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Vollständige Version anzeigen : Wieso hinterfragen die Leute nicht was sie tun ??



subba
20.08.2003, 04:28
Mir fällt auf, dass nahezu alle Menschen garnicht hinterfragen was sie tun, welche Gesetze sie befolgen und was aus dem was sie machen später mal wird. Im Grunde ist mir das schon lange klar aber es wird mir immer deutlicher: Schon in der Schule machten die Leute diesen Schrott nicht weil sie mal nen super Job, dicke Kohle oder sonstwas wollten. Sie machten es einfach weil es so vorgesehen war diesen Schrott zu machen und weil es so am einfachsten war weil man ja tat was von einem erwartet wurde. So ist es auch mit Gesetzen: Die Leute befolgen Gesetze weil sie nunmal Gesetze sind und damit hat das schon alles seine Richtigkeit. Sie hinterfragen aber nicht ob das in Ordnung ist, ob irgendwer das Recht hat einem das erlaubte oder verbotene zu erlauben oder zu verbieten. Sie hinterfragen nicht ob ein vielleicht sinnvolles Gesetz aufgrund anderer Gesetze die das Gegenteil bewirken nicht in gewisser Weise umgangen werden kann von einigen Personen.
Oder auch mit Moral: Die Leute handeln nicht moralisch weil dies ihrer eigenen Moral entspricht, sondern weil es so von einem erwartet wird, weil es so leichter ist und weil sie sich keine Gedanken machen wollen um eine eigene Moral zu entwickeln bzw. das vorgegebene Muster zu hinterfragen. Die Medieen und die Allgemeinheit machen die Meinungen und die Leute sind auchnoch überzeugt von dem Scheiß über den sie keine Sekunde nachgedacht haben.
Jeder macht so seine kleine Arbeit und befriedigt seine kleinen Bedürfnisse ohne dabei auf das große Ganze zu schauen das dabei entsteht. Und dieses große Ganze gefällt mir ganz und garnicht. Es nutzt nichts sondern schadet nur. Es ist genauso wie es in Cube einzigartig dargestellt und erklärt wird.

John Donne
20.08.2003, 11:47
Ich sehe einiges etwas anders.
Deine Einschätzung (von den letzten drei Sätzen mal abgesehen) mag zwar auf viele Leute zutreffen. Die große Anzahl von juristischen Streitigkeiten in Deutschland gegen Rechtsakte des Staates widerspricht dem ersten Punkt meines Erachtens allerdings deutlich.
Daß man in der Schule bis zum einem Gewissen Grad lernt, weil es vorgesehen ist, ist bis zu einem gewissen Alter völlig ok, nimmt aber sicher mit zunehmenden Alter ab. Kinder wissen nicht immer, was gut für sie ist.
Das beherrschen elemtarer Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben ist für jeden wichtig, ansonsten wird er nie seinen Horizont erweitern und sich überhaupt über den (Un)sinn der Schule Gedanken machen können.
Bildung an sich schadet auch nicht, ansonsten erfindet in gewisser Weise jeder das Rad neu. Ob Gesetze an sich sinnvoll sind, ist auch mehr eine akademische Frage, bei der eher der Weg das Ziel ist und das Ergebnis, nämlich daß sie sehr sinnvoll sind, schon vorher feststeht (der Weg ist allerdings interessant), es sei denn, man ist Anarchist (für mich ein sehr pubertärer Geisteszustand).
Die meisten Leute handeln m.E. nach nicht moralisch, wissen aber, daß es sicht lohnt, den Schein der Moral zu wahren.
Daß viele Leute allerdings sehr wenig nachdenken, ist traurig aber wahr. Dinge prinzipiell in Frage zu stellen, ist eine gute Sache und entspricht dem philosophischen "Was kann ich wissen?". Es ist aber auch wichtig das "Was soll ich tun?" zu beanworten. Den meisten Leuten reicht dabei die Antwort ohne Begründung. Denken ist halt anstrengend. Man könnte danach ja wissen, was man tut. Und daraus entsteht Verantwortung und die trägt sich nunmal schwer.

Gruß
John

subba
20.08.2003, 15:06
>Deine Einschätzung (von den letzten drei Sätzen mal abgesehen) mag
>zwar auf viele Leute zutreffen. Die große Anzahl von juristischen
>Streitigkeiten in Deutschland gegen Rechtsakte des Staates widerspricht
>dem ersten Punkt meines Erachtens allerdings deutlich.

Ich bestreite ja nicht dass es welche gibt die sich fürchterlich über irgendwelche Einzelheiten aufregen, aber wer von denen schaut dabei schon auf das gesamte Leben und hinterfragt etwa solche Gesetze wie Diebstahl, Steuerhinterziehung oder so.

>Daß man in der Schule bis zum einem Gewissen Grad lernt, weil es
>vorgesehen ist, ist bis zu einem gewissen Alter völlig ok, nimmt aber
>sicher mit zunehmenden Alter ab. Kinder wissen nicht immer, was gut für
>sie ist.

Erwachsene wissen auch selten öfter was gut für ihre Kinder ist, auch wenn sie ziemlich konkrete Vorstellungen davon haben.

>Das beherrschen elemtarer Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben ist
>für jeden wichtig, ansonsten wird er nie seinen Horizont erweitern und
>sich überhaupt über den (Un)sinn der Schule Gedanken machen können.

Ja das schon aber das ist ja jetzt die Grundschule... Ich hab auch nix dagegen was man da lernt oder so, mich nervt es nur dass die Leute nicht lernen um etwas bestimmtes damit zu erreichen. Und das Abitur an sich kann kein Ziel sein sondern höchstens das was man mit dem Wisch dann mal erreichen will. Die sollen nicht nur fragen: "Warum gehe ich eigentlich zur Schule ?", sondern auch: "Was will ich damit mal erreichen ?"

>Bildung an sich schadet auch nicht

Da wär ich mir auch nicht so sicher... Wissen kann die Lebensqualität durchaus reduzieren !

>ansonsten erfindet in gewisser Weise jeder das Rad neu. Ob Gesetze an
>sich sinnvoll sind, ist auch mehr eine akademische Frage, bei der eher der
>Weg das Ziel ist und das Ergebnis, nämlich daß sie sehr sinnvoll sind,
>schon vorher feststeht (der Weg ist allerdings interessant), es sei denn,
>man ist Anarchist (für mich ein sehr pubertärer Geisteszustand).

Das ist aber jetzt pauschalisiert dass Gesetze immer sehr sinnvoll sind. Wenn jetzt ein Gesetz raus kommt wo drin steht dass jeder Bundesbürger verpflichtet ist dich zu schlagen, fändest du das dann auch noch sinnvoll ?? Angeblich sollen Gesetze ja zum Schutze der Allgemeinheit sein. Aber oft dafür auf Kosten anderer... Zum Beispiel diese Alimenteabdrückerei ist doch nur deshalb da damit der Staat keine Sozialhilfe für alleinerziehende Mütter blechen muss. Dass dabei die Existenz einer Person nahezu ruiniert wird ist dabei für den Staat zweitrangig.

>Die meisten Leute handeln m.E. nach nicht moralisch, wissen aber, daß es
>sicht lohnt, den Schein der Moral zu wahren.
>Daß viele Leute allerdings sehr wenig nachdenken, ist traurig aber wahr.
>Dinge prinzipiell in Frage zu stellen, ist eine gute Sache und entspricht
>dem philosophischen "Was kann ich wissen?". Es ist aber auch wichtig
>das "Was soll ich tun?" zu beanworten. Den meisten Leuten reicht dabei
>die Antwort ohne Begründung. Denken ist halt anstrengend. Man könnte
>danach ja wissen, was man tut. Und daraus entsteht Verantwortung und
>die trägt sich nunmal schwer.

Vielleicht entsteht aus Wissen Verantwortung, vielleicht auch nicht. Das hängt davon ab welchen Wert man den Menschen an sich zuordnet und das ist eine rein subjektive, philosophische Frage.

John Donne
20.08.2003, 16:18
Original von subba
Original von John Donne Ob Gesetze an sich sinnvoll sind, ist auch mehr eine akademische Frage, bei der eher der Weg das Ziel ist und das Ergebnis, nämlich daß sie sehr sinnvoll sind, schon vorher feststeht (der Weg ist allerdings interessant), es sei denn, man ist Anarchist (für mich ein sehr pubertärer Geisteszustand).
Das ist aber jetzt pauschalisiert dass Gesetze immer sehr sinnvoll sind. Wenn jetzt ein Gesetz raus kommt wo drin steht dass jeder Bundesbürger verpflichtet ist dich zu schlagen, fändest du das dann auch noch sinnvoll ??

Ich habe mich leider sehr mißverständlich ausgedrückt. Die Existenz von Gesetzen, also daß es ein Geflecht von das Zusammenleben regelnden Normen gibt, ist sinnvoll, daß meinte ich damit. Daß es inhaltlich völlig schwachsinnige Gesetze gibt, ist leider wahr (und wird, wie es aussieht sich so schnell auch nicht ändern...). Die Mehrzahl der wichtigsten Norm halte ich jedoch für sinnvoll.


Original von subba
Wissen kann die Lebensqualität durchaus reduzieren !

Fühlst Du Dich - bildlich gesprochen - aufgrund Deiner Bildung manchmal wie Adam, der vom Apfel vom Baum der Erkenntnis ein paarmal zu oft abbeißen mußte? So eine Homer-Simpson-Existenz ist doch eigentlich auch klasse? :))
Bildung macht vielleicht nicht glücklich, eröffnet aber andere Gedankenwelten und haufenweise Perspektiven. Privat und beruflich.

Gruß
John

subba
20.08.2003, 18:00
>Ich habe mich leider sehr mißverständlich ausgedrückt. Die Existenz von
>Gesetzen, also daß es ein Geflecht von das Zusammenleben regelnden
>Normen gibt, ist sinnvoll, daß meinte ich damit. Daß es inhaltlich völlig
>schwachsinnige Gesetze gibt, ist leider wahr (und wird, wie es aussieht
>sich so schnell auch nicht ändern...). Die Mehrzahl der wichtigsten Norm
>halte ich jedoch für sinnvoll.

Vielleicht ist es das vielleicht auch nicht ! Wenn es nur subjektive Wahrheiten gibt kann es ja genausogut sein, dass Mord gut ist. Jedenfalls dann wenn nur ein einziger Mensch glaubt Mord sei gut, denn dann wäre das ja auch wahr.

>Fühlst Du Dich - bildlich gesprochen - aufgrund Deiner Bildung manchmal
>wie Adam, der vom Apfel vom Baum der Erkenntnis ein paarmal zu oft
>abbeißen mußte? So eine Homer-Simpson-Existenz ist doch eigentlich
>auch klasse? :))

Ja eine Homer Simpson Existenz ist sicherlich sehr gut !

>Bildung macht vielleicht nicht glücklich, eröffnet aber andere
>Gedankenwelten und haufenweise Perspektiven. Privat und beruflich.

Ja aber was bringen mir Gedanken und berufliches Weiterkommen ? Die sind auch kein Patentrezept für Erfüllung !

Duck
21.08.2003, 22:20
Ja,wieso?
Mit dem Hinterfragen solltest Du allerdings zuerst bei Dir anfangen.
Dann würden,zumindest mir,einige Deiner Beiträge erspart bleiben.

lux
25.08.2003, 14:04
mit dem hinterfragen ist das so eine sache. es ist uns unmöglich alle gesetze, moralvorstellungen und ideen zu hinterfragen, sonst würden wir, wie es auch schon vorher angeklungen ist, jedesmal das rad neu erfinden. das wär sicher schön und sinnvoll doch auch sehr sehr mühsam. Um dass zu verhindern ist es viel wichtiger unterscheiden zu können was und wem ich blind vertrauen kann um meine fragen zu begründen, dass ist meiner meinung nach das größte und schwierigste gedankenproblem vor dem sich viele menschen drücken. das risiko dem falschen zu vertrauen und somit einen rückschlag zu erhalten ist groß, doch mit der zeit wird man auch erfahrener und traut sich immer brissantere themen zu hinterfragen. jeder hat seine eigenen erfahrungen auf die er vertrauen sollte. Doch einen bezugspunkt und fundament unserer erfahrungen brauchen wir und das sind im allgemeinen die gesetzte und moralvorstellungen einer gesellschaft , die ja auch, größtenteils zu mindest, im sinn auferlegt wurden.

So long
Lux

Hans Joseph
01.09.2003, 18:28
Hey, subba,


wie kann ich wissen, was ich denke,
bevor ich höre, was ich sage?

das ist nun leider mal so

Pisa läßt grüßen

HJR

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Wir suchen die Wahrheit,
finden wollen wir sie aber nur dort,
wo es uns beliebt.
Marie v. Ebner-Eschbenbach

dulcinella
01.09.2003, 20:11
@subba:

Wenn die Leute nicht hinterfragen würden, würden sie dann dieses Forum oder die BILD lesen?

(Nur Beispiele...)

Jeder, aber auch jeder hinterfrägt was er/sie tut - und wenn es nur ein kurzer Moment des Nachdenkens ist.

Was du wohl meinst:
'Warum informieren sich die Leute nicht, bevor sie sich eine Meinung bilden?'

Das allerdings ist eine Frage der Bildung und der Privilegien:

Beispiele:
Im Mittelalter hatten nur die Priveligierten die Möglichkeit
In Totalitären Staaten ebenfalls
In Demokratischen Strukturen früher nur die Gebildeten, denn sie hatten die Möglichkeiten.

Betonung auf 'hatten' mit Einführung des Internets und dessen Akzeptanz hat sich das IMHO gewaltig geändert.


Insofern: Solange DU die Möglichkeiten hast dich zu informieren: tu es doch und 'bilde' dir deine Meinung - die Möglichkeiten hast du es liegt an dir - oder?

;)

subba
02.09.2003, 01:01
Mit hinterfragen meine ich nicht kurz im Unterbewusstsein abchecken ob man das Gesetz (z.B.) nun beachtet oder nicht sondern sich zu überlegen ob dieses Gesetz in dieser Form auch Sinn macht (und das tun viele 100%ig sicher nicht, das weiß ich aus Gesprächen usw.). Konsequenzen müssen diese Überlegungen nichtmal haben denn man kann ja auch ein Gesetz befolgen das keinen Sinn macht aber trotzdem opportuner ist als es zu brechen aber die Entscheidung meine ich eben nicht sondern sich allgemeine Gedanken zu machen unabhängig von einer Entscheidung.

Ich würde außerdem nicht davon ausgehen dass das Internet so wesentlich zur sozialen Mobilität beiträgt. In der Schule interessiert ja nicht was ich kann und weiß sondern wie sehr ich dem Lehrer vermitteln kann dass ich etwas kann und weiß ! Und zwischen beidem gibt es bisweilen gewisse Unterschiede. Vor allem wenn ich im Internet bin lerne ich nicht gerade Mathe, Geschichte oder Erdkunde. Andere vielleicht aber nur die die es interessiert und die kriegen das Wissen auch aus Büchern. Also ich bezweifle erstens dass man dadurch so viel lernt (sicher lernt man einiges aber eben nicht wirklich vieles was man für die Schule brauchen kann) und zweitens bezweifle ich dass das was man da lernt zwangsläufig in der Schule hilft !