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Vollständige Version anzeigen : Republik Taiwan - Anschluss oder Unabhängigkeit?



Candymaker
08.02.2011, 18:33
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7d/Taiwan-Karte.png/350px-Taiwan-Karte.png

05.03.2007 07:14 Uhr

Taiwans Präsident Chen Shui-bian provoziert China. In einer Abkehr seiner bisherigen Politik rief er dazu auf, eine neue Verfassung anzunehmen und Taiwan auch als offiziellen Landesnamen durchzusetzen.

Taipeh/Peking - "Taiwan muss die Unabhängigkeit anstreben, muss seinen Namen ändern, muss eine neue Verfassung bekommen und Entwicklung anstreben." Damit widerrief der Präsident sein Versprechen bei seinem Amtsantritt 2000, aus Rücksicht auf Peking und die USA nicht formell die Unabhängigkeit erklären oder nicht den Namen des Landes ändern zu wollen.

http://www.tagesspiegel.de/politik/international/praesident-will-nun-doch-unabhaengigkeit/v_default,818834.html

Suppenkasper
08.02.2011, 18:42
Wieso gibt es nicht die Option für die Beibehaltung des von echt asiatischer Weisheit geprägten status quo, sprich "Ein Land, zwei Systeme", der seit Jahrzehnten relativ gut funktioniert hat? Vor allem so lange sich Drittmächte, welche das Ganze einen Scheißdreck angeht, heraus gehalten haben!

Candymaker
08.02.2011, 18:48
Wieso gibt es nicht die Option für die Beibehaltung des von echt asiatischer Weisheit geprägten status quo, sprich "Ein Land, zwei Systeme", der seit Jahrzehnten relativ gut funktioniert hat? Vor allem so lange sich Drittmächte, welche das Ganze einen Scheißdreck angeht, heraus gehalten haben!

Weil sich die Taiwaner über kurz oder lang, sowie dem wachsenden Einfluß Chinas, für eine Alternative werden entscheiden müssen. Die Taiwaner sind nach so langer Zeit Isolation von China keine Chinesen mehr und haben demnach das Recht auf freie Selbstbestimmung.

marc
08.02.2011, 18:54
Schwierig.
Die USA haben halt ein Interesse daran, daß abgesehen von ihnen alle anderen Akteure handlich-zerstückelt oder bewegungsunfähig-überdehnt sind. Deswegen wäre es ihnen wohl am liebsten, wenn Tibet ein "unabhängiger" Gottesstaat würde, die "unterdrückten" Uiguren am besten ihre islamischen bekommen würden und Taiwan ebenfalls unabhängig würde. Mittlerweile müssen sie sich zwar arg zurückhalten, aber ... ich habe dann doch mal gegen die Unabhängigkeit gestimmt.
:dunno:
Bin da aber sehr unschlüssig.

Edit: Noch etwas aktuelleres:


Rückschritt in Sachen Menschenrechte
In Taiwan wird das Todesurteil erneut vollstreckt

Zwar ist die Todesstrafe in Taiwan nicht abgeschafft, doch fast fünf Jahre lang wurden keine entsprechenden Urteile vollstreckt. Eine öffentliche Debatte brachte nun den Umschwung. Vier Häftlinge wurden hingerichtet. Die Öffentlichkeit befürwortet dies.
(...)
Dabei sah es lange so aus, als stehe Taiwan kurz davor, die Todesstrafe abzuschaffen. International isoliert und wegen Chinas Machtanspruch von kaum einem Land anerkannt, versucht Taiwan seit Langem, sich als mustergültige Demokratie zu präsentieren. So wurden Mörder fast fünf Jahre lang zwar noch zum Tode verurteilt, aber nicht mehr hingerichtet.

Doch dieses Frühjahr entbrannte plötzlich eine heftige Debatte in Taiwans Öffentlichkeit. Angehörige von Mordopfern und viele Politiker forderten lautstark, dass die mehr als 40 verhängten Todesurteile auch vollstreckt werden. Unter dem öffentlichen Druck knickte die Regierung ein.
(...)
Viele Kritiker bedauern, dass Taiwan die Gelegenheit nicht nutzt, sich vor aller Welt positiv von China abzusetzen. Denn auf der anderen Seite der Taiwanstraße richtet die Volksrepublik mehr Menschen hin als alle Länder weltweit zusammengenommen. Die Hoffnung auf eine schnelle Gesetzesänderung, sagt Juraprofessor Wu, habe er nach den jüngsten Hinrichtungen aber aufgegeben.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/einewelt/1179669/

Edit2:
Wobei natürlich gerade der Vergleich der Menschenrechtslage trotzdem ein Argument für Taiwan wäre. Hm. = (

Justas
08.02.2011, 19:10
Die Taiwaner sind nach so langer Zeit Isolation von China keine Chinesen mehr.Duemmer geht's wohl nimmer :))

Zur Info: Im 2008 wurde dieser Chen Shui-bian abgewaehlt. Jetzt ist wieder Gomindan an der Macht.

Fuer Gomindan kommt die Unabhangigkeit niemals in Frage. Uebrigens, kurz nach seinem Amtsantritt wurde eine erste direkte Flugverbindung zwischen China und Taiwan eroeffnet.

Candymaker
08.02.2011, 19:13
Duemmer geht's wohl nimmer :))

Eigentlich waren sie nie richtige Chinesen, denn auch die Japaner haben dort kulturelle Einflüsse hinterlassen.

Suppenkasper
08.02.2011, 19:22
Wenn man so argumentiert kann man den Vielvölkerstaat China allerdings gleich explodieren lassen. Ich möchte mich gar nicht dazu äußern ob und in welchen Ausmaß das wünschenswert wäre, aber was Du hier anführst trifft auf ganze chinesische Provinzen weitaus mehr zu als auf Taiwan.

Justas
08.02.2011, 19:25
Eigentlich waren sie nie richtige Chinesen, denn auch die Japaner haben dort kulturelle Einflüsse hinterlassen.
Ein Grossteil von chronischen Problemen waeren dieser Welt erspart geblieben, wenn sich Menschen mit Bildungsniveau von Candymaker aus der Aussenpolitik stets heraushalten wuerden.

Justas
08.02.2011, 19:28
Wenn man so argumentiert kann man den Vielvölkerstaat China allerdings gleich explodieren lassen. Ich möchte mich gar nicht dazu äußern ob und in welchen Ausmaß das wünschenswert wäre, aber was Du hier anführst trifft auf ganze chinesische Provinzen weitaus mehr zu als auf Taiwan.Nur ein Mensch, der keine Ahnung von der Entstehungsgeschichte des heutigen Taiwan hat, kann sich diese Art "Argumentation" erlauben.

Er zitiert einen Praesidenten, der vor 2 Jahren abgewaehlt wurde.

EinDachs
08.02.2011, 19:47
Das hängt Vollständig von den Modalitäten ab.
Gegen eine vorsichtige Eingliederung a la "Hongkong" unter Zustimmung der Taiwanesen wird sich wohl kaum ein Argument finden. Gegen eine Eroberung im Tibetstil wohl endlos viele.

borisbaran
08.02.2011, 20:37
Wieso gibt es nicht die Option für die Beibehaltung des von echt asiatischer Weisheit geprägten status quo, sprich "Ein Land, zwei Systeme", der seit Jahrzehnten relativ gut funktioniert hat? Vor allem so lange sich Drittmächte, welche das Ganze einen Scheißdreck angeht, heraus gehalten haben!
Es gibt für beide 3 Positionen ("Anschluss" http://i660.photobucket.com/albums/uu330/cthulhu19887/smileys/zaunpfahl.gif, Unabhängigkeit und Status Quo) genug Anhänger in Taiwan bzw ROC, Dritte hin oder her. Wünschenswert wäre zwar ne Unabhängigkeit, ist aber derzeit unrealistisch, IMNSHO.

EinDachs
08.02.2011, 20:48
Weil sich die Taiwaner über kurz oder lang, sowie dem wachsenden Einfluß Chinas, für eine Alternative werden entscheiden müssen.

Müssen die das?
Momentan fahren alle ganz gut mit dem Status quo. Das dies vmtl nicht das allerletzte Wort in der Frage ist, ist selbstverständlich klar, aber nicht mal China scheint Taiwan momentan als dringende Frage zu betrachten.
Wenn sich die Frage dann stellt, ist die Art und Weise wie sie sich stellt, entscheidend.

Justas
08.02.2011, 21:02
HK gehoert seit 10 Jahren offiziell zu China. Die Grenze ist immer noch da. Die Demos werden nicht niedergeknueppelt, und die Rotchinesen nuetzen HK, um ihre Dessidenten abzuschieben.

Justas
08.02.2011, 21:05
Wenn sich die Frage dann stellt, ist die Art und Weise wie sie sich stellt, entscheidend.

Eine beliebige taiwanesische Muenze verraet ueber die taiwanische Sicht auf Chinas Geschichte mehr als 100 solche Diskussionen wie hier. Das waere aber etwas fuer die Fortgeschrittenen.

EinDachs
08.02.2011, 21:13
Eine beliebige taiwanesische Muenze verraet ueber die taiwanische Sicht auf Chinas Geschichte mehr als 100 solche Diskussionen wie hier. Das waere aber etwas fuer die Fortgeschrittenen.

Ich halt nicht so viel von "numismatischen" Beweisen, aber ich nehm jetzt mal an, dass da ein China eingezeichnet ist. Du verkürzt die taiwanesische Sicht allerdings, wenn du meinst die wollen unter allen Umständen den Anschluss.

Justas
08.02.2011, 21:42
Ich halt nicht so viel von "numismatischen" Beweisen, aber ich nehm jetzt mal an, dass da ein China eingezeichnet ist. Du verkürzt die taiwanesische Sicht allerdings, wenn du meinst die wollen unter allen Umständen den Anschluss.

Nein, nichts mit "ein China". Egal, was man in die Hand nimmt, ueberall findet man das "Jahr seit der Chinesischen Revolution", also seit 1912. Denn sie halten sich zurecht fuer die Erben von Sun Yat-sen.

Und nicht nur auf Muenzen. Diese Zeitrechnung ist ueberall zu finden.

Eine lokale Unabhaengigkeit wuerde fuer sie die Aufgabe jener Ideale bedeuten. Wie gesagt, fuer Gomindan war die Unabhaengigkeit nie das Thema.

EinDachs
08.02.2011, 23:16
Nein, nichts mit "ein China". Egal, was man in die Hand nimmt, ueberall findet man das "Jahr seit der Chinesischen Revolution", also seit 1912. Denn sie halten sich zurecht fuer die Erben von Sun Yat-sen.

Und nicht nur auf Muenzen. Diese Zeitrechnung ist ueberall zu finden.

Eine lokale Unabhaengigkeit wuerde fuer sie die Aufgabe jener Ideale bedeuten. Wie gesagt, fuer Gomindan war die Unabhaengigkeit nie das Thema.

Die Kuomingtang (oder wie immer man sie transkripieren mag) bewegte sich meines Wissens schon in diese Richtung, ich würd vor allem aber zu bedenken geben, dass die nicht der alleinige Faktor sind. Taiwan hätte ja auch die DPP, die zwar momentan in der Opposition ist, sowas kann sich aber auch ändern.

Freikorps
08.02.2011, 23:27
Diese Frage sollten doch die Taiwanesen am besten selbst entscheiden. Der Westen glaubt immer sich überall einmischen zu können und vergißt dabei, daß jedes Volk ein Recht auf Selbstbestimmung hat!

klartext
08.02.2011, 23:48
Darüber zu entscheiden ist alleine die Sache der Bürger von Taiwan.

Justas
09.02.2011, 09:15
Taiwan hätte ja auch die DPP, die zwar momentan in der Opposition ist, sowas kann sich aber auch ändern.Der zitierte Ex-Präsident ist von der DPP. Unter ihm haben sich die Beziehungen zu China verschlechtert. Mr. Ma sieht es anders.

Kuomintang ist die südchinesische (kantonesische) "Leseart".

EinDachs
09.02.2011, 19:36
Der zitierte Ex-Präsident ist von der DPP. Unter ihm haben sich die Beziehungen zu China verschlechtert. Mr. Ma sieht es anders.

Kuomintang ist die südchinesische (kantonesische) "Leseart".

Naja, die DPP ist ja auch eher für die Unabhängigkeit, insofern nicht unwahrscheinlich, dass sich da die Beziehungen verschlechtern. Das "eher" dürft wichtig sein, weil beide Parteien recht komplizierte Positionen haben.
Ich hab mich zugegeben nicht sehr intensiv mit dem Konflikt beschäftigt, aber ich weiß das "Anschluss oder Unabhängigkeit" eine etwas gar arge Übersimplifizierung der taiwanesischen Positionen sind und seien wir mal ehrlich:
Von Taiwan abgesehen geht die Frage höchstens noch China etwas an.

Justas
11.02.2011, 00:44
und seien wir mal ehrlich:
Von Taiwan abgesehen geht die Frage höchstens noch China etwas an.

Was du nicht sagst! Haben die USA, denen nachgesagt wird, ihre Verbuendeten gelegentlich fallen zu lassen, nicht auch ein Woertchen mitzureden? :)

Bruddler
11.02.2011, 01:17
Weil sich die Taiwaner über kurz oder lang, sowie dem wachsenden Einfluß Chinas, für eine Alternative werden entscheiden müssen. Die Taiwaner sind nach so langer Zeit Isolation von China keine Chinesen mehr und haben demnach das Recht auf freie Selbstbestimmung.

Ich darf mal eben:
Es heißt Taiwanesen..... ;)

EinDachs
11.02.2011, 01:39
Was du nicht sagst! Haben die USA, denen nachgesagt wird, ihre Verbuendeten gelegentlich fallen zu lassen, nicht auch ein Woertchen mitzureden? :)

Ja, ein Wörtchen.
Sollten China und Taiwan sich auf einen Zusammenschluss einigen (zugegeben, aktuell nicht so übermäßig wahrscheinlich) wird dies auch wohl mit einem höflichen Nicken zur Kenntnis genommen.

Nestix
16.02.2011, 20:41
Ich bin dafür, dass Taiwan endlich seine Unabhängigkeit erlangen kann!

Zero
16.02.2011, 21:00
Ich vermisse die Wahlmöglichkeit:

Anschluss an Japan!

borisbaran
16.02.2011, 21:03
Ich vermisse die Wahlmöglichkeit:
Anschluss an Japan!
Weil sie völlig idiotisch ist.