgebildeter Handwerker;
und wo er forscht, tut er es eher als Naturwissenschaftler denn als Techniker.

(Und, ja, ich bin mir bewusst, dass der Beitrag an Argumentationswert verliert dadurch, von einem Politologen zu kommen. :D)


So kann man heute Dr.-Arbeiten darüber schreiben, ob Schrauben oder Schweißen billiger ist (kein Scherz, diese Doktorarbeit gibt es).
Klingt für mich eher nach einem Thema für eine Diplomarbeit in BWL oder so.

Leila
03.03.2011, 12:13
das ist aber eher folklore.
oft ist auch die gattin des mediziners "Frau Doktor" zumindest auf dem flachen land.

Die Folklore ist aber das Bestimmende! Die Anhänger der Folklore fragen nicht nach Deinen Spezialkenntnissen. Die Einschaltquoten des Musikantenstadels dürften wesentlich höher sein als die Einschaltquoten der Sendung „BR alpha space night“, was ich durchaus verstehen kann.

Gruß von Leila

Leila
03.03.2011, 12:40
Und noch eine Anwort auf Twoxegos obenstehende Bemerkung:

In diesem Strang soll, wie seiner Überschrift zu entnehmen ist, das „gesellschaftliche Gewicht“ des Doktortitels zur Sprache kommen. In diesem Sinne verfaßte ich meine bisherigen Beiträge, ohne deren Inhalt als allgemeingültige Wahrheit auszugeben. Ich zerbreche mir schon seit langem darüber den Kopf, weshalb ein Doktor ein höheres Ansehen als ein Handwerksmeister genießt.

Um Dir kurz meine Meinung zu sagen: Ich bin für die Abschaffung sämtlicher Titel! Auch sollten meiner Meinung nach die Universitäten in die Luft gesprengt werden, um Platz für gemütliche Einfamilienhäuschen mit hübschen Vorgärten zu schaffen, darin sich Menschen- und Igelkinder wohlfühlen. Lieber erwache ich morgens wegen dem lebensfrohen Gequake der Frösche, als gestört vom Geplapper der Moderatoren des todlangweiligen ARD- oder ZDF-Morgenmagazins.

Gruß von Leila

kotzfisch
03.03.2011, 13:58
Die Morgenmagazinmacher werden durch die Sprengung der Unis leider nicht zu töten sein, Leila.Frösche quaken nicht im März und Igelkinder liegen im Laub.War da noch was?

Ach ja: Laß halt den Fernseher aus.

Dann gehts auch der misanthropischen Kulturpessimistin gleich viel besser.

Gärtner
03.03.2011, 14:17
Früher kannten die einfachen Leute auf dem Lande nur einen Doktor, nämlich den Landarzt, den sie sogar nur mit seinem Titel anredeten und seinen Familiennamen wegließen. Dem Herrn Doktor konnte man alles anvertrauen, da er sich für seine Patienten, die um seine ärztliche Schweigepflicht wußten, noch Zeit nehmen konnte. Ich vermute, daß das Ansehen der Doktoren aus jener Zeit stammt.

http://img9.imageshack.us/img9/8469/55216372.jpgas und dazu noch ein Relikt aus der bildungsbürgerlichen, von Humboldt angestoßenen Wissenschatsbegeisterung des 19. Jahrhunderts, das zusammen macht den - allerdings vergehenden Respekt - vorm akademischen Titel aus.

Wobei die Lage in Österreich nochmal eine andere ist, weil die es in ihren Titelngeilheit maßlos übertreiben. Da wird selbst ein popliger Magister (Mag.) stets liebevoll erwähnt. In Deutschland macht man sich damit lächerlich.

Nanninga
03.03.2011, 16:24
So, dann stelle ich das hier mal ab von Guttenberg ein (der die Aufmerksamkeit schilcht nicht verdient hat).

Was im Guttenberg-Strang rauskam an verschiedenen Stellen, war war die Wahrnehmung des Titels.

Ich fasse mal kurz zusammen was, mich in den letzten zwei Wochen "uebergerascht" hat:

Dass in Deutschland der Betreuer auch Erstgutachter ist. Fand ich lustig. Meine Betreuerin hat hatte nie einen Einfluss auf meine Pruefung. Sie wurde quasi mitgeprueft.

Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.

Hallo, werte MorganLeFay, ich sehe das Problem hier allerdings in der Tat eher bei dem Freiherrn. Dieser Herr hätte den Doktortitel wirklich nicht benötigt und ich sehe auch nicht, daß der politische Betrieb undurchläßig wäre, für Nichtpromovierte.

Das Problem lag hier m.E. eindeutig in der nahezu krankhaften Eitelkeit dieses Herren. Unterstelle ich einmal, daß er nicht dumm ist, deutet die Risikoeinschätzung und die Kosten-Nutzen-Abwägung darauf hin, daß die Eitelkeit bei ihm doch eher krankhafte Züge annahm.

BRDDR_geschaedigter
03.03.2011, 16:38
Ob die Qualität abnimmt, weiß ich nicht. Ggf. ergibt sich das durch eine höhere Promovendeanzahl.

In der Medizin, so heißt es und bei den Ingenieuren seien Dissertationen bessere Staatsexamens/Diplomarbeiten und mit wissenschaftlichen Standards anderer Fachbereich nicht zu vergleichen.

Bei Juristen oder Chemikern kommt m.E. noch sehr erschwerend hinzu, dass diese nicht unbedingt aus wissenschaftlichem Interesse promovieren, sondern um mit dem Dr. einen Türöffner (bzw. bessere Anstellungschancen in der Wirtschaft) zu bekommen.

Ein Germanist hingegen, ein Erziehungswissenschaftler oder ein Soziologe, der promoviert macht dieses eher, weil er eine wissenschaftliche Karriere anstrebt und weiß, dass nicht nur der Titel, sondern auch die Qualität seiner Arbeit zukünftig relevant sein wird.

:depp:

Und Ingenieursarbeiten sind weniger relevant als Sozilaberarbeiten?

Polemi
03.03.2011, 16:40
:depp:

Und Ingenieursarbeiten sind weniger relevant als Sozilaberarbeiten?
Sagt wer?

twoxego
04.03.2011, 11:23
Und noch eine Anwort auf Twoxegos obenstehende Bemerkung:

Um Dir kurz meine Meinung zu sagen: Ich bin für die Abschaffung sämtlicher Titel! Auch sollten meiner Meinung nach die Universitäten in die Luft gesprengt werden, um Platz für gemütliche Einfamilienhäuschen mit hübschen Vorgärten zu schaffen, darin sich Menschen- und Igelkinder wohlfühlen. Lieber erwache ich morgens wegen dem lebensfrohen Gequake der Frösche, als gestört vom Geplapper der Moderatoren des todlangweiligen ARD- oder ZDF-Morgenmagazins.

Gruß von Leila

gekürzt Twox


dem ist natürlich zuzustimmen.
allerdings müsste sich dazu mehr ändern als der universitätsbetrieb.

die erste "Akademie" betrieb übrigen vermutlich Platon. ihm wäre eher nie eigefallen, seinen zuhörern ihre anwesenheit zu bescheinigen, prüfungen abzuhalten oder irgendwelche befähigungsschriften zu verlangen.

ps.:
der "Herr Doctor" im kaffehaus, war tatsächlich eine originär österreichische
idee.
vermutlich brachte dieses land auch deshalb den ersten grossen psychiater hervor. es brauchte ihn eben.

allerdings könnte es auch umgekehrt gewesen sein; wer weiss.

Zinsendorf
06.03.2011, 17:05
Wie hier schon gesagt, es genießt der Doktortitel auch in D pauschal ein großes Ansehen.

Ich halte es da eher mit Kant: “In jeder reinen Naturlehre ist nur soviel an eigentlicher Wissenschaft enthalten, als Mathematik in ihr angewendet werden kann.“

Das bedeutet bei Disziplinen, die zwar auch den Abschluss „Dr.“ kennen, aber weit ab von mathematischer Denkweise ihre Kreise ziehen, ist da schon eine gesunde Skepsis angebracht. Demnach sehe ich bei den Naturwissenschaften, sowie Ingenieur- und anderen angewandten Wissenschaften nicht so das Problem, doch über solche „weichen“ Disziplinen wie Jura, Politik, Kultur, Geschichte, Sozial-weiß-nicht-was...usw. sage ich nur soviel, dass man da eben diesen Titel zufällig auch „Dr.“ nennt.

konfutse
06.03.2011, 17:17
...
Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels?
...
Die gibt es. Vor allem bei den Doktoranten, die ihn sich erschwindeln.

tabasco
06.03.2011, 17:27
(...)

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.
Ich kann Dir hier nicht ganz folgen ... ;( wenn ich gedurft hätte, hätte ich auf den Rücktritt Guttenbergs angestoßen - ich will keine Plagiatoren in der Politik haben. Unabhängig davon, ob es sich beim Plagiat um ein Buch, Dr.-Titel, Diplomarbeit oder wissenschaftlichen Aufsatz gehandelt hätte. Es gibt Bereiche, da ist der Dr.-Titel ein Muss ... es gibt auch genug Bereiche, in denen ein Dr.-Titel bestenfalls .. leichte Verwunderung bis starke Irritation hervorrufen würde.

Don
06.03.2011, 17:34
Die Politologie ist eben drum eine tatsächliche Gesellschaftswissenschaft, hingegen der Ingenieur nur ein höchstausgebildeter Handwerker;
und wo er forscht, tut er es eher als Naturwissenschaftler denn als Techniker.

(Und, ja, ich bin mir bewusst, dass der Beitrag an Argumentationswert verliert dadurch, von einem Politologen zu kommen. :D)

Gut daß der Politologe seinen Eierlauf gleich erkennt.

-jmw-
07.03.2011, 10:46
Man muss ja Tatsachen nicht verschweigen, nur weil man selber involviert ist.

lupus_maximus
07.03.2011, 11:12
Man muss ja Tatsachen nicht verschweigen, nur weil man selber involviert ist.
Ich bin eigentlich mehr für die Einführung von anderen Titeln in NG!

Freiherr von und zu Wolf klingt doch eigentlich auch ganz gut, oder?
Diesen Titel kann ich absolut selbstherrlich für mich ins Leben rufen!
Könnte eigentlich eine Einnahmequelle für NG werden!

Leila
07.03.2011, 11:19
Nur wenige Kinder, die mit meinem Mann die Primarschule besuchten, gingen später ins Kollegium, und noch weniger besuchten eine Hochschule. Manche blieben Bauern oder wurden Arbeiter; die meisten aber erlernten ein Handwerk, und von diesen wurden einige Unternehmer. – Warum ich das berichte, folgt sogleich: Schon beim ersten seiner Klassentreffen wurde klar, daß die Handwerker und Unternehmer in höherem Ansehen standen als die wenigen Akademiker, allein des von ihnen geschaffenen Wohlstands wegen.

Dexter
08.03.2011, 08:22
So, dann stelle ich das hier mal ab von Guttenberg ein (der die Aufmerksamkeit schilcht nicht verdient hat).

Was im Guttenberg-Strang rauskam an verschiedenen Stellen, war war die Wahrnehmung des Titels.

Ich fasse mal kurz zusammen was, mich in den letzten zwei Wochen "uebergerascht" hat:

Dass in Deutschland der Betreuer auch Erstgutachter ist. Fand ich lustig. Meine Betreuerin hat hatte nie einen Einfluss auf meine Pruefung. Sie wurde quasi mitgeprueft.

Dass der Titel in Deutschland so enorm wichtig ist. Wer meine Kommentare im Guttenberg-Strang sieht, wird schnell sehen, dass ich die Meinung vertrete, dass der Dr-Titel gewisse Faehigkeiten bekraeftigt, aber kein Blankoscheck fuer Respekt ist. Oder sein kann.

Ich stelle zur Diskussion: Der Dr-Titel ist falsch bewertert. Nicht unter- oder ueberbewertet, nur falsch bewertet.
Muessen Minister einen Dr-Titel haben? Ich denke doch nicht. Wenn sie einen haben, sollte er allerdings echt und ehrlich sein.

Gibt es eine falsche Wahrnehmung des Titels? Wenn ja, wie? Und wie koennen wir das aendern?

P.S.: Komplett egal, ob man einen hat oder nicht. Es geht um die (vielleicht falsche) Wahrnehmung des Titels.

Der Begriff der für dieses Phänomen herum schwirrt ist Kredentionalismus. Wenn du einen Blick in den deutschen Bundestag wirfst, fällst auf, dass es wesentlich mehr einfache Mandatare mit Dr-Titel gibt, als diese in der normalen Bevölkerung Anteilhaft vorkommen würden, und dass sich die Quote an Menschen mit einem Dr. vor dem Namen noch einmal in der Regierung wächst.
Ich denke ähnliches sollte auch für die private Wirtschaft möglich sein. Ein Dr. bringt dich eher in höhere Weihen als ein Master. Menschen neigen an Titel zu glauben. Wie stark das genau ausgeprägt ist, mag einerseits in der Privatwirtschaft von der Branche abhängen und hat natürlich auch eine gewisse Ausprägung innerhalb der jeweiligen davon betroffenen Gesellschaft, wenn ich Gesellschaft als nationalstaatliches Konstrukt annehme.

Es könnte auf gewisse Art und Weise auch eine Folge der kürzeren Verweildauer in Firmen sein. Wenn ich vor allem meine älteren Bekannten ansehe, so gibt es dort Menschen, die als einzige in ihrer Position in ihrem Betrieb nicht den Titel haben, sondern sich langsam auf diese Position hochgearbeitet haben, während ihre betitelten Kollegen recht schnell in die Firma und auch wieder aus ihr heraus wechseln. Der Titel wird damit eine gewissen Erwartungsverstärker für Qualifikation, die eben nicht mehr über die lange Firmenzugehörigkeit vorab bestätigt werden kann.

Paul Felz
08.03.2011, 08:26
Nur wenige Kinder, die mit meinem Mann die Primarschule besuchten, gingen später ins Kollegium, und noch weniger besuchten eine Hochschule. Manche blieben Bauern oder wurden Arbeiter; die meisten aber erlernten ein Handwerk, und von diesen wurden einige Unternehmer. – Warum ich das berichte, folgt sogleich: Schon beim ersten seiner Klassentreffen wurde klar, daß die Handwerker und Unternehmer in höherem Ansehen standen als die wenigen Akademiker, allein des von ihnen geschaffenen Wohlstands wegen.
Tja, gute Handwerksunternehmer verdienen eben mehr als gute Ingenieure. War aber schon immer so.

Dexter
08.03.2011, 09:53
Ich bin eigentlich mehr für die Einführung von anderen Titeln in NG!

Freiherr von und zu Wolf klingt doch eigentlich auch ganz gut, oder?
Diesen Titel kann ich absolut selbstherrlich für mich ins Leben rufen!
Könnte eigentlich eine Einnahmequelle für NG werden!

Das erinnert mich an den König von Haiti:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Henri_Christophe.jpg
Henri Christophe. Der hat sich auch einen eigenen Adel erschaffen.

twoxego
08.03.2011, 11:01
Hallo, werte MorganLeFay, ich sehe das Problem hier allerdings in der Tat eher bei dem Freiherrn. Dieser Herr hätte den Doktortitel wirklich nicht benötigt ....gekürzt Twox


er benögtigte ihn sogar ziemlich dringend.
immerhin kam er nie bis zum zweiten staatsexamen, ist folglich kein jurist und müsste die frage nach dem beruf korrekterweise mit "ohne" beantworten.

Nanninga
12.03.2011, 12:47
gekürzt Twox


er benögtigte ihn sogar ziemlich dringend.
immerhin kam er nie bis zum zweiten staatsexamen, ist folglich kein jurist und müsste die frage nach dem beruf korrekterweise mit "ohne" beantworten.

Hallo, lieber twoxego, was hieltest du von "Landtagsabgeordneter"?

Ein Studienabschluß ist ja nicht gleich ein Beruf.