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Vollständige Version anzeigen : Wiener Caféhaus - Kultivierte Plauderei



sisyphos
15.01.2011, 12:29
Das ist zwar nicht Wien, aber das ist auch kein Caféhaus.

http://www.hofburg.com/cms/upload/header/hofburg_wien/kaffeehaus.jpg

frodo
15.01.2011, 19:47
Ich schrieb am 15 10 2009:

Friedrich Torberg
Einer der letzten großen jüdischen Schriftsteller aus einer versunkenen Zeit. Die Donaumonarchie in ihrer kulturellen Vielfalt, in ihrem Sprachengewirr und den großen Zentren Wien und Prag gebar diesen großen Sohn Österreichs. Leider geraten seine so großartigen Werke immer mehr in die hinteren Ränge. Ein Vorgang der sehr schmerzlich für mich ist, da gute Geschichten, Humoresken und Tragödien Mangelware sind. Sein Sprachwitz, sein Humor, sein wunderbar satirisch gehaltener Briefverkehr und seine legendären Werke sind lesenswert. Er verkörpert wie kein anderer das damalige Lebensgefühl, die wienerische Kaffeehauskultur und den jüdischen Intellekt.

Er verbrachte wohl die meiste Zeit seines Lebens im Wiener Kaffeehaus, wo er seinesgleichen fand, sich inspirieren ließ und ihr Höhepunkte verschaffte.

sisyphos
16.01.2011, 09:20
Ich schrieb am 15 10 2009:

Friedrich Torberg
Einer der letzten großen jüdischen Schriftsteller aus einer versunkenen Zeit. Die Donaumonarchie in ihrer kulturellen Vielfalt, in ihrem Sprachengewirr und den großen Zentren Wien und Prag gebar diesen großen Sohn Österreichs. Leider geraten seine so großartigen Werke immer mehr in die hinteren Ränge. Ein Vorgang der sehr schmerzlich für mich ist, da gute Geschichten, Humoresken und Tragödien Mangelware sind. Sein Sprachwitz, sein Humor, sein wunderbar satirisch gehaltener Briefverkehr und seine legendären Werke sind lesenswert. Er verkörpert wie kein anderer das damalige Lebensgefühl, die wienerische Kaffeehauskultur und den jüdischen Intellekt.

Er verbrachte wohl die meiste Zeit seines Lebens im Wiener Kaffeehaus, wo er seinesgleichen fand, sich inspirieren ließ und ihr Höhepunkte verschaffte.


Ja ich liebe Wien und werde es zweifelsohne noch besuchen müssen. Belagerungen von Kaffeehäusern wird unerlässlich sein für meine geistige Bereisung Europas, die noch ansteht, denn ich möchte darüber schreiben, aber was viel wichtiger ist, ich möchte Europa durchleben, man spricht so häufig davon, aber mir scheint: die wenigsten leben Europa.

Torberg kannte ich noch nicht, kannst du mir etwas über ein Werk von ihm erzählen? :)

sisyphos
16.01.2011, 09:49
Habe soeben folgendes Buch angefangen. Die Macht des Gewissens - von Sokrates bis Sophie Scholl. Ein Buch, dass ich erst nicht lesen wollte, da ich fürchtete mit gewissenhaften Blabla erdrückt zu werden, aber habe dann doch angefangen, aber nur wegen Sokrates und die Sophie ist ja auch ganz nett.

Also begann ich, wie ich meistens beginne, morgens bei einem Kaffee, und war überrascht über den angenehmen Stil des Autors. Wenn mir ein Autor angenehm ist, dann unterstreich ich seinen Text, hebe die schlauen, gehaltvollen Sätze hervor, um die Konfrontation mit dem Text auf eine optische Ebene zu heben. ( :)) )

Freilich werde ich euch dies nicht vorenthalten, folgendes vor erst:


"Ich will die Wahrheit sagen und muss es tun, sollte es mir zwanzig Hälse kosten, auf dass mir einst der Spruch nicht gesprochen werde" - M. Luther.

Wie alle wirklichen Männer kannte er die Furcht ( deren Überwindung ja erst zur Tapferkeit führt ) Und sich zu fürchten hatte er Grund genug. Man hatte nicht vergessen, auch wenn nun schon hundert Jahre vergangen waren, welches Schicksal dem tschechischen Reformator Johann Hus in Konstanz bereitet worden war. Ihm hatte der König Sigismund feierlich zugesichert, frei zu gehen, frei zu verweilen, frei zurückzukehren, und er war dennoch, von der Kirche als Ketzer verurteilt, auf dem Scheiterhaufen geendet.

Luther als Beispiel für Gewissen. Der Ursprung der Philosophie des Gewissens stammt mithin aus der religiösen Ethik und Moral. Ein gutes Beispiel hier auch der Saulus, der durch die Erscheinung Christi bei Damaskus zu Paulus wurde, und dadurch vom Christenverfolger zum Apostel des Herrn. ( syneidesis )

marc
16.01.2011, 09:50
Nach Wien würde ich auch gerne mal - die Wiener Philharmoniker hören, ins Burgtheater gehen und in die Karlskirche, in ein Caféhaus freilich auch und mich dann irgendwo betrinken. Nur ist selbverständlich zu befürchten, daß die Schnittmenge zwischen dem konkreten und dem geistesgeschichtlichen Wien (der zwei Wiener Schulen z.B.) so gering wie bei den anderen westeuropäischen Großstädten auch ist; sie erinnern ja eigentlich alle an schöne und geheimnisvolle Operndiven, aus denen dann überschuldete und kettenrauchende Wracks geworden sind, deren einst edles Antlitz sich nur noch in seltenen Augenblicken erahnen läßt.
Und wie stark wird das "Wiener Flair" wohl noch duften? Wird es nicht einfach auch nach McDonalds, Douglas, Kaufhaus riechen - und nach einigen toten Touristenattraktionen, die von Museumswächtern und "Berühren verboten!"-Schildern umringt werden?
Tja.
"Europa durchleben".
Hm.
Wie heißt es bei Henry Miller:

"Europa ist gesättigt mit Kunst, sein Boden ist voll toter Gebeine, und seine Museen bersten von geraubten Schätzen; aber was Europa nie gehabt hat, ist ein freier, gesunder Geist, das, was man einen Menschen nennen könnte. Goethe kam dem am nächsten, aber Goethe war mit Whitman verglichen ein Popanz (a stuffed shirt). Goethe war ein achtbarer Bürger, ein langweiliger Pedant, ein universeller Geist, aber mit der deutschen Schutzmarke, mit dem Doppeladler gestempelt. Die heitere Ruhe Goethes, die Gelassenheit, die olympische Haltung sind nur die schläffrige Stumpfheit (the drowsy stupor) einer deutschen bürgerlichen Gottheit. Goethe bedeutet ein Ende. Whitman einen Anfang."

frodo
16.01.2011, 19:03
Torbergs Werke wie: Der Schüler Gerber, Die Tante Jolesch sind Klassiker. Letzteres beschreibt wunderbar die Eigentümlichkeiten der Habsburger Monarchie, das Leben in Prag und Wien. Empfehlenswert ist auch sein Briefverkehr mit den Verlegern (Pegasus im Joch).
Zitat von Torberg:
„Ich bin ein Jud. Ich lebe in Österreich. Ich war in der Emigration. Ich hab was gegen Brecht... Etwas davon schadet mir immer.“

– Friedrich Torberg, Die Welt der Tante Jolesch [11]

Laci
21.01.2011, 17:12
Torbergs Werke wie: Der Schüler Gerber, Die Tante Jolesch sind Klassiker. Letzteres beschreibt wunderbar die Eigentümlichkeiten der Habsburger Monarchie, das Leben in Prag und Wien. Empfehlenswert ist auch sein Briefverkehr mit den Verlegern (Pegasus im Joch).
Zitat von Torberg:
„Ich bin ein Jud. Ich lebe in Österreich. Ich war in der Emigration. Ich hab was gegen Brecht... Etwas davon schadet mir immer.“

– Friedrich Torberg, Die Welt der Tante Jolesch [11]


Ich habe Kantor immer gerne gelesen, aber man kann auch einige Kritik über ihn anmelden, seine hasserfüllte Brecht Verfolgung mutet sieht man sich beider Werk an, als wolle ein kleiner Pinscher eine große Eiche dadurch entwerten das er das Bein hebt und ihren Stamm anschifft.
Auch versuchte er sich selber immer wieder in die Nähe der wirklich Großen seiner Zunft in Wien zu rücken, ein grober Unfug, er schrieb einfach nicht in der Liga in der Joseph Roth, Schnitzler, Kraus usw.geschrieben haben, sondern gut eine Liga darunter.
Am wenigsten sympathisch habe ich die Meldung gefunden, das seine köterhafte Brechthetze eine bezahlte Auftragsarbeit politischer Meinungsmache für den CIA war.
Trotzdem habe ich ihn immer gerne gelesen, und die Tante Jolesch nehme ich auch heute oft noch zur Entspannung und Erheiterung in die Hand.

frodo
21.01.2011, 19:21
Lieber Jaci!
Keineswegs möchte ich Hrn. Torberg in den Olymp der Literaten heben, oder gar als unfehlbaren Menschen darstellen. Das war er sicher nicht. Aber wie sie in ihrem Schlußsatz schrieben: Trotzdem....

sisyphos
26.01.2011, 21:29
hallo. guten abend. :)

achja, dass ist so eine art künstlerischer spamthread ( im sinne des caféhausidealismus ). werde meine aktivitäten in diesem forum weitgehend auf das kunstforum begrenzen und nur noch gelegentlich andernorts schreiben, weil es sich, wie ich immer wieder betrübt feststellen muss, nicht lohnt.

http://view.stern.de/de/picture/50386/Nebel-Morgenlicht-Flu%DF-Morgennebel-Grau-Natur-%26-Landschaft-510x510.jpg

http://www.youtube.com/watch?v=0XN3dEEdXoc&feature=related

sisyphos
26.01.2011, 21:47
Nocte Obducta - Aschefrühling

http://www.youtube.com/watch?v=pZ6hJ0D_mOs&feature=related

Brutus
26.01.2011, 22:03
Demokratenvolkes Nachtlied.

Ueber allen Kipferln ist Ruh.
In den Wipfeln spuerest Du
Kaum einen Hauch.
Die Bäcker schlafen im Walde,
Warte nur, balde
Hast nix im Bauch!

Frei nach Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit.

sisyphos
29.01.2011, 02:48
Das ist langweilig. Hab auch keinen bock mehr hier zu schreiben.

Sagen wir, meine Idee eines offenen Plauderthreads, war für den Eimer.

Dafür sind die hiesigen Foristen wohl nicht gemacht.