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Vollständige Version anzeigen : Was ist eigentlich 'Ehre'?



Parker
03.01.2011, 23:58
Ich will hier nicht auf irgendwelche theoretischen Konzepte hinaus, sondern auf das, was wirklich gefühlt und gelebt wird.

Grundsätzlich glaube ich, es gibt da, mal ganz platt betrachtet, 2 sehr unterschiedliche Konzepte, die ich mit 'nördlich' und 'südlich' ganz ordentlich bezeichnet finde, auch wenn zu berücksichtigen ist, daß etwa in Japan der nördliche Typ vorherrscht. Narzißtisch geprägt, was keineswegs negativ gemeint ist, sind sie beide.

Ich erkläre mal, so platt, wie ich gerade angefangen habe, weiter.

Der südliche Ehrbegriff beruht auf der Grundannahme, die Ehre berechtige dazu, von anderen etwas zu erwarten. Aufgrund meiner Ehre steht mir zu... und wenn nicht, gibt es Ärger. Was gucksdu...?

Der nördliche Ehrbegriff hat im Gegensatz dazu eine durchaus masochistische Komponente, denn hier bringt die Ehre keine Rechte mit sich, sondern sie verpflichtet zu Verhalten, das sehr wohl selbstschädigend sein kann. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die sprichwörtliche Nibelungentreue.

PSI
04.01.2011, 00:25
Der Ehrbegriff den du "südlich" nennt ist bloß eine unlautere Verwendung des Wortes in Ghettos und hat mit Kultur und Herkunft so erstmal nichts zu tun, sondern mit Begriffsverschiebung.
"Ehre" ist dort nur aus das "Ich" bezogen "meine Ehre".
Die Ehre des Anderen wird ignoriert und als unwichtig betrachtet, wodurch der Ehrbegriff der Auf "Geben & Nehmen", auf "Regeln & Pflicht" bassiert ad absurdum geführt wird.

Ehre beruht auf Pflichten & Rechte gleichermaßen.

Bsp.:
In Arabien ist Gastfreundschaft Pflicht.
Wer sie nicht gewehrt ist ehrlos.

Wer sie ausschlägt ist ebenfalls ehrlos, weil er die die Ehre des Gastgebers beleidigt, da er sein Angebot nicht wahrnimmt und die Bemühung des Gastgebers damit minderwertig aussehen lässt.

sisyphos
04.01.2011, 00:28
Bedeutungen:

[1] innere Würde
[2] Wertschätzung, Hochachtung, Achtungswürdigkeit

Synonyme:

[1] Würde, Stolz, Ehrgefühl, Wertgefühl, Selbstgefühl, Ansehen
[2] Jungfräulichkeit, Virginität

Gegenwörter:

[1] Niedriggesinntheit
[2] Schande

Beispiele:

[1] Ihr wurde eine große Ehre zuteil.
[2] Sie wollte ihre Ehre bewahren.

Redewendungen:

[1] jemandem die letzte Ehre erbieten, erweisen
[1] Ehre, wem Ehre gebührt.
[1] Etwas (Seinem Namen) alle Ehre machen.
[1] Habe die Ehre!
[1] Was verschafft mir die Ehre?

Abgeleitete Begriffe:

Ehrung, Ehrerbietung, ehrenvoll, ehrbar, ehrenwert, ehrwürdig, Ehrwürdigkeit, ehrlich, Ehrlichkeit, ehrlicherweise, ehrgeizig, Ehrgeiz, ehrenamtlich, ehrenhalber, Ehrenwort, Ehrensache, Ehrlosigkeit, ehrfürchtig, Ehrfurcht, Ehrenkodex, Ehrenmal, Ehrenpreis, Verehrung

http://de.wiktionary.org/wiki/Ehre

Parker
04.01.2011, 01:07
http://de.wiktionary.org/wiki/Ehre

Das ist sicherlich interessant, sagt aber recht wenig darüber, wie 'Ehre' nun wirklich gelebt wird.

Parker
04.01.2011, 01:17
Der Ehrbegriff den du "südlich" nennt ist bloß eine unlautere Verwendung des Wortes in Ghettos und hat mit Kultur und Herkunft so erstmal nichts zu tun, sondern mit Begriffsverschiebung.
"Ehre" ist dort nur aus das "Ich" bezogen "meine Ehre".
Die Ehre des Anderen wird ignoriert und als unwichtig betrachtet, wodurch der Ehrbegriff der Auf "Geben & Nehmen", auf "Regeln & Pflicht" bassiert ad absurdum geführt wird.

Die 'nördlich'-'südlich'-Einteilung ist. zugegeben, eine Provokation. Jüngst erst sah ich mich von Revisionistenseite mit einer Verwendung des Begriffs 'Ehre' konfrontiert, die dem, was du hier schilderst, sehr nahekommt.
Sicherlich ist eine Unterscheidung in 'reif' und 'unreif' sinnvoller als eine nach Himmelsrichtungen.





Ehre beruht auf Pflichten & Rechte gleichermaßen.

Bsp.:
In Arabien ist Gastfreundschaft Pflicht.
Wer sie nicht gewehrt ist ehrlos.

Wer sie ausschlägt ist ebenfalls ehrlos, weil er die die Ehre des Gastgebers beleidigt, da er sein Angebot nicht wahrnimmt und die Bemühung des Gastgebers damit minderwertig aussehen lässt.

Das ist tatsächlich ein vorzügliches Beispiel. Beide Seiten sind einander verpflichtet und erfahren genau dadurch beide den Respekt des anderen. Pflicht und Recht, geben und nehmen. Das eine setzt das andere voraus und ist ohne es nicht vorstellbar.

hephland
04.01.2011, 01:59
ehre bedeutet für mich, werten und prinzipien auch bei widerständen treu zu bleben.

Pythia
04.01.2011, 02:01
Der südliche Ehrbegriff beruht auf der Grundannahme, die Ehre berechtige dazu, von anderen etwas zu erwarten. Aufgrund meiner Ehre steht mir zu... und wenn nicht, gibt es Ärger. Was gucksdu...?
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Der nördliche Ehrbegriff hat im Gegensatz dazu eine durchaus masochistische Komponente, denn hier bringt die Ehre keine Rechte mit sich, sondern sie verpflichtet zu Verhalten, das sehr wohl selbstschädigend sein kann. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die sprichwörtliche Nibelungentreue.Nördlich und südlich? Falsche Aufteilung.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Ehrlose Leute fordern Ehrerbietung, da sie eine gewisse Macht haben oder zumindest glauben eine gewisse Macht zu haben, wie zum Beispiel die Macht des Stärkeren.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Ehrenwerte Leute werden geehrt ohne Ehre einzufordern und brauchen ihre Ehre nicht zu verteidigen, denn das tun dann Andere für sie, auch wenn es nicht nötig ist:
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Hättest Du Ghandi einen verlogenen Drecksack genannt, hätte ihn das nicht beleidigt. Er hätte Dich nur ob Deiner Dummheit bemitleidet. Andere hätten Dir dafür vielleicht die Rübe abgehackt. Selbst Jesus mußte Petrus bremsen und heilte den Römer, dem Petrus ein Ohr abschlug.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Das mag erfunden sein, aber die Anekdote zeigt: geehrte Leute werden sogar gegen ihren Willen von Anderen verteidigt. Das ist einfach so.

GG146
04.01.2011, 02:43
ehre bedeutet für mich, werten und prinzipien auch bri widerständen treu zu bleben.

1. schreibt man "Brie (http://de.wikipedia.org/wiki/Brie_(K%C3%A4se))" mit "e" am Ende...

und

2. wundert es mich gar nicht, dass Du den Härtegrad Deines Widerstandes gegen Ehrverletzungen an einem Weichkäse misst...

schastar
04.01.2011, 04:10
ehre bedeutet für mich, werten und prinzipien auch bri widerständen treu zu bleben.


Für mich hat ein dumpfbackiger von H4 lebender Musel keine Ehre nur weil er seinen Prinzipien, nix Arbeiten und kriminell sein, treu bleibt egal was das Sozialamt von ihm will.

dr-esperanto
04.01.2011, 05:50
Die Südländer achten mehr auf ihr Image, auf das, was ihre Handlungen bei anderen für einen Eindruck machen. Da bei uns offiziell jeder tun und lassen kann, was er will, solange er niemand anderem schadet, gibt es bei uns entsprechend mehr Individualismus und entsprechend weniger Ehre.
Bei uns ist das Selbstwertgefühl halt mehr von eigenen Vorstellungen geprägt, während man sich in traditionellen Gesellschaften doch sehr stark von der öffentlichen Meinung und kulturellen Vorstellungen leiten lässt.

Sheldon
04.01.2011, 06:37
Der Südländer verwechselt Ehre mit Angst. Der andere muß sich ihm gegenüber unterwerfen, dann besitzt der Südländer Ehre. Man darf ihnen wie wilde Tiere nicht in die Augen schauen, sonst fühlt er sich provoziert und in seiner Ääähre verletzt.

Für denn Nordländer ist Ehre das Verhalten, was er gegenüber anderen Menschen an den Tag bringt. Omas über die Straße helfen ist für den Nordländer ehrenhaft, sehr platt ausgedrückt.

Mütterchen
04.01.2011, 06:44
Ich will hier nicht auf irgendwelche theoretischen Konzepte hinaus, sondern auf das, was wirklich gefühlt und gelebt wird.

Grundsätzlich glaube ich, es gibt da, mal ganz platt betrachtet, 2 sehr unterschiedliche Konzepte, die ich mit 'nördlich' und 'südlich' ganz ordentlich bezeichnet finde, auch wenn zu berücksichtigen ist, daß etwa in Japan der nördliche Typ vorherrscht. Narzißtisch geprägt, was keineswegs negativ gemeint ist, sind sie beide.

Ich erkläre mal, so platt, wie ich gerade angefangen habe, weiter.

Der südliche Ehrbegriff beruht auf der Grundannahme, die Ehre berechtige dazu, von anderen etwas zu erwarten. Aufgrund meiner Ehre steht mir zu... und wenn nicht, gibt es Ärger. Was gucksdu...?

Der nördliche Ehrbegriff hat im Gegensatz dazu eine durchaus masochistische Komponente, denn hier bringt die Ehre keine Rechte mit sich, sondern sie verpflichtet zu Verhalten, das sehr wohl selbstschädigend sein kann. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die sprichwörtliche Nibelungentreue.


Ich kann da leider keine klare Antwort geben, nur ein paar Gedanken, die mir dazu kommen. Hoffentlich wird es nicht zu verworren...

Eine Einteilung in nördlich/ südlich kann ich so eigentlich auch nicht sehen. Ehrverletzungen wurden auch in unseren Breitengraden gerne mit Fehden, Duellen etc. beantwortet.
Dieses wasguckstdu... scheint mir persönlich eher symptomatisch für Leute mit einem sehr schwachen Selbstbewusstsein. Wobei ich dir zustimme, es ist in europäischen Regionen nicht gerade üblich, deswegen zu fordern.

Und eigentlich hat so ein arabischer Familienvater ja auch ein schweres Leben, ständig und überall wittert er Ehrverletzungen, muss von früh bis spät Frauen und Töchter bewachen oder observieren lassen, aus lauter Angst, ansonsten könne jemand deren - und damit auch seine eigene - Ehre verletzen.

Ehre hat für mich etwas mit Selbstachtung zu tun. Damit, eigenen Prinzipien treu zu bleiben, Versprechen und Verbindlichkeiten.

Mütterchen
04.01.2011, 07:01
Für mich hat ein dumpfbackiger von H4 lebender Musel keine Ehre nur weil er seinen Prinzipien, nix Arbeiten und kriminell sein, treu bleibt egal was das Sozialamt von ihm will.

Was aber ein schönes Beispiel ist dafür, dass Ehrbegriffe ganz unterschiedlich aufgefasst werden können.
Was du für ehrlos hältst, kann für von dir beschriebenen Musel vollkommen belanglos sein. Eben weil für ihn ganz andere Werte eine Rolle spielen. Er selbst fühlt sich seiner Ehre vielleicht vollkommen sicher.

Alfred
04.01.2011, 12:18
.../vollzitat...

In Arabien und der Türkei bedeutet Ehre auch das man für diese das Leben der eigenen Frau und der Tochter bereit ist zu Opfern.

Sheldon
04.01.2011, 15:07
In Arabien und der Türkei bedeutet Ehre auch das man für diese das Leben der eigenen Frau und der Tochter bereit ist zu Opfern.

In Japan bedeutet Ehre sich selbst zu töten, oder zumindest einen Finger abschneiden.

Bruddler
04.01.2011, 15:11
Ehre hat etwas mit Selbstwertgefühl zu tun....

Bruddler
04.01.2011, 15:13
In Arabien und der Türkei bedeutet Ehre auch das man für diese das Leben der eigenen Frau und der Tochter bereit ist zu Opfern.

Speziell in den o.gen. Kulturkreisen hat der Begriff "Ehre" meist auch etwas mit Selbstüberschätzung und grenzenloser Dummheit zu tun... ;)

Sauerländer
04.01.2011, 15:15
Ehre äusserst sich vielfach in Form von Verpflichtung.
Diese Verpflichtung kann allerdings auch ein Handeln gegenüber anderen Menschen implizieren, das von diesen nicht gewollt wird, weshalb die Begründung dieses Handelns aus der Ehre von ihnen als Inanspruchnahme eines Rechtes auf diese Handlung wahrgenommen wird.
Selbstverständlich kann die "Ehre" auch rein als Vorwand ins Feld geführt werden von Menschen, die tatsächlich nur im Sinne haben, Rechte daraus abzuleiten. Das ist dann ausgesprochen ehrLOS.

Bruddler
04.01.2011, 15:18
Ehre äusserst sich vielfach in Form von Verpflichtung.
Diese Verpflichtung kann allerdings auch ein Handeln gegenüber anderen Menschen implizieren, das von diesen nicht gewollt wird, weshalb die Begründung dieses Handelns aus der Ehre von ihnen als Inanspruchnahme eines Rechtes auf diese Handlung wahrgenommen wird.
Selbstverständlich kann die "Ehre" auch rein als Vorwand ins Feld geführt werden von Menschen, die tatsächlich nur im Sinne haben, Rechte daraus abzuleiten. Das ist dann ausgesprochen ehrLOS.

:top:
(siehe auch #17)

bernhard44
04.01.2011, 15:30
Was ist Ehre und Respekt ? Erklärung eines Hauptschülers:


...............wenn nicht, knallen wir sie ab!

http://www.youtube.com/watch?v=51cxBCLvcT4

Leila
04.01.2011, 15:54
Lieber Parker!

Ehre entbiete ich solchen, die ich höher achte als mich selbst, solchen, denen ich mich zu Dank verpflichtet fühle: dem Schöpfer des Universums oder meinem seligen Vater. Meine selige Mutter halte ich für derart heilig, daß ich sie nur selten erwähne. Alles in allem halte ich es mit dem verehrungswürdigen Ludwig van Beethoven, den mein dünner Dank erreichen möge.

http://i1.ytimg.com/vi/DajRgvmJTKw/default.jpg (http://www.youtube.com/watch?v=DajRgvmJTKw)

Meine Verachtung beginnt da, wo Gartenzwerge meine Ehre erheischen.

Dich herzlich grüßend

Leila

Sauerländer
04.01.2011, 16:13
:top:
(siehe auch #17)
Wobei wir nicht die entsprechende Vorstellungen als dumm oder nur vorgeschoben ansehen sollten, nur weil die auf Werten basieren, die wir nicht teilen oder verstehen.
Dass man, eine gewisse Intelligenz vorausgesetzt, automatisch zu bestimmten Wertvorstellungen käme, trifft nicht zu.

Gryphus
04.01.2011, 16:51
Ehre ist ein selbstauferlegter Verhaltenskodex um diversen Prinzipien dadurch Ausdruck zu verleihen. Zum Beispiel ist es ein Audruck vom Prinzip der Kameradentreue wenn man im Krieg lieber Tod oder Folter erduldet als seine Einheit zu verraten, das äußert sich dann eben im Ehrgefühl. Je nach Ehrbegriff ist sie entweder vollkommen uneigennützig oder soll einen Status den man sich selbst zugesprochen hat vor den Angriffen anderer verteidigen - die Nord/Südkategorisierung trifft es eigentlich ganz gut, auch wenn wir Europäer vereinzelt auch zweiteres hatten, z.B in Form der Duelle zwischen 2 "Ehrenmännern".

frodo
04.01.2011, 18:24
Ehre - ein Begriff der irgendwie in unsere schnelllebige Zeit nicht mehr hineinpasst. Manchmal erscheint uns die Ehre so gar nicht erstrebenswert und so fern stehend. Einzig die Muslime mit ihren patriarchalischen Strukturen hängen ihrer an.
Für mich ist Ehre nur im Zusammenhang interessant.
Beispiel: Ehr-furcht, Ehr-erbietung, Ehr-erstattung.

Anstatt der Ehre wäre mir Respekt, Vernunft und Toleranz wichtiger.

Heinrich_Kraemer
04.01.2011, 18:45
ganz einfach:

Ehre ist das Gegenteil von Scham oder Schmach. Aufgrund von Kultur und Genetik unterschiedlich interpretiert.

tabasco
04.01.2011, 19:06
Was ist eigentlich 'Ehre'?

Das ist etwas, was die Juden laut ErhardWittek nicht besitzen, sehe


Das Problem mit Euch Juden ist, daß Ihr keinen Stolz habt und keine Ehre. (...)

:lach:

frodo
04.01.2011, 19:17
@Kugelfisch - tröste dich, es gibt auch ahnungslose, unwissende und dumme. Ehre hat doch keine Grenzen sondern nur Begriffsverwirrungen.

Voortrekker
04.01.2011, 19:29
Man verteidigt immer das am Meisten wovon man am Wenigsten hat. Im Falle der Moslems ist das die Ehre.

EinDachs
04.01.2011, 19:56
Ich will hier nicht auf irgendwelche theoretischen Konzepte hinaus, sondern auf das, was wirklich gefühlt und gelebt wird.

Grundsätzlich glaube ich, es gibt da, mal ganz platt betrachtet, 2 sehr unterschiedliche Konzepte, die ich mit 'nördlich' und 'südlich' ganz ordentlich bezeichnet finde, auch wenn zu berücksichtigen ist, daß etwa in Japan der nördliche Typ vorherrscht. Narzißtisch geprägt, was keineswegs negativ gemeint ist, sind sie beide.

Ich erkläre mal, so platt, wie ich gerade angefangen habe, weiter.

Der südliche Ehrbegriff beruht auf der Grundannahme, die Ehre berechtige dazu, von anderen etwas zu erwarten. Aufgrund meiner Ehre steht mir zu... und wenn nicht, gibt es Ärger. Was gucksdu...?

Der nördliche Ehrbegriff hat im Gegensatz dazu eine durchaus masochistische Komponente, denn hier bringt die Ehre keine Rechte mit sich, sondern sie verpflichtet zu Verhalten, das sehr wohl selbstschädigend sein kann. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die sprichwörtliche Nibelungentreue.

Ich würd nicht "nördlich"- "südlich" sondern zwischen theoretisch und praktischem Ehrbegriff unterscheiden.
Der nördliche Ehrbegriff hat ja bezeichnenderweise als Bsp eine Sage, während der südliche mehr an Alltagsanekdoten erinnert.

Ich bin ziemlich sicher, wenn du Hagen von Tronje dumm angeglotzt hättest, er wär recht "südlich" im Habitus gewesen.

dorbei
04.01.2011, 20:21
Ehre ist das, was im Eimer ist, wenn die Aische anfängt, selbständig zu handeln. :cool2:

ErhardWittek
05.01.2011, 00:00
....
Der nördliche Ehrbegriff hat im Gegensatz dazu eine durchaus masochistische Komponente, denn hier bringt die Ehre keine Rechte mit sich, sondern sie verpflichtet zu Verhalten, das sehr wohl selbstschädigend sein kann. Ein klassisches Beispiel dafür bietet die sprichwörtliche Nibelungentreue.
Auf die heutige Zeit bezogen, hast Du durchaus recht. Die nordischen Ehrbegriffe, wie Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Verläßlichkeit passen nicht mehr in die vermanschte Multikultiwelt, in der die Autochthonen überdies bewußt wie Parias behandelt werden deshalb ihre hohen Wertbegriffe nicht mehr stolz und selbstbewußt bewahren und verteidigen können.

Als wir Deutschen noch unter uns waren, galten diese Werte noch und jedermann wußte, daß er sich selbst auf ein gesprochenes Wort oder einen Handschlag ebenso verlassen konnte, als hätte er einen notariell beglaubigten Vertrag auf Gegenseitigkeit geschlossen, der jederzeit vor Gericht einklagbar gewesen wäre.

Diese Welt geht uns verloren, weil wir nach wie vor besetzt sind und die Umerziehung zum Schlechteren ungebrochen anhält. Unsere Besatzer denken weit archaischer, als wir zivilisierten Deutschen, denn sie handeln instinktiv nach dem Faustrecht, jedenfalls solange sie am Drücker sind.

Wir Deutschen kennen keine Unterscheidung zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, soweit es unser Gerechtigkeitsempfinden betrifft. Wir lügen Ausländer ebensowenig an wie Deutsche. Denn Lüge, Hinterlist und Betrug ist für uns generell schändlich und unehrenhaft.

Vielleicht sind wir einfach nicht mehr modern genug, um in dieser verlogenen und verkommenen Welt überleben zu können, in der jeder nur kalt und egoistisch nach seinem persönlichen Vorteil strebt, auch wenn er damit andere um ihre Existenz bringt.

Es kann schon sein, daß man um uns herum glaubt, auf ein verläßliches Volk, das zudem noch kreativer ist als andere, verzichten zu können. Aber wenn es so ist, dann wünsche ich mir immerhin, daß die Deutschen als anständiges Volk untergehen und nicht als eines, daß sich den Unanständigen, den Gierigen, den Verlogenen, den Perversen bis zum seinem Ende noch schleimig und unterwürfig anbiedert.

kotzfisch
05.01.2011, 00:10
Heul weiter Waschweib.

Parker
05.01.2011, 08:59
[...]Eine Einteilung in nördlich/ südlich kann ich so eigentlich auch nicht sehen. [...]

Die war tatsächlich nicht sehr geschickt.

Parker
05.01.2011, 09:02
[...]
Ich bin ziemlich sicher, wenn du Hagen von Tronje dumm angeglotzt hättest, er wär recht "südlich" im Habitus gewesen.

Und dennoch war für ihn der höchste Ausdruck seiner Ehre, sehenden Auges in den sicheren Tod zu gehen, nicht einem Rüpel die Nase zu brechen.

twoxego
05.01.2011, 17:14
ganz einfach:

Ehre ist das Gegenteil von Scham oder Schmach. gekürzt Twox

das gegenteil von scham ist schamlosigkeit, das von schmach ist triumph.

sisyphos
05.01.2011, 17:15
Das ist sicherlich interessant, sagt aber recht wenig darüber, wie 'Ehre' nun wirklich gelebt wird.

Ich finde doch. Ehre ist "Selbstansehen", das Bestehen des freien Menschen gegenüber seinen eigens gewählten moralischen Werten, gegenüber der Konfrontation mit Anderen. Die reine Wortdefinition sagt eigentlich alles bereits aus. "Ehrlichkeit" - Klarheit in den Überzeugungen; moralische Authentizität - Ehre.

Volkov
05.01.2011, 18:12
Ein geschütztes Rechtsgut, das nicht verlertzt werden darf laut BRD-Recht, jedoch wird es mittlerweile inflationär genutzt von irgendwelchen Leuten und der Begriff verschwimmt immer mehr ins Undefinierbare.

Shift-Work
05.01.2011, 18:25
Ich finde doch. Ehre ist "Selbstansehen", das Bestehen des freien Menschen gegenüber seinen eigens gewählten moralischen Werten, gegenüber der Konfrontation mit Anderen. Die reine Wortdefinition sagt eigentlich alles bereits aus. "Ehrlichkeit" - Klarheit in den Überzeugungen; moralische Authentizität - Ehre.

sisyphos ist einfach durch und durch ein Idealist!
Selbstverständlich ist Ehre symbolisches Kapital! :-)

EinDachs
05.01.2011, 19:55
Und dennoch war für ihn der höchste Ausdruck seiner Ehre, sehenden Auges in den sicheren Tod zu gehen, nicht einem Rüpel die Nase zu brechen.

Nun, ersteres schließt zweiteres aber nicht aus.
Ich weiß nicht, wieviele Anhänger "südlicher Ehre" tatsächlich bereit sind nordisch zu sterben, ich hoff aber eigentlich sogar, dass sich die Zahl recht niedrig ist.

sisyphos
05.01.2011, 20:45
sisyphos ist einfach durch und durch ein Idealist!
Selbstverständlich ist Ehre symbolisches Kapital! :-)

Kannst du dein Palaver nicht mal beiseite zu lassen? Dies hat nichts mit Idealismus zu tun, denke ich, das Wörterbuch zu gebrauchen. Ähm, ja. ;)

Denk nochmal drüber nach Herr Soziologe: Etwas anders ( und schöner formuliert ) ist "symbolisches Kapital" nichts anderes als (Selbst)Ansehen.

Andreas63
05.01.2011, 23:17
Heul weiter Waschweib.
Um in Deiner Diktion zu bleiben - halt's Maul, Schwuchtel.

Andreas63
05.01.2011, 23:28
Ich würde auch nicht in südlich und nördlich unterteilen. Jedes Volk hat seinen eigenen Begriff von Ehre. Entscheidend finde ich, ob man bereit ist, diese zu verteidigen und nicht bei Bedarf (aus Feigheit) von Toleranz zu faseln.
Die hier lebende, anatolische Unterschicht würde in ihrem Herkunftsland niemand mit dem Arsch angucken. Die haben keine Ehre, sondern ein großes Maul.

Für mich bedeutet Ehre, zu seinem Wort zu stehen, seine Familie zu verteidigen und für sein Land einzustehen.

Shift-Work
06.01.2011, 08:12
Kannst du dein Palaver nicht mal beiseite zu lassen? Dies hat nichts mit Idealismus zu tun, denke ich, das Wörterbuch zu gebrauchen. Ähm, ja. ;)

Denk nochmal drüber nach Herr Soziologe: Etwas anders ( und schöner formuliert ) ist "symbolisches Kapital" nichts anderes als (Selbst)Ansehen.

Ich ärgere Dich gerne ein bisschen! :-)
Aber zum Symbolischen Kapital - habe mal nachgeschaut und habe doch eine gute Definition gefunden:

"Jede Art Kapital (ökonomisches, kulturelles, soziales) tendiert (in unterschiedlichem Grade) dazu, als symbolisches Kapital zu funktionieren (sodass man vielleicht genauer von symbolischen Effekten des Kapitals sprechen sollte), wenn es explizite oder praktische Anerkennung erlangt: die Anerkennung als Habitus, dessen Strukturen den Strukturen des Raumes entsprechen, in dem er sich hervorbrachte. Mit anderen Worten: Das symbolische Kapital (die Mannesehre in den Gesellschaften des Mittelmeerraumes, die Ehrbarkeit des Notabels oder des chinesischen Mandarins, das Prestige des berühmten Schriftstellers usw.) ist nicht eine besondere Art Kapital, sondern das, was aus jeder Art von Kapital wird, das als Kapital, das heisst als (aktuelle oder potenzielle) Kraft, Macht oder Fähigkeit zur Ausbeutung verkannt, also als legitim anerkannt wird. Genauer gesagt:
Das Kapital existiert und agiert als symbolisches Kapital (und verschafft Profite, man denke nur beispielsweise an die Feststellung – und Anweisung – bonesty ist the best polity)in der Beziehung zu einem Habitus, der darauf eingestellt ist, es als Zeichen, und zwar als Zeichen von Wichtigkeit, wahrzunehmen, das heisst, es in Abhängigkeit von kognitiven Strukturen zu kennen und anzuerkennen, die geeignet und entsprechend ausgerichtet sind, ihm Anerkennung zu schenken, weil sie selbst übereinstimmen mit dem, was es ist. Als Produkt der Verklärung einer Machtbeziehung zu einer Sinnbeziehung befreit das symbolische Kapital von der Bedeutungslosigkeit als Mangel an Wichtigkeit und Sinn.
(Bourdieu, Pierre 2001: Meditationen, Zur Kritik der scholastischen Vernunft, Frankfurt am Main, S. 311)

sisyphos
06.01.2011, 15:21
Ich ärgere Dich gerne ein bisschen! :-)


Nur, dass du sagst ich sei "Idealist", gleichzeitig sprichst du aber von "symbolischen Kapital", was logischerweise nur eine soziologische, begriffliche Kategorie für das einfache Wort "Ansehen/Anerkennung" ist. Meine Aussage hatte also überhaupt nichts mit "Idealismus" zu tun. Sie entsprach sogar deiner eigenen Aussage, dennoch "kritisierst" du meine, offenbar ohne zu wissen warum. Wtf ... wo ist die Logik? :)

Fernerhin könntest du mir aber auch noch eine Definition ( und zwar kein Zitat, sondern eine eigene Umschreibung ) des Begriffes Idealismus und Materialismus formulieren. Da du mit selbigen hausieren gehst, sollte das angebracht sein. Es sei denn du versteckst dich hinter soziologischer Terminologie ... ohne die einfache deutsche Sprache gelernt zu haben.

Es bringt übrigens mehr symbolisches Kapital, in einer sozial verständlichen Sprache zu sprechen ( gerade Soziologen sollten sich darin üben, denn es ist ja die Sozialphilosophie ihr Gegenstand ).

Shift-Work
07.01.2011, 10:56
Nur, dass du sagst ich sei "Idealist", gleichzeitig sprichst du aber von "symbolischen Kapital", was logischerweise nur eine soziologische, begriffliche Kategorie für das einfache Wort "Ansehen/Anerkennung" ist. Meine Aussage hatte also überhaupt nichts mit "Idealismus" zu tun. Sie entsprach sogar deiner eigenen Aussage, dennoch "kritisierst" du meine, offenbar ohne zu wissen warum. Wtf ... wo ist die Logik? :)

Fernerhin könntest du mir aber auch noch eine Definition ( und zwar kein Zitat, sondern eine eigene Umschreibung ) des Begriffes Idealismus und Materialismus formulieren. Da du mit selbigen hausieren gehst, sollte das angebracht sein. Es sei denn du versteckst dich hinter soziologischer Terminologie ... ohne die einfache deutsche Sprache gelernt zu haben.

Es bringt übrigens mehr symbolisches Kapital, in einer sozial verständlichen Sprache zu sprechen ( gerade Soziologen sollten sich darin üben, denn es ist ja die Sozialphilosophie ihr Gegenstand ).

Werde Dir die Antwort irgendwann einmal über das Wochenende geben!
Ist übrigens noch witzig: Pierre Bourdieu hat einmal sinngemäss gesagt, dass man in Frankreich als Theoretiker erst dann ernstgenommen wird, wenn man so schreibt, dass man nicht mehr verstanden wird! :-)
Seine Bücher sind teilweise dann auch so abgefasst, dass man einen Satz 10 mal lesen muss, bis man sicher sein kann, ob man ihn verstanden hat.
Aber übrigens auch die Kritische Theorie (Adorno, Horkheimer, Habermas etc.) haben ja gewisse Sperren in ihren Diskurs eingebaut und zwar quasi präventiv und somit pädagogisch. Sie meinten, man dürfe gewisse Erkenntnisse nicht einfach nur so konsumieren, sondern müsse eben voll geistig dabei sein; deshalb vielfach auch ihr schwieriger und unverständlicher Jargon.

Stechlin
07.01.2011, 11:12
Es kann wohl nur eine Antwort auf die Frage, was Ehre sei, geben: die Pflicht!

Ali Ria Ashley
07.01.2011, 13:08
Der Begriff ist problematisch...

Da fällt mir etwas sehr schönes und treffliches ein. Meine Großmutter sagte es zu mir, als ein Gefangenentransport in der Stadt anhielt mit "Knasties". Sie wurden mit Handschellen in die türkische JVA gebracht.

Sie gingen im Endtenmarsch... die Gesichter gesengt.

Meine Großmutter meinte:

"Junge weißt du, dass sind Menschen, die haben alle viel mehr ehre als wir. Alle die da einsitzen sind ganz Ehrbare Personen. Sehr Ehrbar und sie sind sehr klug."

"Und warum sind es Gefangene?"

"Sie sind gefangene ihrer ach so großen Ehre und sie sind sehr klug. Zu klug um eine anständige Arbeit nach zu gehen!"

Wenn man mal darüber nachdenkt, hat sie schon in gewisser Weise recht.

Ach ja, und recht haben sie, die Gefangenen in den Gefängnissen. Sie wissen meißt alles besser als wir, die normalen Bürger.

sisyphos
07.01.2011, 13:16
Aber übrigens auch die Kritische Theorie (Adorno, Horkheimer, Habermas etc.) haben ja gewisse Sperren in ihren Diskurs eingebaut und zwar quasi präventiv und somit pädagogisch. Sie meinten, man dürfe gewisse Erkenntnisse nicht einfach nur so konsumieren, sondern müsse eben voll geistig dabei sein; deshalb vielfach auch ihr schwieriger und unverständlicher Jargon.

Das ist zwar nicht grundsätzlich falsch, ich bin ein Freund der "Kritischen Theorie", aber ich erkenne eben das Problem hierin, das Kritik und Aufklärung eben auch in einer aufgeklärten Sprache vermittelt sein muss, sodass möglichst viele Menschen daran einen Anteil haben.

Sonst wird's nichts mit der Revolution und all die Theorie ist umsonst! Hinzukommt, dass Sprache - ich als Anarchist kritisiere das - Herrschaftsmittel ist. Bei bewusst elitärer Sprache besteht die Gefahr einer Verherrschaftlichung, welche ironischerweise von der Kritischen Theorie ja kritisiert wurde ( auf einer anderen Ebene ), mit dem Anspruch der Aufklärung!

Ich denke jedoch, dass linkes Denken sehr wohl elitär sein darf ( warum auch nicht? ), solange man sich der Gefahren klar ist und man entsprechende Gegenmaßnahmen ergreift, aber auch fähig ist Aufklärung allgemein kulturell zu verankern - sprachlich, symbolisch, kulturell, ästhetisch.

Da erinnere ich mich an ein Interview von Horst Stowasser, der sagte: "Aber die meisten Menschen sind eben keine Intellektuellen, sie können mit abstrakten Utopien nicht anfangen, darum muss die Utopie unmittelbar praktisch werden, um Alternative zu sein". ( sinngemäß )

sisyphos
07.01.2011, 13:25
Werde Dir die Antwort irgendwann einmal über das Wochenende geben!
Ist übrigens noch witzig: Pierre Bourdieu hat einmal sinngemäss gesagt, dass man in Frankreich als Theoretiker erst dann ernstgenommen wird, wenn man so schreibt, dass man nicht mehr verstanden wird! :-)


Da auch die Frage: Von wem willst du eigentlich ernstgenommen werden, als Sozialphilosoph ... bloß von anderen, wenigen Sozialphilosophen oder von der durchaus sozialen Gesellschaft, derer du ein Mitglied bist. :)

Ich bin mir aber sicher, dass die nicht intellektuelle Mehrheit merkt ob man es ernst meint, also wirklich soziale Verbesserung anstrebt ( denn der nicht intellektuelle Mensch braucht zum Ausgleich der fehlenden Bildung einen sozialen Instinkt ) oder ob man sie belehren möchte. Das Problem eines Rudi Dutschke war ja auch, dass er Arbeiter aus der Fabrik zum Sozialismus aufklären wollte ... ohne etwas an seiner arg abstrakten Soziologensprache zu ändern.

Tja, klar, den Arbeitern ging er eher auf den Sack :D

Efna
08.01.2011, 23:31
ganz einfach:

Ehre ist das Gegenteil von Scham oder Schmach. Aufgrund von Kultur und Genetik unterschiedlich interpretiert.

Nein das Gegenteil von Scham ist Stolz und keine Ehre. Man trotz Scham auch Ehre besitzen.

Efna
08.01.2011, 23:38
In unseren Kulturkreis sehr verbreitete aber nicht immer eingehaltene Form ist die Fairheit. So gibt es eine Form von Ehre wo derjenige als Ehrlos gilt der sich gezielt Schwächere und unterlege herausfordert in dem bewusstsein das er gewinnt(bei was auch immer).
Ähnliches kann man bei so etwas wie Fair Play beobachten. Es ist mehr Wert Fair die totale Niederlage einzustecken, als unfair zu gewinnen.
Auch das ist eine Form von Ehre.

Shift-Work
09.01.2011, 10:01
Nur, dass du sagst ich sei "Idealist", gleichzeitig sprichst du aber von "symbolischen Kapital", was logischerweise nur eine soziologische, begriffliche Kategorie für das einfache Wort "Ansehen/Anerkennung" ist. Meine Aussage hatte also überhaupt nichts mit "Idealismus" zu tun. Sie entsprach sogar deiner eigenen Aussage, dennoch "kritisierst" du meine, offenbar ohne zu wissen warum. Wtf ... wo ist die Logik? :)

Fernerhin könntest du mir aber auch noch eine Definition ( und zwar kein Zitat, sondern eine eigene Umschreibung ) des Begriffes Idealismus und Materialismus formulieren. Da du mit selbigen hausieren gehst, sollte das angebracht sein. Es sei denn du versteckst dich hinter soziologischer Terminologie ... ohne die einfache deutsche Sprache gelernt zu haben.

Es bringt übrigens mehr symbolisches Kapital, in einer sozial verständlichen Sprache zu sprechen ( gerade Soziologen sollten sich darin üben, denn es ist ja die Sozialphilosophie ihr Gegenstand ).

Ich benutze hier klar die Bourdieusche Begrifflichkeit! Bei Ehre, Ansehen, Prestige, Renommee etc. denkt man natürlich nicht in materialistischen Kategorien, also man spricht nicht von Kapital. Wenn Bourdieu in diesem Zusammenhang von Symbolischem Kapital spricht, will er damit sagen, dass Ansehen, Prestige, Renommee etc. ein quasi abgeleitetes Kapital ist und nur auf Grundlage anderer Kapitalsorten (ökonomisches, soziales, kulturelles Kapital) überhaupt zustande kommt. Er will aber damit auch ausdrücken, dass Kapital, das ja eher als etwas Handfestes wahrgenommen wird, eben auch in sogenannten Sinnbeziehungen zum Ausdruck kommt und seine Wirkung entfalten kann und deshalb eben Symbolisches Kapital, das auf die Sinnbeziehung oder den symbolischen Austausch zwischen den Interaktionspartnern rekurriert. Bei Dir habe ich immer das Gefühl, dass Du ein bisschen zwischen dem Ökonomischen und dem Kulturellen einen starke Trennlinie ziehst, dabei gibt es eben auch eine Ökonomie der kulturellen und symbolischen Phänomene.

Bourdieu schreibt in diesem Kontext:

"Unsere Kultur im schulmässigen Sinne des Wortes gründet auf dem Gegensatz zwischen dem Kulturellen und dem Ökonomischen, zwischen Kunst und Geld, zwischen allem, was kostenlos, interesselos ist, und dem, was materiell und ökonomisch ist: dieser grosse historische Gegensatz steht einer ökonomischen Wissenschaft der symbolischen Güter im Wege. In diesem Sinne lässt sich mein Unternehmen als Fortführung dessen verstehen, worin meines Erachtens die grosse Leistung Max Webers zu sehen ist: indem er eine materialistische Ökonomie der kulturellen, religiösen und künstlerischen Praktiken betrieb, besetzte er ein Gelände, das Marx vernachlässigt hatte." (Bourdieu, Pierre 1993: Satz und Gegensatz. Über die Verantwortung der Intellektuellen, Frankfurt/Main, S. 12)

Auf den Idealismus und Materialismus gehe ich später noch ein.

bernhard44
09.01.2011, 10:04
das sich halten an einen verabredeten Verhaltenskodex! Nichts statisches also!

http://www.youtube.com/watch?v=byBG9xJru1U&NR=1

Laotse
09.01.2011, 18:11
Nördlich und südlich? Falsche Aufteilung.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Ehrlose Leute fordern Ehrerbietung, da sie eine gewisse Macht haben oder zumindest glauben eine gewisse Macht zu haben, wie zum Beispiel die Macht des Stärkeren.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Ehrenwerte Leute werden geehrt ohne Ehre einzufordern und brauchen ihre Ehre nicht zu verteidigen, denn das tun dann Andere für sie, auch wenn es nicht nötig ist:
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Hättest Du Ghandi einen verlogenen Drecksack genannt, hätte ihn das nicht beleidigt. Er hätte Dich nur ob Deiner Dummheit bemitleidet. Andere hätten Dir dafür vielleicht die Rübe abgehackt. Selbst Jesus mußte Petrus bremsen und heilte den Römer, dem Petrus ein Ohr abschlug.
http://www.24-carat.de/Forum/L-635.GIF
Das mag erfunden sein, aber die Anekdote zeigt: geehrte Leute werden sogar gegen ihren Willen von Anderen verteidigt. Das ist einfach so.

:top:

sehr gut formuliert mit dem Vergleich "Ghandi".