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Vollständige Version anzeigen : Musik erweckt Erinnerungen!



Leila
21.01.2011, 16:06
Ihr lieben Leute,

dies wird ein schöner Strang: denn Maxikatze gab ihn mir ein!


***

Anno 1969 war’s: Ich war fünfzehn und mit Freundinnen zu Besuch bei jungen Männern, die sich die Haare lang wachsen ließen. Aus den Lautsprecherboxen einer Dual-Stereoanlage erklang das Musikstück „You Can't Always Get What You Want“ von den Rolling Stones (die LP „Let It Bleed“ kaufte ich anderntags in Zug).

Damals also verspürte mein heutiger Mann (den ich später aus den Augen verlor, um ihm nach vielen Jahren zufällig wieder zu begegnen) das mir rätselhaft erscheinende Bedürfnis, mich auf den Mund zu küssen. – Mein erster Kuß dauerte mindestens so lange, wie das obenerwähnte Musikstück.

http://i4.ytimg.com/vi/gF6dyZ5AEnM/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=gF6dyZ5AEnM)

Gruß von Leila

Nur für jene, die keine Mühe scheuen: Klick! (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=3504555&postcount=4)

frodo
21.01.2011, 19:29
http://www.youtube.com/watch?v=uS870zCCAwM

Weckt Erinnerungen an meine Jugendzeit, wo die Haarespracht noch vorhanden, die Lebenslust, die Freude und die Neugierde gepaart mit ungezügelter Leidenschaft zu manchen Desaster führte und die Liebe zu keimen begann.

Der Augenblick
21.01.2011, 19:33
http://www.youtube.com/watch?v=PcV9eTKvYvo&feature=related

Der Augenblick
21.01.2011, 19:37
http://www.youtube.com/watch?v=-rK2N17sE_c&feature=related

Leila
21.01.2011, 22:01
Zu einem Musikstück, das ich irgendwo auf der Erde von einer Compact Cassette abspielen ließ.

Am letzten Dorf fuhren wir vor etwa einer halben Stunde vorbei und die Räder des Landrovers wühlten sich noch immer munter durch den Schnee. Dann, urplötzlich, stand er still: wir waren auf einen verschneiten Felsbrocken gefahren. Kein Schieben und Stoßen half mehr. Das Thermometer zeigte –35 °C an, der Morgenhimmel war hellblau und wolkenlos, aber dennoch wehte ein schneidiger Wind. Die Männer entschieden, bergab ins Tal zu gehen, um Hilfe zu holen. Ich sollte im Fahrzeug sitzenbleiben und den Motor alle zehn Minuten für eine Weile zum Laufen bringen.

Nun war ich allein mit dem Wind, der mir allmählich das Gefühl der Todesangst einwehte. Ich drückte am Kassettenrecorder die Taste „Play“ und hörte zur Ablenkung die zu meiner Situation passende Musik:

http://i2.ytimg.com/vi/1ygI3BZxdCY/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=1ygI3BZxdCY)

Durch die Windschutzscheibe starrend sah ich, wie der vom Wind hergewehte Schnee auf der Motorhaube haften blieb und bedrohlich anwuchs, von Sekunde zu Sekunde Zentimeter um Zentimeter höher. Wenn das, überlegte ich mir, noch eine Viertelstunde so weitergeht, dann bin ich eingeschneit und ersticke! In panischer Angst verließ ich das Fahrzeug und eilte den Männern bergab hinterher. Auf einer glatten Stelle glitt ich aus und fiel, erstarrt vor Schreck, wie ein steifes Brett auf den Rücken. Nun tat mir alles weh, der Brustkorb aber am meisten. Ich meinte, den rechten Arm ausgekugelt zu haben und versuchte ihn mit kreisenden Bewegungen – so, wie sich die Flügel einer Windmühle bewegen – wieder einzurenken. Dann wurde ich ohnmächtig vor Schmerz. Meine Lebensretter fanden mich auf dem Rückweg zu mir. Als ich in einem Spital erwachte, wurde mir mitgeteilt, daß mein Schlüsselbein entzweigebrochen sei und ich eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hätte.

Die obigen Zeilen schrieb ich zur Erklärung und Entschuldigung meines irreparablen Dachschadens.

Leila

I.Kant
22.01.2011, 00:09
Wir hatten nur die Kunst und das Leben im Sinn und verbrachten eine Woche in Florenz, wohnten in einem Palazzo und am Abend auf der Loggia sassen wir zusammen und haben zur Gitarre gesungen.
Alles schien sich zu verdichten auf Momente, wie durch einen Sog konzentrierte sich mein Leben auf einen Punkt.
Die Gerüche, das Essen, die Liebe, der Wein, das Wasser, das Leben.
Damals schwebte die Musik von Sade über uns, das langsame Bewegen zur Musik, die Nähe und das fallen lassen.
Die Farben der Toscana, Pizza im Regen, warm und nass, das milde Grün, Terracotta, Rotwein, Trauben, warme Steine.

Haunt me
In my dreams
If you please
Your breath is with me now and always
It's like a breeze

So should you ever doubt me
If it's help that you need
Never dare to doubt me

And if you want to sleep
I'll be quiet
Like an angel
As quiet as your soul could be
If you only knew
You had a friend like me

So should you ever doubt me
If it's help that you need
Never dare to doubt me

http://www.youtube.com/watch?v=ymu6PqCgKPw

Leila
25.02.2011, 13:58
Wer weiß das noch? Klar, ich – meines guten Gedächtnisses wegen.

Ich bekam die ungeheure Summe von 100 Schweizerfranken, um sie in Produkte zu verwandeln, die ich nachhause tragen konnte. Im Zürcher Kaufhaus Jelmoli flanierte ich hin und her, unschlüssig, wofür ich diesen Geldbetrag ausgeben sollte. Aus Lautsprechern von der Decke herab erklang ein Lied:

http://i2.ytimg.com/vi/-HhhwUlB9yo/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=-HhhwUlB9yo)

Dieses Lied bewirkte, daß ich Hühnerhaut bekam. Ja, ich weiß, daß ich ein Huhn bin – Franz Konz braucht mir dies nicht zu bestätigen. Was er aber wohl nicht weiß, ist dieses: Ich besitze jenes Lied auf einer Maxisingle und kaufte mir damals einen Minirock, um meine optische Wirkung auf die Männer zu prüfen, die eine verheerende war.

Leila
25.02.2011, 16:25
Heute hörte ich zum wiederholten Male Jimi Hendrix’ Stück mit dem Titel: „Hey Baby“*, um gedanklich in vergangene Zeiten zu versinken, in jene finstren Zeiten, als man mich im Halbdunkel für ein begehrenswertes Stück lebendiges Fleisch hielt, aber niemand mit meinem Intellekt rechnete, der sich machtvoll entwickelte. Und dabei dachte ich irrtümlich, er, Jimi Hendrix, könnte beim Singen und Giarrespielen nur mich allein gemeint haben! – O wie sehr bewunderte ich vor Tausend Jahren den begabten Jimi Hendrix, den ich leider nie persönlich kennenlernte! Er hätte meine Gedichte vertonen können.

http://i4.ytimg.com/vi/w2nr_F22Ew8/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=w2nr_F22Ew8)

* Man sollte es in voller Lautstärke hören!

Leila
25.02.2011, 17:02
Das beste Lied aber, das ich während meiner Adoleszenz vernahm, stammte von den Rolling Stones. Es hieß „Gimmie Shelter“ und war zu hören auf der obengenannten LP „Let It Bleed“.

http://i3.ytimg.com/vi/fhBpUJcpiCg/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=fhBpUJcpiCg)

Tatsächlich das meiner Meinung nach des beste aller der mir damals zu Ohren gekommenen Lieder.

Stanley_Beamish
25.02.2011, 17:40
Das beste Lied aber, das ich während meiner Adoleszenz vernahm, stammte von den Rolling Stones. Es hieß „Gimmie Shelter“ und war zu hören auf der obengenannten LP „Let It Bleed“.

http://i3.ytimg.com/vi/fhBpUJcpiCg/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=fhBpUJcpiCg)

Tatsächlich das meiner Meinung nach des beste aller der mir damals zu Ohren gekommenen Lieder.

:top: Stimmt.

D-Moll
25.02.2011, 19:26
Ja Musik erweckt Erinnerungen.
Deshalb höre ich ab und an auch noch mal den Anglo-Amimüll , den ich eigentich hasse, da übergestülpte Fremdkultur, der 60/70 Jahre ungewollt gern an.

Leila
25.02.2011, 21:55
Kein Mensch muß mir glauben, was ich hier schreibe, aber jeder Mensch, der es liest, kann es zur Kenntnis nehmen. Die Musik begleitete mich durchs ganze Leben! Ohne Musik würde ich augenblicklich krepieren. Sie ist mein Lebenselixier. Als die Compact Disc aufkam und Verbreitung fand, ergriff ich die Gelegenheit, ein gutsortiertes Schallplattengeschäft zu kaufen. Auf einen Schlag erwarb ich so zu einem günstigen Preis mehrere Tausend Schallplatten, ohne finanzielle Gewinnabsicht, sondern aus reiner musikalischer Sucht.

Item. Gerne hätte ich nun den Verweis auf eine Musik gegeben, die mir des Hörens wert erscheint. Ich meine Peter Miegs „Sinfonie“.


„Peter Mieg: Sinfonie (1958), Rondeau symphonique (1964), Combray (1977). Interpreten: Orkiestra Symfoniczna, Polskie Radio i Telewizja (Warszawa), André Froelicher (Dir.), Gallo CD-681, 1991“

Wikipedia

An dieser Stelle gratuliere ich den Autoren der Wikipedia für ihren Fleiß und merke an, daß jeder, der etwas weiß, sein Wissen in sie einfließen lassen sollte, zur Bereicherung des Allgemeinwissens.

Nun, jene „Sinfonie“ erhielt ich von einer Person, die mir unsympathisch war, geschenkt – auf CD. Mehrere Monate danach entschloß ich, sie mir anzuhören. Seither hörte ich sie ungezählte Male, und jedesmal mit noch größerem Vergnügen. Da sie auf YouTube nicht zu hören ist, muß man sie leider kaufen.

Dies ist eine Dauerwerbesendung! Kaufen Sie die CD mit der Sinfonie Peter Miegs! Bitte, kaufen Sie sie! Sie werden nicht von ihr enttäuscht sein. Aber mindestens zehnmal müssen Sie sie hören, um zu erkennen, daß sich der Kauf lohnte!

Brutus
01.03.2011, 13:03
Will mal sehen, ob ich Deinen Rat umsetzen kann?

http://i1.ytimg.com/vi/D5WyQnQJNc4/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=D5WyQnQJNc4&feature=related)

Hurrah, es funktioniert!

Leila
03.03.2011, 20:16
Will mal sehen, ob ich Deinen Rat umsetzen kann?

http://i1.ytimg.com/vi/D5WyQnQJNc4/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=D5WyQnQJNc4&feature=related)

Hurrah, es funktioniert!

Nun siehst Du, hochgeschätzter Brutus, daß meine Ratschläge nicht fruchtlos sind! Und gleich führtest Du das Beispiel eines Dirigenten an, den ich beinahe abgöttisch verehre. Unbedingt empfehle ich Dir den Kauf seiner Interpretation der „Carmen“! – Ende der Dauerwerbesendung.

twoxego
04.03.2011, 11:09
zu Don't Get Me Wrong (http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=10&ved=0CF4QtwIwCQ&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DD_B j8wrXslk&rct=j&q=pretenders&ei=NMdwTbDsB4rysga9h9n7Dg&usg=AFQjCNFc32DPUPdPo-DvfL2TLQN9eQdxhw&sig2=rQfGJ-lQlZ_rOaPIDyIYKg&cad=rja)
der wunderbaren Chrissie Hynde und ihrer Pretenders, fuhr ich 1992, in der nähe
von Wittstock, mit einem VW Bulli einen zufällig da herumstehenden chausseebaum um.
der, das auto und ein mitgeführtes violoncello erlitten dabei jeweils einen totalschaden.
ich hingegen habe nicht einmal einen kratzer von der umherfliegenden frontscheibe abbekommen.

danach kaufte ich alle platten dieser glücksbringenden band.

Hans Huckebein
04.03.2011, 20:22
Das kenne ich nur allzugut!

Momente, urlaube, situationen...wenn das lied kommt wo man es erlebt hat, springt ein film an!:]

Leila
08.03.2011, 23:32
Wir, das heißt zwei Knaben und zwei Mädchen, gingen auf eine lange Wanderung am Fuße irgendeines Gebirges. Als das schöne Wetter sich verschlechterte und wir im Nebel die Orientierung verloren, begannen wir an feuchten Felsen hinauf- und hinabzuklettern. Was ich noch ganz genau weiß, ist dies: meine hübschgewachsenen rotlackierten Fingernägel zerkrümmten sich, brachen ab und zersplitterten am harten Gestein. Kein Leser dieser Zeilen wird mir glauben, daß ich in unserer mißlichen Lage nur ein Bedürfnis hatte, nämlich nochmals das Lied „Down on the corner“ der Musikgruppe „Creedence Clearwater Revival“ zu hören.

http://i3.ytimg.com/vi/nJAjOlp4Tas/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=nJAjOlp4Tas)

Ja, so verblendet war ich damals, im Nebel.

Brutus
12.03.2011, 13:27
So schön, kultiviert und vielleicht sogar verführerisch ist Deutschland mal gewesen, wie es hier die Berliner Philharmoniker mit Richard Wagner demonstrieren: Siegfirieds Rheinfahrt, deutsche Orchesterkunst in höchster Vollendung, leider nur ein Ausschnitt:


http://i2.ytimg.com/vi/mmMx0zSJxMU/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=mmMx0zSJxMU)

Alfred Tetzlaff
12.03.2011, 16:17
Wer kennt ihn noch? Gemeint ist der legendäre Superstar, der über 30 Jahre das Berliner Publikum begeisterte. Otto Reutter, der Klassiker im deutschen Kabarett ist mit seinen Liedtexten aktueller denn je.

http://www.youtube.com/watch?v=G2t6PQTOFBk&feature=related
:cool2:

Brutus
19.03.2011, 13:06
Musik weckt Erinnerungen? Ja, Erinnerungen an Gegenwart und Zukunft.

Wir tanzen auf einem Vulkan, wie die Menschen von 1874, dem Jahr eines großen Börsenkrachs, bei dem es Pleiten und Bankrotte hagelte und sich die Spekulanten reihenweise erschossen haben.

Von ungebrochener Aktualität, *Unter Donner und Blitz*, das fast klingt wie *Unter Erdbeben und Tsunami*. Ein Konzert in Tokio, mit Carlos Kleiber am Dirigentenpult:

http://i4.ytimg.com/vi/OqJK_s7I9EY/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=IomRh4Wir2M)


Das legendäre Stück aus dem Jahr des Börsencrashs, der Batman des 19. Jahrhunderts:

http://i4.ytimg.com/vi/OqJK_s7I9EY/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=OqJK_s7I9EY)

Bruddler
19.03.2011, 13:12
Besonders das Lied "Je t’aime … moi non plus" von Serge Gainsbourg und Jane Birkin erwecken in mir gar wollüstige Erinnerungen.... :D

twoxego
19.03.2011, 13:35
zu jeder der melodien vom trefflichen album "Songs in the Key of Life" des herrn Stevie Wonder, fällt mir der rat ein, den ich jungmännern immer gern gebe:

wenn Ihr die liebe Eures lebens sucht, achtet darauf, dass sie nicht in einer mansarde wohnt.
das gibt nur schmerzhafte beulen am kopf.

ps.:
redet nie mit ihrer "besten Freundin" wenn sie nicht dabei ist.

Stanley_Beamish
19.03.2011, 14:15
Besonders das Lied "Je t’aime … moi non plus" von Serge Gainsbourg und Jane Birkin erwecken in mir gar wollüstige Erinnerungen.... :D

Das Lied war damals ein Skandal, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. :))

Bruddler
19.03.2011, 14:19
Das Lied war damals ein Skandal, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. :))

Wie ich sehe, hast auch Du dieses Lied in vollen Zügen "genossen".... :))

Leila
19.03.2011, 22:35
Heute fiel mir etwas Besonderes ein, etwas, das ich kaum sagen oder schreiben kann. Dennoch teile ich es hier mit, weil ich der Meinung bin, daß es, wie bereits angedeutet, etwas Besonderes ist, das der Mitteilung wert wäre.

Also: Ich besitze mehrere Tausend Schallplatten. Und jede einzelne ist mit einer Erinnerung an ein Erlebnis verknüpft, das nur mir bekannt ist. Meine Schallplattensammlung ordnete ich alphabetisch nach den Namen der Komponisten. Ob dies ein Fehler war? – Zur Zeit überlege ich mir nämlich im Ernst, meine Schallplattensammlung chronologisch nach den nur mir bekannten erlebten Ereignissen zu ordnen und sie mit den Büchern meiner Bibliothek nach dem gleichen Schema zu durchmischen. Nach der Herstellung einer solchen Ordnung könnte ich meine Tagebücher, die mir bloß als Gedächtnisstützen dienten, im Ofen verbrennen.

Was meint Ihr, liebe Leser meiner Zeilen, dazu?

Zur Zeit höre ich Musik von Heinrich Schütz, Gesänge eines Meisters der Tonkunst, welche das höchste und größte Lob verdienen. Ihm habe ich meine hoffentlich unheilbare Sucht nach der Musik zu verdanken.

http://i4.ytimg.com/vi/3avOFzICZcw/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=3avOFzICZcw)

Man sage über mich, was man wolle, aber man vergesse niemals, daß ich mich den Deutschen nach meinem Vermögen dankbar erzeigte.

Koslowski
19.03.2011, 22:55
Heute fiel mir etwas Besonderes ein, etwas, das ich kaum sagen oder schreiben kann. Dennoch teile ich es hier mit, weil ich der Meinung bin, daß es, wie bereits angedeutet, etwas Besonderes ist, das der Mitteilung wert wäre.

Also: Ich besitze mehrere Tausend Schallplatten. Und jede einzelne ist mit einer Erinnerung an ein Erlebnis verknüpft, das nur mir bekannt ist. Meine Schallplattensammlung ordnete ich alphabetisch nach den Namen der Komponisten. Ob dies ein Fehler war? – Zur Zeit überlege ich mir nämlich im Ernst, meine Schallplattensammlung chronologisch nach den nur mir bekannten erlebten Ereignissen zu ordnen und sie mit den Büchern meiner Bibliothek nach dem gleichen Schema zu durchmischen. Nach der Herstellung einer solchen Ordnung könnte ich meine Tagebücher, die mir bloß als Gedächtnisstützen dienten, im Ofen verbrennen.

Was meint Ihr, liebe Leser meiner Zeilen, dazu?

Zur Zeit höre ich Musik von Heinrich Schütz, Gesänge eines Meisters der Tonkunst, welche das höchste und größte Lob verdienen. Ihm habe ich meine hoffentlich unheilbare Sucht nach der Musik zu verdanken.

http://i4.ytimg.com/vi/3avOFzICZcw/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=3avOFzICZcw)

Man sage über mich, was man wolle, aber man vergesse niemals, daß ich mich den Deutschen nach meinem Vermögen dankbar erzeigte.

Ich rate dringend davon ab. Schallplatten sollten nur mit Schallplatten zusammenstehen, weil sie sich so gegenseitig stützen. Anders gelagert werden sie krumm und schief, was zu einem höhreren Verschleiß beim Abspielen führt.

Brutus
26.03.2011, 14:17
Falls es hier Carlos-Kleiber-Fans gibt, schaut Euch das hier an, wie der hypernervöse, primadonnenhaft neurotische Kleiber die Nerven behält, als er in der Scala augebuht wurde. Er läßt sich nichts anmerken, gibt den Einsatz und schlägt den Takt wie ein Militärkapellmeister, wo man erwarten würde, daß er den Taktstock hinschmeißt und davonrennt:

http://i4.ytimg.com/vi/GQY_mwgisfo/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=GQY_mwgisfo)

Einen wunderbaren Eindruck vom Dirigieren Kleibers gibt dieses Video direkt aus dem Orcherstergraben.

http://i4.ytimg.com/vi/oxCo67d1XIo/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=oxCo67d1XIo)

Brutus
27.03.2011, 18:07
Ich wünschte, Musik könnte Erinnerungen an die Zukunft wecken, an Deutschlands Befreiung von der Fremdherrschaft; so wie hier in Beethovens 7., die unter dem Eindruck der sich abzeichnenden Niederlage Napolens entstand und sich zu einem extatischen Jubel steigert; einem Jubel, über den Beethovens Kollege Carl Maria von Weber sagte, *Beethoven ist reif für's Irrenhaus*.

http://i4.ytimg.com/vi/s1qAWcd4rr0/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=Td3mRRne39I&playnext=1&list=PL7279D68C011D54F9)



Wie ein Tanz auf den Gräbern der Besatzer und BRD-Demokraten:

http://i3.ytimg.com/vi/VLkZvsp62iU/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=VLkZvsp62iU)

Brutus
14.04.2011, 12:33
Damit dieses schöne Thema nicht in der Versenkung verschwindet, versuche ich es am Leben zu halten:

Wieder Kleiber, wieder Beethoven, die 7. und ihr einzigartiges Scherzo, das uns wieder einmal zeigt, daß es nichts Unklassischeres gibt, nichts was weniger pompös, pathosdröhnend, gipsern und verkallkt wäre als komponierenden Klassiker.

Beim Beethoven finden wir endlich den revolutionären Geist, den Appell zum Umsturz, Aufrufe, Bonzen und Volkszertreter aufzuhängen und Freude über das Ende der Fremdherrschaft, woran es der in allen Bereichen, auch dem, was sich jugendlich nennt, und jugendlich daherkommt, vollverspießerten BRD so sehr mangelt.

Diesmal dirigiert Kleiber das Bayerische Staatsorchester. Vielleicht fallen dem einen oder anderen ein paar Unterschiede zum Video mit dem Concertgebouworchester auf?

Etwa, daß jetzt der Flötist kein Problem hat, das vorgegebene Tempo zu realisieren, die Pauke markanter präsent ist, und Kleiber den Mittelteil, etwa ab 2:18, ein wenig zügiger nimmt, wodurch der Abschnitt etwas Hymnisch-Ekstatischen bekommt, was sehr gut dazu passt, daß Beethoven die Sinfonie unter dem Eindruck der bevorstehenden Befreiung von der napoleonischen Fremdherrschaft komponierte.

http://i4.ytimg.com/vi/OiEt9y_r-og/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=OiEt9y_r-og&feature=related)

FranzKonz
14.04.2011, 12:46
Damit dieses schöne Thema nicht in der Versenkung verschwindet, versuche ich es am Leben zu halten: ...

http://www.youtube.com/watch?v=48Dk1Ns-Xjk

Das ist ein wahrer Dirigent! ;)

Adunaphel
14.04.2011, 13:04
http://www.youtube.com/watch?v=48Dk1Ns-Xjk

Das ist ein wahrer Dirigent! ;)

Danke fürs Einstellen!

:lach::lach::lach::lach::lach:

Adunaphel
14.04.2011, 13:17
Das weckt wunderschöne Erinnerungen:

http://www.youtube.com/watch?v=ZPz2FxSPbrQ&feature=related

sibilla
14.04.2011, 14:57
oiwei wieder ein genuß :hihi::hihi:

http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=1&ved=0CBoQtwIwAA&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DRAx 0P-8n5K4&rct=j&q=hape%20kerkeling%2Bhurtz&ei=TfymTfLlEof1sgaAuLX7Bg&usg=AFQjCNHlT6HTZKzFjuKaNZkmnLqqmYhw4A&cad=rja

lachende grüßle s,

es ist ja schön, daß er nicht: der wolf, das lamm, fuurtz gesungen hat (oder denselbigen gelassen hat)

na, da wäre die verarsche aber sofort aufgeflogen, nä?

Brutus
14.04.2011, 15:20
Beim Beethoven finden wir endlich den revolutionären Geist, den Appell zum Umsturz, Aufrufe, Bonzen und Volkszertreter aufzuhängen und Freude über das Ende der Fremdherrschaft, woran es der in allen Bereichen, auch dem, was sich jugendlich nennt, und jugendlich daherkommt, vollverspießerten BRD so sehr mangelt.


Dieses Stück, das mit seinem jugendlichen Revolutionsgeist die durch und durch miefige, stickige, feige, duckmäuserische und kriecherische BRD, seelisch betrachtet geradezu vom Tisch fegt, wurde am 13. April 1812, vor genau 199 Jahren, fertiggestellt.

Brutus
17.04.2011, 13:18
Am Sonntag gestatte ich mir einen Ausflug in die Unterhaltungsmusik. Wie wär's mit Tango?

Strawinsky und Hindemith haben Tangos komponiert, Astor Piazolla natürlich, auch und diesem Tanz damit gewissermaßen die höheren Weihen verliehen, wie das die Komponisten des Barock in ihren Suiten mit den damaligen Tänzen getan haben. Johann Sebastian Bachs Chaconne für Violine Solo geht auf einen spanischen Tanz zurück, die Ciaconna.

Zurück zum Tango. Nehmen wir als erstes die Urfassung durch Carlos Gardel, Por una Cabeza:

http://i1.ytimg.com/vi/8dStp5hq294/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=8dStp5hq294)



Und jetzt das Gleiche von Itzhak Perlman, serviert mit einem geigerischen Schmäh, einer Kunst, Triviales mit größter musikalischer Raffinesse zu veredeln, die seit Fritz Kreisler Ihresgleichen sucht. Ab 0:32 legt Perlman mit seiner fast rattenfängerhaften Verführungskunst los:

http://i3.ytimg.com/vi/JAKjXHctkGw/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=JAKjXHctkGw)

Brutus
19.04.2011, 09:03
Wenn's sonst keiner tut, versuch' halt ich, den Strang am Leben zu halten. Zur Osterwoche paßt ein Stück, aus dem eine Verlassenheit spricht, die ansonsten mit der Situation am biblischen Ölberg in Verbindung gebracht wird, Beethoven, Hammerklaviersonate, dritter Satz, mit Valentina Lisitsa am Klavier:


http://i4.ytimg.com/vi/WZOCQJppHsg/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=WZOCQJppHsg)




Zweiter Teil und Überleitung in den vierten Satz:


http://i4.ytimg.com/vi/WxkAG8XZwXk/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=WxkAG8XZwXk)

Valentina Lisitsa hat die Videos selbst ins Netz gestellt. Sie beantwortet auch Fragen und stellt sich ganz uneitel auch der Kritik. Blond muß tatsächlich nicht immer gleichbedeutend mit blöd sein; vorausgesetzt es handelt sich nicht um eine Deutsche oder Amerikanerin. In puncto Beethoven-Interpretation freut es mich, daß Lisitsa Wilhelm Backhaus schätzt.

Brutus
21.04.2011, 14:03
Vorhin habe ich mich über die deutsche kulturelle Miserabilität ausgelassen. Als einen von unzähligen möglichen Beweisen bringe ich die überragende Aufnahme der Violinsonate Nr. 1 von Robert Schumann, gespielt von zwei Franzosen, Renaud Capuçon (Violine), am Klavier Hélène Grimaud, sephardische Jüdin. Leider sind die ersten beiden Sätze der Sonate nicht mehr auf Youtube vorhanden.

Nachhilfe in deutscher Kultur, erteilt von einem Franzosen und einer Jüdin!

http://i2.ytimg.com/vi/qy9IlpmADl4/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=qy9IlpmADl4)

Ich weiß nicht, welche Interpretation besser ist, die mit Grimaud und Capuçon oder Yehudi und Hephzibah Menuhin?

Erbärmlichkeit und Miserabilität, Eure Heimat ist Deutschland, das Land der dümmsten und schäbigsten Materialisten.

Eukalyptusbonbon
21.04.2011, 14:35
Ich weiß nicht, welche Interpretation besser ist, die mit Grimaud und Capuçon oder Yehudi und Hephzibah Menuhin?

Ich würde Argerich/Kremer empfehlen (zwei Juden).

Verstehe auch nicht ganz, warum Du Dich so aufregst. Genieß die Musik und entspann Dich.

Brutus
21.04.2011, 14:38
Ich würde Argerich/Kremer empfehlen (zwei Juden). Verstehe auch nicht ganz, warum Du Dich so aufregst. Genieß die Musik und entspann Dich.

Seit wann ist Martha Argerich jüdisch? Bitte um weitere Infos!

Eukalyptusbonbon
21.04.2011, 14:41
Seit wann ist Martha Argerich jüdisch? Bitte um weitere Infos!

Seit ihrer Geburt:

http://www.classicalmusicguide.com/viewtopic.php?f=11&t=31166&view=previous

Brutus
21.04.2011, 15:25
Verstehe auch nicht ganz, warum Du Dich so aufregst. Genieß die Musik und entspann Dich.

Genuß ist für mich ein gutes Glas Rotwein oder ein tolles Menü mit allem Pipapo, aber Kunst mit dieser Vorstellung von Genuß zu verbinden, fällt mir, vorsichtig gesagt, schwer.

Bei Kunst interessiert mich vor allem die seelische Bewegung. Ob man das als Genuß bezeichnen möchte, sei dahingestellt.

Zu Martha Argerich habe ich über Deinen Link leider nur eine nicht weiter belegte Behauptung gefunden. Natürlich kann auch Unbelegtes oder Unbewiesenes richtig sein, es steht halt auf ziemlich wackliger Grundlage.

Eukalyptusbonbon
21.04.2011, 16:25
Genuß ist für mich ein gutes Glas Rotwein oder ein tolles Menü mit allem Pipapo, aber Kunst mit dieser Vorstellung von Genuß zu verbinden, fällt mir, vorsichtig gesagt, schwer.

Bei Kunst interessiert mich vor allem die seelische Bewegung. Ob man das als Genuß bezeichnen möchte, sei dahingestellt.

Zu Martha Argerich habe ich über Deinen Link leider nur eine nicht weiter belegte Behauptung gefunden. Natürlich kann auch Unbelegtes oder Unbewiesenes richtig sein, es steht halt auf ziemlich wackliger Grundlage.

Doch, im ersten Beitrag wird auf einen Lexikonartikel verwiesen:

Martha Argerich

"Martha Argerich (born June 5, 1941) is a concert pianist of Argentine Jewish origin."

http://www.associatepublisher.com/e/m/ma/martha_argerich.htm

Argerich entstammt wie Barenboim aus der großen jüdischen Gemeinde Argentiniens.

Brutus
22.04.2011, 18:13
Zum Karfreitag Bachs Matthäuspassion, der Eingangschor, *Kommt ihr Töchter, helft mir klagen*, mit Philippe Herreweghe und dem Collegium Vocale Gent in historischer Aufführungspraxis.




http://i2.ytimg.com/vi/EhjJAJdmKOE/default.jpg ( http://www.youtube.com/watch?v=EhjJAJdmKOE)

Brutus
22.04.2011, 20:48
Nochmal Matthäus-Passion, *Erbarme dich, mein Gott*, mit konzertierender Solovioline. Es singt Delphine Galou, begleitet vom Orchester *Les Siècles* unter François-Xavier Roth.

Mich verblüfft jedesmal, welch stilsicheren und - meinem Empfinden nach - *richtigen* Zugang gerade Franzosen zu so deutscher Kunst wie der von Bach und Schumann haben.


http://i3.ytimg.com/vi/BBeXF_lnj_M/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=BBeXF_lnj_M )

Brutus
27.04.2011, 10:26
Als Anregung, sich mit dem Größten und Schönsten zu beschäftigen, was je ein Mensch gemacht hat, Beethovens Streichquartette, ein kleiner Film über das deutsche Artemis-Quartett.


http://i2.ytimg.com/vi/aSb_Ym_Hb_4/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=aSb_Ym_Hb_4)



Selbstverständlich gilt der Superlativ mit dem Größten und Schönsten, was sich je ein Mensch ausgedacht hat, für jedes Kunstwerk, das dem Zuhörer, Zuschauer, Betrachter oder Leser im Moment der Rezeption den Eindruck gibt, Besseres sei nie von jemandem gemacht worden.

Beethoven erwähne ich so gerne, weil er eine Figur war, die für Freiheit im Allgemeinen und Deutschlands Befreiung von der Fremdherrschaft im Besonderen steht, worin er sich sehr vorteilhaft von einem rückgratlosen Opportunisten und Hofschranzen wie Goethe unterscheidet sowie fast allen BRD-Künstlern und -Intellektuellen.

Die Geigerin Natalia Prischepenko und ihre drei deutschen Kollegen geben zugleich ein ausgezeichnetes Beispiel, wie viel man mit einer russisch-deutschen Kooperation erreichen könnte. Weltniveau, mindestens!

Am Ende des Videos hören wir den Schlußsatz des zweiten Rasumowsky-Quartetts, das seine Entstehung einem Auftrag verdankt, den der damalige russische Botschafter in Österreich, Fürst Andreas Kyrillowitsch Rasumowsky, Beethoven erteilte.

Unter den Sponsoren des vom Wiener Hof geschnittenen Beethoven finden wir später noch einen russischen Fürsten, Nilolai Borisowitsch Golizyn, der bei Beethoven die späten Quartette bestellte - und bezahlte.

Brutus
14.05.2011, 12:51
Nach den Dirigenten und Pianisten bring' ich mal was über Geiger. So unterschiedlich kann man den in Hamburg geborenen Brahms spielen. Einmal Julia Fischer, danach Jascha Heifetz.


http://www.youtube.com/watch?v=JWGrZgRf8wo

Jetzt Jascha Heifetz, der den Ungarischen Tanz Nr 7 mit einer Raffinesse und Intelligenz serviert, die den, der dafür empfänglich ist, an die Verführungskunst und Suggestion eines geigenden Rattenfängers denken lassen:


http://www.youtube.com/watch?v=AfDXZ4RCm6U

Brutus
14.05.2011, 13:20
Und nochmal Heifetz mit einem virtuosen Dessert, wie nur er es so effektvoll servieren konnte. Henryk Wieniawski, Polonaise No. 1:


http://www.youtube.com/watch?v=21dsRBeIy8A

Brutus
21.05.2011, 17:32
Wenn die Niedertracht in Flutwellen über uns hereinbricht, also so gut wie jeden Tag, tut es gut, daran zu denken, daß sich unsere Existenz nicht allein in blutsaugerischer Gier und sonstigen Erbärmlichkeiten erschöpft.

Johann Sebastian Bachs Sarabande aus der Sonate für Violine solo in d-moll erscheint unter diesem Aspekt fast wie eine Botschaft aus einer besseren Welt, die Bach, materiell gesehen, aus nichts anderem baut als einer Holzkiste, vier Schafsdärmen und einem mit Roßhaaren bespannten Stöckchen.





http://www.youtube.com/watch?v=u9b20LexptY&feature=fvst

Brutus
22.05.2011, 13:12
Fällt jemandem etwas zum heutigen schönen 22. Mai ein? Am 22. Mai 1813 wurde Richard Wagner geboren, im gleichen Jahr wie Georg Büchner und Giuseppe Verdi, und am gleichen Tag erlebte 1874 Verdis Messa da Requiem für Gioacchino Rossini und Alessandro Manzoni ihre Uraufführung.

Zu Ehren Richard Wagners jetzt das Vorspiel zum 1. Aufzug der Meistersinger von Nürnberg. Die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann, bei dem das musikalische Ergebnis so extrem vom Pultgebaren absticht wie bei Pierre Boulez, der ebenfalls ein Dirigent zum Zuhören, nicht Zusehen ist:






http://www.youtube.com/watch?v=pNdLpJILRzs

Brutus
22.05.2011, 14:18
Als Gegenüberstellung ein Dirigent mit vollendeter Pultästhetik, Carlos Kleiber, mit dem Vorspiel zu Tristan und Isolde, 1. Aufzug, gefilmt im Orchestergraben von Bayreuth:




http://www.youtube.com/watch?v=4nncPW69478

Unschlagbarer
06.06.2011, 07:33
http://www.youtube.com/watch?v=48Dk1Ns-Xjk

Das ist ein wahrer Dirigent! ;)Ein persönliches Statement...

Was hältst du dagegen von Bernstein als Dirigent?

http://www.youtube.com/watch?v=WlURvraEmeY&NR=1

Bernstein ist für mich einer der besten Dirigenten aller Zeiten.
Ich will den andern allen aber damit kein Unrecht antun.

Sheldon
06.06.2011, 08:49
http://www.youtube.com/watch?v=48Dk1Ns-Xjk

Das ist ein wahrer Dirigent! ;)

Alles nur geklaut. Hier das deutsche Original

http://www.youtube.com/watch?v=C8akkBNLMnE

Brutus
25.06.2011, 12:47
Sollte es hier Freunde und Bewunderer von Gustav Mahler geben, lege ich ihnen an's Herz, was ich gestern gefunden habe, und was, so verdreht sich das anhören mag, in Teilen bei weitem aktueller ist als alles, was Medien und Politik jeden Tag vor uns auskippen: Zwölf Lieder aus Des Knaben Wunderhorn, einer von Clemens Brentano und Achim von Arnim veröffentlichte Sammlung von Volksliedtexten.

Pierre Boulez dirigiert das Cleveland Orchestra, es singen Magdalena Kozena und der im niederbayrischen Straubing geborene Christian Gerhaher.

Vielleicht wäre eine Anregung, zuerst die Texte zu lesen, sie auf sich wirken zu lassen und danach zu hören, was Gustav Mahler dazu eingefallen ist.

Mit Blick auf die Tagesgeschehen erweisen sich vor allem folgende Lieder von geradezu makabrer Aktualität:

Das irdische Leben
ab 14:13

"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir säen geschwind."

Und als das Korn gesäet war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir ernten geschwind."

Und als das Korn geerntet war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir dreschen geschwind."

Und als das Korn gedroschen war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir mahlen geschwind."

Und als das Korn gemahlen war,
Rief das Kind noch immerdar:
"Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir backen geschwind."

Und als das Brot gebacken war,
Lag das Kind auf der Totenbahr.


Revelge
ab 16.53

Des Morgens zwischen drein und vieren,
Da müssen wir Soldaten marschieren
Das Gäßlein auf und ab;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Mein Schätzel sieht herab.

"Ach Bruder jetzt bin ich geschossen,
Die Kugel hat mich schwer getroffen,
Trag mich in mein Quartier,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Es ist nicht weit von hier."

"Ach Bruder, ich kann dich nicht tragen,
Die Feinde haben uns geschlagen,
Helf dir der liebe Gott;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ich muß marschieren bis in Tod."

"Ach, Brüder! ihr geht ja an mir vorüber,
Als wär's mit mir vorbei,
Ihr Lumpenfeind seid da;
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ihr tretet mir zu nah.

Ich muß wohl meine Trommel rühren,
Sonst werde ich mich ganz verlieren;
Die Brüder dick gesät,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Sie liegen wie gemäht."

Er schlägt die Trommel auf und nieder, rührt
Er wecket seine stillen Brüder,
Sie schlagen ihren Feind,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Ein Schrecken schlägt den Feind.

Er schlägt die Trommel auf und nieder,
Da sind sie vor dem Nachtquartier schon wieder,
Ins Gäßlein hell hinaus,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Sie ziehn vor Schätzleins Haus.

Des Morgen stehen da die Gebeine
In Reih und Glied sie stehn wie Leichensteine,
Die Trommel steht voran,
Tralali, Tralalei, Tralala,
Daß sie ihn sehen kann.


Wo die schönen Trompeten blasen
ab 34:50

Wer ist denn draußen und wer klopfet an,
Der mich so leise, so leise wecken kann?
Das ist der Herzallerliebste dein,
Steh auf und laß mich zu dir ein!

Was soll ich hier nun länger stehn?
Ich seh die Morgenröt aufgehn,
Die Morgenröt, zwei helle Stern,
Bei meinem Schatz, da wär ich gern,
bei meiner Herzallerliebsten.

Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein;
Sie heißt ihn auch wilkommen sein.
Willkommen, lieber Knabe mein,
So lang hast du gestanden!

Sie reicht ihm auch die schneeweiße Hand.
Von ferne sang die Nachtigall
Das Mädchen fing zu weinen an.

Ach weine nicht, du Liebste mein,
Aufs Jahr sollst du mein eigen sein.
Mein Eigen sollst du werden gewiß,
Wie's keine sonst auf Erden ist.
O Lieb auf grüner Erden.

Ich zieh in Krieg auf grüner Heid,
Die grüne Heide, die ist so weit.
Allwo dort die schönen Trompeten blasen,
Da ist mein Haus, von grünem Rasen.


Der Tamboursg'sell
ab 44:45

Ich armer Tambourgesell,
Man führt mich aus dem Gwölb,
Wär ich ein Tambour blieben,
Dürft ich nicht gefangen liegen.

O Galgen, du hohes Haus,
Du siehst so furchtbar aus,
Ich schau dich nicht mehr an,
Weil i weiß, daß i gehör dran.

Wenn Soldaten vorbeimarschieren,
Bei mir nicht einquartieren.
Wenn sie fragen, wer i g'wesen bin:
Tambour von der Leibkompanie.

Gute Nacht, ihr Marmelstein,
Ihr Berg und Hügelein.
Gute Nacht, ihr Offizier,
Korporal und Musketier.

Gute Nacht! Ihr Offizier',
Korporal und Grenadier!
Ich schrei mit lauter Stimm,
Von euch ich Urlaub nimm.
Gute Nacht! Gute Nacht.




http://www.youtube.com/watch?v=keEHCa6Q998

Unschlagbarer
25.06.2011, 18:09
Genuß ist für mich ein gutes Glas Rotwein oder ein tolles Menü mit allem Pipapo, aber Kunst mit dieser Vorstellung von Genuß zu verbinden, fällt mir, vorsichtig gesagt, schwer.

Bei Kunst interessiert mich vor allem die seelische Bewegung. Ob man das als Genuß bezeichnen möchte, sei dahingestellt.Dann kennst du das gar nicht, wenn dir bei wirklich guter klassischer oder Barockmusik oder bei einer fantastischen Arie ein Schauer über den Rücken läuft? Bist ziemlich arm dran...


Übrigens, deine Signatur
"Nichts wird so fest geglaubt wie das, was am wenigsten bekannt ist"sollte wohl eher lauten, dass Unwahrscheinliches, Verrücktes umso mehr geglaubt wird, je unwahrscheinlicher und verrückter es klingt. (Bestes Bsp.: Religion) Wie soll man etwas glauben, was man gar nicht kennt?

Leila
29.06.2011, 15:53
Sommerzeit.

Ich lag nach Mitternacht in Oberarth auf einer Wiese, umschlängelt von den Liebkosungen eines Jünglings. Um meine Gunst zu erlangen, erklärte er mir den Sternenhimmel. „Dort ist der ‚Große Bär‘“, erklärte er mir, mit seiner rechten Hand wissend auf ihn zeigend, „der auch ‚Großer Wagen‘ genannt wird.“ – Ich zog in Gedanken ganz andere Linien und dachte über die Bedeutung der Wörter Willkürlichkeit und Einbildung nach.

http://i4.ytimg.com/vi/7ppmdvXsMBE/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=7ppmdvXsMBE)

Verrari
29.06.2011, 17:27
Der gute alte Paolo Conte. (http://www.youtube.com/watch?v=JIreC3Acu_A)
Song und Rhythmus sind einfach genial, vielleicht auch weil italienisch?

So viel ich weiß kam der Song in dem Film "Safecrackers" vor:

http://www.youtube.com/watch?v=JIreC3Acu_A

Brutus
27.07.2011, 16:46
Um sich eine Vorstellung zu machen, welche Einstellung nötig ist, sich aus der Fremdherrschaft zu befreien und mit den Eliten abzurechnen wie anno 1789 ff., gibt es nicht Besseres als das hier. Aktueller als heute sind Beethoven und sein sinfonisches Plädoyer für Völkerfreiheit und Guillotine nie gewesen!





http://www.youtube.com/watch?v=kPpnK8L-G_o&feature=related

Brutus
27.07.2011, 17:02
Um sich eine Vorstellung zu machen, welche Einstellung nötig ist, sich aus der Fremdherrschaft zu befreien und mit den Eliten abzurechnen wie anno 1789 ff., gibt es nicht Besseres als das hier. Aktueller als heute sind Beethoven und sein sinfonisches Plädoyer für Völkerfreiheit und Guillotine nie gewesen!



Das hier ist die ekstatische Freude, wenn die Fremdherrschaft beendet ist und BRD-Politiker, Bonzen und Eliten an Galgen und Laternen baumeln:






http://www.youtube.com/watch?v=S1lg55krMCQ