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Vollständige Version anzeigen : Mt 13,12



Moloch
31.05.2005, 15:05
Habe gerade dies hier gelesen:


Für die Vermittler der Agentur für Arbeit und der neuen Jobcenter hat sich nach eigener Einschätzung durch Hartz IV noch nicht viel verändert. Ihnen ist klar, dass die Reform keine neuen Jobs schafft. Vorerst steht das Fordern eindeutig im Vordergrund. Dabei räumt ein Vermittler ein, "dass es nicht gerecht sein kann, wenn ein 50jähriger Facharbeiter nach über 30 Jahren Arbeit genauso viel bekommt wie ein Sozialhilfeempfänger." So richtig hart", sagt ein anderer, wird es erst, "wenn wir anfangen, die neuen Zumutbarkeitsregeln durchzusetzen".

Das ist wohl die Meinung einer überwältigenden Mehrheit der Deutschen, aber ich werde sie nie begreifen und nie akzeptieren. Was ist gerecht daran, wenn jemand, der 30 Jahre lang arbeiten konnte und einen entsprechenden Lohn verdiente - dem es also gut ging - mehr bekommt als jemand, dem vielleicht 30 Jahre lang keine Arbeit hatte?

Mit so einer Vorstellung von Gerechtigkeit kann der Sozialabbau bestimmt nicht verhindert werden. Warum sollte etwa ein ausgegrenzter Sozialhilfeempfänger dabei mithelfen, anderen Leuten ihre Priviliegien zu erhalten? Warum?

Mt 13,12 - "Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat." - Grundprinzip des deutschen Sozialstaats.

Stahlschmied
31.05.2005, 15:10
Es muss das Leistung/Lohn- Verhältnis zueinander stimmen.

Moloch
31.05.2005, 15:23
Es muss das Leistung/Lohn- Verhältnis zueinander stimmen.

Na klar. Der Facharbeiter hat 30 Jahre lang etwas geleistet und dafür einen entsprechenden Lohn erhalten. Er hat mehr verdient als ein nicht arbeitender Sozialhilfeempfänger. Bei letzterem ist es in der Regel so, daß er nicht arbeiten konnte! Also nicht etwa "faulenzte"!

Und nun hat der Facharbeiter seine Arbeit verloren und leistet genausowenig wie der Sozialhilfeempfänger. Warum soll er jetzt noch mehr Geld erhalten? Weil er früher mal gearbeitet hat? Hat er das nicht freiwillig getan? Wurde er dafür etwa nicht angemessen entlohnt? Hat er sich dafür etwa nicht eine Menge leisten können, was der SHE sich in der Regel eben nicht leisten konnte?

Er soll also mehr Geld erhalten, weil es ihm früher besser ging. Deshalb soll es ihm auch jetzt noch besser gehen als dem gewöhnlichen Sozialhilfeempfänger - so die Logik unseres Sozialstaats. Die Hierarchie unter den Menschen soll bis zur Bahre aufrechterhalten werden.

Wenn wir dieses Prinzip weiter treiben, dann folgt daraus, daß ein Arbeitsloser, der früher mal Spitzenmanager war und Millionen verdiente, nun aber seit mehr als 1 Jahr arbeitslos ist, ein besonderes Luxus-ALG2 bekommen sollte. Vielleicht wären 10000 EUR/Monat angemessen, damit er nicht zu sehr leiden muß? Wäre das in den Augen der meisten Deutschen gerecht?

Stahlschmied
31.05.2005, 15:28
Die Leistung ist es die zählt.

Stahlschmied
31.05.2005, 15:36
Es muss das Leistung/Lohn- Verhältnis zueinander stimmen.Gedankenweiterführung:

Leistung ist die Produktivität und Arbeitswertschätzung in der bisherigen Arbeitszeit von dem Menschen. Die Leistung die diese Beispielsperson erhält wenn sie Arbeits-/Einkommenslos wird muss gerecht bemessen sein.


Die Leistung ist es die zählt.Ich schätze ehrbare Arbeit. Und es zählt nur derjenige der auch tatsächlich arbeitete. Alles andere wäre ungerecht.

BMW M6
31.05.2005, 15:40
Warum sollte etwa ein ausgegrenzter Sozialhilfeempfänger dabei mithelfen, anderen Leuten ihre Priviliegien zu erhalten? Warum?Ganz genau. Deswegen muss Sozialabsicherung schleunigst privatisiert werden.

Wilhelm Tell
31.05.2005, 15:47
Ganz genau. Deswegen muss Sozialabsicherung schleunigst privatisiert werden.


sag mal.... gehts dir gut...... wie sehe es denn dann aus? 50 Jahre wurde in Dtl. hart gearbeitet, damit nie wieder ein Bettler einsam auf der Straße sterben muss, und du willst brasilianische Verhältnisse schaffen. Ich in beckenend liberal, aber das geht sogar mir zu weit. Die Konsequenzen wären drastisch!

Moloch
31.05.2005, 16:13
sag mal.... gehts dir gut...... wie sehe es denn dann aus? 50 Jahre wurde in Dtl. hart gearbeitet, damit nie wieder ein Bettler einsam auf der Straße sterben muss...

In Deutschland sterben eine ganze Menge Bettler einsam auf der Straße.

Dafür gibt's aber eine Ausflucht und die geht so: diese Bettler mussten ja nicht sterben, es stand ihnen frei, das Glück zu haben, auf dem Sozialamt an eine ihnen wohlgesonnene Sachbearbeiterin zu geraten...

Stahlschmied
31.05.2005, 16:27
Ich schätze ehrbare Arbeit. Und es zählt nur derjenige der auch tatsächlich arbeitete. Alles andere wäre ungerecht.Ausführung:

Ungerecht sich selber und der Solidargemeinschaft gegenüber. Man kann nicht Leistung für etwas verlangen was man nicht erbracht hat.

Das wäre auf Dauer gar nicht bezahlbar.

BMW M6
31.05.2005, 17:02
sag mal.... gehts dir gut...... wie sehe es denn dann aus? 50 Jahre wurde in Dtl. hart gearbeitet, damit nie wieder ein Bettler einsam auf der Straße sterben muss, und du willst brasilianische Verhältnisse schaffen. Ich in beckenend liberal, aber das geht sogar mir zu weit. Die Konsequenzen wären drastisch!Warum Brasilien. Ich habe eigentlich Sozialabsicherung für gesunde arbeitsfähige Menschen gemeint.

buckeye
31.05.2005, 17:12
ist es zuviel verlangt von einem menschen zu verlangen etwas fuer sin eigenes fortkommen zu tun ???? wie arbeitslosenversicherung etc. ??????
Wen du freiheit willst dann gehoert dazu auch die freiheit auf die schnauze zu fallen OHNE das ein sogenanntes soziales netz dich weich auffaengt und dir suggeriert es ist ja nicht deine schuld

Moloch
31.05.2005, 17:12
Brasilien hat ein vorbildliches System der sozialen Grundsicherung: Alle Brasilianer und Ausländer, die seit mehr als fünf Jahren im Land leben, haben Anspruch auf eine staatliche Leistung, die ihre Grundbedürfnisse wie Lebensmittel, Erziehung und Gesundheit abdeckt. Dabei handelt es sich um eine allgemeine Beihilfe, die von der Geburt bis zum Tod ausbezahlt wird, bedingungslos und ohne Unterschied, für Reiche und Arme gleichermaßen, insbesondere ohne Verpflichtung zu einer Erwerbsarbeit..

Moloch
31.05.2005, 17:14
ist es zuviel verlangt von einem menschen zu verlangen etwas fuer sin eigenes fortkommen zu tun ???? wie arbeitslosenversicherung etc. ??????
Wen du freiheit willst dann gehoert dazu auch die freiheit auf die schnauze zu fallen OHNE das ein sogenanntes soziales netz dich weich auffaengt und dir suggeriert es ist ja nicht deine schuld

An wen richtest Du Dich und wo liegt der Bezug zum Thema?

Manfred_g
31.05.2005, 17:23
Habe gerade dies hier gelesen:



Das ist wohl die Meinung einer überwältigenden Mehrheit der Deutschen, aber ich werde sie nie begreifen und nie akzeptieren. Was ist gerecht daran, wenn jemand, der 30 Jahre lang arbeiten konnte und einen entsprechenden Lohn verdiente - dem es also gut ging - mehr bekommt als jemand, dem vielleicht 30 Jahre lang keine Arbeit hatte?

Mit so einer Vorstellung von Gerechtigkeit kann der Sozialabbau bestimmt nicht verhindert werden. Warum sollte etwa ein ausgegrenzter Sozialhilfeempfänger dabei mithelfen, anderen Leuten ihre Priviliegien zu erhalten? Warum?

Mt 13,12 - "Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat." - Grundprinzip des deutschen Sozialstaats.

Ich weiss nicht ob es die Meinung der ueberwaeltigenden Mehrheit der Bevoelkerung ist, meine ist es auf jeden Fall, denn
1) ist es keineswegs so sicher, dass ein Mensch der 30 Jahre (!) lang keine Arbeit hatte, daran voellig schuldlos ist
2) man sollte Wohlstand und Lebensstandard nicht nur auf Geld fixiert betrachten.
Wer 30 Jahre lang keine Arbeit hatte, hat sein vermindertes Einkommen durch ein erhebliches Plus an Freizeit kompensieren koennen.
Und Freizeit ist ein ganz wesentlicher Faktor fuer Lebensqualitaet.
Ich sehe keinerlei Anspruch auf eine noch weitergehende Lastenbuendelung zu ungunsten der arbeitenden Menschen.

buckeye
31.05.2005, 17:50
An wen richtest Du Dich und wo liegt der Bezug zum Thema?
Der bezug ist das jemand der 30 jahre eingezahlt hat in meinen augen auf mehr anspruch hat als jemand der 30 jahre aus welchen gruenden auch immer NICHT gearbeitet hat.
Dieser ganze nonsense von sozialsystem ist doch eh kalter kaffee ....
es sollte den buerger freigestellt werden ob er weiter in ein staatliches system einzahlen will oder ob er sich allein um sein weiterkommen kuemmern will.

Moloch
31.05.2005, 18:08
1) ist es keineswegs so sicher, dass ein Mensch der 30 Jahre (!) lang keine Arbeit hatte, daran voellig schuldlos ist

Es ist immerhin möglich. Aber bei Sozialhilfeempfänger kehrst Du ja die Beweislast um - im Zweifel gegen den Angeklagten - nicht wahr?


Wer 30 Jahre lang keine Arbeit hatte, hat sein vermindertes Einkommen durch ein erhebliches Plus an Freizeit kompensieren koennen.
Und Freizeit ist ein ganz wesentlicher Faktor fuer Lebensqualitaet.

Richtig. Es gleicht sich aus. Arbeit gegen Geld. Der Facharbeiter und der Staat waren quitt, bereits bevor der Facharbeiter arbeitslos wurde.


Ich sehe keinerlei Anspruch auf eine noch weitergehende Lastenbuendelung zu ungunsten der arbeitenden Menschen.

Dann müsstest Du eigentlich dagegen sein, daß der arbeitslose Facharbeiter mehr bekommen soll als der Sozialhilfeempfänger.

Moloch
31.05.2005, 18:10
Der bezug ist das jemand der 30 jahre eingezahlt hat in meinen augen auf mehr anspruch hat als jemand der 30 jahre aus welchen gruenden auch immer NICHT gearbeitet hat.
Dieser ganze nonsense von sozialsystem ist doch eh kalter kaffee ....
es sollte den buerger freigestellt werden ob er weiter in ein staatliches system einzahlen will oder ob er sich allein um sein weiterkommen kuemmern will.

Ich gebe Dir insoweit recht, als daß ein Sozialsystem sinnlos ist, das nach der Devise verfährt, daß jeder soviel herausbekommen soll, wie er zuvor eingezahlt hat. Das ist nichts als ein sinnloses Herumschieben von Geld.

Prediger
01.06.2005, 17:47
... als ein nicht arbeitender Sozialhilfeempfänger. Bei letzterem ist es in der Regel so, daß er nicht arbeiten konnte! Also nicht etwa "faulenzte"!

:-:
Wer sich in den letzten 30 Jahren als Sozialhilfeempfänger durchbrachte und grundsätzlich arbeitsfähig ist, war sehr wohl ein Faulenzer.

Bei der heutigen konjunkturellen Lage sieht das natürlich anders aus, aber erst seit einigen Jahren.

Gruß vom Prediger

Moloch
02.06.2005, 06:42
Wer sich in den letzten 30 Jahren als Sozialhilfeempfänger durchbrachte und grundsätzlich arbeitsfähig ist, war sehr wohl ein Faulenzer.

Arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger, welche auch arbeiten dürfen, sind - und waren auch schon von Hartz 4 - verpflichtet, sich aktiv um Arbeit zu bemühen (d.h. Bewerbungen nachzuweisen) und angebotene Arbeit anzunehmen. Wenn Du recht hast, dürfte es solche Fälle also überhaupt nicht geben.

Es war nämlich gar nicht die Rede von einem Sozialhilfeempfänger, der arbeitsfähig war und 30 Jahre (wo kommt diese Zahl her? Nachlesen bitte!) lang nicht gearbeitet hätte! Das ist nichts als eine Erfindung, um die zynische Unmoral dieses Sozialstaats zu verteidigen. Es ging ganz einfach um nicht näher beschriebene Sozialhilfeempfänger. Und die können sehr wohl arbeitsunfähig sein oder dürfen erst gar nicht arbeiten.

Skorpion968
02.06.2005, 08:40
Das ist wohl die Meinung einer überwältigenden Mehrheit der Deutschen, aber ich werde sie nie begreifen und nie akzeptieren. Was ist gerecht daran, wenn jemand, der 30 Jahre lang arbeiten konnte und einen entsprechenden Lohn verdiente - dem es also gut ging - mehr bekommt als jemand, dem vielleicht 30 Jahre lang keine Arbeit hatte?

Mit so einer Vorstellung von Gerechtigkeit kann der Sozialabbau bestimmt nicht verhindert werden. Warum sollte etwa ein ausgegrenzter Sozialhilfeempfänger dabei mithelfen, anderen Leuten ihre Priviliegien zu erhalten? Warum?

Mt 13,12 - "Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe. Wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat." - Grundprinzip des deutschen Sozialstaats.

Es geht ja hier nicht darum, den ehemals Arbeitenden gegenüber dem Sozialhilfempfänger grundsätzlich zu bevorteilen. Ich kann dein Argument schon nachvollziehen, dass dieses nicht gerecht wäre.

Aber es geht hier einzig und allein um die Tatsache, dass dieser ehemalige Arbeiter über 30 Jahre lang gezwungen wurde, in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen. Dieses Geld - viele 10000 Euro - wurde ihm ungefragt von seinem erarbeiteten Lohn abgezogen. Damit hat er - gemäß dem Umlagesystem - andere Arbeitslose mitfinanziert, unter Umständen auch anteilig unseren Sozialhilfeempfänger. Gerecht ist es nun, wenn er den Anspruch erfüllt bekommt, selbst im Falle seiner heutigen Arbeitslosigkeit - gemäß dem Umlagesystem und anteilig zu seinen Einzahlungen - ebenfalls gefördert zu werden. Ansonsten hätte man ihm von vornherein die Option lassen müssen, nicht in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen und seine Vorsorge selbst zu übernehmen. Zudem haben Arbeitnehmer, die nach 30 Jahren arbeitslos werden, aufgrund ihres Alters geringe Chancen eine neue Anstellung zu finden und bedürfen daher der besonderen Unterstützung.

Das heißt aber lange nicht, dass der langjährige Sozialhilfeempfänger deshalb in die Pampa geschickt werden soll. Auch hier muss eine angemessene Unterstützung her, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieser Mensch nichts ins soziale System eingezahlt hat. Man muss hier den Einzelfall genau betrachten, ob eine Erkrankung oder Behinderung vorliegt, ob die Chancen auf dem Arbeitsmarkt wirklich keine Arbeitstätigkeit zugelassen haben oder ob hier wirklich Arbeitsunwilligkeit vorlag. Demnach ist zu beurteilen, wie und in welchem Maße dieser Mensch unterstützt werden kann.

Grundlegend macht es jedoch keinen Sinn, diese ohnehin schon schwer benachteiligten Bevölkerungsgruppen nun noch gegeneinander auszuspielen.